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{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Datei:Sutures a patients hand.jpg|mini|300px|Vernähen einer Wunde an der Hand]]
{{Infobox ICD
{{Infobox ICD|01-CODE= T14.9<ref>Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 978</ref>|01-BEZEICHNUNG=Verletzung, nicht näher bezeichnet}}
Eine '''Wunde''' (von althochdeutsch ''wunte'' ‚Wunde‘, ‚Schlag‘, ‚Verletzung‘, wie {{laS|''vulnus''}} von indogermanisch ''wen'', ‚leiden‘;<ref>[[Friedrich Kluge]], [[Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]]: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. Aufl., hrsg. von [[Walther Mitzka]], De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 869.</ref> {{elS}} ''[[Trauma (Medizin)|trauma]]'') ist ein Defekt des schützenden Deckgewebes (Trennung des [[Gewebe (Biologie)|Gewebszusammenhangs]]) an äußeren (Haut) oder inneren (Schleimhaut) Körperoberflächen mit oder ohne Gewebsverlust. Zumeist ist sie durch äußere [[Gewalt]] verursacht, kann aber auch alleinige Folge einer [[Krankheit]] sein, wie als Geschwür ([[Ulkus]]).
|01-BEZEICHNUNG= Verletzung, nicht näher bezeichnet
}}
Eine '''Wunde''' (von althochdeutsch ''wunte'' ‚Wunde‘, ‚Schlag‘, ‚Verletzung‘, wie {{laS|''vulnus''}} von indogermanisch ''wen'', ‚leiden‘;<ref>[[Friedrich Kluge]], [[Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]]: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. AuflAuflage., hrsg. von [[Walther Mitzka]],. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 869.</ref> {{elS}} ''[[Trauma (Medizin)|trauma]]'') ist ein Defekt des schützenden Deckgewebes (Trennung des [[Gewebe (Biologie)|Gewebszusammenhangs]]) an äußeren (Haut) oder inneren (Schleimhaut) Körperoberflächen mit oder ohne Gewebsverlust. Zumeist ist sie durch äußere [[Gewalt]] verursacht, kann aber auch alleinige Folge einer [[Krankheit]] sein, wie als Geschwür ([[Ulkus]]).
 
Bei psychischer Schädigung wird umgangssprachlich im weiteren Sinn von einer ''psychischen Wunde'', einem ''seelischen Trauma'' oder einer ''psychischen Narbe'' gesprochen ''(siehe [[Trauma (Psychologie)]])''.
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== Einteilung ==
=== Ursache ===
[[Datei:Schnittwunden.JPG|mini|Teils frische, teils narbig verheilte, oberflächliche Ritz- und Schnittwunden am linken Unterarm, verursacht durch [[selbstverletzendes Verhalten]]]]
[[Datei:Schnitt in Fingerkuppe.jpg|mini|Frische blutende Schnittwunde an der Fingerkuppe des linken Ringfingers]]
 
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* Thermische Wunden werden durch [[Verbrennung (Medizin)|Verbrennungen]], [[Verbrühung]]en oder [[Erfrierung]]en verursacht.
* Chemische Wunden entstehen durch [[Verätzung]]en der Haut oder Schleimhäute<ref>Klaus-Jürgen Bauknecht, Joachim Boese-Landgraf: ''Wunde, Wundheilung, Wundheilungsstörung, Wundbehandlung, Tetanusprophylaxe.'' 1988, S. 9 f.</ref> durch [[Säure]]n (Koagulations[[nekrose]]) oder [[Alkalische Lösung|Laugen]] (Kolliquationsnekrose).
* Strahlenbedingte (aktinische) Wunden kommen durch Bestrahlung der Haut mit ionisierenden Strahlen wie [[Röntgenstrahlung|Röntgenstrahlen]], durch [[radioaktiv]]e [[Isotop]]e oder durch [[Ultraviolettstrahlung|UV-Strahlung]]<ref name="STR!">{{Internetquelle |url=https://www.schuelke.com/de-de/Wissensportal/Wundmanagement/Wundarten/Akute-Wunden/Akute-Wunden.php |titel=Akute Wunden |hrsg=[[Schülke & Mayr|Schülke]] |abruf=2019-03-17}}</ref> zustande. Strahlenwunden ähneln in manchem den Brandwunden. Ihre [[Heilung]] ist jedoch viel problematischer, weil die Strahlenwirkung auf den Gesamtorganismus die Heilung zusätzlich negativ beeinflusst.
STR!>{{Internetquelle|url=https://www.schuelke.com/de-de/Wissensportal/Wundmanagement/Wundarten/Akute-Wunden/Akute-Wunden.php |titel=Akute Wunden |hrsg=[[Schülke & Mayr|Schülke]] |zugriff=2019-03-17}}</ref> zustande. Strahlenwunden ähneln in manchem den Brandwunden. Ihre [[Heilung]] ist jedoch viel problematischer, weil die Strahlenwirkung auf den Gesamtorganismus die Heilung zusätzlich negativ beeinflusst.
 
=== Topografie ===
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Es wird die ''einfache Wunde'' von der ''komplizierten Wunde'' unterschieden.
 
Eine einfache Wunde ist eine Verletzung von Haut, Unterhaut (Fettschicht), gegebenenfalls von [[Faszie]] (bindegewebige Körperhülle) und bei einer ''zusammengesetzten Wunde''<ref>K.-J-. Bauknecht, Joachim Boese-Landgraf: ''Wunde, Wundheilung, Wundheilungsstörung, Wundbehandlung, Tetanusprophylaxe.'' 1988, S. 7.</ref> auch [[Muskel]]. Auch eine Läsion der [[Schleimhaut]] ohne [[Perforation]] wird dieser Gruppe zugeordnet. Hier ist die Heilung oft einfach und sicher zu erreichen. Die durch äußere Gewalt verursachte einfache Wunde, die das Muskelgewebe betrifft, aber keine Organe und nicht lebensgefährlich ist, wird auch ''Fleischwunde'' genannt.
 
