„Fermium“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Bot: Quelltextbereinigung, prüfe und aktualisiere Vorlagen-Einbindungen |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(19 dazwischenliegende Versionen von 15 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 9:
| Block = f
<!--- Allgemein --->
| Hauptquelle = <ref>Die Werte der atomaren und physikalischen Eigenschaften (Infobox) sind, wenn nicht anders angegeben, entnommen aus: Robert J. Silva:
| Aussehen =
| CAS = {{CASRN|7440-72-4}}
Zeile 54:
<!--- Chemisch --->
| Oxidationszustände = +2, +3
| Normalpotential = −1,96
| Elektronegativität =
| Quelle GHS-Kz = NV
Zeile 71:
| Massenzahl = 250
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]] (> 90 %)
| Zerfallstyp1ZE =
Zeile 84:
| Massenzahl = 251
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Elektronen-Einfang|ε]] (98,20 %)
| Zerfallstyp1ZE = 1,474
Zeile 97:
| Massenzahl = 252
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]] (≈ 100 %)
| Zerfallstyp1ZE = 7,153
Zeile 110:
| Massenzahl = 253
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Elektronen-Einfang|ε]] (88 %)
| Zerfallstyp1ZE = 0,333
Zeile 123:
| Massenzahl = 254
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]] (≈ 100 %)
| Zerfallstyp1ZE = 7,037
Zeile 136:
| Massenzahl = 255
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]] (100 %)
| Zerfallstyp1ZE = 7,451
Zeile 149:
| Massenzahl = 256
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Spontane Spaltung|SF]] (91,9 %)
| Zerfallstyp1ZE = ?
Zeile 162:
| Massenzahl = 257
| NH = 0
| Halbwertszeit =
| Zerfallstyp1ZM = [[Alphastrahlung|α]] (≈ 100 %)
| Zerfallstyp1ZE = 6,864
Zeile 175:
| Massenzahl = 258
| NH = 0
| Halbwertszeit = 0,37
| Zerfallstyp1ZM = [[Spontane Spaltung|SF]] (≈ 100 %)
| Zerfallstyp1ZE = ?
Zeile 185:
| Massenzahl = 259
| NH = 0
| Halbwertszeit = 1,5 [[Sekunde|s]]
| Zerfallstyp1ZM = [[Spontane Spaltung|SF]] (100 %)
| Zerfallstyp1ZE = ?
| Zerfallstyp1ZP = ?
}}
| NMREigenschaften =
<!
{{Infobox Chemisches Element/NMR
| Symbol = Fm
| Massenzahl_1 =
| Kernspin_1 =
| Gamma_1 =
| Empfindlichkeit_1 =
| Larmorfrequenz_1 =
}}
}}
'''Fermium''' ist ein ausschließlich künstlich erzeugtes [[chemisches Element]] mit dem [[Elementsymbol]] Fm und der [[Ordnungszahl]] 100. Im [[Periodensystem]] steht es in der Gruppe der [[Actinoide]] ([[Periode-7-Element|7. Periode]], [[f-Block]]) und zählt auch zu den [[Transurane]]n. Fermium ist ein radioaktives [[Metall]],
== Geschichte ==
[[Datei:Ivy Mike - mushroom cloud.jpg|mini|links|Fermium wurde nach der Explosion von [[Ivy Mike]] entdeckt.]]
[[Datei:Elutionskurven Fm Es Cf Bk Cm Am.png|mini|links|[[Elutionskurve]]n:<br />chromatographische Trennung von Fm (100), Es (99), Cf, Bk, Cm, Am.]]
