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Akademiker und Priester: CV-Gesamtverzeichnis 1931, S. 359.
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[[Datei:Wenzl Weis - Ignaz Seipel.jpg|miniatur|Ignaz Seipel]]
'''Ignaz Seipel''' (* [[19. Juli]] [[1876]] in [[Wien]]; † [[2. August]] [[1932]] in [[Pernitz]]<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/pernitz/03-08/?pg=19 Matricula Online – Pernitz, Sterbebuch, 1930–1938, Seite 17, Eintrag Nr. 13, 2. Zeile]</ref>) war [[österreich]]ischer [[Prälat]], katholischer [[Theologe]] und [[Politiker]] der [[Christlichsoziale Partei (Österreich)|Christlichsozialen Partei]]. Von 1921 bis 1930 war Seipel deren Parteiobmann,. Er löste die erste Koalition mit den Sozialdemokraten auf und amtierte zwei Mal als [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] (1922–1924 und 1926–1929). In Seipels Amtszeiten fielen einerseits die Sanierung der Staatsfinanzen und die [[Bundesverfassung (Österreich)#Zweite Bundes-Verfassungsnovelle 1929|Bundesverfassungsnovelle 1929]], andererseits bekämpfte er besonders in seiner zweiten Amtszeit die [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|Sozialdemokratische Arbeiterpartei]] sowie den [[Austromarxismus]] und unterstützte die Militarisierung von paramilitärischen Milizen wie der [[Heimwehr]].
 
== Leben ==
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-08406, Ignaz Seipel.jpg|mini|hochkant|Ignaz Seipel 1929 in [[Bingen am Rhein]]]]
=== Akademiker und Priester ===
Der Sohn eines Wiener [[Fiaker]]s [[Matura|maturierte]] 1895 am ''[[GRG 12 Rosasgasse|k.k. Staatsgymnasium im XII. Bezirke von Wien]]'' in [[Meidling]] (dem heutigen BGRG – Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium – Wien XII Rosasgasse), danach studierte er [[Katholische Theologie]] an der [[Universität Wien]] und wurde am 23. Juli 1899 zum [[Priester (Christentum)|Priester]] geweiht. 1903 promovierte er zum Dr. theol. Er war Ehrenmitglied der [[KaV Norica Wien]], damals im [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|CV]], jetzt im [[Österreichischer Cartellverband|ÖCV]]. Später wurde er auch Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen "[[AV Austria Innsbruck]]" und "[[KHV Babenberg Wien|K.H.V. Babenberg Wien]]" im CV sowie „Deutschmeister Wien“, „Winfridia“ und „Austria“ (beide Graz) im [[Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine|KV]]/[[Kartellverband katholischer nichtfarbentragender akademischer Vereinigungen Österreichs|ÖKV]]. Am 11. Mai 1930 wurde er Ehrenmitglied der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Asciburgia zu Oberschützen (heute im 1933 gegründeten [[Mittelschüler-Kartell-Verband]] (MKV)).
 
Er war Ehrenmitglied der [[katholische Studentenverbindung|katholischen Studentenverbindung]] [[KaV Norica Wien]], damals im [[Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen|CV]], jetzt im [[Österreichischer Cartellverband|ÖCV]]. Später wurde er auch Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen ''[[AV Austria Innsbruck]]'', ''[[KÖStV Rudolfina Wien]]'', ''[[KÖHV Carolina Graz]]'', ''[[KAV Bajuvaria Wien]]'', ''[[KDStV Ferdinandea (Prag) Heidelberg|KDStV Ferdinandea Prag]]'' und ''[[KHV Babenberg Wien|K.H.V. Babenberg Wien]]'' im CV sowie ''Deutschmeister Wien'', ''Winfridia'' und ''Austria'' (beide Graz) im [[Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine|KV]]/[[Kartellverband katholischer nichtfarbentragender akademischer Vereinigungen Österreichs|ÖKV]]. Am 11. Mai 1930 wurde er Ehrenmitglied der Katholischen Österreichischen Studentenverbindung Asciburgia zu Oberschützen (heute im 1933 gegründeten [[Mittelschüler-Kartell-Verband]] (MKV)).
In seiner Schrift ''Die wirtschaftsethischen Lehren der Kirchenväter'' verwendete er als erster den Begriff ''[[Wirtschaftsethik]]'' (Wien 1907, Seite 304). 1908 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien|Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien]]. Von 1909 bis 1917 war er Professor für [[Moraltheologie]] an der [[Universität Salzburg]]. Hier brachte er auch seine Studie ''Nation und Staat'' heraus.<ref>Vlg. Wilhelm Braumüller, Wien/Leipzig 1916</ref> 1917 wurde er als Nachfolger des Moraltheologen [[Franz Martin Schindler]] als Universitätsprofessor an die [[Universität Wien]] berufen.
 
