Wahnwitz im Monsun: 16 euphorische Textraketen
Von Erich Wimmer
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Über dieses E-Book
Wer profitiert von Anton Bruckners Wiedergeburt? Wie laufen die Geschäfte einer Fotografin, die Aufnahmen von Gaumenzapfen macht? Was passiert mit einem Schwarzfischer, der bei einem Wolkenbruch vom Blitz getroffen wird? Womit ist man im Fegefeuer beschäftigt und wie sieht es dort aus? Warum stürmen amerikanische Navy-Seals um Mitternacht den Saunabereich eines Wellnesshotels? Antworten auf diese und andere ungewöhnliche Fragen geben sechzehn originelle Geschichten – viele von ihnen prämiert und zum ersten Mal in einem Band vereint. Lebensfreude, Zuversicht und Ironie prägen diese Erzählungen, die wie ein Feuerwerk in den belletristischen Himmel steigen.
Erich Wimmer
Erich Wimmer unterrichtet Geige in der Mühlviertler Bergwelt, wo er zusammen mit seiner Frau Judith und den Katzen Mephisto und Gretchen lebt. Theoretisch kann er Kühen Milch abzapfen, weil er in seiner Zeit als Landwirtschaftsgymnasiast einen Melkkurs absolvieren musste. Praktisch ist es ihm mittlerweile lieber, wenn er die Milch im Supermarkt kauft. Besonders seit diverse Kühe und ganze Herden renitenter werden. Das hängt unmittelbar mit diesem Roman zusammen, der die Kuhwelt und ihre mafiösen Strukturen schonungslos entlarvt.
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Buchvorschau
Wahnwitz im Monsun - Erich Wimmer
Wahnwitz im Monsun
1. Preis beim Kurzgeschichtenwettbewerb »Wortreich 2021«
Die große Stelle. So nennen mein Fischerkumpel Pavel und ich die schönste und einsamste Stelle des wilden Flusses. Von anderen Fliegenfischern wird dieser Flussabschnitt sogar als Canadian Pool bezeichnet. Keinen würde es wundern, tauchten an dieser mit Felsblöcken gespickten Engstelle plötzlich Bären auf, um zu fischen.
Nur ausgewachsene Grizzlys könnten sich in der Strömung um diese Felsen länger als eine Sekunde halten, ohne mitgerissen und fortgespült zu werden. Dass auch immer wieder lebensmüde Paddler zwischen den Kanten dieser schroffen Wände durchreiten, sorgt regelmäßig für Schlagzeilen. Auch überregionale Medien berichten dann von den Kanuten, die gegen die Felsen knallen und trotz Helm das Bewusstsein verlieren, bevor sie von den Wassermassen auf den Grund gemalmt werden.
Erst ein paar Kilometer weiter talauswärts, dort, wo der Fluss in den See mündet, spuckt er die Leichen wieder aus und lässt sie friedlich an die Oberfläche steigen, wo sie von den Burschen der Seerettung routiniert geborgen werden.
Zweihundert Höhenmeter über der Großen Stelle stehe ich vor dem geöffneten Kofferraum meines Kombis, den ich am Rand einer Forststraßenkurve geparkt habe. Während sich über mir ein gewaltiges Unwetter zusammenbraut, packe ich ein paar unscheinbare Utensilien zusammen: eine Hundertmeter-Rolle sehr dünne, extra reißfeste Nylonschnur, daran ein solider Angelhaken, eine Packung Maden, zwei Plastiksäcke und ein bulliges Klappmesser. Mehr braucht man nicht, wenn man ohne Lizenz unterwegs ist.
Dann sperre ich das Auto ab, verstaue den Schlüssel in meinem kleinen Rucksack, verlasse die Forststraße und nehme den steilen Abstieg in Angriff. Der Weg, von dem ich mir jeden einzelnen Meter selbst suchen muss, führt durch ein Gewirr aus dürren Büschen und verkrüppelten Buchen bergab. Weil die Neigung des Hangs viel zu steil ist, um gerade hinunterzusteigen, gehe ich in Serpentinen. Wobei ich immer darauf achte, dass Baumstämme oder Sträucher in Griffweite bleiben. Sollte ich hier den Halt verlieren und abrutschen, rase ich mit der Geschwindigkeit einer Lawine bis zum Talboden hinunter.
