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Ölbeben: Wie die USA unsere Existenz gefährden
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Ölbeben: Wie die USA unsere Existenz gefährden
eBook457 Seiten5 Stunden

Ölbeben: Wie die USA unsere Existenz gefährden

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Über dieses E-Book

Energiedominanz USA: Mit Vollgas gegen den Rest der Welt

Während wir hier über den Klimawandel diskutieren, führt Trump die größte Volkswirtschaft der Welt in ein neues Ölzeitalter und schafft schmutzige Tatsachen. Von Alaska bis zum Golf von Mexiko werden ganze Landstriche zu Industriebrachen – mit globalen Folgen.
Den Kampf um den Öl-Thron hat Amerika für sich entschieden und geht ohne Rücksicht auf alte Bündnisse seinen Weg. Die in New York lebende Wirtschafts- und Finanzmarktexpertin Heike Buchter hat sich an den Schauplätzen der Ölindustrie ein Bild gemacht.

-Was bedeutet die US-Energiedominanz für Deutschland und Europa?
-Was bedeutet die Amerikas Vormachtstellung für unsere Umwelt, aber auch für unsere Sicherheit?

Buchter zeigt, wie die Hintermänner an der Wall Street den Boom anheizen und wie das Öl der Fracker die Welt neu ordnet.
SpracheDeutsch
HerausgeberCampus Verlag
Erscheinungsdatum18. Sept. 2019
ISBN9783593441993
Ölbeben: Wie die USA unsere Existenz gefährden
Autor

Heike Buchter

Heike Buchter berichtet seit 2001 von der Wall Street. Als New Yorker Korrespondentin für »Die Zeit« sagte sie ihrer Redaktion Anfang 2007 die Finanzkrise voraus. Und sie war 2015 die Erste, die mit ihrem Buch »BlackRock« den größten Vermögensverwalter ins Scheinwerferlicht gerückt hat. In »Ölbeben« warnte sie 2019 vor Deutschlands Energieabhängigkeit.

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    Buchvorschau

    Ölbeben - Heike Buchter

    Heike Buchter

    ÖLBEBEN

    Wie die USA unsere Existenz gefährden

    Campus Verlag

    Frankfurt/New York

    Über das Buch

    Energiedominanz USA: Mit Vollgas gegen den Rest der Welt Während wir hier über den Klimawandel diskutieren, führt Trump die größte Volkswirtschaft der Welt in ein neues Ölzeitalter und schafft schmutzige Tatsachen. Von Alaska bis zum Golf von Mexiko werden ganze Landstriche zu Industriebrachen – mit globalen Folgen. Den Kampf um den Öl-Thron hat Amerika für sich entschieden und geht ohne Rücksicht auf alte Bündnisse seinen Weg. Die in New York lebende Wirtschafts- und Finanzmarktexpertin Heike Buchter hat sich an den Schauplätzen der Ölindustrie ein Bild gemacht. - Was bedeutet die US-Energiedominanz für Deutschland und Europa? - Was bedeutet die Amerikas Vormachtstellung für unsere Umwelt, aber auch für unsere Sicherheit? Buchter zeigt, wie die Hintermänner an der Wall Street den Boom anheizen und wie das Öl der Fracker die Welt neu ordnet.

    Vita

    Heike Buchter berichtet seit 2001 von der Wall Street. Heute ist sie Wirtschaftskorrespondentin für Die Zeit in New York. Sie war die Erste, die ihrer Redaktion 2007 die Finanzkrise vorhersagte. 2015 war sie mit ihrem Buch BlackRock. Eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld wiederum die Erste, die den amerikanischen Vermögensverwalter konsequent ins Licht der Öffentlichkeit gerückt hat.

    Für meinen Vater Heinz Buchter

    Und ein dickes Danke an meine »Jungs« Jens und Max, ohne deren Unterstützung ich dieses Buch nie zustande gebracht hätte.

    INHALT

    GRÜN IST DIE HOFFNUNG

    Paris: Der Anfang vom Ende

    Katastrophe 6.0?

    1MIT VOLLGAS INS NEUE ÖLZEITALTER

    Die Schieferrevolution

    Das heißeste Ölfeld der Welt

    Alles begann mit dem Rosenwunder

    Einmal Boomtown und zurück

    The Texan Way: Boom and Bust

    2FRACKING, BIS DIE ERDE BEBT

    S. H. Griffin Estate #4

    Mit Torpedos in den Untergrund

    Der Schieferkönig

    Wall Streets neue Geldmaschine

    Texaner gegen Saudis

    Welcome to Superfracking

    3ÖL – SCHMIERSTOFF DER MODERNE

    Die erste erfolgreiche Erdölbohrung – in Deutschland!

