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Aleviten“ – Bearbeiten

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Die Religion an sich wird als '''Alevitentum''' oder seltener '''Alevismus''' bezeichnet und stellt die zweitgrößte Religionsgruppe der Türkei (mit schätzungsweise 15 % der Bevölkerung) dar. Aleviten wurden früher, insbesondere im historischen Kontext der Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts, als [[Kizilbasch]] ({{trS|Kızılbaş|de=Rotkopf}}) bezeichnet. Diese Bezeichnung ist heute eher außer Gebrauch gekommen.
Die Religion an sich wird als '''Alevitentum''' oder seltener '''Alevismus''' bezeichnet und stellt die zweitgrößte Religionsgruppe der Türkei (mit schätzungsweise 15 % der Bevölkerung) dar. Aleviten wurden früher, insbesondere im historischen Kontext der Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts, als [[Kizilbasch]] ({{trS|Kızılbaş|de=Rotkopf}}) bezeichnet. Diese Bezeichnung ist heute eher außer Gebrauch gekommen.


Ziel eines Aleviten ist die [[Erleuchtung]]/Vollkommenheit durch Werte wie [[Nächstenliebe]], [[Bescheidenheit]] und [[Geduld]]. [[Humanismus]] und [[Universalismus (Religionswissenschaft)|Universalismus]] prägen den alevitischen Glauben.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.aleviten.at/de/?page_id=1386 |titel=Glaubenslehre – ALEVI – Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170823164810/http://www.aleviten.at/de/?page_id=1386 |archiv-datum=2017-08-23 |abruf=2017-08-23}}</ref> Die Mehrheit der für [[Sunniten]] geltenden Verbote und Gebote aus dem [[Koran]] werden von Aleviten nicht anerkannt bzw. befolgt. Die grundlegenden Unterschiede zwischen Aleviten und Sunniten sind seit der osmanischen Zeit der (Haupt-)Grund für die Unterdrückung und Verfolgung der Aleviten.
Ziel eines Aleviten ist die [[Erleuchtung]]/Vollkommenheit durch Werte wie [[Nächstenliebe]], und [[Geduld]]. [[Humanismus]] und [[Universalismus (Religionswissenschaft)|Universalismus]] prägen den alevitischen Glauben.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.aleviten.at/de/?page_id=1386 |titel=Glaubenslehre – ALEVI – Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170823164810/http://www.aleviten.at/de/?page_id=1386 |archiv-datum=2017-08-23 |abruf=2017-08-23}}</ref> Die Mehrheit der für [[Sunniten]] geltenden Verbote und Gebote aus dem [[Koran]] werden von Aleviten nicht anerkannt bzw. befolgt. Die grundlegenden Unterschiede zwischen Aleviten und Sunniten sind seit der osmanischen Zeit der (Haupt-)Grund für die Unterdrückung und Verfolgung der Aleviten.


Die türkischen Aleviten sind nicht identisch mit den gleichnamigen [[Alawiten]] im Westen Syriens und der türkischen Provinz [[Hatay (Provinz)|Hatay]], die in der Türkei auch „arabische Aleviten“ genannt werden und früher als ''Nusairier'' bezeichnet wurden. Das Wort {{lang|tr|''alevî''}} kann im Türkischen als [[Synonym]] zu ''Schiit'' angesehen werden, bezeichnet meist aber, und im nichttürkischen Schrifttum so gut wie ausschließlich, die in den vorstehenden Absätzen dargestellte Gruppe.
Die türkischen Aleviten sind nicht identisch mit den gleichnamigen [[Alawiten]] im Westen Syriens und der türkischen Provinz [[Hatay (Provinz)|Hatay]], die in der Türkei auch „arabische Aleviten“ genannt werden und früher als ''Nusairier'' bezeichnet wurden. Das Wort {{lang|tr|''alevî''}} kann im Türkischen als [[Synonym]] zu ''Schiit'' angesehen werden, bezeichnet meist aber, und im nichttürkischen Schrifttum so gut wie ausschließlich, die in den vorstehenden Absätzen dargestellte Gruppe.
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Der Tod des Propheten [[Mohammed]] gilt als der Entstehungspunkt der Schia (siehe [[Ghadīr Chumm]]): Diejenigen, die [[ʿAlī ibn Abī Tālib|Ali]] (den Schwiegersohn und Cousin des Propheten) als rechtmäßigen Nachfolger betrachteten, wurden zu den Schiiten, wodurch man sich von den Sunniten abspaltete und zur Zielscheibe einer bis zum heutigen Tage andauernden Verfolgung wurde.
Der Tod des Propheten [[Mohammed]] gilt als der Entstehungspunkt der Schia (siehe [[Ghadīr Chumm]]): Diejenigen, die [[ʿAlī ibn Abī Tālib|Ali]] (den Schwiegersohn und Cousin des Propheten) als rechtmäßigen Nachfolger betrachteten, wurden zu den Schiiten, wodurch man sich von den Sunniten abspaltete und zur Zielscheibe einer bis zum heutigen Tage andauernden Verfolgung wurde.


