Best Friends Club: Daddy cool
Von Karin Ammerer
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Über dieses E-Book
Karin Ammerer
Karin Ammerer absolvierte ihre Ausbildung in Englisch, Geschichte und Integration für das Lehramt an der Pädagogischen Akademie in Graz. Mit ihren Geschichten will sie jungen Menschen das Lesen schmackhaft machen. Karin Ammerer lebt mit ihrer Familie in der Oststeiermark.
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Buchvorschau
Best Friends Club - Karin Ammerer
Anlaufstellen
Elternkummer und Lehrergejammer
Oder: Warum mir der Lebensraum Wasser blunziwurschtegal ist
„Katharina!, unterbricht der Bio sein Referat und rückt seine Brille zurecht, bevor er mir einen furchtbar strengen Blick zuwirft. „Der Lebensraum Wasser scheint ja nicht ganz dein Interesse zu wecken …
Damit hat der Bio durchaus recht! Ich, Katharina Schöberl, habe im Moment ganz andere Sorgen als langweilige Biologiestunden und die noch langweiligeren Referate dazu. Denn der Lebensraum Wasser ist mir heute tatsächlich blunziwurschtegal! Genauer gesagt hätte mich heute nicht einmal das Fressverhalten kurzsichtiger Eidechsen interessiert. Aber natürlich kann man das dem Bio SO nicht sagen, denn er ist unheimlich sensibel, wenn jemand über seinen Biologieunterricht meckert.
„Doch, Herr Professor, widerspreche ich pflichtbewusst und schenke dem Bio mein schönstes Lächeln, „natürlich interessiert mich der Lebensraum Wasser. Ich habe nur nachgedacht.
Streng schüttelt der Bio den Kopf. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht nach-, sondern mitdenken sollst!", seufzt er ehrlich verzweifelt.
„Entschuldigung bitte, antworte ich und werfe ihm einen Ich-werde-es-nie-nie-wieder-tun-Blick zu. „Ich habe gerade darüber nachgedacht, wie verschwenderisch viele Menschen mit Wasser umgehen!
Da strahlt der Bio wie ein aufgeputzter Christbaum am Heiligen Abend.
„Absolut korrekt, Katharina!, lobt er und setzt zu einer Rede über das maßvolle Verwenden von Rohstoffen an. Das Thema „Sparsames Umgehen mit den Geschenken der Natur
liebt der Bio nämlich noch mehr als seine Referate. Und schon hat er den Faden für einen weiteren Vortrag, in dem er völlig versinkt und nichts um sich herum, aber auch gar nichts, mitbekommt. Also merkt der in seine Ausführungen Versunkene auch nicht, wie Steffi mir einen Zettel zuwirft.
Steffi, eigentlich Stefanie Zambrino, ist meine beste Freundin. Schon im Sandkasten haben wir miteinander gespielt und waren unzertrennlich. Na ja, fast jedenfalls. Vor gut einem Jahr haben wir uns ganz furchtbar zerstritten. Weswegen? Das weiß keine von uns mehr genau. Irgendwie war alles ein großes Missverständnis. Ich dachte, dass Steffi sich in David, den süßesten Buben der ganzen Unterstufe, verliebt hätte. Was ja eigentlich kein Problem wäre. Nur dummerweise hatte ich schon vor ihr beschlossen, David zu heiraten. Klar, dass ich kein Wort mehr mit ihr geredet habe! Und dann ist plötzlich ein total peinlicher Liebesbrief an den David aufgetaucht. Alle dachten, er wäre von mir. War er aber gar nicht. Und von Steffi auch nicht. Aber das wusste ich damals noch nicht. In der Garderobe sind Steffi und ich dann fürchterlich zusammengekracht. Ganz genau weiß ich nicht mehr, was passiert ist. Aber Larissa aus unserer Klasse hat gesagt, dass ich hochrot im Gesicht war. Kurz vor dem Explodieren halt. Und geschrien habe ich so laut, dass man es bestimmt noch im Lehrerklo gehört hat.
Jedenfalls war nach dem Streit absolute Funkstille zwischen Steffi und mir.