[[Datei:Enrico Fermi 1943-49.jpg|mini|hochkant|links|Namensgeber [[Enrico Fermi]] in den 1940er-Jahren]]
Fermium wurde zusammen mit [[Einsteinium]] nach dem Test der ersten amerikanischen Wasserstoffbombe, [[Ivy Mike]], am 1. November 1952 auf dem [[Eniwetok|Eniwetok-Atoll]] gefunden. Erste Proben erhielt man auf Filterpapieren, die man beim Durchfliegen durch die Explosionswolke mitführte. Größere Mengen isolierte man später aus Korallen. Aus Gründen der militärischen Geheimhaltung wurden die Ergebnisse zunächst nicht publiziert.<ref name="Entdeckung" />
Eine erste Untersuchung der Explosionsüberreste hatte die Entstehung eines neuen [[Plutonium]]isotops <sup>244</sup>Pu aufgezeigt, dies konnte nur durch die Aufnahme von sechs [[Neutron]]en durch einen [[Uran]]-238-Kern und zwei folgende [[Beta-Zerfall|β-Zerfälle]] entstanden sein.
:<math>\mathrm{^{238}_{\ 92}U\ \xrightarrow [-2\ \beta^-]{+
Zu der Zeit nahm man an, dass die Absorption von Neutronen durch einen schweren Kern ein seltener Vorgang
Die Bildung gelang durch fortgesetzten [[Neutroneneinfang]]: Im Moment der Detonation war die [[Neutronenflussdichte]] so hoch, dass die meisten der zwischenzeitlich gebildeten – radioaktiven – Atomkerne bis zum jeweils nächsten Neutroneneinfang noch nicht zerfallen waren. Bei sehr hohem Neutronenfluss steigt also die [[Massenzahl]] stark an, ohne dass sich die [[Ordnungszahl]] ändert. Erst anschließend zerfallen die entstandenen instabilen [[Nuklid]]e über viele β-Zerfälle zu stabilen oder instabilen Nukliden mit hoher Ordnungszahl:
:<math>\mathrm{^{238}_{\ 92}U\ \xrightarrow [-8\ \beta^-]{+
Die Entdeckung von Fermium (''Z'' = 100) erforderte mehr Material, da man davon ausging, dass die Ausbeute mindestens eine [[Größenordnung]] niedriger als die von Element 99 sein würde. Daher wurden kontaminierte Korallen aus dem Eniwetok-Atoll (wo der Test stattgefunden hatte) zum [[University of California Radiation Laboratory]] in Berkeley, Kalifornien, zur Verarbeitung und Analyse gebracht. Die Trennung der gelösten Actinoid-Ionen erfolgte in Gegenwart eines [[Citronensäure]]/[[Ammoniumcitrat]]-Puffers im schwach sauren Medium ([[PH-Wert|pH]] ≈ 3,5) mit [[Ionenaustauscher]]n bei erhöhter Temperatur. Etwa zwei Monate später wurde eine neue Komponente isoliert, ein hochenergetischer [[Alpha-Zerfall|α-Strahler]] (7,1 MeV) mit einer Halbwertszeit von etwa einem Tag. Mit einer derart kurzen Halbwertszeit konnte es nur aus dem β-Zerfall eines Einsteiniumisotops entstehen, und so musste ein Isotop des Elements 100 das neue sein: Es wurde schnell als <sup>255</sup>Fm identifiziert (t<sub>½</sub> = 20,07 Stunden).<ref name="Entdeckung" />
Im September 1953 war noch nicht abzusehen, wann die Ergebnisse der Teams in [[Lawrence Berkeley National Laboratory|Berkeley]], [[Argonne National Laboratory|Argonne]] und [[Los Alamos National Laboratory|Los Alamos]] veröffentlicht werden könnten. Man entschied sich dazu, die neuen Elemente durch Beschussexperimente herzustellen; gleichzeitig versicherte man sich, dass diese Ergebnisse nicht unter Geheimhaltung fallen würden und somit veröffentlicht werden konnten.<ref name="Entdeckung" /> Einsteiniumisotope wurden kurz danach am ''University of California Radiation Laboratory'' durch Beschuss von Uran (<sup>238</sup>U) mit Stickstoff (<sup>14</sup>N) hergestellt. Dabei merkte man an, dass es Forschungen zu diesem Element
