The Return of the Ophiuchus
Von Darien Blum und Susanna Schober
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Über dieses E-Book
Darien Blum
Darien Blum, geboren im Jahr 2000, lebt mit zwei Katzen und einem Hund in Sachsen-Anhalt. The Return of the Ophiuchus schrieb Darien im Jahr 2019, um dem Gefühl, anders zu sein und deshalb nirgendwo hineinzupassen, Ausdruck zu verleihen, wodurch sie ihre Leidenschaft: das Schreiben entdeckte. Als sie drei Jahre später die Diagnose Autismus erhielt, verstand sie, wieso sie an so vielen Stellen im Leben aneckte und die Welt aus einem ganz anderen Winkel als die Norm betrachtet. Durch die neue Erkenntnis ihrer selbst und die Unterstützung ihrer großen Liebe fand sie neuen Mut und traute sich, ihre erste eigene Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen.
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Buchvorschau
The Return of the Ophiuchus - Darien Blum
✰ Der Schlangenträger ✰
Es war Freitagabend, als sich Violet von ihren Freundinnen verabschiedete, mit denen sie gemeinsam auf einem Konzert gewesen war. Normalerweise hätte sie an diesem Tag darauf verzichtet, immerhin hatte sie die kommende Nacht zu schuften. Doch da sie die Tickets bereits letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, machte sie dieses Mal eine Ausnahme. Und gelohnt hatte es sich allemal. Violet hatte schon viele Musiker live gesehen und obwohl sie die Texte der Band „Insane Anarchy so sehr liebte, hatte sie diese Gruppe an diesem Abend zum ersten Mal live gesehen. Schließlich konnte sie sich mit dieser sehr gut identifizieren. In ihren Texten ging es nämlich oft um gesellschaftliche Kritik oder andere wichtige Themen, die es nicht zu ignorieren galt. Dies versuchten die Jungs der fünfköpfigen Rockband auf eine sehr provokante Weise, die der ein oder andere wohl eher als linksradikal bezeichnen würde, der Welt mit großem Erfolg mitzuteilen. Denn auch Violet war Teil einer Randgruppe, in welcher sie sich unterdrückt und unverstanden fühlte. Aber dank der großen Fangemeinde wusste sie, dass sie damit nicht allein war. „Wir sehen uns
, sagte sie mit einem Lächeln an ihre Freunde gewandt und setzte ihren Gang in die entgegengesetzte Richtung fort. In Richtung desselben beschissenen Schuppens, wie beinahe jeden Abend, der sich ihr Arbeitsplatz nannte. Unwissend, was ihr diese Nacht geschehen würde.
Und da war er wieder. Derselbe leere Blick, den sie immer hatte, sobald sie für sich allein war. Der Gesichtsausdruck, den niemand außer ihr eigenes Spiegelbild je zu Gesicht bekam. Da war ihr Stolz doch zu groß, jemandem zu zeigen, wie allein sie sich in Wirklichkeit fühlte. Falls man es so nennen konnte. Innere Leere traf es wohl eher. Wie sollte man sich auch anders fühlen, wenn man noch nie jemanden hatte, der zu Hause saß und auf einen wartete? Wenn sich kein Ort wie ein zu Hause anfühlte? Kein Ort, an dem man ankommen und sich fallen lassen konnte. Keine Arme, die einen auffingen, wenn man fiel. Niemand, der einem das Gefühl von Sicher- und Geborgenheit schenken konnte oder wollte. Natürlich hatte sie Freunde, doch konnte man diese höchstens als Partybekanntschaften bezeichnen. Aber wen wunderte das? Wer konnte und wollte all dies einer Ex-Inhaftierten geben? Einer Ex-Inhaftierten, die sich lediglich wehren wollte. Gegen diese ekelhaften Männer, welche Violet so sehr hasste.
