„Ignaz Seipel“ – Versionsunterschied
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'''Ignaz Seipel''' (* [[19. Juli]] [[1876]] in [[Wien]]; † [[2. August]] [[1932]] in [[Pernitz]]
== Leben ==
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-08406, Ignaz Seipel.jpg|mini|hochkant|Ignaz Seipel 1929 in [[Bingen am Rhein]]]]
=== Akademiker und Priester ===
Er war Ehrenmitglied der [[katholische Studentenverbindung|katholischen Studentenverbindung]] [[KaV Norica Wien]], damals im [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|CV]], jetzt im [[Österreichischer Cartellverband|ÖCV]]. Später wurde er auch Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen ''[[AV Austria Innsbruck]]'', ''[[KÖStV Rudolfina Wien]]'', ''[[KÖHV Carolina Graz]]'', ''[[KAV Bajuvaria Wien]]'', ''[[KDStV Ferdinandea (Prag) Heidelberg|KDStV Ferdinandea Prag]]'' und ''[[KHV Babenberg Wien|K.H.V. Babenberg Wien]]'' im CV sowie ''Deutschmeister Wien'', ''Winfridia'' und ''Austria'' (beide Graz) im [[Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine|KV]]/[[Kartellverband katholischer nichtfarbentragender akademischer Vereinigungen Österreichs|ÖKV]]. Am 11. Mai 1930 wurde er Ehrenmitglied der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Asciburgia zu Oberschützen (heute im 1933 gegründeten [[Mittelschüler-Kartell-Verband]] (MKV)).
In seiner Schrift ''Die wirtschaftsethischen Lehren der Kirchenväter'' verwendete er als erster den Begriff ''[[Wirtschaftsethik]]'' (Wien 1907, Seite 304). 1908 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien|Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien]]. Von 1909 bis 1917 war er Professor für [[Moraltheologie]] an der [[Universität Salzburg]]. Hier brachte er auch seine Studie ''Nation und Staat'' heraus.<ref>Vlg. Wilhelm Braumüller, Wien/Leipzig 1916</ref> 1917 wurde er als Nachfolger des Moraltheologen [[Franz Martin Schindler]] als Universitätsprofessor an die [[Universität Wien]] berufen.▼
▲In seiner Schrift ''Die wirtschaftsethischen Lehren der Kirchenväter'' verwendete er als erster den Begriff ''[[Wirtschaftsethik]]'' (Wien 1907, Seite 304). 1908 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien|Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien]]. Von 1909 bis 1917 war er Professor für [[Moraltheologie]] an der [[Universität Salzburg|Theologischen Fakultät Salzburg]], der Vorgängerin der neuen Salzburger Universität. Hier brachte er auch seine Studie ''Nation und Staat'' heraus.<ref>Vlg. Wilhelm Braumüller, Wien/Leipzig 1916</ref> 1917 wurde er als Nachfolger des Moraltheologen [[Franz Martin Schindler]] als Universitätsprofessor an die [[Universität Wien]] berufen.
=== Politiker ===
Während des endgültigen [[Österreich-Ungarn#Ende der Doppelmonarchie|Zerfalls der Monarchie]] wurde er am 27. Oktober 1918 von Kaiser [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]] im [[Ministerium Lammasch]], der letzten [[k.k.]] Regierung, zum Minister für öffentliche Arbeit und soziale Fürsorge ernannt. Seine [[Deutschösterreich|deutschösterreichischen]] Amtsgeschäfte hatte er Anfang November 1918 an die am 30. Oktober 1918 vom Staatsrat ernannte [[Staatsregierung Renner I]] zu übergeben, wo die öffentlichen Arbeiten vom Christlichsozialen Johann Zerdik und die Sozialagenden vom Sozialdemokraten [[Ferdinand Hanusch]] wahrzunehmen waren; das Ministerium Lammasch blieb aber auf Wunsch des Kaisers bis zu dessen eigenem Rückzug formal im Amt.
