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Kundalini - Psychose Oder Transzendenz

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Kundalini - Psychose oder Transzendenz?

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von Lee Sannella

Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einführung
3. Der indische Guru Meher Baba
4. Die Bedeutung der Wiedergeburt
5. Das Problem der Objektivität
6. Das Kundalinimodell
7. Interkulturelle Aspekte der Kundalini
7.1 In Afrika
7.2 In der christlichen Tradition
7.3 Im Orient
8. Hitzeerscheinungen in verschiedenen Traditionen
9. Das Ouroboros - der Schwanzfresser
10. Einige klassische Yoga-Ansichten
11. Ein amerikanischer Fall
12. Untersuchte Kundalini-Fälle
Vier Physio-Kundalini-Fälle:
12.1 Künstlerin (48)
12.2 Wissenschaftler (53)
12.3 Schauspielerin (29)
12.4 Psychologin (41)
13. Drei Fälle mit Hitzeempfindungen
13.1 Bibliothekarin (44)
13.2 Professor
13.3 Schriftsteller (40)
14. Zwei Heiler
14.1 Künstler (27)
14.2 Ingenieur (54)
15. Drei Fälle mit Komplikationen
15.1 Sekretärin (28)
15.2 Hausfrau (28)
15.3 Hausfrau
16. Plötzlicher Kundaliniaufstieg
17. Diskussion
18. Zusammenfassung der Zeichen und Symptome
18.1 Motorische Erfahrungen
18.1.1 Körperbewegungen und ungewohnte Körperhaltungen
18.1.2 Abnormale Atemmuster
18.1.3 Lähmungen
18.2 Sensorische Erfahrungen
18.2.1 Körperempfindungen
18.2.1.1 Das Nabelzentrum ist das Hauptenergiezentrum
18.2.2 Hitze und Kälte
18.2.3 Inneres Licht und Visionen
18.2.4 Klänge
18.2.5 Schmerzen
18.3 Interpretative Erfahrungen
18.3.1 Ungewöhnliche oder extreme Gefühle
18.3.2 Störungen des Denkvermögens
18.3.3 Bindungslosigkeit (Getrenntsein)
18.3.4 Abspaltung
18.3.5 Sehen mit einem Auge (Single Seeing)
18.3.6 Großer Körper
18.4 Nicht-Physiologische Erfahrungen
18.4.1 Außerkörperliche Erfahrungen (Out-of-body)
18.4.2 Psychische Wahrnehmungen
19. Korrelation mit Bentov's Modell
19.1 Motorische Zeichen und Symptome
19.2 Körperempfindungen
19.3 Hitze und Kälte
19.4 Licht und Klang
19.5 Schmerzen
19.6 Ungewöhnliche Gefühle und gestörte Denkprozesse
19.7 Bindungslosigkeit und Abspaltung
19.8 Single Seeing und großer Körper
19.9 Out-of-Body und psychische Erfahrungen
20. Abschließende Bemerkung
21. Kundalini: Klassisch und klinisch
22. Diagnostische Betrachtungen
23. Empfehlungen und weitere Diskussion
24. Kundalini als Therapie
25. Zusammenfassung

1. Vorwort Top

Dr. Lee Sannella ist Psychiater und Augenarzt. Er studierte Medizin an der
Yale University, USA und unterrichtete an der Universität von Kalifornien
und weiteren akademischen Institutionen. Mit 60 Jahren begann er mit
Körperübungen, Diäten und Fasten zu experimentieren und entdeckte für
sich die Verbindung von Körper und Geist. Als Mitbegründer der
Kundalini-Klinik in San Francisco 1974 half er vielen Betroffenen von
Kundalini-Schüben mit dieser Erfahrung integrierend umzugehen. Nun in
seinen siebziger Jahren ist Dr. Sannella weiterhin körperlich aktiv, hält
Vorträge und Seminare. Er ist weiterhin neugierig und offen gegenüber den
Mysterien des Lebens.