    Rockefeller: Der Vater der Kartelle

    Der falsche Colonel und Onkel Billy

    »Diese giftige Frau«

    Deutschlands verzweifelte Suche nach dem wichtigsten Rohstoff der Welt

    Der Napoleon des Öls

    Very British Petroleum

    Treibstoff für Hitlers Krieg

    Peak Oil: Die Angst vor dem Ende

    4TRUMPS BRANDHEISSE FREUNDSCHAFTEN

    Eine Krawatte für den Ölkönig

    Drill, Baby, Drill

    Alles für die Kohle

    Aufstand der Milliardäre

    »The Kochtopus«

    5RÖHREN, DIE DIE WELT BEHERRSCHEN

    Hungerstreik gegen die Pipeline

    Alles für das Öl

    Weg der Tränen

    Kanadas schmutziges Geheimnis

    Der Sockel, auf dem die Götter sitzen

    Vier Badewannen für eine Tankfüllung

    Mit den Waffen eines Businessman

    6KALTER (ENERGIE)KRIEGER

    Krach um Nordstream 2

    Angriff bei Orangensaft und Toast

    Trump, der Ölflüsterer

    Kein Ausweg für den Iran

    7UNTER HOCHDRUCK – RISSE IM ÖLKARTELL

    Das Haus Saud

    Anfang vom Ende der OPEC

    Der Dollar ist alternativlos – bis der Renminbi kommt

    Lieber NOPEC statt OPEC

    Liebesgrüße aus Moskau

    Die Auferstehung von Corpus Christi

    Jobs, Jobs, Jobs

    8DEUTSCHLAND – INDUSTRIELAND OHNE KOHLE?

    Schicht im Schacht

    Gegen den Wind

    Am Anfang war das Unglück

    Im Reformstau

    Autobauerdämmerung

    9CHINAS ÖKO-EHRGEIZ

    Auf der technologischen Überholspur

    Chinas Teerseite

    10 FLAMMENDE VORBOTEN

    Amerikas Klimaflüchtlinge

    Risiko? Welches Risiko?

    11 WERBEN UM DIE WALL STREET

    Die einstigen Börsenlieblinge müssen Klinken putzen

    Stranded Assets: Die Hoffnung der Klimaschützer

    Money makes the world go green?

    ETF: Die erfolgreichste Innovation seit dem Geldautomaten

    UND WAS JETZT?

    2019

    2050

    ANHANG

    ANMERKUNGEN

    Grün ist die Hoffnung

    1Mit Vollgas ins neue Ölzeitalter

    2Fracking, bis die Erde bebt

    3Öl – Schmierstoff der Moderne

    4Trumps brandheiße Freundschaften

    5Röhren, die die Welt beherrschen

    6Kalter (Energie)Krieger

    7Unter Hochdruck – Risse im Ölkartell

    8Deutschland – Industrieland ohne Kohle?

    9Chinas Öko-Ehrgeiz

    10 Flammende Vorboten

    11 Werben um die Wall Street

    QUELLEN UND WEITERE LITERATUR

    GRÜN IST DIE HOFFNUNG

    Wer sich 2019 in Deutschland umschaut, kann leicht zu dem Schluss kommen, Deutschland sei ein grünes Wunderland. Auf allen Kanälen läuft die Klimawende. Von Stern bis Brigitte gibt es Tipps, »wie wir jetzt leben sollen«. Und sogar die Bild liefert hilfreich »Klima-Fakten zu Stoffbeutel, Bio, Ökostrom«. Ein YouTuber mit blau gefärbten Haaren und dem Namen Rezo mischt überraschend den Europawahlkampf auf, in einem Video geißelt er die CDU als »zukunftzerstörend, umweltzerstörend und damit lebensverachtend«. Die »Zerstörung der CDU« des 26-Jährigen wurde mehr als 11 Millionen Mal gesehen.

    Bei der Europawahl erhielten die Grünen die zweitmeisten Stimmen in Deutschland – mehr als die SPD. Bei einer innerdeutschen Umfrage kurz darauf lag die Partei, die einst als zu radikal für den Bundestag galt, noch vor der CDU. Grünen-Vorsitzender Robert Habeck wird multimedial die Kanzlerfrage gestellt. Fast noch unglaublicher: Bei den Landtagswahlen in Bayern im Herbst 2018 waren die Grünen zweitstärkste Kraft. Dort gewann das Volksbegehren »Rettet die Bienen« zur Artenvielfalt über eine Million Unterschriften. Schließlich summte sogar CSU-Ministerpräsident Markus Söder mit, der zuvor – mehr ein Freund der Bauern – gegen den Gesetzesvorschlag gewesen war. Nach der herben Niederlage ihrer Partei bei der Europawahl schwört die Kanzlerin in einer Fraktionssitzung, es dürfe »kein Pillepalle« mehr geben, sondern Beschlüsse, die zu »disruptiven« Veränderungen führten.

