Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof: Unglaubliche Wiener Gerichtsprozesse
()
Über dieses E-Book
WAS PASSIERT EIGENTLICH IN EINEM GERICHTSSAAL?
Wenn du nicht gerade eine BANK AUSGERAUBT HAST, weißt du das vermutlich nicht so genau. Außer du bist LEIDENSCHAFTLICHER GERICHTSKOLUMNEN-FAN. Dabei ist es OFT SPANNEND, MANCHMAL TRAGISCH, UND IMMER WIEDER HÖCHST UNTERHALTSAM, was sich vor dem Richter*innentisch so abspielt … MANCHE GERICHTSPROZESSE SIND SO ABSURD WIE DAS LEBEN: Wie zum Beispiel der Fall von der UNTALENTIERTEN BETRÜGER-OMI oder VOM MANN, DER EINE STRASSENBAHN STAHL. Außerdem auf der Anklagebank: RABIATE WILDPINKLER, AGGRESSIVE PARKLÜCKEN-DIEBE UND TRENNUNGSBEDINGTE MEERSCHWEINCHEN-VENDETTA.
Doch neben solchen Geschichten gibt es durchaus auch STRAFTATEN, DIE GANZ UND GAR NICHT LUSTIG SIND. Fälle, die man einfach nicht glauben möchte. Die erschaudern lassen. Bei denen man KURZZEITIG DEN GLAUBEN AN DIE MENSCHHEIT VERLIERT ...
DIESE STORIES GEHEN DIR SO SCHNELL NICHT WIEDER AUS DEM KOPF
Zum Glück musst du NICHT ERST EIN VERBRECHEN BEGEHEN, um einen EINBLICK IN DIE WELT DER WIENER JUSTIZ zu bekommen. Wir schicken lieber jemanden vor, der dir DIE KNACKIGSTEN HIGHLIGHTS, DIE INTERESSANTESTEN SCHLAGLICHTER UND DIE VERRÜCKTESTEN BEGEGNUNGEN serviert: MICHAEL MÖSENEDER!
Lass dich von seinen UNGLAUBLICHEN GESCHICHTEN mitreißen – ALS GERICHTSREPORTER hat Michael Möseneder SCHON FAST ALLES GESEHEN. Er hat ein UNTRÜGLICHES GESPÜR DAFÜR, WELCHE PROZESSE BESONDERS SPANNEND WERDEN KÖNNTEN - und die besucht er dann auch und berichtet darüber. Einige seiner Fälle kennst du vielleicht schon aus dem STANDARD, andere sind erstmals hier zu lesen. SEINE LIEBLINGSFÄLLE HAT ER IN DIESEM BUCH FÜR DICH VERSAMMELT.
SPOILER-WARNUNG! Ob du nun zum VERURTEILEN, FREMDSCHÄMEN ODER MITFÜHLEN tendierst, bestimmte Geschichten einfach überblättern musst oder alles fassungslos in dich aufnimmst - HIER WIRST DU SCHMUNZELN, GRÜBELN, EMPÖRT DEN KOPF SCHÜTTELN UND DICH VERSTÖRT FRAGEN: "IST DAS WIRKLICH PASSIERT?!"