:<math>\mathrm{^{252}_{\ 98}Cf\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{253}_{\ 98}Cf\ \xrightarrow [17,81 \ d]{\beta^-} \ ^{253}_{\ 99}Es\ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{254}_{\ 99}Es\ \xrightarrow []{\beta^-} \ ^{254}_{100}Fm}</math>
Das Team in Berkeley war zudem besorgt, dass eine andere Forschergruppe die leichteren Isotope des Elements 100 durch Ionenbeschuss entdecken und veröffentlichen könnte, bevor sie ihre unter Geheimhaltung stehende Forschung hätten veröffentlichen können.<ref name="Entdeckung" /> Denn im ausgehenden Jahr 1953 sowie zu Anfang des Jahres 1954 beschoss eine Arbeitsgruppe des Nobel-Instituts für Physik in [[Stockholm]] Urankerne mit Sauerstoffkernen; es bildete sich das Isotop mit der Massenzahl 250 des Elements 100 (<sup>250</sup>Fm).<ref>Hugo Atterling, Wilhelm Forsling, Lennart W. Holm, Lars Melander, Björn Åström: ''Element 100 Produced by Means of Cyclotron-Accelerated Oxygen Ions'', in: ''[[Physical Review]]'', '''1954''', ''95'' (2), S. 585–586 ([[doi:10.1103/PhysRev.95.585.2]]).</ref> Die zweifelsfreie Identifizierung konnte anhand der charakteristischen Energie des beim Zerfall ausgesandten [[Alpha-Teilchen|α-Teilchens]] erlangt werden.
:<math>\mathrm{^{238}_{\ 92}U\ +\ ^{16}_{\ 8}O\ \longrightarrow \ ^{250}_{100}Fm\ +\ 4\ ^{1}_{0}n}</math> <math>\mathrm{(^{250}_{100}Fm\ \longrightarrow \ ^{246}_{\ 98}Cf\ +\ ^{4}_{2}He)}</math>
Zeile 233 ⟶ 234:
Das Team in Berkeley veröffentlichte schon einige Ergebnisse der chemischen Eigenschaften beider Elemente.<ref name="Properties_1">[[G. T. Seaborg]], S. G. Thompson, B. G. Harvey, G. R. Choppin: ''Chemical Properties of Elements 99 and 100''; [http://www.osti.gov/scitech/biblio/4405197 Abstract]; [http://www.osti.gov/scitech/servlets/purl/4405197/4405197.pdf Maschinoskript (23. Juli 1954), Radiation Laboratory, University of California, Berkeley, UCRL-2591 (Rev.)] (PDF; 1,5 MB).</ref><ref name="Properties_2">S. G. Thompson, B. G. Harvey, G. R. Choppin, G. T. Seaborg: ''Chemical Properties of Elements 99 and 100'', in: ''[[J. Am. Chem. Soc.]]'', '''1954''', ''76'' (24), S. 6229–6236 ([[doi:10.1021/ja01653a004]]).</ref> Schließlich wurden die Ergebnisse der thermonuklearen Explosion im Jahr 1955 freigegeben und anschließend publiziert.<ref name="ES_FM">A. Ghiorso, S. G. Thompson, G. H. Higgins, G. T. Seaborg (''Radiation Laboratory and Department of Chemistry, University of California, Berkeley, California''), M. H. Studier, P. R. Fields, S. M. Fried, H. Diamond, J. F. Mech, G. L. Pyle, J. R. Huizenga, A. Hirsch, W. M. Manning (''Argonne National Laboratory, Lemont, Illinois''), C. I. Browne, H. L. Smith, R. W. Spence (''Los Alamos Scientific Laboratory, Los Alamos, New Mexico''): ''New Elements Einsteinium and Fermium, Atomic Numbers 99 and 100'', in: ''[[Physical Review]]'', '''1955''', ''99'' (3), S. 1048–1049 ([[doi:10.1103/PhysRev.99.1048]]; [http://repositories.cdlib.org/lbnl/UCRL-3036 Maschinoskript (9. Juni 1955), Lawrence Berkeley National Laboratory. Paper UCRL-3036]).