    Die deutschen Unternehmen haben das Thema schon längst für sich entdeckt. Vom Sportartikler Adidas, der laut Webseite eine »Nachhaltigkeits-Roadmap für 2020«¹ voller »ehrgeiziger Ziele« für die Umweltbilanz des Unternehmens angefertigt hat, bis zum Onlineversandhändler Zalando, der zur Müllvermeidung bald Schuhe und Kleidung in Mehrwegverpackungen an den Kunden schicken will.² Nivea-Hersteller Beiersdorf hat die – was sonst – »We care«-Nachhaltigkeitsstrategie verbunden mit der eingängigen Alliteration »Products, Planet, People« als Motto.³ Als Flugreisenanbieter sieht sich die Lufthansa vor besonders hohe Herausforderungen in Sachen CO2 gestellt, aber das Unternehmen wird laut Webseite »wertorientiert mit zentraler Verantwortung für Klima und Umwelt«⁴ gesteuert. Haribo will künftig offenbar nicht nur die Kinder froh machen und sucht eine/n »Assistent/in Corporate Social Responsibility, die sich nicht zuletzt um »Umwelt- und Klimaschutzstrategien«⁵ kümmern soll. Banken bieten grüne Anleihen, mit denen sich nachhaltige Projekte finanzieren lassen, und auch sonst finden von der kompostierbaren Windel bis zur Ökobestattung deutsche Verbraucher für so gut wie alle Bedürfnisse grüne Alternativen.

    Doch es gibt noch ein anderes Deutschland. Dieses Land hängt nach wie vor zu 80 Prozent von fossilen Brennstoffen ab. Ohne sie kein Strom aus der Steckdose, kein Sprit an der Zapfsäule und im Winter keine wohlige Wärme. Zwar ist der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung im Jahr 2018 auf 40 Prozent gestiegen⁶, doch Kohle und Kernkraft liefern nach wie vor rund 50 Prozent.⁷ Die besonders umweltschädliche Braunkohle, die nach Ansicht von Klimaforschern überhaupt nicht mehr verbrannt werden sollte, hat dabei einen Anteil von 24 Prozent.⁸ In einem Viertel der privaten Haushalte wird noch immer mit Öl geheizt.⁹

    Beim Verkehr klaffen Anspruch und Wirklichkeit noch dramatischer auseinander. Es werden immer mehr Güter – Onlineshopping sei Dank – transportiert und immer mehr davon per Lkw. Wer regelmäßig auf der Autobahn im Stau steht, kann das bestätigen. Der Anteil der Elektroautos dümpelt bei einem Prozent und da sind Hybridfahrzeuge noch mit eingerechnet. Das Auto mit Verbrennungsmotor ist nach wie vor das wichtigste Exportprodukt Deutschlands. Es ist überhaupt das wichtigste Produkt. In der Branche arbeiten in Deutschland direkt oder indirekt über zwei Millionen Menschen, das entspricht etwa vier Prozent der Erwerbstätigen.

    Und die von der Regierung versprochene drastische Senkung des CO2-Ausstoßes, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen? Fehlanzeige. Zwischen 2010 und 2018 kam es praktisch zu keiner Reduzierung.

    Paris: Der Anfang vom Ende

    Doch selbst wenn Deutschland es schaffen sollte, den versprochenen fundamentalen Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft tatsächlich zu vollziehen, braucht es für den nachhaltigen Erfolg den Rest der Welt.

    Im Dezember 2015 sah es danach aus, als ob die Klimakrise mit globaler Anstrengung zu meistern sein würde. Nach 20 Jahren vergeblicher Bemühungen kam in Paris ein Abkommen zustande, das die unterzeichnenden 195 Nationen zu einer Senkung ihrer Emissionen verpflichtete, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius über den vorindustriellen Temperaturen zu begrenzen. Eine Erwärmung, die laut den Wissenschaftlern gerade noch verkraftbar wäre. Zudem versprachen die reichen Länder in dem Abkommen, 100 Milliarden Dollar jährlich an Hilfen für Entwicklungsländer bereit zu stellen, die bei der Bewältigung des Klimawandels helfen sollen. Anders als bei den Vereinbarungen etwa in Kyoto schien dieses Mal bei den beiden größten Verschmutzern der Welt der notwendige politische Wille vorhanden. Im September darauf ratifizierten US-Präsident Obama und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping beim G20-Treffen in Hangzouh den Vertrag. Obama nannte es einen »Wendepunkt für unseren Planeten«. Xi stand dem US-Präsidenten mit bedeutungsschweren Worten nicht nach. »Unser Kampf gegen den Klimawandel wird die Zukunft unserer Völker und der Menschheit bestimmen«, sagte der chinesische Staatslenker.

