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Langzeitstillen in Deutschland: Erfahrungsberichte von Müttern für Mütter
Langzeitstillen in Deutschland: Erfahrungsberichte von Müttern für Mütter
Langzeitstillen in Deutschland: Erfahrungsberichte von Müttern für Mütter
eBook402 Seiten5 Stunden

Langzeitstillen in Deutschland: Erfahrungsberichte von Müttern für Mütter

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Über dieses E-Book

Langzeitstillen - was ist das? Und geht das in Deutschland überhaupt?

In diesem Buch teilen 56 sehr unterschiedliche Frauen aus ganz Deutschland ihre Erfahrungen in Bezug auf das Stillen. Dabei werden individuelle Erlebnisse erzählt, aber auch Fragen (z.B. zum Thema Reaktionen im Umfeld, Berufstätigkeit und Abstillen) beantwortet. Auch gesundheitliche Aspekte, u.a. Karies, werden angesprochen.

Das Buch beinhaltet ein Vorwort von Dr. Herbert Renz-Polster und einen Beitrag der Stillbuchautorin Dora Schweitzer.

Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin besticht diese komplett überarbeitete und erweiterte Auflage des Buches "Langzeitstillen in Deutschland" durch ihre Leserfreundlichkeit und ein attraktives Layout!
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum25. Jan. 2019
ISBN9783748123125
Langzeitstillen in Deutschland: Erfahrungsberichte von Müttern für Mütter

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    Buchvorschau

    Langzeitstillen in Deutschland - Books on Demand

    Meine Mutter hatte einen Haufen Ärger mit mir, aber ich glaube, sie hat es genossen.

    Mark Twain

    Über die Herausgeberin:

    Sarah Becker wurde 1989 in München geboren. Sie ist selbst langzeitstillende Mutter von zwei Kindern und freiberuflich als Schriftstellerin tätig. Ihre Freizeit verbringt die Autorin am liebsten mit dem Fotoapparat und ihren Kindern in den Bergen. Über ehrliches Lob, konstruktive Kritik und andere Rückmeldungen freut sie sich in der Regel.

    E-Mail: langzeitstillenindeutschland@gmail.com

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort zur 1. Auflage

    Einleitung

    Abkürzungen die in den Interviews vorkommen

    Glossar

    Stillkinder zwischen 1 und 2 Jahren

    Stillkinder zwischen 2 und 3 Jahren

    Stillkinder zwischen 3 und 4 Jahren

    Stillkinder zwischen 4 und 5 Jahren

    Stillkinder zwischen 5 und 6 Jahren

    Literaturempfehlungen der Mütter

    Vorwort zur 1. Auflage

    „Das, was wir heute als Langzeitstillen bezeichnen, ist genau das, was die allermeisten Mütter, die jemals auf dieser Erde gelebt haben, betrieben haben."

    Fragt man 100 Menschen auf der Straße, wie lange denn ein Säugling zu stillen sei, dann bekommt man extrem unterschiedliche Antworten. Tatsächlich ist der Mensch das erste Säugetier, das sich darüber streitet, was denn der richtige oder „normale" Gebrauch der mütterlichen Brust sei.

    Umso schöner, dass in diesem Band die Mütter selbst zu Wort kommen. Und zwar gerade die, die sich in dieser Debatte oft nicht so spontan melden – eben weil sie länger stillen als die meisten anderen (und damit auch die entsprechenden Blicke abbekommen).

    Dabei ist am „länger Stillen" aus Sicht der evolutionären Verhaltensforschung eigentlich gar nichts auffällig. Im Gegenteil: das, was wir heute als Langzeitstillen bezeichnen, ist genau das, was die allermeisten Mütter, die jemals auf dieser Erde gelebt haben, betrieben haben. Und zwar aus dem einfachen Grund: dass dies gut für ihre Kinder war – für ihr Überleben und für ihre Gesundheit.¹

    Umso spannender, den Antworten der in diesem Buch sprechenden Mütter zuzuhören: wie kommen sie überhaupt dazu, ihr Kind „so lange" zu stillen? Wie sieht die Umwelt das? Wie ihr familiäres Umfeld und ihre Partner? Welche Erfahrungen haben sie dabei gemacht, und wie sehen ihre Beziehungen zu ihren Kindern aus?