„Beeil dich, Violet!, sprach eine dunkle und verrauchte Stimme, als sie den Schuppen „Private Club For Gentlemen
betrat, die von niemand anderem als von ihrem Vorgesetzten Francis Snyder war. Ein großer, breiter Mann mit bereits leicht ergrautem Haar, dessen Weste mittlerweile mehr als dreckig sein musste. Da war Violet sich sicher. Ein Mann mit großem Einfluss in den schmutzigen Geschäften Amerikas.
„Entschuldige. Ich werde mich beeilen", murmelte sie und verdrehte die Augen, als sie aus seinem Sichtfeld verschwunden war.
„Hi Sabrina", begrüßte sie eine ihrer Kolleginnen in der Umkleidekabine, entkleidete sich und zog sich ein schwarzes Lederdessous mit Harnessdetails an. Anschließend setzte sie sich an den Schminktisch und frischte ihren schwarzen Lippenstift auf. Mit einer Bürste ging sie noch einmal durch ihre schulterlangen, lavendelfarbenen Haare, ehe sie sich erhob und den Raum wieder mit einem genervten Seufzer verließ.
Gerade rechtzeitig betrat sie die Bühne und begann langsam mit aufreizenden Bewegungen an der Stange zu tanzen. Der Club leuchtete abwechselnd in roten und violetten Tönen, wobei alles andere in Schwarz gehalten wurde. Die Gäste tranken, unterhielten sich und sahen nebenbei den Tänzerinnen zu. Während Violet sich auf der Bühne rekelte, flirtete sie über Blicke mit den Gästen, welche ihr bereits den einen oder anderen Schein vor die Füße warfen. Violet hasste sie. Die lüsternen Blicke der Männer, gegen die sie einen unermesslichen Hass hegte. Doch war sie so gut in dem, was sie machte, dass keiner je bemerken würde, dass sie das hier niemals freiwillig tat.
Ihr Blick glitt kurzzeitig zum Eingang, als fünf junge Leute, deren Gesichter ihr bekannt vorkamen, den Club betraten. Drei Männer und zwei Frauen in Begleitung eines großen, in schwarz gekleideten Herren, der so aussah, als wäre er dazu verpflichtet, für deren Sicherheit zu sorgen. Es war Tyrone. Tyrone Villar und seine Band Insane Anarchy. Warum sollte ausgerechnet er sich in einem Schuppen wie diesem aufhalten? War das nicht widersprüchlich zu dem, was er unter anderem kritisierte? Vielleicht doch nur ein Heuchler, welcher Profit aus gespielter Gutmenschlichkeit schlug?
Violet war angewidert und wusste nicht, wie das Ganze nun zu deuten war. Für einen kurzen Moment dachte sie sogar, dass er ihr die Show stehlen würde. Doch die meisten hier schienen sich zu seinem Glück nicht für ihn zu interessieren. Wieso auch? Die Leute hier waren absolut nicht die, die das, was er machte, unterstützten. Ein Ort wie dieser wimmelte nur so vom menschlichen Abfall der Gesellschaft. Die fünf platzierten sich in eine Sitzecke, direkt vor der Bühne und bestellten sich etwas zu trinken.
Tyrone war sicher nicht zum Spaß hier, sondern aus einem ganz bestimmten Grund. Nachdem der besagte junge Mann und seine Gruppe die Getränke erhalten hatten, musterte er die zierliche Tänzerin auf der Bühne ganz genau. Es schien beinahe so, als würde er sie analysieren wollen. Dies blieb nicht unbemerkt, allerdings versuchte er auch nicht, es zu verstecken. Violet spürte seine prüfenden Blicke, doch sie wandte sich ab und machte so weiter wie zuvor. Eine kurze Weile später würdigte sie ihm dann doch noch des ein oder anderen Blickes, um des Geldes Willen mit ihm zu flirten. Vor allem, weil er zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich das meiste Geld in den Taschen hatte.
Tyrone versuchte sich so gut es ging zu konzentrieren, doch waren die Stimmen der Menschen um ihn herum einfach viel zu laut. Somit spielte er Violets Spiel mit und schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. Als sie fertig war und von einem Tisch zum Nächsten ging, wartete er nur darauf, dass sie endlich zu ihm kommen würde, und das tat sie auch.
