Kundalini - Psychose Oder Transzendenz
Kundalini - Psychose Oder Transzendenz
Kundalini - Psychose Oder Transzendenz
Startseite
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einführung
3. Der indische Guru Meher Baba
4. Die Bedeutung der Wiedergeburt
5. Das Problem der Objektivität
6. Das Kundalinimodell
7. Interkulturelle Aspekte der Kundalini
7.1 In Afrika
7.2 In der christlichen Tradition
7.3 Im Orient
8. Hitzeerscheinungen in verschiedenen Traditionen
9. Das Ouroboros - der Schwanzfresser
10. Einige klassische Yoga-Ansichten
11. Ein amerikanischer Fall
12. Untersuchte Kundalini-Fälle
Vier Physio-Kundalini-Fälle:
12.1 Künstlerin (48)
12.2 Wissenschaftler (53)
12.3 Schauspielerin (29)
12.4 Psychologin (41)
13. Drei Fälle mit Hitzeempfindungen
13.1 Bibliothekarin (44)
13.2 Professor
13.3 Schriftsteller (40)
14. Zwei Heiler
14.1 Künstler (27)
14.2 Ingenieur (54)
15. Drei Fälle mit Komplikationen
15.1 Sekretärin (28)
15.2 Hausfrau (28)
15.3 Hausfrau
16. Plötzlicher Kundaliniaufstieg
17. Diskussion
18. Zusammenfassung der Zeichen und Symptome
18.1 Motorische Erfahrungen
18.1.1 Körperbewegungen und ungewohnte Körperhaltungen
18.1.2 Abnormale Atemmuster
18.1.3 Lähmungen
18.2 Sensorische Erfahrungen
18.2.1 Körperempfindungen
18.2.1.1 Das Nabelzentrum ist das Hauptenergiezentrum
18.2.2 Hitze und Kälte
18.2.3 Inneres Licht und Visionen
18.2.4 Klänge
18.2.5 Schmerzen
18.3 Interpretative Erfahrungen
18.3.1 Ungewöhnliche oder extreme Gefühle
18.3.2 Störungen des Denkvermögens
18.3.3 Bindungslosigkeit (Getrenntsein)
18.3.4 Abspaltung
18.3.5 Sehen mit einem Auge (Single Seeing)
18.3.6 Großer Körper
18.4 Nicht-Physiologische Erfahrungen
18.4.1 Außerkörperliche Erfahrungen (Out-of-body)
18.4.2 Psychische Wahrnehmungen
19. Korrelation mit Bentov's Modell
19.1 Motorische Zeichen und Symptome
19.2 Körperempfindungen
19.3 Hitze und Kälte
19.4 Licht und Klang
19.5 Schmerzen
19.6 Ungewöhnliche Gefühle und gestörte Denkprozesse
19.7 Bindungslosigkeit und Abspaltung
19.8 Single Seeing und großer Körper
19.9 Out-of-Body und psychische Erfahrungen
20. Abschließende Bemerkung
21. Kundalini: Klassisch und klinisch
22. Diagnostische Betrachtungen
23. Empfehlungen und weitere Diskussion
24. Kundalini als Therapie
25. Zusammenfassung
1. Vorwort Top
Dr. Lee Sannella ist Psychiater und Augenarzt. Er studierte Medizin an der
Yale University, USA und unterrichtete an der Universität von Kalifornien
und weiteren akademischen Institutionen. Mit 60 Jahren begann er mit
Körperübungen, Diäten und Fasten zu experimentieren und entdeckte für
sich die Verbindung von Körper und Geist. Als Mitbegründer der
Kundalini-Klinik in San Francisco 1974 half er vielen Betroffenen von
Kundalini-Schüben mit dieser Erfahrung integrierend umzugehen. Nun in
seinen siebziger Jahren ist Dr. Sannella weiterhin körperlich aktiv, hält
Vorträge und Seminare. Er ist weiterhin neugierig und offen gegenüber den
Mysterien des Lebens.
Dieses Buch ist zu einem großen Teil das Produkt einer Gruppenarbeit.
Insbesondere möchte sich der Autor bei folgenden Personen bedanken:
Keith Borden, Freda Morris, Henry S. Dakin, Gabriel Cousens, Danniel
Kientz, Jean Millay, Richard Lowenberg, Elaine Chernoff, Beverly Johnson,
George Meek, James Fadiman und Itzhak Bentov für ihre Beratung und
Unterstützung bei der Vorbereitung, der Bearbeitung und Überprüfung der
Handschrift und Grafiken.
Die Teilnahme von vielen anderen Personen an der Forschung, die hier
beschrieben ist, wird dankbar angenommenen, wenn auch, aus
medizinischen Gründen, ihre Namen nicht angegeben sind.
2. Einführung Top
In einem abgedunkelten Raum sitzt ein Mann allein. Sein Körper wird von
muskulären Krämpfen gepeinigt. Unbeschreibliche Empfindungen und
starke Schmerzen laufen von den Füßen über seine Beine zu Rücken und
Nacken. Sein Schädel fühlt sich an, als würde er platzen. In seinem Kopf
hört er tosende Geräusche und ein schrilles Pfeifen. Dann plötzlich
überschwemmt ein Sonnenschein sein Wesen. Seine Hände brennen. Er
glaubt, sein Körper würde innen zerreißen. Dann lacht er und es überkommt
ihn eine Glückseligkeit.
Wenn diese Entwicklung bis zum Abschluss zugelassen wird, gipfelt dieser
Prozess in einer tiefen psychologischen Ausgeglichenheit, Stärke und Reife.
Seine Anfangsphase jedoch zeigt oft Formen von Gewalt, Hilflosigkeit und
Unausgeglichenheit, die ebenfalls die menschliche Kindheit begleiten.
Seit Tausenden von Jahren, seit den antiken Schriften der indischen Veden
(die heiligen Schriften des Brahmaismus/Hinduismus) wird dieser Prozess
beschrieben. Bis vor kurzem wurde dieser Prozess nur fernen und
begrenzten Kulturen, esoterischen Traditionen und einigen wenigen
isolierten Individuen zugeschrieben. Vorfälle dieser Art sind normalerweise
im hohen Grade persönlich und von einem vagen Mystizismus und einer
mysteriösen Mythologie durchdrungen. Als Folge davon wurden diese
Vorfälle nicht ernst genommen, so dass kein systematischer Vergleich der
Berichte aus verschiedenen Traditionen möglich war. Viele dieser
Traditionen beanspruchten göttliche Offenbarungen und die absolute
Wahrheit. Infolgedessen blieben viele medizinische Fachleute verwirrt,
skeptisch und misstrauisch.
In letzter Zeit haben zwei Faktoren diese Situation radikal verändert. Erstens
gibt es eine deutliche Zunahme der Anzahl von Personen, die intensive
spirituelle Erfahrungen innerhalb unserer eigenen Kultur haben (Greeley
and McCready, 1975). Zweitens hat der Einfluss der westlichen
Wissenschaft einen neuen Schwerpunkt auf das Beschreiben der objektiven
Aspekte dieses Prozesses in anderen Gesellschaften als auch in unserer
eigenen Gesellschaft gelegt. Daher ist es jetzt möglich, die Erfahrungen
verschiedener Traditionen durch einheitliche Normen miteinander zu
vergleichen und durch die Anwendung dieser Normen klinische
Beobachtungen aus erster Hand zu erhalten.
Es ist nicht einfach nur ein veränderter Zustand des Bewusstseins, sondern
ein kontinuierlicher Prozess, der mehrere Monate oder viele Jahre andauern
kann, in denen die betroffende Person verschiedene Zustände des
Bewusstseins durchläuft. Der Kundalini-Prozess bewegt sich ausserhalb der
Normalität und der Psychose, weil eine Person, die diese Transformation
durchläuft, Erfahrungen hat, die weit von der Normalität entfernt sind ohne
dabei normalerweise so durcheinander zu sein, dass es als psychotisch
betrachtet werden könnte. Auch ist der Prozess nicht mit einer psychischen
Erkrankung gleichzusetzen, weil Menschen, die nicht dieser Transformation
unterzogen sind, psychisch erkranken können, während andere, die diesen
Prozess abgeschlossen haben, es nicht sind. Die Transformation kann zu
vielen besonderen Fähigkeiten führen, aber sie ist nicht untrennbar damit
verbunden. Tirtha (1962) weist darauf hin, dass ein großer Yogi, der die
Kontrolle über seine Herztätigkeit hat, möglicherweise kein aktives
Kundalini haben kann, da jemand mit einem aktiven Kundalini diese
Fähigkeiten nicht besitzt.
Normalerweise kann ein Kliniker (Mediziner) seine Fälle mit der Erwartung
darstellen, dass sie als Nennwert akzeptiert werden, auch wenn die
Schlussfolgerungen in Frage gestellt werden. Aber in diesem Bereich sind
wir gezwungen zu zögern. Sollten wir Daten präsentieren, die in den
aktuellen Modellen der westlichen Wissenschaft unmöglich erscheinen?
Oder sollten wir auf die Veröffentlichung der Beobachtung verzichten, von
denen wir annehmen, dass sie korrekt sind, um nicht die Akzeptanz
wichtigerer Fragen zu gefährden? Wir sind der Meinung, dass das
Zurückhalten der Daten ein Ausweichmanöver ist und langfristig destruktiv
für den Geist der Wissenschaft wäre. Wenn die heutigen Modelle beweisen,
dass sie unzureichend sind, dann können sie morgen besser sein. Nicht nur
die Wissenschaftler und der Schriftsteller, sondern auch der Leser muss hier
eine besondere Anstrengungen unternehmen, um Objektivität
(Unvoreingenommenheit) zu entwickeln.
Wir glauben, dass die zitierten Autoren (das Buch entstand unter der
Mitwirkung von 12 namentlich genannten wissenschaftlichen Mitarbeitern)
zuverlässig sind. Unsere untersuchten Fälle sind alle lebend und mit einer
Ausnahme, in Kontakt mit dem Autor (Lee Sannella). Von einigen wenigen
Ausnahmen abgesehen, waren sie zu einem Interview mit einem seriösen
Befrager bereit. Forscher, die unsere Daten bestätigt oder ergänzt haben
wollen, können diese Menschen durch den Autor kontaktieren. Alle von uns
schulden ihnen Dankbarkeit, für ihre großzügige Zusammenarbeit.
Durch die Literaturstudie, die klinischen Studien unserer eigenen Fälle und
durch die Laborergebnisse, stellen wir die These auf, dass der Prozess, der
meist als "Aufstieg der Kundalini" betrachtet wird, eine Realität ist, die sehr
wünschenswert ist und als evolutionärer Prozess, der im menschlichen
Nervensystem stattfindet, beschrieben werden kann.
Wir beginnen unsere Darstellung, indem wir die besondere Bedeutung des
Wiedergeburtsprozesses in der heutigen Zeit diskutieren und indem wir über
das Problem der Objektivität, in der Beschreibung von spirituellen
Zuständen, sprechen. Dann werden wir das Kundalini-Konzept der Yoga-
Tradition, als das klassische Wiedergeburtsmodell darstellen, welches leicht
für die psychologische Interpretation zugänglich ist. Aber gewisse
Unterschiede zwischen dem klassischen Kundalini Konzept und unseren
eigenen Fällen, veranlassen uns, eine Variantion, das physiologische
Kundalini-Modell, vorzuschlagen, um unsere Beobachtungen zu erklären.
Studien in diesem Bereich sind zeitgemäß, in der Tat sind sie dringend
notwendig. Die neue Beschäftigung mit spirituellen und okkulten Praktiken,
insbesondere bei der Jugend, beinhaltet sowohl große Versprechen, aber
auch große Gefahren. Es ist wichtig, dass wir schnell zu einem tieferen
Verständnis in diesem Bereich gelangen.
Er kritisierte, dass Leute sich anschreien: „Je größer die Liebe, desto sanfter
die Stimme.“ Letztlich brauche man gar keine Worte mehr. Deshalb
schwieg er vom 10. Juli 1925 an die restlichen 44 Jahre seines Lebens, "um
die Menschheit von den ungeheuren Kräften des Unwissens zu erretten". In
Erinnerung an diesen Tag feiern seine Anhänger auch heute noch den „Tag
der Stille“. Um sich mitzuteilen, nutzte er fortan Buchstabentafeln und ab
1954 Handzeichen. Von Meher Baba stammt der Satz: „Die Wahrheit ist
von den Weisen des Altertums oft genug formuliert worden. Heute kommt
es darauf an, sie zu leben.“ Er bereiste schweigend die Welt und meditierte
an vielen heiligen Stätten. Während des Zweiten Weltkrieges kümmerte er
sich um psychisch Kranke, die vom gewöhnlichen Gesichtspunkt aus als
verrückt bezeichnet werden, doch nicht im normalen Sinne krank sind,
sondern die die spirituelle Wiedergeburt zu verwirklichen suchen.
