Mein Sport, mein Leben, mein Triathlon als Kompass
Von Peter Kernbach
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Über dieses E-Book
Der aktuelle Wettkampf, dem er sich stellt, hat nichts mit Triathlon zu tun - es geht um eine Erkrankung, die ihm und seiner Familie durch sein halbes Leben sehr viel abverlangt.
Dieses Buch ist Mutmacher und Hommage an das Leben.
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Buchvorschau
Mein Sport, mein Leben, mein Triathlon als Kompass - Peter Kernbach
1 Einleitung: Das Gespräch am Gartenzaun
Es war einer dieser warmen und wohligen Tage im Herbst 2020, mit denen man in einem Oktober nicht wirklich rechnet, als ich von meinem täglichen Spaziergang zurückkam.
Im Garten neben unserem Haus werkelte mein Nachbar Albrecht und versuchte, das Laub, das sich in dieser Jahreszeit von den Bäumen verabschiedet, zusammenzukehren. Auch in der Vergangenheit hatten wir uns immer wieder unterhalten. Ihm waren meine sportlichen Aktivitäten, wie das tägliche Laufen oder Radfahren, aufgefallen, und irgendwie sind wir dann auch einmal auf das Thema Ironman und Hawaii gekommen. Er hatte mir erzählt, dass er sich immer die nächtlichen Übertragungen angeschaut hatte, und ich erinnere mich an seinen überraschten Gesichtsausdruck, als ich ihm sagte, dass ich da auch schon mit dabei war.
Als ich jetzt auf sein Haus zulief, fielen mir diese Figuren auf, die mich aus seinem großen Fenster auf eine seltsam starre, aber gleichzeitig doch sehr lebendige Art anschauten. Nie zuvor hatte ich diese künstlerischen Werke und Schnitzereien aus Holz bemerkt, und diese Figuren schienen mich zu beobachten. Also sprach ich Albrecht darauf an.
Er erzählte mir mit einer leidenschaftlichen Begeisterung und strahlenden Augen von seiner Arbeit als Bildhauer und von der Geschichte dieser Figuren, wie sie entstanden sind und was jeweils die Hintergründe dafür waren. Plötzlich verspürte ich den Wunsch, eine solche Figur, aus Holz geschnitzt und ganz individuell für mich persönlich, von ihm gestalten zu lassen.
Mit einem Mal wurde uns beiden bewusst, dass wir, obwohl wir Nachbarn waren, einiges noch nicht voneinander wussten. Und uns war klar, dass wir das ändern mussten. Anscheinend war heute der Tag dafür, denn viele Situationen ergeben sich einfach und in der Nachbetrachtung fällt einem dann oft auf, dass es genauso kommen musste. Sie kennen das bestimmt auch, und was liegt da näher, als sich zu einem gemütlichen, leckeren Glas Wein zu treffen und über all diese bisher nicht besprochenen Dinge zu reden?
Zu diesem Zeitpunkt wussten wir beide noch nicht, dass unser Treffen ein ganz besonderes Ergebnis mit sich bringen würde. Aber zuerst einmal wurde es ein richtig schöner Abend. Ich erfuhr viel über ihn, seine Vergangenheit, seine künstlerische Ader als Bildhauer und was ihn bewegte.
Und er erfuhr alles über mich: Meine sportliche Karriere als Triathlet, meine Wettkämpfe in Deutschland, Europa und der Welt – und er erfuhr von meiner Erkrankung, die mich seit 2010 in ihren Klauen hält.
Auf meinen Wunsch, von ihm eine ganz persönliche Holzfigur zu bekommen, ging er gerne ein. Nur ein paar Wochen später war es soweit: Er übergab mir „Iron Peter".
Dieses Kunstwerk hat einen sehr besonderen und emotionalen Wert für mich, und ich danke Albrecht von ganzem Herzen dafür.