Die ersten fetten Regentropfen zwängen sich durch die Buchenblätter. Möglichst schlechtes Wetter ist die beste Voraussetzung für meine Aktion. Weil mich der bevorstehende Wolkenbruch in kürzester Zeit durchnässen wird, habe ich nur feste Bergschuhe, eine kurze Hose und eine dünne Regenjacke angezogen. Alle anderen Menschen, die mit dem Tal verbunden sind, Wanderer, Biker, Fischer und Aufsichtsorgane, haben es entweder schon verlassen oder sind jetzt gerade dabei, so schnell wie möglich zu verschwinden. Niemand außer mir möchte hier sein, wenn das Donnerwetter endgültig losbricht.
Gräser und Büsche triefen schon vor Wasser, Steine und Kiesel bröckeln. Immer wieder muss ich mich an tropfenden Ästen festhalten, um nicht auszurutschen und in die Tiefe zu poltern. Als ich endlich die Talsohle erreiche und sich die gigantische Flussbiegung vor mir ausbreitet, brülle ich vor Genugtuung, reiße mir den Rucksack von den Schultern und lege ihn auf einen der glitschigen Steine am Ufer. Dann packe ich die Schnurrolle aus, klemme ein Bündel Maden auf den Haken und werfe es mit einer ausladenden Geste so weit wie möglich hinaus in die Strömung. Es dauert keine fünf Sekunden, bis sich eine der großen Forellen auf den Köder stürzt. Mit meinem rechten Arm versuche ich, die panischen Bewegungen abzufedern, mit denen der Fisch in die Flussmitte flüchtet.
Die Forelle ist viel zu kräftig, um sie schnell ans Ufer zu ziehen. Ich muss geduldig sein und warten, bis sie müde wird. Während ich sie an der langen Leine vorsichtig durch die Strömung dirigiere, stehe ich bis zu den Knien im kalten Wasser und erlebe die Donnerschläge des Gewitters wie das Läuten einer gigantischen Himmelsglocke, die nicht Mitternacht, sondern mein letztes Stündlein schlägt. Und wenn schon! Hier und jetzt vom Blitz erschlagen zu werden, während meine Krallen nach dem Leib einer Forelle greifen, ist das Schicksal aller Bären.
Endlich wird der Fisch müde und lässt sich ans Ufer führen. Ich töte ihn, indem ich ihm den stumpfen Messerrücken ein paar Mal wuchtig auf den Nacken schlage, wate noch einmal zurück ins Wasser und halte den silberglänzenden Fischleib mit der rechten Hand hinauf in die hypnotischen Wirbel des dunkelgrauen Himmels.
»Ich danke euch!«, brülle ich in die weit offenen Elefantenohren der Götter, während ich mir mit der linken Hand die nasse Hose herunterziehe und es einfach rinnen lasse. Das kalte Wasser hat meiner Prostata zugesetzt. Den Fisch noch immer über mir und den heißen, erlösenden Harnstrahl vor mir, lalle ich inmitten des mich von allen Seiten umdampfenden Glücks.
Eigentlich müsste ich aus Erfahrung wissen, dass ein solcher Moment äußerster Seligkeit immer schon seinen Umschlagpunkt in sich birgt. Aber es dauert auch diesmal viel zu lange, bis ich die nicht für möglich gehaltene Veränderung registriere.
Vor mir, aus der Regengischt, dem Blitzgeflacker und dem Wasserdampf tauchen die Silhouetten zweier Kajaks. Der viel zu späten Stunde und dem bootszermalmenden Monsun zum Trotz haben zwei ganz offensichtlich wahnsinnige Paddelbootfahrer den Wildwasserstrudel an der Großen Stelle bezwungen.