    Das Pariser Klimaabkommen war der Höhepunkt einer Weltordnung, die von den USA und den westlichen Industrienationen aufgebaut worden war. Sie schien nun auch die Chinesen mit einzubeziehen, um das drängendste Problem der Menschheitsgeschichte, die Vernichtung der Natur und der eigenen Spezies zu verhindern. Von Umweltverbänden weltweit wurde der Durchbruch gefeiert. »Wenn die beiden größten Treibhausgasemittenten sich verbünden, um den Klimawandel zu bekämpfen, dann sind wir endlich auf dem richtigen Weg«, sagte etwa David Waskow, Direktor des Washingtoner Umwelt-Thinktanks World Resources Institute, gegenüber dem britischen Guardian. Niemals zuvor hätten diese beiden Nationen so eng zusammengearbeitet, um ein globales Problem anzugehen. »Keine Frage, diese historische Partnerschaft wird das Erbe von Obamas Präsidentschaft prägen«.¹⁰

    Tatsächlich war es der Anfang vom Ende. Nur vier Jahre später scheint das Auseinanderbrechen der Welt in eine chinesisch dominierte und eine US-geführte Sphäre nicht mehr aufzuhalten.

    Vor allem aber bereitete Obamas diplomatischer Triumph in Paris der Wahl seines Nachfolgers Donald Trump den Boden. Dessen Wähler hatten Paris als eine Niederlage ihres Amerikas erlebt. In ihren Städten und Gemeinden im Heartland, jenen Bundesstaaten, die von der selbsterklärten US-amerikanischen Küstenelite gerne als Fly-over-States bezeichnet werden, über die man am besten schnell hinweg jettet, waren die Jobs in den Stahlwerken und den Autofabriken schon lange verschwunden. Um die Pariser Ziele einhalten zu können, hatte Obama nun auch noch das Aus für die Kohlekraftwerke im eigenen Land verkündet. Zwar fiel die Nachfrage nach Kohle vor allem, weil Erdgas billiger wurde. Doch in den Augen der Kohlekumpels und ihrer Familien hatte ihr Präsident ihnen den Krieg erklärt. »Obama’s War on Coal«. Von den liberalen Politikern wurde das als Argument unaufgeklärter Hinterwäldler abgetan. Die entlassenen Minenarbeiter müssten sich eben nach Jobs umsehen, für die es im modernen Amerika Bedarf gibt: etwa Softwareprogrammierer oder Krankenpfleger. Es muss den Kumpels vorgekommen sein wie Marie Antoinettes angeblicher Rat, die hungernden Pariser sollten doch Kuchen essen, wenn es kein Brot gebe. Nicht genug damit, Obama machte ausgerechnet mit den Chinesen gemeinsame Sache, mit deren billigen Löhnen und staatlichen subventionierten Dumpingpreisen die US-amerikanischen Fabriken nicht mehr mithalten konnten.

    Die Menschen in den betroffenen Regionen wussten sich schon lange abgehängt. Nun fühlten sie sich auch noch verachtet. Hillary Clinton, die bei den Küsteneliten und dem Rest der westlichen Welt als designierte Nachfolgerin Obamas galt, beschrieb sie 2016 bei einem Dinner in New York. Das Publikum: wohlhabende Spender für ihren Wahlkampf. 50 000 Dollar kostete das Gedeck an diesem Abend, eingeladen hatte Barbra Streisand. Ihren Gönnern erklärte Clinton, wie sie die Millionen Trump-Anhänger im Land sah. Diese bestünden zur Hälfte aus einem »Haufen von Erbärmlichen«. Sie seien »rassistisch, sexistisch, ausländerfeindlich, islamfeindlich und so weiter«.

    Und die Kandidatin fügte noch hinzu, diese Menschen seien schlicht »nicht zu retten«. Ihr Publikum an jenem Abend lachte.

    Zuletzt lachte dann allerdings der Mann, den Clinton und das Establishment als Made-for-Television-Boss und Pleitier abtaten. Donald Trump hatte die Gefühle der »Erbärmlichen« richtig erkannt – und nutzte sie geschickt aus: Der Klimawandel sei eine Verschwörung der Chinesen, um das große Amerika zu fesseln, behauptete er in seinen Wahlkampftiraden. Und er gab das Versprechen: »Make America Great Again!« Das Amerika der Stahlkocher, der kernigen Kohlekumpels, der rauchenden Schlote und der dicken Autos soll wieder auferstehen. Damals, so stellte es Trump dar, selbst zu der Zeit noch als jugendlicher Playboy unterwegs, dominierte die Supermacht mit dem Sternenbanner Freund und Feind. Und so soll es nach seinen Vorstellungen und Versprechen wieder sein. »Wir werden gewinnen und gewinnen. Wir werden so oft gewinnen, dass ihr sagen werdet, Mr. Präsident, hören Sie auf, ich habe schon Kopfweh vom vielen Gewinnen«, sagte er in einer Rede. Und die Mittel, mit denen er diese neue Dominanz erreichen will, sind: Öl, Gas und Kohle.

    Katastrophe 6.0?