Auf dem spirituellen Pfad ist Lust das größte Hindernis. Nicht einmal der
Gedanke der Unzucht sollte im Verstand auftauchen. Das ist der Grund,
warum ich euch sage: "Haltet das Langoti (gewickelter Lendenschurz)
dicht." Das bedeutet, habt keine unzüchtigen Gedanken, führt keine
unzüchtigen Handlungen aus und berührt und schaut keine Frauen an. Die
Lust ist so stark, dass selbst der Blick nach einer Frau den Mann an Sex
denken lassen kann. Und Denken führt zum Handeln.
Betrachte die Liebe zwischen der Mutter und ihrem Kind. Das Kind spielt
auf den Armen der Mutter und berührt sie, ohne den Geringsten Gedanken
an die Lust. Aber die geringste Berührung zwischen Vater und Mutter, kann
lustvolle Gedanken in ihnen erwecken.
"Ist jemand lustvoll, dann hat er (normalerweise) die Tendenz, seine Lust an
mehreren Personen des anderen Geschlechts festzumachen. Das Ideal des
Brahmacharya (Zölibat) aber erlaubt es nicht einmal, eine Person des
anderen Geschlechts zu berühren. Nun, wenn der Meister, der völlig frei von
Lust ist, einer stark lüsternen Person helfen möchte, dann weiß er, dass der
Betreffende nicht in der Lage ist, das Brahmacharya zu beachten. Darum
erlaubt er ihm eine legale Heirat, aber er bittet ihn, seine Lust nur auf eine
Frau zu beschränken. Dann allmählich, wenn die Lust sich vermindert, dann
sollte er aufgefordert werden, alle Handlungen der Lust aufzugeben, auch
mit seiner verheirateten Frau. Dabei kann er aber seine Ehe fortsetzen. Auf
diese Weise wird die Lust schrittweise beseitigt und das Ziel des
Brahmacharya wird allmählich erreicht."
Schön und gut. Das Problem ist nur, dass die Lust normalerweise nicht
nachlässt und zwar das ganze Leben lang nicht. Selbst bei den Menschen die
impotent sind, die also nicht mehr zu einer Errektion fähig sind, hält die
Lust noch weiter an. Ich denke, man sollte das Brahmacharya schon etwas
zielstrebiger anstreben.
"Dieser Mechanismus, auch bekannt als Kundalini ist die wahre Ursache
aller echten spitituellen und psychischen Phänomene, die biologische
Grundlage der Entwicklung der Evolution und der Persönlichkeit, der
geheime Ursprung aller esoterischen und okkulten Lehren, der Schlüssel zu
den ungelösten Rätsels der Schöpfung, die unerschöpfliche Quelle der
Philosophie, Kunst und Wissenschaft und die Quelle aller Religionen der
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."
Vor über vierzig Jahren, stellte der Schweizer Mediziner und Psychologe
und der Begründer der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jung (1875-
1961) und seine Kollegen in einem Seminar über die Kundalini fest, dass
das Aufsteigen der Kundalini selten, wenn überhaupt, im Westen beobachtet
wurde. Sie deuteten an, dass es tausend Jahre dauern würde, bis die
Kundalini durch eine tiefgehende Analyse verstanden werden könne.
Obwohl die Möglichkeit des Kundaliniaufstiegs für Jung in weiter Ferne
lag, hatte er zweifellos ein Gespür für seine psychologische Bedeutung. Er
erzählte von einem mittelalterlichen Mönch, der eine Fantasiereise in einen
wilden, unbekannten Wald unternahm, wo er seinen Weg verlor. Bei dem
Versuch der Rückkehr, fand er seinen Weg durch einen bösen Drachen
versperrt. Jung sagt, dass diese Bestie das Symbol der Kundalini ist, eine
psychologische Kraft, die dem Menschen das größte Abenteuer zu bieten
hat. Wenn dieses Abenteuer aber schwierig wird, dann wiederruft er: "Oh,
verdammt, warum habe ich mich auf solch eine Sache eingelassen",
wissend, daß bei der Rückkehr, der Geist des göttlichen Abenteuers im
Leben erlischt und das Leben sein Aroma verliert.
Jung sagt: "Wenn es gelingt, die Kundalini zu erwecken, so dass sie ihr
Potential entfalten kann, dann eröffnet sich eine Welt, die total anders als
unsere Welt ist. Es ist eine Welt der Ewigkeit".
Es besteht jetzt im Westen ein viel größeres Interesse an diesem Thema, wie
man durch die rasche Zunahme aller Arten von Geistestraining, neuen
Therapien, meditativen Praktiken und psychischen Beschäftigungen sehen
kann. Tausende von Menschen befinden sich in solchen Prozessen oder
interessieren sich für solche Aktivitäten. Sogar die jüngste Zunahme im
Gebrauch halluzinogener (psychoaktiver) Drogen, kann als ein
entschlossenes, wenn auch gefährliches und fehlgeleitetes Drängen in
geistige Richtung betrachtet werden.
Die deutliche Zunahme der Zahl der Personen, die eine Wiedergeburt
erleben, ist das Spiegelbild eines Wandels, der sich auf der soziokulturellen
Ebene der Gesellschaft als Ganzes wiederfindet. Jung wies darauf hin, dass
eine Zeit der Auflösung, wie sie in der Zeit des Römischen Reiches
herrschte, wie sie auch heute wieder anzutreffen ist, gleichzeitig ein
Zeitalter von Tod und Wiedergeburt ist: "Wenn ein Prinzip den Höhepunkt
ihrer Macht erreicht, dann entsteht eine innere Gegenbewegung, die in ihrer
Dunkelheit den Keim neuen Lichts in sich trägt."
"Es gibt eine Rebellion gegen die bestehende Ordnung, weil das Gehirn
einen Zustand der Entwicklung erreicht hat, an dem die Rätsel der Existenz
eine größere Rolle spielen, als sie es zuvor taten. Dies ist der Grund, warum
Millionen von jungen Männern und Frauen in Europa und Amerika begierig
auf der Suche nach Meistern und wirksamen Methoden der Selbsterkenntnis
sind. In einem bestimmten kritischen Zustand in der Entwicklung des
menschlichen Geistes erreichen die unbeantworteten "Rätsel des Lebens"
eine Dringlichkeit, der kein Schatz der Erde entgegenwirkt. Dies ist die
Geistesauffassung von Millionen enttäuschten jungen Menschen in der Welt
von heute. Die moderne Psychologie ist nicht in der Lage, einen
leistungsfähigen Impuls für den psychischen Frieden der Menschen zu
liefern, der von Anbeginn der Zivilisation bis zum heutigen Tag von den
Menschen herbeigesehnt wird. Wenn man seine Mission vereitelt, kann der
Impuls zu sozialen und politischen Unruhen, Drogenkonsum, Promiskuität,
zur Gewalt oder zu anderen sozialen Übeln führen"..
Dann zitiert er den amerikanischen Arzt Dr. Treffert, den Direktor eines
medizinischen Centers in Wisconsin, der sagt: "Etwa 30 Amerikaner unter
21 Jahren begehen jeden Tag Selbstmord. Dies zeigt eine dreifache
Zunahme der Selbstmordrate der amerikanischen Jugend in den letzten 10
Jahren. Auch mehr als die Hälfte der Patienten der psychiatrischen
Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten sind junge Menschen. Der
Hauptgrund für die Zunahme der Zahl der Selbstmorde und psychischen
Erkrankungen unter den Jugendlichen ist die zunehmende Leere und
Sinnlosigkeit des Lebens in einer Gesellschaft, die sich nur noch am Profit
orientiert."
Der Druck, der durch die Veränderung der Gesellschaft entsteht, entwickelt
eine Nachfrage nach religiösen Führern und Bewusstseinsforschern, die für
eine zunehmende Zahl von Suchenden, eine Umgebung und Methoden
anbieten, die die rasche und sichere Entwicklung der inneren Potentiale
ermöglicht.
Während dies nach dem Studium der östlichen Schriften offensichtlich ist,
so ist auch wahr, dass wir im Westen die verschiedenen Zustände von
Psyche und Soma (Körper), in Bezug auf die transzendentale Erfahrung,
nicht geklärt haben. Zum Beispiel hielt der amerikanische Psychologe und
Philosoph William James (1842-1910) den großen deutschen
mittelalterlichen Mystiker und Dominikanermönch Heinrich Seuse (Suso),
für einen leidenden Asketen, der unfähig war, seine Qualen2 in religiöse
Ekstase zu verwandeln. James betonte das Ekstatische und Jung kümmerte
sich um die Beziehung zwischen der Individuation (unter der Individuation
versteht man die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, Anlagen und
Möglichkeiten) und der Kundalini.
2
Bekannt wurde Seuse auch durch die Beschreibung extremer Formen der
Selbstkasteiung, die er angeblich jahrelang praktizierte. Ein Zitat aus seiner
in der dritten Person verfassten Vita (Biografie): "Die Vielfalt religiöser
Erfahrung":
„Eine Zeit lang trug er ein Hemd aus Haaren und eine eiserne Kette,
bis das Blut von ihm niederrann, so daß er gezwungen war, sie
abzulegen. Er sorgte heimlich dafür, daß ein Untergewand für ihn
gemacht wurde, und an dem Untergewand hatte er Lederstreifen
befestigt, in die etwa 150 eiserne Nägel, scharf zugespitzt und
gefeilt, getrieben waren, und die Spitzen der Nägel waren stets auf
das Fleisch gerichtet. Darin pflegte er in der Nacht zu schlafen. Dann
ersann er etwas anderes: zwei Lederhandschuhe, und er veranlasste
einen Schmied, sie über und über mit scharf gespitzten Stiften
auszurüsten, und er pflegte, sie nachts anzulegen, damit, wenn er im
Schlafe versuchen sollte, das haarige Untergewand abzulegen oder
sich selbst von den Stichen der ekelhaften Insekten zu befreien, die
Stifte dann in seinen Körper eindringen sollten.“
Heinrich Seuses deutsche Schriften:
Band 1 (ca. 26 MB)
Band 2 (Ca. 26 MB)
Wir sind uns bewusst, dass wir nicht all die reichen experimentellen Details
anbieten können, das breite Spektrum der persönlichen Erfahrungen, die
diese Menschen erlebt haben, die Komplikationen ihrer Gefühle und
Gedanken, ihre Ekstasen und ihre verzweifelten Verwirrungen. Die
fesselnden Qualitäten dieser Erfahrungen überschatten die physiologischen
Daten, so dass die Person dazu neigt, die subtilen Veränderungen ihres
physischen Zustandes zu ignorieren. Sie variieren so weit, dass es scheint,
als hätten sie nichts gemeinsam. Deshalb begrenzen wir uns auf einen Fokus
der physiologischen Parameter, die wir aus dem Modell Bentovs beziehen.
Jede spirituelle Tradition, die sich mit der Wiedergeburt beschäftigt, hat ihr
eigenes Kundalinimodell. Die meisten von ihnen sind Beschreibungen, die
die subjektive Seite, die individuellen Wahrnehmungen, der Erfahrung
betonen. Entweder behandeln sie die objektiven Anzeichen, die frei von
Gefühlen, Vorurteilen und Wünschen sind, als nebensächlich oder sie
ignorieren sie. Daher sind diese Beschreibungen, so berechtigt sie auch sein
mögen, nicht hilfreich bei einem objektivem Vergleich der verschiedenen
Traditionen. Wenn es um die physiologische Interpretationen geht, haben
die meisten dieser Modelle nur wenig Bedeutung.
Eine Ausnahme ist das Kundalini-Modell des Yoga. Die Kundalini wird als
Energie betrachtet, die zumeist schlafend an der Unterseite der Wirbelsäule
ruht. Wenn diese Energie geweckt wird, so steigt sie langsam durch den
Spinalkanal der Wirbelsäule zur Spitze des Kopfes. Dies könnte der Beginn
der Erleuchtung sein.
Genauso wie ein elektrischer Strom Licht erzeugt, wenn er durch einen
dünnen Wolframglühfaden läuft, aber nicht, wenn er durch einen
Kupferdraht läuft, weil der Wolframglühfaden einen spürbaren Wiederstand
bietet, der Kupderdraht aber nicht. Ebenso verursacht die Kundalini die
meisten Empfindungen, wenn sie einen Bereich des Körpers oder Geistes
betritt, der blockiert ist. Aber die Hitze, die durch die Reibung der Kundalini
gegen diesen Widerstand erzeugt wird, löst die Blockade auf, so dass die
quälenden Empfindungen enden. In ähnlicher Weise, wie ein intensiver
Fluss von Wasser durch einen kleinen Gummischlauch den Schlauch zu
heftigen Schwingungen animiert, während der gleiche Strom durch einen
Feuerwehrschlauch kaum festgestellt werden kann, ebenso kann der
Kundalinistrom durch versperrte Kanäle, innerhalb von Körper und Geist,
die Ursache von Bewegungen in jenen Bereichen sein, bis die Hindernisse
durch die Kundalini ausgewaschen und die Kanäle erweitert sind. (Die
Begriffe "Kanal", "erweitern", "Blockaden", und so weiter, sollten wir dabei
metaphorisch (in einer übertragenen Bedeutung) verstehen. Es müssen keine
tatsächlichen physikalischen Strukturen, Abmessungen oder Prozesse
vorhanden sein, aber sie sind sinnvolle Analogien, um das Kundalinimodell
zu verstehen. Der eigentliche Prozess ist zweifellos viel subtiler und
komplexer.)
