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„Alexander Bicknor“ – Versionsunterschied

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'''Alexander Bicknor''' (auch ''de Bicknor'' oder ''Bykenore'') (* nach 1260; † [[14. Juli]] [[1349]] in [[Dublin]]) war ein [[Königreich England|englischer]] Geistlicher. Ab 1317 war er [[Erzbischof von Dublin]].
 
== Leben ==
=== Herkunft und Studium ===
Alexander Bicknor wurde wahrscheinlich in den 1260er Jahren in [[Bicknor (Gloucestershire)|Bicknor]] in [[Gloucestershire]] geboren und nach dem Ort benannt. Vermutlich studierte er an der [[Universität von Oxford]] und schloss sein Studium als [[Magister]] ab. Möglicherweise wurde er zu Beginn seiner Karriere in England und später in Wales von [[Joan de Munchensi|Joan de Valence]] gefördert, der Countess of Pembroke und Lady of Wexford. [[Goodrich Castle]], das eines ihrer Lieblingsresidenzen war, befindet sich in der Nähe von Bicknor.
 
=== Aufstieg zum Erzbischof ===
1291 wird Bicknor erstmals im Dienst der Krone erwähnt, als er [[Wehr (Wasserbau)|Wehre]] am [[Severn]] überprüfen sollte. 1301 und 1302 erhob er Steuern in Gloucestershire, und 1305 begleitete er [[John Wogan]], den [[Justiciar of Ireland]], auf dessen Reise nach [[Lordschaft Irland|Irland]]. Offenbar war er jedoch rasch nach England zurückgekehrt, denn 1306 sollte er erneut Steuern in Gloucestershire erheben. Im Juni 1307 wurde er zum Verwalter von [[Heimfall|heimgefallenen]] [[Lehnswesen|Kronlehen]] in Irland und im Oktober 1307 zum [[Treasurer]] des Schatzamtes von Dublin ernannt. Anfang 1311 wurde er von den beiden lange Zeit zerstrittenen [[Kathedralkapitel]]n der [[St. Patrick’s Cathedral (Dublin)|St Patrick’s]] und der [[Christ Church Cathedral (Dublin)|Holy Trinity Cathedral]] in Dublin zum neuen Erzbischof des [[Erzbistum Dublin|Erzbistums Dublin]] gewählt. Papst [[Clemens V.]] verwarf jedoch die Wahl zugunsten von [[John Lech]], einem anderen königlichen Beamten.<ref>Geoffrey J. Hand: ''The rivalry of the cathedral chapters in medieval Dublin''. In: ''Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland'', 92 (1962), S. 204.</ref> Im Juni 1311 ernannte König [[Eduard II. (England)|Eduard II.]] Bicknor zu seinem Vertreter auf dem [[Konzil von Vienne]], doch Bicknor nahm nicht an dem Konzil teil, sondern war im Winter von 1311 bis 1312 als Treasurer in Irland tätig.<ref>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 208.</ref> Im Mai 1313 ernannte der König Erzbischof Lech zum neuen Treasurer. Lech starb jedoch wenige Monate später, bevor er sein Amt antreten konnte, so dass Bicknor das Amt weiter ausübte.<ref name=Gwynn437.>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 437.</ref> Nach dem Tod von Erzbischof Lech wurde Bicknor von einer Mehrheit des Kathedralkapitels der St&nbsp;Patrick’s Cathedral erneut zum Erzbischof gewählt, wogegen das Kapitel der Holy Trinity Cathedral [[Walter Thornbury]], den [[Lordkanzler von Irland|Kanzler von Irland]] wählte. Daraufhin legte Bicknor am 15.&nbsp;April 1314 sein Amt als Treasurer nieder, um vor der [[Avignonesisches Papsttum|Kurie in Avignon]] seinen Anspruch zu vertreten. Er hatte die Unterstützung des Königs, und dazu war sein Rivale Thornbury vermutlich Anfang 1314 ertrunken, als er per Schiff nach Frankreich zur Kurie reisen wollte.<ref>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 438.</ref><ref>Geoffrey J. Hand: ''The rivalry of the cathedral chapters in medieval Dublin''. In: ''Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland'', 92 (1962), S. 205.</ref> Als Bicknor jedoch um Juni 1314 in [[Avignon]] eintraf, war Papst Clemens&nbsp;V. gestorben, so dass der Streit um die Anerkennung der Wahl nicht entschieden werden konnte. Mit Genehmigung des Königs blieb Bicknor in Avignon, doch die Wahl eines neuen Papstes verzögerte sich. Eine englische Gesandtschaft setzte sich schließlich unter anderem zu Gunsten von Bicknor ein. Darauf bestätigte am 20.&nbsp;August 1317 der neue Papst [[Johannes XXII.]] die Wahl von Bicknor, der schließlich am 25.&nbsp;August vom Papst selbst in Avignon zum Bischof geweiht wurde.<ref>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 439.</ref>
 
