Das Technische Museum Wien zeigt Exponate und Modelle aus der Geschichte der Technik unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen Anteils an der technologischen Entwicklung. Die hellen, mit Glaskuppeln überdachten Innenhöfe gelten weiters als Besonderheit des Museums an sich. Es liegt in Penzing in der Mariahilfer Straße im Gustav-Jäger-Park.
Geschichte
Anlässlich des 60jährigen Jubiläums des Regierungsantrittes Kaiser Franz Josephs I im Jahr 1908 wurde beschlossen, in Wien ein Technisches Museum für Industrie und Gewerbe zu errichten. Maßgeblich beteiligt war Wilhelm Exner. Im Komitee zur Gründung war auch der Industrielle Arthur Krupp, der auch finanziell beitrug. Die Grundsteinlegung des Gebäudes erfolgte 1909 durch den Kaiser selbst, die Eröffnung des Museums für den Besucherverkehr 1918. Als Standort wurde ein Grundstück im 14. Wiener Gemeindebezirk unweit der kaiserlichen Residenz in Schönbrunn ausgewählt, es war eines der ersten repräsentativen Stahlbetongebäude in Österreich. (Wobei anzumerken ist, dass die Wiener Postsparkasse von Otto Wagner 8 Jahre früher - 1904 - auch bereits aus Stahlbeton gebaut wurde). Das Museum wurde bis 1922 von einem Verein betrieben, dann verstaatlicht.
Von 1992 bis 1999 wurde das Gebäude generalsaniert, die Glaskuppeln der überdachten Innenhöfe um ein Stockwerk angehoben und halbversenkt vor dem Haupteingang ein Glasvorbau als Eingangsbereich angebaut (am Bild oben der dunkle Teil). Darin befinden sich jetzt Garderoben für Besuchergruppen, Schulklassen etc., die Kassen und ein Museumsshop.
Exponate
Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung technischer Konzepte. Deshalb gibt es zum Großteil Funktionsmodelle, die dem technischen Fortschritt entsprechend von Zeit zu Zeit erneuert werden.
Das Museum verfügt über zahlreiche, zum Teil recht große historische Demonstrationsmodelle vor allem aus dem Bereich der Eisenbahn und des Schiffbaues. Herausragend sind dabei die funktionsfähigen Dampfmaschinen und eine in mehrere Baugruppen zerlegte Lokomotive der Erzbergbahn. Weiters ist im technischen Museum eine der größten Sammlungen historischer Musikinstrumente in Österreich untergebracht. Zahlreiche historischen Schienenfahrzeuge wurden mit der Umstrukturierung des Museums 1999 ins Eisenbahnmuseum Strasshof in Niederösterreich überstellt, wo sie vom 1. Österreichischen Straßenbahn und Eisenbahnklub (1. ÖSEK) betreut werden.
Weitere Schienenfahrzeuge wurden anderen Vereinen, Sammlungen oder kommerziellen Leihnehmern überlassen, darunter etwa dem Eisenbahnmuseum Schwechat des Vereines der Eisenbahnfreunde.
Die Abteilung für Straßenfahrzeuge blieb im Museum. Sie zeigt Meilensteine der österreichischen Kraftfahrzeuggeschichte der Marken Austro-Daimler, Gräf & Stift, Steyr, Puch u.a. Zu den ganz alten gehören der Benz des Eugen von Zardetti (1893), das erste in Österreich betriebene Benzinautomobil, und eines der ältesten im Originalzustand erhaltenen Fahrzeuge überhaupt, der Zweite Marcus Wagen (1888/89). Um den Aufbau dieser Sammlung hat sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg der damalige Kustos, HR. Dr. Hans Seper, besonders verdient gemacht. Vom Zweiten Marcus-Wagen wurde unter Aufsicht des Museums eine Replika angefertigt, die am 17. Mai 2006 in Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Damit sollen in Zukunft Versuchsfahrten und Ausfahrten vor Publikum durchgeführt werden, ohne das wertvolle Original strapazieren zu müssen.
Es besteht ein öffentlicher Diskurs über die Linie des Museums. Bereits unter dem Direktorat von Peter Rebernik wurde die Besucherzahl des Museums als sekundäre Leitlinie definiert. Dieses Ziel konnte durch Werbeveranstaltungen erzielt werden, die vorerst nicht im eigentlichen Kontext der Museumsaufgaben standen. Im Jahr 2006 scheint die Situation derart konsolidiert, dass Besucherzahlen auf hohem Niveau auch ohne museumsfremde Aktivitäten erzielt werden, vorrangig durch gut beworbene Wechselausstellungen.
Im Gegensatz zur Konzentration auf Besucherzahlen wird mitunter Kritik laut, dass das Museum seine wissenschaftlichen und konservatorischen Aufgaben nicht mit gleichem Engagement wahrnähme. So befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Dampflokomotiven, darunter auch wertvolle Unikate, ungeschützt und der Witterung ausgesetzt im Freigelände der Außenstelle Strasshof. Zahlreiche Stimmen beklagen, dass es durch mehrjährige Witterungseinflüsse zu nicht mehr behebbaren Rost- und Frostschäden an wichtigen Exponaten gekommen sei. Im Sommer 2006 kündigte das Technische Museum an, für besonders wichtige historische Lokomotiven eine Neubauhalle am Standort Mariahilfer Straße zu errichten. Ein Konsortium prominenter österreichischer Unternehmensführer, angeführt von Christian Konrad übernahm die Aufgabe der Mittelaufbringung. Das Vorhaben eine derartige Halle - abseits von Gleisen - über Dampflokomotiven zu errichten wird in weiteren Kreisen von Museumsexperten und Eisenbahnfreunden sehr kritisch gesehen und teilweise auch bekämpft. International ist es seit Jahrzehnten ein bewährtes Modell, Bahnmuseen nur im Zusammenhang mit nutzbaren Gleisanschlüssen zu errichten um die Exponate am Schienenweg (zu Werkstätten, zu anderen Museen, zu Veranstaltungen) bewegen zu können. Offiziell aus Budgetgründen wurde das Projekt dieser Neubauhalle im Sommer 2007 gestrichen. Ende 2008 wurden die wertvollsten Eisenbahnfahrzeuge nach teilweise aufwändiger Restaurierung wieder in der Haupthalle des TMW ausgestellt, andere Exponate wurden als Leihgabe an Eisenbahnmuseen in den Bundesländern vergeben.
Besonderheiten
- Schaubergwerk unter dem Gebäude
- Hochspannungslabor
- Modelle von Brücken, Hüttenbetrieben
- Originale Dampfmaschinen
- Verkehrsabteilung (mit dem bekannten Wagen von Siegfried Marcus)
- Salonwagen der Kaiserin Elisabeth
- Sonderausstellungen zu aktuellen und historischen Themen (2008- Chromjuwelen; Ölrausch)
Literatur
- Pilz, Barbara: Der Hofsalonwagen der Kaiserin Elisabeth, Verlag Technisches Museum Wien, 2002, ISBN 3-902183-05-5
- Gerhard Schaukal: Straßenfahrzeuge aus der Sammlung des Technischen Museums Wien, Verlag Technisches Museum Wien, 2001, ISBN 3-902183-02-0
Weblinks
Koordinaten: 48° 11′ 27″ N, 16° 19′ 3,4″ O