Profis, ohne jeden Zweifel. Sonst wären sie unter diesen Umständen niemals heil durch diesen Katarakt gekommen. Während sie im ruhigeren Wasser nach den Stromschnellen auf mich zu paddeln, sind sie ebenso fassungslos wie ich. Sie registrieren meine heruntergelassene Hose und meine Forelle, die ich noch immer in den Himmel halte.
Was ich bis jetzt nicht gesehen habe, nun aber eindeutig identifiziere, ist die Helmkamera auf dem Kopf des vorderen Paddlers. Während er mich filmt, sieht er mich an mit einem vor Verwunderung offenen Mund und fragt sich das Gleiche wie ich: Was hat jemand bei dem Unwetter an dieser Stelle verloren? Wie verrückt muss jemand sein, um sich bei diesem Starkregen ins Tal zu begeben, anstatt daraus zu flüchten?
»Wer dich nicht wirklich gut kennt, kann dein Gesicht auf dem Video unmöglich identifizieren«, tröstet mich mein Fischerfreund Pavel zwei Tage später. Wir haben uns den kurzen, aber eindrucksvollen Film, den der Paddler ins Internet gestellt hat, mehrere Male angesehen. »Was sind schon hundertachtzigtausend Klicks«, fährt Pavel hämisch fort. »Nur wer deinen Penis kennt, könnte dich unter Umständen identifizieren. Aber solche Kenntnisse haben eh nur ganz wenige Frauen … und ein paar Ziegen.«
Nach seiner Schlussfolgerung droht Pavel vor lauter Lachen zusammenzubrechen. Prustend stützt er sich an meiner Schulter ab und klopft sogar ein paar Mal dagegen.
»Ich kann nicht mehr!«, wiehert er ein ums andere Mal und wischt sich vergeblich die Lachtränen aus den Augen. Es kommen viel mehr nach, als sein durchnässter Ärmel aufsaugen kann.
Ein oralisches Angebot
»Spreche ich mit Herrn Brauser, Herrn Alfons Brauser?«
»Äh, ja, wer …?«
»Herr Brauser! Wie mich das freut! Mein Name ist Nöslböck-Schröcksöhl, die Frau mit den vier Ö. Haha. Die Vier-ö-Frau. Das ist leicht zu merken, oder? Herr Brauser, wir sind ein junges Unternehmen mit einem einzigartigen Produkt. Dazu eine kurze Frage: Wann haben Sie das letzte Mal bewusst Ihren Gaumenzapfen betrachtet?«
»Meinen … Gaumenzapfen?«
»Ja, genau.«
»Naja, da müsste ich überlegen …«
»Tun Sie das«, bestärkte die Vier-ö-Frau ihren Gesprächspartner, »und während Sie das tun, darf ich Ihnen etwas über unser Produkt verraten: Es geht um nicht weniger als das originellste Foto Ihres Lebens. Jawohl, Herr Brauser. Meine Firma macht Fotos von Gaumenzapfen. Eine Luftaufnahme vom Haus hat ja heutzutage schon jeder im Vorhaus hängen – das ist langweilig und inflationär. Aber eine Großaufnahme vom eigenen Gaumenzapfen … sowas ist einzigartig, exklusiv und ein echter Hingucker! Und das Beste hab ich noch gar nicht erwähnt: Das sagenhafte Preis-Leistungsverhältnis. Weil sich meine Firma gerade erst am Markt positioniert, können wir Ihnen einen Einführungspreis anbieten, über dessen Höhe ich Sie jetzt schon bitten muss, Stillschweigen zu bewahren. Sagen Sie um Gottes willen nichts zu ihren Bekannten und Freunden, zumal wir diesen Preis unmöglich halten können. Unmöglich, Herr Brauser. Un-Möglich! Das ist jetzt, ganz unter uns, ein absolutes Werbezuckerl für besonders sensible Kunden wie Sie. Was sagen Sie, Herr Brauser? Wann soll ich Ihnen dieses Zuckerl vorbeibringen?«
»Äh … was wäre denn möglich?«
»Jetzt.«
»Jetzt?«
»Ja. Ich stehe vor Ihrem Haus und telefoniere aus meinem Wagen.«
Eine Viertelstunde später saß Herr Brauser an seinem Küchentisch und bestaunte ein wunderliches Sortiment an Zapfenaccessoires. Dass er die Vier-ö-Frau überhaupt in seine Wohnung eingeladen hatte, verdankte sich dem Umstand, dass Hilde, seine Frau, für ein paar Tage verreist war.
