Weit weg von zu Hause der Liebe so nah.
Von Benjamin Kelm
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Über dieses E-Book
Diese poetische Erzählung basiert auf wahren Begebenheiten, die Benjamin Kelm in New York City erlebt hat.
Alle Begegnungen, Ereignisse und Momente wurden intensiviert und verdichtet, sodass sich eine Geschichte erzählt, die sich wie eine rasante Achterbahnfahrt durch "die Stadt, die niemals schläft" anfühlt. Mit allen Höhen und Tiefen. Aller Freude und Aufregung. Und dem Mut, sich auf ein ungewisses Abenteuer einzulassen.
Die einzige Gewissheit ist, dass er seinen Traum leben darf, der ihm jedoch einiges abverlangt. Neben einem Einbruch, distanzlosen alten Männern oder der Überforderung durch das Großstadtleben sind es vor allem die Einsamkeit und das damit einhergehende Heimweh, die ihm seelisch zu schaffen machen. Er ist dabei, sich zu verlieren.
Doch wenn es auch die Stadt ist, die ihn an diesen Punkt bringt, ist es auch New York, das ihn wieder zu sich finden lässt ...
Benjamin Kelm
Am "New York Conservatory for Dramatic Arts" hat Benjamin Kelm 2020 seinen Abschluss als Schauspieler gemacht. Im Kinofilm "Immenhof - Das große Versprechen", der am 26. Mai 2022 in die Kinos kommt, hat er seine erste Kinorolle. Zuvor war er u.a. im Tatort "Der Pakt", bei "Wissen macht Ah!", sowie in der saarländischen Serie "Unter Tannen" zu sehen. In Trier spielt er im Improvisationstheater "sponTat". Als Dozent unterrichtet er Improvisationstheater und Schauspiel für Jugendliche.
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Buchvorschau
Weit weg von zu Hause der Liebe so nah. - Benjamin Kelm
Benjamin Kelm
Weit weg von zu Hause
der Liebe so nah.
Erzählung
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in Der Deutschen Nationalbibliografie: detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2022 für diese Ausgabe by
Edition: prosaoratio
Alle Rechte vorbehalten.
editionWort – Schillstraße 83 – 66113 Saarbrücken
www.editionwortverlag.de | info@editionwortverlag.de
© Texte by Benjamin Kelm
© Lektorat by Bernd Leidinger
© Korrektorat by Bernd Leidinger & Vanessa Wagner
© Fotos New York by Benjamin Kelm
© Foto Benjamin Kelm – S. 116 by Petra Simon
© Covergestaltung by Michael Braun
© Satz & Layout by Luca I. Leidinger
Hergestellt in Deutschland
Druck & Vertrieb: BoD – Books on Demand, Norderstedt
Gedruckt auf 90g-Qualitätspapier
Schrift: Georgia
ISBN: 978-3-936554-41-0 (Paperback)
ISBN: 978-3-936554-53-3 (E-Book)
Für meine Freunde in New York, ihr seid nie vergessen.
Times Square
Inhalt
Vorwort9
Anreise11
U-Bahn15
Traum, darf ich bitten?23
NYC-Komplettpaket27
Der Duft von Burgern41
Big-Apple-Bekanntschaften 43
Club der stillen Denker53
Alles nur kein Date57
Audrey Munson63
Times Square69
Die stärkste Kraft77
Dunkle Tage79
Wohlbehütetes Deckennest93
Night Walk97
Manhattan Bridge109
Mein Festivalsommer113
Benjamin Kelm117
Danksagung119
Wohnzimmerlesung121
Union Square
Vorwort
Ich kann es kaum glauben, aber „Weit weg von zu Hause der Liebe so nah." ist nun endlich fertig!
Eine ganze Weile hat nicht mehr viel gefehlt. Doch wenn ich ehrlich bin, habe ich das Weiterschreiben und die Fertigstellung ein wenig hinausgezögert.
Ich wollte meine Zeit in New York nicht abschließen, sondern weiter in ihr verweilen. Dadurch, dass ich die Worte aufs Papier brachte, war es so, als ob ich noch dort wäre. Als ob ich noch durch die Avenues laufen, mit der U-Bahn von einem Stadtteil in den nächsten fahren oder in einem Café sitzen würde, um diese Stadt und seine Bewohner mit offenem Herzen zu erleben.
Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich die richtigen Worte finde, um meine Erlebnisse und Eindrücke so einfangen zu können, wie sie es verdient haben. Doch mit guter Musik, einem großen Stück Kuchen und einem leckeren Kaffee habe ich mich heute gewagt und …
... meine Erzählung zu Ende geschrieben.
Die Worte kamen.
Ich bin sehr glücklich und erleichtert.
Ich habe meine Zeit in New York einfangen können.
Meine emotionale Achterbahnfahrt, Begegnungen mit Menschen, skurrile Geschichten, prägende Momente sowie die wichtigsten Orte für mich.
