„Heldendichtung“ – Versionsunterschied
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'''Heldendichtung''' (auch '''Heldenepik'''
== Griechische Tradition ==
{{Hauptartikel|Liste griechischer Sagen}}
Als die älteste Heldendichtung Europas gilt die
Die griechische Heldendichtung hatte eine starke Ausstrahlungskraft, vor allem auf die [[Weimarer Klassik|klassische deutsche Dichtung]] des 18./19. Jahrhunderts, etwa bei [[Goethe]], [[Schiller]] oder [[Heinrich von Kleist|Kleist]]. So ist z. B. Goethes [[Faust II]] ohne eine profunde Kenntnis der griechischen Mythologie und Heldendichtung für den heutigen Leser kaum noch verständlich. Heinrich von Kleist stellte eine weibliche Heldin, die Amazone [[Penthesilea (Kleist)|Penthesilea]], ins Rampenlicht der neueren Dichtung. Aber auch antike Dramatiker wie der römische Tragödiendichter [[Quintus Ennius]] oder der Franzose [[Jean Racine]] schöpften aus der griechischen Heldendichtung für eigene Werke.
== Germanische Tradition ==
=== Altenglisch, althochdeutsch, altnordisch ===
Grundlage der Heldendichtung sind historische Personen und Ereignisse (im germanischen Bereich meist solche aus der Zeit der [[Völkerwanderung]]), aber auch mythische Figuren und Vorstellungen wie die Ereignisse um Sigurd, den Drachentöter (Brot af Sigurdarkvidu) oder die [[Hel (Mythologie)|Helfahrt]] der [[Walküre]] Brunhilde (Helreid Brynhildar).<ref>Otto
Dabei ist es nach Warwitz<ref>Siegbert Warwitz: ''Die altgermanische Heldendichtung und ihr Verhältnis zur Heldensage'', Münster 1963, Seite 84–90</ref> unter den [[Mediävist]]en umstritten, ob (wie [[Felix Genzmer (Rechtswissenschaftler)|Felix Genzmer]],<ref>
Die früheste poetische Form der Heldendichtung ist das sogenannte [[Heldenlied]], das im 5. bis 8. Jahrhundert als episch-kompakte Dichtform im germanischen Kulturkreis ausgeprägt wurde. Dabei lassen sich altenglische Lieder wie das [[Finnsburglied]], althochdeutsche wie das [[Hildebrandslied]] und altnordische, wie sie in der [[Edda]]<ref>Felix Niedner,
Die Heldenlieder wurden an den germanischen Fürstenhöfen von wandernden Sängern [[Auswendiglernen|auswendig]] vorgetragen und in der Regel nicht aufgezeichnet. Das [[stabreim]]ende ''[[Hildebrandslied]]'' ist das einzige, wenigstens bruchstückhaft erhaltene, deutsche Heldenlied.
=== Mittelhochdeutsch ===
Das Sagenmaterial der alten Lieder wurde in der mittelhochdeutschen Epoche entsprechend dem veränderten Zeitgeist in ausladenden Verserzählungen weiterentwickelt. Es entstanden die Großepen um [[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]] und die [[Nibelungensage|Nibelungen
{{siehe auch|Liste von Figuren der deutschen Heldenepik}}
== Frauengestalten ==
[[Datei:Valkyrie
[[Datei:Peter Nicolai Arbo-Hervors død.jpg|mini|240px|Hjörvards Tod, Gemälde von [[Peter Nicolai Arbo]]]]
Einzelne Frauengestalten erhielten sowohl in der knappen Lieddichtung der Urzeit als auch in der Großepik des Mittelalters neben den Männern immer wieder tragende Rollen. So entstand etwa ein ganzer Liedkreis um die [[Walküre]] [[Brünhild]]e, Königin von Island. Die Frauen traten als Antreiberinnen zu Rachefeldzügen ihrer Männer, aber auch selbst als aktive Kämpferinnen auf. Der Name Brynhildr, Brünhilde, auch Brünnhilde, bedeutet ursprünglich „''die in einer Brünne'' (= Kampfpanzer) ''kämpft''“. Brünhild(e) fordert ihre männlichen Brautwerber zu einem Mehrkampf um Leben und Tod. [[Kriemhild (Sage)|Kriemhild]] enthauptet im [[Nibelungenlied]] den Mörder ihres Mannes [[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]] eigenhändig mit dem Schwert. Hjörvard betätigt sich in der [[Island|isländischen]] [[Hervarar-Saga]] als kämpfende Kriegerin in Männerkleidern. Im Hervorlied (Hervararkviða) wird ihr ein eigenes Heldenlied gewidmet.<ref>Erwin Matthias Reifegerste: ''Die Hervarar-Saga. Eine kommentierte Übersetzung und Untersuchungen zur Herkunft und Integration ihrer Überlieferungsgeschichten.'' = ''Die Saga von Hervör'' (= ''Altnordische Bibliothek.'' Bd. 6). Norden Reinhardt, Leverkusen 1989</ref>
== Romanische Tradition ==
In der romanischen Tradition steht das zwischen 1075 und 1110 entstandene [[Altfranzösische Sprache|altfranzösische]] [[Rolandslied]] mit [[Karl der Große|Karl dem Großen]] und dem [[Held|Haupthelden]] [[Hruotland|Roland]] im Zentrum der Heldendichtung.