„Heeey! Ich hoffe, ihr habt die Show genossen?", sprach sie in einer deutlich höheren Stimmlage als üblich und sah jedem nacheinander freudig in die Augen. Mit ihren Blicken verrieten sie bereits die Antwort auf ihre Suggestivfrage und nippten weiterhin an ihren Getränken. Doch als sie Tyrone, den Anführer der fünfköpfigen Gruppe ansah, holte er seinen Geldbeutel hervor. Mit gespielter Euphorie sprang Violet auf und ab und ließ sich von ihm einen Haufen Geld in den Slip stecken.
„Danke!", sagte sie, drehte sich um und musste sich schon fast selbst an Ort und Stelle wegen ihres aufgesetzten Verhaltens übergeben. Als Tyrone aber zum ersten Mal seine Stimme erhob, sah sie über ihre Schulter hinweg zu ihm und nickte, als er sie um einen privaten Tanz bat.
„Sicher! Folge mir." Violet nahm den Rockstar an die Hand und zog ihn hinter sich her, die Treppen hoch in einen kleinen, modern eingerichteten Raum, der ausschließlich für private Tänze vorgesehen war. Die Tänzerin schloss die Tür, durch die Tyrone nur in geduckter Haltung kam, hinter ihnen ab und deutete auf die schwarze Ledercouch, welche auf der rechten Seite des nur schwach rot beleuchteten Raumes stand. Sie war schon verblichen und durchgesessen, aber dies war den meisten Gästen egal, und so ließ sich auch Tyrone entspannt nach hinten auf seinen Platz fallen.
Er ließ seinen Blick zunächst nur flüchtig durch den Raum schweifen, als ihm sofort der große Spiegel hinter der Dame auffiel, der wohl dazu dienen sollte, seine für den Moment auserwählte Tänzerin gleich von beiden Seiten begutachten zu können. Normalerweise würde er ein abfälliges Zischen von sich geben, doch stattdessen legte er die Arme auf der Rückenlehne ab und widmete seine Aufmerksamkeit der nun tanzenden Violet. Der intensive Augenkontakt, den sie dabei hielt, spielte Tyrone bei dem, was er vorhatte, ganz gut in die Karten.
Nach einer kurzen Weile öffnete sie mit einer lockeren Handbewegung ihren BH und ließ diesen neben sich zu Boden fallen. Immer und immer wieder machte sie Andeutungen, ihren Slip ausziehen zu wollen. Doch war dies nur eine Masche, um die Männer gieriger zu machen, um so viel Zeit wie möglich zu verschwenden und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Denn so ein privater Tanz war natürlich mit Extrakosten verbunden. Als Violet ihm dann den Rücken zudrehte, zog sie doch den Slip aus, ohne aufzuhören, sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Jetzt, wo auch dieser am Boden lag, drehte sie sich zu dem Größeren um, legte ihre Hände auf seine Schultern und setzte sich auf seinen Schoß. Tyrone war ihr nun ganz nah und während sie sich auf ihm rekelte, drang er in ihre Gedanken ein, blätterte durch diese wie in einem Buch. Er war sich sicher. Mehr als sicher, dass ihn seine Vision beim Konzert nicht getäuscht hatte. Sie war einer der Wächter. Er brauchte nur noch diesen einen entscheidenden Hinweis, welcher seine Vermutung bestätigen würde.
Tyrone starrte ihr wortwörtlich in die Seele und fand kurz darauf wonach er die ganze Zeit über gesucht hatte. Violet grinste ihn verspielt an und er erwiderte es. Denn er war sich sicher, dass ihr ihres gleich wieder vergehen würde. Der doch recht großgeratene Mann manifestierte in ihrem Kopf eine seiner Albtraumvisionen. Wie er es bereits geahnt hatte, dauerte es nicht lange, bis sich etwas an der Mimik der deutlich Kleineren veränderte. Sie fühlte sich immer mehr wie in Trance und desto länger sie in die tiefblauen Augen ihres Gegenübers sah, umso mehr nahm der Zustand an Intensität zu.
