Asklepios Kliniken Hamburg
Die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH ist der seit dem Jahr 2007 zu 74,9 % privatisierte Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) Hamburg.
Asklepios Kliniken Hamburg GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1995 |
Sitz | Hamburg, Deutschland |
Leitung | Joachim Gemmel (Sprecher der Geschäftsführung) |
Mitarbeiterzahl | ca. 14.500[1] |
Umsatz | 1,1 Mrd. EUR (2012)[2] |
Branche | Krankenhäuser |
Website | Asklepios Kliniken Hamburg GmbH |
Organisation
BearbeitenDie Asklepios Kliniken Hamburg GmbH wird seit 1995 als wirtschaftlich eigenständiger Betrieb betrieben. Sie besteht aus Krankenhäusern sowie zentralen Diensten, medizinischen Dienstleistungen, Tochterunternehmen und Beteiligungen. Mit rund 405.000 Patienten ist sie das größte Unternehmen am Gesundheitsstandort Hamburg. In mehr als hundert Fachabteilungen sind 1.500 Ärzte und Therapeuten sowie mehr als 5.000 Pflegekräfte beschäftigt. Das Einkaufsvolumen des Betriebs beträgt ca. 200 Mio. € jährlich.
Laut einem Bericht der Hans-Böckler-Stiftung verfolgt Asklepios das Konzept, neue Mitarbeiter in zahlreichen Bereichen über Tochterunternehmen zu beschäftigen.[3] In einer Rede vor der Hamburger Bürgerschaft im Jahr 2009 sprach die Abgeordnete der Linken Kersten Artus davon, die Leiharbeit solle auf bis zu 30 % ausgedehnt werden.[4] 2011 wurde eine Vereinbarung mit dem Konzernbetriebsrat getroffen, die eine maximale Leiharbeitsquote von 10 % zulässt.[5] Zudem ist durch eine Betriebsvereinbarung auch die Anzahl der Ausgliederungen begrenzt. Geltende Tarifverträge wurden in der Betriebsvereinbarung um einen Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde ergänzt, der aber nicht für die Tochterfirmen gilt, dort gilt größtenteils der igz-Tarif der Zeitarbeit. Insgesamt 1650 Mitarbeiter der rund 13.000 Beschäftigten arbeiten in vier Servicegesellschaften, davon weniger als die Hälfte in befristeter Anstellung.[6]
Asklepios entleiht die Mitarbeiter der 100%igen Tochterfirmen daraufhin an die Kliniken. Die Mitarbeiter werden allerdings nicht nach dem gültigen Tarifvertrag für Krankenhausmitarbeiter, sondern dem wesentlich schlechteren Tarifvertrag für Leiharbeiter entlohnt.[7] Asklepios wird deshalb von Arbeitsrechtlern als „Schlecker der Klinikbetreiber“ bezeichnet.[8]
Weiterhin lagern die Hamburger Kliniken therapeutische Leistungen an die „Asklepios Klinik Am Kurpark Bad Schwartau“ aus. Diese ist ebenfalls eine Tochter der Asklepios Kliniken Hamburg, unterliegt aber als Reha-Klinik nicht dem Tarifrecht von Krankenhäusern.[6] Zumal Asklepios die Einrichtung eines Betriebsrates in den Tochtergesellschaften versucht zu verhindern.[9] Genaue Auskünfte zu Zahlen der Leiharbeit werden dem Hamburger Senat, trotz der Beteiligung der Stadt Hamburg am Unternehmen, aufgrund des Geschäftsgeheimnisses verweigert.[10] Auf seiner Homepage spricht das Unternehmen hingegen von einer freiwilligen Selbstverpflichtung, die Leiharbeitsquote konzernweit auf 3 % zu beschränken. 2011 teilte Asklepios mit, dass die Leiharbeitsquote bei 2 %[11] bzw. 2,8 %[12] läge.
Tochterunternehmen (ohne Tarifanbindung)
- Asklepios Personalservice GmbH
- Asklepios Services GmbH (wurde zum 1. Januar 2014 aufgelöst und in vier Unternehmen aufgeteilt)
- Asklepios Facility Services Hamburg GmbH
- Asklepios Service Hotellerie GmbH
- Asklepios Service Reinigung GmbH
- Asklepios Objektbetreuung Hamburg GmbH
- Asklepios Logistics Hamburg GmbH
- Asklepios Privita GmbH
- Asklepios medi top Pflegedienst & Service GmbH
- Asklepios Dienstleistungsgesellschaft Hamburg
- Asklepios IT-Services Hamburg GmbH
- ZIT – Zentralinstitut für Transfusionsmedizin GmbH
Mit der vom Auswärtigen Amt geförderten Initiative „Transformationspartnerschaft im Gesundheitswesen“ (TAPiG) sollten ab 2013 150 junge Menschen aus Tunesien in Deutschland bei Asklepios eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger erhalten. Das Unternehmen steht in der Pflege vor dem Problem, zu wenig Personal für die eigenen Kostenvorstellungen zu finden.[13] Die Auszubildenden des zweiten Kurses waren mit den Vertragsbedingungen des Programms nicht einverstanden und traten die Ausbildung trotz Vertrag nicht an. Kritisiert wurde vor allem die Ausbildungsvergütung, die Hygienevorschriften, sowie die Eigenbeteiligung von 19.000 € der Auszubildenden. Die Ausbildungsvergütung entspricht dem tariflichen Ausbildungssalär aller Pflegeschüler.[14][15][16] Die Kliniken sind inzwischen aus dem Projekt ausgestiegen.[17]
Standorte
BearbeitenDie Standorte der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH verteilen sich über die gesamte Hansestadt, hinzu kommt ein Standort im schleswig-holsteinischen Bad Schwartau. Im Einzelnen gehören dazu:
- Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsberufe
- Asklepios Klinik Altona
- Asklepios Klinik am Kurpark Bad Schwartau
- Asklepios Klinik Barmbek
- Asklepios Klinik Eimsbüttel – CardioCliniC
- Asklepios Klinik Harburg
- Asklepios Klinik Nord (Standorte Heidberg, Ochsenzoll und Wandsbek)
- Asklepios Klinik St. Georg
- Asklepios Klinik Wandsbek
- Asklepios Westklinikum Hamburg in Rissen
- Asklepios Medical School
- Asklepios MVZ Nord
- Asklepios Proresearch
- Fachklinik Helmsweg
- Fachzentrum Falkenried
- Institut für Notfallmedizin
- Medilys
- Zentralinstitut für Transfusionsmedizin
Der Standort des Verwaltungssitzes befindet sich in Hamburg-Barmbek.