Aber ich muss ja noch auf das Ergebnis des gemütlichen Austausches mit Albrecht an dem besagten Abend zurückkommen. Denn bei all meinen Erzählungen über mich wuchs in mir die Erkenntnis, dass ich über mein Leben und meine Erlebnisse eine Biografie schreiben möchte. Dieser Abend, diese persönlichen Gespräche und die Gläser Wein mit Albrecht sind die Geburtsstunde dieses Buches.
2 Vorwort
Kennen Sie das? Immer wieder hat man das Gefühl, ein bisschen auf das Leben schauen zu wollen, das man führt und geführt hat. Mir geht es jetzt wieder einmal so. Dabei hat sich in den letzten Wochen der Wunsch in mir gefestigt, diese Erinnerungen aufzuschreiben. Jetzt, im Februar 2022, habe ich mich entschieden, das tatsächlich auch zu tun. Dieser Zeitpunkt ist eher zufällig gewählt, aber bereits bei den ersten Überlegungen darüber, was ich schreibe, kam es zur Erkenntnis, dass es schon eine schöne Fügung ist.
Abgesehen vom leicht poetisch angehauchten, kalendarischen Datum 2/22 kommt noch dazu, dass ich gleich zu Beginn des Jahres meinen 70. Geburtstag gefeiert habe und vor fünfzig Jahren meine beste Freundin, meine geschätzte Partnerin, meine ständige Begleiterin durch alle Unwägbarkeiten des Lebens und meine über alles geliebte Ehefrau Gertrud kennengelernt habe.
Gertrud, weißt Du noch, damals in Gran Canaria? Wir haben uns schon da prima verstanden und waren Geschwister im Geiste. Zwei Jahre später hatten wir das Gefühl, dass wir zusammenbleiben möchten. Unsere Heirat 1974 war die logische Folge, wenn man dies bei einer solchen gefühlsintensiven Entscheidung überhaupt so nennen kann.
Unser Sohn Stephan kam 1984 zu uns, und damit waren wir komplett – eine Familie.
Beruflich war ich fest im Sattel. Nach meinem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin arbeitete ich 1984 als Abteilungsleiter bei einem großen deutschen Versicherungskonzern. Mein Arbeitgeber erkannte meine Fähigkeiten als Referent und Motivator. Er beauftragte mich regelmäßig mit Schulungen, die ich in Deutschland, Frankreich und den USA halten durfte. Nach der Wende 1989 wurde ich regelmäßig in die neuen Bundesländer geschickt, um dort Seminare für die Angebote im Versicherungsbereich zu halten. All diese Jahre waren Futter für meine Neugier und mein Interesse, mit Menschen zu arbeiten.
Noch etwas passierte in mir, der ich damals meinem Verständnis nach ziemlich unsportlich war. Ein bisschen Tennis, ein bisschen Fußball – und das war es auch schon. Irgendwie fand ich aber dann Begeisterung für das Sportabzeichen des Deutschen Sportbundes, interessierte mich für Leichtathletik und für lange Distanzen im Laufen und Schwimmen und schließlich für die Herausforderung Triathlon. Es kam, wie es oftmals im Leben geschieht: Plötzlich war ich mittendrin, die Begeisterung dafür wuchs und ich wurde richtig gut in meiner neuen Leidenschaft.
Aber nichts ist unendlich im Leben und plötzlich wurde ich mit meiner Krankheit konfrontiert, die vieles ändern sollte – aber mich nie aus der Bahn geworfen hat und von der ich mich nie habe unterkriegen lassen.
Ich liebe das Leben und habe mit meiner Familie, meinen Freunden und meinem sozialen Umfeld den besten Rückhalt, den man sich nur vorstellen und wünschen kann. Meine sportliche Betätigung über viele Jahrzehnte trägt auch ihren Teil dazu bei.