Daher schlagen wir den Begriff Physio-Kundalini vor, um auf die Aspekte
des Kundalini-Erwachens zu verweisen. Sie umfasst physiologische und
psychologische Aspekte, die durch einen rein physiologischen Mechanismus
erklärt werden können. Wir sollten uns auf einen Physio-Kundalini-Prozess,
auf einen Physio-Kundalini-Kreislauf, einen Physio-Kundalini-
Mechanismus und einen Physio-Kundalini-Komplex beziehen. Bentov's
Modell beschreibt solche physiologische Veränderungen, die keine
außergewöhnlichen Kräfte erfordern.
Katz (1973) berichtet von den "!Kung San", Menschen in der Kalahari-
Wüste3 im Nordwesten Botswanas in Afrika, die viele Stunden tanzten um
sich "aufzuwärmen" und um den "!kia"-Zustand zu erreichen. Er stellte fest,
dass der !kia-Zustand identisch mit dem Kundalini-Zustand ist. !Kia ist ein
Zustand der Transzendenz. Die Ausbildung lehrt den Schüler, sich in einen
spirituellen Zustand zu versetzen, in dem die Schwelle der Angst
überwunden werden und der !kia-Zustand erreicht werden kann. Es wird
gesagt, dass sich die Quelle des !kia-Zustandes in der Magengrube befindet.
Wird sie aufgewärmt, dann steigt sie von der Basis der Wirbelsäule zum
Schädel, wo dann das !kia auftritt. Es ist eine Erfahrung, die weit über das
normale Selbst hinausgeht. !Kia ist wie ein Satori (ein Satori ist ein
vorübergehendes Erlebnis der Erleuchtung im Zen-Buddhismus), eine
Teilnahme an der Ewigkeit.
3
1652 bis 1830 führten die niederländischen (holländischen) Gouverneure
regelmäßig Vernichtungszüge gegen die ca. 200.000 San (!Kung San) der
Kap-Region. Die Überlebenden flohen in die Kalahari-Wüste oder wurden
auf den Farmen der Europäer versklavt. 1904, im Anschluss an den Krieg
gegen die Herero, ging die deutsche Schutztruppe auf dem Gebiet der
damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) ähnlich
gegen die San vor.
"Du tanzt, tanzt, tanzt, tanzt. Dann erwacht es in deinem Bauch, steigt den
Rücken hinauf und du beginnst zu erschauern. Das !kia lässt dich erzittern,
es ist heiß. Deine Augen sind geöffnet, aber du schaust dich nicht um. Sie
sind still und schauen nur geradeaus. Wenn du aber in den !kia-Zustand
gelangst, dann schaust du dich um, weil du alles siehst, denn du siehst auch
das, was andere beunruhigt. Es setzt eine schnelle, flache Atmung ein und
das !kia fließt in jeden Teil deines Körpers, von den Zehen bis zu den
Haaren."
"In deinem Rückgrat glaubst du etwas Spitzes zu fühlen, dass sich aufwärts
bewegt. Dann beginnt an der Unterseite der Wirbelsäule ein Kribbeln,
Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln... das die Gedanken in
deinem Kopf zur Ruhe kommen lässt."
Das !kia ist ein intensiver emotionaler Zustand. Meister, die das !kia
beherrschen, praktizieren außergewöhnliche Aktivitäten, wie die Heilung
der Kranken, die Handhabung und das Gehen auf Feuer. Ein Meister hat
einen Röntgenstrahlblick und kann über große Entfernungen sehen, aber er
bemüht sich nicht, solche Aktivitäten in sein normales Leben zu
praktizieren. Ein Meister sagte, wenn er sich im !kia-Zustand befindet, "ist
er wieder er selbst", was bedeutet, dass diese ungewöhnlichen Aktivitäten
das Grundrecht des Menschen sind.
Nur durch die Transzendenz, durch das Überschreiten der Grenzen des
Bewusstseins, ist der Meister in der Lage, Kontakt mit dem übersinnlichen
Bereich aufzunehmen und die Geister, die die Krankheiten verursachen, zu
bekämpfen. Der Kampf mit den Geistern ist eine Herzensangelegenheit des
Meisters, die er mit Kunstfertigkeit, Geschick und Energie verfolgt. Im
Moment der Transzendenz ist die Angst vor dem Sterben überwunden, so
dass eine Wiedergeburt geschehen kann. Im Moment der Heilung, ist dann
der Kampf gegen die Krankheit gewonnen.
Das einzige Kriterium, zu bestimmen, wer ein Meister wird, ist der Prozess
selber. Jede Person, die in der Lage ist, !kia zu erfahren, ist automatisch ein
Meister. Je emotionaler du bist und um so reicher deine Fantasie, um so
geeigneter bist du das !kia zu transzendieren. Mehr als die Hälfte der
Stammesmitglieder können diesen Zustand erreichen. Das !kia tritt in
manchen Familien besonders häufig auf.
Das !kia wird jedesmal, wenn es auftritt, als schmerzhaft, angstvoll und
unberechenbar erlebt. In manchen Guru-Traditionen besteht die Idee, dass
der Guru das !kia auf den Schüler überträgt. Der Guru behält also die
Kontrolle über den Prozess, so dass keine übermäßige Angst das Auftreten
des !kia verhindert. Obwohl das !kia ursprünglich von den Göttern
übermittelt wurde, wird es nun von Person zu Person weitergegeben.
Katz weist darauf hin, dass die !kung (Volksstamm) das !kia nicht nur für
ihre eigene persönliche Bereicherung suchten, sondern auch, um anderen zu
helfen. Aber es wird nicht als langfristiger Zustand betrachtet. Ein
Stammesmitglied muss schon bald wieder in den gewöhnlichen Zustand
zurückkehren und die üblichen Pflichten erfüllen. Ein längerer !kia-Zustand
wird nicht als Gnade, sondern als ein Fehler betrachtet. !Kia ist ein Eintreten
in religiöse Dimensionen, um religiöse Nahrung zu erhalten, die man
anschliessend zum Zwecke der Heilung verteilt. Danach kehrt man in das
normale Leben zurück und lebt diese Wahrheit mit seinen
Stammesangehörigen.
Katz sagt, es gibt nur wenige Lehrer im Westen, die anderen Menschen zur
Transzendenz verhelfen können, da sie selber noch relativ unvollständig
sind. Wir haben den weiteren Nachteil, dass wir kein kulturelles Konzept
haben, das die Idee der Transzendenz als Erziehungsziel anstrebt.
Einige Wochen später wurde sie von einer seltsamen Mischung aus
Halluzinationen, Krämpfen und Komas ergriffen. Sie schien im Delirium
(Fieberwahn) zu sein und schrie gegen unsichtbare und schreckliche
Kreaturen. Sie warf sich heftig im Bett hin und her und schlug mit dem
Kopf gegen die Bettkante, als ob eine fremde Kraft sie angriff. Diese
Krämpfe, die manchmal wie die Übungen einer Turnerin anmuteten, waren
gelegentlich so heftig, dass sie dabei aus dem Bett fiel. Es gab drehende und
rotierende Bewegungen ihres ganzen Körpers, zu denen sie unfähig war,
wenn es ihr gut ging. Zum Beispiel sprang sie von den Knien und stand auf
dem Kopf, ohne die Hände zu benutzen.
Später hatte sie während der Messe eine heftige Attacke, der ihr Beten
beendete. Insgesamt dauerte diese Erkrankung weniger als zwei Monate.
Später traten noch zwei Fälle von Ohnmacht und Muskelstarre auf, die aber
nur einige Minuten dauerten. Therese sagte, dass sie bei all dem nie das
Bewusstsein verloren hat, auch während der Ohnmacht nicht, aber sie hatte
keine Kontrolle über diese Handlungen. Sie wurde regelmäßig von einem
kompetenten Arzt besucht, der aber nicht in der Lage war, ihr zu helfen und
der unumwunden zugab, durch die Symptome verwirrt zu sein. Er war sehr
fest in seiner Ansicht, dass es keine Hysterie war.
Das Prana ist heiß und breitet seine Wärme nicht nur in den Körperteilen
aus, sondern es wird auch hell und für den Meditierenden fühlbar. Bei
aussergewöhnlichen Meditierenden bewirkt es die Beleuchtung eines
dunklen Raumes, die für andere wahrnehmbar ist. Fließt das Prana in
versperrte psychische Zentren, dann wird es sehr unangenehm und
verursacht Gefühle der Rauheit, Krämpfe und Schmerzen.
Luk berichtete vom taoistischen Meister Yin Shih Tsu, der 1914 schrieb,
dass er Wärme verspürte, die von der Basis der Wirbelsäule bis zur Spitze
seines Kopfes aufsteige, dann aber über das Gesicht und den Hals bis zum
Magen abwärts fließt. Sein ganzer Körper drehte und verbog sich und er sah
eine Reihe von inneren Lichtern. Er hatte Kopfschmerzen und einmal fühlte
sich sein Kopf angeschwollen an. Der obere Teil seines Körpers schien sich
zu strecken, so dass er sich zehn Fuß groß fühlte. Dies wird in
buddhistischen Schriften als der "Große Körper" bezeichnet.
Yin Shih Tsu sagte, dass er nicht alle diese Dinge gleichzeitig fühlt, sondern
manche zu verschiedenen Zeiten. Manchmal fühlt sich die zirkulierende
Hitze mehr wie eine Vibration an, die dem beschriebenen Pfad folgt. Einmal
erlebte er in einem Zeitraum von sechs Monaten allabendlich unfreiwillige
yogische Haltungen, die er in einer regelmäßigen Reihenfolge ausführte.
Dann kam der Heilige um eine Mahlzeit zu nehmen und das Mädchen goß
Wasser über seine Hände. Sie bemerkte, dass das Feuer der Trennung so
intensiv in ihm war, dass das Wasser, sobald es auf seine Hände fiel, sich in
Dampf verwandelte.
Bei meiner Ehre, als der Arzt versucht, meine Hände zu berühren, brannte
seine Hand, es zeigten sich unmittelbar Flecken und Schwellungen auf
seiner Hand. Dies ist die Hitze des Feuers der Trennung. Er allein, der
solche Schmerzen freudvoll ertrug, kannte meine Leiden.
Tony Agpaoa (1974), ein bekannter philippinischer Chirurg, sagt, dass er als
Teil seiner Ausbildung zum Heiler gelernt hat, Feuer durch geistige Mittel
zu entzünden. Der indische Yogi Swami Muktananda (1975) sagt, dass diese
Fähigkeit ein Teil der Ausbildung in bestimmten yogischen Disziplinen ist.
Die weitverbreitete Tradition von Hitzeerscheinungen, lässt unsere eigenen
Beobachtungen glaubwürdiger erscheinen.
Ich habe zwei Jahre einen Poltergeistfall untersucht, bei dem häufig Feuer
ausgebrochen ist (Morris, 1974). Die Situation war emotional und religiös
kompliziert. Es handelt sich dabei um eine jüdische und eine katholische
Familie, die untereinander verheiratet waren. Als der junge jüdische Mann
und seine katholische Frau ein Kind bekamen, begann die
Poltergeistaktivität rund um das Baby. Bald entschloss sich der junge Mann,
zum Katholizismus zu konvertieren. Dies, zusammen mit der
Poltergeistaktivität, warf die Familien in große Turbulenzen. Alle Mitglieder
der Familie, die aus vier Generationen bestand, und viele andere Menschen,
erlebten die Bewegung von Objekten, ihr Verschwinden und spontane
Feuer. Das junge Paar hatte das Gefühl, geschlagen, geschüttelt, gekratzt
und gewürgt zu werden. Die Mutter wurde geschlagen und musste eines
Tages bewusstlos ins Krankenhaus gebracht werden.
Dies ist ein mögliches Beispiel, wie aufgestaute Energie sich über eine
Entfernung ausdrücken kann. Als der junge Mann zum Katholizismus
konvertierte, seine Energie begierig in die Kirche investierte und sich durch
Exorxismus schützte, hörten die Phänomene auf.
Anmerkung: Ich weiß nicht so recht, was ich von den geschilderten
Beispielen halten soll. Ende Anmerkung.
Das Ouroboros (Bild) ist ein in vielen Kulturen verbreitetes Motiv einer sich
in den Schwanz beißenden Schlange (manchmal auch ein oder zwei
Drachen). Im alten Ägypten stand dieses Symbol für das ewige Leben und
die Wiedergeburt. In den modernen esoterischen Schulen wird das
Verschlucken des Schwanzes durch die Schlange Arica, als eine Übung
betrachtet, in der durch die Atmung Energie im unteren Bauch erzeugt wird.
Beim Einatmen konzentriert man sich auf die perinale Ebene (auf den
Damm = Beckenboden), zuerst fühlend, um dann die Energie über die
Wirbelsäule zum Kopf hinauf zu leiten. Dann wölbt sie sich entlang des
Schädels und mit der Ausatmung beginnt der Abwärtspfad. Die Energie
wandert von der Mitte des Schädels zur Stirn, teilt sich über den Augen auf
und fliesst auf beiden Seiten an Nase und Mund hinunter, um sich wieder im
Kinn zu vereinigen. (Eine ähnliche Aufteilung erfolgt in der koreanischen
Zen-Lehre und im altägyptischen Symbol für das Auge des Osiris.) Vom
Kinn läuft es dann weiter abwärts über den Hals und das Brustbein, um im
Unterleib zu enden. Der Zweck der Übung ist es, ein Licht im Kopf zu
sehen.