Noch als kaiserlicher Minister war Seipel an der
Am 16. Februar 1919 wurde Seipel auf der [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|christlichsozialen Liste]] der Wiener Bezirke [[Innere Stadt (Wien)|Innere Stadt]] (1.), [[Landstraße (Wien)|Landstraße]] (3.) und [[Wieden (Wien)|Wieden]] (4.)<ref>[[Friedrich Funder]]: ''Vom Gestern ins Heute. Aus dem Kaiserreich in die Republik.'' 3. Auflage. Verlag Herold, Wien 1971, S. 468.</ref> in die [[Konstituierende Nationalversammlung]] gewählt. Seine Fraktion wählte ihn ins Klubpräsidium.
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In dieser Phase verhinderte er noch 1918 die Spaltung der Partei über die Frage der von Sozialdemokraten und Großdeutschen gewünschten Abschaffung der Monarchie. Er sprach sich im März 1919 gegen die Anschlusseuphorie von Sozialdemokraten und Großdeutschen aus, weil der Anschluss Deutschösterreichs an das Deutsche Reich von der Entente generell abgelehnt wurde und den Friedensvertrag gefährden würde.<ref>Friedrich Funder: ''Vom Gestern ins Heute. Aus dem Kaiserreich in die Republik.'' 3. Auflage. Verlag Herold, Wien 1971, S. 471 f.</ref> Er löste 1920 die CS aus der Koalition mit den [[Sozialdemokratische Partei Österreichs#Bis 1934: Sozialdemokratische Arbeiterpartei|Sozialdemokraten]] und schloss ein Bündnis mit der [[Großdeutsche Volkspartei|Großdeutschen Volkspartei]].
Seipel stellte sich zwar hinter die neue parlamentarische Demokratie, brachte ihr aber eine deutliche Skepsis entgegen
Gleichzeitig unterstützte Seipel den Aufbau militanter [[Rechtsextremismus|rechtsradikaler]] Gruppierungen in Wien
Im September 1920 forderte Seipel in einer deutlich [[antisemitisch]] getönten Rede einen [[Numerus clausus]] für Jüdinnen und Juden an höheren Schulen, Hochschulen und Universitäten „nach dem Bevölkerungsschlüssel“.<ref>Andreas Huber, Linda Erker, [[Klaus Taschwer]]: ''Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg.'' Czernin, Wien 2020, ISBN 978-3-7076-0651-5, S. 101.</ref>
Von 1921 bis 1930 fungierte Seipel als Obmann der Christlichsozialen Partei (CS). Vom 31. Mai 1922 bis 20. November 1924 war Seipel auf Wunsch seiner Partei erstmals Bundeskanzler ([[Bundesregierung Seipel I|Bundesregierungen Seipel I–III]]) einer christlichsozial-großdeutschen Koalition. In seiner ersten Amtszeit koordinierte Seipel persönlich die Distribution von Industriegeldern an rechte Milizen. Das Hauptaugenmerk hatte Seipel dabei auf der militärischen Effizienz dieser Milizen, die ideologische Nähe zur CS-Partei war zweitrangig. So erklärt es sich auch, dass Seipels Hauptsorge der rechten [[Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs]] unter dem [[Antisemitismus|Antisemiten]] [[Hermann Hiltl]] galt, die er auch mit finanziellen Mitteln des ungarischen [[Miklós Horthy|Horthy-Regimes]] aufrüstete.<ref name="strassennamen" />
Seipel sanierte mit Hilfe einer [[Völkerbund]]<nowiki />anleihe ([[Genfer Protokolle]]) die Staatsfinanzen und bereitete die im Dezember 1924 wenige Tage nach seinem Rücktritt beschlossene Einführung der [[Österreichischer Schilling|Schillingwährung]] 1925 vor.