»Natürlich mache ich auch Aufnahmen von Ihrem nackten Zapfen«, erklärte die Vier-ö-Frau. »Aber darüber hinaus gibt es die sehr beliebte Möglichkeit, den Zapfen mit diesen Accessoires aufzupeppen. Sie sehen hier verschiedene kleine Aufsätze, die sich mit einer kleinen Clip-Vorrichtung ganz leicht am unteren Zapfensackende befestigen lassen.«
»Aha …«, wühlte sich Herr Brauser durch sein Staunen zu einer hörbaren Reaktion durch.
»Ja«, bestätigte Frau Nöslböck-Schröcksöhl, »beispielsweise gibt es die Möglichkeit, putzige Hauben und Hüte aufzustülpen und das Foto verkehrt herum aufzuhängen. Mit einem kleinen Steirerhut sieht jeder Zapfen wie ein Wanderer aus, der lustig durch die Gegend marschiert.«
»Durch welche Gegend?«, fragte Herr Brauser halb fasziniert, halb irritiert.
»Durch den Gurgelraum«, antwortete die Vier-ö-Frau. »Wir können aber auch beliebige andere Hintergründe hinterlegen. Was auch immer sehr gut aussieht, ist eine Alm mit Kühen, zwischen denen Ihr Zapfen herumwandert.«
»Ich glaube«, sagte Herr Brauser etwas verzögert, »mir ist der natürliche Hintergrund lieber.«
»Ganz, wie Sie wollen«, unterwarf sich die Vier-ö-Frau dem Wunsch ihres Klienten, »dann bitte ich Sie jetzt: Öffnen Sie den Mund möglichst weit und lassen Sie Ihren Kopf entspannt zurücksinken.«
»Was – bitte – ist – das?«, japste Hilde Brauser drei Tage später, als sie das neue Bild sah, das ihr Gatte an der Wand über dem Küchentisch aufgehängt hatte. Für diesen Eingriff hatte er das schöne Dahlien-Bild entfernt.
»Das ist mein Gaumenzapfen«, antwortete Alfons Brauser, »toll, oder?«
Zusammen mit seiner sprachlos gewordenen Gattin blickte er auf die DIN-A3 große Fotografie, die einen menschlichen Gaumenzapfen zeigte, der in dieser Darstellung sowohl die Größe als auch die Form einer Zuckerrübe hatte, die mit ihrem spitz zulaufenden Ende in einem vergleichsweise filigranen, weißen Freizeitschuh steckte.
»Was sagst du, Hilde? Gefällt es dir?«, wiederholte der Herr des Hauses sein hoffnungsvolles Fischen nach Zustimmung. Was ihn etwas verunsicherte, waren die erstarrte Gesichtsmimik seiner Angetrauten und das leichte Zucken ihrer Lippen. »Das war ein supergünstiges Spezialangebot«, fuhr er fort. »Ich hab sogar die kleine, weiße Sandale behalten dürfen, in der der Zapfen steckt. Witzig, oder?«
Frau Brauser gab ein seltsam röchelndes Geräusch von sich.