„Kathi, du kannst aber auch ein Sturkopf sein", hatte Mama mich ermahnt und versucht mir klarzumachen, dass Freundschaft wichtiger ist als alles andere. Sogar wichtiger als der David. Na gut, das hat die Mama damals sicher nur gesagt, weil sie nicht weiß, wie süß er ist.
Steffi hat mich ein halbes Jahr lang ignoriert und kein einziges Wort mit mir gesprochen. Und ich natürlich auch nicht mit ihr! Tja, ich habe dann das einzig Vernünftige getan und mir damals einfach eine neue beste Freundin gesucht, Hannah Holzner. Steffi und Hannah sind so verschieden wie Tag und Nacht. Hannah wohnt mit ihrer Mama, ihrer Oma und deren schwerhöriger Schwester in einem uralten Bauernhaus. Manchmal findet sogar Hannah, dass ein Mann in der Familie nicht verkehrt wäre. Aber geschadet hat ihr der weibliche Einfluss auch nicht wirklich. Denn Hannah ist furchtbar intelligent und steckt ihre Nase dauernd in irgendwelche Sachbücher. Nur leider ist sie schüchtern und überängstlich. Andere – die nicht mit ihr befreundet sind – würden wahrscheinlich sagen, sie ist langweilig. Ich vermute, das liegt daran, dass sie gleich dreifach bemuttert wird (also einmal bemuttert, dann einmal begroßmuttert und einmal schwesterbegroßmuttert), was bestimmt nicht leicht auszuhalten ist.
Steffi dagegen ist für jeden Unsinn zu haben und hat fast immer gute Laune. Sogar, wenn sie mal wieder in der Pizzeria ihrer Eltern aushelfen muss. Steffis Papa hat einen Ururopa gehabt, der Italiener war. Und deshalb kommt für Herrn Zambrino kein anderer Beruf als Pizzabäcker in Frage. Dass er nur zu einem Sechzehntel Italiener ist, stört ihn dabei nicht. Im Restaurant spricht er sogar mit einem ganz merkwürdigen italienischen Akzent. Und das, obwohl er gar kein Italienisch kann und erst zweimal in Italien auf Urlaub war. Irgendwie sind alle Zambrinos – und davon gibt es eine ganze Menge!!! – ein bisschen verrückt. Aber liebenswert verrückt.
Und deswegen haben Steffi und ich uns auch nach unserem furchtbaren Streit wieder versöhnt. Sie hat ihrem italienischen Temperament die Schuld zugeschoben. Und ich habe die Entschuldigung angenommen, obwohl Steffi nur mehr zu einem Zweiunddreißigstel Italienerin ist. Aber so kleinlich darf man nun mal nicht sein. Ich hab mich natürlich auch entschuldigt. Na ja, eigentlich habe ich mehr ein „Dumm gelaufen!" genuschelt. Aber wenn man mich genauer kennt, weiß man, dass das schon eine ziemlich ordentliche, fast schon schnulzige Entschuldigung ist. Und das war der Steffi natürlich sofort klar wie eine frisch geputzte Fensterscheibe. Wir haben uns dann hoch und heilig versprochen, dass wir nie mehr wegen eines Buben streiten würden. Auch wenn er noch süßer als der David ist.
Seitdem sind wir wieder beste Freundinnen, und weil die Steffi die Hannah auch gern mag, haben wir den BFC gegründet, den Best Friends Club, den Club der besten Freundinnen. Wir haben uns versprochen, immer zusammenzuhalten. Sogar ein Armband trägt jede von uns, auf dem steht: Friends forever.
Ich öffne also den Zettel, den mir Steffi zugeworfen hat. Natürlich hat der Bio davon überhaupt nichts bemerkt. Auf den Zettel hat Steffi fünf Fragezeichen gemalt. Ich merke, dass sie die ganze Zeit zu mir rüberschaut und mir deutet, dass ich zurückschreiben soll, was mit mir los ist. Aber ich tue so, als würde mir das nicht auffallen. Stattdessen konzentriere ich mich auf das Geschwafel vom Bio.