Eine komplizierte Wunde schließt eine Verletzung von [[Sehnenscheide]]n, Sehnen, [[Gelenk (Anatomie)|Gelenken]]en, Gefäßen oder Nerven mit ein. Ebenso gehören Wunden mit Organverletzung und Höhleneröffnung (Leibeshöhle, [[Brustkorb]], Schädel) in diese Gruppe. Die Behandlung erfordert großes ärztliches Wissen und sollte von keinem Laien versucht werden.
 
=== Heilungsverlauf ===
* [[Primärheilung|Primär heilende]] (p.&nbsp;p. = per primam intentionem) Wunden kommen nur bei sauberen Wunden vor, deren Ränder nicht klaffen. Dieser Zustand wird durch die [[#definitiveDer WundversorgungWundverschluss|definitive Wundversorgung]] angestrebt. Eine [[Narbe (Wundheilung)|Narbe]] ist strichförmig oder kaum sichtbar.
* [[Sekundärheilung|Sekundär heilende]] (p.&nbsp;s. = per secundam intentionem) Wunden sind solche, bei denen ein Gewebsdefekt vorliegt, den der [[Organismus]] durch neu zu bildendes [[Bindegewebe]] (Narbe) und Überhäutung schließen muss, oder solche mit einer massiven ''Verkeimung'', welche die primäre Heilung verhindert. Die Keimart kann durch einen Wund[[Abstrich (Medizin)#Wundabstrich|abstrichWundabstrich]] identifiziert und die [[Therapeutische Wirksamkeit|Wirksamkeit]] von [[Antibiotikum|Antibiotika]] mittels Antibio- oder Resistogramm bestimmt werden. Nach abgeschlossener Heilung ist eine breite Narbe sichtbar.
 
* Die regenerative Art der Wundheilung, die [[Epitheliale Wundheilung]] stellt einen Sonderfall dar. Sie findet manchmal unter Schorf und nur bei sehr oberflächlicheoberflächlichen Wunden statt, bei denen nur die [[Epidermis (Wirbeltiere)|Epidermis]] durch eine Verletzung geschädigt wurde, und nicht wie bei primär oder sekundär abheilenden Wunden, bei denen tiefere Gewebeschichten betroffen sind. Bei der Epithelialen Wundheilung wächst die Epidermis vom Rande her und der Defekt schließt sich durch Epithelisierung. Bei dieser Art der Wundheilung bildet sich also weder Granulationsgewebe aus, noch kommt es zu einer Kontraktion.<ref>[[Hans Lippert]] (Hrsg.): ''Wundatlas Kompendium der komplexen Wundbehandlung.'' Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-13-140832-4, S. 31.</ref> Da nur die oberste Hautschicht verletzt wurde, bildet sich keine Narbe.
* [[Sekundärheilung|Sekundär heilende]] (p.&nbsp;s. = per secundam intentionem) Wunden sind solche, bei denen ein Gewebsdefekt vorliegt, den der [[Organismus]] durch neu zu bildendes [[Bindegewebe]] (Narbe) und Überhäutung schließen muss, oder solche mit einer massiven ''Verkeimung'', welche die primäre Heilung verhindert. Die Keimart kann durch einen Wund[[Abstrich (Medizin)|abstrich]] identifiziert und die [[Therapeutische Wirksamkeit|Wirksamkeit]] von [[Antibiotikum|Antibiotika]] mittels Antibio- oder Resistogramm bestimmt werden. Nach abgeschlossener Heilung ist eine breite Narbe sichtbar.
 
* Die regenerative Art der Wundheilung, die [[Epitheliale Wundheilung]] stellt einen Sonderfall dar. Sie findet manchmal unter Schorf und nur bei sehr oberflächliche Wunden statt, bei denen nur die [[Epidermis (Wirbeltiere)|Epidermis]] durch eine Verletzung geschädigt wurde, und nicht wie bei primär oder sekundär abheilenden Wunden, bei denen tiefere Gewebeschichten betroffen sind. Bei der Epithelialen Wundheilung wächst die Epidermis vom Rande her und der Defekt schließt sich durch Epithelisierung. Bei dieser Art der Wundheilung bildet sich also weder Granulationsgewebe aus, noch kommt es zu einer Kontraktion.<ref>[[Hans Lippert]] (Hrsg.): ''Wundatlas Kompendium der komplexen Wundbehandlung.'' Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-13-140832-4, S. 31.</ref> Da nur die oberste Hautschicht verletzt wurde, bildet sich keine Narbe.
 
=== Infektionsgefahr ===
Das größte Risiko haben Verletzungen durch ''kontaminierte'' Instrumente beim Pathologen, Abdecker, Schlachter, Fischer oder Verletzungen an kontaminierten Laborglasscherben (Mikrobiologe). Man fürchtet zu Recht eine Kontamination mit Keimen, die bereits eine Menschen- oder Tierpassage hinter sich haben und virulenter geworden sind. In diese Risikogruppe gehören ebenso [[Nadelstichverletzung]]en des medizinischen Personals und Süchtiger (durch benutzte [[Kanüle]]n). Bei beiden ist eine Übertragung von HIV und Hepatitis möglich.
 
In eine ganz andere Gruppe werden ''verschmutzte Wunden mit Gartenerde oder Straßenstaub'' oder gar im [[Schützengraben]] erworbene eingeordnet. Hier droht eine Infektion mit ruhenden Sporen ([[Tetanus]] oder [[Gasbrand]]).
 