„Die fünf Minuten sind bereits um." Violet wollte sich gerade von seinem Schoß erheben, als er weitere hundert Dollar neben ihr achtlos auf den Boden warf und sie grob an den Beinen auf sich drückte, um sie am Gehen zu hindern.
„Ich nehme gerne weitere fünf Minuten. Immerhin habe ich dafür bezahlt." Obwohl er sie recht ruhig darum bat, dem Service, für den er bezahlt hatte, nachzukommen, hatte er irgendwas Bedrohliches in seiner Stimme. Doch sie konnte nicht. Es ging nicht. Denn derjenige, auf dem Violet saß, war nicht länger Tyrone, sondern ihr Peiniger. Der Mann, der sie vor ziemlich genau einem Jahr vergewaltigt hatte. Der Mann, wegen dem sie in der Vollzugsanstalt saß, da sie ihm aus Notwehr die Augen ausgestochen hatte. Genau wie am Tag der Tat sah das Ebenbild des Täters auch aus. „Und hiermit verurteile ich die Angeklagte, Violet Jennifer Taylor, zu zwölf Monaten Haftstrafe. Mit frühzeitiger Entlassung bei guter Führung", ging ihr die Stimme des Richters nochmal durch den Kopf, während sie wortwörtlich das siegessichere Grinsen ihres Peinigers vor Augen hatte.
Violet saß wie gelähmt auf dem Schoß des vermeintlichen Mannes, als sie sich, von der Panik getrieben, versuchte, von ihm loszureißen. Auf einmal fühlte sie sich wieder wie die damals vorgeblich hilflose Violet, die sich wie wild unter ihm wandte und nach Hilfe schrie. Doch ihre Schreie blieben stumm. Ungehört. Der Mann über ihr war zu stark. Also ließ sie es einfach über sich ergehen. In der Hoffnung, dass er schnell fertig werden würde mit dem, was er ihr antat. Bis die Macht in ihr von der Starre nicht mehr unterdrückt wurde. Mit der Hilfe zweier Luftklingen stach sie ihm die Augen aus, trat ihn von sich weg, richtete sich auf und rannte mit nur halb hochgezogener Hose schluchzend davon.
Tyrone sah sie nur ausdruckslos an, während sie immer wieder versuchte, sich von ihm wegzudrücken. Ihre Tränen, gemischt mit schwarzem Mascara, tropften allmählich auf seine dunkelblaue Jeanshose, als er im nächsten Moment von einem festen Schlag auf die Nase überwältigt wurde. Violet nutzte die Gelegenheit sofort aus, um sich von ihm zu lösen, zog sich einen Bademantel aus Seide über und lief durch den Notausgang hinunter in den Hinterhof.
Mit zittrigen Händen holte sie eine Packung Marlboro aus ihrer Manteltasche hervor und zündete sich mühsam eine Zigarette an. „Ich glaub, ich muss die Therapie doch in Anspruch nehmen. Ansonsten wird das hier noch meinen Job kosten und mich zurück in die Obdachlosigkeit bringen", murmelte sie zu sich selbst. Doch Violet sollte gar nicht erst die Möglichkeit bekommen, sich zu erholen. Denn kurz darauf stand neben den großen Mülltonnen des Ladens, das Ebenbild des Mannes, welcher ihr Leben ruiniert hatte.
„Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dir nach deiner kurzen Haftstrafe einfach so vergebe, oder? Du kleine Schlampe wirst für das, was du mir angetan hast, bezahlen. So wie ich mit meinem Augenlicht bezahlt habe!"
Erschrocken stolperte sie ein paar Schritte zurück und ließ dabei die noch immer glühende Zigarette hinter sich zu Boden fallen. Violet verharrte nicht lange an Ort und Stelle und ergriff sofort über die Dächer hinweg die Flucht. Somit war klar, dass sie einer der Luftbändiger war.