Dieses Buch ist zu einem großen Teil das Produkt einer Gruppenarbeit.
Insbesondere möchte sich der Autor bei folgenden Personen bedanken:
Keith Borden, Freda Morris, Henry S. Dakin, Gabriel Cousens, Danniel
Kientz, Jean Millay, Richard Lowenberg, Elaine Chernoff, Beverly Johnson,
George Meek, James Fadiman und Itzhak Bentov für ihre Beratung und
Unterstützung bei der Vorbereitung, der Bearbeitung und Überprüfung der
Handschrift und Grafiken.

Die Teilnahme von vielen anderen Personen an der Forschung, die hier
beschrieben ist, wird dankbar angenommenen, wenn auch, aus
medizinischen Gründen, ihre Namen nicht angegeben sind.

2. Einführung Top

Gewebe ist gerissen, Blutgefäße durchtrennt, Blut verschüttet, viel


Flüssigkeit geht verloren, das Herz rast und der Blutdruck steigt. Es gibt
Jammern, Weinen und Schreien. Eine schwere Schädigung? Nein, nur eine
normale menschliche Geburt. Die Beschreibung klingt pathologisch, weil
die Symptome nicht in Bezug zum Ergebnis betrachtet werden: die Geburt
eines neuen Menschen.

In einem abgedunkelten Raum sitzt ein Mann allein. Sein Körper wird von
muskulären Krämpfen gepeinigt. Unbeschreibliche Empfindungen und
starke Schmerzen laufen von den Füßen über seine Beine zu Rücken und
Nacken. Sein Schädel fühlt sich an, als würde er platzen. In seinem Kopf
hört er tosende Geräusche und ein schrilles Pfeifen. Dann plötzlich
überschwemmt ein Sonnenschein sein Wesen. Seine Hände brennen. Er
glaubt, sein Körper würde innen zerreißen. Dann lacht er und es überkommt
ihn eine Glückseligkeit.

Ein psychotischer Vorfall? Nein, dies ist eine psycho-physiologische


Umwandlung, eine Wiedergeburt, so natürlich wie der Prozess der
physischen Geburt. Es erscheint pathologisch, weil die Symptome in Bezug
auf das Ergebnis nicht verstanden werden: die Geburt eines erleuchteten
Menschen.

Wenn diese Entwicklung bis zum Abschluss zugelassen wird, gipfelt dieser
Prozess in einer tiefen psychologischen Ausgeglichenheit, Stärke und Reife.
Seine Anfangsphase jedoch zeigt oft Formen von Gewalt, Hilflosigkeit und
Unausgeglichenheit, die ebenfalls die menschliche Kindheit begleiten.

Seit Tausenden von Jahren, seit den antiken Schriften der indischen Veden
(die heiligen Schriften des Brahmaismus/Hinduismus) wird dieser Prozess
beschrieben. Bis vor kurzem wurde dieser Prozess nur fernen und
begrenzten Kulturen, esoterischen Traditionen und einigen wenigen
isolierten Individuen zugeschrieben. Vorfälle dieser Art sind normalerweise
im hohen Grade persönlich und von einem vagen Mystizismus und einer
mysteriösen Mythologie durchdrungen. Als Folge davon wurden diese
Vorfälle nicht ernst genommen, so dass kein systematischer Vergleich der
Berichte aus verschiedenen Traditionen möglich war. Viele dieser
Traditionen beanspruchten göttliche Offenbarungen und die absolute
Wahrheit. Infolgedessen blieben viele medizinische Fachleute verwirrt,
skeptisch und misstrauisch.