In seiner Schrift ''Die wirtschaftsethischen Lehren der Kirchenväter'' verwendete er als erster den Begriff ''[[Wirtschaftsethik]]'' (Wien 1907, Seite 304). 1908 [[Habilitation|habilitierte]] er sich an der [[Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien|Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien]]. Von 1909 bis 1917 war er Professor für [[Moraltheologie]] an der [[Universität Salzburg|Theologischen Fakultät Salzburg]], der Vorgängerin der neuen Salzburger Universität. Hier brachte er auch seine Studie ''Nation und Staat'' heraus.<ref>Vlg. Wilhelm Braumüller, Wien/Leipzig 1916</ref> 1917 wurde er als Nachfolger des Moraltheologen [[Franz Martin Schindler]] als Universitätsprofessor an die [[Universität Wien]] berufen.
 
=== Politiker ===
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Seipel stellte sich zwar hinter die neue parlamentarische Demokratie, brachte ihr aber eine deutliche Skepsis entgegen. Schon in den Vorberatungen zur [[Bundesverfassung (Österreich)|Bundesverfassung]] 1920 und danach 1922 sprach Seipel sich für eine teilweise Entmachtung des Parlaments zu Gunsten eines mit deutlich umfassenderen Befugnissen ausgestatteten Bundespräsidenten aus.<ref name="strassennamen">[http://www.wien.gv.at/kultur/abteilung/pdf/strassennamenbericht.pdf Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“] (PDF; 4,2&nbsp;MB), S. 185ff, Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013.</ref>
 
Gleichzeitig unterstützte Seipel den Aufbau militanter [[Rechtsextremismus|rechtsradikaler]] Gruppierungen in Wien,. wasSeit sichMärz vor1920 allemwar iner der Tatsache widerspiegelte, dass Seipel seit März 1920Vorstandsmitglied der [[Geheimbund|Geheimorganisation]] „[[Vereinigung für Ordnung und Recht]]“ als Vorstandsmitglied angehörte, der neben militärischen Personen auch monarchistische und großdeutsche Vertreter angehörten. Diese Vereinigung plante die gewaltsame Ausschaltung der Sozialdemokratie und arbeitete eng mit bayrischenbayerischen Rechtsradikalen um [[Georg Escherich]] zusammen.<ref name="strassennamen" />
 
Im September 1920 forderte Seipel in einer deutlich [[antisemitisch]] getönten Rede einen [[Numerus clausus]] für Jüdinnen und Juden an höheren Schulen, Hochschulen und Universitäten „nach dem Bevölkerungsschlüssel“.<ref>Andreas Huber, Linda Erker, [[Klaus Taschwer]]: ''Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg.'' Czernin, Wien 2020., ISBN 978-3-7076-0651-5, S. 101.</ref>
 