Geschichte
BearbeitenDie Asklepios Kliniken Hamburg GmbH ist hervorgegangen aus zehn ursprünglich selbstständigen sogenannten Allgemeinen Krankenhäusern der Stadt Hamburg. Diese wurden 1981 zu einem eigenständigen, aber rechtlich unselbstständigen Betrieb zusammengefasst, dem Landesbetrieb Krankenhäuser Hamburg (LBK). Im Jahr 1995 erfolgte per Landesgesetz die Umwandlung des Landesbetriebs in eine Anstalt des öffentlichen Rechts, was die juristische Selbstständigkeit bedeutete. Der LBK war zu diesem Zeitpunkt hoch verschuldet. So hatte er im Jahr 1998 ein Defizit von rund 30 Millionen Mark. Dadurch mussten 200 Millionen Mark eingespart und rund 2000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Infolgedessen wurde das Hafenkrankenhaus geschlossen, andere Kliniken wurden in anderen Häusern untergebracht. Das Klinikum Nord entstand neu. Laut Geschäftsbericht des LBK waren 2003 die Verbindlichkeiten LBK auf 477,7 Mio. Euro, der Verlust um 22,5 Prozent auf 86,7 Mio. Euro und der Bilanzverlust um 45,8 Prozent auf 276,5 Mio. Euro gewachsen.[18] Am 16. Dezember 2004 genehmigte der Hamburger Senat den Verkauf des LBK an das Krankenhaus-Unternehmen Asklepios Kliniken. Zunächst wurden 49,9 % der Anteile an das Unternehmen übergeben, die zudem die „unternehmerische Führung“ der noch verbliebenen sieben LBK-Kliniken übernimmt. Zum Jahresbeginn 2007 wurden weitere 25 % der Anteile überschrieben, so dass die Stadt Hamburg nur noch eine Sperrminorität von 25,1 % behielt.[19]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Regionen. asklepios.com
- ↑ Asklepios Kliniken Geschäftsbericht 2012 (PDF; 3,5 MB), S. 22
- ↑ Hans Böckler Stiftung: Schlecker der Gesundheitsbranche
- ↑ Rede in der Hamburgischen Bürgerschaft
- ↑ NDR: NDR 90,3: Leiharbeit bei Asklepios. Abgerufen am 12. April 2021.
- ↑ a b Hamburger Abendblatt zum Lohndumping städtischer Unternehmen
- ↑ Übersicht der gültigen Asklepios-Tarifverträge bei ver.di ( vom 9. Oktober 2011 im Internet Archive)
- ↑ stern.de – Lohndumping mit Zeitarbeit: Das Prinzip Schlecker
- ↑ Asklepios will neuen Betriebsrat verbieten. Abgerufen am 12. April 2021.
- ↑ Parlamentsdrucksache 19/4615 ( vom 10. November 2014 im Internet Archive)
- ↑ Vision. asklepios.com
- ↑ Geschäftsbericht 2011 (PDF; 2,3 MB) S. 09
- ↑ Hamburger Klinik holt Pflegekräfte aus Tunesien. In: Hamburger Abendblatt, 4. Februar 2013. Abgerufen am 18. August 2013.
- ↑ Tunesier kritisieren ihre Bezahlung. 24 von 25 Nordafrikanern fangen Pflegeausbildung nicht an, weil ihnen 620 Euro netto zu wenig ist
- ↑ Tunesier boykottieren Pflegeprojekt in Hamburg. In: Hamburger Abendblatt, 16. August 2013. Abgerufen am 18. August 2013.
- ↑ Streit um Pflegeschüler bei Asklepios geht weiter. In: Hamburger Abendblatt, 17. August 2013. Abgerufen am 18. August 2013.
- ↑ Asklepios stoppt Ausbildungsprojekt mit Tunesiern
- ↑ Fakten zur Privatisierung des LBK, S. 7 (PDF; 6,2 MB)
- ↑ PrivatisierungsWiki zum LBK Hamburg ( vom 14. September 2007 im Internet Archive)