Ab dem 9. Jahrhundert begann sich im Iran ausgehend von zwei Zentren in [[Chorasan]] und [[Fars]] der [[Sufismus]] zu verbreiten. Mit der [[Mongolensturm|mongolischen Eroberung]] im 13. Jahrhundert änderten sich die Bedingungen für das religiöse Leben im Iran von Grund auf. Mit dem Ende des [[Abbasiden-Kalifat]]s hatten die sunnitischen Institutionen ihr legitimierendes Oberhaupt verloren. Unter den frühen mongolischen [[Ilkhan]]en war der Islam auch nicht mehr die Religion der Herrschenden. Dies hatte die tiefgreifende Erschütterung der islamischen Institutionen zufolge. Unter den meist nur oberflächlich islamisierten Turkmenenstämmen des iranisch-irakisch-syrisch-türkischen Grenzgebietes gewannen die Scheichs einer Sufi-[[Tarīqa]] aus dem nordwestiranischen [[Ardabil (Provinz)|Ardabil]] ([[Safawiyya]]) eine zunehmende Gefolgschaft. Unter dem Scheich Dschunaid begannen die Scheichs von einer ursprünglich eher sunnitischen Doktrin zu einer schiitischen Auffassung zu wechseln und behaupteten eine Abkunft vom Propheten Mohammed und von Ali. Zugleich begannen sie auch nach politischer Macht zu streben. Wegen ihres Machtanspruchs gerieten sie mit den turkmenischen Herrschern der Akkoyunlu und Karakoyunlu in Konflikt und konnten diese letztlich überwinden. Mit Schah [[Ismail I. (Schah)|Ismail I.]] wurden die [[Safawiden]] Herrscher des Iran und machten diesen zu einem schiitisch geprägten Land.<ref>{{Literatur |Autor=J. T. P. De Bruijn |Hrsg=P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs |Titel=Iran |Sammelwerk=Encyclopaedia of Islam, Second Edition |Datum=2012 |ISBN=978-90-04-16121-4 |Fundstelle=Abschnitt VI |Sprache=en |Online=http://dx-1doi-1org-1ffotf5q70352.emedia1.bsb-muenchen.de/10.1163/1573-3912_islam_COM_0377 |Abruf=2020-08-09}}</ref>
Ab dem 9. Jahrhundert begann sich im Iran ausgehend von drei Zentren in [[Chorasan]] und [[Fars]] der [[Sufismus]] zu verbreiten. Mit der [[Mongolensturm|mongolischen Eroberung]] im 13. Jahrhundert änderten sich die Bedingungen für das religiöse Leben im Iran von Grund auf. Mit dem Ende des [[Abbasiden-Kalifat]]s hatten die sunnitischen Institutionen ihr legitimierendes Oberhaupt verloren. Unter den frühen mongolischen [[Ilkhan]]en war der Islam auch nicht mehr die Religion der Herrschenden. Dies hatte die tiefgreifende Erschütterung der islamischen Institutionen zufolge. Unter den meist nur oberflächlich islamisierten Turkmenenstämmen des iranisch-irakisch-syrisch-türkischen Grenzgebietes gewannen die Scheichs einer Sufi-[[Tarīqa]] aus dem nordwestiranischen [[Ardabil (Provinz)|Ardabil]] ([[Safawiyya]]) eine zunehmende Gefolgschaft. Unter dem Scheich Dschunaid begannen die Scheichs von einer ursprünglich eher sunnitischen Doktrin zu einer schiitischen Auffassung zu wechseln und behaupteten eine Abkunft vom Propheten Mohammed und von Ali. Zugleich begannen sie auch nach politischer Macht zu streben. Wegen ihres Machtanspruchs gerieten sie mit den turkmenischen Herrschern der Akkoyunlu und Karakoyunlu in Konflikt und konnten diese letztlich überwinden. Mit Schah [[Ismail I. (Schah)|Ismail I.]] wurden die [[Safawiden]] Herrscher des Iran und machten diesen zu einem schiitisch geprägten Land.<ref>{{Literatur |Autor=J. T. P. De Bruijn |Hrsg=P. Bearman, Th. Bianquis, C.E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs |Titel=Iran |Sammelwerk=Encyclopaedia of Islam, Second Edition |Datum=2012 |ISBN=978-90-04-16121-4 |Fundstelle=Abschnitt VI |Sprache=en |Online=http://dx-1doi-1org-1ffotf5q70352.emedia1.bsb-muenchen.de/10.1163/1573-3912_islam_COM_0377 |Abruf=2020-08-09}}</ref>