Von 1921 bis 1930 fungierte Seipel als Obmann der Christlichsozialen Partei (CS). Vom 31. Mai 1922 bis 20. November 1924 war Seipel auf Wunsch seiner Partei erstmals Bundeskanzler ([[Bundesregierung Seipel I|Bundesregierungen Seipel I–III]]) einer christlichsozial-großdeutschen Koalition. In seiner ersten Amtszeit koordinierte Seipel persönlich die Distribution von Industriegeldern an rechte Milizen. Das Hauptaugenmerk hatte Seipel dabei auf der militärischen Effizienz dieser Milizen, die ideologische Nähe zur CS-Partei war zweitrangig. So erklärt es sich auch, dass Seipels Hauptsorge der rechten [[Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs]] unter dem [[Antisemitismus|Antisemiten]] [[Hermann Hiltl]] galt, die er auch mit finanziellen Mitteln des ungarischen [[Miklós Horthy|Horthy-Regimes]] aufrüstete.<ref name="strassennamen" />
 
Seipel sanierte mit Hilfe einer [[Völkerbund]]<nowiki />anleihe ([[Genfer Protokolle]]) die Staatsfinanzen und bereitete die im Dezember 1924 wenige Tage nach seinem Rücktritt beschlossene Einführung der [[Österreichischer Schilling|Schillingwährung]] 1925 vor.
Diese führte jedoch zu einem starken Rückgang des Realeinkommens der Bevölkerung und starkem Ansteigen der [[Arbeitslosenquote]]. Nach heftiger Kritik aus seiner eigenen Partei und einem Attentat auf ihn am 1.&nbsp;Juni 1924 trat er am 8. November 1924 zurück, blieb aber Obmann des christlichsozialen [[Klub (Politik)|Abgeordnetenklubs]]. Der Attentäter Karl Jaworek<ref>Andere Schreibweise: ''Karl Jawurek;'' s. z.&nbsp;B. [https://books.google.de/books?id=OLASuzeE4kcC&pg=PA29&lpg=PA29&dq=Karl+Jawurek&source=bl&ots=gv0zz7obt8&sig=IQLZjBo9TbfU7b4eP9m7_1jyUoo&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiOr5PVorPSAhXGwxQKHfSYCEsQ6AEIOzAE#v=onepage&q=Karl%20Jawurek&f=false hier]</ref> machte Seipel für seine persönliche Armut verantwortlich und schoss am Bahnsteig des Südbahnhofs aus nächster Nähe auf den Kanzler, der gerade mit dem Zug in Wien angekommen war. Dafür wurde Jaworek später zu fünf Jahren schweren Kerkers verurteilt.<ref name="Jaworek">{{Internetquelle |url=http://diepresse.com/home/zeitgeschichte/3814040/Attentat-auf-Seipel_Ich-glaube-man-hat-auf-mich-geschossen?_vl_backlink=/home/index.do |titel=Attentat auf Kanzler Seipel: „Ich glaube, man hat auf mich geschossen“ |hrsg=[[Die Presse]] |datum=2014-06-01 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20140604003440/https://diepresse.com/home/zeitgeschichte/3814040/Attentat-auf-Seipel_Ich-glaube-man-hat-auf-mich-geschossen |archiv-datum=2014-06-04 |zugriff=2014-06-01 |offline=1}}</ref> Prälat Seipel begnadigte Jaworek nach zweieinhalb Jahren.<ref>https://tvthek.orf.at/profile/Archiv/7648449/Karl-Jawurek-Der-Attentaeter-von-Ignaz-Seipel/13955050</ref>
[[Datei:Ignaz seipel (engelhart).jpg|mini|Ignaz Seipel, Gemälde von [[Josef Engelhart]], um 1929]]
 