</ref><ref>P. R. Fields, M. H. Studier, H. Diamond, J. F. Mech, M. G. Inghram, G. L. Pyle, C. M. Stevens, S. Fried, W. M. Manning (''Argonne National Laboratory, Lemont, Illinois''); A. Ghiorso, S. G. Thompson, G. H. Higgins, G. T. Seaborg (''University of California, Berkeley, California''): ''Transplutonium Elements in Thermonuclear Test Debris'', in: ''[[Physical Review]]'', '''1956''', ''102'' (1), S. 180–182 ([[doi:10.1103/PhysRev.102.180]]).</ref>
Letztlich war die Priorität des Berkeley-Teams allgemein anerkannt, da ihre fünf Publikationen der schwedischen Publikation vorausgingen
== Isotope ==
Sämtliche bisher bekannten 19 Nuklide und 3 [[Kernisomer]]e sind radioaktiv und instabil.<ref name="knk">G. Pfennig, H. Klewe-Nebenius, W. Seelmann-Eggebert (Hrsg.): ''Karlsruher [[Nuklidkarte]]'', 7. Aufl., 2006.</ref> Die bekannten Massenzahlen reichen von 242 bis 260. Die mit Abstand längste Halbwertszeit hat das Isotop <sup>257</sup>Fm mit 100,5 Tagen, so dass es auf der Erde keine natürlichen Vorkommen mehr geben kann. <sup>253</sup>Fm hat eine Halbwertszeit von 3 Tagen, <sup>251</sup>Fm von 5,3 h, <sup>252</sup>Fm von 25,4 h, <sup>254</sup>Fm von 3,2 h, <sup>255</sup>Fm von 20,1 h und <sup>256</sup>Fm von 2,6 h. Alle übrigen haben Halbwertszeiten von 30 Minuten bis unterhalb einer Millisekunde.<ref name="nubase">G. Audi, O. Bersillon, J. Blachot, A. H. Wapstra: ''The NUBASE evaluation of nuclear and decay properties'', in: ''[[Nuclear Physics A]]'', 729, 2003, S. 3–128.
Nimmt man den Zerfall des langlebigsten Isotops <sup>257</sup>Fm heraus, so entsteht durch α-Zerfall zunächst das <sup>253</sup>Cf, das seinerseits durch β-Zerfall in <sup>253</sup>Es übergeht. Der weitere Zerfall führt dann über <sup>249</sup>Bk, <sup>249</sup>Cf, <sup>245</sup>Cm, <sup>243</sup>Am, <sup>241</sup>Pu, <sup>241</sup>Am zum <sup>237</sup>Np, dem Beginn der [[Neptunium-Reihe]] (4 n + 1).
:<math>\mathrm{^{257}_{100}Fm\ \xrightarrow[100,5 \ d]{\alpha} \ ^{253}_{\ 98}Cf\ \xrightarrow[17,81 \ d]{\beta^-} \ ^{253}_{\ 99}Es\ \xrightarrow [20,47 \ d]{\alpha} \ ^{249}_{\ 97}Bk
:<small>Die angegebenen Zeiten sind Halbwertszeiten.</small>
Zeile 250 ⟶ 249:
== Fermiumbarriere ==
Als ''Fermiumbarriere'' bezeichnet man den Umstand, dass die Fermiumisotope <sup>258</sup>Fm, <sup>259</sup>Fm und <sup>260</sup>Fm zum Teil schon nach Bruchteilen von Sekunden durch [[Spontane Spaltung|Spontanspaltung]] zerfallen (t<sub>½</sub> = 370 [[Mikrosekunde|µs]], 1,5 s bzw. 4 ms). <sup>257</sup>Fm ist ein α-Strahler und zerfällt zu <sup>253</sup>Cf. Zudem zeigt keines der bislang bekannten Fermiumisotope β-Zerfälle, was die Bildung von [[Mendelevium]] durch Zerfall aus Fermium verhindert.<ref name="nubase" /> Diese Tatsachen vereiteln praktisch jede Bemühung, mit Hilfe von Neutronenstrahlung, zum Beispiel mit Hilfe eines Kernreaktors, Elemente mit Ordnungszahlen über 100 bzw. Massenzahlen größer als 257 zu erzeugen. Fermium ist somit das letzte Element, das durch Neutroneneinfang hergestellt werden kann.<ref name="Silva" /> Jeder Versuch, weitere Neutronen zu einem Fermium-Kern hinzuzufügen, führt zu einer Spontanspaltung.
