Nebelbraut
Von Ariane Rücker
()
Über dieses E-Book
Folgen Sie der kleinen Susi ins Dunkel des Schlafzimmers; lernen Sie Nofretete, die einsame Jägerin kennen; treffen Sie Krispin, den kühnen jungen Mann, der für eine Wette einen Viadukt überquert und zünden Sie für den sündigen Vater eine Kerze an ...
Erzählungen, die Sie mitreißen werden.
Ähnlich wie Nebelbraut
Ähnliche E-Books
Nina und das Geisterkind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOmageschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOmageschichten: Neue omageschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTausche Giraffe gegen Freund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKeine schöne Leich: Die gnä' Frau ermittelt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Brunhilde, Barbara und ich das Ewige Licht auspusteten: Eine Jugend in Edingen-Neckarhausen zwischen Kindergarten, Kiesloch und Kirche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Weißt du noch, als ... ?": Kurzgeschichten aus einem niederbayrischen Dorf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas dieses Weib so alles treibt: Geschichte einer liebenswerten, agilen Seniorin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer besondere Weihnachtswunsch: Eine Erzählung aus dem Erzgebirge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Knochen der Götter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLucies Abenteuer: Doppelband Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAusweg Sophienlust!: Sophienlust - Die nächste Generation 53 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElaine: Windbrüder (1) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Jahr aus Kinderaugen: Kurzgeschichten zum Vor- und Selbstlesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaika bleibt bei mir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frolleins von der Freiheitsallee: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch strick mir einen Schal aus Zeit: Geschichten und Erinnerungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Wespen und Raubfröschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Mädchen, das niemand will?: Mami 2059 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gedankenmusik: Eine philosophische Reise zum Ursprung aller Töne. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSusa, der Weihnachtsgrinch: Weihnachten oder doch nicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Schandmal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Stein des Anstoßes: Erzählungen und Gedichte lebensnah, realistisch, sowie zum Schmunzeln und Nachdenken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine neue Familie für Marie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNun zündet alle Kerzen an: Weihnachtsgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen12: mit Sagengestalten durch das Jahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnna ahnt nichts von der Gefahr: Kinderärztin Dr. Martens 89 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSusi Strohhut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn der Acker brennt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTheodora und der Tod des Richters: Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Kurzgeschichten für Sie
Sex-Geschichten: Komm und nimm mich: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVirginia Woolf: Ihre sechs besten Kurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeiße Nächte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrei Frauen: Grigia, Die Portugiesin, Tonka Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTote Blumen: Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarte Sex-Geschichten!: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Heiße Sexgeschichten: Sex und Lust: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErotikroman - Mehr Hart als Zart... Teil 17: 10 erotische Geschichten für Erwachsene ab 18 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKein Wort zu viel: 35 Kürzestgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur keine Hemmungen - Erotische Sex-Geschichten: Sex und Erotik für Männer und Frauen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErotische Kurzgeschichten - Sex ab 18: Harte Erotik für Erwachsene Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Knulp Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Just Porno!: Erotik-Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLesbische und erotische Sex-Geschichten: Sex und Erotik unter Frauen ab 18 Jahren unzensiert deutsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCuckold & Wifesharing: Die geheimen Sexgeschichten von Paaren / Erotische Geschichten ab 18 unzensiert