Eine weitere Gruppe beinhaltet ''Maschinenverletzungen'' wie an Förderbändern, Walzen, Mähmaschinen oder Getrieben. Die Gewebezerstörung und folgende Durchblutungsdrosselung begünstigt das ''Angehen'' jeglicher Wundkeime.
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Dem Arzt obliegt es dabei lediglich, durch Optimierung der Bedingungen Beschwerden ([[Schmerz|Wundschmerz]]) zu lindern, einer [[Komplikation]] oder [[Infektion]] vorzubeugen, eine Verzögerung zu verhindern und das [[kosmetisch]]e Resultat so optimal wie möglich zu gestalten. Eine echte Wundheilungsbeschleunigung gibt es noch nicht. Beim [[Verband (Medizin)|Verbandwechsel]] beobachten Ärzte oder Pflegepersonen den Heilungsfortschritt, reinigen die Wundumgebung und bedarfsweise das Wundgebiet und schützen die Wunde durch eine künstliche Abdeckung.
 
Es werden – &nbsp;nicht einheitlich und unwidersprochen &nbsp;– drei bis fünf Phasen der Wundheilung unterschieden, die zeitlich überlappend nacheinander auftreten, auf klassischen [[lichtmikroskop]]ischen Untersuchungen basieren und für das bloße Auge nur bei sekundär heilenden Wunden sichtbar sind. Ausgangspunkt jeder Wundheilung ist eine Störung des Blutflusses durch [[KapillarKapillare (Anatomie)|Kapillarverletzungen]]verletzungen. Die initiale [[Blutung]] leitet eine [[Blutgerinnung]] ein, das zerstörte Blutgefäß wird durch ein [[Gerinnsel]] ''(Blutpfropf)'' verschlossen.
** Es beginnt mit der ''Latenzphase'' oder ''Ruhephase'', da anscheinend keine makro- und mikroskopisch sichtbaren weiteren Reaktionen eintreten. (In vielen Einteilungsschemata wird sie der folgenden Phase zugeordnet, da sie meist kurz und nur schlecht abzugrenzen ist.)
* ''Exsudationsphase, Reinigungs-, Inflammations-'' oder ''Entzündungsphase'': Bei der Gerinnselbildung wird ein [[Fibrin]]netz gebildet, welches ein Verkleben aneinanderliegender Wundränder ermöglicht. Klares Wundsekret, welches aus [[Blutserum|Serum]] besteht, ist mit [[Entzündung]]szellen durchsetzt. Unter sauberen Verhältnissen sollte diese Phase nicht länger als ein bis drei Tage dauern. Überschießendes [[Wundsekret]] (''Exsudat'', „austretende Flüssigkeit“) kann bei sekundär heilenden Wunden Fremdkörper und Keime aus der Wunde „herausschwemmen“. Im Verlauf dieser Phase nimmt die [[Mitose]] (Zellteilung) im Wundgebiet zu. [[Monozyt]]en reifen in dem Wundgebiet zu [[Makrophage]]n, die Zelltrümmer und Pfropf abräumen. [[Fibroblast]]en, die sich aus eingewanderten, aber auch aus im Wundrand ortsständigen [[Bindegewebe|Bindegewebszellen]] entwickeln und durch Zellteilung vermehren, vollbringen in der folgenden Phase die eigentliche Aufbauarbeit. Hierzu ist ein feuchtes Wundmilieu nötig, welches durch moderne Verbandsstoffe nachgebildet wird.
* ''Proliferationsphase'', ''Granulationsphase'': Durch Bildung ''(Proliferation)'' von neuem Bindegewebe wird der Wunddefekt zunehmend aufgefüllt, es entsteht das sichtbar grob gekörnte Füllbindegewebe ''([[Granulation (Medizin)|Granulationsgewebe]])''. Hand in Hand mit der zellreichen Auffüllung eines Wunddefektes geht der Abbau des Fibrinnetzes (durch [[Fibrinolyse]]) einher. Zugleich nimmt durch einsprossende Haarkapillaren der Gefäßreichtum zu ''(durch [[Angiogenese]]/ bzw. Vaskularisation)''. Bei sehr kleinen Wunden kann diese Phase schon nach wenigen Stunden beginnen. Im Allgemeinen dauert sie vom vierten bis zum zwölften Tag. Ungefähr zwischen dem sechsten und zehnten Tag beginnt die Ausreifung der kollagenen Fasern. Der gesamte Ablauf ist sehr komplex und unterliegt dem Einfluss zahlreicher Wachstumsfaktoren ([[Zytokin]]e). Das Granulationsgewebe kann sich nur zeitgemäß entwickeln, wenn keine allgemeine oder örtliche Mangelernährung (keine Mangel[[durchblutung]]) und keine unkorrigierten [[Stoffwechselerkrankung]]en das Wachstum behindern.
* In der ''Regenerationsphase'' wird die Wunde an der Oberfläche durch ''Epithelisation'' geschlossen (''Deckgewebe'' der [[Epidermis (Wirbeltiere)|Epidermis]] als ''[[Epithelgewebe]]''). Der [[Durchmesser]] einer gut granulierenden Wunde schließt sich zu einem Drittel ausschließlich durch Schrumpfung, zu zwei Dritteln durch Neubildung (Zellteilung von Oberflächenzellen und Zellwanderung auf der „Gleitbahn“ verflüssigten Fibrins) vom Wundrand her zur Wundmitte. Das darunter gelegene Granulationsgewebe bildet zunehmend [[Kollagenfaser]]n aus, womit die Wiederherstellung aller [[Haut]]schichten nahezu abgeschlossen ist. Da keine [[Elastische Faser|elastischen Fasern]] gebildet werden, fehlt dem [[Narbe (Wundheilung)|Narbengewebe]] jedoch unvermeidbar die [[Elastizität (Physik)|Elastizität]] gesunder Haut. Deswegen wird in der Therapieplanung eine minimale Narbe angestrebt. Die Regenerationsphase dauert etwa ab dem dreizehnten Tag bis zu mehreren Wochen.
** Manchmal extra bezeichnet wird die ''Maturation'' („Reifung“) als weitere funktionelle Anpassung des Narbengewebes an die örtlich verschiedenen Anforderungen. Die weitere Zunahme der Reißfestigkeit des Narbengewebes hängt von der Vernetzung, Verfestigung und Ausrichtung der Kollagenfasern ab. Der Wassergehalt des Gewebes nimmt ab, die anfänglich das Hautniveau gering überstehende Narbe schrumpft regelhaft unter Hautniveau. Auch nimmt der Gefäßreichtum des Narbengewebes ab. Die ursprünglich frisch rote Narbe wird weiß. Dieser Prozess dauert ein bis zwei Jahre.
 