In letzter Zeit haben zwei Faktoren diese Situation radikal verändert. Erstens
gibt es eine deutliche Zunahme der Anzahl von Personen, die intensive
spirituelle Erfahrungen innerhalb unserer eigenen Kultur haben (Greeley
and McCready, 1975). Zweitens hat der Einfluss der westlichen
Wissenschaft einen neuen Schwerpunkt auf das Beschreiben der objektiven
Aspekte dieses Prozesses in anderen Gesellschaften als auch in unserer
eigenen Gesellschaft gelegt. Daher ist es jetzt möglich, die Erfahrungen
verschiedener Traditionen durch einheitliche Normen miteinander zu
vergleichen und durch die Anwendung dieser Normen klinische
Beobachtungen aus erster Hand zu erhalten.

Wir finden eine ausgeprägte Einheitlichkeit in den Beschreibungen dieser


Prozesse in den unterschiedlichen Traditionen. Gopi Krishna (1973), ein
yogischer Schriftsteller, sagt, aus den aufgezeichneten Erfahrungen der
christlichen Mystiker, Sufi- und Yoga-Meister ist es ersichtlich, dass die
grundlegenden Voraussetzungen für diese Erfahrungen die gleichen sind.
Eine Studie über diese Vorkommnisse zeigt, wenn sie ausreichend detailliert
ist, Symptome und Empfindungen, die ähnlich sind, wie sie von uns
gefunden wurden.

Wir glauben, dass diese gemeinsamen Aspekte physiologische


Komponenten haben und dass die Aktivierung eines einzigen
physiologischen Mechanismus, die Ursache für die breite Vielfalt der
Phänomene ist, die wir beobachten. Wenn diese Annahmen richtig sind,
kann die Idee der Wiedergeburt oder der spirituellen Erleuchtung nicht
länger als ein unübersichtliches Durcheinander von Aberglaube, religiösen
Dogmen und wilden Gerüchten betrachtet werden. Spirituelle Wiedergeburt
wird stattdessen zu einer wohldefinierten Entität (zu einem eindeutig
identifizierbares Objekt). Wir können nun fragen, wie läuft dieser Prozess
ab? Zu welchem Zustand führt er? Entwickeln diese Leute wirklich
psychische Kräfte? Worin unterscheidet er sich von der Normalität auf der
einen Seite und von der Psychose auf der anderen Seite? Ist es nur ein
veränderter Zustand des Bewusstseins, den viele Forscher jetzt erforschen
oder ist es mehr?

Es ist nicht einfach nur ein veränderter Zustand des Bewusstseins, sondern
ein kontinuierlicher Prozess, der mehrere Monate oder viele Jahre andauern
kann, in denen die betroffende Person verschiedene Zustände des
Bewusstseins durchläuft. Der Kundalini-Prozess bewegt sich ausserhalb der
Normalität und der Psychose, weil eine Person, die diese Transformation
durchläuft, Erfahrungen hat, die weit von der Normalität entfernt sind ohne
dabei normalerweise so durcheinander zu sein, dass es als psychotisch
betrachtet werden könnte. Auch ist der Prozess nicht mit einer psychischen
Erkrankung gleichzusetzen, weil Menschen, die nicht dieser Transformation
unterzogen sind, psychisch erkranken können, während andere, die diesen
Prozess abgeschlossen haben, es nicht sind. Die Transformation kann zu
vielen besonderen Fähigkeiten führen, aber sie ist nicht untrennbar damit
verbunden. Tirtha (1962) weist darauf hin, dass ein großer Yogi, der die
Kontrolle über seine Herztätigkeit hat, möglicherweise kein aktives
Kundalini haben kann, da jemand mit einem aktiven Kundalini diese
Fähigkeiten nicht besitzt.

Für einen Menschen, der die Transformation durchmacht, kann die


Bedeutung des erleuchteten Zustandes sehr persönlich und subjektiv
(voreingenommen) sein. Unser Ziel ist es, den Prozess hinsichtlich der
Beobachtungen, die gemacht wurden, zu beschreiben.
In diesem Buch präsentieren wir viele Fälle, einige durch die Erkundung
verschiedener Kulturen und spiritueller Traditionen und andere aus unserer
eigenen klinischen Erfahrung. Dies liefert uns genügend Daten, um ein
Potrait dieses Prozesses zu erhalten.