    Die Frage „Was, du stillst noch? bekommt mit diesem Buch ein Gesicht. Nein, sie bekommt viele Gesichter. Und das ist gut so. Denn vielleicht wird mit diesen Geschichten eine der natürlichsten menschlichen Verhaltensweisen noch persönlicher - und allein dadurch auch „normaler.

    Dr. Herbert Renz-Polster, Autor von Kinder verstehen – Born to be wild – Wie die Evolution unsere Kinder prägt


    ¹ Renz-Polster, Herbert: Langzeitstillen – wo ist das Problem? Online unter: http://kinder-verstehen.de/images/Langzeitstillen_140210.pdf

    Einleitung

    „Sie haben moderne Antworten auf Fragen, die so alt sind wie die Menschheit selbst."

    Vielleicht ist auch Ihnen beim Lesen des Buchtitels die Frage gekommen, was man überhaupt unter „Langzeitstillen zu verstehen hat. Was „Stillen ist weiß jeder, aber „Langzeit-Stillen? Um es kurz zu machen: eine offizielle Definition gibt es hierfür nicht, was sicher auch damit zu tun hat, dass sich die Weltgesundheitsorganisation, diverse Heilpraktiker, Zahnärzte, Anthropologen usw. nicht einig sind, welche Stilldauer denn überhaupt „normal ist.

    So lautet die Empfehlung der WHO:

    Exclusive breastfeeding is recommended up to 6 months of age, with continued breastfeeding along with appropriate complementary foods up to two years of age or beyond.²

    [Die WHO empfiehlt, Säuglinge bis zum 6. Monat zunächst ausschließlich zu stillen. Danach, so die Empfehlung, soll in Kombination mit geeigneter Beikost bis zum Alter von zwei Jahren oder darüber hinaus weitergestillt werden.] (Übersetzung der Herausgeberin)

    Katherine A. Dettwyler, Ph.D., eine Anthropologin und Expertin auf diesem Gebiet, schreibt dagegen:

    My research concludes that the normal and natural duration of breastfeeding for modern humans falls between 2.5 years and 7 years.³

    [Meine Nachforschungen haben ergeben, dass die normale und natürliche Stilldauer des modernen Menschen zwischen 2,5 Jahren und 7 Jahren liegt.] (Übersetzung der Herausgeberin)

    Dr. Karin Otten, Kinderzahnärztin, hier stellvertretend für viele andere Kinderzahnärzte in Deutschland, empfiehlt auf ihrer Website wiederum:

    „Spätestens nach dem Durchbruch der ersten Zähne sollte jedoch abgestillt werden."

    [Im Durchschnitt bekommen Säuglinge mit ca. sechs Monaten ihren ersten Zahn.] (Anmerkung der Herausgeberin)

    Wie also eine „Still-Norm" definieren? Aufgrund eigener Beobachtungen – und viele Mütter, mit denen ich mich hierüber unterhalten habe, stimmen mit mir darin überein – meine ich, dass die gesellschaftliche Akzeptanz in Bezug auf das Stillalter bei ca. einem Jahr liegt: Um den ersten Geburtstag (besser vorher als nachher) sollte das Kind spätestens abgestillt sein. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, folgende Grenze für das Langzeitstillen zu ziehen: Die für das vorliegende Buch befragten Mütter sollten ihr Kind bereits mindestens ein Jahr gestillt haben, wobei ein Ende der Stillzeit zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht geplant gewesen sein sollte.

    Als ich für dieses Buch nach Hintergrundwissen in Bezug auf Vorurteile zum Thema Langzeitstillen recherchiert habe, bin ich auf viele interessante Berichte, Bücher und Forschungsarbeiten gestoßen, manche davon auch etwas kurios. So wollen Forscher in Norwegen beispielsweise herausgefunden haben, dass nicht das (kurze oder lange) Stillen an sich, sondern die Menge der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) im Blut der Mutter während der Schwangerschaft ausschlaggebend für die spätere Gesundheit der Säuglinge sei.⁵ Dr. med. Herbert Renz-Polster dagegen macht in seinem Buch Kinder verstehen Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt auch für Laien sehr gut verständlich, warum das (lange) Stillen kein Muss ist – aber sogar heute für Mutter und Kind noch Sinn macht. Nach vielen Stunden mit Stilllektüre und sehr langem Hin und Her habe ich mich dennoch dazu entschlossen, dass dieses Buch kein Diskurs für oder gegen das Langzeitstillen, sondern ganz den Erfahrungen der Langzeitstillmütter vorbehalten sein soll.

