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Bernard-Marie Koltès

französischer Dramatiker und Theaterregisseur

Bernard-Marie Koltès (* 9. April 1948 in Metz; † 15. April 1989 in Paris) war ein französischer Autor, Regisseur und Dramatiker.

Bernard-Marie Koltès wurde 1948 als Sohn eines Offiziers der Festung Metz geboren. An der Theaterschule des Théâtre National de Strasbourg erhielt Koltès eine Regieausbildung und arbeitete danach als Regisseur und Autor für Theater und Rundfunk.

In den 1970er Jahren begann Koltès für das Theater zu schreiben und hielt sich für längere Zeit im Ausland auf. Seinen Durchbruch als Dramatiker hatte Koltès 1976 mit dem beim Festival von Avignon uraufgeführten Monolog Die Nacht kurz vor den Wäldern. 1983 eröffnete Patrice Chéreau sein Théâtre des Amandiers in Paris-Nanterre mit Kampf des Negers und der Hunde und inszenierte in der Folge alle Stücke des Autors. Von 1986 bis 1990 folgten in jährlichen Abständen Uraufführungen auf europäischen Bühnen. Koltès wurde zum international meistgespielten französischen Theaterautor seiner Zeit.

1989 starb Bernard-Marie Koltès im Alter von 41 Jahren an den Folgen von Aids.

  • Bitternisse (Les amertumes) UA Théâtre du Quai, Straßburg, 1970.
  • Dumpfe Stimmen (Des voix sourdes) UA Vereinigte Bühnen Graz/Steirischer Herbst, 1992.
  • Das Erbe (L’Héritage) UA Schauspiel Bonn, 1991.
  • Sallinger (Sallinger) UA Théâtre de l’Eldorado, Lyon, 1977. DE Schauspiel Bonn, 1995.
  • Die Nacht kurz vor den Wäldern (La nuit juste avant les forêts) UA Festival d’Avignon, 1977. DE Studiotheater München, 1983.
  • Kampf des Negers und der Hunde (Combat de nègre et de chiens) UA La Mama Theatre, New York, 1981. DE Schauspiel Frankfurt, 1984.
  • Quai West (Quai ouest) UA Stadsschouwburg, Amsterdam, 1985 Regie: Stephan Stroux.[1] DE Schauspielhaus Bochum, 1986.
  • Tabataba (Tabataba) UA Théâtre Ouvert/Festival d’Avignon, 1986. DE Kulturzentrum in der Futterfabrik, Aarau, 1991.
  • In der Einsamkeit der Baumwollfelder (Dans la solitude des champs de coton) UA Théâtre des Amandiers, Nanterre, 1987. DE Kammerspiele München, 1987.
  • Rückkehr in die Wüste (Le retour au désert) UA Thalia Theater, Hamburg, 1988.
  • Roberto Zucco (Roberto Zucco) UA Schaubühne am Lehniner Platz, 1990
  • Procès ivre (siehe unten)

Über Koltès

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„Koltès hat ein facettenreiches dramatisches Werk hinterlassen. Sind seine ersten Stücke noch vom Realismus geprägt, so gewinnt seine Dramatik in der Folge ihr spezifisches Profil aus dem thematischen Horizont einer multikulturellen Gesellschaft, der Konfrontation verschiedener Kulturen, der Analyse bürgerlicher Obsessionen und deren anarchischer Zertrümmerung. All seinen Stücken gemeinsam ist eine mythische Überhöhung der Wirklichkeit.“ („Der Autor: Bernard-Marie Koltès“, 3Sat.online)

Procès ivre

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Das Motiv zu diesem Stück gibt Raskolnikow ab, die Hauptfigur in Dostojewskis Roman Schuld und Sühne. Für diesen Mörder ist die alte Wucherin nicht besser als eine Laus. Er tötet sie, um zu überleben, ohne Schuldbewusstsein, in einem „acte gratuit“. Raskolnikov überschreitet gesellschaftliche und moralische Grenzen, er muss bestraft werden. Mutter und Schwester suchen ihm zu helfen, so dass die Frage entsteht, ob es für ihn Gnade gebe?

Wie unter einem Brennglas wird die Handlung des Romans auf einen Raum fokussiert, in dem sich ein selbstzerstörerischer Albtraum entblättert. Weit über die Vorlage hinausgehend, zieht Koltès in einem trunkenen Prozess auch die Frauen in den Strudel des moralischen Verfalls.

Im Alter von 23 Jahren nahm Koltès den Roman als Vorlage zu einem Theaterstück, das aus dem Nachlass veröffentlicht wurde.