Normalerweise kann ein Kliniker (Mediziner) seine Fälle mit der Erwartung
darstellen, dass sie als Nennwert akzeptiert werden, auch wenn die
Schlussfolgerungen in Frage gestellt werden. Aber in diesem Bereich sind
wir gezwungen zu zögern. Sollten wir Daten präsentieren, die in den
aktuellen Modellen der westlichen Wissenschaft unmöglich erscheinen?
Oder sollten wir auf die Veröffentlichung der Beobachtung verzichten, von
denen wir annehmen, dass sie korrekt sind, um nicht die Akzeptanz
wichtigerer Fragen zu gefährden? Wir sind der Meinung, dass das
Zurückhalten der Daten ein Ausweichmanöver ist und langfristig destruktiv
für den Geist der Wissenschaft wäre. Wenn die heutigen Modelle beweisen,
dass sie unzureichend sind, dann können sie morgen besser sein. Nicht nur
die Wissenschaftler und der Schriftsteller, sondern auch der Leser muss hier
eine besondere Anstrengungen unternehmen, um Objektivität
(Unvoreingenommenheit) zu entwickeln.

Wir glauben, dass die zitierten Autoren (das Buch entstand unter der
Mitwirkung von 12 namentlich genannten wissenschaftlichen Mitarbeitern)
zuverlässig sind. Unsere untersuchten Fälle sind alle lebend und mit einer
Ausnahme, in Kontakt mit dem Autor (Lee Sannella). Von einigen wenigen
Ausnahmen abgesehen, waren sie zu einem Interview mit einem seriösen
Befrager bereit. Forscher, die unsere Daten bestätigt oder ergänzt haben
wollen, können diese Menschen durch den Autor kontaktieren. Alle von uns
schulden ihnen Dankbarkeit, für ihre großzügige Zusammenarbeit.

Durch die Literaturstudie, die klinischen Studien unserer eigenen Fälle und
durch die Laborergebnisse, stellen wir die These auf, dass der Prozess, der
meist als "Aufstieg der Kundalini" betrachtet wird, eine Realität ist, die sehr
wünschenswert ist und als evolutionärer Prozess, der im menschlichen
Nervensystem stattfindet, beschrieben werden kann.

Es ist interessant, zu beobachten, dass unsere These mit den persönlichen


Erfahrungen des indischen Yogi Gopi Krishna (1903-1984) in Einklang
steht, der seinen persönlichen Kundaliniaufstig in seiner Biografie
beschrieben hat. Er sagte:

"Ein neues Zentrum, welches gegenwärtig in der normalen Frau, im


normalen Mann, schlummert, wird aktiviert und ein mächtiger Strom
psychischer Energie steigt von der Basis der Wirbelsäule in den Kopf, um
ein menschliches Bewusstsein zu ermöglichen, welches die normalen
Grenzen überschreitet. Dies ist die letzte Phase des gegenwärtigen
evolutionären Impulses im Menschen. Das Gehirn-Rückenmark-System des
Menschen durchlebt eine radikale Veränderung, die es ermöglicht, dass das
Bewusstsein die normalen Grenzen überschreitet. Das Gehirn-Rückenmark-
System des Menschen erlebt eine radikale Veränderung, um ein
Bewusstsein zu erreichen, das die Grenzen des höchsten Intellekts
überschreitet. Hier ergibt sich aufgrund der Intuition eine Offenbarung, die
die Schritte der Menschheit zu leiten scheint. Die lebendige Substanz, die
für diese ästhetische Form im Gehirn verantwortlich ist, ist völlig außerhalb
unserer Kontrolle und dies wird auch für längere Zeit so bleiben."