    Für dieses Buch haben sich nämlich 56 Frauen bereit erklärt, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Erfahrungen von Müttern, die zu Hause geblieben sind oder bereits einige Wochen nach der Geburt wieder gearbeitet haben, die mit Freundinnen ausgehen oder jeden Abend im Kreis ihrer Familie verbringen wollten, die Milchstaus und Brustentzündungen überstanden haben, die während des Stillens gebissen oder aufgrund allzu vieler schlafloser Nächte an den Rand der Verzweiflung getrieben worden sind. Mütter eben, die länger als ein Jahr gestillt haben – oder es immer noch tun. Sie leben in Dörfern und Großstädten in Deutschland – nicht am Amazonas oder in grauer Vorzeit. Und sie haben moderne Antworten auf Fragen, die so alt sind wie die Menschheit selbst.


    ² http://www.who.int/topics/breastfeeding/en/ (eingesehen am 03.12.18).

    ³ https://bhaktibirth.wordpress.com/2010/07/09/breastfeeding-court-letter-by-katherine-a-dettwyler-ph-d-anthropology/ (eingesehen am 02.12.18).

    ⁴ http://praxis-otten.de/faq/faq-stillen-warum-und-wie-lange/ (eingesehen am 02.12.18,).

    ⁵ http://forskning.no/hormoner-svangerskap/2010/01/amming-ikke-sa-sunt-som-vi-tror (eingesehen am 02.12.18).

    Abkürzungen die in den Interviews vorkommen

    AB: Antibiotikum

    AFS: Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen

    BLW: Baby-Led-Weaning

    FB: Facebook

    IBCLC: International Board Certified Lactation Consultant (kurz: IBCLC): international geschützter Titel für examinierte Still- und Laktationsberaterinnen

    KH: Krankenhaus

    KiTa: Kindertagesstätte

    LLL: La Leche Liga

    LZS: Langzeitstillen

    MA: Missed abortion

    MuMi / Mumi: Muttermilch

    NFP: Natürliche Familienplanung

    Pre: Pre-Milch

    PTA: Pharmazeutisch-technischer Assistent

    Glossar

    Abrasio: Ausschabung der Gebärmutter

    Angina: Mandelentzünung

    Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (kurz AFS): eine gemeinnützige Organisation zur Förderung des Stillens

    Attachment Parenting (kurz AP): Erziehungslehre, bei der die rasche Bedürfnisbefriedigung des Säuglings (u.a. auch nach Körperkontakt) im Mittelpunkt steht

    Baby-Led-Weaning (kurz BLW): dem Baby wird bei BLW statt Brei Fingerfood angeboten, das es je nach Lust und Laune selbstständig untersuchen und/oder essen kann

    Bryophyllum: homöopathische Arznei

    Clusterfeeding: phasenweises Dauerstillen (bei Säuglingen besonders häufig in den Abendstunden)

    Clusterkind: Kind, bei dem das Clusterfeeding (s.o.) keine Phase, sondern Dauerzustand ist

    Embryotox.de: Website mit Informationen über die Schwangerschafts- und Stillverträglichkeit von Medikamenten. Medikamente die nicht gelistet sind, können telfonisch von Ärzten und Apothekern abgefragt werden

    Dr. Jay Gordon: hat ein „sanftes" Schlafprogramm für Stillkinder ab einem Jahr entwickelt Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes): erstmals in der Schwangerschaft diagnostizierte Glucose-Toleranzstörung

    High-Need-Kind (auch „24-Stunden-Baby" nach William Sears): (sogenanntes) Schreibaby

    Hypoallergene Nahrung (HA-Nahrung): künstliche Babynahrung für allergiegefährdete Kinder, bei der das Kuhmilcheiweiß gespalten und somit vom Immunsystem des Säuglings nicht mehr als fremd erkannt wird

    International Board Certified Lactation Consultant (kurz: IBCLC): international geschützter Titel für examinierte Still- und Laktationsberaterinnen; Voraussetzung für die lange Weiterbildung ist die Ausübung eines medizinischen Berufs

    Lanolin (auch Wollwachs oder Wollfett): Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen, das bei der Wäsche von Schafwolle gewonnen wird

    La Leche Liga (kurz LLL): international als gemeinnützig anerkannte Fachorganisation, die sowohl politisch als auch konfessionell unabhängig arbeitet und die Förderung des Stillens zum Ziel hat