== Wundbehandlung ==
{{Hauptartikel|Wundbehandlung}}
Nur bei Gelegenheitswunden werden zwei Behandlungsphasen unterschieden:
:Die operative Wundversorgung schließt die Beseitigung von [[Fremdkörper]]n und die definitive [[Blutstillung]], etwa mittels Gefäßnaht oder [[Ligatur (Chirurgie)|Ligatur]], von Gefäßstümpfen ein. Die temporäre oder provisorische Wundbehandlung im Rahmen der [[Erste Hilfe|Ersten Hilfe]] trifft nicht auf Operationswunden zu. Die Gelegenheitswunde bedarf einer:
* provisorische Wundversorgung
* definitive Wundversorgung
 
=== Temporäre oder provisorische Wundbehandlung ===
Sie ist Gegenstand der [[Erste Hilfe|Ersten Hilfe]] und trifft nicht auf Operationswunden zu. Die Gelegenheitswunde bedarf einer:
* vorläufigen Blutstillung,
* Schmerzbekämpfung.
* [[Krankheitserreger|keimarmen]] oder [[Sterilisation|keimfreien]] Abdeckung
: Die Wundabdeckung erfolgt mit einer [[Wundauflage]] beispielsweise aus Mull oder mit neueren [[Verband (Medizin)|Verbandsmaterialien]] und wird mit elastischen Binden fixiert. Bei einfachen Schürf- oder Schnittwunden kann [[Superkleber#Cyanacrylat-Klebstoffe|Cyanacrylat-Klebstoff]] zur Wundabdeckung genutzt werden. Tief eingedrungene [[Fremdkörper]] dürfen vor dem [[Krankentransport]] nicht entfernt werden, weil sie einerseits Gefäße oder Hohlorgane perforiert haben können, deren Versorgung vor Ort nicht gelingen kann und andererseits durch vorzeitige Entfernung eine präzise Feststellung des Ausmaßes der Verletzung im OP sich schwierig gestaltet. Sie verbleiben, vor Bewegung beim Transport und weiterem Eindringen geschützt, fixiert. Auf großflächigen [[Brandverletzung]]en oder [[Verbrühung]]en sollen keine [[Salbe]]n aufgetragen werden. Die [[Bekleidung]] soll gelöscht, jedoch unverändert am Körper des Verunglückten belassen werden, sofern sie oder ihre Verbrennungsprodukte nicht giftig ist. Allerdings ist bei Säure- oder Laugenverätzungen die Entfernung der getränkten Kleidung ebenfalls unumgänglich, um eine weitergehende Schädigung zu vermeiden.
* Sofortige Ruhigstellung von Extremitäten.
: Die Ruhigstellung im Rahmen der Erstversorgung erfolgt meist mit [[Vakuumschiene|Vakuum-]] oder anderen Lagerungsschienen.
 
=== Definitive WundversorgungWundreinigung ===
Eine professionelle gründliche Reinigung der Wunde dient der Förderung des Heilungsprozesses, der Entfernung von Keimen oder [[Biofilm]]en, überschüssigem [[Exsudat (Medizin)|Exsudat]] und der Lebensqualität der Patienten. Die Wundreinigung ist somit notwendiger Bestandteil einer jeden Wundversorgung.<ref>Christine Keller: ''Pflegen. Grundlagen und Interventionen''. 3. Auflage. Elsevier Verlag, München 2021, ISBN 978-3-437-28750-3, S. 782.</ref> Auch Wunden, die sauber erscheinen, sind von Keimen besiedelt, die aus der unmittelbaren Umgebung auf den Wundgrund gelangen – meist Angehörige der [[Hautflora]]. Hinzu kommen [[Nasskeim|Wasserkeime]], [[Darmflora|Darmbakterien]] und auch [[Spore]]nbildner. Bei den sogenannten [[Chronische Wunde|chronischen Wunden]] findet sich nicht nur eine größere Anzahl, sondern auch eine erheblich größere Vielfalt an Keimen. Zusätzlich können auch Fremdkörper von Haut und Wundrand in die Wunde gelangen, die fragilen Zustände auf dem Wundgrund beeinflussen und die Abheilung stören. Daher erfolgt eine Wundreinigung immer von innen nach außen.<ref>Andreas Schwarzkopf: ''Wunde auswischen – aber wie?. Stellungnahme aus der Sicht eines medizinischen Mikrobiologen''. In: ''Wundmanagement'', 2017, Jahrgang 11, Ausgabe 6, S. 204–305; {{ISSN|1864-1121}}.</ref>
[[Datei:wound sewed.jpg|mini|Mit vier Stichen [[Nähen (Medizin)|genähte]] Wunde]]
Dieser Abschnitt trifft auf alle Arten von Wunden zu. Auch hierbei sind die Schmerzbekämpfung und Blutstillung zur Schock-[[Krankheitsprävention|Prophylaxe]] zwingend und wichtig.
 
