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Federn lassen: Novelle
Federn lassen: Novelle
Federn lassen: Novelle
eBook123 Seiten34 Minuten

Federn lassen: Novelle

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Über dieses E-Book

In Regina Dürigs "Federn lassen" werden jenen Momenten, in denen nichts als Sprachlosigkeit einsetzt, Räume geschaffen.
Schweigen, Stille, Starre, Scham herrschen in den kurzen Episoden, in denen sich die Erzählerin rückblickend als ein namenloses Du beobachtet. Wir begleiten jenes Du von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter und werden Zeuge von Grenzüberschreitungen und Übergriffen – physisch wie psychisch.

Wie tief die Spuren sein können, die eine Bemerkung, eine Bedrängung, eine Beschneidung der Handlungsfähigkeit hinterlassen, ist immer mehr Thema in der Gesellschaftspolitik geworden. Sexismus, Mansplaining, patriarchale und hierarchische Strukturen sind weiter an der Tagesordnung. Umso mehr ist "Federn lassen" ein Buch der Stunde, das all das dokumentiert und gegen all das anschreibt.

Erschreckend nüchtern und ohne die Figur als Opfer auszustellen, erzählt Regina Dürig von bestürzenden Ereignissen und tastet dabei nach Form und Sprache. Interpunktionslos brechen die Zeilen nach wenigen Wörtern um, wodurch Dürigs Prosa einen lyrischen Anklang erhält.
SpracheDeutsch
HerausgeberDroschl, M
Erscheinungsdatum5. Feb. 2021
ISBN9783990590805
Federn lassen: Novelle
Autor

Regina Dürig

Regina Dürig wurde 1982 in Mannheim geboren und lebt in Biel. Sie ist Autorin, Performerin und Dozentin für Literarisches Schreiben und hat Miniaturen, Kurzgeschichten, Hörspiele, Kinderbücher, Jugendromane und unsichere Übertragungen veröffentlicht. Für ihre Arbeiten hat Regina Dürig zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. den Peter-Härtling-Preis, den Literaturpreis Wartholz und den Literaturpreis des Kantons Bern.

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    Buchvorschau

    Federn lassen - Regina Dürig

    9783990590713.jpg

    Regina Dürig

    Federn lassen

    Novelle

    Literaturverlag Droschl

    für Patricia, Patrizia & Pat

    für Sandra, Danny, Liliane & Alex

    und alle anderen Sanften

    Dieses Buch wurde aus der Überzeugung geschrieben, dass unser Miteinander weitaus menschlicher sein könnte. Um die Gesellschaft zu verändern, müssen uns ihre strukturellen Schwächen bewusst sein. Einige der folgenden Geschichten schildern daher auch physische Gewalt – diese Kapitel sind mit einem Stern gekennzeichnet.

    »Your silence will not protect you.«

    Audre Lorde

    »In fact, proximity to the other and closeness between us can be reached when engendering a common world together, a world that will not destroy the world which is proper to each one.«

    Luce Irigaray

    Nachtblind

    Lass uns zurück diesen Weg

    nehmen sagt Nino und zeigt

    auf den Pfad der dämmrig vom

    Waldweg abzweigt und

    geht voran ihr wohnt

    nicht weit von hier du kennst

    den Wald oder Park oder wie

    das zu nennen ist halb

    dichte Grünheit an der

    Baumgrenze zur

    Zivilisation du gehst

    Nino hinterher und die

    Nacht zieht sich an

    den Halmen herauf es

    knackt es ginstert jetzt

    hab dich nicht so denkst

    du ihr seid schließlich

    erwachsen zu

    zweit gut Nino ist

    schmächtig und hat in jedem

    Handgelenk eine frisch

    eingeschraubte Metallplatine

    der darf nicht mal

    Milch hochheben oder

    Zucker oder Brot aber hier kann

    nichts passieren denkst

    du und Nino sagt hab ich

    dir schon mal von meiner

    Nachtblindheit erzählt

    er sagt es nach vorn

    du hörst es trotzdem gut

    ist nicht lustig sagst du

    und er sagt im Ernst

    ich kann bei so Licht

    wie jetzt fast gar

    nichts mehr sehen und

    gerade als du fragen willst

    wie in aller Welt er dann auf die

    Idee gekommen ist durchs

    Unterholz zu pirschen

    siehst du links von euch

    am Boden einen Mann

    sich aufsetzen als habe

    er im Laub geschlafen und

    als habet ihr ihn geweckt

    eine langsame Bewegung

    eine Drehung des Torsos

    in die Wachheit dir

    rennt ein Schatten in

    den Brustkorb

    einfach weitergehen

    denkst du einfach nur

    weiter du sagst nichts

    nichts

    immer noch nichts erst

    als ihr aus dem Wald

    fast schon raus seid fragst

    du Nino leise ob er

    den Mann auch gesehen habe

    der da gelegen habe

    das ist nicht lustig sagt

    Nino im Ernst sagst du

    ich glaub da war jemand und

    Nino weiß seine Hände

    sind zusammengenäht

    aus Einzelteilen

    und du kannst nicht

    sagen ob es eine optische Täuschung

    ob es nicht der Schlaf

    selbst war der da gelegen

    hat bereit sich zu erheben

    und ihr sagt

    nichts nichts immer

    noch nichts ihr steht im

    Hof beim großen Baum

    und erst jetzt stellt sich

    die Frage die einzige in

    deinen Kopf was ist wenn

    der Hilfe gebraucht hätte weil

    warum sonst würde da einer

    auf trockenem Laub liegen und

    du fragst Nino ob ihr zurückgehen

    solltet und Nino fragt bist du

    sicher dass da

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