10. Einige klassische Yoga-Ansichten Top
Manchmal kriecht dieser spirituelle Strom wie eine Ameise durch die
Wirbelsäule. Manchmal, im Samadhi, schwimmt die Seele wie ein
Fisch freudig in einem göttlichen Ozean der Ekstase. Manchmal,
wenn ich mich auf die Seite lege, fühle ich einen spirituellen Strom,
der mich wie ein Affe berauscht, der freudig mit mir spielt. Dieser
Strom erreicht plötzlich wie ein Affe, mit einem Sprung das Sahasrara
(Kronen- oder Scheitel-Chakra). Dies ist der Grund, warum du mich
mit einem Sprung aufspringen siehst. Manchmal aber, steigt der
spirituelle Strom wie ein Vogel, der von einem Ast zum nächsten
hüpft. Der Platz, an dem er ruht, fühlt sich wie Feuer an. Manchmal
bewegt sich der spirituelle Strom wie eine Schlange aufwärts. Sie
bewegt sich in einer Zick-Zack-Bewegung aufwärts und sobald sie
den Kopf erreicht, gehe ich in Samadhi. Das spirituelle Bewusstsein
ist nicht erwacht, wenn die Kundalini nicht aufsteigt.
4
Joseph Campbell war ein amerikanischer Professor und Autor, bekannt für
seine Arbeiten auf dem Gebiet der Mythologie. Ein Studium der
Philosophie, Biologie, aber auch Sanskrit und provenzalische
(südfranzösischen) Literatur, ermöglichte ihm, jenseits von Spezialistentum,
Zusammenhänge zu sehen, die anderen verborgen blieben.
Anmerkung zu Ramakrishna:
Über die zukünftigen Mönche (Seite 65): Die jungen Männer, die
als Mönche ausersehen waren, lehrte der Meister den steilen Weg der
Entsagung, innerlich, wie auch äußerlich. Sie mussten das Gelübte
unbedingter Enthaltsamkeit ablegen und alle Gedanken an Gier und
Lust vermeiden. Wenn der Strebsame Enthaltsamkeit übt, entwickelt
er Kräfte, durch die er das Tiefe Geheimnis Gottes zu verstehen
vermag. Selbstbeherrschung ist für ihn absolut unerlässlich. Die
Sannyasins (die Entsagenden) sind Lehrer der Menschen und ihr
Leben sollte ohne Makel sein. Sie sollten nicht einmal ein Bild
betrachten, das ihre niederen Leidenschaften wecken könnte. Der
Meister wählte seine zukünftigen Mönche aus einem Kreis junger
Männer, die von "Frauen und Gold" noch unberührt waren. Wenn er
ihnen den Weg von Entsagung und Unterscheidungsvermögen
aufzeigte, duldete er keine Familienväter in seiner Nähe.
Über die Enthaltsamkeit (Seite 243): "Die Welt besteht aus Frauen
und Gold. Sie schaffen diese Maya (Illusion). Sie verhindern, dass wir
Gott sehen oder an ihn Denken. Nach der Geburt von ein oder zwei
Kindern sollten Mann und Frau wie Bruder und Schwester leben und
nur über Gott reden. Dann fühlen sich beide zu Gott hingezogen und
die Frau wird dem Mann eine Hilfe auf dem spirituellem Weg sein.
Niemand kann göttliche Seligkeit genießen, ohne alle niederen
Empfindungen aufgegeben zu haben. Ein Suchender sollte Gott bitten,
ihm zu helfen, diese Empfindungen loszuwerden. Es muss ein
aufrichtiges Gebet sein. Gott ist unser innerer Herrscher. Er wird
unser Gebet erhören, wenn es aufrichtig ist."
Da Ramakrishna sehr religiös war, ich würde sogar sagen, schon fast
fanatisch religiös, was mich selber eher nachdenklich stimmt, betrachtete er
den spirituellen Weg natürlich aus religiöser Sicht. Ich denke aber, dies ist
keineswegs erforderlich, da der Weg zur "Erleuchtung" eigentlich ein
physiologischer Prozess ist. Ob irgendeine Gottheit daran beteiligt ist, kann
niemand sagen. Ich denke auch nicht, dass der Weg der Familienväter, so
wie Ramakrishna sagt, einfacher ist, als der Weg der Mönche. Schliesslich
verlangt er auch von den Familienvätern nach der Zeugung von ein oder
zwei Kindern, dass sie enthaltsam leben. Und sollte sich eines nachts die
Leidenschaft wecken und es liegt eine hübsche Frau neben einem im Bett,
dann ist Enthaltsamkeit bestimmt nicht einfach.
Die großartige Arbeit von Swami Vishnu Tirtha (1962), einem indischen
Yogi der Shaktipat-Tradition (das Shaktipat ist eine yogische Initiation,
durch die der Guru spirituelle Energie auf seinen Schüler überträgt, um bei
ihm die Kundalini zu erwecken) baut eine hervorragende Brücke zwischen
der klassischen und modernen Yoga-Tradition. In einem kleinen Buch
beschreibt dieser heilige Mann die Anzeichen eines frühen Erwachens auf
eine sehr persönliche und anschauliche Weise. Die persönlich gehaltenen
Berichte von Gopi Krishna und Muktananda scheinen aber einem
erfrischenderen Ansatz zu entspringen.
Er sagt: "Mein Körper war aufgeheizt und mein Kopf war schwer und die
Basis meiner Wirbelsäule wurde von Schmerzen gepeinigt." Er nahm
unfreiwillig yogische Positionen ein und sein Körper wurde steif wie ein
Brett. Er roch Parfüms während der Meditation und er schmeckte Nektar. Er
hörte die Meeresbrandung, Donner, das Gemurmel eines Baches, das
Knistern des Feuers, Trommeln, einen Muschelklang, Glocken und
Vogelzwitschern. In seiner Beschreibung nannte er einen wichtigen Prozess:
"Meine Augen rollten allmählich nach oben und zentrierten sich. Anstatt
getrennt zu sehen, sahen sie wie ein Auge". Die gesamte Entwicklung, die
mehrere Jahre dauerte, gipfelte schließlich, sagte er, als alle diese
Erfahrungen vorüber waren und er in der absoluten Gleichmut des
transzendentalen Zustand verweilte.
Aus klinischer Sicht ist es wichtig zu beachten, dass er in den frühen Phasen
seines Kundalinierwachens oft verwirrt und ängstlich war, keine Kontrolle
über seine wilden Körperbewegungen hatte, unbequeme Körperhaltungen
einnahm und schillerndes Licht in seinem Kopf sah. Zeitweise glaubte er,
verrückt zu werden. Man kann sich die Diagnose leicht vorstellen, die er
von einem Psychiater statt von einem Guru bekommen hätte. Und jetzt, wo
diese Erfahrungen ihn spontan zu einen Zustand verholfen haben, in dem es
ihm sehr gut geht, ist er in der Lage, anderen zu helfen, die zu ihm kommen.
Ein anderer Praktizierender des Kundalini Yoga, Gopi Krishna (1971), hat
eine Autobiografie mit ähnlichen Beobachtungen veröffentlicht. Dieses
Buch enthält einen psychologischen Kommentar von James Hillman, der
Gopi Krishna's Kundalini-Erfahrungen mit dem Jung'schen Modell der
Psychose vergleicht. Gopi Krishna meditierte viele Jahre weitgehend ohne
Lehrer. Er hatte keinerlei religiöse Erfahrungen, bis er 1937 vierunddreißig
(34) Jahre alt wurde. Er schrieb über diese Erfahrungen:
Das letzte Beispiel in dieser Reihe der veröffentlichten Berichte, ist eine
amerikanische Schriftstellerin und Zen-Meditierende, deren "Erleuchtung"
durch den berühmten Zen-Meister Yasutani Roshi bestätigt wurde. Ich
kenne diese Frau persönlich und füge ihren Fall an dieser Stelle ein, weil ihr
Buch sich im Druck befindet.
Flora Courtois (1970) ist eine 59jährige Schriftstellerin, die ihre Suche vor
vielen Jahren begann, als sie anfing ihren Lehrer zu fragen, weil sie Zweifel
hatte, ob ihr jemand helfen könne. Ihr erster Kontakt mit einer Erfahrung
"der tiefsten Wahrheit" kam während eines halbbewussten Zustandes nach
einer Vollnarkose. Nach dieser spontanen Erfahrung, in der sie mit der
Natur verschmolz, beschäftigte sie sich mit der Frage, wie visuelle
Wahrnehmungen auftreten. Als sie ihre komplexen Beobachtungen
aufschrieb, dachte ein Lehrer, sie sei psychisch gestört und schickte sie zu
einem Psychiater. Dies führte zu einem kurzen Krankenhausaufenthalt, der
sie sehr verärgerte. Sie war so deprimiert daüber, missverstanden zu werden,
dass sie an Selbstmord dachte. Allerdings endeten ihre Selbstmordgedanken
eines Tages, als der Fokus ihrer Sicht sich geändert zu haben schien. Er
hatte sich zu einem unendlich kleinem Punkt verschärft und bewegte sich
unaufhörlich auf Wegen, die vollkommen frei von den alten bisher
gewohnten Wegen waren, als ob er einer neuer Quelle entsprang.
Dann fiel sie für viele Tage in einen ekstatischen Zustand. Obwohl sie in
Ekstase versunken war, waren ihre täglichen Aktivitäten davon nicht
beeinträchtigt. Seitdem hat sie ein produktives und glückliches Leben.
Dieser Fall ist von besonderem Interesse, da das mangelnde Wissen der
medizinischen Autoritäten über religiöse Erfahrungen, vorübergehend zur
Einweisung in eine (psychiatrische?) Klinik führte. Es ist von weiterem
Interesse, weil Courtois viele Symptome, die wir in anderen Fällen finden,
nicht hatte. Ihre Lebenserfahrung führte vermutlich dazu, dass sie manche
Schwierigkeiten voraus ahnte und dadurch weniger Kundalini-Symptome
entwickelte. Als sie 1967 mit der Zen-Meditation anfing, die bei sensiblen
jungen Menschen einige Symptome erwarten lässt, hatte sie nur einige
bemerkenswerte Erfahrungen. So saß sie in der Meditationshalle, als sie ein
helles Licht sah, dass ihr so real erschien, dass sie glaubte, die elektrischen
Lichter seien bereits eingeschaltet. Obwohl sie realisierte, dass sie sich noch
in relativer Dunkelheit befand, sah sie weiterhin für einige Minuten diese
Helligkeit.
Es mag sein, dass es einige konstitutionelle Unterschiede zwischen
Menschen gibt, die eher zu visionären (optischen) Erfahrungen neigen und
denjenigen, die eher in Richtung Kundalini-Erfahrungen tendieren. Eine
dritte Kategorie umfasst Personen, die weder zu visionären noch zu
Kundalini-Erfahrungen neigt, sondern vorwiegend zu psychischen
Erfahrungen tendiert. Wir sind der Auffassung, dass Courtois' Erfahrung
und die Erfahrungen, die von Bucke (1970) und James (1929) berichtet
wurden, visionäre Erfahrungen sind. Kundalini-Erfahrungen dagegen
umfassen visionäre und psychische Erfahrungen, die eigene
charakteristische Merkmale des Physio-Kundalini-Komplexes haben.
Es kann auch sein, dass die Zen-Methode den Kundaliniaufstieg durch die
Meditation mit geöffneten Augen benachteiligt, aber den Meditierenden
dabei unterstützt, mit der äußeren und inneren Welt zu verschmelzen. Es
könnte auch möglich sein, dass psychische Erfahrungen und ungewöhnliche
Empfindungen durchaus auftreten, sich dann aber auf dem Weg zum Satori
wieder auflösen.
Vielleicht spielen mehrere dieser Faktoren bei den Erfahrungen von Flora
Courtois eine Rolle.
Von den ersten vier Fällen, die wir darstellen, glauben wir, dass sie die
typischen Muster der Physio-Kundalini zeigen. Die nächsten drei Fälle
zeigen die auffallenden Hitzeerscheinungen, die manchmal auftreten. Die
beiden Fälle, die dann folgen, sind Heiler, bei denen zuerst die Physio-
Kundalini auftrat, was anschließend zu einer höheren Wirksamkeit bei ihrer
Arbeit führte. Die nächsten drei Fälle handeln von Menschen, die Probleme
haben, innere Widerstände oder neurotische Probleme, die ihre Physio-
Kundalini belastete. Der letzte Fall wurde aufgenommen, weil er den
plötzlichen Kundaliniaufstieg zeigt, der durch den Kontakt mit einem Guru
geschah (Shaktipat).