»Al-fons Brau-ser!«, brachte sie endlich hervor. »Ich gehe jetzt ins Schlafzimmer. Und wenn ich in zehn Minuten wieder herauskomme, dann ist dieses perverse Monstrum verschwunden. Wenn nicht, dann verschwinde ich. Du hast die Wahl!«
»Ich hab auch noch weihnachtliche Zapfenfotos, mit winzigen beleuchteten Girlanden drumherum«, rief Herr Brauser fünf Minuten später, während er an der Schlafzimmertür stand und auf eine Beruhigung der Gemengelage hoffte.
Nachdem sich seine Frau weder nach zehn noch nach zwanzig und schon gar nicht nach dreißig Minuten gemeldet hatte, drückte Herr Brauser vorsichtig die Türklinke und betrat leise das Schlafzimmer.
»Hilde?«
Der Raum war leer. Frau Brauser war durch das ebenerdige Fenster gestiegen und wahrscheinlich auf direktem Weg zu ihrer Mutter gelaufen, die ein paar Straßen weiter wohnte.
Sie sei gerade noch mit dem Leben davongekommen und mit dem Wenigen, was sie am Leib getragen habe. So dramatisch formulierte es Frau Brauser ein paar Wochen später, als sie – in gebührendem Abstand zu ihrem zweifellos verrückt und pervers gewordenen Mann – vor dem Scheidungsanwalt saß. Für Hilde Brauser gab es nach diesen Fotografien kein Zurück. Ihr Mann hatte den schmalen Grat zwischen originellem Witz und abartigem Wahn irreversibel überschritten.
Der Anwalt, ein älterer Mann mit nikotingelb eingefärbtem Oberlippenbart, nickte geradezu staatsoberhauptartig und blickte auf das großformatige Foto mit dem Titel: »Gaumenzapfen in Badeschlapfen«. Es lag vor ihm auf dem Tisch, umgeben von anderen ähnlichen Aufnahmen. Nachdem er die Bilder ausgiebig betrachtet hatte, hob er seinen Kopf und fixierte die beiden Parteien, die angespannt und erwartungsvoll zurückblickten.
Dann tat der Anwalt etwas, oder, besser gesagt, dann passierte ihm etwas, das er niemals von sich selbst erwartet hätte: Er fing an zu lachen. Zuerst nur leise und stockend, schließlich lauter und endlich schreikrampfartig. Erst als seine Sekretärin einen Notarzt herbeirief und dieser ihm eine Beruhigungsspritze verabreichte, lösten sich die Krämpfe.
Weil sowohl Hilde als auch Alfons Brauser nach dieser verstörenden Reaktion keine Lust mehr hatten, andere Anwälte beizuziehen, gaben sie das Projekt Scheidung schon nach diesem ersten Versuch wieder auf. Nach einem knappen Jahr bei ihrer Mutter zog Frau Brauser sogar wieder zurück zu ihrem Mann. Dieser hatte seiner Frau über einen Zeitraum von mehreren Monaten jede Woche ein Foto jener Dahlien gesandt, die nun wieder so selbstverständlich über dem gemeinsamen Küchentisch hingen, als wären sie nie von dort verschwunden.
Der Sturz der Flankengötter
»Scheeeeeeeibe!«, brüllte Heiner Wappler, während sich seine Füße in den Ausläufern seines Kostüms verhedderten und er die Kontrolle über sein Gleichgewicht verlor. Mit dem oberen, besonders lustig gekrümmten Wurstende voraus, segelte er auf Höhe des Sechzehnmeterraums der Länge nach auf den Rasen. Der Saum seines Kostüms, ein übermenschengroßer Hot-Dog der bekannten Firma Vurst & Thurst, platzte, als er auf dem Rasen aufklatschte. Mit diesem Sturz, das wurde Wappler schon Sekundenbruchteile vor seinem Aufprall bewusst, erfüllte sich die zentrale Bedingung eines Vertragsbruchs.
»Stürze sind absolut nicht erlaubt – unter keinen Umständen!«, hatte Pjotr, der hoch motivierte polnische Firmensprecher, erklärt, »deshalb haben wir uns an Sie gewandt. Als