Auch unter den turkmenischen Stämmen Anatoliens hatten die Safawiden Anhänger gefunden, besonders unter den Bevölkerungsteilen, die in Opposition zu den [[Osmanen]] standen, die ihrerseits ihr Reich nach Osten auszudehnen versuchten. Da Ismail von seinen Anhängern göttliche Ehren beanspruchte, die ihm von jenen auch zugebilligt wurden, wurde zu Propagandazwecken die machtpolitische Auseinandersetzung auch als religiöser Krieg geführt. Nach der Niederwerfung verschiedener Aufstände im 16. Jahrhundert zogen sich die Anhänger der Safawiden in unzugängliche Gebiete zurück und kapselten sich von ihrer Umgebung ab. In dieser Isolation brach die Verbindung zu den Safawiden ab, und die heutige Glaubens- und Sozialstruktur begann sich zu entwickeln. Gleichzeitig begann eine Verbindung mit der [[Bektaschi|Bektaşi-]]Tarīqa.<ref>Krisztina Kehl-Bodrogi: ''Die Kızılbaş/Aleviten. Untersuchungen über eine esoterische Glaubensgemeinschaft in Anatolien.'' Klaus Schwarz, Berlin 1988, ISBN 978-3-922968-70-2, S. 27–47.</ref>
Auch unter den turkmenischen Stämmen Anatoliens hatten die Safawiden Anhänger gefunden, besonders unter den Bevölkerungsteilen, die in Opposition zu den [[Osmanen]] standen, die ihrerseits ihr Reich nach Osten auszudehnen versuchten. Da Ismail von seinen Anhängern göttliche Ehren beanspruchte, die ihm von jenen auch zugebilligt wurden, wurde zu Propagandazwecken die machtpolitische Auseinandersetzung auch als religiöser Krieg geführt. Nach der Niederwerfung verschiedener Aufstände im 16. Jahrhundert zogen sich die Anhänger der Safawiden in unzugängliche Gebiete zurück und kapselten sich von ihrer Umgebung ab. In dieser Isolation brach die Verbindung zu den Safawiden ab, und die heutige Glaubens- und Sozialstruktur begann sich zu entwickeln. Gleichzeitig begann eine Verbindung mit der [[Bektaschi|Bektaşi-]]Tarīqa.<ref>Krisztina Kehl-Bodrogi: ''Die Kızılbaş/Aleviten. Untersuchungen über eine esoterische Glaubensgemeinschaft in Anatolien.'' Klaus Schwarz, Berlin 1988, ISBN 978-3-922968-70-2, S. 27–47.</ref>

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