Es ist für mich eine Art Liebesbrief an New York und an alle Menschen geworden, die auch in dunklen Zeiten nie den Glauben an sich und ihre Träume verlieren.
Benjamin
„Hallo, darf ich dich was fragen?"
Ich rechne schon bei dieser ersten Frage mit
dem Schlimmsten. Aber natürlich sage ich ja.
„Ja, klar. Was denn?"
„Was hast du denn an deinem Laptop geschrieben?"
„Das ist Ihre Frage?"
„Ja, genau."
aus: Alles nur kein Date S. 57
Anreise
Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das.
Während ich mir diese Worte sage, klopfe ich mit meinem rechten Zeigefinger in einem gleichmäßigen Rhythmus auf einen Punkt oberhalb meines rechten Auges. Dann direkt daneben. Dann auf den leeren Tränensack darunter.
Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Mein takthaltender Finger wandert zu meiner vertikalen Rinne zwischen Mund und Nase, dann zu meinem kleinen Grübchen am Kinn. Er klopft und klopft und klopft.
Das Schlagzeugsolo wird am Oberkörper mit der linken Hand unterhalb des Schlüsselbeines unterstützt, findet seinen Höhepunkt dort, wo sich der BH-Träger unter meiner Achsel um meinen Körper spannen, wenn ich denn einen tragen würde, und endet in einem filigranen Percussion-Solo seitlich meiner Fingernägel der linken Hand. Nur der Ringfinger wird übersprungen. Der darf nicht mitspielen. Er ist zu unmusikalisch.
Und dabei wiederhole ich wie ein Mantra die Worte immer wieder: Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Ich kann das. Dann atme ich einmal tief ein. Ich atme einmal tief aus und drücke auf Replay, sodass der einprägsame Ohrwurm mit dem bestärkenden Titel „Ich kann das" wieder von vorne beginnt.
Ein zweites und drittes Mal.
Doch dann habe ich von dem Song mit einem befreienden, leichten Seufzer erst einmal genug. Ich fühle mich etwas besser, da brauche ich dieses Lied erst einmal nicht mehr.
Ja, ich merke nun, wie ich mich etwas besser fühle.
Sehr schön.
Jetzt, wo ich meine Nervosität wieder etwas unter Kontrolle habe, kann ich es Ihnen auch sagen: Es ist wahnsinnig aufregend zum ersten Mal in New York zu sein!
Vor allem, wenn man allein anreist. Hierherzieht. Studieren wird. Schauspiel. Und das in einer 8-Millionen-Metropole, in der ich vorher noch nie war. Ich komme aus Saarbrücken, da ist diese Stadt an der Ostküste schon eine etwas andere Hausnummer.
Verstehen Sie, was ich meine? Ich rede schließlich von fucking New York City!
Die Stadt, die ich nur aus Filmen kannte. Die Stadt, die immer so unerreichbar schien. Selbst in meinen Träumen. Und jetzt bin ich hier und kann mir vorstellen, wie sich Marco Polo gefühlt haben muss, als er unbekanntes Land entdeckt hat.
Bei meinem Abenteuer möchte ich Sie allerdings auf jeden Fall gleich von Beginn an mitnehmen, deswegen erzähle ich Ihnen noch kurz, wie meine Ankunft war.
Sie müssen wissen, vom Frankfurter Flughafen bin ich 7,5 Stunden über den Atlantik geflogen. Im Flugzeug habe ich nicht viel geschlafen. Nicht nur, weil ein Kind ständig mit seinen Kartoffelstampfern von hinten in meinen Sitz trat und seine Mutter wohl darüber froh war, dass sie ausnahmsweise mal nicht der Punchingball war. Sondern auch, weil ich nicht realisieren konnte, dass ich mich wortwörtlich auf dem Weg zu neuen Ufern befand.
Auf dem neuen Kontinent angekommen, stand ich erst einmal noch zwei Stunden bei der Passkontrolle im JFK Flughafen an. Was für ein Spaß.
Wenn Sie nicht schon mal selbst dort waren, haben Sie keine Ahnung, wie warm und stickig es in dieser Halle ist. Und man darf ja dort gar nichts. Nichts essen, nichts trinken, nicht am Handy spielen, nicht auf die Uhr schauen, nicht einmal popeln, nichts! Schon bei der kleinsten Bewegung mit dem Arm wird man – Don’t Move! – ermahnt.
Nur Zentimeter für Zentimeter für Zentimeter für Zentimeter meinem Vordermann folgend, bewegte ich mich fort, bis ich schließlich irgendwann total erschöpft und dehydriert an einem der vierzig Schalter ankam. Ich hatte schon gehofft, dass ich von dieser netten Dame, die sich nur noch wenige Meter von mir entfernt befand, kontrolliert werden würde. Sie lächelte freundlich, sprach langsames Englisch, stellte kaum Fragen und drückte den Ankömmlingen dann gleich einen Einreisestempel in den Reisepass. Sie war definitiv meine Favoritin, hab ja alle Beamte lang