Wolfgang Kayser (* 24. Dezember 1906 in Berlin; † 23. Januar 1960 in Göttingen) war ein deutscher Germanist und Literaturwissenschaftler.
Leben
Wolfgang Kayser promovierte 1932 über die Lyrik des Barockdichters Harsdörffer und habilitierte sich 1935 über die Geschichte der deutschen Ballade. Während der Zeit des Nationalsozialismus zeigte er sich linientreu gegenüber den Nationalsozialisten. 1933 trat er der SA bei und 1937 der NSDAP.[1] 1938 wurde er Privatdozent in Leipzig und 1941 Leiter des Deutschen Kulturinstituts in Lissabon,[1] wobei er als „außerplanmäßiger Professor im Reichsdienst“[1] auch eine Dozentur für Germanistik an der Universität Lissabon innehatte. Zu dieser Zeit arbeitete er bereits an seinem späteren wegweisenden Lehrbuch Das sprachliche Kunstwerk, wie ein im Sommer 1942 an der Universität Coimbra gehaltener Vortrag (1944 publiziert) sowie beispielhafte Analysen von Texten portugiesischer Literatur in diesem literaturtheoretischen Hauptwerk beweisen.
Nach 1945 aus dem Dienst entlassen, arbeitete er grossenteils als freier Dozent, Autor und Übersetzer. Erst 1948 erschien Das sprachliche Kunstwerk, das starken Einfluss auf die Nachkriegsgermanistik hatte. 1950 erhielt er eine Professur an der Universität Göttingen, wo er bis zu seinem Tod 1960 wirkte. Die von ihm vertretene werkimmanente Interpretation war die bis in die 1960er Jahre prägende Methode der deutschen Literaturwissenschaft. Mit der Abkehr von der politisierten nationalsozialistischen Germanistik und der Zuwendung zu einem europäischen sowie fächerübergreifenden kunstwissenschaftlichen Literaturverständnis erwarb er sich auch internationale Reputation. Seit 1954 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 1956 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2]
Schriften
- Die Klangmalerei bei Harsdörffer (1932, 2. Aufl. 1962)
- Geschichte der deutschen Ballade (1936, 2. Aufl. 1943)
- Vom Rhythmus in deutschen Gedichten. In: Dichtung und Volkstum. Bd. 39 (1938), S. 487–510.
- Bürgerlichkeit und Stammestum in Theodor Storms Novellendichtung, 1938
- Gedichte des deutschen Barock (Auswahl und Nachwort, 1943), Insel-Bücherei 313/2 (weitestgehend kriegsvernichtet; Nachdruck 1989)
- O Problema dos Géneros Literários (1944, Sonderdruck des Deutschen Instituts der Universität Coimbra; Übersetzung aus dem Portugiesischen von Ursula Kayser mit Orlando Grossegesse in Literaturtheorie am Ende? 50 Jahre Wolfgang Kaysers "Sprachliches Kunstwerk". Tübingen/Basel 2001).
- Kleine deutsche Versschule (1946, 25. Aufl. 1995)
- Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft (1948, 20. Aufl. 1992)
- Entstehung und Krise des deutschen Romans (1955)
- Das Groteske. Seine Gestaltung in Malerei und Dichtung (1957)
- Wilhelm Buschs grotesker Humor (1958), Vortragsreihe der Niedersächsischen Landesregierung, Heft 4 (online).
- Die Vortragsreise. Studien zur Literatur (1958)
- Die Wahrheit der Dichter. Wandlung eines Begriffes in der deutschen Literatur (1959)
- Deutsche Literatur in unserer Zeit, hrsg. mit Benno von Wiese (1959)
Literatur
- Rudolf Walter Leonhardt, Wolfgang Kayser. Er war unentbehrlich und muß nun doch entbehrt werden; in: DIE ZEIT, 29. Januar 1960, Nr. 05.
- Orlando Grossegesse u. Erwin Koller (Herausgeber): Literaturtheorie am Ende? 50 Jahre Wolfgang Kaysers "Sprachliches Kunstwerk". Internationales Kolloquium, Braga 1998. Francke, Tübingen/Basel 2001.
- Ingeborg Ackermann: Kayser, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 384–386 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 298.
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751-2001. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 129.
Personendaten | |
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NAME | Kayser, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Germanist |
GEBURTSDATUM | 24. Dezember 1906 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 23. Januar 1960 |
STERBEORT | Göttingen |