    Das Riff scheint ein endloser Wald von Korallen. Quallen pulsieren, am Boden wimmelt es von Schwämmen, Seesternen und Anemonen. Hinten meint man, einen Hai lauern zu sehen. Elegant schweben Nautilus in ihren Schneckenhäusern vor dem Betrachter. So hat es ausgesehen vor rund 250 Millionen Jahren, als Westtexas noch der Boden eines Ozeans war. Das liebevoll rekonstruierte Riff befindet sich im Permian Basin Petroleum Museum. Im Geschenkeshop verkauft die freundliche Museumswärterin Miniaturfördertürme und Untersetzer mit Ölpumpenmotiv.¹¹ Dass der Permian in Westtexas heute eine der ölreichsten Regionen der Welt ist, hängt mit dem uralten Riff zusammen. Die damalige Welt ging in einem der größten Massensterben der Erdgeschichte unter, der größte Teil der damals existierenden Spezies verschwand. Als Ursache im Verdacht stehen Vulkane in Sibirien, aber auch ein Meteoriteneinschlag.¹²

    Heute pressen die Fracker hier die Fossilien aus dem einstigen Riff. Das Öl, das sie fördern, trägt entscheidend dazu bei, dass wir wieder auf ein Massenaussterben zusteuern. Es wäre das sechste in der Erdgeschichte. Aber dieses Mal wäre es vom Menschen gemacht.

    Wie bei dem Riffschaubild im Petroleum Museum besteht dieses Buch aus vielen Protagonisten, Anekdoten, Ereignissen und Statistiken. Zusammen genommen ergeben sie ein Diorama, das anschaulich machen soll, wie es soweit gekommen ist und was das für unser Klima, unsere Sicherheit und unsere Zukunft bedeutet.

    1 MIT VOLLGAS INS NEUE ÖLZEITALTER

    Amerika schwingt sich zur neuen Energiesupermacht auf. Das verdankt das Land dem geologischen Zufall, aber mehr noch der Halsstarrigkeit der Texaner.

    Am 1. Juni 2017 tritt US-Präsident Donald Trump im Rose Garden des Weißen Hauses ans Rednerpult. Es ist ein sonniger Frühsommertag, eine leichte Brise weht. Es sei seine heilige Pflicht, Amerika und seine Bürger zu beschützen, erklärt Trump, hinter ihm die Stars and Stripes. Und um diese Pflicht zu erfüllen, werde sich die USA aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen. Pittsburgh – das einstige Herz der US-Stahlindustrie – statt Paris, ruft er. An dieser Stelle muss der Präsident kurz eine Pause einlegen, weil die versammelten Vertreter seiner Regierung in heftigen Applaus und zustimmende Rufe ausbrechen. Das weltweite Klimaabkommen von 2015, das sein Vorgänger Obama zu seinen größten Errungenschaften gezählt hatte, ist nach Trumps Ansicht nichts als ein schlechter Deal, der ausschließlich anderen Ländern zugutekommt, »während Amerikas Arbeiter – die ich liebe – und die amerikanischen Steuerzahler die Kosten dafür durch verlorene Jobs, niedrigere Löhne, geschlossene Fabriken und eine deutlich verminderte Wirtschaftsleistung tragen müssen«, so Trump. Und er lässt keinen Zweifel, um was es ihm eigentlich geht. »Wir haben die größten Energiereserven des Planeten, doch mit dem Abkommen würden wir sie praktisch wegschließen, wir würden auf unseren Reichtum verzichten«, sagt er an jenem Tag im Rosengarten.¹ Bei einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent, da würden vielleicht erneuerbare Energien reichen, doch nicht die drei bis vier Prozent Wachstum, für die er, Trump, von nun an sorgen würde. »Dafür brauchen wir alle Energie, die uns zur Verfügung steht.«

    Wie Deutschland hat auch Trump eine Energiewende eingeleitet, nur führt sie mit Vollgas ins fossile Brennstoffzeitalter zurück. Die Folgen dieses Ölbebens sind weitreichend. Zum einen löst es eine tektonische Verschiebung der Geopolitik aus. Eine Verschiebung, die Deutschlands Sicherheit und Energieversorgung gefährdet. Zum anderen wird das neue Zeitalter, das der Präsident einläutet, den Klimawandel anheizen. Mit katastrophalen Folgen für den Rest der Welt.

    Mit Trumps Absage verliert das historische Klimaabkommen von Paris den entscheidenden Partner. Nicht nur, weil Amerika der zweitgrößte Verschmutzer der Welt ist, sondern weil nach dem US-Ausstieg auch andere große Volkswirtschaften wie China und Indien, die Nummern eins und drei, dem Beispiel folgen und ihre Bemühungen, den Klimawandel aufzuhalten, zugunsten kurzfristiger Wachstumsgewinne aufgeben oder zumindest einschränken könnten. Mit seinen Zweifeln am vom Menschen verursachten Klimawandel ist Trump alles andere als allein. Doch für seine Politik ist das Leugnen eines Zusammenhangs zwischen fossilen Brennstoffen und einer sich abzeichnenden Umweltkatastrophe zwingend. Nur wenn es diesen Zusammenhang nicht gibt, lässt sich Trumps wichtigstes Vorhaben rechtfertigen – die mit fossilen Brennstoffen angetriebene Reindustrialisierung der USA.