deutsch Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sexgeschichten: Porno für deinen Kopf: Sex- und erotische Geschichten ab 18 deutsch unzensiert Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5EROTIK pur - Das Ebook für erotischen Lifestyle: EXTREM DIRTY - Sexgeschichten unzensiert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSexgeschichten: Unzüchtiges Treiben im Mädchen Internat: Die ersten erotischen Sexabenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenANALSPEZIAL - #Bei mir steht das Hintertürchen weit offen! - Sexgeschichten: 10 anale erotische Geschichten Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Milliardär Bad Boy trifft seinen Engel: Biker Liebesromane: Heiße Nächte in Sturgis, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSexgeschichten: Geil und Klebrig Bewertung: 4 von 5 Sternen4/510 Böse, schmutzige und versaute Sexgeschichten: Harte erotische Geschichten und vulgäre Erotikgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarte MILF Sexgeschichten: Reife Frauen haben den besten Sex! Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Ich will dich - Erotische Kurzgeschichten ab 18 Jahren: Tabu: Sexgesichten Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Sexgeschichten: Unzüchtiges Treiben im Mädchen Internat 2: Sex-Erotische Geschichten ab 18 Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEwiger Atem: Thriller | Die Vorgeschichte zum internationalen Bestseller »Die gute Tochter« Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Tod ist immer anders: 13 schwarze Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSex und Erotik in all ihrer Vielfalt - Teil 26: Vulgäre und erotische Kurzgeschichten - 10 Sexgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGoldwäsche: Ein Will Trent und Jack Reacher Short Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichte eines Untergangs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Nebelbraut
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Nebelbraut - Ariane Rücker
Nebelbraut2
Titel Seite
Susis Geister
Begegnung im Regen
Fünf Minuten, in denen nichts passiert
Für jeden brennt ein Licht
Daher also weht der Wind
Nebelkraut
Wer werfe den ersten Stein
Sommer 1891
Abschied
Späte Liebe
Feenhain
Der Zug nach Hause
Samstag wird gebaut
Der Strohhut
Die heutige Zeitung
Die verflixten Amerikaner
Frau Schmidt
Der Anruf
Wiedersehen
Korsakow
Schein und Sein
Montagszauber
Ein bisschen Wärme
Der Sammler
Melissas Wunsch
Hoher Besuch
Die Kraft der Gedanken
Dank
Leseempfehlung
Ariane Rücker erblickte in Meißen, im Schatten der geschichtsträchtigen Albrechtsburg, das Licht der Welt. Bereits in früher Kindheit weckte ihr Vater bei ihr die Liebe zum Hören und Erzählen von Geschichten.
Nach einer Uhrmacherlehre studierte sie nacheinander Feinwerktechnik, Belletristik und Sozialpädagogik.
Sie arbeitete als Konstrukteurin, Familientherapeutin, Dozentin und Therapeutin für chronisch psychisch Kranke, ehe sie sich als Technische Redakteurin und Lektorin für wissenschaftliche Arbeiten selbstständig machte.
Die Liebe zum Erzählen und Schreiben bestimmt bis heute ihr Leben.
Ariane Rücker hat drei erwachsene Kinder und lebt in der Sächsischen Schweiz.
Bisher sind von ihr erschienen:
Wie du mir, so ich …, Aggressionen zwischen Müttern und Töchtern
(Sachbuch);
Paul hat zu tun
(Kinderbuch) und
gemeinsam mit Tochter Antje
Fest der Erwartungen
(Weihnachtsgeschichten) sowie zahlreiche Zeitschriftenartikel und Beiträge in verschiedenen Anthologien.
Ariane Rücker ist Mitglied im Neustädter Autoren e. V.
Ariane Rücker
Kurzprosa
Nebelbraut
Kurzweiliges für die Badewanne und für unterwegs
Nebelbraut
Copyright © 2016. Alle Rechte bei der Autorin
Verlag: epubli GmbH, Berlin
Lektorat:Neustädter Autoren e. V.
Printed in Germany
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über
http://dnb.d-nb.de
Für meine Mutter und meinen Vater,
denen ich die Gabe verdanke,
Phantasie zu entwickeln.
Inhalt
Susis Geister
Begegnung im Regen
Fünf Minuten, in denen nichts passiert
Für jeden brennt ein Licht
Daher also weht der Wind
Nofretetes Entscheidung
Nebelkraut
Wer werfe den ersten Stein
Sommer 1891
Abschied
Der Zug nach Hause
Späte Liebe
Das Märchen von der verlorenen Wurzel
Feenhain
Nomen est omen
Samstag wird gebaut
Der Strohhut
Die heutige Zeitung
Die verflixten Amerikaner
Frau Schmidt
Der Anruf
Wiedersehen
Korsakow
Schein und Sein
Montagszauber
Der Sammler
Melissas Wunsch
Hoher Besuch
Die Kraft der Gedanken
Susis Geister
Das Weckerklingeln löste die samtige Schwärze auf und vertrieb die Gespenster, die Nacht für Nacht das Kinderbett umlagerten. Der Vater wälzte sich auf die andere Seite. Susi starrte ins Nichts. Sie lag häufig wach, sodass sie selbst davon überzeugt war, niemals zu schlafen.
