Spielen mit Krippenkindern: Kreative Impulse für den Alltag
Von Ingrid Biermann
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Ingrid Biermann
Ingrid Biermann war viele Jahre Leiterin einer Kindertageseinrichtung. Sie ist Inhaberin des Institutes für ganzheitliche Pädagogik (IGP) und Autorin zahlreicher Fachpublikationen.
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Buchvorschau
Spielen mit Krippenkindern - Ingrid Biermann
Ingrid Biermann
Spielen mit Krippenkindern
Kreative Impulse für den Alltag
Impressum
Titel der Originalausgabe: Spielen mit Krippenkindern
Kreative Impulse für den Alltag
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: SchwarzwaldMädel, Simonswald
Umschlagfoto: Verena Vollmer, Erwitte
Fotos im Innenteil: Verena Vollmer, Erwitte
E-Book
-Konvertierung: epublius GmbH, Berlin
ISBN (
E-Book
): 978 - 3 - 451 - 80423 - 6
ISBN (Buch): 978 - 3 - 451 - 32499 - 4
Im Interesse der besseren Lesbarkeit und weil Frauen in frühpädagogischen Berufen prozentual stärker vertreten sind als Männer, wird in diesem Buch stets die Leserin angesprochen und auch meist die weibliche Form verwendet, wenn von pädagogischen Fachkräften die Rede ist. Selbstverständlich sind damit aber immer Leser und Leserinnen bzw. männliche und weibliche Fachkräfte gleichermaßen gemeint.
Inhalt
Vorwort
Theoretische Grundlagen und Erläuterungen
1. Die Spielentwicklung des Kleinkindes
2. Die Bedeutung des Freispiels
3. Ganzheitliches Lernen in der Frühpädagogik
Praktische Umsetzung: Spiel-, Lern- und Förderangebote
1. Bewegung in den Alltag bringen
1.1 Bewegungsverse
1.2 Bewegungsgeschichten
1.3 Mitmachgeschichten
1.4 Kreisspiele und Kniereiter
1.5 Bewegungsanregungen mit Alltagsmaterialien
2. Wahrnehmend Spielen und Lernen
2.1 Spielimpulse zur visuellen Wahrnehmung
2.2 Spielimpulse zur taktilen Wahrnehmung
2.3 Spielimpulse zur akustischen Wahrnehmung
2.4 Spielimpulse zur gustatorischen und olfaktorischen Wahrnehmung
3. Spiele und Verse rund um die Sprache
3.1 Fingerspiele
3.2 Mitmachverse
3.3 Sprachprojekt: Die Feuerwehr
3.4 Sprachprojekt: Auf dem Bauernhof
4. Alles ist Klang – alles ist Musik
4.1 Sprechverse
4.2 Geschichten
4.3 Lieder
4.4 Musikprojekt: Regenreise
Vorwort
Der Mensch ist immer lernbereit und mithilfe seiner Sinne macht er sich die Welt, d. h. alles was er sieht, hört, fühlt, riecht und schmeckt, über das Selbsterleben begreifbar. Von dem Hirnforscher Manfred Spitzer stammt der Satz:„Das Gehirn lernt immer." Beobachtet man ein Kleinkind, so kann festgestellt werden, dass es über verschiedene Wege seine Erfahrungen macht. Durch genaue Beobachtung, Zufall, Wiederholung, Experimentieren, aber auch durch das Vorbild verdichtet es seine Erkenntnisse und kommt so zum Handeln, Spielen und letztendlich zum Begreifen und Lernen.
Ein Kind benötigt zunächst viel Zeit, in der es sich mit Dingen auseinandersetzen kann, und Impulse, mit denen es sich allein oder mit Unterstützung des Erwachsenen ausdauernd beschäftigt.
Es braucht interessante Materialien zum Spielen und das sind Dinge, die im Leben des Kindes an vielen Stellen wieder entdeckt werden können. Es sind Materialien, die veränderbar sind, die etwas mit der realen Welt zu tun haben, die in der Umgebung des Kindes und in dessen Alltag zu finden sind, mit denen es voller Freude experimentieren kann. Die Entscheidung, wie und womit gespielt oder gearbeitet wird, trifft das Kind selbst. Sein innerer Drang, seine Neugierde und seine Entdeckungslust entscheiden dann über den Verlauf des Spiels, also auch über das Ergebnis. Ein wichtiges Ziel ist also die Freiwilligkeit. Wird ein Kind zu einem Spiel überredet, ist kein innerer Drang und keine Neugierde vorhanden, dann entwickelt sich nicht die Freude, die Ausdauer und die Konzentration, die einen für das Kind zufriedenstellenden Spielablauf unterstützen.
