Aus seiner ursprünglichen Analyse der Möglichkeiten folgerte Pascal nun, dass es besser sei, bedingungslos an Gott zu glauben.
== Pragmatische Argumentation und Entscheidungstheorie ==
Pascals Wette unterscheidet sich von traditionellen Gottesbeweisen, da sie keine logischen oder empirischen Beweise für die Existenz Gottes anbietet. Stattdessen basiert die Wette auf einer pragmatischen Argumentation, die das rationale Handeln unter Unsicherheit in den Vordergrund stellt. Pascal präsentiert den Glauben an Gott als eine Entscheidungssituation, bei der die potenziellen Gewinne und Verluste abgewogen werden müssen, ähnlich wie bei einer Wette.
Pascal geht von der Annahme aus, dass die Existenz Gottes weder bewiesen noch widerlegt werden kann. In dieser Situation sieht er die Entscheidung, an Gott zu glauben oder nicht, als eine Wette mit zwei möglichen Szenarien:
# '''Glaube an Gott:'''
#* Existiert Gott, führt der Glaube zu unendlichem Gewinn – ewiges Leben und Glückseligkeit.
#* Existiert Gott nicht, ist der Verlust minimal, da nur begrenzte weltliche Freuden entbehrt werden.
# '''Kein Glaube an Gott:'''
#* Existiert Gott, führt der Unglaube zu unendlichem Verlust – ewige Verdammnis.
#* Existiert Gott nicht, ist der Gewinn endlich, da man nur begrenzte zusätzliche Freuden genießt.
Pascal argumentiert, dass es rational ist, an Gott zu glauben, da der potenzielle Gewinn (unendliches Glück) den möglichen Verlust (geringe weltliche Freuden) bei weitem überwiegt. Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit der Existenz Gottes gering wäre, würde der unendliche Nutzen den Glauben rechtfertigen. Ein Verzicht auf eine Entscheidung, also die Gleichgültigkeit, wird von Pascal als implizite Wahl gegen den Glauben gewertet, was zu einem potenziell unendlichen Verlust führen könnte.
=== Relevanz in der Entscheidungstheorie ===
Pascals Wette wird oft als eines der frühesten Beispiele für die Anwendung der Entscheidungstheorie angesehen. Während traditionelle Gottesbeweise häufig auf formalen Logiksystemen beruhen, wie der Aussagen- oder [[Modallogik]], zieht Pascal Argumente aus der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Rationalität bei Entscheidungen unter Unsicherheit heran. Die Entscheidung, an Gott zu glauben, wird somit weniger als eine metaphysische oder theologische Frage, sondern vielmehr als eine strategische Entscheidung mit potenziell unendlichem Gewinn betrachtet.
Durch die Betonung der praktischen Konsequenzen der Entscheidung stellt Pascals Wette eine der einflussreichsten pragmatischen Begründungen für den Glauben dar und wurde in der Philosophie sowie in der modernen [[Entscheidungstheorie]] breit diskutiert.
= Formale Darstellung in der Aussagenlogik =
Die ''Pascal'sche Wette'' kann auch in der [[Aussagenlogik]] dargestellt werden, um die Entscheidungsstruktur formaler auszudrücken. Diese logische Repräsentation basiert auf der Abwägung der möglichen Konsequenzen des Glaubens oder Unglaubens an Gott, abhängig davon, ob Gott existiert oder nicht.
Die möglichen Aussagen lauten:
* '''P''': „Gott existiert“.
* '''B''': „Ich glaube an Gott“.
* '''G''': „Ich gewinne unendliches Glück“.
* '''V''': „Ich erleide einen endlichen Verlust“.
Basierend auf diesen Aussagen kann die Wette durch die folgenden Implikationen beschrieben werden:
* '''P ∧ B → G''': Wenn Gott existiert und ich an ihn glaube, dann gewinne ich unendliches Glück.
* '''¬P ∧ B → V''': Wenn Gott nicht existiert und ich an ihn glaube, dann erleide ich einen endlichen Verlust.
* '''P ∧ ¬B → ¬G''': Wenn Gott existiert und ich nicht an ihn glaube, gewinne ich nicht das unendliche Glück (dies impliziert möglicherweise einen unendlichen Verlust).
Diese formale Darstellung zeigt, dass Pascals Argument auf einer Wahrscheinlichkeitsabwägung beruht, bei der die möglichen Konsequenzen gegeneinander abgewogen werden. Der potenziell unendliche Gewinn des Glaubens an Gott überwiegt den endlichen Verlust des Unglaubens, falls Gott nicht existiert.
== Kommentare und Kritik ==
* Jeff Jordan (Hrsg.): ''Gambling on God: Essays on Wager.'' Rowman & Littlefield, 1994.
* [[Nikolaus Knoepffler]]: ''Über die Unmöglichkeit, die Gottesfrage durch eine Wette im Sinne Pascals zu entscheiden.'' In: ''Philosophisches Jahrbuch.'' Band 107, 2000, S. 398–409.
* [[Blaise Pascal]], ''[[Pensées]]'', übersetzt und modernisiert von Jonathan Bennett, 1660.
* [[Ian Hacking]], ''The Logic of Pascal’s Wager'', Philosophy, 51(1976): 200-207.
== Weblinks ==
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