Ähnlich wie Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof
Ähnliche E-Books
Die Wahrheit hinter der Wahrheit: Die Goldfine-Akten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliche Freiheit?: Das Ende der Sicherungsverwahrung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSerienmord und Kannibalismus in Deutschland: Fallstudien, Psychologie, Profiling Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein 40. Opfer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMörderspur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenV13: Die Terroranschläge in Paris Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Serienmörder-Prinzip: Was zwingt Menschen zum Bösen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch nix lügen. Wenn ich lügen, du mir Zunge abschneiden: Haarsträubende Rechtsfälle aus einer Anwaltskanzlei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNazis Inside: 401 Tage NSU-Prozess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTote schweigen nicht: Faszinierende Fälle aus der Rechtsmedizin Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Blutspuren: Weitere ungewöhnliche Mordfälle aus der DDR Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTodesdomina: Gefährliche Begegnungen auf der Suche nach der großen Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGEFANGEN in der Gesetzesmühle: Im Namen des Gesetzes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchluss mit der Sozialromantik!: Ein Jugendrichter zieht Bilanz Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der seltsame Fall Lengden: oder die Schwierigkeit, Wirklichkeit aufzuklären Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Skelett im Wald: Unbekannte und vergessene Mordfälle aus der DDR Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTATORT VORARLBERG. Wahre Kriminalfälle: Wahre Kriminalfälle aus Vorarlberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChefermittler: Der oberste Fahnder der K in der DDR berichtet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVorsicht Amtsgericht Rottenburg: Ein Erfahrungsbericht und der Versuch, eine außer Kontrolle geratene Justiz zu verstehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo oder so ist es Mord: Ein Schleswig-Holstein Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchuldig ist, wen der Richter für schuldig hält! Aber ist das auch gerecht?: Eine wahre Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegenMord: Was Sie über Krimis wissen möchten / Spannender Essay, der aufzeigt, warum Krimis gefährlicher sind, als man denkt. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leben ist zerbrechlich Teil 1: 16 authentische Kriminalfälle aus Sicht eines Richters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod in den Flammen: Spektakuläre Fehlurteile Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungencampus:KRIMIS Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen»Wir müssen Sie leider freisprechen«: Gerichtsreportagen 2005–2016 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gericht des gelobten Rechtsstaates: Tatsachenberichte Sachbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuge um Auge: Die Grenzen des präventiven Strafens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSedativum - Dokumentation eines Niedergangs: Eine Novelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Sprachkunst & Disziplin für Sie
101 Conversations in Simple German: 101 Conversations | German Edition, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Mündliche Prüfung Deutsch B1: Übungen zur Prüfungsvorbereitung B1 Deutsch als Fremdsprache Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5101 Conversations in Intermediate German: 101 Conversations | German Edition, #2 Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Fragen Sie einfach!: Deutsche Grammatik in leichter Sprache Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Mündliche Prüfung Deutsch für den Beruf DTB/BSK B2: 15 Übungen zur DTB mündlichen Prüfungsvorbereitung B2 Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Sprachbausteine Deutsch B2-C1 Medizin Fachsprachprüfung (FSP): 10 Übungen zur FSP-Prüfungsvorbereitung mit Lösungen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ich REDE. Ein Hoch auf Deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMündliche Prüfung Deutsch für den Beruf DTB/BSK C1: 10 Modelltests für die mündliche Prüfung mit Formulierungshilfen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schreibkompetenzen in der Fremdsprache: Aufgabengestaltung, kriterienorientierte Bewertung und Feedback Bewertung: 4 von 5 Sternen4/575 einfache Spiele ohne viel Vorbereitung für den Deutschkurs: Deutsch als Fremdsprache, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrieftraining für Deutschlerner B2: Zur Prüfungsvorbereitung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die deutsche Sprache: Ursprünge, Entwicklung und Wandel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMerk dir das! Grammatik bis B1: German Grammar explained in English Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrundwortschatz Deutsch - Englisch: Das praktische eBook mit den wichtigsten Wörtern auf Deutsch