JACQUELINE KORNMÜLLER
Das Haus verlassen
Deutsche Originalausgabe
Diese Erzählung haben wir Haruki Murakami zu verdanken. Die Wiener Regisseurin Jacqueline Kornmüller inszenierte Murakamis „Unheimliche Bibliothek“ und fragte bei der Berliner Illustratorin Kat Menschik an, ob sie deren Illustrationen zu einigen von Murakamis Erzählungen verwenden dürfe. So begannen sie einander menschlich und künstlerisch sehr zu mögen. Mit „Das Haus verlassen“ ist nun ihr erstes gemeinsames Buch entstanden. Kornmüller schrieb den Text, Menschik schuf die Illustrationen. Aus der Perspektive einer allein lebenden Ich-Erzählerin geht es um ein sehr lebendiges Haus. Die Protagonistin liebt es innig, hat es gestaltet und hergerichtet, sie ist jedem Winkel dort liebevoll zugetan, doch fühlt sie sich mehr und mehr selbst wie Inventar, fast gefangen. Schweren Herzens versucht sie, das Haus zu verkaufen. Kornmüller schildert mit viel Komik, wie das Haus von potenziellen Käufer*innen besichtigt wird. Das Haus selbst erscheint dabei wie eine zweite Hauptfigur, eine Person mit Mitspracherecht und eigenwilliger Persönlichkeit. Wenn man den vergoldeten Buchschnitt aufschlägt und blätternd Menschiks detailreiche Bilder voller wohlgeordnetem Chaos aus dem Zimmer und dem Garten auf sich wirken lässt, versteht man ganz genau, warum. (man)
Ein ganz besonders hübsches Künstlerinnenbuch über ein Haus mit eigenwilliger Persönlichkeit.
GALIANI, 96 Seiten, 22 Euro
ANNE WEBER
Bannmeilen
Deutsche Originalausgabe
Wer gerne abseits der üblichen touristischen Wege durch Großstädte flaniert, wird Anne Webers Entdeckungsroman „Bannmeilen“ lieben. Die Übersetzerin und Autorin lebt seit mehr als 40 Jahren in Paris und beschreibt, mit Blick fürs Detail und wunderbar lakonisch, wie sie die Stadt jenseits der Périphérique entdeckt. Zusammen mit einem befreundeten Filmemacher wandert sie zu Fuß durch die ihr unbekannten Vorstädte, wenige Kilometer und zugleich Welten entfernt vom glänzenden Zentrum von Paris. Ihr Begleiter ist der Sohn algerischer Eltern, stammt selbst aus den Banlieues und sucht Drehorte, um den Wandel der Stadt zu dokumentieren, den die Vorbereitungen auf Olympia 2024 verursachen. Sie stoßen in Saint Denis auf Baustellen für das Sportevent und finden teilweise noch bewohnte Ruinen der gigantischen Sozialbauten aus den 1960er-Jahren, sie entdecken in Bobigny einen zwischen Schrotthalden verborgenen islamischen Friedhof und viele andere Orte, die zugleich von hehrer französischer Geschichte, blutigem Kolonialismus