Mädchenhass und Jungenliebe
Von Benjamin Wagner
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Buchvorschau
Mädchenhass und Jungenliebe - Benjamin Wagner
Kapitel 1
„Na, endlich mal wieder Bock auf Sex?", fragte sie mich und schob langsam ihre linke Hand unter mein T-Shirt und machte sich mit ihrer rechten an meinen Boxershorts zu schaffen.
„Nein, heute nicht", antwortete ich so unwirsch wie es irgendwie ging. Ich hatte keine Sekunde an Sex gedacht, als meine Freundin mich darum gebeten hatte, den Abend bei mir verbringen zu können. Erst wollte sie nur ein bisschen plaudern und Spaß haben, dann war ihr auf einmal nach kuscheln und jetzt das.
Als sie mich mit einem aufgesetzt verführerischen Blick ansah, schüttelte ich energisch den Kopf und als ihre Hände immer weiter wanderten, sah ich mich gezwungen, sie mit einer gewissen Kraft zur Seite zu schieben.
Natürlich ließ sie eine solche Abwehrhandlung nicht auf sich sitzen und setzte ebenfalls ungeahnte Kräfte ein, um wieder die Macht über mich und meinen Körper zu übernehmen.
Hatte ich doch tatsächlich gedacht, mich von ihr losreißen zu können, wie aus den Fängen eines Raubtieres, aber das war ein Irrtum.
Für einen Augenblick sah sie mich hilflos an. Aber das war sie nicht, denn sie atmete nur einmal tief durch und dann startete sie den nächsten Anschlag auf meinen Körper. Unversehens warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich, so dass ich rücklings auf das Sofa fiel.
Sie griff damit aber nicht nur meinen Körper an. Es war nicht nur so, dass ich im Nu völlig ausgeliefert unter ihr lag. Ich hatte das Gefühl, sie hätte vollends Besitz von mir ergriffen und mich zu einem Teil von ihr gemacht. Mit dieser Kraft, mit dieser Bestimmtheit, mit der sie gegen mich ankämpfte, hätte sie die Welt aus den Angeln heben können. Aber stattdessen konzentrierte sie sich nur auf mich. Ich war das Zentrum ihrer geballten Energie. Kein Wunder, dass sie es sogar in Windeseile schaffte, mir das T-Shirt auszuziehen und zur gleichen Sekunde selbst nicht viel mehr als ihren BH zu tragen.
Aber ich entschloss mich, den Kampf zu Ende zu kämpfen und wenn nötig, wie ein Held zu fallen.
Verzweifelt begann mein Verteidigungsschlag. Ich drehte mich zur Seite und versuchte mich aus ihren Fängen zu befreien, so wie jemand, der mit seinen allerletzten Kraftreserven gegen eine Giftschlange um sein Leben kämpft.
Doch als sie anfing, mit ihrer spitzen Zunge meine Brustwarzen abzulutschen, entschied ich zu kapitulieren. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich mich in einer solchen Situation fand.
Sie wollte Sex? Dann sollte sie ihn haben.
„Kannst mir ja einen blasen, wenn du so scharf auf mich bist."
Den unterkühlten Ausdruck in meiner Stimme hatte ich inzwischen wirklich gut trainiert. Der war allerdings auch lebensnotwendig, um es mit solch einer Freundin wie meiner aushalten zu können.
„Dass du immer so unromantisch bist", erhielt ich als Bestätigung.
Aber meine Freundin schien es tatsächlich nötig zu haben und keine zwei Sekunden später hatte sie mir die Boxershorts bis zur Kniekehle runtergezogen und machte sich daran, meinem völlig schlappen Schwanz auf die Sprünge zu helfen.
Tatsächlich schaffte sie es, dass sich bei mir da unten etwas regte. Sie war absolut in ihrem Element. Sie drückte sanft, aber dennoch mit einer bestimmenden Kraft meine Oberschenkel auseinander und tauchte mit ihrem Kopf in meinen tiefsten Intimbereich ein. Ich konnte zwar nicht guten Gewissens sagen, dass ich in diesen Momenten glücklich war, allerdings musste ich gestehen, dass es mir gefiel, mit welch einem Geschick sie mich befriedigte. Mein inzwischen stocksteifer Schwanz war völlig zwischen ihren Lippen versunken.
Ich hatte einiges an meiner Freundin auszusetzen, aber es gab etwas, das man ihr lassen musste. Sie konnte so gut blasen, dass sie mich immer wieder zum Staunen und Stöhnen brachte.
Ihre langen schwarzen Haare kitzelten mich am Bauch und zwischen den Beinen und machten alles nur noch erotischer. Ich spürte langsam aber sicher, wie sich bei mir der Orgasmus aufbaute.