[[Datei:Wundspüllösungen.JPG|mini|Verschiedene Wundspüllösungen]]
==== Die Schmerzbekämpfung ====
Bei der Wundreinigung kommen spezielle Wundspüllösungen zum Einsatz. Weit verbreitet ist die sogenannte [[Ringerlösung]], die [[Natriumchlorid]], [[Kaliumchlorid]] und [[Calciumchlorid]] enthält. Geeignet sind auch Produkte mit:
[[Datei:Knee Replacement.jpg|mini|hochkant|Eine geklammerte Wunde am Knie]]
* [[Natriumhypochlorit]]
: kann bei umfangreichen Verletzungen durch ''systemische'', den gesamten Körper betreffende [[Analgesie]] erfolgen und wird durch die örtliche [[Betäubung]] im Rahmen der operativen Wundversorgung ergänzt oder es geschieht die gesamte Versorgung in [[Narkose]].
* [[Polihexanid]]
* [[Octenidinhydrochlorid|Octenidin]]
Besteht ein Infektionsrisiko, oder ist bereits ein [[Infektion|Infekt]] aufgetreten, wird die Wundreinigung mit [[Antiseptikum|Wundantiseptika]] durchgeführt. Diese kommen nur über einen begrenzten Zeitraum von maximal zwei Wochen zur Anwendung.<ref name="Pro">Kerstin Protz: ''Moderne Wundversorgung. Praxiswissen, Standards und Dokumentation''. 9. Auflage. Elsevier Verlag, München 2019, ISBN 978-3-437-27886-0, S. 23–28</ref> Nach dieser Zeit sollte eine Wundinfektion unter sachgerechter Behandlung abgeklungen sein. [[Leitungswasser|Trink- und Leitungswasser]] ist nicht für die Verwendung an Wunden geeignet.<ref>[https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/ThemenAZ/W/Wundreinig.html Wundreinigung mit Trinkwasser. Können Wunden mittels Trinkwasser gereinigt werden.] [[Robert Koch-Institut]], Glossar zur Infektions- und Krankenhaushygiene.</ref> Es gibt allerdings spezielle Wasserfilter, die eine Verwendung von Leitungswasser in der Wundbehandlung ermöglichen. Die Wundreinigung ist Bestandteil eines jeden Verbandwechsels. Bei größeren Verschmutzungen, hartnäckigen Belägen oder Vorkommen von [[Nekrose]]n erfolgt ein [[Débridement]].
 
==== Die operative WundversorgungDébridement ====
{{Hauptartikel|Débridement}}
: schließt die Beseitigung von [[Fremdkörper]]n und die definitive [[Blutstillung]] mittels Gefäßnaht oder [[Ligatur (Chirurgie)|Ligatur]] von Gefäßstümpfen ein.
Das ''Débridement'' entfernt Fremdkörper und abgestorbenes Gewebe aus der Wunde, wobei es bis an intakte Strukturen heranreichen kann.<ref>''I care Pflege''. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-13-241828-8, S. 673</ref> Es gibt verschiedene Methoden, die sich hinsichtlich ihrer Effizienz unterschieden.
* Chirurgisches Débridement: Mittels Skalpell, [[Kürettage|Ringkürette]], Schere oder „scharfem Löffel“, seltener auch mit dem [[Dermatom (Instrument)|Dermatom]], werden Beläge und nekrotisches Gewebe aus der Wunde entfernt. Es handelt sich um die effizienteste Methode des Débridements, die allerdings oft mit Schmerzen verbunden ist.
* Mechanisches Débridement: Unter Einbringen von speziellen Wundspüllösungen werden Fremdstoffe, Beläge oder Gewebetrümmer mit sterilen Kompressen oder speziellen Reinigungspads aus der Wunde gewischt oder durch Tupfen aufgenommen und entfernt.
* Biochirurgisches Débridement: Bei der [[Madentherapie|Larventherapie]] sorgen steril gezüchtete Fliegenlarven (lucillia serivcata) für die Entfernung von Belägen und abgestorbenem Gewebe.
* Autolytisches Débridement: Der Wunde wird viel Feuchtigkeit zugeführt – etwa durch speziell angereicherte Wundauflagen oder Hydrogele – wodurch die körpereigenen Reinigungskräfte stimuliert werden sollen und Nekrosen und Beläge so aufgeschwemmt werden, dass sie sich von selbst ablösen.
* Enzymatisches Débridement: Biosynthetisch hergestellte [[Proteolyse|proteolytische]] Enzyme bauen innerhalb der Wunde avitales Gewebe ab. Solche Verbände sind innerhalb von trockenen Wunden kaum wirksam und werden täglich gewechselt
 
