Der Mistral ist ein kalter, oft starker Fallwind aus nordwestlicher Richtung, der sich im unteren Rhônetal (und darüber hinaus) bemerkbar macht.
Ausbreitung
Die Bezeichnung Mistral wird vor allem in Verbindung mit der Provence verwendet, aber auch die Provinz Languedoc (östlich von Montpellier), das Département Var (Frejus), das gesamte untere Rhônetal (von Lyon bis Marseille) und die Inseln Korsika und Sardinien sind betroffen. Der östliche Teil der Côte d’Azur, die sogenannte Französische Riviera, mit den höher aufragenden Bergen dagegen ist geschützt und bleibt von dem als meist unangenehm empfundenen Wind fast immer verschont.
Grundlagen
Der Mistral kann zuerst recht sanft und durch die Landmasse noch aufgewärmt und deshalb warm wehen. Nach einigen Stunden oder gar Tagen kann er ein starker bis sehr starker Wind werden, der aus nordwestlicher Richtung über Frankreich in den Mittelmeerraum weht. Typisch ist dann ein wolkenloser, dunkelblauer Himmel, gute Fernsicht, nachts ein beeindruckender Sternenhimmel und ein erheblicher Abfall der Temperatur. Er kann tagelang wehen und tritt so häufig auf, dass die Bäume im Rhônetal oft in Windrichtung nach Süden hin gebogen sind (Windflüchter).
Wenn ein Tief über Nordfrankreich in Richtung Osten abzieht, ist die klassische Ausgangslage für den Mistral gegeben. Der Wind entsteht durch in den Mittelmeerraum einströmende Polarluft. Die Alpen und Cevennen bilden eine Blockade, so dass die kalte Polarluft ins Rhônetal, ein Grabenbruch zwischen den beiden genannten Gebirgen, gelangt. Durch diese Kanalisierung (Düseneffekt) entstehen dort hohe Windgeschwindigkeiten von 50–75 km/h, in Spitzen über 135 km/h. Außerdem ist der Mistral sehr trocken und entzieht dem Boden Feuchtigkeit, was die Waldbrandgefahr in der Provence erheblich erhöht.[1]
Die typische Mistralwetterlage wird geprägt von hohem Luftdruck über der Biskaya und einem Tiefdruckgebiet über Italien. Diese Lage stellt sich häufig in Verbindung mit Kaltlufteinbrüchen aus Norden ein, deren Hauptstoßrichtung über Großbritannien bis in den nordwestlichen Mittelmeerraum verläuft. Dort trifft die Kaltluft auf wärmere Mittelmeerluft. Dies bietet günstige Voraussetzungen für die Entstehung eines Genuatiefs.
Ein Indiz für den sehr plötzlich einsetzenden Mistral sind die sehr auffälligen Lenticulariswolken.
Zur Benennung
Winde im Mittelmeer |
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Die Provenzalen kennen 32 Winde aus allen Himmelsrichtungen und der Mistral ist der direkt aus Nordwest wehende Wind. Den sehr starken Mistral nennt man auch Aurassos und einen sehr kalten Mistral Cisampo. Am Unterlauf des Ebro wird der Mistral Cierzo genannt. In Sardinien und Sizilien heißt er Maestrale. Griechenland kennt diesen Wind als Maïstrali (Μαϊστράλι). In Kroatien nennt man ihn Maestral. Das Synonym Cers wird für den Mistral in Katalonien, Narbonne und in Teilen der Provence verwendet.
Die Definition von Mistral bei den Provenzalen ist uneinheitlich. Für die einen ist Mistral ein nur im Rhônetal wehender Nordwest-Wind. Demnach kann es weiter östlich, z. B. an der Côte d’Azur, eigentlich keinen Mistral geben. Andere sprechen aber bei (kalten) Nord-Winden an der Côte d'Azur auch von Mistral.
Der gleiche Effekt entsteht zwischen den Cevennen und dem Zentralmassiv. Der dabei entstehende Wind heißt Tramontana und weht in West-Ost-Richtung – andere Quellen bezeichnen den Mistral als einen Fallwind aus den Bergen des Zentralmassivs, der trotz trockenadiabatischer Erwärmung als kalt empfunden wird, da er in die wärmere Mittelmeerluft strömt.
Bilder
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Durch den Mistral geformte Korkeiche.
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Mistral über der Insel Château d’If vor Marseille.
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Gischtende Brecher bei Mistral, Plage du Prado.
Einzelnachweise
- ↑ Berthold Wiedersich: Taschenatlas – Wetter. Klett-Perthes Verlag, Gotha, 2003.