    Nie zuvor hat sich eine US-Regierung derart der Förderung von fossilen Brennstoffen jeglicher Art verschrieben. Trumps Strafzölle mögen die Staatschefs von Berlin bis Peking umtreiben. Seine Obsession mit dem Milliardenbau »einer schönen Mauer« gegen Mexiko, um »bad hombres« abzuhalten, mag die Opposition im eigenen Land in Wallung bringen, und seine möglichen Verstrickungen mit Russland, seine Affären mit Playboy-Model und Pornostar, seine chaotische Amtsführung mögen Reporter zu immer neuen Schlagzeilen animieren. Das alles wird in ein paar Jahren in der kollektiven Erinnerung verblasst sein. Doch die grundlegendste Veränderung, die der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hinterlassen wird, sind die unumkehrbaren Folgen seiner Energiepolitik.

    Mit ihr stellt er die bisherige Weltordnung auf den Kopf. Waren die Europäer einst die engsten Verbündeten der USA, sind sie nun zu Vasallen degradiert. Das gilt besonders für die Industrienation Deutschland, die von Energieimporten abhängig ist. Seit 1990 hat sich die deutsche Gewinnung von Energierohstoffen wie Kohle und Erdgas um 40 Prozent reduziert. Heute werden nach Angaben des Umweltbundesamtes etwa 4 000 Petajoule inländisch gewonnen. Damit kann das Land gerade ein Drittel des Primärenergiebedarfs decken. Deutschland importiert Erdgas, Uran, Steinkohle und Öl – die drei letzteren kommen zu 100 Prozent aus dem Ausland.² Bis vor wenigen Jahren schienen die USA dieses Schicksal zu teilen, auch die Supermacht jenseits des Atlantiks war von Öl- und Gasimporten, vor allem aus dem Nahen Osten, abhängig. Der ungehinderte Zugang der westlichen Industrienationen zu diesen Energiequellen – vor allem Öl – war ein gemeinsames Interesse. Ein Interesse, dem die USA im Gegensatz zu Deutschland notfalls militärisch Nachdruck verleihen konnten – und es auch immer wieder taten. Politisch lagen Washington und Bonn, später Berlin, zwar nicht immer auf einer Linie. In Sachen Energiesicherheit aber war man auf demselben Tanker.

    Die Schieferrevolution

    Das Ölbeben, das Trump nun für seine Ziele nutzt, hat lange vor ihm begonnen. Noch zehn Jahre vor seiner Wahl hatte es so ausgesehen, als ob die USA sich damit abfinden müssten, in absehbarer Zeit die eigenen Ölreserven verbraucht zu haben. 1970 – da war Nixon Präsident – belief sich die Tagesproduktion auf knapp zehn Millionen Barrel. Schon als J. R. Ewing, der fiese Öltycoon aus Dallas, seine Intrigen und dreckigen Tricks ausspielte, hatte in Wirklichkeit der Abstieg begonnen. Schließlich waren es nur noch fünf Millionen Barrel am Tag. Jetzt, in einer dramatischen Wendung, die aus einem Dallas-Drehbuch stammen könnte, sind die USA wieder ganz vorne in der Ölförderung. Eine Revolution in der Fördertechnik, das Fracking, hat die USA innerhalb weniger Jahre zum größten Ölproduzenten der Welt gemacht. Rund 12 Millionen Barrel am Tag pumpten die Amerikaner Anfang 2019. Nach Schätzungen der US-Energiebehörde EIA werden bis 2020 täglich über 13 Millionen Barrel aus den Bohrlöchern zwischen North Dakota und New Mexiko sprudeln.³ Damit liegen die Amerikaner deutlich vor den bisherigen Champions Saudi-​Arabien und Russland. Und es ist nicht nur Öl. Hatten US-amerikanische Energieexperten noch vor kurzem besorgt debattiert, aus welchen Ländern sich künftig der wachsende Bedarf an Erdgas decken lassen würde, legen nun fast täglich Tanker mit Flüssiggas von den US-Häfen in Texas und Louisiana ab. Ihr Ziel: Asien und Europa. So billig ist Erdgas in den USA inzwischen, dass Förderunternehmen es abfackeln, weil es sich nicht lohnt, es aufzufangen.