Über all das erzähle ich in diesem Buch. Ich denke, es wird unterhaltsam und kurzweilig; und doch ist diese Biografie nicht nur ein Rückblick. Diese Seiten und meine Erzählungen aus einem erfüllenden und abwechslungsreichen Leben sollen ermuntern und ermutigen, sie sollen begeistern für das Leben und dafür, Neues zu wagen und Träume zu verfolgen. Auch wenn es manchmal so scheint, dass das Leben nicht fair ist – ist es das tatsächlich nicht – oder will es uns einfach immer wieder nur ein bisschen provozieren und testen?
Meine Antworten habe ich gefunden, auch dabei half mir dieses Buch. Ich hoffe, dass es auch Ihnen als Leserinnen und Lesern gefällt und vielleicht auch die eine oder andere Frage zu Geschehnissen in Ihrem Leben beantwortet.
Abschließend hier noch ein Hinweis: Der besseren Lesbarkeit geschuldet, verwende ich in diesem Buch meist das generische Maskulinum. Damit sind dann natürlich alle Geschlechter gemeint und es ist in keinem Fall beabsichtigt, jemanden zu diskriminieren.
3 Vom Kindsein zum Erwachsenwerden
3.1 Meine Kindheit
Bei einer Biografie stellt sich immer auch die Frage, wo man anfängt. Ich habe mich entschieden, einfach vorne zu beginnen, also bei meiner Kindheit.
Geboren bin ich im Januar 1952 in Berlin, und zwar im Westteil, der damals noch nicht durch eine Mauer vom Osten getrennt war. Mein Elternhaus lässt sich als gut bürgerlich bezeichnen, was auch bedeutet, dass es uns in allen Bereichen ganz gut ging. Mein Vater war Beamter und meine Mutter war bis zu meiner Geburt als Krankenschwester, unter anderem auch für den berühmten Professor Sauerbruch, tätig.
Da aber auch im damaligen West-Berlin nicht gern gesehen war, dass eine Frau mit Kindern arbeiten ging, hörte sie mit meiner Geburt auf zu arbeiten.
Ein leibliches Geschwisterteil hatte ich nicht. Aber da war Wolfgang, der Bruder meiner Mutter, der schon früh seine beiden Eltern verloren hatte. Deshalb kam er mit neun Jahren im Jahr 1954 zu uns in unsere Familie und war für mich von da an mein großer Bruder. Später habe ich ihn dann als „Onkelbruder" bezeichnet, da er beide Funktionen in einem verkörperte. Wir waren ein tolles Team, wie echte Geschwister, und ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Wie ein großer Bruder war er da, wenn ich ihn brauchte. Manchmal war er auch da, wenn ich ihn nicht brauchte, aber das gehört bei Geschwistern dazu.
Leider ist er vor zwei Jahren gestorben und Sie können sich vorstellen, dass dies ein sehr schmerzlicher Verlust für mich war.
3.2 Die Schulzeit
In den Kindergarten ging ich damals nicht. Das war im Vergleich zu heutigen Zeiten auch nicht so verbreitet und üblich. Zudem waren zu einem Großteil die Mütter ja auch zu Hause, sodass die Notwendigkeit einer Kindergarten-Betreuung in vielen Fällen nicht gegeben war.
Aber um die Schule kam ich dann doch nicht rum, und so wurde ich mit sechs Jahren in die Grundschule in Berlin-Friedenau eingeschult. Da machte sich ein bisschen bemerkbar, dass gewisse Strukturen des Kindergartenlebens bei mir keine Prägung hinterlassen hatten. So kam es dann auch zu einem Zeugniseintrag, der da lautete „Peter schwatzt gern und ist ein bisschen faul". Na gut, dachte ich und meine Eltern wohl auch. Irgendwie wurde daran gearbeitet, denn letztendlich hat es dann doch für eine weiterführende Schulausbildung gereicht.
In Erinnerung ist mir noch die Musikstunde. Ich muss sehr unmusikalisch gewesen sein. Noten lesen war nicht so mein Ding und auch die gesanglichen Kompetenzen wiesen ein paar Schwächen auf. Mein damaliger Musiklehrer hatte