Diese führte jedoch zu einem starken Rückgang des Realeinkommens der Bevölkerung und starkem Ansteigen der [[Arbeitslosenquote]]. Nach heftiger Kritik aus seiner eigenen Partei und einem Attentat auf ihn am 1. Juni 1924 trat er am 8. November 1924 zurück, blieb aber Obmann des christlichsozialen [[Klub (Politik)|Abgeordnetenklubs]]. Der Attentäter Karl Jaworek<ref>Andere Schreibweise: ''Karl Jawurek;'' s. z. B. [https://books.google.de/books?id=OLASuzeE4kcC&pg=PA29&lpg=PA29&dq=Karl+Jawurek&source=bl&ots=gv0zz7obt8&sig=IQLZjBo9TbfU7b4eP9m7_1jyUoo&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiOr5PVorPSAhXGwxQKHfSYCEsQ6AEIOzAE#v=onepage&q=Karl%20Jawurek&f=false hier]</ref> machte Seipel für seine persönliche Armut verantwortlich und schoss am Bahnsteig des Südbahnhofs aus nächster Nähe auf den Kanzler, der gerade mit dem Zug in Wien angekommen war. Dafür wurde Jaworek später zu fünf Jahren schweren Kerkers verurteilt.<ref name="Jaworek">{{Internetquelle |url=http://diepresse.com/home/zeitgeschichte/3814040/Attentat-auf-Seipel_Ich-glaube-man-hat-auf-mich-geschossen?_vl_backlink=/home/index.do |titel=Attentat auf Kanzler Seipel: „Ich glaube, man hat auf mich geschossen“ |hrsg=[[Die Presse]] |datum=2014-06-01 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20140604003440/https://diepresse.com/home/zeitgeschichte/3814040/Attentat-auf-Seipel_Ich-glaube-man-hat-auf-mich-geschossen |archiv-datum=2014-06-04 |zugriff=2014-06-01 |offline=1}}</ref> Prälat Seipel begnadigte Jaworek nach zweieinhalb Jahren.<ref>https://tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Karl-Jawurek-Der-Attentaeter-von-Ignaz-Seipel/13955050</ref>
[[Datei:Ignaz seipel (engelhart).jpg|mini|
Im Herbst 1924 überlegte die bayerische Fremdenpolizei, [[Adolf Hitler]], der nach seinem [[Hitlerputsch|Putschversuch]] 1923 in der [[Justizvollzugsanstalt Landsberg]] seit April 1924 [[Festungshaft]] verbüßte, aus [[Bayern]] nach Österreich abzuschieben, falls er vorzeitig aus der Haft entlassen würde. Seipel wollte den Putschisten und Unruhestifter nicht wieder in Österreich haben und
Hitler blieb in Deutschland und legte 1925 seine österreichische Staatsbürgerschaft zurück, da er als dann Staatenloser aus Deutschland nicht mehr abgeschoben werden konnte. 1932 wurde er im
[[Theodor Körner (Bundespräsident)|Theodor Körner]], Offizier, in der Ersten Republik sozialdemokratischer Wehrpolitiker, in der Zweiten Republik [[Landesregierung und Stadtsenat Körner I|Wiener Bürgermeister]], dann [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsident]], zollte Seipel 1924 im Wahlkampf seine Achtung. Sein Biograf Kollman zitierte aus der ''Innsbrucker Volkszeitung'', Körner habe Seipel „als einen in jeder Hinsicht integren Charakter, einen fleißigen, selbstlosen Arbeiter“ bezeichnet.<ref>Eric C. Kollman: ''Theodor Körner. Militär und Politik.'' Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1973, ISBN 3-7028-0054-9, S. 134.</ref>
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Von 1926 bis 1929 war Seipel wieder Bundeskanzler, wobei er besonders die Sozialdemokraten bekämpfte. Zu diesem Zweck schloss er die CS mit der Großdeutschen Volkspartei, dem [[Landbund (Österreich)|Landbund]] und der [[Nationalsozialismus in Österreich|nationalsozialistischen]] Riehl- und Schulz-Gruppe zu einer antimarxistischen Front zusammen („Bürgerblock“). Nach der [[Nationalratswahl in Österreich 1927]] wurde die gegen die österreichische Demokratie gerichtete Grundhaltung forciert. Außerdem stärkte er die Rolle der zunehmend antidemokratischen [[Heimwehr]] und blieb bis zu seinem Tod ihr einflussreichster Fürsprecher.<ref name="strassennamen" />
Dadurch wurde er zum großen Feindbild der Sozialdemokraten, die ihn nach dem polizeilichen Massaker an Arbeitern, die am [[Julirevolte|15. Juli 1927]] anlässlich des [[Schattendorfer Urteil]]s demonstrierten, als „Prälaten ohne Milde“, „Prälaten ohne Gnad’“ und als „Blutprälaten“ bezeichneten. Seipel hatte am 26. Juli 1927 in seiner Erklärung zu den Ereignissen vor dem Nationalrat gesagt: „Verlangen Sie nichts vom Parlament und von der Regierung, das den Opfern und den Schuldigen an den Unglückstagen gegenüber milde erscheint, aber grausam wäre gegenüber der verwundeten Republik.“<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=spe&datum=0005&page=509&size=45 Stenographisches Protokoll. 7. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. III. Gesetzgebungsperiode. 26. Juli 1927 (= S. 133 ff.)].</ref> Seipels Erklärung folgte eine überaus kontroversielle und heftige Parlamentsdebatte. Die Opposition griff den verkürzten Begriff ''ohne Milde'' heraus und verknüpfte ihn mit ihrer Kritik am von Polizeipräsident [[Johann Schober]] zu verantwortenden überschießenden Polizeieinsatz.