Im Herbst 1924 überlegte die bayerische Fremdenpolizei, [[Adolf Hitler]], der nach seinem [[Hitlerputsch|Putschversuch]] 1923 in der [[Justizvollzugsanstalt Landsberg]] seit April 1924 [[Festungshaft]] verbüßte, aus [[Bayern]] nach Österreich abzuschieben, falls er vorzeitig aus der Haft entlassen würde. Seipel wollte den Putschisten und Unruhestifter nicht wieder in Österreich haben und ließteilte Bayern die Stellungnahme zukommenmit, Hitler sei durch den Dienst im [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|deutschen Heer]] Deutscher geworden. Bayern wies nach, dass Österreich in anderen Fällen die [[österreichische Staatsbürgerschaft]] deutscher Soldaten anerkannt habe; Seipel beharrte aber auf seiner Rechtsansicht.<ref>[http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44385 Historisches Lexikon Bayerns: Ausweisung Adolf Hitlers aus Bayern]</ref><ref>Othmar Plöckinger: ''Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers „Mein Kampf“. 1922–1945.'' Oldenbourg, München 2006, ISBN 3-486-57956-8, [http://books.google.at/books?id=NpFQk-dN074C&pg=PA59&lpg=PA59&dq=hitler+seipel&source=bl&ots=KfzjJ2mRj6&sig=5j-AM6Q8M2H1xANe2FyKIt9N7ag&hl=de&ei=Y1BlTPqBI9DqOJ6Q7LMN&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CCMQ6AEwAw#v=onepage&q=hitler%20seipel&f=false S. 59.]</ref>
 
Hitler blieb in Deutschland und legte 1925 seine österreichische Staatsbürgerschaft zurück, da er als dann Staatenloser aus Deutschland nicht mehr abgeschoben werden konnte. 1932 wurde er im deutschen [[Freistaat Braunschweig]] formal [[Einbürgerung Adolf Hitlers|eingebürgert]].
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Dadurch wurde er zum großen Feindbild der Sozialdemokraten, die ihn nach dem polizeilichen Massaker an Arbeitern, die am [[Julirevolte|15. Juli 1927]] anlässlich des [[Schattendorfer Urteil]]s demonstrierten, als „Prälaten ohne Milde“, „Prälaten ohne Gnad’“ und als „Blutprälaten“ bezeichneten. Seipel hatte am 26. Juli 1927 in seiner Erklärung zu den Ereignissen vor dem Nationalrat gesagt: „Verlangen Sie nichts vom Parlament und von der Regierung, das den Opfern und den Schuldigen an den Unglückstagen gegenüber milde erscheint, aber grausam wäre gegenüber der verwundeten Republik.“<ref>[http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=spe&datum=0005&page=509&size=45 Stenographisches Protokoll. 7. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. III. Gesetzgebungsperiode. 26. Juli 1927 (=&nbsp;S.&nbsp;133&nbsp;ff.)].</ref> Seipels Erklärung folgte eine überaus kontroversielle und heftige Parlamentsdebatte. Die Opposition griff den verkürzten Begriff ''ohne Milde'' heraus und verknüpfte ihn mit ihrer Kritik am von Polizeipräsident [[Johann Schober]] zu verantwortenden überschießenden Polizeieinsatz.
 
1928 vertrat Seipel in Übereinstimmung mit dem Landeshauptmann von Niederösterreich [[Karl Buresch]] das Interesse der [[Heimwehr]], indem er den [[Aufmarsch der Heimwehr und des Schutzbundes in Wiener Neustadt|Aufmarsch der Heimwehr in Wiener Neustadt]] genehmigte, wie auch den zeitlich und örtlich getrennten Aufmarsch des [[Republikanischer Schutzbund|Republikanischen Schutzbundes]], gegen den ausdrücklichen Wunsch von Bürgermeister [[Anton Ofenböck]]. Als Bundeskanzler konnte er dabei mit einem massiven Aufgebot von Gendarmerie und Militär seine Stärke zeigen, es kam am Aufmarschtag zu keinen Gewaltereignissen.
 
Seipel trat am 4. April 1929 vom Amt des Bundeskanzlers zurück und führte die Geschäfte noch bis 4. Mai 1929 weiter, als ihm [[Ernst Streeruwitz]] als Regierungschef nachfolgte.<ref>[http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/dfg-viewer/?no_cache=1&set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fzefys.staatsbibliothek-berlin.de%2Foai%2F%3Ftx_zefysoai_pi1%255Bidentifier%255D%3D9f42e344-602c-4a5d-af3c-2bab7a02aaef ''Kabinett Seipel zurückgetreten'']. In: ''[[Vossische Zeitung]]'', 4. April 1929, S. 1.</ref> (Insgesamt standen fünf Bundesregierungen der Ersten Republik unter Seipels Leitung.)
 