==== Friedrich-Wundexzision ====
===== Die operative Wundzurichtung bei Gelegenheitswunden =====
Die (primäre) '''Wundausschneidung''' nach [[Paul Leopold Friedrich|Friedrich]]<ref>Vgl. [[Nicolai Guleke]]: ''Kriegschirurgie und Kriegschirurgen im Wandel der Zeiten. Vortrag gehalten am 19. Juni 1944 vor den Studierenden der Medizin an der Universität Jena.'' Gustav Fischer, Jena 1945, S. 13.</ref> ist eine totale Ausschneidung einschließlich des Wundgrundes, die mit dem Skalpell durchgeführt wird und ohne oder mit Wundverschluss erfolgt. Sie kommt zur Anwendung, um stark beschädigtes, gequetschtes oder erheblich verschmutztes Gewebe radikal zu entfernen.<ref>Martina Lauster, Anna-Marie Seitz, Anke Drescher, Karin Kühnel (lekt.): ''Pflege Heute. Lehrbuch für Pflegeberufe''. 7. Auflage. Elsevier Verlag, München 2019, ISBN 978-3-437-26778-9, S. 1319.</ref> Die Methode basiert auf Friedrichs Versuchen zur Wundheilung, der die zeitliche Ausbreitung von Keimen in verkeimten Wunden untersuchte und eine Ausschneidung innerhalb von sechs Stunden zwecks Vermeidung einer wirksamen Infektion postulierte. Aber sie ist bei Gelegenheitswunden oft nicht praktikabel. So wird niemand am Wundgrund einen Nerv oder wichtiges Gefäß ausschneiden.
: Die beiden folgenden alternativen Behandlungen werden nicht an aseptischen Operationswunden angewendet.
 
: Man unterscheidet vom Aufwand, vom Heilungserfolg und von der Praktikabilität her:
==== Die Schmerzbekämpfung ====
# eine '''Wundtoilette''' nach [[Erich Lexer]]: Reinigung, [[Débridement]] ohne oder mit Verschluss
[[Datei:Knee Replacement.jpg|mini|hochkant|Eine geklammerte Wunde am Knie]]
# die '''Wundausschneidung''' nach [[Paul Leopold Friedrich]]: totale Ausschneidung einschließlich Wundgrund, nur mit dem Messer, ohne oder mit Wundverschluss
:Eine Schmerzbekämpfung kann bei umfangreichen Verletzungen durch ''systemische'', den gesamten Körper betreffende [[Analgesie]] erfolgen und wird durch die örtliche [[Betäubung]] im Rahmen der operativen Wundversorgung ergänzt oder es geschieht die gesamte Versorgung in [[Narkose]].
: Sie fußt auf Friedrichs Versuchen zur Wundheilung, der die zeitliche Ausbreitung von Keimen in verkeimten Wunden untersuchte und eine Ausschneidung innerhalb von sechs Stunden zwecks Vermeidung einer wirksamen Infektion postulierte. Aber sie ist bei Gelegenheitswunden oft nicht praktikabel. So wird niemand am Wundgrund einen Nerv oder wichtiges Gefäß ausschneiden.
 
===== Der Wundverschluss =====
Die Methoden des Verschlusses sind heute vielfältiger als vor einem Jahrhundert. Man kann die Wundränder:
# ''Annähern'' (adaptieren), z.&nbsp;B. mit [[Wundverschlussstreifen|speziellen Pflasterzügen]] (Steristrip®, Leukostrip®),
# ''[[Nähen (Medizin)|Nähen]]'' (mit diversen Stichtechniken und Nadelausführungen),
# ''[[Klammer (Chirurgie)|Klammern]]'' und schließlich noch
# ''[[KlebenMedizinischer (Medizin)Kleber|Kleben]]''
Diese Verfahren können kombiniert vorkommen.
 
==== Wundabdeckung ====
[[Datei:Wundauflagen.JPG|mini|Diverse Wundauflagen]]
: Eine im engeren Sinne offene Wundbehandlung ist nur in seltenen Fällen erlaubt. Eine verschlossene, also primärheilende Wunde kann aber mit einem [[Sprühverband]] hinreichend vor erneuter Verschmutzung geschützt werden. Vielfach üblich sind aber noch immer sterile Mullpflaster. Bei Defektwunden und insbesondere bei sekundärheilenden kommen trotz höherer Kosten neuere [[Wundauflage]]n wie [[hydrokolloid]]haltige feuchte [[Feuchte Wundbehandlung|Verbände]], die eine ungestörte ''biologische Wundheilung'' begünstigen, Produkte aus [[Algin|Meeresalgen]] oder [[Kolloidales Silber|silberhaltige Auflagen]] wegen ihrer ''[[Oligodynamie|oligodynamischen]] Wirkung'', welche eine Infektbekämpfung fördern soll, zur Anwendung.
 
==== Ruhigstellung ====
: Die Ruhigstellung ist eine zweischneidige Sache. Die biologische bedingte Heilung läuft in der Frühphase unter völliger Ruhe ungestörter ab. Infektionen durch unvermeidbare [[Kontamination (Medizin)|Kontamination]] scheinen seltener aufzutreten. Daher werden noch immer Schienen oder Gipse, mindestens aber immobilisierende Verbände aus weichem Material angelegt. Auf der anderen Seite ist die frühfunktionelle dosierte Mobilisation wichtig für das Gleiten von genähten Sehnen, für die Verhinderung von Kapselschrumpfungen der Gelenke, für den Erhalt muskulärer Kraft (sonst [[Katabolismus]]), ja sogar für das physische und psychische Befinden.
 
==== Tetanusprophylaxe ====
: Weil eine mit mehr als 30 % tödliche Infektion mit [[Tetanus]] durch einfache, unschädliche und preiswerte [[Impfung]] vermieden werden kann, ist dersind Verletzte innerhalb von 6 bis 12 Stunden auf seinenihren Impfschutz belegbar zu überprüfen und ggf. zu immunisieren. Die ''prophylaktische Impfung im Verletzungsfall'' sollte nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission ([[Ständige Impfkommission|STIKO]]) der [[Bundesärztekammer]] erfolgen.
 
==== Antibiose ====
: Nicht jede Wunde heilt ungestört. Deshalb kann eine prophylaktische oder therapeutische [[Antibiose]] ebenfalls ein Bestandteil in der Wundbehandlung sein.
 