    Während die Deutschen darum ringen, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und sich weiter den Klimazielen der internationalen Gemeinschaft verpflichtet fühlen, hat Trump diesen Konsens verlassen. Das gibt Amerika zumindest kurzfristig einen Wettbewerbsvorteil. Der ungehemmte Einsatz von Öl, Gas und Kohle senkt die Kosten für Unternehmen. Allein in den vergangenen Jahren haben Unternehmen aus der Petrochemie, die einen hohen Bedarf an Energie, Öl und Gas haben, 300 neue Projekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 200 Milliarden Dollar in den USA angekündigt.⁴ Zwei Drittel haben ausländische Beteiligung, so der Washingtoner Branchenverband. Milliarden Investorengelder sind in den US-Energiesektor geflossen. Für die Branche bedeutet Trump das letzte Hurra. Entsprechend werden Tatsachen geschaffen – buchstäblich in Stahl und Beton gegossen. Sind die Rohre erst einmal eingegraben, die Raffinerien genehmigt, die Förderrechte gesichert, dann wird es für Trumps Nachfolger schwer sein, dies wieder rückgängig zu machen. Trump, der sein Amt im Weißen Haus in der gleichen Weise führt, wie er einst seine Immobiliendeals im New Yorker Trump Tower durchzog, erkennt in dem Energieüberfluss, was die New Yorker »leverage« nennen: Einen Hebel, den er ansetzen kann, um einen Vorteil herauszuhandeln.

    Besonders Deutschland mit seiner Exportstärke empfindet der Präsident als unfairen Konkurrenten für »seine« Unternehmen. Schon sein Vorgänger Obama forderte, die Bündnispartner der NATO – allen voran Deutschland – sollten für die Schutzleistung der Amerikaner mehr bezahlen. Doch der Ton, den vor allem Richard Grenell, Trumps Gesandter in Berlin, anschlug, war von sengender Schärfe. »Heuchlerisch«, schimpfte er die Bundesregierung etwa. Weil er sich wie ein »rechtsextremer Kolonialoffizier« (Ex-SPD-Chef Martin Schulz) aufführe, solle man den undiplomatischen Diplomaten nach Hause schicken, foderten viele Berliner Politiker. Grenell und seinem Präsidenten ein besonderer Dorn im Auge ist die Nord Stream 2, ein Projekt, an dem deutsche Unternehmen und der russische Gazprom-Konzern beteiligt sind. »Deutschland ist Russland hörig wegen der Energielieferung«, nörgelte Trump immer wieder. Unverblümt forderte er von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Deutschland solle seinen Energiebedarf aus US-Quellen decken. Und die Kanzlerin gab nach.

    Der Bund wird den Bau von Terminals für US-Flüssigerdgas unterstützen. An den Kosten sollen nicht nur deutsche Steuerzahler, sondern auch Gaskunden beteiligt werden, so berichtete im März 2019 der Spiegel, dessen Reporter einen internen Entwurf des Wirtschaftsministers eingesehen hatten. Der Plan sorgte umgehend für Proteste von Umweltschützern, die die Fördermethode für das Gas ablehnen. »Schmutziges Fracking-Gas importieren und dafür die Gaskunden zahlen lassen – das geht nicht«, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, den Spiegel-Journalisten.

    Geht es nach Trump, werden die Deutschen jedoch bald nicht nur gas pumped in USA verbrennen, sie werden auch mit Autos aus Detroit herumfahren. Bisher sind die US-Modelle hierzulande wenig beliebt, nicht zuletzt, weil sie einen vergleichsweise hohen Spritverbrauch haben. Deshalb sieht Trump die im Vergleich zu den USA hohen Benzinsteuern als unfaires Handelshemmnis für US-Autohersteller. »Sie machen es unmöglich, unsere Autos dort zu verkaufen. Großes Ungleichgewicht beim Handel«, klagte der Präsident bereits 2017. Das will er ändern. Peter Navarro, Trumps wichtigster Einflüsterer in Handelsfragen, erklärte: »Es wird nicht mehr länger so sein, dass für jedes Auto, dass wir [den Deutschen] verkaufen, sie drei an uns exportieren. Detroit wird boomen. Und das ist gut so. Präsident Trump wird weltweit führend im Handel.«⁶ Navarro – vor seinem Aufstieg zum Trump-Intimus ein nahezu unbekannter kalifornischer Professor, der Anlagetipps wie »Wenn es regnet, kauf Starbucks« erteilte, war es auch, der Trump dazu drängte, zum Ausgleich Zölle auf europäische Autos zu erheben. Eine Maßnahme, die vor allem die deutschen Hersteller trifft. Im Februar 2019 erklärte das US-Wirtschaftsministerium die Importwagen zum nationalen Sicherheitsrisiko. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte aus ihrer Besorgnis keinen Hehl. Für Deutschland sei diese Einschätzung »erschreckend«, sagte sie kurz darauf auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