und Englisch Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Was nicht mehr im Duden steht: Eine Sprach- und Kulturgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchlagfertigkeitstechniken für Anfänger: Grundlagen und Techniken der Schlagfertigkeit lernen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?: ber den Niedergang unserer Sprache Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Systemische Fragetechniken für Fach- und Führungskräfte, Berater und Coaches: Die Bedeutung von Fragen im Beruf Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Übungsheft C-Tests: Niveau C1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErfolgreich zum DTB B2, Schreibtraining: Forumsbeitrag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaputt ist der Kopf: Mit Wortbildern hundert und mehr Lateinvokabeln pro Stunde lernen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Zukunft schreiben: Handbuch für alle, die schreiben wollen Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Fit zum Übertritt - Englisch 4. Klasse Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof - Michael Möseneder
Michael Möseneder
Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof
Unglaubliche Wiener Gerichtsprozesse
Inhaltsverzeichnis*
Cover
Titel
Das Leben zwischen Buchstaben und Paragrafen
Kapitel 1: Wenn man seinen Ohren kaum traut
Topfpflanzenstreit beim Bundesheer
Der Shoppingsender und die betrügerische Pensionistin
Der Rosenbusch und der Hausbesuch mit Schlagring*
Der von einer Unbekannten angestiftete Kinderschänder
Krippenfiguren und Teddybären
Der fliegende Burger und der Schädelbasisbruch*
Der Steirer und die „grüne Muschi"
Der Pizzabäcker und seine Peniskrümmung
Der Cam-Sex der falschen 14-Jährigen
Die wütende Mutter als Brandstifterin
Nachbarschaftsstreit im hellhörigen Altbau*
Aus dem Leben eines Blutchronikers, Teil 1
Kapitel 2: Die Richter und das liebe Vieh
Das tote Meerschweinchen in der Problembeziehung
Ein berühmter Gallier und Nothilfe für einen Hund
Vendetta rund ums Wuff-Forum
Der Künstler und der fliegende Hund
Der Dackel mit dem Löwenherz
Der Taubenhasser und das Fenster zum Hof
Der Rottweiler, der ein Kleinkind totbiss
Aus dem Leben des Blutchronikers, Teil 2
Kapitel 3: Vom Beisl vor den Kadi
Wildpinkler bei den Stürmischen Tagen
Die „Indianerin" und Schläge auf dem Damen-WC
Der ziemlich missglückte Valentinstag*
„Mädi" und der Würstelstand
Rabiater Diskurs im Schlingerl
Eskalierter Streit um ein Finanzamt
Drohungen gegen „Drecksschlampe und „Hurensohnschwiegermutter
Der eskalierte Ticketkauf im Westbahnhof*
Prozess um transdanubisches Beziehungsgeflecht
Der Mann, der eine Straßenbahn stahl
Aus dem Leben des Blutchronikers, Teil 3
Kapitel 4: Ein Fall für die Öffentlichkeit
Estibaliz C.: Die toten Männer der Eissalonbesitzerin
Korruption in höchsten Kreisen
Der Dreifachmord im niederösterreichischen Schloss
Julia Kührer: Die verbrannten Gebeine im Weinviertler Erdkeller
Die drei vergewaltigenden Teenager vom Praterstern
Der Showdown der „Star-Anwälte"
Peter Seisenbacher: Der tiefe Fall des Doppelolympioniken
Aus dem Leben des Blutchronikers, Teil 4
Kapitel 5: Folgenschwerer Verkehr
Die Parklücke und das Steirereck
Der Spitzenkoch und die Straßenverkehrsordnung
Der „Rotzbua und die „schwule Sau
in der Tempo-30-Zone*
Blaues Blut und Vorrangregeln
Der Zigarettenstummel und der Kettenhandschuh
Der frierende Polizist und der Schnaps des toten Schwiegervaters
Road Rage unter Radfahrern
Aus dem Leben des Blutchronikers, Teil 5
Kapitel 6: Jung und teils erstaunlich dumm
Die Respektschellen als Internethit
Die Teenager und der Speisekartentrick
Die Depressive und die Beauty-Convention*
„Branding, „Schaumparty
und ein trostloses Leben
Zwerg und Riese in rächender Mission*
Der hilflose Lehrer und sein rabiater Sohn
Lieber vorbestraft, als im Kindergarten zu helfen
Freispruch dank mütterlichen Misstrauens
Der Lehrling und die Nötigung mit zwei Dildos
Falsche Freunde, psychische Probleme und Weihnachtsdeko
Einladung an den Arbeitsplatz des Blutchronikers
Michael Möseneder
Zum Autor
Impressum
* Die mit einem * markierten Fälle erscheinen in diesem Buch zum allerersten Mal. Die anderen Texte wurden bereits in DER STANDARD veröffentlicht und uns für dieses Buch freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Das Leben zwischen
Buchstaben und Paragrafen
Vor Gericht und auf hoher See ist man in der Hand eines höheren Wesens, wird behauptet, wobei die Erfindung von Schiffsschraube und Verbrennungsmotor den göttlichen Handlungsspielraum auf den Weltmeeren merklich verringert hat. Im Justizsystem geht es im Gegensatz zur Seefahrt aber auch nur bedingt um Naturgewalten, sondern vor allem um Menschen. Deshalb ist die Vorstellung einer unparteiischen Göttin Justitia (die in der antiken Mythologie übrigens nicht blind ist), die das Recht anwendet und so für Gerechtigkeit sorgt, natürlich absurd. Noch dazu, da die Antwort auf die Frage, ob ein Urteil gerecht gewesen ist, je nach befragtem Beteiligten anders ausfallen wird: Was die Staatsanwältin für gerecht hält, wird der Verteidiger als zu hart empfinden; was das Publikum für „Kuscheljustiz" hält, wird der Berufsrichter als härtestmögliche Strafe ansehen.