Mit der Regierungsform der Ersten Republik war er nicht zufrieden; er war wesentlicher Betreiber der Stärkung der Rolle des Bundespräsidenten, wie sie mit der [[Bundesverfassung (Österreich)#Zweite Bundes-Verfassungsnovelle 1929 |Bundesverfassungsnovelle 1929]] realisiert wurde, die Seipel selbst mit der Sozialdemokratie aushandelte, und „hat vermutlich an sich selbst als künftigen Träger des Amtes gedacht“.<ref>Eric C. Kollman: ''Theodor Körner. Militär und Politik.'' Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1973, ISBN 3-7028-0054-9, S. 344.</ref><ref>[[Bruno Kreisky]]: ''Im Strom der Politik. Der Memoiren zweiter Teil.'' Siedler-Verlag, Berlin, Kremayr & Scheriau, Wien 1988, ISBN 3-218-00472-1, S. 354.</ref> Darüber hinaus propagierte er unter dem politischen Schlagwort der „wahren Demokratie“ eine Säuberung des Systems vom „Übel der Parteinherrschaft“:
 
{{Zitat|Ich selbst messe der bloßen Reform des Wahlrechts und der Wahlordnung keine allzu große Bedeutung bei; ich sehe die Wurzel des Übels in der Art der Parteienherrschaft, wie sie sich in den Zeiten der konstitutionellen Monarchie entwickelt hat und nach dem Wegfall der monarchischen Korrektur ungehemmt in die Halme geschossen ist. Nach meiner Ansicht rettet jener die Demokratie, der sie von der der Parteienherrschaft reinigt und dadurch erst wieder herstellt.|Ignaz Seipel|„[[Tübingen|Tübinger]] Rede“, abgedruckt in Seipels ''Der Kampf um die österreichische Verfassung'', 1930}}
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Als Seipels letzte Ruhestätte wurde auf Initiative von [[Hildegard Burjan]], von Bundeskanzler [[Engelbert Dollfuß]] unterstützt, die von [[Clemens Holzmeister]] gestaltete [[Pfarrkirche Neufünfhaus|Christkönigskirche]] im Wiener Arbeiterbezirk [[Rudolfsheim-Fünfhaus]] (15. Bezirk) errichtet (sie befindet sich nur sechs Häuserblöcke von Seipels Geburtshaus entfernt). Seipels Sarg wurde im Herbst 1934 in der Krypta der Kirche bestattet. Dollfuß, diktatorisch regierend, war zwei Monate vorher von einem Nationalsozialisten ermordet worden. Dollfuß’ Nachfolger [[Kurt Schuschnigg]] ließ nun auch Dollfuß dort bestatten; die Kirche wurde vom Regime „Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche“ genannt.
 
Nach dem [[Anschluss Österreichs|„Anschluss“ Österreichs]] ließ das [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regime]] beide Särge 1939 umbetten:. Seipels Sarg wurde in einem [[Liste gewidmeter Gräber der Stadt Wien|Ehrengrab]] auf dem [[Wiener Zentralfriedhof]] (Gruppe 14 C, Nummer 7) bestattet. Das Gräberfeld liegt unmittelbar neben der Präsidentengruft vor der damals [[Karl Lueger|„Dr.-Karl-Lueger]]-Gedächtniskirche“ genannten [[Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus]]; Seipels Grab befindet sich zwischen den Gräbern des Dichters [[Anton Wildgans]] und der Opernsängerin [[Selma Kurz]]. Dollfuß wurde auf dem [[Hietzinger Friedhof]] beigesetzt.
 