    Mastitis: Brustentzündung

    Missed abortion (kurz MA): Fehlgeburt, bei der die Fruchtanlage abgestorben ist, aber nicht spontan aus dem Uterus ausgestoßen wird

    Natürliche Familienplanung (kurz NFP): symptothermale (Verhütungs-)Methode, bei der u.a. mittels Temperaturmessung und Beobachtung des Zervixschleims der monatliche Eisprung ermittelt wird

    Orthomolekulare Nahrungsergänzungsmittel: Nahrungsergänzungsmittel in Form von hochdosierten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten

    Ovaria comp: homöopathische Arznei

    Pre-Milch (kurz: Pre): künstliche Säuglingsanfangsnahrung

    Propofolnarkose: Betäubungsmittel

    Soor: durch Pilze der Gattung Candida verursachte Infektionen

    Stillstreik: das Baby oder Kleinkind verweigert plötzlich an der Brust gestillt zu werden, indem es sich wegdreht, schreit etc.

    (Ein Stillstreik wird oft fälschlicherweise als das Signal des Kindes interpretiert, dass dieses überhaupt nicht mehr stillen möchte. Die Ursachen sind sehr vielfältig, so kann sich der z.B. der Geschmack der Muttermilch aufgrund von Nahrungsmitteln oder hormonellen Schwankungen (z.B. wegen einer erneuten Schwangerschaft oder Einsetzen der Periode) so drastisch verändert haben, dass sich das Kind erst an diesen gewöhnen muss. Andere Gründe können z.B. Erkältung des Kindes, Schmerzen, Ablenkungen in der Umgebung oder Stress der Mutter sein.)

    Tandemstillen: das gleichzeitige Stillen zweier (oder mehrerer) Geschwisterkinder gleichen oder unterschiedlichen Alters, wobei die Kinder sowohl zeitgleich als auch nacheinander angelegt werden können

    Varizen: Krampfadern

    Vasospasmus: krampfartige Verengung eines Blutgefäßes

    Wollfett: siehe Lanolin

    Zwiemilch-Ernährung: Ernährung des Säuglings mit Muttermilch UND einer künstlichen Anfangsnahrung

    Stillkinder

    zwischen 1 und 2 Jahren

    Antonia (23) aus Sachsen-Anhalt

    „Diese Bindung ist unbeschreiblich schön."

    Antonia ist im Vergleich zu vielen meiner anderen Interviewpartnerinnen sehr jung, stillt ihren Sohn jedoch bereits seit 18 Monaten und bleibt ihm zuliebe zu Hause. Dass sie stillen würde, war ihr von Anfang an klar. „Ich habe mir gewünscht, wenigstens ein Jahr stillen zu können. Jetzt stille ich schon 18 Monate und möchte meinen Sohn selbst entscheiden lassen, wann abgestillt wird. Das hätte ich vorher nie gedacht. Warum sie schon so lange stillt, weiß Antonia auch ganz genau: „Zu sehen, wie gut meinem Sohn das Stillen tut, ist wunderschön. Er strahlt dabei immer so mit den Augen.

    Die Reaktionen auf das Stillen fallen in der Verwandtschaft ganz unterschiedlich aus: Der Kindesvater steht zwar hinter ihr, doch wenn es nach ihrer Mutter ginge, wäre es nun an der Zeit wieder arbeiten zu gehen anstatt zu stillen. Und auch wenn ihre Freunde ihre Entscheidung in Bezug auf die Stilldauer akzeptieren, ist Antonia froh darüber, dass sie noch niemanden getroffen hat, der das Stillen eines älteren Kindes als „eklig bezeichnet hat. Und der Kinderarzt? „Der ist sehr begeistert davon, dass ich noch stille. Es ist nun mal das Beste fürs Kind. Auch der Kinderzahnarzt hat sich noch nie negativ zum Stillen geäußert.

    Ob sie ihren Sohn auch in der Öffentlichkeit stillt, möchte ich wissen. „Ich habe ab und zu im Auto gestillt, als mein Sohn noch kleiner war, aber mittlerweile hat er unterwegs nur noch sehr selten Hunger. Mein Verlobter und seine zwei Großen räumen dann immer das Auto und bewachen es, damit keiner guckt und mein Sohn und ich unsere Ruhe beim Stillen haben. Das ist wirklich sehr schön. Und bei Freunden? „Dort ziehe ich mich immer in einen Nebenraum zurück.