1928 vertrat Seipel in Übereinstimmung mit dem Landeshauptmann von Niederösterreich [[Karl Buresch]] das Interesse der [[Heimwehr]], indem er den [[Aufmarsch der Heimwehr und des Schutzbundes in Wiener Neustadt|Aufmarsch der Heimwehr in Wiener Neustadt]] genehmigte, wie auch den zeitlich und örtlich getrennten Aufmarsch des [[Republikanischer Schutzbund|Republikanischen Schutzbundes]], gegen den ausdrücklichen Wunsch von Bürgermeister [[Anton Ofenböck]]. Als Bundeskanzler konnte er dabei mit einem massiven Aufgebot von Gendarmerie und Militär seine Stärke zeigen, es kam am Aufmarschtag zu keinen Gewaltereignissen.
Seipel trat am 4. April 1929 vom Amt des Bundeskanzlers zurück und führte die Geschäfte noch bis 4. Mai 1929 weiter, als ihm [[Ernst Streeruwitz]] als Regierungschef nachfolgte.<ref>[http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/dfg-viewer/?no_cache=1&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fzefys.staatsbibliothek-berlin.de%2Foai%2F%3Ftx_zefysoai_pi1%255Bidentifier%255D%3D9f42e344-602c-4a5d-af3c-2bab7a02aaef ''Kabinett Seipel zurückgetreten'']. In: ''[[Vossische Zeitung]]'', 4. April 1929, S. 1.</ref> (Insgesamt standen fünf Bundesregierungen der Ersten Republik unter Seipels Leitung.)
Mit der Regierungsform der Ersten Republik war er nicht zufrieden; er war wesentlicher Betreiber der Stärkung der Rolle des Bundespräsidenten, wie sie mit der [[Bundesverfassung (Österreich)#Zweite Bundes-Verfassungsnovelle 1929
{{Zitat|Ich selbst messe der bloßen Reform des Wahlrechts und der Wahlordnung keine allzu große Bedeutung bei; ich sehe die Wurzel des Übels in der Art der Parteienherrschaft, wie sie sich in den Zeiten der konstitutionellen Monarchie entwickelt hat und nach dem Wegfall der monarchischen Korrektur ungehemmt in die Halme geschossen ist. Nach meiner Ansicht rettet jener die Demokratie, der sie von der der Parteienherrschaft reinigt und dadurch erst wieder herstellt.|Ignaz Seipel|„[[Tübingen|Tübinger]] Rede“, abgedruckt in Seipels ''Der Kampf um die österreichische Verfassung'', 1930}}
[[Datei:Wiener Zentralfriedhof - Gruppe 14C - Ignaz Seipel.jpg|mini|hochkant|
1930 wurde Seipel kurzzeitig [[Außenminister]] im Kabinett von [[Carl Vaugoin]].<ref>Religion.ORF.at: [http://religion.orf.at/projekt03/news/0607/ne060712_archive.htm ''Öffnung der Vatikan-Archive wichtig für Österreich'']{{Toter Link|url=http://religion.orf.at/projekt03/news/0607/ne060712_archive.htm |date=2022-11 |archivebot=2022-11-17 10:39:52 InternetArchiveBot }}.</ref> Nach dem Zusammenbruch der [[Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt]] im Jahr 1931 sollte er nochmals die Regierungsgeschäfte übernehmen, blieb aber in der Regierungsbildung erfolglos.