===== Prophylaktische Antibiose =====
: Eine vorbeugende Gabe ist bei einfachen Wunden schlichtweg unnötig, wegen der Begünstigung einer Antibiotikaresistenz besonders im Krankenhaus (siehe infektiöser [[Hospitalismus]]) abzulehnen und drittens kostspielig.
 
: Anders sieht es bei Operationen an verkeimten Organen wie Dickdarm oder bei Risikooperationen wie am Herzen aus. Hier fordert man regulär eine standardisierte Antibiose, die auf randomisierten und anerkannten Studien fußt. Diese wird in aller Regel [[parenteral]] ([[intravenös]] oder [[Intramuskuläre Injektion|intramuskulär]]) [[Applikationsform|appliziert]], wirkt also ''systemisch'' (= körperweit).
 
===== Therapeutische Antibiose =====
: Eine [[Wundheilung]]sstörung im Körperinneren nach schwerer, traumatischer Gewalteinwirkung kann zu einer [[Blutvergiftung]] ([[Sepsis]]) führen. In solchen Fällen sind therapeutische Antibiotikagaben unbestritten. Nur darf bei schwerer Verwundung nicht automatisch auf eine ''therapeutische'' Notwendigkeit geschlossen werden.
 
== Wundheilungsstörung ==
Eine '''Wundheilungsstörung''' liegt vor, wenn der physiologische Ablauf einer Wundheilung verhindert wird. Dies führt entweder zum spontanen Aufbrechen der Wunde oder macht eine chirurgische Wundrevision erforderlich.<ref>Klaus-Jürgen Bauknecht, Joachim Boese-Landgraf: ''Wunde, Wundheilung, Wundheilungsstörung, Wundbehandlung, Tetanusprophylaxe.'' 1988, S. 12–14.</ref>
Nicht nur septische (infektiöse) Wundheilungsstörungen sind problematisch. Auch Wunden bei [[Hämophilie|Hämophilie]] (Bluterkrankheit)]] neigen zu gefährlichen Blutungen und erschwerter Wundheilung infolge [[Hämostase|Gerinnungsstörung]] durch fehlende oder insuffiziente [[Gerinnungsfaktor]]en im Blut.
 
Man kann Störungen der Wundheilung nach Zeit und Ursache tabellarisch einteilen.
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*: Hierbei ist der Wundrand nicht mehr durchblutet, sondern ist abgestorben. Er sieht statt rosig gelb aus. Da dieser Zustand weder alle Schichten und noch den gesamten Nahtbereich betrifft, muss die Wunde nicht auseinanderweichen. Aber das nekrotische Gewebe „demarkiert“ sich und es resultiert unbehandelt eine sekundär heilende Wunde mit schlechtem Aussehen.
* Die '''Wunddehiszenz''' oder der '''Nahtwich'''
*: So wird das Auseinanderweichen der Wundränder bezeichnet. Zumeist wird diese Komplikation erst sichtbar, wenn zum allgemein üblichen Termin das Nahtmaterial entfernt wird. Bei zu großer Spannung ist es möglich, dass die Fäden am Wundrand vorzeitig ausreißen, also ''durchschneiden'' und deshalb die Wunde klafft. Wenn innere Wunden nicht heilen, also klaffen, wird von einer '''Nahtinsuffizienz''' gesprochen. Da hierbei Exkrete (Magen-, Darmsaft, Stuhl, Galle) in die freie Bauchhöhle gelangen, entsteht das gefährliche Krankheitsbild [[Peritonitis]].
* Der '''Platzbauch'''
*: Ein [[Platzbauch]] ist ein Spezialfall der Nahtinsuffizienz bezogen auf den [[Abdomen|Bauch]]. Er tritt oft erst einige Tage nach der Operation auf. Man unterscheidet zwei Formen, den '''offenen Platzbauch''', bei dem alle Bauchwandschichten auseinandergewichen sind und Darm, [[Omentum majus|Netz]], Leber oder andere Organe sichtbar in der Wunde erscheinen. Hiervon muss man den '''gedeckten Platzbauch''' unterscheiden, bei dem hauptsächlich nur die tieferen, tragenden Bauchwandschichten ([[Faszie]]n) auseinandergewichen sind. Da die Haut häufig nur eine kleine Lücke aufweist, wird dieser Zustand oft verkannt. Ein typisches Zeichen ist der Austritt von Bauchwasser wie ein Quell.
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Wunden, deren Heilung einen unüblichen, chronischen Verlauf nimmt, liegen zusätzlich andere Erkrankungen zugrunde, sind also nur [[symptom]]atisch für jene. Eine Heilung einer solch [[Chronische Wunde|„chronischen Wunde“]] erreicht man auch bei Anwendung modernster Methoden der lokalen Wundbehandlung erst, wenn die zugrundeliegende Krankheit kuriert oder gebessert wurde.
 
Ursachen für verzögerte Wundheilungen können Durchblutungsstörungen ([[Periphere arterielle Verschlusskrankheit|pAVK]]) oder [[Krampfader|Varizen]] sein. Auch ein [[Diabetes mellitus]] allein kann bei unausgeglichenem Stoffwechsel bereits die Heilung verzögern.
 