    Das Stillen hat allerdings nicht immer reibungslos funktioniert. Einmal hatte Antonia über 24 Stunden hinweg einen einseitigen, sehr starken Milchstau. Da dieser einfach nicht verschwinden wollte, fuhr sie schließlich ins Krankenhaus, wo sie zu ihrer Überraschung in den Kreißsaal geschickt wurde. „Die Hebamme fragte, wie alt das gestillte Kind sei und war überrascht als sie meinen Sohn sah. Sie gab mir Tipps, wie ich den Milchstau in den Griff kriege und am nächsten Tag waren meine Beschwerden auch schon wieder weg."

    Wenn ein neuer Zahn im Anmarsch war, hat der Sohn auch gerne auf den Brustwarzen seiner Mutter rumgekaut. „Manchmal hat er auch kräftig zugebissen und das hat sehr wehgetan, gibt Antonia zu. „Ich habe dann „auf gesagt, ihm die Brust aus dem Mund genommen und gesagt, dass mir das wehtut. Beim ersten Zahn war er erst acht Monate alt und hat noch wenig Verständnis gezeigt. In der Zeit hat Antonia zur Schmerzlinderung viel Brustwarzensalbe verwendet. „Mittlerweile ist er alt genug um zu verstehen, dass es wehtut und lässt es auch wenn ich „auf sage. Er entschuldigt sich sogar." Immerhin.

    Doch einmal musste sie ihren Sohn deswegen dennoch fast abstillen, da das Stillen aufgrund einer offenen Stelle an der Brustwarze extrem schmerzhaft war. „Ich bin fast verzweifelt vor Schmerzen, weil scheinbar nichts helfen wollte. Ich habe im Internet ganz viele Tipps gelesen. Ganz viel Brustwarzensalbe hat dann geholfen. Ich musste die Wunde damit feucht halten und dann heilte es."

    Wer so trainierte Kiefermuskeln hat, will diese natürlich auch beim Essen einsetzen. „Mein Sohn hasst Brei. Von Anfang an. Deswegen machen wir Baby-Led-Weaning. Er bekam mit 4,5 Monaten Möhren etc. weich gekocht in die Hand zum selbst essen. Jedoch mag er Gemüse und Obst nicht besonders, aber dafür liebt er Fleisch umso mehr. Wir essen Frühstück, Mittag, Kaffee und Abendbrot gemeinsam zu relativ festen Zeiten. Bei jeder Mahlzeit kriegt der Kleine dasselbe wie wir. Er kann essen, wenn er möchte, aber er muss nicht. Zwischendurch darf er Knabberzeug essen. Gestillt wird meistens zum Einschlafen oder wenn er krank bzw. nicht gut drauf ist zwischendurch. Ich biete ihm die Brust nicht an, sondern er kommt selbst an und hebt das T-Shirt hoch und versucht die Brust auszupacken." Selbst ist der Mann.

    Das kann manchmal ganz praktisch sein – besonders nachts. Anfangs hat er zwar durchgeschlafen, doch dann folgte eine Zeit, in der Antonia nachts fast durchgängig gestillt hat. „Mittlerweile stille ich nur noch ca. zwei Mal in der Nacht. Er schläft bei uns im Bett und ich meist obenauf frei. Das hat den Vorteil, dass ich nicht wach werden muss zum Stillen. Wenn der Kleine was trinken will, braucht er sich nur umzudrehen und kann alleine andocken. So ist die Nacht für uns alle entspannter."

    Seit der Geburt war Antonia nur einmal ohne ihr Kind unterwegs – da war sie allein beim Arzt. In die Disco geht sie nicht. Und sonst? „Wenn wir uns mit Freunden treffen kommt der Kleine mit und alle nehmen auch Rücksicht auf ihn. Ein befreundetes Pärchen hat einen Pool. Da waren wir im Sommer und haben alle gemeinsam gebadet und abends gegrillt. Mit dem Kleinen absolut kein Problem. Er durfte sogar nackig baden."