    Sollte Trumps fossile Brennstoffoffensive ungebremst so weiter gehen, wird die Erderwärmung weit über die Zunahme von 1,5 Grad Celsius hinausschießen, bei der sich laut den Klimaforschern gerade noch das Schlimmste verhindern ließe. Schon jetzt sind die Folgen in Amerika deutlich zu sehen: Fluten, die bisher nach statistischer Wahrscheinlichkeit nur alle 500 Jahre vorkommen sollten, setzen regelmäßig den Mittleren Westen unter Wasser, Hurrikane fegen mit nie dagewesener Zerstörungskraft über Floridas Küste, in Kalifornien toben monatelang Waldbrände. Die Wirtschaft könnte bis 2090 im besten Fall jährlich 280 Milliarden Dollar durch Klimaverheerungen einbüßen, im schlimmsten Fall werden es 500 Milliarden Dollar jährlich. Daneben nimmt sich die Finanzkrise wie eine Trockenübung aus. Doch die Katastrophe wird nicht auf Nordamerika beschränkt bleiben. Sie wird den Rest des Planeten erfassen. Und damit geht sie uns alle an.

    In den kommenden Kapiteln geht es um die neue Geografie der Macht und die Gefahren nach dem Ölbeben. Aber es geht auch um die Protagonisten, die es ausgelöst haben. Das waren nicht die großen Konzerne wie Exxon oder Chevron, sondern eine Bande von Glücksrittern. Hartgesotten wie Cowboys, fieberhaft wie Goldsucher durchlöchern die Fracker die Prärie und ändern dabei unsere Zukunft. Wer verstehen will, was mit unserem Planeten passiert, muss sie verstehen. Und wer sie verstehen will, muss sie besuchen.

    Das heißeste Ölfeld der Welt

    31.9453611,-103.0093889. Die GPS-Koordinaten führen auf immer schmaleren Straßen immer tiefer in eine karge steinige Landschaft, spärlich bewachsen mit Mesquitesträuchern und Yucca. Das Permian Basin im Westen von Texas ist selbst für Texaner eine respekteinflößende Gegend. »Unbarmherzige Himmel, Backofenhitze und Regenlosigkeit«, beschrieb sie einmal Larry McMurtry, Westernromancier und Drehbuchautor von Brokeback Mountain und selbst Texaner.⁷ Jetzt ist es kurz nach sechs Uhr früh und die Sonne noch nicht aufgegangen. Doch eine Batterie von Blitzen lässt die weite Ebene aufleuchten. Der Regen kommt überraschend, ein Sturzbach, der die Sicht nimmt und die Scheibenwischer sinnlos werden lässt. Selbst die tonnenschweren Trucks, deren Fahrer das Gaspedal sonst durchgedrückt halten, werden für einen Moment langsamer. Kaum wird der Regen jedoch schwächer, ziehen sie davon, den Tacho wieder stramm auf 120 Stundenkilometer haltend. Sie haben keine Zeit für das urweltliche Spektakel. Das Permian Basin, in dem einst ein Urmeer schwappte, ist heute das »heißeste Ölfeld der Welt«, so das Wirtschaftsmagazin Forbes.⁸ Zeit ist hier $$$.

    »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, meldet die Computerstimme schließlich. An der Abfahrt steht ein großes Schild: »Atlas Sand«. Eine frisch asphaltierte Trasse verschwindet zwischen Sanddünen. Wer ihr folgt, glaubt auf eine Fata Morgana zu stoßen. Sieben Silos ragen plötzlich wie stählerne Wachtürme auf. Daneben laden Schaufelbagger Sand auf Förderbänder. In der Morgensonne, die das Unwetter abgelöst hat, blinken blanke Stahlrohre, Schornsteine und Hallen. Jordan Sevy, Mitte Zwanzig, ist der Logistikmanager der Anlage. Angetan mit Schutzhelm und Warnwesten kurven wir in seinem drei Tonnen schweren schwarzen Longhorn 2500 Ram über das Gelände. Normalerweise hat Sevy keine Zeit für Besucher. »Das Geschäft brummt«, sagt er. Heute hat das Gewitter für eine unfreiwillige Pause gesorgt.

    So surreal, wie die Anlage mitten in der Wüste auftaucht, so bizarr klingt ihr Zweck. In den Hallen, erklärt Sevy, wird Sand gewaschen, getrocknet und nach Körnergröße sortiert. Nahezu vollautomatisch.

    Nun, da das Unwetter abgezogen ist, rollen im Fünfminutentakt die Laster, die vorher über die Straßen gejagt sind, hier durch die Abfüllvorrichtung unter den Silos. Der ganze Vorgang läuft computergesteuert. Der Fahrer wird durch Ampelsignale eingewiesen, sobald der Laster unter dem Einfüllstutzen in Position ist, rauschen 25 Tonnen Sand in die Tanks. Voll beladen brettern die Trucks wenig später mit fast 40 Tonnen über die Landstraßen. Der Sand ist nicht für Dreijährige und ihre Backe-Backe-Kuchen-Förmchen oder für den Betonmischer bestimmt. Atlas liefert einen entscheidenden Rohstoff für das Fracking, das rund

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