Damit sich ein Spielprozess entwickeln kann, benötigt das Kind weiterhin eine Umgebung, in der das Kind im Einklang mit sich ruhig und ungestört spielen und lernen kann. In der es eine Struktur findet, in der es allein, aber auch in der Gemeinschaft ganz eigene Erfahrungen machen kann. Eine Umgebung, in der das Kind durch die äußere Ordnung zur Ruhe kommen, in der es sich finden, sich fühlen und erleben kann. Ohne diese verlässliche Umgebung ist ungestörtes, lustvolles Erleben und somit Lernen nicht möglich. Also ist Spiel nicht nur eine Beschäftigung, sondern die Zeit, in der das Kind wichtige Erfahrungen macht. Die Spielerfahrungen im frühen Kindesalter beeinflussen die Schulfähigkeit eines Kindes und somit seine Lernfreude und Lernfähigkeit und nehmen Einfluss auf seinen beruflichen Werdegang.
Um Erfahrungen aus seinem Spiel schöpfen zu können, verlässt sich das Kind auf seine angeborenen Sinne. Einzelne vielfältige, jedoch gut dosierte sinnliche Erfahrungen fügt es in seinem Tempo und auf seine Weise zu einem verständlichen Ganzen zusammen. Das Kind sammelt bei allem, was es allein oder unter Anleitung selbst tut, Erfahrungen in den Bereichen Sprache, Bewegung, Musik, Naturwissenschaft und Ästhetik. Es festigt sich in seiner sozial-emotionalen Persönlichkeit und ist immer mehr in der Lage, vom Spielen mit sich selbst zum Spielen in der Gemeinschaft zu kommen.
Ein Kinderkrippentag sollte daher von der Erzieherin oder Frühpädagogin so gestaltet sein, dass dem Spiel viel Beachtung geschenkt werden kann. Sinnvolle Alltagsmaterialien zum Spielen für drinnen und draußen, aber auch anregende Impulse wie Fingerspiele, Bewegungsspiele und Lieder sollten der Spielerwartung des Krippenkindes entsprechen. Die Erzieherin muss die Spielbedürfnisse und die Mitspielbereitschaft jedes einzelnen Kindes erkennen und bemüht sein, diese zu erfüllen. Sie selbst ist das Vorbild für das Spielverhalten des Kindes. Ist sie spielaktiv, so wird es auch das Kind.
Alles, was das Kind schon im Alter von 0 – 3 Jahren in Eigenständigkeit erlebt, ist somit ausschlaggebend für die Entwicklung seiner Intelligenz und Handlungsfähigkeit. Verantwortungsvoll mit diesem Wissen umzugehen, zeichnet die Qualität der Erzieherin und Frühpädagogin aus. Mit ihrer pädagogischen Haltung und unterstützenden Impulsen sorgt sie dafür, dass die Krippenzeit für das Kind zu einer Erfahrungs- und Wachstumszeit wird, in der es verlässlich Spielen und Lernen kann. Die in diesem Buch vorgeschlagenen Ideen unterstützen diese pädagogische Haltung und verantwortungsvolle Aufgabe und machen das Lernen zu einem Spiel mit fließenden Vernetzungen und besonders intensiven Erkenntnissen.
Theoretische Grundlagen und Erläuterungen
1. Die Spielentwicklung des Kleinkindes
Spielen ist mehr als nur Zeitvertreib, es ist eines der wichtigsten Zutaten für die gesunde Entwicklung des Kindes. Über das Spiel nimmt das Kind Kontakt mit der Umgebung auf. Es setzt sich mit Dingen, Materialien, Handlungen und Abläufen auseinander. Durch das Spiel macht das Kind wichtige soziale, kognitive, sprachliche, motorische und emotionale Erfahrungen und setzt sich mit seiner Welt auseinander.
Im Spiel ist das Kind ganz bei sich. Es übt sich in seiner Konzentration, in seiner Fähigkeit, etwas zu beobachten und sich zu merken, in seiner Geduld und Ausdauer und vor allem in seiner Freude am Tun.
Ein wichtiges Merkmal für das Spielen ist die Freude und die Freiwilligkeit. Das Spiel des Kindes ist immer lustbetont und dieses zeigt es in seiner Mimik und Gestik. Spiele, die ihm gefallen, will es immer wieder spielen und es bekommt davon nie genug. Die beliebtesten Spielmaterialien sind lebensbezogen, d. h. alles, was die Umgebung bietet, wird zum Spielzeug und formt den Spielverlauf. So werden Dosen, Knöpfe, Schraubverschlüsse, Steine und Blätter zu Materialien, mit denen sich das Kind sehr intensiv und ausdauernd beschäftigen kann und das altbekannte „Fähnchen auf dem Turme" wird auch bei mehrmaliger Wiederholung nicht uninteressant. Um sich in das Spiel zu vertiefen, benötigt das Kind eine sehr übersichtliche Spielwelt, die es ihm ermöglicht, lange und ausdauernde Erfahrungen zu machen. Es braucht eine vertraute Bezugsperson, die ihm Zeit zum Spielen zugesteht, präsent bleibt und nicht bestimmt, was, wie, wann und wo gespielt werden darf. Es bedarf einer Bezugsperson, die durch Beobachtung erkennt, welcher Anreiz zur Unterstützung der Spielfreude wann gegeben werden muss.
Im Spiel verarbeitet das Kind das, was es durch Beobachtung gesehen oder gehört hat. Es ahmt nach und befindet sich so sehr schnell zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Je mehr Erfahrungen