    Antonia hat den Eindruck, dass die Muttermilch ihrem Sohn hilft, leichter mit Krankheiten umzugehen. „Wenn er eine Erkältung hat, steckt er Mama und Papa meist mit an. Den Kleinen erwischt es aber nicht so schlimm wie uns. Nach den Impfungen hatte er bisher nie Fieber oder Ähnliches. Ich habe Bekannte, die entweder gar nicht gestillt haben oder nur kurz, und ihre Kinder hatten immer sehr zu kämpfen mit den Impfungen und sind viel öfter krank. Mein Kind ist weniger und kürzer krank. Er hat meiner Meinung nach ein stärkeres Immunsystem. Auch bei Schmerzen hilft das Stillen: „Wenn mein Kind sich wehtut oder er sich erschrickt etc., kann ich ihn durch das Stillen viel schneller beruhigen als ohne Stillen. Theoretisch müsste Antonia am Kiefer operiert werden, aber das wird so lange verschoben wie sie stillt. „Da sind die Chirurgen sehr nett."

    Weiterer Nachwuchs ist erst zu einem späteren Zeitpunkt geplant. Zur Verhütung verwendet Antonia neben dem Stillen eine östrogenfreie Pille – sicher ist sicher.

    Abschließend sagt Antonia noch: „Ich würde mir wünschen, dass wieder mehr stillen und das auch über einen längeren Zeitraum. Für das Kind ist es das Beste, was es gibt und diese Bindung ist unbeschreiblich schön."

    Christin (30) aus Brandenburg

    „Für mich stand immer fest, zu stillen."

    Christin ist derzeit schwanger mit Kind Nummer 2. Ihr erstes Kind hat die Mutter aus Brandenburg genau ein Jahr, elf Monate und drei Wochen gestillt. Dass sie so lange stillen würde, hatte die jetzt 30-jährige Brandenburgerin nicht gedacht. „Mein Ziel war es, wie „alle ein halbes Jahr zu stillen. Am Anfang fragte ich mal meine Freundin, wie lange sie gestillte hatte. Sie meinte neun Monate und das fand ich ganz schön lang.

    Welche Faktoren haben denn am meisten dazu beigetragen, dass du so lange gestillt hast? Ich wollte meinem Kind etwas Gutes tun. Wir haben es sichtlich genossen „unsere Momente" zu haben.

    Und wie hat dein Umfeld darauf reagiert? Für meinen Mann war es immer vollkommen in Ordnung und meine Familie hat uns gegenüber auch nie etwas Negatives erwähnt. Im Gegenteil, meine Mutter bereute es, meine Schwester nicht auch gestillt zu haben. Mich hat sie ein Jahr gestillt.

    Wie lange hast du öffentlich gestillt oder hast du dich überhaupt getraut, dein „großes" Stillkind öffentlich zu stillen? Mein Sohn war nie ein „Milchvampir". Er hat mit Beginn der Beikost nur noch zum Schlafen seine Milch eingefordert, oder eben in der Nacht.

    Hast du während deiner Stillzeit auch den Rat einer Stillberaterin gesucht? Welche Erfahrungen hast du hiermit gemacht? Wie gut konnte sie dir weiterhelfen? Ich hatte einmal ein Problem: Mein Sohn wollte nur an einer Brust stillen. Ich habe dann eine Mail an LLL geschrieben und nie eine Antwort erhalten. Ansonsten tausche ich mich gerne in Langzeitstillgruppen auf Facebook aus.

    Immer wieder raten Kinderzahnärzte vom Langzeitstillen ab, da dies angeblich Karies begünstigen soll und setzen Frauen regelrecht unter Druck, um diese zum Abstillen zu bewegen. Welche Erfahrungen hast du hiermit gemacht? Was ist deine Meinung dazu? Ich habe es öfter gehört und mich etwas damit befasst. Nach der Erkenntnis, dass die Milch beim Stillen die Zähne nicht umspült, war es mir gleich was andere Leute behaupten. Wir putzen morgens und abends und die Zahnärztin hat die Zähne unseres Sohnes gelobt.

    Wo wir schon bei den Zähnen sind: Nicht wenige der kleinen Racker beißen ja gerne zu, wenn sie ihre ersten Zähnchen bekommen. Wie hast du diese Zeit stilltechnisch überwunden? Mein Sohn hat mich in einem zu ruhigen Stillmoment angeschaut und irgendwie wusste ich, dass er überlegt zuzubeißen. Er zwickte mich und ich rief automatisch „Aua!". Seitdem hatte er es nie wieder probiert oder gemacht.

    Manchmal gibt es beim Stillen körperliche Probleme, die Mütter mitunter auch verzweifelt zum Abstillen bringen können, da sie nicht wissen, wie sie der Probleme anders Herr werden können. Gab es auch bei dir Probleme? Und falls ja – wie hast du sie lösen können? Ja, ich habe jeden möglichen Infekt meines Sohnes mitgenommen. Ich wollte endlich mal gesund werden. Dafür hätte ich aber nicht-stillverträgliche Medikamente nehmen müssen. Der Wille meinen Sohn zu stillen, war am Ende stärker.