Was für die Justiz gilt, gilt erst recht für den Journalismus, auch im Genre der Gerichtsreportagen. Fast jede Geschichte, die man in einem Verhandlungssaal hört, könnte man den Leserinnen und Lesern aus verschiedensten Perspektiven erzählen. Man könnte ein Verfahren aus dem Blickwinkel der (Zwei-)Klassenjustiz sehen, die Berichterstattung immer unter einen feministischen Standpunkt stellen, sich darüber echauffieren, dass nicht hart genug durchgegriffen oder die Lebensgeschichte der Angeklagten zu wenig berücksichtigt wird.
Diese journalistische Vorgehensweise bietet sich vor allem an, wenn man nur die „großen", die sogenannten clamorosen Prozesse besucht und sonst nicht viel mit dem Gerichtsalltag zu tun hat. Oder überhaupt nicht im Saal anwesend ist und dann aufgrund einer Agenturmeldung einen Justizskandal wittert.
Hat man aber schon sehr, sehr viele Verfahren live mitverfolgt, erkennt man, dass die überwiegende Zahl der Entscheidungen, die von Berufsrichterinnen und -richtern sowie ihrer Laienkollegenschaft, Schöffinnen, Schöffen und Geschworenen, getroffen werden, durchaus nachvollziehbar ist. Und auch, dass im Zweifelsfall immer noch die nächste Instanz mitredet. Obwohl die Funktion des „embedded journalist", also eines Medienmitarbeiters, der ganz nah am Geschehen ist und ständig mit denselben Personen zu tun hat, selbstverständlich die Gefahr birgt, dass man Teil des Systems und damit betriebsblind wird.
Dieser Gefahr lässt sich aber begegnen, wenn man zu den beruflichen Protagonistinnen und Protagonisten, seien es Verteidigerinnen, Richter oder Staatsanwältinnen, die gleiche Distanz oder Nähe hält. Mit manchen versteht man sich gut, zu anderen hat man ein sehr formelles Verhältnis. In die Berichterstattung sollte das tunlichst nicht einfließen, auch wenn es sich wohl nicht hundertprozentig vermeiden lässt.
Im Mittelpunkt stehen immer Angeklagte, Opfer und deren Geschichten. Und diese Geschichten sind manchmal verstörend, manchmal widerwärtig, manchmal empörend, manchmal nachvollziehbar und manchmal auch ziemlich lustig. Auf den folgenden Seiten findet ihr einige davon, die in den vergangenen Jahren in der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD veröffentlicht wurden, und einige, die hier erstmals zu lesen sind. Nicht bei allen Verfahren ist es mir gelungen, festzustellen, ob das Urteil rechtskräftig geworden ist, daher wird dann die Version zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verwendet.
Den aufsehenerregenden Großverfahren ist dabei nur ein Kapitel gewidmet. Der Grund: Viel öfter sind es die kleinen Prozesse, die Schlaglichter auf die Lebensrealität der Menschen in diesem Land werfen oder zeigen, zu welch absonderlichen Dingen der Homo sapiens in der sozialen Interaktion fähig ist. Viele sind zum ersten Mal vor Gericht, haben Angst, kennen das Prozedere nicht und sind dadurch besonders verletzlich. Ziel ist dabei nicht, jemanden vor die Scheinwerfer zu zerren oder das Publikum mit einem Sozialporno zu bespaßen. Sondern vielmehr, zu zeigen, dass es verschiedene Wirklichkeiten gibt, die man sich oft gar nicht vorstellen kann. Die aber Handlungen nachvollziehbarer machen, wenn man ein wenig darüber nachdenkt. Denn von einem Umstand kann man ausgehen: Niemand ist gefeit davor, selbst einmal auf dem Anklagestuhl zu sitzen, auch jene nicht, die am lautesten nach Law & Order rufen.
