„Aleviten“ – Versionsunterschied
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Aleviten beten nicht in [[Moschee]]n und legen den [[Koran]] nicht wörtlich aus, sondern suchen die Bedeutung hinter den Offenbarungen, da dieser nicht als Gesetzbuch, sondern als Glaubensbuch gilt. Dem Alevitentum zufolge besitzt der Koran neben einer äußeren auch eine innere, verborgene Bedeutung, die nur den zwölf Imamen bekannt ist. Sie leben nicht nach den „[[Fünf Säulen des Islam]]“. Gotteshäuser der Aleviten sind die [[Cemevi|Cem-Häuser]], in denen Frauen und Männer gemeinsam den Gottesdienst abhalten.
Im Alevitentum werden alle Lebewesen
Ein zentrales Element ihrer Glaubensauffassung ist der in den Mittelpunkt gerückte Mensch. Die Aleviten identifizieren sich mit der Leidensgeschichte der Opposition im Islam – den Schiiten. Gleichzeitig verehrten sie Ali als Schutzpatron gegen Anfeindungen des orthodoxen Islam. Zudem glauben die Aleviten wie die [[Imamiten]] an die zwölf [[Imam]]e. Das Martyrium des dritten Imams [[al-Husain ibn ʿAlī|al-Ḥusain ibn ʿAlī]] ist eine Gemeinsamkeit bei Schiiten und Aleviten, an dem sich ihr kollektives Trauerbewusstsein manifestiert.
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=== Gebet ===
[[Datei:Kartal cemevi.jpg|mini|Das [[Kartal Cemevi]] in Istanbul]]
Aleviten beten meist nicht in einer [[Moschee]], sondern treffen sich zu (nicht obligatorischen) Gottesdienst, genannt [[Cem (Religion)|Cem]], in einem ''[[Cemevi]]'' (Versammlungshaus) zur [[Rezitation]] von [[Gedicht]]en und zum [[Ritual|rituellen]] [[Tanz]] ''([[Semah]])''. Dieser wird von Frauen und Männern gleichzeitig und gleichberechtigt ausgeführt und dabei vom ''[[Dede (Titel)|Dede]]'' ‚Großvater‘ – gleichzusehen mit einem Imam, immer ein direkter Nachkomme der [[Ahl al-bait|Ehlibeyt]], der Familie bzw. dem Stamm des Mohammed, der den Koran genau kennen muss und dem auch der Besitz von besonderen Kräften ''(keramet)'' zugeschrieben wird – oder von der ''Ana'' ‚Mutter‘ beaufsichtigt. Dedes und Anas sind Personen, die von Imam Alis Linie abstammen und sich mit den alevitischen Ritualen und [[Tradition]]en sehr gut auskennen. Sie verfügen über ein hohes Maß an Wissen, welches ihre geistige und menschliche Kompetenz auszeichnet. Sie genießen ein hohes Ansehen unter den Aleviten. Wenn jedoch kein Dede zur Verfügung steht, um ein Cem zu leiten, darf jeder andere Alevit, der sich mit den Ritualen auskennt, einen solchen Gottesdienst leiten.
Während der Cem früher (vor der zunehmenden Abwanderung weiter Teile der alevitischen Bevölkerung Ostanatoliens in den Westen der Türkei) unregelmäßig stattfand – in dörflichen alevitischen Gemeinschaften immer dann, wenn ein Dede ins Dorf kam –, erlebte dieses alevitische Ritual im Zuge der zunehmenden Urbanisierung des Alevitentums, die sich seit mehreren Jahrzehnten beschleunigt vollzieht, eine gewisse Umgestaltung:
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Mit dem Satz ''Beherrsche deine Zunge'' ist gemeint, dass man genauso wie bei den Händen auf seine Zunge aufpassen sollte und nichts Falsches machen sollte. Man sollte also liebevoll zu anderen sein oder Komplimente machen, aber man sollte nicht mit seiner Zunge andere beleidigen oder verletzen. Aber auch sollte man mit seiner Zunge nicht lügen, sondern die Wahrheit sagen und nicht manipulieren.
Mit dem Satz ''Beherrsche deine Lende'' ist gemeint, dass man auf sein Körper achten sollte und auch auf die inneren Triebe des Körpers, und auch auf den
Und auch diese Dinge gehören zu der Seriat-Kapi dazu.
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** sich bei falschem Benehmen zu schämen
** freigiebig zu sein
**
** Nachsicht und Toleranz zu zeigen
** sein Selbst zu kennen
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=== Symbole ===
[[Datei:
Ähnlich wie schiitische Glaubensgemeinschaften tragen auch viele Aleviten Ketten mit einem gebogenen Schwert ([[Zülfikar]]) als Anhänger. Damit zeigen sie ihre Anerkennung und Ehrfurcht gegenüber Ali ibn Abi Talib, dem man den Besitz eines gebogenen Schwertes mit Doppelspitze nachsagt. Diese Anhänger sind eher eine neue Erscheinung im Alevitentum. Ältere Aleviten kennen dies aus ihrer Jugend meist nicht. Als Angehörige einer unterdrückten Gemeinschaft war es nicht üblich und sogar gefährlich, sich offen zu erkennen zu geben.
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* Andreas Gorzewski: ''Das Alevitentum in seinen divergierenden Verhältnisbestimmungen zum Islam'' ([[Bonner Islamstudien]] 17). EB-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86893-009-2 (331 Seiten).
* Burak Gümüş: ''Türkische Aleviten vom Osmanischen Reich bis in die heutige Türkei.'' Hartung-Gorre, Konstanz 2001, ISBN 3-89649-752-9.
* Timo Güzelmansur: ''Gott und Mensch in der Lehre der anatolischen Aleviten. Eine systematisch-theologische Reflexion aus christlicher Sicht'', Regensburg 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-7917-2468-3
* [[Krisztina Kehl-Bodrogi]]: ''Die Kızılbaş/Aleviten. Untersuchungen über eine esoterische Glaubensgemeinschaft in Anatolien.'' Klaus Schwarz, Berlin 1988, ISBN 978-3-922968-70-2 ([https://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/iud/content/titleinfo/3011701 Online]).
* Krisztina Kehl-Bodrogi: ''Vom revolutionären Klassenkampf zum „wahren“ Islam. Transformationsprozesse im Alevitum der Türkei nach 1980.'' Das Arabische Buch, Berlin 1992.
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