Wir beginnen unsere Darstellung, indem wir die besondere Bedeutung des
Wiedergeburtsprozesses in der heutigen Zeit diskutieren und indem wir über
das Problem der Objektivität, in der Beschreibung von spirituellen
Zuständen, sprechen. Dann werden wir das Kundalini-Konzept der Yoga-
Tradition, als das klassische Wiedergeburtsmodell darstellen, welches leicht
für die psychologische Interpretation zugänglich ist. Aber gewisse
Unterschiede zwischen dem klassischen Kundalini Konzept und unseren
eigenen Fällen, veranlassen uns, eine Variantion, das physiologische
Kundalini-Modell, vorzuschlagen, um unsere Beobachtungen zu erklären.

Unsere Daten setzen sich aus veröffentlichten Berichten verschiedener


Kulturen und vielen eigenen Fällen zusammen. Daraus werden wir die
charakteristischen Zeichen und Symptome des Wiedergeburtsprozesses
zusammenfassen, die bezeichnend für den vielschichtigen physiologischen
Kundaliniprozess sind. Wir leiten dieses Konzept von einem Modell ab,
welches kürzlich von Itzhak Bentov, einem tschechischen Ingenieur mit
biomedizinischer Spezialisierung, vorgeschlagen wurde, welches die
Auswirkungen der Kundalini erklärt. Sein Modell ist die erste Theorie des
Kundalini-Phänomens, welches einer experimentellen Überprüfung
unterworfen werden kann. Die Bedeutung der Arbeit Bentov's wird
diskutiert. Seine Arbeit ist im Anhang eingefügt.

Wir prüfen, wie unsere Befunde in Beziehung zu den klassischen yogischen


Beschreibungen der Kundalini zu bringen sind. Dann, in unserer Diskussion
über die Diagnose, zeigen wir, dass es möglich ist, den physiologischen
Kundaliniprozess zu erkennen und ihn von der Psychose zu unterscheiden,
selbst wenn sich diese beiden Bedingungen vorübergehend in einer
bestimmten Person vereinen. Diese Unterscheidung macht es für Klinikärzte
möglich, die Fehler zu vermeiden, die oft in der Vergangenheit begangen
wurden.

Menschen, die die Wiedergeburt durchmachen, brauchen oft eine besondere


Hilfe. Wir werden überlegen, welche Formen der Hilfe ratsam sind und
welche nicht. Schließlich schlagen wir eine Anäherung für die Bewältigung
der Probleme und Chancen vor, die durch das Wiedergeburtsphänomen in
der Gesellschaft entstehen. Hier können wir durch den Präzedenzfall von
Meher Baba's1 Arbeit angeleitet werden, der als zweiter Anhang dem Buch
hinzugefügt wurde. Warum ist die Wiedergeburt überhaupt möglich? Ein
dritter Anhang "Die Empfindlichkeit des menschlichen Organismus" befasst
sich mit dieser Frage. Ein vierter Anhang ist für mediziniche Spezialisten
und der letzte Anhang für Klinikärzte.

Studien in diesem Bereich sind zeitgemäß, in der Tat sind sie dringend
notwendig. Die neue Beschäftigung mit spirituellen und okkulten Praktiken,
insbesondere bei der Jugend, beinhaltet sowohl große Versprechen, aber
auch große Gefahren. Es ist wichtig, dass wir schnell zu einem tieferen
Verständnis in diesem Bereich gelangen.