Künstlerin (48) Top
Dann begann ihr Kopf sich spontan zu bewegen. Später begann ihr Körper
sich zu winden und ihre Zunge drückte sich gegen den Oberkiefer. Dann
verspürte (hörte?) sie den starken Klang von "OM". Das Kribbeln breitete
sich vom Rücken über den Nacken zum Kopf aus und breitete sich dann
vom Kopf auf die Stirn und das Gesicht aus. Beide Nasenlöcher wurden
stimuliert, was das Gefühl einer Dehnung der Nase bewirkte. Das Kribbeln
wanderte dann das Gesicht hinab. Zeitweise schienen sich ihre Augen
getrennt zu bewegen und die Pupillen, die sich wie Löcher anfühlten, die in
den Kopf gebohrt waren, trafen sich in der Mitte des Kopfes. Dann spürte
sie einen enormen Druck im Kopf und ein brilliantes Licht, welches von
Glückseligkeit und Lachen gefolgt war. Das Kribbeln breitete sich dann auf
der Oberlippe, dem Mund und dem Kinn aus. In dieser Zeit gab es Träume
mit himmlischer Musik. Dann wanderte das Kribbeln über den Hals und die
Brust zum Bauch.
Schliesslich hatte sie das Gefühl, als sei der Kreislauf, der die Form eines
Eies hatte, an dieser Stelle geschlossen; aufwärts durch die Wirbelsäule,
abwärts durch die Vorderseite des Körpers. Wenn die Kundalini sich
entwickelt, aktiviert sie bestimmte Chakren auf ihrem Weg. Sie beginnt im
unteren Bauch (Basischakra), wandert dann zum Sakralchakra
(Sexualchakra), zum Nabelzentrum (Solarplexus), zum Herz (Herzchakra)
und dann zum Zentrum des Kopfes (Scheitelchakra). Als letztes wird das
Kehlkopfchakra aktiviert. Danach hat man ständig das Gefühl, als ströme
vom Nabelzentrum aus eine Energie durch den Körper. Dieses Gefühl hört
auf, sobald der Kreislauf geschlossen ist. Die ganze Erfahrung hatte starke
sexuelle Zwischentöne. Der größte Teil dieser Aktivität geschah in einem
Zeitraum von einigen Monaten. In den letzten zwei Jahren gab es bei ihr nur
gelegentlich Aktivitäten, meist während der Meditation oder wenn sie sich
im Bett entspannte.
Seitdem der Zustrom an Energie ihren Schlaf für Monate behinderte und
auch während des Tages anhielt, so dass er auch die Arbeit behinderte, hatte
sie das Gefühl, als würde sie neben sich stehen und sei Zeugin ihrer eigenen
Aktivitäten. Schliesslich brachte sie die Situation unter Kontrolle. Der
allgemeine Effekt war eine größere emotionale Stabilität und die
Beseitigung von Spannungen, neben einem stark verbesserten intuitiven
Verständnis.
Ein männlicher Wissenschaftler, der heute (1976) 53 Jahre alt ist, begann
1967 mit der Transzendentalen Meditation. Vor etwa 5 Jahren hatte er stark
zuckende Körperbewegungen während der Meditation und nachts im Bett.
Nach einigen Wochen aber ließen sie nach. Monate später, als er zu Bett
ging, fühlte er ein Kribbeln in seinen Unterschenkeln, welches von
Muskelkrämpfen in seinen großen Zehen gefolgt wurde. Die
Muskelkrämpfe breiteten sich auf andere Muskeln aus und verblassten
allmählich. Das Kribbeln stieg bis zum unteren Rücken an und dort "sah" er
ein rötliches Licht. Das Licht hatte die Form eines Stabes, der die
Wirbelsäule hinaufgeschoben wurde. Dann breitete sich das Licht mit einem
Kribbeln und mit vibrierenden Empfindungen vorwärts im Nabelbereich
aus.
Schritt für Schritt stieg es weiter die Wirbelsäule bis zum Herzen hinauf,
breitete sich dann nach vorne aus und stimulierte das Herzchakra. Als das
Licht seinen Kopf erreichte, sah er Fluten weißen Lichts, als ob sein Kopf
von innen beleuchtet war. Dann schien sich das Licht wie ein solider
Lichtstrahl aus der Schädeldecke heraus zu ergießen. Einige Zeit später
verspürte er eine Vibration in seinem rechten Handgelenk, in seinem rechten
Arm und in seinem linken Bein. Aber schon bald, nachdem sich diese
Empfindungen eingestellt hatten, verschwanden sie wieder. Dann hatte er
das Gefühl, als würden Ströme seine Schulter und Arme durchfließen. Diese
Stromwellen traten drei bis viermal pro Sekunde auf. Später steigerten sich
auf sieben Mal und mehr pro Sekunde. Einmal, als er sich auf das Zentrum
seines Kopfes konzentrierte, traten heftige und unkontrollierte Krämpfe auf.
Über ein Jahr später entwickelte sich in der Nacht ein Druck in seinem
Kopf, der sich abwärts bewegte. Gleichzeitig bewegte sich ein Kribbeln
vom Magen aus aufwärts. Er betrachtete dieses Geschehen aus einer
gewissen Distanz. Die beiden Stimuli trafen sich in seiner Kehle. Es fühlte
es wie ein Loch in seiner Kehle an, welches sich an der Stelle bildete, an
dem sich die beiden Energien trafen. Von diesem Loch wurden allerlei
spontane und reine Klänge ausgesandt. Er hatte ein wenig Kontrolle
darüber. Etwa 6 Monate später wanderte dieser Impuls aus der Kehle in den
Magen, wo er für ein paar Monate blieb. Dann wanderte er ins Becken.
Mehr als ein Jahr später, wurden ihre Kopfschmerzen immer schlimmer.
Dann hörten innerhalb von ein paar Wochen ihre Kopfschmerzen, ihre
psychische Verwirrtheit und ihr zerstörerisches Verhalten plötzlich auf.
Innerhalb eines Jahres begann ein Kribbeln in den Beinen, welches sich
dann auch in den Armen und auf der Brust ausbreitete. Nach ein paar
Wochen breitete sich das Kribbeln vom Hals über den Hinterkopf bis zur
Stirn aus. Es trat verstärkt während der Meditation auf. In Abständen wurde
ihr gesamter Körper, vor allem aber ihre Hände, sehr heiß. Während der
Meditation war sie durch ein Schwanken und Ruckeln des Körpers und
durch die Angst, die sie spürte, besorgt.
Sie kam vor allen Dingen wegen der Angst und der Heftigkeit der spontanen
Körperbewegungen während der Meditation in unsere Behandlung. Wir
rieten ihr, die selbstentwickelten Meditationsformen einzustellen und
stattdessen die etablierten Meditationsformen zu praktizieren. Bis dies
möglich war, schlugen wir ihr vor, dass sie vorübergehend ihre
Empfindlichkeit gegenüber dem Kundaliniprozess reduzierte, indem sie das
periodische Fasten einstellte und sich an eine strikt vegetarische Diät hielt.
Als sie in der Lage war, die Transzendentale Meditation unter Aufsicht
auszuführen, hörten bald alle störenden Symptome auf.
Seitdem verläuft ihre Meditation, zum ersten Mal seit Jahren, ruhig und
friedlich. Sie findet, dass ihre Produktivität und Zufriedenheit stark
zugenommen hat. Sie dreht jetzt einen Dokumentalfilm, ein Projekt,
welches sie schon lange ausführen wollte. Wir gehen davon aus, dass viele
psychotische Aspekte ihrer Persönlichkeit durch ihr Unvermögen
entstanden, eine geeignete Ausdrucksmöglichkeit für ihre spirituelle Energie
zu finden, und zwar in einer Art und Weise, die ihrem Naturell entsprach.
Nicht nur, dass die Bilder auf dem Kopf standen, sondern das Malmedium
arbeitete auch mit beiden Händen an zwei verschiedenen Bildern
gleichzeitig. Viele Zuschauer an den Bildschirmen in ihren Wohnzimmern
waren so erstaunt, dass sie meinten, die BBC habe diese Demonstration im
Zeitraffer ausgestrahlt. Dem war aber nicht so.
Sie fror die meiste Zeit, obwohl die Kälte mit Wärme gemischt war. Sie
hatte das Gefühl, als hätte sie die Form eines Eies und ihr Wesen fühlte sich
vereint. Vibrationen bewegten sich von ihrem Becken über den Rücken zum
Nacken. Ihre Brust fühlte sich weich und offen an. Sie hörte im Kopf
brillante Vogellieder und fühlte ein Kribbeln in ihrer Kehle. Drei Jahre
zuvor hatte sie während der Meditation das Gefühl, wie ein riesiges Herz zu
sein. Sie spürte eine prickelnde und juckende Hitze im ganzen Körper. Aber
sie war nicht beunruhigt, denn sie glaubte, dass diese Empfindungen
Zeichen einer erfolgreichen und zentrierten Meditation sind und einen Fluss
zwischen ihr und anderen Menschen darstellen. Sie nahm an, dass sie einen
Kundaliniaufstieg hatte und sie annahm, dass es gefährlich sei, wenn der
"höhere Geist" nicht unter Kontrolle ist.
Ein paar Monate nach diesem Ausbruch, hatte sie während der Meditation
das Gefühl, als sei sie zwei Fuß (ein Fuß sind etwa 30 Zentimeter) größer als
normal und als ob ihre Augen von oberhalb des Kopfes auf sie herabsehen
konnten. In dieser Zeit hatte sie das Gefühl, als wüsste sie, was die Leute
denken. Dabei wurden viele ihrer Eindrücke bestätigt.
Dann bewegte sich das Kribbeln vom Becken über den Rücken zum Hals.
Sie begann Licht in ihrem Kopf zu sehen. Sie war erstaunt, dass sie das
Licht die ganze Wirbelsäule hinunter sehen konnte. Die Energie und das
Kribbeln wanderten dann zur Stirn und konzentrierten sich unter dem Kinn.
Sie hatte das Gefühl, als sei ein Loch in der oberen Schädeldecke. Der
Schlaf war sehr schwierig und für die nächsten sechs Wochen war
Meditation das einzige, was ihr half. Sie hatte das Gefühl, dass der
Hitzefluss, wenn sie nicht meditierte, so intensiv werden könnte, dass er ihr
Schaden zufügen könnte. Andere Menschen konnten eine übermäßige
Wärme spüren, wenn sie ihren unteren Rücken berührten.
Obwohl sie sich manchmal verrückt fühlte, konnte sie ihren Zustand, wegen
ihrer psychologischen Ausbildung, vom emotionalen und psychischen
Zusammenbruch der Schizophrenie unterscheiden. Sie war der Meinung,
dass es während der Störungen notwendig sei, psychiatrische Hilfe in
Anspruch zu nehmen, weil sie die Gefahr einer Geisteskrankheit
befürchtete. Waren die Symptome stärker, als sie es ertragen konnte, dann
arbeitete sie mit verschiedenen Meditationslehrern zusammen.
Einige Monate später begann ihr Körper sich zu Kräuseln und zu Schütteln
und es fühlte sich an, als würde er gereinigt und ausbalanziert. Ein wenig
später fühlte sie ein Prickeln in den Wangen und unter ihrem Kinn. Dann
verschwanden alle Unanehmlichkeiten und sie hatte keine Schweirigkeiten
mehr. Sie hat den Großteil des Physio-Kundalini-Zyklusses innerhalb eines
Jahres durchlaufen und ist nun in der Lage, ohne Schwierigkeiten zu
meditieren. Ihre körperlichen Probleme entstanden wahrscheinlich durch die
restlichen Blockierungen und ungelösten Konflikte, die in ihrem Körper
eingeschlossen waren. Heute arbeitet sie in einem erfolgreiches
Wachstumscenter, indem einer der Schwerpunkte darin besteht, anderen bei
den Schwierigkeiten des Kundaliniaufstiegs zu helfen.
Ab 1969 hatte sie einen psychischen Ratgeber, den sie sehr nützlich für ihr
tägliches Leben fand. Ab 1972 studierte sie die Träume und Zeichnungen
von Kindern und erstellte ein beeindruckendes Manuskript über diese
Arbeit. Seit der Beschäftigung mit diesem Thema hatte sie den Kontakt zu
ihrem Lehrer abgebrochen.
Ein 27 Jahre alter Künstler erinnert sich daran, dass er seine ersten
spirituellen Erfahrungen in Form von luziden Träumen9 in der Kindheit
hatte. Während einer seiner luziden Träume sah er, wie sein Doppelgänger
die Bettwäsche aufhob, die heruntergefallen war und sie ihm übergab. Er
war erschrocken von der Lebendigkeit dieser Erfahrung.
9
Ein Klartraum oder luzider Traum ist ein Traum, in dem der Träumer sich
bewusst ist, dass er träumt. Der luzide Traum hat folgende sieben
Merkmale: 1. Der Träumer ist sich darüber im Klaren, dass er träumt. 2. Der
Träumer ist sich daüber im Klaren, dass er die Entscheidungsfreiheit im
Traum hat. 3. Es gibt keine traumtypische Verwirrung oder
Bewusstseinstrübungen. 4. Die Wahrnehmung der fünf Sinne ist wie im
Wachzustand. 5. Es besteht Klarheit über das Wachleben, also darüber, wer
man ist oder was man sich für den Klartraum vorgenommen hat. 6. Nach
dem Traum gibt es eine klare Erinnerung. 7. Der Träumer ist sich über den
Sinn des Traums im Klaren.
