Erich Kästners fliegendes Klassenzimmer, Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach oder Helme Heines tierische Freunde, die für jedes Problem eine Lösung finden: Sie haben schon Generationen begleitet. Auch in den aktuellen Verlagsprogrammen ist Freundschaft ein großes Thema. Wie fröhlich und traurig, bedrückend und herzwärmend sie sein kann, das zeigen die folgenden Bücher auf ganz unterschiedliche Weise.
Viele haben Saša Staniši ersten Kinderroman nach dem Bilderbuch „Hey, hey, hey, Taxi!“ und den Vorlesegeschichten „Panda-Pand“ schon gespannt erwartet. Und wirklich alle, auch die lesen und durch die Seiten mit Regina Kehns atmosphärischen Illustrationen blättern. Die entführen in ein sommerliches Ferienlager mitten im Wald, wo Staniši s Icherzähler notgedrungen eine Woche verbringt. Von Anfang an schlüpft er in die Rolle des Beobachters und Miesepeters, der alles Unechte und Vorgetäuschte entlarvt: das kumpelhafte Getue der Betreuer, das arrangierte Lagerfeuer mit den abgezählten Folienkartoffeln, Marko und seine beiden Jungs in ihren „baugleichen Steppwesten“, die nur nach einem Opfer suchen. Wie immer trifft es Jörg, den Außenseiter mit den abstehenden Ohren und dem altmodischen Rucksack. Doch der Icherzähler erkennt: „Es liegt an den Verarschern und den Blödanmachern“, die Jörg absichtlich „andersiger“ machen und ausgrenzen. Soll er wegsehen, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen, oder Jörg beistehen? Wäh-rend der Icherzähler noch mit sich ringt, lauert im Wald der Wolf. Und mit ihm wächst all das Unausgesprochene, die Angst, die Wut – und vielleicht auch die Kraft, etwas zu verändern. Lakonisch, witzig und ohne zu beschönigen, erzählt Staniši von Mobbing und Ausgrenzung. Aber seine Geschichte macht auch Mut, gerade weil sie auf ein plattes Happy End und den pädagogisch erhobenen Zeigefinger verzichtet.