== Gewinnung ==
Zeile 257 ⟶ 256:
In Oak Ridge sind größere Mengen an [[Curium]] bestrahlt worden, um [[Dezigramm]]-Mengen an [[Californium]], Milligramm-Mengen an [[Berkelium]] und Einsteinium sowie [[Pikogramm]]-Mengen an Fermium zu erzeugen.<ref name="TEVA">C. E. Porter, F. D. Riley, Jr., R. D. Vandergrift, L. K. Felker: ''Fermium Purification Using Teva™ Resin Extraction Chromatography'', in: ''[[Sep. Sci. Technol.]]'', '''1997''', ''32'' (1–4), S. 83–92 ([[doi:10.1080/01496399708003188]]).</ref> Nanogramm- und Mikrogramm-Mengen von Fermium können für bestimmte Experimente vorbereitet werden.<ref>M. Sewtz, H. Backe, A. Dretzke, G. Kube, W. Lauth, P. Schwamb, K. Eberhardt, C. Grüning, P. Thörle, N. Trautmann, P. Kunz, J. Lassen, G. Passler, C. Z. Dong, S. Fritzsche, R. G. Haire: ''First Observation of Atomic Levels for the Element Fermium (''Z'' = 100)'', in: ''[[Phys. Rev. Lett.]]'', '''2003''', ''90'' (16), S. 163002 ([[doi:10.1103/PhysRevLett.90.163002]]).</ref> Die Mengen an Fermium, die in thermonuklearen Explosionen von 20 bis 200 Kilotonnen entstehen, bewegen sich vermutlich in der Größenordnung von einigen Milligramm, obwohl es mit einer riesigen Menge von Explosionsresten gemischt ist; 40 Pikogramm <sup>257</sup>Fm wurden aus 10 Kilogramm der Explosionsreste aus dem [[Operation Mandrel|Hutch-Test]] vom 16. Juli 1969 isoliert.<ref>R. W. Hoff, E. K. Hulet: ''Engineering with Nuclear Explosives'', '''1970''', ''2'', S. 1283–1294.</ref>
Nach der Bestrahlung muss Fermium von den anderen Actinoiden und den Lanthanoid-Spaltprodukten getrennt werden. Dies wird üblicherweise durch [[Ionenaustausch]]chromatographie erreicht, das Standardverfahren läuft mit Kationenaustauschern wie Dowex 50 oder T<small>EVA</small>, man eluiert mit einer Lösung von [[Ammonium-α-hydroxyisobuttersäuremethylester]].<ref name="TEVA" /><ref>G. R. Choppin, B. G. Harvey, S. G. Thompson: ''A new eluant for the separation of the actinide elements'', in: ''[[J. Inorg. Nucl. Chem.]]'', '''1956''', ''2'' (1), S. 66–68 ([[doi:10.1016/0022-1902(56)80105-X]]).</ref> Kleinere Kationen bilden stabilere Komplexe mit den α-Hydroxyisobuttersäuremethylester-Anionen, daher werden sie bevorzugt von der Säule eluiert.<ref name="Silva" /> Eine schnelle [[Fraktionierte Kristallisation (Chemie)|fraktionierte Kristallisationsmethode]] wurde ebenfalls beschrieben.<ref>N. B. Mikheev, A. N. Kamenskaya, N. A. Konovalova, I. A. Rumer, S. A. Kulyukhin: ''High-speed method for the separation of fermium from actinides and lanthanides'', in: ''[[Radiokhimiya]]'', '''1983''', ''25'' (2), S. 158–161.</ref>