=== Tätigkeit als Erzbischof, als Vermittler und Diplomat unter Eduard II. ===
Im Frühherbst 1317 war Bicknor bereits wieder nach England zurückgekehrt, doch er reiste nicht nach Irland in seine Diözese weiter. Stattdessen gehörte er im Herbst der Delegation englischer Bischöfe an, die zum [[Thomas of Lancaster, 2. Earl of Lancaster|Earl of Lancaster]] nach [[Pontefract Castle]] reiste. Dort versuchten sie, zwischen dem König und Lancaster, der der führende innenpolitische Gegner des Königs zwar, zu vermitteln.<ref>John Robert Maddicott: ''Thomas of Lancaster, 1307–1322. A Study in the Reign of Edward II''. Oxford University Press, Oxford 1970, S. 210.</ref> Im September führte die Delegation mit Lancaster weitere Gespräche in [[York]].<ref>John Roland Seymour Phillips: ''Aymer de Valence, earl of Pembroke, 1307–1324. Baronial politics in the reign of Edward II.'' Clarendon, Oxford 1972, ISBN 0-19-822359-5, S. 148.</ref> Im November 1317 war Bicknor in der Londoner [[St Paul’s Cathedral]], wo die [[Päpstliche Bulle|päpstlichen Bullen]] mit der [[Exkommunikation]] des schottischen Königs [[Robert I. (Schottland)|Robert Bruce]] verkündet wurden, anschließend reiste er im Auftrag des Königs erneut zu Lancaster nach Pontefract.<ref>John Roland Seymour Phillips: ''Aymer de Valence, earl of Pembroke, 1307–1324. Baronial politics in the reign of Edward II.'' Clarendon, Oxford 1972, ISBN 0-19-822359-5, S. 153.</ref> Ab Frühjahr 1318 nahm Bicknor an weiteren, langwierigen Verhandlungen mit dem Earl of Lancaster teil. Zwischenzeitlich leitete er am 2.&nbsp;Juni 1318 zusammen mit Erzbischof [[Walter Reynolds|Reynolds]], dem [[Aymer de Valence, 2. Earl of Pembroke|Earl of Pembroke]] und [[Hugh le Despenser]] eine königliche Ratsversammlung.<ref>John Robert Maddicott: ''Thomas of Lancaster, 1307–1322. A Study in the Reign of Edward II''. Oxford University Press, Oxford 1970, S. 217.</ref> Im August 1318 bezeugte er den [[Vertrag von Leake]], der Lancaster mit dem König aussöhnen sollte.<ref>John Robert Maddicott: ''Thomas of Lancaster, 1307–1322. A Study in the Reign of Edward II''. Oxford University Press, Oxford 1970, S. 224.</ref> Wenige Tage später wurde Bicknor am 11.&nbsp;August zum Justiciar of Ireland ernannt. Am 9.&nbsp;Oktober 1318 traf er, sechs Jahre nach seiner ersten Wahl zum Erzbischof, wieder in Dublin ein. Bicknor blieb nun länger in Irland, doch bereits im März 1319 wurde er durch [[Roger Mortimer, 1. Earl of March|Roger Mortimer]] als Justiciar abgelöst. Anfang 1320 hielt er eine [[Konzil|Provinzialsynode]] ab, während der 23 Statuten beschlossen wurden. Diese behandelten unter anderem die Pflicht zur Entrichtung des [[Zehnten]] und die Pflicht zur Einhaltung der Festtage des heiligen [[Patrick von Irland|Patrick]] und anderer irischen Heiligen. Im Februar 1321 gründete er eine an die St Patrick’s Cathedral angeschlossene Universität, die eine juristische und eine theologische Fakultät besaß. Die Statuten der Universität waren nach dem Vorbild der Statuten der Universität von Oxford erlassen worden, die 1312 von Papst Clemens&nbsp;V. genehmigt worden.<ref>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 201.</ref> Wahrscheinlich aufgrund finanzieller Probleme und Konflikte, in die Bicknor später verwickelt wurde, bestand die Universität aber nur kurz.<ref>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 451.</ref> Anfang November 1319 war Bicknor aufgefordert worden, seine Abrechnungen als Treasurer of Ireland zur Prüfung dem englischen Schatzamt vorzulegen. Die Prüfung begann schließlich im Oktober 1323 und dauerte bis Juni 1325. Im Februar 1324 stellte Bicknor zusammen mit den Erzbischöfen von Canterbury und [[William Melton|York]] Bischof [[Adam Orleton|Orleton]] von Hereford in einer aufsehenerregenden Aktion unter seinen Schutz, als dieser sich vor dem Parlament verantworten sollte.<ref>Alison Weir: ''Isabella. She-Wolf of France, Queen of England''. London, Pimlico 2006, ISBN 0-7126-4194-7, S. 155.</ref> Im März 1324 wurde Bicknor zusammen mit dem [[Edmund of Woodstock, 1. Earl of Kent|Earl of Kent]] nach Frankreich gesandt, um im [[Krieg von Saint-Sardos|Streit um Saint-Sardos]] zu vermitteln. Nach dem Scheitern der Verhandlungen reiste er mit Kent in die [[Gascogne]], wo es zum Krieg mit Frankreich kam.<ref>Seymour Phillips: ''Edward II''. New Haven, Yale University Press 2010. ISBN 978-0-300-15657-7, S. 464.</ref> Im Oktober 1324 wurde Bicknor beauftragt, über eine Heirat zwischen dem Thronfolger [[Eduard III. (England)|Eduard]] und einer Tochter von König [[Jakob II. (Aragón)|Jakob II. von Aragon]] zu verhandeln.
 