Dies bewahrheitete sich auch durch ihre rasche Verwandlung in eine Wächterin, die ihre wahre Identität zum Vorschein brachte. Ob sie nun Wassermann, Zwilling oder Waage war, spielte dabei keine Rolle. Denn sie sollten alle dasselbe Schicksal erleiden. Das war zumindest das, was das Herz des Schlangenträgers am meisten begehrte. Das Ende derjenigen, die all die Millionen Jahre für sein Leiden verantwortlich gewesen waren.
Als Violet gerade über die Dächer hinwegfliegen wollte, sprang Tyrone ihr nach und hielt sie am Zipfel des schwarzen, leicht durchsichtigen Umhangs ihrer Wächterrobe fest. Anschließend zog er sie am Bein zu sich aufs Dach und stach ihr mit einem giftigen Dolch in die linke Wade, woraufhin ein lauter Schmerzenslaut zu hören war. Mit ihren letzten Kraftreserven stützte Violet sich auf den Händen ab, sah kurz hinter sich und trat Tyrone, so fest sie konnte, ins Gesicht. Sofort richtete sie sich auf und sprang ein paar Meter nach hinten, um zwischen ihm und ihr für ein wenig Abstand zu sorgen. Ihr Verfolger gab einen zischenden Laut von sich, wischte sich grob das Blut von der Nase und stürmte auf Violet zu. Verzweifelt versuchte sie ihn mit einer Orkanböe von sich zu stoßen, doch sie war mittlerweile so sehr in seiner Vision gefangen, dass ihre Konzentration und somit ihre Fähigkeiten, den Wind willig zu machen, nachließen. Die Böe, welche sie vergeblich versucht hatte gegen ihn zu verwenden, war nichts weiter als ein kleiner Luftzug für Tyrone gewesen. Was war noch real? Und was nicht? So langsam begann das Gift in ihr seine Wirkung zu entfalten, weshalb es ihr kaum noch möglich war, sich auf den Beinen zu halten. Dies nutzte Tyrone aus, um sich auf sie zu stürzen. Mit seinem Körper drückte er die offensichtlich Schwächere zu Boden. Das Gesicht des Mannes ohne Augen löste sich allmählich auf und auf ihr kniete nun ein maskierter mit Kapuze, einem langen robusten Mantel, an dem einige Dolche und Schwerter befestigt waren. Sie erkannte Tyrone nicht. Denn bis auf seine Augen war er komplett verhüllt.
„Über zwei Millionen Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet. Der Moment, an dem ich euch wieder gegenübertreten und ein für alle Mal vernichten kann. So wie ihr es damals mit mir gemacht habt." Der Maskierte zögerte nicht lange und stach Violet mit einem seiner Dolche mit voller Wucht in die rechte Schulter. Immer und immer wieder bohrte sich die kalte Klinge seines Messers in ihr Fleisch. Erneut war ein lauter Schmerzenslaut von Violet zu hören.
„Scheiße …, brachte sie mühsam hervor und atmete schwer. „Du bist der Verstoßene, nicht wahr?
Sie hustete kurz auf, ehe sie weitersprach. „Der Schlangenträger, den wir alle so sehr fürchten, habe ich recht?"
Seine Augen spiegelten genau denselben Hass wie vor all den Jahren wider. Das erkannte Violet selbst nach so langer Zeit sofort. Doch er hörte nicht auf, immer wieder auf sie einzustechen.
Erschöpft fielen ihr die Augen zu, die sie vergeblich versuchte, aufzuhalten, während ihre Atmung merklich schwächer wurde.
„Dann bring es jetzt zu Ende. Erlöse mich von diesem erbärmlichen Leben, welches mir das Universum dieses Mal gegeben hat. Ich möchte diese Person nicht mehr sein müssen."
Der Schlangenträger sah sie nur wortlos an, als sie ihn bat, sie einfach von ihrem Elend zu erlösen. Wie konnte ein Mensch nur so etwas denken? Nachdem ihm Millionen von Jahren das Leben immer wieder verwehrt wurde, genoss er es nun mehr als alles andere auf der Welt. Umso verwirrter war er über ihren Willen zu sterben.