Obwohl das stabilste Isotop des Fermiums das <sup>257</sup>Fm mit einer Halbwertszeit von 100,5 Tagen ist, basieren die meisten Studien auf <sup>255</sup>Fm (t<sub>½</sub> = 20,07 Stunden). Dieses Isotop kann leicht isoliert werden, es ist ein Zerfallsprodukt des <sup>255</sup>Es (t<sub>½</sub> = 39,8 Tage).<ref name="Silva" />
Geringe Mengen an Einsteinium und Fermium wurden aus [[Plutonium]] isoliert und abgetrennt, welches mit Neutronen bestrahlt wurde. Vier Einsteiniumisotope wurden gefunden (mit Angabe der damals gemessenen Halbwertszeiten): <sup>253</sup>Es (α-Strahler mit t<sub>½</sub> = 20,03 Tage, sowie mit einer Spontanspaltungs-Halbwertszeit von
Durch Beschuss von Uran mit fünffach ionisierten Stickstoff- und sechsfach ionisierten Sauerstoffatomen wurden gleichfalls Einsteinium- und Fermiumisotope erzeugt.<ref>L. I. Guseva, K. V. Filippova, Yu. B. Gerlit, V. A. Druin, B. F. Myasoedov, N. I. Tarantin: ''Experiments on the Production of Einsteinium and Fermium with a Cyclotron'', in: ''[[Journal of Nuclear Energy]]'', '''1954''', ''3'' (4), S. 341–346 (übersetzt im November 1956) ([[doi:10.1016/0891-3919(56)90064-X]]).</ref>
== Eigenschaften ==
[[Datei:Fermium-Ytterbium Alloy.jpg|mini
Im [[Periodensystem]] steht das Fermium mit der Ordnungszahl 100 in der Reihe der Actinoide, sein Vorgänger ist das Einsteinium, das nachfolgende Element ist das [[Mendelevium]]. Sein [[Analogon (Chemie)|Analogon]] in der Reihe der [[Lanthanoide]] ist das [[Erbium]].
=== Physikalische Eigenschaften ===
Das Metall wurde bislang nicht dargestellt, hingegen erfolgten Messungen an [[Legierung]]en mit [[Lanthanoide]]n, ferner liegen einige Berechnungen oder Vorhersagen vor. Die [[Sublimationsenthalpie]] ist direkt mit der [[Valenzelektron]]enstruktur des Metalls verbunden. Die Sublimationsenthalpie von Fermium wurde direkt durch Messung des [[Partialdruck]]s des Fermiums über Fm-[[Samarium|Sm]]- und Fm/Es-[[Ytterbium|Yb]]-Legierungen im Temperaturbereich von 642 bis 905 K bestimmt. Sie gelangten zu einem Wert von 142(13) kJ·mol<sup>−1</sup>. Da die Sublimationsenthalpie von Fermium ähnlich ist zu denen des zweiwertigen Einsteinium, Europium und Ytterbium, wurde der Schluss gezogen, dass Fermium einen zweiwertigen metallischen Zustand besitzt. Vergleiche mit Radien und Schmelzpunkten von Europium-, Ytterbium- und Einsteinium-Metall führten zu geschätzten Werten von 198 [[Pikometer|pm]] und 1125 K für Fermium.<ref name="Silva" />