Während dieser Zeit setzte er seine Meditation verstärkt fort. Dadurch stellte
sich ein Kribbeln in den Wangen und seitlich der Nase ein. Die Rückkehr
der alten Angst ließ bald nach, als verschiedene Personen, die er behandelte,
sich von ernsten Krankheiten erholten. Er war sehr unsicher, ob ihm seine
neu erworbenen Fähigkeiten, mit denen er erst am Ende seiner Ausbildung
im Ausland in Berührung kam, in dieser Umgebung, so weit entfernt von
seinem Lehrer, zur Verfügung stehen würden. Seine Erfolge aber beruhigten
ihn und erleichterten seine Angst.
Die Ausbildung der beiden war sehr verschieden. Der Künstler benutzte eine
intuitive Methode, die seine Fähigkeiten zur vollen Reife führte, während
der Ingenieur mit einer großen Willensanstrengung zum Ziel kam. Wir
sahen ein weiteres Beispiel für diese Art der Willensstärke, als wir vor
kurzem einen professioneller Heiler durch eine magnetische Stimulation
seines rechten Gehirn testeten. Wir benutzten die Methode, die Bentov in
Anhang A beschreibt. Nachdem man einige Zeit die Stimulation der rechten
Gehirnhälfte mit einem pulsierenden Magnetfeld beeinflusst hatte, stellte
man fest, dass er nur noch Farben aus dem grau-grünen Spektrum
visualisieren konnte und dass sein Wortfluss beeinträchtigt war. Das
Problem mit der Sprache löste sich nach einigen Tagen. Es dauerte eine
Woche länger, bis er wieder das gesamte Farbspektrum visualisieren konnte.
Eine Steifheit des Nackens, die ebenfalls durch das pulsierende Magnetfeld
einsetzte, löste sich etwa zur gleichen Zeit, als sich das gesamte
Farbenspektrum wieder einstellte.
Wir glauben, dass dieser Mann als erfolgreicher Heiler arbeitete, da er über
einen hervorragenden Willen verfügte. Dies wird wahrscheinlich durch die
Dominanz der linken Gehirnhälfte begünstigt. Seine angeborene Sensibilität
erlaubte ihm, wenn sie stimuliert wurde, auf eine neue Art zu antworten, die
durch den Test angeregt wurde. Die neue Aktivität der rechten Gehirnhälfte
kam mit der gut kontrollierten linken Gehirnhälfte in Konkurrenz. Dadurch
erfolgte der vorübergehende Zustand der Verwirrung der rechten
Gehirnhälfte, bis die Homöostase, die Selbstregulierung, den normalen
Zustand wieder herstellte.
Sie hatte ein außerordentlich sensibles Nervensystem und befand sich in der
frühen Phase des Kundaliniprozesses. Ihre Sorge über die Prognose und die
Wirkung des Cortisons verstärkten ihre Symptome: Schmerzen und
Steifigkeit in den Beinen und im Rücken und eine Lähmung, die bereits
genannt wurde. Ihre Therapie war die gleiche, wie im vorherigen Fall und
führte zu einer erfogreichen Behandlung.
Eine Hausfrau, Mitte fünfzig, erlebte vor vier Jahren den Beginn eines
tiefgreifenden und beunruhigenden Kundaliniprosesses und hatte das
Gefühl, dass etwas, was sich über ihrem Kopf befand, hinabstieg12, dem eine
Ohmacht folgte. Dieser Vorfall wiederholte sich mehrere Male. Aber sie
war niemals angeschlagen, nachdem sie das Bewusstsein wiedererlangt
hatte, wie man es bei einer krampfartigen Störung erwarten konnte. Die
Ärzte waren nicht in der Lage, ihr irgendeine Hilfe anzubieten.
12
Roy (1974). Seine Ko-Autorin Devi beschreibt mit fast identischen
Worten, dass sie dieselbe Erfahrung machte. Bald darauf machte sie eine
spontane und bemerkenswerte Kundalinierfahrung.
Einmal hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf, die fragte: "Bist du bereit?"
Später hörte sie eine innere Musik.
Eines Tages fühlte sie sich wohl, bis sie am späten Nachmittag einen
Schmerz spürte, der sich an der Unterseite der linken großen Zehe
entwickelte. Dieser Schmerz wanderte sehr schmerzhaft zum Schienbein
hinauf. Dabei konnte sie die innere Arbeitsweise des Kniegelenks spüren.
Der Schmerz kehrte in Abständen wieder. Sie verbrachte die nächsten Tage
im Bett, wo sie spontan yogische Positionen (Yogahaltungen) einnahm.
Einige Tage später hatte sie das Gefühl, als würde ihr Körper von den Zehen
bis hinauf zum Rücken in Segmenten bearbeitet. Dieser Prozess wanderte
den Körper hinauf und sie hatte auf beiden Seiten der Nase Schmerzen.
Wellen strömten ihr Gesicht und den Hals hinunter. Dies wurde von
intensiver Hitze im Rücken begleitet. Sie fühlte einen schraubstockartigen
Druck um ihren Kopf. Während einer dieser Gefühlsströme fühlte sie sich
gezwungen, in einer seufzenden Weise zu atmen und es gab gelegentlich
Drehbewegungen von Hals und Kopf. Sobald die Energie zum Kopf
herunter kam, wurde ihre Kopfhaut kalt, aber ihr Gesicht wurde heiß.
Über einen Zeitraum von drei Jahren war sie davon überzeugt, dass sie von
Gott als ein fortgeschrittenes menschliches Wesen auserwählt war. Sie
neigte zu einem Verhalten, vor dem der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung
einst warnte: "Wer beansprucht, diese Kraft als eigene Schöpfung zu
betrachten, bläht damit nur seinen Egoismus auf und fällt in falsche
Überlegenheit". Darüber hinaus war sie sehr misstrauisch gegenüber
denjenigen, die ihre Geschichte hörten, aber nicht mit ihrer Interpretation
einverstanden waren. Sie erwartete von anderen, dass sie glaubten, was sie
sagte und das alles, was sie sagte, richtig sei. Fortan meditierte sie nicht
mehr regelmäßig und sie hatte auch kein Interesse daran, es zu versuchen.
Sie hatte auch kein Interesse an einer weiteren Hilfe, die wir ihr anboten.
Ein 33jähriger Psychiater, ein Kollege von mir, und ein Mitglied unseres
Kundalini Forschungsteams, meditiert regelmäßig seit drei Jahren und
diente uns im Rahmen unserer Forschung mit dem Magnetstimulator als
Testperson. Er wurde mit einem Rückenmarkdefekt geboren, weswegen er
eine Operation hatte. Diese Operation hinterließ jedoch seit seiner Jugend
chronische Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich.
In seinem täglichen Leben erlebten ihn seine Freunde und seine Familie
entspannter. Ein Physiotherapeut, den er gelegentlich sah, hatte das Gefühl,
dass er, nach all diesen Erfahrungen, lockerer und entspannter war und in
sich ruhte. Das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein, hatte sich zu einem
Gefühl des Einsseins mit der Welt verändert. Nun hat sich in der Meditation
ein Juckreiz auf der Stirn und gelegentlich auch auf den Wangen entwickelt,
was den weiteren Fortschritt des Physio-Kundalini-Kreislaufs anzeigt.
Oft durchläuft der Zyklus nicht seinen normalen Ablauf, wie bereits
erwähnt. Das Anhalten des Physio-Kundalini-Prozesses, kann bei denen
eintreten, die von einigen besonderen psychischen Fähigkeiten fasziniert
sind. Solch eine ausschließliche Konzentration, kann die Weiterentwicklung
in diesem Stadium unterbrechen. Weitere Variationen gibt es in der
zeitlichen Periode. Die Anzeichen und Symptome sind nicht kontinuierlich
vorhanden, sondern sie treten oft in Intervallen, meist während der
Meditation, während der Ruhezeit oder im Schlaf auf.
Obwohl wir die Einteilung in vier Gruppen aus Gründen der Bequemlichkeit
vornehmen, können die Symptome in den verschiedenen Kategorien, z.B.
Körperbewegungen, Kribbeln und inneres Licht oft nur verschiedene
Aspekte einer einzigen integrierten Erfahrung sein. Eine weitere
Schwierigkeit besteht darin, dass einige Phänomene in zwei oder drei
Kategorien gleichzeitig gehören: objektive Hitzeerscheinungen gehören zu
den motorischen und sensorischen Anzeichen, das Sehen des inneren Lichts
zu den sensorischen und interpretierenden Anzeichen und so weiter. In
diesen Fällen haben wir die Erfahrungen in jeder der zutreffenden Rubrik
eingeordnet, um eine bessere Zuordnung zu ermöglichen, aber wir haben sie
nur einmal diskutiert.
Die Bewegungen sind spontan, obwohl die Person in der Lage sein kann, sie
zu verhindern. Sie können alle Teile des Körpers, einschließlich der Augen,
betreffen. Die Bewegungen können sanft und geschmeidig, krampfartig und
ruckartig oder vibrierend (zitternd) sein. Der Körper kann klassische Hatha-
Yogahaltungen einnehmen und sie für längere Zeit aufrecht erhalten. Das
Auftreten, das Muster und die Intensität dieser Bewegungen und Haltungen
variieren stark von Person zu Person.
Entsprechend der yogischen Theorie betritt und verlässt die vitale Energie,
die auch als Prana bezeichnet wird, den Körper und fließt mit dem Atem
durch den Körper. Einige Yogis verbringen jahrelang täglich viele Stunden,
um den Fluss des Prana durch die Atemübungen, die auch als Pranayama
(wörtlich Energiekontrolle) bezeichnet werden, zu kontrollieren. Was wir
klinisch in den meisten unserer Fälle beobachten, ist das spontane Auftreten
von klassischen Pranayamamustern: schnelles Atmen, flaches Atmen, tiefes
Atmen oder ein längeres Atemanhalten. Fortgeschrittene Yogis sagen, dass
dieses spontane Auftreten normal ist und fast jedesmal bei der Erweckung
der Kundalini geschieht. Sie sagen, dass die bewusste Praxis des Pranayama
gefährlich sein kann, wenn man damit einen beschleunigten
Kundaliniaufstieg erreichen möchte. Dies sei auch nicht erforderlich, da die
Kundalini ganz von selbst aufsteigen würde.
Die Haut oder das Körperinnere kann prickeln, vibrieren, jucken oder
kitzeln. Die passende Beschreibung ist ein ekstatisches Kitzeln und das
Gefühl des Orgasmus. Diese Empfindungen beginnen oft in den Füßen
(meist im linken großen Zeh), den Beinen, oder im Becken und bewegen
sich über den Rücken und Hals bis an die Spitze des Kopfes. Dann wandern
sie die Stirn hinunter, über das Gesicht zum Hals (Kehlkopf) und schließlich
zum Bauch. (Die Energie wandert von der Spitze des Kopfes zur Stirn, teilt
sich über den Augen auf und fliesst auf beiden Seiten an Nase und Mund
hinunter, um sich wieder im Kinn zu vereinigen.) Es ist interessant, dass in
diesem Modell die Kehle und der Bauch als letzte Chakren dargestellt
werden. Das Fortschreiten verläuft selten geordnet, aber wenn dies der Fall
ist, betrachten wir es als einen typischen Kundalini-Zyklus.
Anmerkung Übersetzer:
1. Wurzelchakra
2. Sexualchakra
3. Nabelchakra
4. Herzchakra
5. Halschakra
6. Stirnchakra
7. Scheitelchakra
Der Bauch ist das Zentrum der Kraft: das "Dan Tien" in China oder das
„Hara“ in Japan. Doch außerhalb des asiatischen Raums wird kaum eine
andere Körperregion so lieblos betrachtet wie der Bauch. Quelle: Bauch-
Yoga
Hara im Zen: (Unterleib, Bauch, Eingeweide) Im Zen hat der Begriff meist
eine geistig-seelische Bedeutung im Sinne von »die (geistige) Mitte des
Menschen«. Ausgehend von der Erfahrung, dass Leib und Seele eins sind,
sagt der jap. Zen-Meister Daiun Sogaku Harada: »Ihr müsst erkennen, dass
der Mittelpunkt des Weltalls eure Bauchhöhle ist!« Dabei ist die
Bauchhöhle eben »Hara«. Quelle: Hara
Die westliche Medizin hat festgestellt, dass jedes Kleinkind in den Bauch
atmet. Es ist unser Umfeld, unsere Umwelt, welche uns durch Streß,
Geschwindigkeit und Hast zu Brustatmern macht. Dadurch wird aber das,
nach asiatischer Sicht, Hauptenergiezentrum, das HARA (japanisch) nicht
mehr mit der Lebensnotwendigen Energie versorgt. Das Hara liegt in etwas
zwei Fingerbreit unter ihrem Nabel. Dort ist aber auch ihr Schwerpunkt des
Skeletts, ihres Körpers. Wenn dieser Punkt nun durch Atmung nicht mehr
gestärkt ist, wenn keine Kraft in ihrem Hara ist, beginnen Sie instabil zu
werden. Alles das, "nur" wegen falscher Atmung. Quelle: Die Atmung
Das untere Dan Tien ist das Hauptenergiezentrum, eine Handbreit unter dem
Nabel etwas im Körperinneren, das Zentrum oder auch Hara genannt.