Ich spannte alle Muskeln an, atmete schwer und genoss die zehn, vielleicht zwölf Sekunden dieses intensiven und wohltuenden Gefühls.
Dann ließ ich mich fallen, fühlte mich entspannt und frei von allen Sorgen.
Sie hatte es ein weiteres Mal geschafft, mir dieses Gefühl zu geben. Dafür liebte ich sie, auch wenn es das einzig Liebenswerte an ihr war. Hin und wieder hatte ich es einfach nötig, nicht von meiner eigenen Hand sexuell befriedigt zu werden
„Na, wie war ich?", fragte sie provokant, als ob sie es geradezu als ihre Lebensaufgabe betrachten würde, mich glücklich zu machen. Ob sie das schaffte, sei mal dahingestellt, aber mich befriedigen - das konnte sie.
„War schon mal besser", antwortete ich ihr mit soviel Gleichgültigkeit, wie ich irgendwie in meine Stimme bringen konnte. Sie sollte nicht den Eindruck kriegen, ich wäre in irgendeiner Weise auf ihre Künste angewiesen. Mit den richtigen Fantasien machte das Wichsen nämlich fast genau so viel Spaß.
Ich zog meine Boxershorts wieder dahin, wo sie hingehörte. Dann streifte ich mir das T-Shirt über und drehte ich mich zur Seite.
Meine Freundin Lara lag neben mir und umschlang mich mit ihren dünnen, aber starken Armen, was mir allerdings nicht das Gefühl von Geborgenheit und Wohlbefinden geben konnte, was man in einer solchen Situation erwarten könnte.
Der Sex mit ihr - was für eine Art von Sex es auch immer war - hatte mir immer gefallen. Allerdings war es nur der Sex und nicht das Vorspiel und das Kuscheln danach, auf das sie immer so scharf war, während es mir schlichtweg auf die Nerven ging. Vielleicht ist es irgendein genetischer Fehler, dass Mädchen nicht zur Sache kommen können.
Und oft genug hatte ich schon auf den Sex verzichtet, um mir das Drumherum zu sparen.
„Du darfst gehen", sagte ich zu ihr. Ich war sexuell befriedigt, das bedeutete, dass ich sie nicht mehr brauchte.
„Schon? Ich dachte, ich könnte endlich mal wieder über Nacht bleiben." Dieser Hauch von Enttäuschung in ihrer Stimme fiel mir auf, hatte allerdings keinen Einfluss auf mich.
„Du weißt, dass meine Mutter das nicht gern hat. Wenn die nach Hause kommt, will sie ins Bett und sich nicht noch mit fremden Leuten im Haus rumplagen."
Doch da hatte sie das passende Gegenargument parat. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie wäre gar nicht so blöd, wie sie wirkt.
„Aber ich bin doch längst nicht mehr fremd. Ich gehör' doch fast schon zur Familie", antwortete sie, während sie mir mit ihren ekelig langen Fingernägeln durch die Haare fuhr.
Das hätte die wohl gerne.
Bloß weil da zwei Teenager über ein Jahr zusammen waren, war das für niemanden ein Grund, Hochzeitspläne zu schmieden. Außerdem wollte ich überhaupt keine größere Familie als den Zwei-Personen-Haushalt von mir und meiner Mutter.
„Du hast so wunderschöne Haare", hauchte sie mir ins Ohr. Ich hatte zwar ganz normale dunkelblonde Haare, die ich ab und zu mit Gel in eine etwas ansehnlichere Form brachte, aber für meine Freundin schien alles an mir wunderschön zu sein.
Auf der einen Seite schmeichelte mir das, auf der anderen nervte es mich. Ich brauchte meinen Freiraum, aber der war in ihrer Planung nicht vorgesehen.
Wie sie dann so neben mir lag, verstand sie irgendwann meine durchdringenden Blicke, stand auf, und fing an, sich anzuziehen. Ihre bewusst erotischen Bewegungen ignorierte ich. Allerdings fiel mir auf die Entfernung wieder auf, dass sie gar nicht mal so unattraktiv war. Sie hatte kräftiges, tiefschwarzes Haar und ein recht süßes Gesicht mit dezenter Schminke und Lippenstift. Sicher gab es einige Jungen, die mich um sie beneideten.
„Sehen wir uns am Montag in der Schule?", fragte sie mich.
Was sollte diese bescheuerte Frage. Wir waren beide sechzehn und schulpflichtig.
Trotzdem musste ich angemessen darauf reagieren, so wie sie es von mir gewohnt war.
„Wenn du nicht vorher tot umkippst, dann gehe ich schwer davon aus."
Sie kannte mich inzwischen gut genug, um zu wissen, wann es sinnvoller war, mich in Ruhe zu lassen und schätzte diesen Moment absolut richtig als solchen ein.