Jahrzehnte später kritisierte [[Bruno Kreisky]], 1970–1983 sozialdemokratischer Bundeskanzler, in diesem Zusammenhang seine eigene Partei. Seipel habe [[Otto Bauer]], dem führenden Kopf der Sozialdemokraten, auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise eine Koalition angeboten. Der Parteivorstand sei aber nicht darauf eingegangen. „… im Rückblick scheint es mir eindeutig falsch, dass man nicht stärker für einen Kompromiss eintrat, um in einem so kritischen Augenblick in der Regierung zu sein. … Meiner Meinung nach war das die letzte Chance zur Rettung der österreichischen Demokratie“, schrieb Kreisky 1986.<ref>[[Bruno Kreisky]]: ''Zwischen den Zeiten. Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten.'' Siedler-Verlag und Kremayr & Scheriau, Berlin 1986, ISBN 3-88680-148-9, S. 195 f.</ref>
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Während Seipels Politik zu Beginn vom Glauben an die Selbstständigkeit Österreichs geprägt war, vertrat er später die Ansicht, dass ohne das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] keine österreichische Politik sinnvoll sei.
Seipel litt an [[Diabetes mellitus]], den Folgen des auf ihn verübten Attentats und an [[Tuberkulose]]. Im Dezember 1930 weilte er daher zur [[Kur]] in [[Meran]], wo er sich im Diätsanatorium „Stefani“
{{Zitat
|Text=Er hat uns mit allen Mitteln und allen Waffen bekämpft, wir ihn auch. Daß er kein Mann des Kompromisses, sondern ein Mann war, der sich nur im rücksichtslosen Kampf wohl fühlte, mag oft, mag insbesondere in den Jahren seit 1927, eine Quelle des Unglücks für das Land gewesen sein; aber wer selbst ein Kämpfer ist, der wird auch
|Autor=Otto Bauer
|Quelle=[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=aze&datum=19320803&seite=3&zoom=33 ''Ignaz Seipel'']. In: ''Arbeiter-Zeitung'' N. 214, 3. August 1932, S. 3.
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[[Datei:2 Schilling 1933 Seipel hinten.jpg|miniatur|hochkant|2-Schilling-Münze (1933)]]
Im [[Austrofaschismus|austrofaschistischen]] [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] galt Seipel als Gründungsvater des Regimes:
Als Seipels letzte Ruhestätte wurde auf Initiative von [[Hildegard Burjan]], von Bundeskanzler [[Engelbert Dollfuß]] unterstützt, die von [[Clemens Holzmeister]] gestaltete [[Pfarrkirche Neufünfhaus|Christkönigskirche]] im Wiener Arbeiterbezirk
Nach dem [[Anschluss Österreichs]] ließ das [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regime]] beide Särge 1939 umbetten: Seipels Sarg wurde in einem [[Liste gewidmeter Gräber der Stadt Wien|Ehrengrab]] auf dem [[Wiener Zentralfriedhof]] (Gruppe 14 C, Nummer 7) bestattet. Das Gräberfeld liegt unmittelbar neben der Präsidentengruft vor der damals [[Karl Lueger|„Dr.-Karl-Lueger]]-Gedächtniskirche“ genannten [[Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus]]; Seipels Grab befindet sich zwischen den Gräbern des Dichters [[Anton Wildgans]] und der Opernsängerin [[Selma Kurz]]. Dollfuß wurde auf dem [[Hietzinger Friedhof]] beigesetzt.▼
▲Nach dem [[Anschluss Österreichs|„Anschluss“ Österreichs]] ließ das [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regime]] beide Särge 1939 umbetten
Am 27. April 1934 wurde von der [[Ständestaat (Österreich)|diktatorischen Stadtverwaltung]] der damalige Ring des 12. November (Erinnerung an die Republikgründung), Teil der [[Wiener Ringstraße#Dr.-Karl-Renner-Ring|Wiener Ringstraße]], im Abschnitt vor dem [[Parlamentsgebäude (Wien)|Parlament]] Dr.-Ignaz-Seipel-Ring benannt. Dieser wurde 1940 nach dem NS-Gauleiter [[Josef Bürckel]] umbenannt, am 27. April 1945 wieder zum Seipel-Ring und erhielt am 8. Juli 1956 den heutigen Namen [[Dr.-Karl-Renner-Ring]], nachdem 1949 eine andere Verkehrsfläche im 1. Bezirk nach Seipel benannt worden war (siehe unten).▼