Quelle: Qi Gong
Ein wirklich wichtiger Aspekt ist die Atmung. Durch die Aufrechte Atmung
vermag der Atem frei zu fließen. Es wird in den Bauch, ins
Hauptenergiezentrum, dem sogenannten Tan-Tien (japanisch: Hara)
geatmet. Quelle: Zazen
Ende Anmerkung.
Licht trat in den meisten Fällen auf, die in der Literatur genannt werden. Es
trat auch bei den meisten der von uns untersuchten Fälle auf. Bucke (1970),
Psychiater und Autor von "Cosmic Consciousness" (Kosmisches
Bewusstsein), ist der Ansicht, dass dies das wichtigste Kriterium einer
sogenannten kosmischen Erfahrung ist. Er fand eine Abstufung dieser
Phänomene, von den subjektiven Symptomen bis zu den objektiven
Anzeichen, die denen ähnlich sind, die wir bei der Hitze beobachteten. Die
subtilste Erfahrung bestand darin, dass die Illumination (Erleuchtung) ein
neuer Weg war, etwas zu verstehen, eine Art Aha-Effekt. Andere "sahen"
inneres Licht. Die bemerkenswerteren Fälle waren die, die inneres Licht
sahen und außerdem in der Lage waren, einen dunklen Raum als beleuchtet
zu sehen. In den extremeren Fällen berichteten Zeugen, dass sie um sich
herum einen Heiligenschein aus Licht sehen. Es scheint, dass die
Bezeichnung Erleuchtung oder andere Hinweise auf Licht, eher objektiven
Beschreibungen entspricht, anstatt einer Metapher.
Klänge, die innerlich gehört werden, sind nicht nur Stimmen, sondern
schließen eine Vielzahl chrakteristischer Geräusche ein, wie Pfeifen,
Zischen, Zwitschern, flötenähnliche Klänge sowie tosende, brüllende,
dröhnende oder brausende Klänge. Bei den meisten unserer eigenen Fälle
wird von Klängen berichtet. Abhängig von einer bestimmten Tradition der
Meditation, die der Einzelne folgt, variieren sie ein wenig.
18.2.5 Schmerzen Top
Oft wird von Schmerzen im Kopf, in den Augen, der Wirbelsäule und in
anderen Teilen des Körpers berichtet. Sie können abrupt beginnen, ohne
ersichtlichen Grund, und können ebenso, nach einem variablen Zeitraum,
abrupt und dauerhaft wieder verschwinden. Die Erfahrungen der
Psychologin, die unter Kopfschmerzen litt, die dadurch verursacht wurden,
dass sie versuchte, den Physio-Kundalini-Prozess zu kontrollieren, zeigen,
dass der Schmerz im allgemeinen, durch bewussten oder unbewussten
Widerstand gegen den Prozess verursacht werden kann, anstatt durch die
Wirkung der Kundalini selbst. Die Schmerzen können auch dann auftreten,
wenn der Fluss der Kundalini besonders intensiv durch ein Gebiet verläuft,
das noch nicht ausreichend geöffnet ist. Dies dürfte bei der Schauspielerin
der Fall gewesen sein.
Das Individuum kann das Gefühl haben, dass er oder sie alles sieht, was
geschieht, einschließlich seiner oder ihrer eigenen Gedanken und dabei doch
das Gefühl der Distanz haben, das Gefühl, davon getrennt zu sein. Die
Yogis nennen diesen Zustand "Zeugen-Bewusstsein". Manchmal, wenn das
Gefühl des Getrenntseins nicht direkt erwähnt wird, kann es aus den
Phrasen, wie "das Feuer der Trennung", wie die Sufis es nennen, gefolgt
werden oder bei Gefühlen großer Glückseligkeit. Es unterscheidet sich von
der Zurückhaltung oder vom ängstlichen Rückzug dadurch, dass es eine
Abspaltung der eigenen Person von der Geistestätigkeit darstellt, die die
Situation beobachtet. Die Aktivitäten im Alltag aber finden weiterhin wie
gewohnt statt. Daher muss das Gefühl des Getrenntseins, nicht das
Funktionieren im normalen Alltag behindern.
Ist der Rückzug des Selbst aus der aktiven Beteiligung oder Identifikation
mit dem, was es wahrnimmt, erreicht, tritt der Zustand des Getrenntseins
oder das Zeugen-Bewusstsein ein. Aber wenn es durch tiefe psychologische
Widerstände, wie Angst, Verwirrung oder durch soziale Belastungen, nicht
im Gleichgewicht ist, dann können sich negative Aspekte dieser Erfahrung
durchsetzen. Hysterie oder ein Zustand der ähnlich der Schizophrenie ist,
können das Resultat sein. Auch kann die Person sich mit dem Physio-
Kundalini-Prozess in einer negativen, egoistischen Weise identifizieren,
indem die Person glaubt, sie sei göttlich und als Retter für eine große
Mission auserwählt. Durch die richtige ärztliche Unterstützung kann das
Ungleichgewicht überwunden werden, so dass der Patient einen
geeigneteren Fokus für seine Energien findet und die negativen Symptome
verschwinden.
Rollt der Yogi die Augen nach innen, dann kann er die innere und äußere
Welt gleichzeitig sehen. Viele direkte und indirekte Hinweise wurden auf
das "Single Seeing" oder auf das "Mit einem Auge sehen", wie es auch
genannt wird, gemacht. Das "Single Seeing" deutet auf einen
fortgeschrittenen spirituellen Zustand hin. Dieser interessante Zustand der
visuellen Funktion, ist eine Erfahrung, die in den Evangelien beschrieben
wird: "Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so
ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib
finster." (Lukas 11,34)
Das Sehen mit einem Auge kann leicht als ein eigenständiger und
individueller Zustand beschrieben werden. Swami Muktananda sagte dazu:
"Meine Augen rollten allmählich nach oben und zentrierten sich. Anstatt
getrennt zu sehen, sahen sie wie ein Auge". Später, im Februar 1976,
beschrieb er einen Zustand, in dem seine Augen gleichzeitig nach innen und
nach außen gedreht waren, um sowohl die innere als auch die äußere
Landschaft zu sehen.
Die Künstlerin sagte: "Meine Augen schienen sich getrennt zu bewegen und
die Pupillen fühlten sich wie Löcher an, die in meinen Kopf gebohrt waren
und sich in der Mitte trafen".
Flora Courtis schreib 1970: "Mein Blick hatte sich verändert. Er hatte sich
in einem unendlich kleinen Punkt konzentriert, der sich unaufhörlich und
frei von den gewohnten Wegen bewegte und einer neuen Quelle zu
entstammen schien. Es war, als ob ein inneres Auge, das ohne Grenzen
erweitert war, sich auf die Unendlichkeit konzentrierte. Dabei schien es vom
unmittelbaren Blick lösgelöst zu sein und hatte dennoch tiefgreifende
Auswirkungen auf den Blick. Meine Aufmerksamkeit wurzelte in einer
tieferen Mitte, so dass meine Augen von der Notwendigkeit befreit wurden,
die äußere Welt zu betrachten."
Das oben Gesagte ist so nah am psychologischen Prozess, dass die Worte
des Psychoanalytikers Carl Gustav Jung, die er 1932 auf einem
Kundaliniseminar sprach, hier benutzt werden, um das Gesagte zu
verstärken und zu erklären. Er wurde gefragt, ob es nicht Wotan ist, der ein
Auge verliert. (Wotan ist der höchste Gott in der germanischen Mythologie.)
Er stimmte zu und fügte hinzu, dass Osiris es ebenso tat. (Osiris, übersetzt
etwa: „Sitz des Auges”, ist der ägyptische Gott des Jenseits, der
Wiedergeburt und der Toten.) Dann fuhr er fort: "Wotan opferte ein Auge
der Quelle des Mimir, der Quelle der Weisheit, die das Unbewusste ist. Sie
sehen, ein Auge bleibt in der Tiefe oder wendet sich ihr zu." (Mimir ist eine
alte Naturgottheit der Germanen, die mit Wissen, Weisheit und Wasser, die
Quelle der Flüsse ist Mimirs Haupt, in Zusammenhang steht.)
Von der Erfahrung, einen größeren Körper als normal zu haben, wird
gelegentlich berichtet.
Es ist interessant, dass in diesem Modell die Kehle und der Bauch als letzte
Öffnungen (Chakren) dargestellt werden. Sie zeigen die Vollendung des
Zyklus an. Die Bedeutung der Kehle wird durch die Hinduskripte über die
Kundalini bestätigt. Sie nennen die Kehle Vagshwari, die Göttin der
Sprache. Angeblich geschieht nach der Öffnung des Kehlkopfchakras eine
Zunahme all der legendären (übersinnlichen) Energien (Siddhis).
Diese können auftreten, wenn der Strom, der im Gehirn erzeugt wird, auf
einen Widerstand trifft, der nicht leicht überwunden werden kann, auf eine
Blockade, die nicht leicht gereinigt werden kann. Die Wahrnehmung der
Schmerzen erscheint aus den verschiedenen Teilen des Körpers zu erfolgen.
Motorische Stimulationen können Verspannungen oder Schmerzen in der
Peripherie erzeugen. In der Praxis macht es kaum einen Unterschied, ob
diese Verunreinigungen oder Blockierungen tatsächlich in den Chakren
(psychischen Energiezentren), in der Wirbelsäule, wie die Yogis sagen, in
den peripheren Körperteilen, in einer spezifischen Gehirnregion oder in
einer subtilen Ebene des Geistes, auftreten. Diese verschiedenen
Möglichkeiten schließen sich nicht gegenseitig aus, aber das Ergebnis ist
dasselbe.
Sie sind nicht unvereinbar mit Bentov Modell, aber sie sind zu kompliziert,
um sie hier zu erklären.
Bentovs Modell bietet keine Erklärung für diese als objektiv bestätigten
Phänomene, gibt aber Empfehlungen für die Richtung, in der die Forschung
sich gewinnbringend bewegen könnte (siehe Nachtrag).
Bentov's Modell ist in der Lage, viele der Anzeichen und Symptome, die wir
beobachtet haben, im Detail zu erklären. Auch wenn es sich letztlich nur als
teilweise richtig erweist oder nur einen Teil der gesamten Kundalini-
Phänomene erklären kann, hat es einen enormen heuristischen Wert. (Als
Heuristik bezeichnet man eine Methode, komplexe Probleme, die sich nicht
vollständig lösen lassen, mit Hilfe einfacher Regeln und unter Zuhilfenahme
weniger Informationen zu entwirren.) Was Bentovs Modell von allen
vorherigen Versuchen unterscheidet, die Kundalini zu erklären, ist, dass es
weitere Hypothesen erzeugt und eine Reihe von Experimenten vorschlägt,
sie zu testen. Zum Beispiel:
1. Messen Sie die sehr schwachen magnetischen Felder rund um den Kopf
eines meditativ erfahrenen Menschen. Folgen sie dabei den Methoden, wie
sie von Brenner, Williamson, and Kaufman (1975) beschrieben wurden.
Wir müssen uns bewusst sein, dass yogische Beschreibungen oft dogmatisch
sind. Westliche Wissenschaftler sagen, dass die tatsächliche
Sinnesempfindung im sensorischen Kortex (in der Großhirnrinde)
stattfindet, obwohl sie so empfunden wird, als ob sie in der Peripherie
stattfindet. Ähnlich könnten die Yogis meinen, dass die Empfindungen, die
Blockierungen und Öffnungen (z.B. die Öffnung des Kehlkopfchakras), von
denen geglaubt wird, dass sie in den verschiedenen Körperteilen stattfinden,
in subtiler (gewissermaßen in feinstofflicher) Art und Weise in den
Wirbelsäulenchakras (Sexualchakra, Nabelchakra, Herzchakra,
Kehlkopfchakra) stattfindet.
Anmerkung Übersetzer: Könnte man nicht auch sagen, dass das klassische
(das yogische) Kundalinimodell nur einen Teil des vollen
Kundaliniaufstiegs darstellt? Ende Anmerkung.
Es ist zu früh, um genau zu sagen, welches der beiden Modelle die Realität
besser wiedergibt. Der Physio-Kundalini-Mechanismus ist möglicherweise
eine eigenständige Einheit, die als Teil eines vollständigen
Kundalinierwachens aktiviert wird. Ein Großteil der Probleme ergibt sich
durch den Vergleich verschiedener Stufen, wenn viele Prozesse gleichzeitig
geschehen. Individuelle Unterschiede komplizieren das Bild. Aber es wäre
möglich, die Sache zu klären, indem man an die theoretische Definition des
Kundaliniaufstiegs erinnert, die ihn als einen Reinigungsprozess beschreibt.