    Ein anderes Thema ist die Ernährung: Oft denken Frauen ja heute noch, dass man spätestens mit sechs Monaten anfangen sollte, einzelne Stillmahlzeiten durch mehr oder weniger feste Nahrung zu ersetzen. Du stillst aber noch will dein Kind etwa nichts Gescheites essen? Nein, ganz im Ernst: Wie sah bei euch die Kombination aus Muttermilch und fester Nahrung im Alltag aus? Habt ihr da einen festen Rhythmus gehabt oder gab es mal dieses, mal jenes, je nachdem was gerade verfügbar war? Wir hatten einen festen Rhythmus. Mein Sohn braucht irgendwie feste Zeiten. Wir haben BLW betrieben, ganz ungezwungen. Wenn er gegessen hat, war es gut, wenn nicht, auch nicht schlimm. Ich wusste ja immer, dass er mit seiner Milch alles bekommt, was er braucht.

    Wo wir gerade bei der Verfügbarkeit sind: Du hattest ja mehrere Kinder. Gab es da nie Streit um die Brust? Wie hast du das Problem gelöst und welche Tipps würdest du anderen Müttern hierzu geben? Ich hätte gerne tandemgestillt, aber mein Sohn hat sich in meiner 9. SSW selbst abgestillt.

    Eine andere Sache, die auch mit der Verfügbarkeit zu tun hat: Warst du bereits während der Stillzeit wieder im Berufsleben tätig oder noch zu Hause? Und falls du wieder im Berufsleben tätig warst – wie hast du das mit dem Stillen unter einen Hut bekommen? Welche Tipps kannst du anderen Stillmüttern hierzu geben? Ja, ich habe voll gearbeitet. Wie gesagt, mein Sohn war kein „Milchvampir". Er wollte nur zum Schlafen gestillt werden. Ansonsten kann ich nur jeder Mutter, die Angst hat, ob ihr Kind es ohne das Stillen in der Einrichtung schafft, raten, es zu probieren. Die Kleinen gewöhnen sich schnell daran und die Mütter haben immer die größte Angst.

    Egal ob man nun zur Arbeit geht oder „zu Hause bleibt" – früher oder später kommt bei vielen der Punkt, wo sie nachts gerne wieder durchschlafen möchten. Wie war das bei euch? Mein Sohn hat sich nachts regelrecht selbst bedient. Ich konnte morgens nicht sagen, ob und wie oft wir gestillt haben. Wir schlafen bis heute im Familienbett, weil es für uns alle entspannter ist.

    Ausgehen, vielleicht sogar was trinken gehen, das Nachtleben genießen. Einige wollen auch einfach mal eine Nacht (oder auch mehrere) außer Haus ohne Stillkind verbringen. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Welche Tipps kannst du hierzu anderen Müttern geben? Ich bin eher häuslich und konzentriere mich auf mein Kind. Niemals könnte ich mehr als zwei Gläser Wein trinken. Ich hätte immer Angst, dass doch etwas mit meinem Kind ist und ich „total betrunken" wäre.

    Noch ein weiterer Punkt der mir einfällt, ist folgender: Von Kinderärzten und anderen Medizinern bekommt man als Mutter eines Kleinkindes oft zu hören, dass das Kind die Muttermilch aus ernährungsphysiologischer Sicht gar nicht mehr brauche und man ja auch so mit dem Kind schmusen könne. Andererseits enthält die Milch bis zum Schluss wertvolle Nährstoffe und Antikörper. Hast du das Gefühl, dass die Muttermilch die Gesundheit deines Kindes beeinflusst hat? Ist dir hierzu etwas im Vergleich zu Gleichaltrigen aufgefallen, die nicht mehr gestillt worden sind? Mein Sohn hatte bis heute keine Magen-Darm-Erkrankung. Ich schiebe diesen Umstand gerne auf das Langzeitstillen.

    Auch Mütter können krank werden. Hast du Erfahrung mit einer medikamentösen Behandlung oder einem medizinischen Eingriff (z.B. Operation, Impfung usw.) während des Stillens gemacht? Wie ist das bei euch abgelaufen? Welche Ängste und Probleme gab es (zum Glück nicht)? Ich konnte keine Medikamente nehmen. Das Stillen war mir aber persönlich wichtiger. Eine Operation oder starke Medikamente waren bei uns Gott sei Dank nie nötig.