▲Am 27. April 1934 wurde von der [[Ständestaat (Österreich)|diktatorischen Stadtverwaltung]] der damalige Ring des 12. November (Erinnerung an die Republikgründung), Teil der [[Wiener Ringstraße#Dr.-Karl-Renner-Ring|Wiener Ringstraße]], im Abschnitt vor dem [[Parlamentsgebäude (Wien)|Parlament]] Dr.-Ignaz-Seipel-Ring benannt. Dieser wurde 1940 nach dem NS-Gauleiter [[Josef Bürckel]] umbenannt, am 27. April 1945 wieder zum Seipel-Ring und erhielt am 8. Juli 1956 den heutigen Namen [[Dr.-Karl-Renner-Ring]]
Eine 1934/35 erbaute Wohnhausanlage im [[Landstraße (Wien)|3. Wiener Gemeindebezirk]], Fasangasse 39–41, wurde im Rahmen des [[Assanierungsfonds]] ''Ignaz-Seipel-Hof'' benannt.<ref>Helmut Weihsmann: ''Das rote Wien: Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934''. Promedia, Wien 2001, S. 210.</ref>▼
▲Eine 1934/35 erbaute Wohnhausanlage im [[Landstraße (Wien)|3. Wiener Gemeindebezirk]], Fasangasse 39–41, wurde im Rahmen des [[Assanierungsfonds]] ''Ignaz-Seipel-Hof'' benannt.<ref>[[Helmut Weihsmann]]: ''Das rote Wien: Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934''. Promedia, Wien 2001, S. 210.</ref>
1950 wurde im Arkadenhof der Universität Wien eine 1933 von [[Josef Engelhart]] geschaffene Seipel-Büste aufgestellt.
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== Literatur ==
* [[Lothar Höbelt]]: ''„Größter Fehler ist nervös zu werden“. Seipel, der „Bürgerblock“ und die „Genfer Sanierung“ 1922''. Böhlau, Wien / Köln 2023 (Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg; 84), ISBN 978-3-205-21681-0.
* Klemens von Klemperer: ''Ignaz Seipel: Christian Statesman in a Time of Crisis''. Princeton UP, Princeton, NJ 1972.
** dt. ''Ignaz Seipel. Staatsmann einer Krisenzeit''. Styria, Graz 1976.
* Thomas Olechowski: ''Ignaz Seipel. Moraltheologe, k.k. Minister, Bundeskanzler''. In: Mitchell G. Ash, Josef Ehmer (Hg.): ''Universität – Politik – Gesellschaft''. V&R Unipress, Göttingen 2015. S. 271–278.
* Friedrich Rennhofer: ''Ignaz Seipel. Mensch
* [[Michaela Sohn-Kronthaler]] (Hrsg.): ''Die Tagebücher von Ignaz Seipel''. Wien. Böhlau 2024 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek; Bd. 88/1–2), ISBN 978-3-205-22108-1
** Bd. 1,1: ''Edition der Tagebücher von Ignaz Seipel''.
** Bd. 1,2: ''Personenlexikon zu den Tagebüchern von Ignaz Seipel''
** Bd. 2: ''Ignaz Seipel (1876–1932). Im Spannungsfeld von Kirche, Partei und Politik'', herausgegeben von Michaela Sohn-Kronthaler und Markus Zimmermann.
* Angelo Maria Vitale: ''Das politische. Denken Ignaz Seipels zwischen Scholastik und Korporativismus.'' In: F. S. Festa, E. Fröschl, T. La Rocca, L. Parente, G. Zanasi (Hrsg.): ''Das Österreich der dreißiger Jahre und seine Stellung in Europa.'' Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-653-01670-3.
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* {{Austriaforum|AEIOU/Seipel,_Ignaz}}
* [http://www.mediathek.at/atom/017831CB-207-018A7-00000BEC-01772EE2/ Trauerrede für Ignaz Seipel] von Bundespräsident [[Wilhelm Miklas]] (1932)
* {{ÖCV|12500838}}
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Abgeordneter zum Nationalrat (Österreich)]]
[[Kategorie:Moraltheologe]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Wien)]]
[[Kategorie:Korporierter (Schülerverbindung)]]
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