  • 1982: Prix du jeune talent de la Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques
  • 1982: Erster Preis des Fringe Festivals in Edinburgh für Die Nacht kurz vor den Wäldern

Einige Inszenierungen im deutschsprachigen Raum

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Hörspiele

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Übersetzungen

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  • Kampf des Negers und der Hunde / Die Nacht kurz vor den Wäldern. Zwei Stücke Frankfurt: Verlag der Autoren. 2002 ISBN 3-88661-111-6
  • Quai West / In der Einsamkeit der Baumwollfelder Frankfurt: Athenäum, 1986 (Übersetzung von Heiner Müller)
  • Quai West / In der Einsamkeit der Baumwollfelder Frankfurt: Verlag der Autoren, 2007 (Übersetzung von Simon Werle) ISBN 3-88661-298-8
  • Sallinger Frankfurt: Verlag der Autoren, 1995 ISBN 3-88661-165-5
  • Flucht zu Pferd bis ans Ende der Stadt Frankfurt: Verlag der Autoren, 2002 ISBN 3-88661-170-1
  • Das Erbe in: Engelhardt, Barbara (Hrsg.) Scène 5. Fünf neue französische Theaterstücke ISBN 3-88661-250-3
  • Trunkener Prozess (Übersetzung von François Smesny) Frankfurt: Verlag der Autoren. 2006 (nicht im Buchhandel)
  • Hamlet (Übersetzung von François Smesny) Frankfurt: Verlag der Autoren. 2007
  • Der weite Weg (Übersetzung von François Smesny) Frankfurt: Verlag der Autoren. 2008
  • Coco (Übersetzung von François Smesny) Frankfurt: Verlag der Autoren. 2009

Literatur

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  • Josef Bessen: Bernard-Marie Koltès. In: Kritisches Lexikon der fremdsprachigen Gegenwartsliteratur KLfG, Edition Text und Kritik (fortlaufend, Loseblatt)
  • Almuth Voß: Ästhetik der Gegenwelten. Der Dramatiker Bernard-Marie Koltes. Lit-Verlag, Münster 1993, ISBN 3-89473-963-0
  • Eva Freund: Gefährdetes Gleichgewicht. Das Theater des Bernard-Marie Koltes. Peter Lang, Frankfurt 1999, ISBN 3-631-34405-8
  • Anne Begenat-Neuschäfer: „Je n’ai jamais écrit que pour le théâtre et je rêve de roman“. Bernard-Marie Koltès, von „Combat de nègre et de chiens“ (1983) zu „Roberto Zucco“ (1990). In: Konrad Schoell Hg.: Französische Literatur. 20. Jahrhundert. Theater. Reihe und Verlag: Stauffenburg Interpretation. Tübingen 2006, ISBN 3-86057-911-8.
  • Nicole Sandt: Dealer und Kunden im Theater. Bei Koltès und Brecht. Lavallée, Berlin 2007, aktual. Aufl. 2008, ISBN 978-3-939739-02-9.
  • C. Bernd Sucher: Radikal unmodisch. Jakob Fedler inszeniert „Roberto Zucco“ von Bernard-Marie Koltès. In: Kilian Engels & C. Bernd Sucher (Hrsg.): Politische und mögliche Welten. Regisseure von morgen. Henschel, Berlin 2008, ISBN 978-3-89487-613-5, S. 82–91.
  • Almuth Voß (Hrsg.): "Ich ertrage das Theater nicht". Bernard-Marie Koltès – Briefe, Texte, Interviews. Verlag der Autoren, Frankfurt, M. 2012

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. wichtige Inszenierungen, Theaterprojekte und andere Arbeiten. In: Stephan Stroux. Abgerufen am 23. Dezember 2023 (deutsch).
  2. Volksbühne Berlin. In: archiv.volksbuehne-berlin.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 27. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/archiv.volksbuehne-berlin.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. ruhrfestspiele.de: Procès ivre (Memento vom 21. November 2007 im Internet Archive)
  4. Andreas Wilink: Geschwisterstreit im Schatten des Krieges, Rezension, bei: Deutschlandradio Kultur, 8. Juni 2015, abgerufen am 8. Juni 2015
  5. 1989 vom Süddeutschen Rundfunk / Rias Berlin als Hörspiel produziert; Regie: Norbert Schaeffer; Darsteller: Rosemarie Fendel, Ulrich Noethen, Sabine Sinjen, Claus Boysen u. a.; Länge 84'05; Quelle: Ankündigung des Senders.