IMG_0453.jpgEigene Fischarten werden im Straflandesgericht nicht gezüchtet, die Renovierung lässt einfach bereits seit Jahren auf sich warten.
Kapitel 1:
Wenn man seinen
Ohren kaum traut
Nicht immer weiß man als Gerichtsreporter im Vorhinein, was einen genau erwartet, wenn man von einem Prozess erfährt. Manche Geschichten hören sich dramatisch an, bieten dann aber wenig Grund, darüber zu berichten. In anderen Fällen ist es umgekehrt: Erst im Verhandlungssaal kommen kuriose Begebenheiten ans Licht. Einige dieser Geschichten findet ihr hier versammelt: Es geht um Büropflanzen und ihre Lichtbedürfnisse, Cheeseburger als Mittel zur Nothilfe und Chefinnen, die Mitarbeiter inkognito dazu bringen, ein Kind zu missbrauchen.
Topfpflanzenstreit beim Bundesheer
Wenn eine Richterin „Hat der noch gelebt?" fragt, wird gemeinhin ein Schwerverbrechen verhandelt. Im Prozess wegen schwerer Körperverletzung gegen Eva M. ist das glücklicherweise nicht der Fall. Die besorgte Erkundigung von Richterin Nicole Baczak gilt nämlich einer Pflanze. Die soll die 44-jährige Angeklagte samt Topf einer Untergebenen auf den Fuß geschmissen haben, wodurch sich die Frau einen Fußknochen gebrochen hat.
Schauplatz ist eine Kanzlei des Verteidigungsministeriums. Frau M. ist dort Amtsdirektorin; bis zum Vorfallstag, dem 8. August 2016, teilte sie sich mit Frau J. das Zimmer. Die scheint eine Pflanzenliebhaberin zu sein, vier Stück, darunter zwei Birkenfeigen, besser bekannt unter dem Namen Ficus, und einen Elefantenfuß stellte sie ins Büro.
Als Frau J. im Sommer auf Urlaub war, fasste die Angeklagte einen Plan. „Es war so heiß, daher habe ich die Pflanzen von der Fensterbank genommen, damit man lüften kann, und einen Ficus umgestellt. Da habe ich auch bemerkt, dass der Lichteinfall viel besser geworden ist, man hat kein elektrisches Licht mehr gebraucht", schildert sie.
Am Tattag kam die Kollegin aus dem Urlaub zurück. „Sie ist in die Teeküche gegangen, die ist geputzt worden. Dann hat sie gleich gefragt, wer ihre Sachen umgeräumt hat, erzählt die Unbescholtene. Dramatisch wurde die Situation dann, als Frau J. in ihrem Zimmer den 1,60 Meter hohen Ficus nicht sah. „Sie hat gefragt, wo er ist, und ich habe ihr gesagt, er steht neben der Tür.
Aus Sicht der Besitzerin ein schlechter Platz, sie wollte ihn offenbar wieder näher ans Licht stellen. „Ich habe ihr dann eine Dienstanweisung erteilt, dass sie die Stöcke wegstellen muss, erinnert sich die Angeklagte. „Sie haben ihr eine Dienstanweisung erteilt?
, fragt Baczak ungläubig. Nicht nur das hat sie, sie wollte auch den Vorgesetzten um eine letztinstanzliche Entscheidung bezüglich des Pflanzenstandorts bitten.
„Bis dahin wollte ich den Stock von der Fensterbank nehmen. Er ist mir aber ausgerutscht und auf den Boden gefallen. Frau J. habe sie dabei nicht getroffen. „Sie hat dann aber gesagt, ich hätte mich erschreckend verändert
, berichtet Frau M. weiter. Dann habe die Kontrahentin alle Blumentöpfe ins Auto getragen und sich krankgemeldet.
„Wer hat den Unfall gesehen, also quasi das Attentat des Blumentopfes?", erkundigt sich die Richterin. Sie erfährt, dass es keine unmittelbaren Zeugen gibt. Andere Mitarbeiter würden aber bezeugen können, dass Frau J. weder über Schmerzen geklagt hat noch gehumpelt ist.