3. Der indische Guru Meher Baba Top


1
Meher Baba (1894-1969), der als Sohn des zoroastrischen Derwisch (des
persichen Sufi) Sheriar und seiner Frau Shireen in Poona (Indien) geboren
wurde, begegnete 1913 der islamischen „Heiligen“ Hazrat Babajan (1810?–
1931). Eines Abends, als er von der Schule nach Hause radelte, rief ihn die
ältere Moslemfrau zu sich. Aber sie sprach nicht mit ihm, sondern umarmte
ihn nur und küsste ihn auf die Stirn. Baba ging nun öfter zu ihr, und bei
einem der folgenden Besuche verhalf sie ihm zur "blitzartigen Erkenntnis
der grenzenlosen Seligkeit der Selbstverwirklichung". Sie küsste ihn auf die
Stirn. Das ist der Zeitpunkt, der als seine Erleuchtung angegeben wird. Nach
diesem geistigen Durchbruch ging er nur noch wie in Trance umher und
schien die Welt um sich herum kaum noch wahrzunehmen. Seine Eltern
glaubten, er litte an einer Geisteskrankheit, aber er erklärte ihnen später,
dass er sich in einem Zustand höchster Ekstase befunden und dass Babajans
Kuss die Schranke zwischen ihm und Gott aufgehoben hätte. In den
nächsten Jahren scharte er erste Jünger um sich, die ihn "Meher Baba"
(mitfühlender Vater) nannten.

1922 eröffnete Meher Baba in Bombay einen Ashram, in dem er Anhänger


aller Glaubensrichtungen und auch Unberührbare willkommen hiess.
Während der Dreißigerjahre fuhr er schweigend zu allen geheiligten Stätten
der Welt, um dort die göttliche Gegenwart zu meditieren. Er gründete noch
weitere Ashrams und unternahm auch Reisen in die USA und nach Europa.
Mit seiner charismatischen Ausstrahlung übte er auf viele einen starken
Einfluss aus, und noch heute, lange nach seinem Tod, bekennt sich eine
grosse Zahl von Anhängern zu ihm.

Er kritisierte, dass Leute sich anschreien: „Je größer die Liebe, desto sanfter
die Stimme.“ Letztlich brauche man gar keine Worte mehr. Deshalb
schwieg er vom 10. Juli 1925 an die restlichen 44 Jahre seines Lebens, "um
die Menschheit von den ungeheuren Kräften des Unwissens zu erretten". In
Erinnerung an diesen Tag feiern seine Anhänger auch heute noch den „Tag
der Stille“. Um sich mitzuteilen, nutzte er fortan Buchstabentafeln und ab
1954 Handzeichen. Von Meher Baba stammt der Satz: „Die Wahrheit ist
von den Weisen des Altertums oft genug formuliert worden. Heute kommt
es darauf an, sie zu leben.“ Er bereiste schweigend die Welt und meditierte
an vielen heiligen Stätten. Während des Zweiten Weltkrieges kümmerte er
sich um psychisch Kranke, die vom gewöhnlichen Gesichtspunkt aus als
verrückt bezeichnet werden, doch nicht im normalen Sinne krank sind,
sondern die die spirituelle Wiedergeburt zu verwirklichen suchen.

Einer seiner berühmtesten Jünger ist Pete Townshend, Gitarrist und


Songwriter von "The Who", der ihm mit dem Lied "Baba O'Riley" ein
musikalisches Denkmal setzte. Ein weiteres Lied, das seine Philosophie in
Noten setzt, ist der Nummer-Eins-Hit "Don't Worry, Be Happy" (Mach dir
keine Sorgen, sei glücklich) von Bobby McFerrin aus dem Jahr 1988. Darin
verarbeitete McFerrin die letzten Worte Babas.

Diese synkretistische (Synkretismus bedeutet die Vermischung von


religiösen Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild.)
Weltanschauung Meher Babas hat deutliche Parallelen zum sikhistisch-
reformhinduistischen Sant Mat und zum islamischen Sufismus. Die
Anhänger Meher Babas, die "Baba Lovers", formierten sich vor allem in den
USA in lokalen Gruppen und den zwei Vereinigungen "Sufism Reoriented"
und "Society for Avatar Meher Baba". Nach dem Tod Meher Babas soll ein
innerer Ring von zwölf Schülern sein Werk übernommen haben, das
insbesondere in Sufi-Zirkeln nachwirkt.