    Einige Wissenschaftler wie z.B. Herbert Renz-Polster gehen davon aus, dass die Stilldauer der Mutter beim Menschen schon immer vom Kosten-Nutzen-Faktor beeinflusst worden ist: Solange der (subjektiv empfundene) Nutzen höher sei als die (subjektiv empfundenen) Kosten werde meist weitergestillt. Was ist deiner Meinung nach der größte „Nutzen des Stillens? Und was die größten „Kosten? Wo hast du als Mutter das Gefühl gehabt bei der Sache etwas zu „gewinnen" und wo hast du draufgezahlt? Für mich stand immer fest, zu stillen. In einem Ratgeber in der Schwangerschaft las ich, was Pulvermilch kostet und ich war entsetzt. Stillen ist nie leicht und man muss es vor allem wollen. Man muss für sein Kind jederzeit verfügbar sein. Papa kann nicht einfach mal in der Nacht aufstehen. Was mein Gewinn ist? Ich habe eine ganz spezielle Bindung zu meinem Sohn. Ich kann es nicht beschreiben, es ist wie ein unsichtbares starkes Tau. Ich weiß nicht, ob es auch ohne das Stillen genauso wäre. Draufgezahlt habe ich nicht.

    Manche wollen es, manche nicht – noch ein Kind. Laktationsamenorrhoe wird das Phänomen genannt, dass bei stillenden Müttern oft der Eisprung unterdrückt wird und die Menstruation ausbleibt. Wie war das bei euch? Welchen Tipp hast du hier für andere Mütter? Wir sind direkt beim ersten Mal wieder schwanger geworden, ich kann also hier nichts wirklich beitragen.

    Alles hat ein Ende – auch die Stillzeit. Wie hat das bei euch geklappt? Hast du hierfür Tipps für andere Mütter? Mein Sohn hat sich selbst eine Woche vor seinem zweiten Geburtstag abgestillt. Ich hätte auch noch weitergestillt, aber ich fand es klasse, dass er es für sich selbst bestimmt hat.

    Christin sagt „Danke"

    Ein Jahr.

    Ein Jahr ist vergangen. Dass ich stille, stand für mich von Anfang an fest. Zugegeben, etwas blauäugig von mir. Ich habe mir nicht viele Gedanken darüber gemacht, es ist schließlich eine von der Natur geschaffene Nahrungsquelle. Viele Hürden mussten wir nehmen. Krankenschwestern und Ärzte, die einen unter Druck setzen, Stillhütchen, die keiner braucht.

    Es gab Momente, in denen ich mir gewünscht habe, er wäre endlich sechs Monate alt und ich „müsste ihn nicht mehr stillen. So sehr habe ich mich selbst unter Druck gesetzt. Wenn mich heute jemand fragt, sage ich mit Bestimmtheit: „Stillen muss man vor allem WOLLEN. Es ist nicht immer so einfach, wie man es sich vorstellt, aber jetzt, rückblickend, ist es doch ein Gedanke, der mir immer wieder alles warm ums Herz macht. Befreit von vielen negativen Fesseln und völlig im Reinen mit meinem Instinkt und unserem Baby war/ist es doch mit das Emotionalste von der Welt. Diese Minuten nur wir beide, dieser tiefe Blick von ihm in meine Augen, dieses Urgefühl. Ich könnte mir nichts anderes vorstellen und werde es uns auch nicht nehmen lassen, solange es uns so unglaublich gut damit geht. Von nichts und niemanden.

    Danke...

    Eléa (26) aus Baden-Württemberg

    „Ich stille öffentlich, die Zeit in der ich mich anderen zuliebe versteckt habe ist vorbei."

    Eléa ist Hausfrau und Mutter von zwei Kindern, die jetzt fünf Jahre und achtzehn Monate alt sind. Oft sagen Eltern, dass sie beim zweiten Kind vieles so machen wie beim ersten, da sie „nun wissen, wie es geht". Eléa denkt da anders: Beim ersten Kind war der Druck ihres Umfeldes so groß, dass sie dieses nur ein Jahr gestillt hat, beim zweiten stand von vornherein fest, mindestens ein Jahr oder länger zu stillen. „In meinem Umfeld ist ein Jahr hart an der Grenze, also hatte ich anfangs gedacht,

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