Wenn es dunkel wurde und sie in diesen Raum geschickt wurde, kam auch die Angst. Kaum hatte der Vater das Licht ausgeknipst, krochen die nebligen Gestalten aus ihren Verstecken und versammelten sich um das Bett. Und jedes Mal fragten sie, ob Susi lieb gewesen war. Sie dachte an das enttäuschte Gesicht oder die laute Stimme der Mutter. Manchmal befühlte sie auch die Stellen, an denen die Hand der Mutter Abdrücke auf ihrer Haut hinterlassen hatte, sank noch tiefer in ihre Kissen und zog die Bettdecke bis ans Kinn.
Wenn es ganz schlimm kam, lehnten sich die Geister sogar über das Bett, so dicht, dass Susi ihren Atem spüren konnte. Dann kroch sie tief unter die Decke und traute sich erst wieder hervor, wenn das Moped von Herrn Seidel aus dem Nachbareingang vor dem Fenster vorüber knatterte.
Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis der Wecker dem Grauen ein Ende machte. Susi liebte den Wecker. Er bestand aus drei Teilen, dem Uhrwerk und zwei grünen Lederschalen, die abends wie ein Haus zusammengesteckt wurden.
Tagsüber durfte Susi damit spielen. Dann klappte sie das Zifferblatt in die Mitte und ließ das Etui wie eine Tasche darum schnappen. Europareisewecker nannte ihn die Mutter, wobei sie das „Europa" besonders betonte. Niemand anderes, nicht einmal Susis beste Freundin Kerstin, hatte einen solchen Wecker. Und gleich gar keinen, wo Europa drin war. Lag es daran, dass die Mutter Uhrmacherin war? Oder daran, dass sie vor Susis Geburt eine Weile in Westdeutschland gelebt hatte? In Köln. Susi konnte sich nicht vorstellen, wo das lag und was dort anders sein sollte, als hier in Meißen. Aber sie hörte oft, wie die Mutter dem Vater vorwarf, dass er sie überredet hatte, in den Osten zu kommen. Dass sie nun, seit es die Mauer gab, gezwungen war, in diesem Kaff festzusitzen, wo es weder eine ordentliche Arbeitsstelle für sie noch einen Kindergartenplatz für Susi gab.
„Noch fünf Minuten, hörte sie den Vater murmeln und wusste, jetzt drehte er sich um und vergrub sein Gesicht in Mutters Locken. Irgendwann stand er auf und versuchte, im Dunkeln geräuschlos in die Küche zu gelangen. Meist stieß er dabei an das Bettgestell oder lief gegen den Stuhl vor Susis Bett. Es klapperte, wenn er das Kaffeewasser aufsetzte, dann plätscherte im Bad sein Waschwasser und beim Rasieren sang er „…als Büblein klein an der Mutterbrust …
. Beim Anziehen raschelten seine Sachen.
Im Wohnzimmer deckte er den Tisch für sich. Während er noch Salz und Butter aus der Küche holte, stieg Susi aus dem Bett und setzte sich in der Wohnstube auf ihren Stuhl. Es war noch kalt im Zimmer und sie rieb die nackten Füße aneinander. Wie jeden Morgen tat der Vater so, als hätte Susi ihn überrascht. Sie lachten. Er bestrich zwei Schwarzbrotschnitten dick mit Butter. Nebenbei erzählte er von seiner Arbeit und über Kollegen, deren Namen Susi immer wieder vergaß, von Problemen, die er auf seinem Schreibtisch liegen hatte und von seinem Chef, der kluge Entscheidungen traf.
Was musste der für ein mächtiger Mann sein, wenn er sogar dem Vater sagen durfte, was er zu tun hatte! Susi sah den Chef ihres Vaters vor sich, wie er in einem purpurnen Mantel mit Leopardenkragen vor ihren Vater hintrat und Befehle erteilte. Während sie versuchte, sich ein Bild von der Arbeit ihres Vaters zu machen, streute er Salz auf die Butter und plauderte weiter. Von Sperrholz und Messingblech, das er zum Bau seiner Modelleisenbahn benötigte, von Schrauben und Muttern, die es wieder einmal nicht zu kaufen gab, und von Politik. Susi hing an seinen Lippen. Beim Abendbrot sprach er von genau denselben Dingen, dann verdrehte Susi die Augen und seufzte ein ums andere Mal, weil die Mutter das auch so machte.