Frau J. erzählt naturgemäß eine ganz andere Geschichte. „Ich habe nach dem Urlaub den Dienst angetreten. Als ich gekommen bin, war eine ganz eigenartige Stimmung, eher feindselig", erzählt sie schluchzend. Als sie sich wegen der Teeküche erkundigte, habe sie eine barsche Antwort bekommen, die sie so verstört zu haben scheint, dass sie ihren Ficus übersah.
Als sie diesen wieder auf seinen angestammten Platz stellen wollte, sei die Situation eskaliert. „Die Frau Amtsdirektor ist herübergestürmt und hat mit der Hand den Blumentopf vom Fensterbrett geschmissen", behauptet die 49-Jährige. Der rund fünf Kilo schwere Topf habe sie mit der Kante dann am Fuß erwischt.
„Ich war geschockt und wollte nur noch weg", daher habe sie die Streitobjekte in ihren Wagen verfrachtet und sei zum Hausarzt gefahren. Der habe sie zum Röntgen geschickt, im Spital sei ihr dann gesagt worden, dass das sogenannte Sesambein im linken Fuß gespalten sei.
Als Anhängerin von Naturmedizin verweigerte sie die verschriebenen Schmerzmittel, wegen ihrer Arthritis wollte sie auch keinen Gips. Der Knochenbruch habe weitere Folgen gehabt – einige Zeit später stieß sie, da sie nicht richtig auftreten konnte, gegen einen Türstock und brach sich die kleine Zehe. Drei Monate war sie insgesamt im Krankenstand.
„Waren Sie früher sportlich?, stellt der medizinische Sachverständige Christian Reiter eine zunächst überraschend klingende Frage. „Ja, ich bin gelaufen, geklettert, gewandert
, bekommt er als Antwort. „Wollen Sie Schmerzensgeld?, erkundigt sich die Richterin noch. „Ja, mein Anwalt hat gesagt, ich kann das fordern. Ich weiß aber nicht, wie viel.
Ein Umstand, der keine Rolle mehr spielt, als Reiter sein anhand der Röntgenbilder und der Krankenhausakte erstelltes Gutachten erläutert. „Die Dreiteilung des Sesambeines muss deutlich vor dem 8. August passiert sein, stellt er nämlich fest. „Eine derartige Verletzung passiert meistens bei einem Sprung aus großer Höhe. Es kann aber auch eine Ermüdungsfraktur sein, die bei Läufern vorkommt.
Wäre Frau J. von einer Blumentopfkante getroffen worden, hätte es zusätzlich noch andere Symptome geben müssen. Aus seiner Sicht könne die Zeugin sich daher maximal eine Prellung zugezogen haben, falls sie überhaupt getroffen worden sei. „Vereinfacht gesagt: Da war kein Blumentopf?, bringt die Richterin es auf den Punkt. „Ich würde mit wesentlich schwereren Verletzungen rechnen, wenn es einen gegeben hätte
, antwortet der Experte.
Die logische Folge ist ein nicht rechtskräftiger Freispruch für Frau M., Frau J. nimmt ihn wortlos zur Kenntnis und verlässt den Saal. Die beiden Frauen arbeiten mittlerweile übrigens an unterschiedlichen Standorten.
Der Shoppingsender und die betrügerische Pensionistin
Es ist quasi eine Vermögensumverteilung auf eigene Faust gewesen, die Margarethe S. begangen hat. Die 68-Jährige ist nämlich der Meinung, vom Leben benachteiligt worden zu sein. Die Pensionistin hat daher beim TV-Shoppingsender QVC eine umfangreiche Bestellung aufgegeben. Als Käufernamen verwendete sie allerdings den einer Bekannten, bezüglich der Rechnung hielt sie sich an den italienischen Literaturnobelpreisträger Dario Fo: „Bezahlt wird nicht!" Daher muss Richter Ulrich Nachtlberger entscheiden, wie er diesen Betrug bestraft.
Ihr Motiv schildert die Unbescholtene unter Tränen. „I hob mei gonz’ Leben hoat goabeit", sagt sie. Wegen ihres Expartners sei sie in Konkurs gewesen, offenbar ist ein geschäftliches Unternehmen gescheitert, und der Herr zog es vor, die Verbindlichkeiten auf sie abzuwälzen.
Dazu kommen Pfändungen wegen weiterer Schulden und Forderungen