„Auch ich musste in diesem Leben erfahren, wie es ist, sein Leben lang unterdrückt zu werden und wie es sich anfühlt, wenn jeder sich gegen dich stellt. Da will ich mir nicht einmal ausmalen müssen, wie es dir die letzten Jahrtausende ergangen ist, Adrik." Dann wurde es ruhig zwischen ihnen. Nur noch das Gelächter der Leute und die vorbeifahrenden Autos unterbrachen die Stille der beiden Beteiligten. Zum ersten Mal nach so langer Zeit fühlte Violet so etwas wie Ruhe und Geborgenheit, woraufhin sich ein kleines, zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen legte. Denn sie war dankbar dafür, dass ihr nun endlich jemand die Ehre erwies, sie von ihrem erbärmlichen Leben zu erlösen.
Tyrone, oder wie sie ihn gerade genannt hatte, Adrik, zitterte noch immer, doch hielt er nun die Füße still. Ihre Worte lösten etwas in ihm aus, was ihn zögern ließ. Ein stechender Schmerz durchzog sein scheinbar eiskaltes und zugleich doch so reines Herz, als das von Violet drohte aufzuhören zu schlagen. Das Symbol des umgedrehten Zwillings auf ihrer Stirn war trotz des grellen Mondlichts nur noch schwer zu erkennen und als ihm dies auffiel, riss Tyrone die Augen auf. Sämtliche verschwommene Erinnerungen gingen ihm durch den Kopf. Wie ein Film, der sich vor seinem inneren Auge abspielte.
„Orphea!", rief er ihr völlig überwältigt entgegen. Doch Orphea regte sich nicht mehr. Sofort zog er sich die Maske vom Gesicht und versuchte ihr das Gift aus den Wunden zu saugen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Folglich verschwand er mit ihr über die Schulter geworfen, über die Dächer hinweg zu ihrem Apartment.
Dort angekommen, schloss er mit dem Schlüssel, der immer unter der Fußmatte lag, auf, und legte sie behutsam auf das Bett in ihrem großen Schlafzimmer ab. Er setzte sich kurzweilig neben sie. Ihre doch eher knappe Wächteruniform erlaubte ihm bis auf vereinzelte schwarze Bänder, die sich um ihre Beine schlängelten, gute Sicht auf die vielen Blutergüsse, Stichverletzungen und Schürfwunden, die sie sich bei dem Kampf zugezogen hatte.
„Verzeih mir, Orphea", murmelte er mehr oder weniger zu sich selbst, ehe er aufstand und die Deckung der Verwandlung fallen ließ. Nun stand er wieder so da, wie er ihr in dem Drecksschuppen begegnet war. Tyrone krempelte den rechten Ärmel seiner Lederjacke hoch, um einen Blick auf die Armbanduhr zu werfen. 2:02 in der Nacht. Mit ein paar Stofffetzen seines Shirts und einem Desinfektionsmittel, welches er in dem kleinen, schwarzen Beistelltisch neben ihrem Bett fand, versorgte er grob ihre Einstichwunden, bemüht, ja nichts falsch zu machen. Ich sollte gehen. Er drehte sich noch ein letztes Mal zu ihr um und legte vorsichtig eine Decke über ihren kalten Körper, da sie nur in dem dünnen Bademantel, in dem sie aus dem Hintereingang geflohen war, dort lag.
Anschließend verließ er leise ihr Apartment und ging zurück zu dem Hotel, in dem er noch die nächsten zwei Nächte mit seiner Band verbringen würde.
✰ Eine schicksalhafte Begegnung✰
Es war Samstagabend, als Eric und seine Freunde durch die Straßen der Metropole Las Vegas liefen. Eigentlich war er kein Freund von solch belebten Städten, wie es Las Vegas nun mal war, doch wollte er sich den Junggesellenabschied seines alten Schulfreundes Cameron nur ungern entgehen lassen. Die letzte Station des heutigen Tages sollte die Stratosphäre und ihre Attraktionen sein.
„Okay, auch wenn ich vermutlich davon kotzen werde, bestehe ich auf eine Fahrt", gab einer seiner Freunde von sich und