== Slawische Tradition ==
Seit dem 11. Jahrhundert entstanden Heldengedichte ([[Bylina|Bylinen]]) in Russland, die alle historische Hintergründe haben, so etwa die Sage von [[Sadko (Sagengestalt)|Sanko]] oder das [[Igorlied]] über einen missglückten Feldzug eines russischen lokalen Fürsten Ende des 12. Jahrhunderts, in dem über die Uneinigkeit der Russen geklagt wird.
In Polen und Tschechien existieren verschiedene Versionen des dynastischen Mythos der Brüder [[Lech, Čech und Rusen]].
Aus jüngerer Zeit, vor allem aus der Zeit der Kämpfe gegen die Türken, stammen die südslawischen Heldendichtungen.
== Außereuropäische Tradition ==
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== Literatur ==
* [[Heinrich Beck (Philologe)|Heinrich Beck]], [[Hermann Reichert]], [[Heinrich Tiefenbach]]: ''Held, Heldendichtung und Heldensage.'' In: Heinrich Beck, [[Dieter Geuenich]], [[Heiko Steuer]] (Hrsg.): ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]'' 14. de Gruyter, Berlin / New York 1999, ISBN 3-11-080063-2, S. 260–282.
*
* [[Alfred Ebenbauer]], Johannes Keller (Hrsg.): ''Das Nibelungenlied und die europäische Heldendichtung.'' 8. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Fassbaender, Wien 2006, ISBN 3-900538-87-5.
* [[Felix Genzmer (Rechtswissenschaftler)|Felix Genzmer]]: ''Vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Zeit.''
* Felix Genzmer: ''Die germanische Heldensage und ihre dichterische Erneuerung'', In: ''Wirkendes Wort'' 5(1954/55) S. 1 ff
* Otto
* [[Andreas Heusler (Altgermanist)|Andreas Heusler]]: ''Nibelungensage und Nibelungenlied.'' 6. Auflage, Ruhfus, Dortmund 1965.
* [[Andreas Heusler (Altgermanist)|Andreas Heusler]]: ''Lied und Epos in germanischer Sagendichtung.'' Dortmund 1905 (Nachdruck Darmstadt 1956).
* Werner Hoffmann: ''Mittelhochdeutsche Heldendichtung.'' Berlin 1974 (= ''Grundlagen der Germanistik.'' Band 14).
* Herbert Kolb: ''Mittelalterliche Heldendichtung.'' In: ''Propyläen-Geschichte der Literatur''. Bd. 2: ''Die mittelalterliche Welt''.
* [[Egon Kühebacher]] (Hrsg.): ''Deutsche Heldenepik in Tirol.'' Bozen 1979.
* [[Hans Kuhn (Philologe, 1899)|Hans Kuhn]]: ''Heldensage vor und außerhalb der Dichtung.'' In: Hermann Schneider (Hrsg.): ''Edda, Skalden, Saga'': Festschrift zum 70. Geburtstag von Felix Genzmer. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 1952, S. 262–278, wieder in: Karl Hauck: ''Zur germanisch-deutschen Heldensage'' (= ''Wege der Forschung'' 14) S. 173–194.
* Victor Millet: ''Germanische Heldendichtung im Mittelalter.'' Walter de Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020102-4.
* Niedner, Felix, Neckel, Gustav (Hrsg.): ''Edda'', Sammlung Thule, Band 1: ''Heldendichtung'', Verlag Diederichs,
*
* [[Friedrich Rückert]]: ''
* [[Meinolf Schumacher]]: ''Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters.''
* [[Jan de Vries (Philologe)|Jan de Vries]]: ''Heldenlied und Heldensage.''Francke, Bern 1961, ISBN 3-317-00628-5.
* Klaus Zatloukal (Hrsg.): ''Mittelhochdeutsche Heldendichtung außerhalb des Nibelungen- und Dietrichkreises (Kudrun, Ortnit, Waltharius, Wolfdietriche).'' 7. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Fassbaender, Wien 2003, ISBN 3-900538-78-6.
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<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4159486-1}}
[[Kategorie:
[[Kategorie:Literatur (Völkerwanderungszeit)]]
[[Kategorie:Literatur des Mittelalters]]
[[Kategorie:Heldenepik]]
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