Wenn die Verunreinigungen oder Blockierungen eine objektive Realität
haben, sollte es möglich sein, sie mit physiologischen und psychologischen
Tests nachzuweisen und ihre Auflösung spezifischen Zeichen und
Symptomen zuordnen, die klinisch beobachtet werden können. Da wir jetzt
wissen, dass der Prozess ausgelöst werden kann (siehe Anhang A) und wie
er in seinen Anfanggsstadien erkannt werden kann, sind Langzeitstudien, die
den gesamten Prozess umfassen, der logische nächste Schritt dieser
Untersuchungen. Sie wären von unschätzbarem Wert, wenn sie die
spezifischen objektiven Wege dokumentierten, auf welche Weise der
Kundaliniprozeß Heilung bewirken kann.
Der Nachweis, dass diese Zustande sich eindeutig von der Psychose
unterscheiden, zeigen zwei unserer Fälle. Die weibliche Künstlerin und eine
andere Frau, über die wir nicht diskutierten, wurden "psychotisch", nachdem
sie für ihr unangemessenes Verhalten in eine psychiatrische Klinik
eingesperrt wurden. Jede von ihnen berichtete, dass sie sich während ihres
Aufenthaltes ganz sicher waren, dass sie und verschiedene andere Patienten
sagen könnten, welche Patienten "verrückt" und welche von ihnen nur
"abgedreht" waren. Vielleicht ist dies eine Situation, in der eine Person,
deren Kundalini erwacht ist, den Kundalinizustand eines anderen intuitiv
erspüren kann. Dies ist von besonderem Interesse, denn es deutet auf die
Hilfe solcher Menschen bei der Entscheidung hin, welchen Weg ein
bestimmter Patient zwischen diesen beiden Prozessen gehen soll, um das
Gleichgewicht wiederzufinden (siehe Anhang B).
Klinikärzte haben in der Regel einen fein abgestimmten Sinn dafür, was
psychotisch ist. Es ist hauptsächlich dieses Gefühl für den "Geruch" von
Psychosen, der uns erklärt, ob ein Patienten aus dem Gleichgewicht
gebracht wurde oder mit positiven psychischen Kräften überflutet wird. Es
gibt auch ein Gefühl dafür, ob sie für sich oder andere gefährlich sind.
Menschen, die in den frühen Phasen des Kundalinierwachens feindselig
oder wütend sind, neigen selten dazu, zu handeln.
Mit unseren eigenen Ergebnissen und Bentov's Modell haben wir mehrere
Unterscheidungsmerkmale. Hitzeempfindungen sind bei Menschen mit
Kundalinierwachen sehr oft anzutreffen, aber selten bei Psychosen. Sehr
typisch sind auch Gefühle der Vibration (Zittern) oder Zuckungen, Kribbeln
(Prickeln) und Jucken, die in bestimmten Mustern über den Körper laufen.
Dies geschieht normalerweise in einer Reihenfolge, wie sie bereits zuvor
beschrieben wurde. Aber diese Energiemuster können in atypischen Fällen,
bei denen, die sehr vorgefasste Meinungen haben, sehr ungleichmäßig
verlaufen. Mit all diesen Vorstellungen, können innerlich helle Lichter
gesehen werden. Es kann zu Schmerzen, vor allem im Kopf kommen, die
plötzlich, während der kritischen Phasen des Prozesses, auftreten und wieder
aufhören. Ungewöhnliche Atemmuster sind üblich, wie auch spontane
Bewegungen des Körpers. Zwitschernde und pfeifende Töne werden gehört,
aber selten stören Stimmen in negativer Weise, wie das bei Psychosen der
Fall ist. Wenn Stimmen gehört werden, dann werden sie wahrgenommen,
als ob sie von Innen kommen und nicht als Irrtum einer äußeren Realität.
Unsere Ergebnisse unterstützen die Ansicht, dass die Kundalini positiv und
kreativ ist. Jeder unserer eigenen Fälle ist auf seine eigene Art und Weise
erfolgreich. Alle berichten, dass sie Stress nun leichter handhaben und dass
die Beziehungen zu anderen Menschen erfüllter sind als jemals zuvor. Die
klassischen Fälle zeigen, daß spezielle Kräfte, sowie ein tiefer innerer Friede
der Höhepunkt des vollen Kundalinierwachens sind. Aber in den
Anfangsstadien des Kundalinierwachens kann der Stress, der entweder
durch die eigene negative Haltung oder durch andere entsteht, überwältigen
und ein schweres Ungleichgewicht verursachen.
Die Erfahrungen schlagen eine Hilfe durch Verständnis, Stärke und eine
sanfte Unterstützung vor. Die spontanen Trancezustände, die im Falle des
Schriftstellers störten, hörten auf, als wir ihn anregten, freiwillig einen
Trancezustand zu erlernen. Nachdem wir erkannt hatten, dass es sich bei
ihm um ein Kundalinierwachen und nicht um einen psychotischem Zustand
handelte, hatten wir ihm die Einstellung vermittelt, dass die Trancezustände
berechtigt und sinnvoll sind. Durch unsere eigene Akzeptanz der
Bedingungen, war auch der Patient in der Lage, sie anzunehmen. Die
Trancezustände hörten auf, ihn zu kontrollieren, nachdem er seinen
Widerstand dagegen aufgegeben hatte. Ähnlich hatte der Psychologe starke
Kopfschmerzen, die endeten, als er aufhörte, den Prozess kontrollieren zu
wollen und mit ihm ging. Mit anderen Worten, der Schmerz resultiert nicht
aus dem Prozess selbst, sondern vom Wiederstand gegen diesen Prozess.
Wir vermuten, dass dieses auf alle negativen Effekte des Physio-Kundalini-
Prozesses zutrifft.
Wenn man den Prozess sich selbst überlässt, findet er normalerweise seinen
eigenen Rhytmus und sein Gleichgewicht. Läuft er aber zu schnell und zu
gewaltsam ab, dann kann es, das zeigt unsere Erfahrung, ratsam sein, sich
vegetarisch zu ernähren, die Meditation auszusetzen und eine dynamische
körperliche Aktivität zu praktizieren, um den Ablauf gemäßigter zu
gestalten.
Jetzt müssen wir von den vielen kreativen Menschen sprechen, die wegen
der Fehler leiden, die wir in den heilenden Berufen in der Vergangenheit
gemacht haben. Wir haben eine besondere Verpflichtung, alles zu tun, diese
Fehler zu korrigieren. Heutzutage könnte es in unserer Gesellschaft sein,
dass sich solche charismatischen und eigentümlich handelnden Menschen,
wie Schamanen, Trancemedien und Gottberauschte in pflegerischer
Betreuung befinden. Möglicherweise könnten einige, zum positiven Nutzer
aller, gefunden und aus ihrer Situation befreit werden. Das Problem besteht
darin, sie unter den anderen Insassen unserer Institutionen zu erkennen.
Hierbei könnte Meher Baba's Arbeit mit Gottberauschten ein nützlicher
Präzedenzfall sein, den wir studieren sollten (siehe Anhang B). Wenn es
wahr ist, dass man einen anderen erst dann richtig verstehen kann, wenn
man genau so ist wie er, dann wäre es von unschätzbarem Wert, wenn
Menschen, die bereits eine Physio-Kundalini-Erfahrung gemacht haben, uns
in unserem Projekt assistieren würden.
Es gibt viele, die diesen Prozeß durchmachen, die sich manchmal ziemlich
geistesgestört fühlen. Wenn sie sich gut benehmen und ruhig verhalten,
dann können sie es vermeiden, schizophren genannt, in ein (psychiatrisches)
Krankenhaus eingewiesen oder ruhig gestellt zu werden. Ihre Isolation und
die Trennung von anderen Menschen kann ihnen viel Leid bereiten. Wir
müssen solche Menschen, ihre Familien und die Gesellschaft erreichen und
sie darüber informieren, dass ihr Zustand ein Segen und kein Fluch ist.
Ich bin in Kontakt mit einigen Leuten, die ein spezielles Interesse daran
haben, die Kundalini als innere Therapie zu betrachten.
Ein 54 Jahre alter Psychologe und Schriftsteller wurde vor zwanzig Jahren
mit einem psychotischen Durchbruch für drei Monate in ein Krankenhaus
eingeliefert, der sich durch eine Störung des Urteilsvermögens, einen Flug
von Ideen und Überaktivität auszeichnete. Nach dieser Episode litt er an
einer chronisch milden Depressionen und war etwas instabil. Dennoch
bestritt er seinen Lebensunterhalt als Therapeut, gelegentlich sogar sehr
erfolgreich, aber stets fühlte er sich zu sehr in die Probleme seiner Patienten
miteinbezogen. Zu anderen Zeiten war er nicht in der Lage, für sich selbst
ausreichend zu sorgen.
Vor etwa zwei Jahren wurde er Schüler von Swami Muktananda, einem
Yogameister. Er empfand seinen Aufenthalt im Ashram, den Kontakt mit
anderen Schülern und dem Guru, als eine sehr leistungsfähige Therapie.
Zeichen des Kundalinierwachens begannen schon bald nach den ersten
Aufenthalten im Ashram und führten zu, oder waren begleitet von, einer
außerordentlichen Zunahme seiner schriftstellerischen Tätigkeit, neuen
Tiefen zwischenmenschlicher Zufriedenheit und einem sicheren Gespür für
sein Leben. Ich sah ihn häufig, vor und während dieser wichtigen Periode
und kann die dramatische Stärkung seiner Persönlichkeit, seines Charakters
und seines Umgangs mit seiner inneren und äußeren Welt, bezeugen.
Eine 44-jährige Psychologin war seit vielen Jahren schwer depressiv und in
den letzten elf Jahren unternahm sie zwei ernsthafte Suizidversuche durch
eine Überdosis Schlaftabletten. Nach diesen beiden Vorfällen lag sie
mehrere Tage im Koma. Ihr einziger ausgedehnter Krankenhausaufenthalt
folgte nach der Geburt ihres ersten Kindes 1956, vor den Suizidversuchen.
Seit Jahren hatte sie eine verantwortliche Position als Geschäftsführerin und
war eine erfolgreiche Psychotherapeutin. Während dieser Zeit machte sie
selbst eine Psychotherapie, einschließlich einer klassischen Psychoanalyse,
durch.
Ohne solch eine Einstellung können die, die diese Kraft erfahren, in einer
Reihe von Möglichkeiten reagieren. Wenn sie naiv sind, können sie es als
einen inneren Wandel interpretieren, der so tiefgreifend und erschütternd ist,
dass sie davon überzeugt sind, dass sie ihren Verstand verlieren. Das ist in
unserem ersten und dritten Fall geschehen, bei der Künstlerin und bei der
Schauspielerin. Auch unser zwölfter Fall, die Hausfrau in mittleren Jahren,
erlitt diese Zweifel. Aber sie beseitigte sie, indem sie sich grandios und
aufgeblasen gab.
Es sollte nun klar sein, dass Ärzte gut beraten sind, aufmerksam für die
Symptome des Kundalinierwachens zu sein. Der Arzt sollte sich nach der
Meditationspraxis erkundigen, aber erkennen, dass sie keine notwendige
Voraussetzung für das Kundalinierwachen ist. Zusätzlich zur
Psychotherapie, wenn sie angebracht erscheint, empfehlen wir, daß
Personen, bei denen Kundaliniprobleme vermutet werden, gedrängt werden,
jemand mit Kundalinierfahrung zu treffen. Die Auswahl dieser helfenden
Person kann sehr schwierig sein. Es sei denn, der Arzt ist erfahren und hat
die verfügbaren Möglichkeiten erforscht. Sonst kann der Arzt nicht mehr
tun, als dem Patienten zu empfehlen, solch eine Person zu suchen. Die
endgültige Entscheidung sollte der Patient selber treffen.
Eine neue klinische Entität (Einheit), die Wiedergeburt, ist definiert und
dokumentiert. Es ist ein dynamischer, selbstgerichteter und selbstbegrenzter
Prozess, der psychischen und physiologischen Reinigung, der zu einem
gesünderen und entwickelteren Zustand führt, als den, den wir für normal
halten. Er hat viele charkteristische Merkmale, die objektiv nachgewiesen
werden können. Ein interkultureller Überblick zeigt, dass dieser Prozess in
einer Vielzahl spiritueller Traditionen ähnlich abläuft. Obwohl er in den
letzten Jahrzehnten selten im Westen anzutreffen war, erscheint er nun mit
zunehmender Häufigkeit.
Menschen, die diese Transformation erfahren und die nicht verstehen, was
geschieht, haben das Gefühl, verrückt zu werden. Dies liegt daran, dass die
frühen Stadien oft von großem Stress, von Verwirrtheit, Desorientierung
und schizophrenieähnlichen Symtomen, geprägt werden. Tragischerweise
haben viele Ärzte den Wiedergeburtsprozess mit einer akuten Schizophrenie
verwechselt. Einige dieser Patienten sind dadurch in Situationen gebracht
worden, die zerstörerisch für ihre Enrwicklung war. Sie resultierte in einem
großen Verlust, nicht nur für die betroffene Person selbst, sondern auch für
die Gesellschaft, die von ihrem großen kreativen Potential hätte profitieren
können.
Zwei weitere Anhänge sind Leitfäden für die Forscher und Therapeuten.
Top
Startseite