In der ebenen Geometrie ist die Mittelsenkrechte oder das Mittellot[1] oder (österreichisch) die Streckensymmetrale[2] diejenige
(S) Gerade durch den Mittelpunkt einer Strecke, die auf der Strecke senkrecht steht.
Die Verallgemeinerung auf drei Dimensionen ist die Mittellotebene einer Strecke.
Anwendungen:
Mittelsenkrechten tragen oft zur Lösung von geometrischen Problemen bei. Z.B.:
a) Bei der zeichnerischen Bestimmung des Mittelpunktes einer Strecke, um einen Thaleskreis zu konstruieren.
b) Bei der Bestimmung des Umkreismittelpunktes eines Dreiecks.
c) Bei der zeichnerischen Rekonstruktion des Mittelpunktes eines Kreises, wenn 3 Punkte des Kreises gegeben sind.
d) Bei der Bestimmung einer Gerade oder Ebene, um einen Punkt auf einen Punkt abzubilden (spiegeln).
e) In Voronoi-Diagrammen spielen sie eine Rolle als Begrenzungen.
Konstruktion einer Mittelsenkrechten
Aufgrund der äquivalenten Definition (D) der Mittelsenkrechten (siehe unten) und der Tatsache, dass eine Gerade durch zwei Punkte eindeutig bestimmt ist, genügt es, zwei Punkte zu finden mit der Eigenschaft :
Man konstruiert eine Mittelsenkrechte zu zwei gegebenen Punkten und , indem man um diese beiden Punkte mit einem Zirkel Kreisbögen zeichnet mit gleichem Radius, der größer als die halbe Strecke zwischen den beiden Punkten sein muss. Die zwei Schnittpunkte dieser beiden Kreislinien bestimmen die Mittelsenkrechte der Strecke .[3]
Gleichungen
Sind die Ortsvektoren der Punkte , so ist ihr Mittelpunkt und ein Normalenvektor der Mittelsenkrechten. Die Normalenform der Mittelsenkrechte ist dann . Einsetzen von und ausmultiplizieren liefert die Gleichung der Mittelsenkrechten in Vektorform:
(V)
Mit erhält man die Koordinatenform:
(K2)
Die Vektordarstellung der Mittellotebene ist wörtlich gleich mit (V). Die Koordinatendarstellung ist um eine Koordinate erweitert:
(K3)
Weitere Definitionen
In der Ebene
Zu der Definition in der Einleitung sind die folgenden Definitionen (D) und (M2) äquivalent:
(D) Die Mittelsenkrechte einer Strecke ist die Menge aller Punkte,
Nachweis mit Vektorrechnung: Sind die Ortsvektoren der Punkte , dann gilt:
Die letzte Gleichung ist die Normalenform (V) der Mittelsenkrechten.
Die Gleichung lässt sich auch so interpretieren: ist der Mittelpunkt eines Kreises, der durch und geht. Damit gibt es die weitere Definition:
(M2) Die Mittelsenkrechte einer Strecke ist die Menge der Mittelpunkte aller Kreise, die durch gehen.
Im Raum
Geht man von Punkten im 3-dimensionalen Raum aus, so definiert (analog zum ebenen Fall)
(D) die Mittellotebene zu .
Der Nachweis der Äquivalenz zur Definition in der Einleitung verläuft analog zum ebenen Fall mit Hilfe der Vektorrechnung.
Beispiele
In der Ebene
(grün) sei die Strecke mit den Endpunkten und . Dann ist und
Setzt man diese Werte in die obige Koordinatengleichung (K2) ein, so ergibt sich für die Geradengleichung der Mittelsenkrechten:
Im Raum
Für und ergibt sich aus der obigen Gleichung (K3) die Koordinatengleichung der Mittellotebene
- .
Mittelsenkrechten im Dreieck
Die Mittelsenkrechten eines Dreiecks schneiden sich in einem Punkt, nämlich im Umkreismittelpunkt des Dreiecks. Dieser Umkreis geht durch alle Ecken des Dreiecks (siehe dazu auch: Ausgezeichnete Punkte im Dreieck).[5]
Im gleichschenkligen Dreieck kann die Mittelsenkrechte, für den Winkel am Scheitel der beiden gleichen Schenkel, auch die Funktion der Winkelhalbierenden erfüllen. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn der Scheitel nicht innerhalb der Zeichenebene liegt.
Siehe auch
Literatur
- Rolf Baumann: Geometrie. Mit Übungen und Lösungen. Mentor, München 2002, Kapitel 3.1.
- Cornelia Niederdrenk-Felgner: Lambacher-Schweizer. Lehrbuch der Mathematik für die 7. Klasse (G9) an Gymnasien (Baden Württemberg). Klett, Stuttgart 1994, ISBN 3-12-731370-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Neßelmann: Axiomatische Geometrie. 22. Februar 2010, 5. Ergänzungen, S. 143, Definition 5.5.3 (online [PDF; 6,5 MB; abgerufen am 24. April 2021]).
- ↑ Karl Strubecker: Vorlesungen über Darstellende Geometrie. In: Studia Mathematica/Mathematische Lehrbücher. Band 12. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1967, II. Parallelprojektion und perspektive Affinität, S. 18 (online [PDF; 12,6 MB; abgerufen am 24. April 2021]).
- ↑ Stefan Friedl: Elementargeometrie. 2017, 3.3. Die Bestimmung des Mittelpunkts einer Strecke mit Zirkel und Lineal, S. 37, Abbildung 44. Konstruktion der Mittelsenkrechte der Strecke (online [PDF; 13,1 MB; abgerufen am 24. April 2021]).
- ↑ Stefan Friedl: Elementargeometrie. 2017, 3.5. Die Mittelsenkrechten eines Dreiecks, S. 38–39 (online [PDF; 13,1 MB; abgerufen am 24. April 2021]).
- ↑ Stefan Friedl: Elementargeometrie. 2017, 3.5. Die Mittelsenkrechten eines Dreiecks, S. 40 (online [PDF; 13,1 MB; abgerufen am 24. April 2021]).