Am 27. April 1934 wurde von der [[Ständestaat (Österreich)|diktatorischen Stadtverwaltung]] der damalige Ring des 12. November (Erinnerung an die Republikgründung), Teil der [[Wiener Ringstraße#Dr.-Karl-Renner-Ring|Wiener Ringstraße]], im Abschnitt vor dem [[Parlamentsgebäude (Wien)|Parlament]] Dr.-Ignaz-Seipel-Ring benannt. Dieser wurde 1940 nach dem NS-Gauleiter [[Josef Bürckel]] umbenannt, am 27. April 1945 wieder zum Seipel-Ring und erhielt am 8. Juli 1956 den heutigen Namen [[Dr.-Karl-Renner-Ring]]. Nach Seipel wurde 1949 unter dem sozialdemokratischen Bürgermeister [[Theodor Körner (Bundespräsident)|Theodor Körner]], der um drei Jahre älter war als Seipel, der ''[[Dr.-Ignaz-Seipel-Platz]]'' im [[Innere Stadt (Wien)|1. Wiener Gemeindebezirk]] benannt. Der Altstadtplatz wird von der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]] (Alte Universität) und von der [[Jesuitenkirche (Wien)|Jesuitenkirche]] (Universitätskirche) eingerahmt; nach beiden Gebäuden war der Platz vorher benannt.
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== Literatur ==
* [[Lothar Höbelt]]: ''„Größter Fehler ist nervös zu werden“. Seipel, der „Bürgerblock“ und die „Genfer Sanierung“ 1922''. Böhlau, Wien / Köln 2023 (Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg; 84), ISBN 978-3-205-21681-0.
* Klemens von Klemperer: ''Ignaz Seipel: Christian Statesman in a Time of Crisis''. Princeton UP, Princeton, NJ 1972.
** dt. ''Ignaz Seipel. Staatsmann einer Krisenzeit''. Styria, Graz 1976.
* Thomas Olechowski: ''Ignaz Seipel. Moraltheologe, k.k. Minister, Bundeskanzler''. In: Mitchell G. Ash, Josef Ehmer (Hg.): ''Universität – Politik – Gesellschaft''. V&R Unipress, Göttingen 2015. S. 271–278.
* Friedrich Rennhofer: ''Ignaz Seipel. Mensch u.und Staatsmann. Eine biographische Dokumentation''. (''Böhlaus zeitgeschichtliche Bibliothek'', Band 2), Böhlau, Wien 1978, ISBN 978-3-205-08810-3.
* [[Michaela Sohn-Kronthaler]] (Hrsg.): ''Die Tagebücher von Ignaz Seipel''. Wien. Böhlau 2024 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek; Bd. 88/1–2), ISBN 978-3-205-22108-1
** Bd. 1,1: ''Edition der Tagebücher von Ignaz Seipel''.
** Bd. 1,2: ''Personenlexikon zu den Tagebüchern von Ignaz Seipel''
** Bd. 2: ''Ignaz Seipel (1876–1932). Im Spannungsfeld von Kirche, Partei und Politik'', herausgegeben von Michaela Sohn-Kronthaler und Markus Zimmermann.
* Angelo Maria Vitale: ''Das politische. Denken Ignaz Seipels zwischen Scholastik und Korporativismus.'' In: F. S. Festa, E. Fröschl, T. La Rocca, L. Parente, G. Zanasi (Hrsg.): ''Das Österreich der dreißiger Jahre und seine Stellung in Europa.'' Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-653-01670-3.
 
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* {{Austriaforum|AEIOU/Seipel,_Ignaz}}
* [http://www.mediathek.at/atom/017831CB-207-018A7-00000BEC-01772EE2/ Trauerrede für Ignaz Seipel] von Bundespräsident [[Wilhelm Miklas]] (1932)
* {{ÖCV|12500838}}
 
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Abgeordneter zum Nationalrat (Österreich)]]
[[Kategorie:Moraltheologe]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (UniversitätKatholisch-theologische Fakultät in Salzburg)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Wien)]]
[[Kategorie:Korporierter (Schülerverbindung)]]