Zunächst muss ich Ihnen ein Kompliment aussprechen. Abgesehen davon, dass mich das Buch inhaltlich, sprachlich und von der Dramaturgie her begeistert hat, habe ich durch diese Mischung aus Dokumentation und Roman das erste Mal die Wut und Frustration der 68er nachfühlen können.
Vielen Dank, das ist ja nett. Ich war in Teilen auch überrascht, wie das damals abgelaufen ist, und habe viel erfahren.
Sie haben mit der Familie Hellberg, die 1962 nach Ägypten geht, fünf Figuren, die alle verschiedene Perspektiven auf die damalige politische Situation und den Umzug verkörpern.
Ja, Friedrich Hellberg, der Vater, hat bewusst und aktiv den Zweiten Weltkrieg erlebt. Er repräsentiert eine Mischung aus meiner Eltern- und Großelterngeneration, die den Übergang von Weimarer Republik zu Nationalsozialismus zur Bundesrepublik mitmachte. Einerseits hat er Angst vor der Fremde und andererseits ist er offen und hat als Ingenieur den Abenteuergeist, der diesem Beruf auch mal anhaftete. Seine Frau dagegen setzt ihre Grenzen immer enger, sie ist mit Kairo überfordert und ihre Disposition ist für diese Generation von Frauen auch nicht unbedingt untypisch, denke ich. Bei ihrem ältesten Sohn Kai, der in Deutschland bleibt, habe ich mir angemaßt, die Geschichte der deutschen Israel-Solidarität nach 1945 aufzubürden, die Studentenbewegung und Interesse