Ich begleitete sie zur Tür, wobei man dieses Begleiten genauso gut als Schubsen interpretieren könnte und verabschiedete mich von ihr.
„Schade, dass du nicht mal länger Zeit für deine geliebte Freundin hast."
Aber auch diese gespielt vorwurfsvolle Stimme zog bei mir schon lang nicht mehr.
Ihre Intentionen, sich mit einem Kuss von mir zu verabschieden, erstickte ich im Keim und sobald sie auf der anderen Seite der Tür war, knallte ich diese zu und konnte endlich befreit aufatmen.
Halb elf.
Wenn meine Mutter am Wochenende Spätdienst hatte und danach noch mit ihren Kollegen auf ein bis drei alkoholische Getränke loszog, kam sie selten vor Mitternacht heim.
Sie wusste halt mit fast fünfzig immer noch das Leben zu genießen.
Ich machte den Kühlschrank auf, nahm die erste Bierflasche heraus, die mich anstarrte, öffnete sie an der Tischkante und begann zu trinken.
Nachdem ich mehr als den halben Abend mit meiner strapaziösen Freundin verbracht, oder, um es anders zu sagen, ihn einfach ‚weggeworfen' hatte, war ein kaltes Bier eine willkommene Abwechslung.
Nachdem ich vorsorglich eine weitere Bierflasche mitgenommen hatte, um nachher nicht noch mal aufstehen zu müssen, ließ ich mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Ich lehnte mich ein Stück zur Seite, um die Kommode zu erreichen, aus der ich ein Feuerzeug und eine halb volle Schachtel Zigaretten fischte. Ich zündete mir eine an und von da an zog ich abwechselnd an der Zigarette und nahm einen Schluck Bier.
Nicht, dass meine Mutter nichts dagegen gehabt hätte, aber da sie selber fünfzig Zigaretten am Tag rauchte und gerne mal halb volle Schachteln und randvolle Aschenbecher im Haus rumliegen ließ und die geweißten Wohnzimmerwände ohne Probleme als gelb bezeichnet werden könnten, fiel es nicht auf, wenn ich ab und zu mal eine rauchte.
Und der Anzahl der vollen und leeren Bierflaschen schenkte meine Mutter ebenfalls keine Beachtung. Ich wusste nicht, ob es daran liegt, dass mein Vater, der meine Mutter vor acht Jahren wegen einer anderen Frau verließ, ein starker Biertrinker war, oder daran, dass sie selber nur Rotwein und harte Sachen trinkt.
So saß ich also da und nachdem ich das Fernsehprogramm mit ‚Läuft nichts' abgehakt hatte, fing ich an - wie ich es manchmal tat - über den Sinn meines Lebens zu philosophieren. Ich dachte über meine Freundin nach, wie wir zusammen gekommen waren und wie sich unser Verhältnis immer weiter verändert hatte.
Wir kannten uns schon seit der fünften Klasse, anfangs fanden wir uns gegenseitig einfach nur ‚doof' - so wie damals alle Jungs die Mädchen und umgekehrt.
Aber als wir dann älter wurden, haben wir uns immer mehr gemocht.
Erst hatten wir uns nur angefreundet, haben öfter zusammen etwas unternommen und seit der Klassenfahrt im neunten Schuljahr waren wir ein Paar. Ich habe sie am Anfang wirklich gern gehabt und ich mochte es, mit ihr zusammen zu sein. Aber mit der Zeit hat sich das geändert. Der Sex mit ihr war immer noch o.k., aber auch darauf hatte ich selten richtig Bock.
Täglich dachte ich daran, Schluss zu machen. Warum ich das noch nicht gemacht hatte, durfte man mich nicht fragen.
Kapitel 2
Am Montag sahen wir uns in der Schule wieder.
Wir gingen beide in dieselbe Klasse, in die zehnte. Lara war eine der Schlechtesten in der Klasse und so hegte ich insgeheim Hoffnungen, dass sie uns am Ende des Schuljahres verlassen würde.
Sie und Abitur - absurdere Vorstellungen hatte ich selten.
„Huhu! Hier bin ich", rief sie mir vom Eingang her quer über den Schulhof zu, als ich am Morgen eine Minute vor acht am Außentor ankam. Als ob ich sie gesucht hätte.
„Schön für dich!", rief ich auf halber Strecke zurück. Bloß weil ich auf sie zuging, hieß das noch lange nicht, dass ich was von ihr wollte. Ich musste nun mal irgendwie ins Gebäude reinkommen.
Zehn Meter bevor ich bei ihr und ihren ausgebreiteten Armen, die bei mir plötzlich die Assoziation ‚Tintenfisch' aufkommen ließen, ankam, zwang mich jemand abrupt, stehen zu bleiben.
Ein Junge, der