Mehr von Meher Baba:


Meher Baba 1 (Deutsch)
Meher Baba 2 (Deutsch)
Meher Baba 3 (Englisch)
Meher Baba 4 (Englisch)

Lust ist das größte Hindernis

Es hat mich natürlich interessiert, was Meher Baba zum Brahmacharya


(Zölibat) sagt. Dabei habe ich folgendes gefunden:

Auf dem spirituellen Pfad ist Lust das größte Hindernis. Nicht einmal der
Gedanke der Unzucht sollte im Verstand auftauchen. Das ist der Grund,
warum ich euch sage: "Haltet das Langoti (gewickelter Lendenschurz)
dicht." Das bedeutet, habt keine unzüchtigen Gedanken, führt keine
unzüchtigen Handlungen aus und berührt und schaut keine Frauen an. Die
Lust ist so stark, dass selbst der Blick nach einer Frau den Mann an Sex
denken lassen kann. Und Denken führt zum Handeln.

Betrachte die Liebe zwischen der Mutter und ihrem Kind. Das Kind spielt
auf den Armen der Mutter und berührt sie, ohne den Geringsten Gedanken
an die Lust. Aber die geringste Berührung zwischen Vater und Mutter, kann
lustvolle Gedanken in ihnen erwecken.

Quelle: Lust ist das größte Hindernis

Liebe und Sexlosigkeit

In einem Kommentar über Lust und Zölibat erklärt Meher Baba:

"Ist jemand lustvoll, dann hat er (normalerweise) die Tendenz, seine Lust an
mehreren Personen des anderen Geschlechts festzumachen. Das Ideal des
Brahmacharya (Zölibat) aber erlaubt es nicht einmal, eine Person des
anderen Geschlechts zu berühren. Nun, wenn der Meister, der völlig frei von
Lust ist, einer stark lüsternen Person helfen möchte, dann weiß er, dass der
Betreffende nicht in der Lage ist, das Brahmacharya zu beachten. Darum
erlaubt er ihm eine legale Heirat, aber er bittet ihn, seine Lust nur auf eine
Frau zu beschränken. Dann allmählich, wenn die Lust sich vermindert, dann
sollte er aufgefordert werden, alle Handlungen der Lust aufzugeben, auch
mit seiner verheirateten Frau. Dabei kann er aber seine Ehe fortsetzen. Auf
diese Weise wird die Lust schrittweise beseitigt und das Ziel des
Brahmacharya wird allmählich erreicht."

Schön und gut. Das Problem ist nur, dass die Lust normalerweise nicht
nachlässt und zwar das ganze Leben lang nicht. Selbst bei den Menschen die
impotent sind, die also nicht mehr zu einer Errektion fähig sind, hält die
Lust noch weiter an. Ich denke, man sollte das Brahmacharya schon etwas
zielstrebiger anstreben.

Quelle: Liebe und Sexlosigkeit

4. Die Bedeutung der Wiedergeburt Top

Gopi Krishna sagte 1971:

"Dieser Mechanismus, auch bekannt als Kundalini ist die wahre Ursache
aller echten spitituellen und psychischen Phänomene, die biologische
Grundlage der Entwicklung der Evolution und der Persönlichkeit, der
geheime Ursprung aller esoterischen und okkulten Lehren, der Schlüssel zu
den ungelösten Rätsels der Schöpfung, die unerschöpfliche Quelle der
Philosophie, Kunst und Wissenschaft und die Quelle aller Religionen der
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft."