Der Vater war inzwischen bei der zweiten Scheibe Brot angelangt, die er tief in den Kaffee tauchte, ehe er abbiss. Susi fand den bitteren Geschmack eklig, aber es gab nichts Wichtigeres für sie, als morgens bei ihrem Vater von der eingetunkten Butterschnitte abzubeißen. Verlangend riss sie den Mund auf und zeigte dabei ihre erste Zahnlücke. Der zweite und der letzte Bissen waren immer für sie. Gemeinsam brachten sie das Geschirr in die Küche. Dann packte der Vater seine Aktentasche, stopfte die Aluminiumblechdose mit den Pausenbroten an eine freie Stelle und zog und zerrte so lange an der ledernen Klappe, bis die Schnallen endlich zuschnappten.
Er umarmte seine Tochter und gab ihr einen Kuss. Susi lief ans Küchenfenster, schob die Scheibengardine beiseite und winkte. Er winkte zurück, bis er aus dem Lichtkreis der Straßenlampe vor dem Haus trat und die Dämmerung ihn verschlang.
Susi krabbelte wieder ins Bett. Es war nicht mehr so dunkel im Zimmer und die Geister hatten sich zurückgezogen. Die Mutter schlief noch. Susi streckte sich aus und fiel in einen traumlosen Schlummer.
Als in der Küche das Geschirr klapperte, schlappte Susi verschlafen ins Bad. Die Waschmaschine musste schon seit einer Weile laufen, denn die erste Ladung Wäsche lag bereits zum Spülen in der Badewanne. Sie hob den Deckel der Waschmaschine an und lugte hinein. Susi liebte es, die schaumigen Wirbel zu verfolgen. Da die Mutter nicht in der Nähe war, erlag sie der Versuchung und hielt probeweise einen Finger ins Wasser – und verbrühte sich. Sie weinte ein bisschen, aber es war keiner da, der sie trösten konnte, denn gleich darauf sah sie die Mutter durch das Badfenster draußen auf dem Wäscheplan.
Susi zog sich rasch an. Wenn die Mutter hereinkam, würde sie zum Bäcker gehen. Trällernd hopste sie in die Küche.
„Hinter dem Pullini Pompali ...", sang sie.
„Es muss heißen: Hinter den Kulissen von Paris", sagte die Mutter, doch Susi wusste es besser.
Sie hatte die zerkratzte Stimme vom Deutschlandfunk genau im Ohr und die sang:
… Pullini Pompali …
. Die Stimme gehörte Miräh Matjö, Vaters Lieblingssängerin und der Deutschlandfunk war verboten, doch der Vater hörte ihn heimlich.
In der Küche stand der blau gesprenkelte Emaillewindeltopf auf dem Herd und glucksende Geräusche verrieten, dass Unterwäsche und Handtücher darin brodelten. Ab und an rührte die Mutter mit einem großen Holzlöffel die Wäsche um und Susi rümpfte die Nase.
Der Schlüssel rasselte im Schloss und Susi bekam von der Mutter ein freundliches „Guten Morgen" und einen Kuss.
„Na, du bist ja schon fertig. Dann kannst du gleich losgehen."
Susi nahm das Geld und den kleinen Stoffbeutel, den die Mutter aus einem alten Schirmbezug genäht hatte und hopste die frisch gewachsten Stufen hinunter.
Der Weg führte an dem gelben Wohnblock entlang und folgte dann der Hauptstraße. Vorbei am Friseurladen, wo sich die alten Männer die Bärte abnehmen ließen. Der Frisör, der auch ein alter Mann war und beim Schneiden immer mit der Schere in der Luft herum klapperte, schenkte Susi jedes Mal wenn sie ihre Mutter begleitete, ein kleines Kissen mit Haarshampoo. Vorn drauf war das Bild von einem Mädchen mit seifigen Haaren gedruckt. Es hieß Babette, wie darauf zu lesen war und Susis Mutter vergaß nie darauf hinzuweisen, dass Babette kein Geschrei veranstaltete, wenn man ihr die Haare wusch. Susi dachte, dass die Babette auf dem Bild sicher auch keine