=== Anklage und Verurteilung ===
Im Mai 1325 bat Eduard II. Papst Johannes&nbsp;XXII., Bicknor zu [[Suspension (Kirchenrecht)|suspendieren]]. Bicknor sei verantwortlich für die Eroberung von [[La Réole]] durch französische Truppen im September 1324, er hätte angeblich den königlichen Günstling Hugh le Despenser des Verrats beschuldigt und er hätte in Irland Gelder veruntreut. Zwar waren Bicknors Abrechnungen unvollständig und teils falsch, dazu hatte er klar Betrug und Fälschungen begangen, doch der Angriff des Königs auf den Erzbischof war klar politisch motiviert. Im Oktober 1325 erschien Bicknor im Schatzamt in [[Westminster (London)|Westminster]] und bekannte sich schuldig. Daraufhin wurden im Dezember seine Güter, sein Vieh und sein Landbesitz in England und Irland beschlagnahmt, der Wert seines Besitzes wurde mit £&nbsp;553 beziffert. Als im September 1326 Königin [[Isabelle de France († 1358)|Isabelle]] mit einem Heer [[Invasion Englands durch Königin Isabelle|in England landete]], um die Herrschaft ihres Mannes Eduard&nbsp;II. zu stürzen, schloss sich ihr Bicknor sofort an.<ref>Roy Martin Haines: ''Archbishop John Stratford. Political revolutionary and champion of the liberties of the English church''. Pontifical Institute for Medieval Studies, Toronto 2000, ISBN 1-4593-2927-9, S. 174.</ref> Er wird als erster der Prälaten genannt, als am 26.&nbsp;Oktober 1326 eine Versammlung von Prälaten und Magnaten in [[Bristol]] den Thronfolger Eduard zum [[Reichsverweser]] anstelle seines geflohenen Vaters erklärte. Doch trotz dieser Unterstützung begnadigte die neue Regierung Bicknor nicht für seine Misswirtschaft als Treasurer, da die neue Regierung keinen Präzedenzfall schaffen wollte.<ref name=Gwynn449.>Aubrey Gwynn: ''The medieval university of St Patrick’s, Dublin''. In: Studies: an Irish Quarterly Review, 27 (1938), S. 449.</ref> Stattdessen wurde Bicknor nun sogar für angebliche Unregelmäßigkeiten während seiner kurzen Amtszeit als Justiciar belangt. Das Schatzamt versuchte noch über mehrere Jahre, ihn für seine Misswirtschaft zur Verantwortung zu ziehen, ehe Eduard&nbsp;III. ihn im Juni 1344 begnadigte.