Edle Metalle, keimfreie und chemisch stabile Kunststoffe, sogar bestimmte Gläser können nach Verletzungen oder Operationen im Organismus als sogenannte [[Fremdkörper]] (lat.plur. Corpora aliena) einheilen. Sind die Materialien hingegen unverträglich, wie Buntmetall oder große Mengen toten Knochengewebes (sogenannte [[Sequester (Medizin)|Sequester]]) oder gar infiziert, kommt es zur [[Eiter|eitrigen]] Sekretion, zunächst abgekapselt in einem [[Abszess]]. Später entleert sich der Eiter über nicht heilende, röhrenförmige Gewebespalten, die [[Fistel]]n, an die Körperoberfläche, solange sich noch ursächliches Material im Körper befindet. Diese Art von Fistel, die sogenannte Röhrenfistel, besitzt (im Gegensatz zu einer Lippenfistel) keine innere Schleimhautauskleidung. Deshalb heilt sie nach Beseitigung ihrer Ursache schnell.
 
Über die Häufigkeit chronischer Wunden gibt es keine gesicherten Angaben. Schätzungen zufolge leiden 1–2 % der erwachsenen Bevölkerung der westlichen Industrienationen unter einer chronischen Wunde. Die Wahrscheinlichkeit, eine chronische Wunde zu entwickeln, steigt mit zunehmenden Lebensalter an und liegt ab Erreichen des 80. Lebensjahrs bei ebenfalls geschätzten 4–5 %.<ref> Joachim Dissemond: ''Blickdiagnose Chronischer Wunden. Über die klinische Inspektion zur Diagnose.'' Viavital Verlag, Köln 2016, S. 11</ref> Die unklare Datenlage ist in der unklaren Definition begründet, insbesondere ab wann von einer Stagnation des Heilungsverlaufs bzw. von einer [[Krankheitsverlauf|Chronizität]] zu sprechen ist.
 
== Siehe auch ==
* [[Krankenhausinfektion]]en
* [[Madentherapie]] bei Wundheilungsstörungen
* [[Medical adhesive-related skin Injuries]]
* [[Pflegeplanung]] und [[Pflegedokumentation]]
* [[Ignaz Semmelweis]] (gilt als Begründer der Antisepsis, Keimverminderung in Kliniken)
* [[Multiresistente Keime]] und [[Penicillin]]
* [[Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung]] e.&nbsp;V.
 
== Literatur ==
* Klaus-Jürgen Bauknecht, Joachim Boese-Landgraf: ''Wunde, Wundheilung, Wundheilungsstörung, Wundbehandlung, Tetanusprophylaxe.'' In: Rudolf Häring, Hans Zilch (Hrsg.): ''Lehrbuch Chirurgie mit Repetitorium.'' (Berlin 1986) 2., durchgesehene Auflage. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1988, ISBN 3-11-011280-9, S. 7–17 (Berlin 1986).
* Friedrich Wilhelm Gierhake: ''Postoperative Wundheilungsstörungen.'' Springer, Berlin 1970.
* [[Liliane Juchli]], M. v. Mügler, Dudli u.&nbsp;a.: ''Pflege. Praxis und Theorie der Gesundheits- und Krankenpflege.'' 7. Auflage. Thieme, Stuttgart 1994, S. 1065 ff.
* V. Kozon, N. Fortner, E. Donaty, Th. Wild: ''Standard zur Durchführung eines Wundverbandes.'' In: ''Österreichische Pflegezeitschrift.'', 11, 2003, S. 25–28.; ({{Webarchiv | url= http://www.oegkv.at/fileadmin/docs/OEPZ_2003/11/fortner_kozon_ecker.pdf#search=%22Standard%20Verbandswechsel%22 | waybacktext=oegkv.at 20110917020500| textformat=PDF-Datei-Download |wayback=20110917020500}}).
* P. Mahrhofer, A. Mayer: ''Verbinden oder nicht verbinden. Postoperatives Wundmanagement in Zeiten ausgeprägter Sparsamkeit im Gesundheitswesen.'' In: ''Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe.'', 2006, 24, 2, 2006, S. 8–11.; ([httphttps://www.kup.at/kup/pdf/5771.pdf PDF-Datei-Downloadkup.at] (PDF; 367&nbsp;kB).
* ''Die Wundfibel. Standards in der Diagnostik und Therapie von Wunden für das UKE''. 3. Auflage. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hochschulambulanz für Wunden, Hamburg 2015
* Universitätskrankenhaus Eppendorf: ''Standard zum Verbandswechsel''. ([http://www.uke.uni-hamburg.de/kliniken/kinderklinik/downloads/klinik-kinder-jugendmedizin/st-Verbandwechsel.pdf#search=%22Standard%20Verbandswechsel%22 PDF-Datei-Download])
* [[German Medical Science|GMS]]https://www.egms.de/static/pdf/journals/dgkh/2006-1/dgkh000033.pdf ''Krankenhaushygiene Interdisziplinär''.] (PDF; 132&nbsp;kB) In: ''Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene'' (DGKH)., 2006, Band 1 (2006):, ''Die infizierte Problemwunde.'' [mit 33 Beiträgen]. ([http://www.egms.de/pdf/journals/dgkh/2006-1/dgkh000033.pdf[German PDF-Datei-DownloadMedical Science|GMS]])
* {{Literatur
* {{Literatur |Autor=Peter Kujath, Angela Michelsen |Titel=Wunden – von der Physiologie zum Verband |Sammelwerk=Dtsch Arztebl |Nummer=105(13) |Datum=2008 |Seiten=239–248 |Online=[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=59500 Artikel]}}
|Autor=Peter Kujath, Angela Michelsen
* {{AWMF|http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/091-001.html|Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz|S3|Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung|Juni 2012}}
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* [[Joachim Dissemond]]: ''Blickdiagnose chronischer Wunden.'' 3. Auflage. Viavital, Köln 2016, ISBN 978-3-934371-55-2.
* [[Kerstin Protz]]: ''Moderne Wundversorgung.'' 89. Auflage. Urban & Fischer, München 20162019, ISBN 978-3-437-27885-3.
 
== Weblinks ==
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