Das [[Normalpotential]] wurde als ähnlich zum [[Ytterbium]] Yb<sup>3+</sup>/Yb<sup>2+</sup>-Paar eingeschätzt, also etwa −1,15 V in Bezug auf die [[Standard-Wasserstoffelektrode]],<ref>N. B. Mikheev, V. I. Spitsyn, A. N. Kamenskaya, N. A. Konovalova, I. A. Rumer, L. N. Auerman, A. M. Podorozhnyi: ''Determination of oxidation potential of the pair Fm<sup>2+</sup>/Fm<sup>3+</sup>'', in: ''[[Inorg. Nucl. Chem. Lett.]]'', '''1977''', ''13'' (12), S. 651–656 ([[doi:10.1016/0020-1650(77)80074-3]]).</ref> ein Wert, der mit theoretischen Berechnungen übereinstimmt.<ref>L. J. Nugent, in: ''[[MTP Int. Rev. Sci.: Inorg. Chem., Ser. One]]'', '''1975''', ''7'', S. 195–219.</ref> Auf der Grundlage [[Polarographie|polarographischer]] Messungen wurde für das Fm<sup>2+</sup>/Fm<sup>0</sup>-Paar ein Normalpotential von −2,37 V festgestellt.<ref name="FM_2plus">K. Samhoun, F. David, R. L. Hahn, G. D.
=== Chemische Eigenschaften ===
Die Chemie des Fermiums konnte bisher nur in Lösung mit Hilfe von [[Tracertechnik]]en untersucht werden, feste Verbindungen wurden nicht hergestellt. Unter normalen Bedingungen liegt Fermium in Lösung als Fm<sup>3+</sup>-Ion vor, welches eine [[Hydratation]]szahl von 16,9 besitzt und eine [[Säurekonstante]] von 1,6 · 10<sup>−4</sup> (pK<sub>s</sub> = 3,8).<ref>Robert Lundqvist, E. K. Hulet, T. A. Baisden: ''Electromigration Method in Tracer Studies of Complex Chemistry. II. Hydrated Radii and Hydration Numbers of Trivalent Actinides'', in: ''[[Acta Chem. Scand., Ser. A]]'', '''1981''', ''35'', S. 653–661 ([[doi:10.3891/acta.chem.scand.35a-0653]]).</ref><ref>H. Hussonnois, S. Hubert, L. Aubin, R. Guillaumont, G. Boussieres: ''[[Radiochem. Radioanal. Lett.]]'', '''1972''', ''10'', S. 231–238.</ref> Fm<sup>3+</sup> bildet Komplexe mit einer Vielzahl von organischen Liganden mit harten Donoratomen wie Sauerstoff; und diese Komplexe sind in der Regel stabiler als die der vorhergehenden Actinoide.<ref name="Silva" /> Es bildet auch anionische Komplexe mit Liganden wie Chlorid oder Nitrat; und auch diese Komplexe scheinen stabiler zu sein als die von Einsteinium oder Californium.<ref name="Properties_1" /><ref name="Properties_2" /> Es wird angenommen, dass die Bindung in den Komplexen der höheren Actinoide meist ionischen Charakter hat: das Fm<sup>3+</sup>-Ion ist erwartungsgemäß kleiner als die vorhergehenden An<sup>3+</sup>-Ionen – aufgrund der höheren effektiven Kernladung von Fermium –; und damit würde Fermium voraussichtlich kürzere und stärkere Metall-Ligand-Bindungen bilden.<ref name="Silva" />
== Sicherheitshinweise ==
Zeile 291:
{{Commonscat}}
{{Wiktionary}}
* {{RömppOnline |ID=RD-06-00507 |Name=Fermium |Abruf=2015-01-03}}
* Albert Ghiorso: [
== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Entdeckung">
Albert Ghiorso: [http://pubs.acs.org/cen/80th/einsteiniumfermium.html ''Einsteinium and Fermium''], Chemical & Engineering News, 2003. </ref> <ref name="Silva">Robert J. Silva:
</references>
|