Vor über vierzig Jahren, stellte der Schweizer Mediziner und Psychologe
und der Begründer der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jung (1875-
1961) und seine Kollegen in einem Seminar über die Kundalini fest, dass
das Aufsteigen der Kundalini selten, wenn überhaupt, im Westen beobachtet
wurde. Sie deuteten an, dass es tausend Jahre dauern würde, bis die
Kundalini durch eine tiefgehende Analyse verstanden werden könne.
Obwohl die Möglichkeit des Kundaliniaufstiegs für Jung in weiter Ferne
lag, hatte er zweifellos ein Gespür für seine psychologische Bedeutung. Er
erzählte von einem mittelalterlichen Mönch, der eine Fantasiereise in einen
wilden, unbekannten Wald unternahm, wo er seinen Weg verlor. Bei dem
Versuch der Rückkehr, fand er seinen Weg durch einen bösen Drachen
versperrt. Jung sagt, dass diese Bestie das Symbol der Kundalini ist, eine
psychologische Kraft, die dem Menschen das größte Abenteuer zu bieten
hat. Wenn dieses Abenteuer aber schwierig wird, dann wiederruft er: "Oh,
verdammt, warum habe ich mich auf solch eine Sache eingelassen",
wissend, daß bei der Rückkehr, der Geist des göttlichen Abenteuers im
Leben erlischt und das Leben sein Aroma verliert.

Jung sagt: "Wenn es gelingt, die Kundalini zu erwecken, so dass sie ihr
Potential entfalten kann, dann eröffnet sich eine Welt, die total anders als
unsere Welt ist. Es ist eine Welt der Ewigkeit".

Er fährt fort, darauf hinzuweisen, dass die Kundalini eine unpersönliche


Kraft ist. Er sagt, wenn du sie als deine eigene Leistung betrachtest, dann
tust du das auf eigene Gefahr. Der Preis ist die Aufblähung des Egos, eine
falsch verstandene Überlegenheit, Widerwärtigkeit oder Wahnsinn. Der
Kundaliniaufstieg ist ein autonomer Prozess, der aus dem Unbewussten
heraus entsteht und dich als Träger zu verwenden scheint. Obwohl 1932, als
Jung darüber schrieb, eine Wiedergeburt selten war, so tritt sie jetzt
regelmäßig, mit oder ohne Training, auf, wie die wachsende Zahl der Fälle
in den Akten der Kundalini Research Foundation in New York und unsere
eigene erhöhte Zahl beglaubigter Fälle, zeigt.

Es besteht jetzt im Westen ein viel größeres Interesse an diesem Thema, wie
man durch die rasche Zunahme aller Arten von Geistestraining, neuen
Therapien, meditativen Praktiken und psychischen Beschäftigungen sehen
kann. Tausende von Menschen befinden sich in solchen Prozessen oder
interessieren sich für solche Aktivitäten. Sogar die jüngste Zunahme im
Gebrauch halluzinogener (psychoaktiver) Drogen, kann als ein
entschlossenes, wenn auch gefährliches und fehlgeleitetes Drängen in
geistige Richtung betrachtet werden.

Die deutliche Zunahme der Zahl der Personen, die eine Wiedergeburt
erleben, ist das Spiegelbild eines Wandels, der sich auf der soziokulturellen
Ebene der Gesellschaft als Ganzes wiederfindet. Jung wies darauf hin, dass
eine Zeit der Auflösung, wie sie in der Zeit des Römischen Reiches
herrschte, wie sie auch heute wieder anzutreffen ist, gleichzeitig ein
Zeitalter von Tod und Wiedergeburt ist: "Wenn ein Prinzip den Höhepunkt
ihrer Macht erreicht, dann entsteht eine innere Gegenbewegung, die in ihrer
Dunkelheit den Keim neuen Lichts in sich trägt."

Gopi Krishna sagte 1975:

"Es gibt eine Rebellion gegen die bestehende Ordnung, weil das Gehirn
einen Zustand der Entwicklung erreicht hat, an dem die Rätsel der Existenz
eine größere Rolle spielen, als sie es zuvor taten. Dies ist der Grund, warum
Millionen von jungen Männern und Frauen in Europa und Amerika begierig
auf der Suche nach Meistern und wirksamen Methoden der Selbsterkenntnis
sind. In einem bestimmten kritischen Zustand in der Entwicklung des
menschlichen Geistes erreichen die unbeantworteten "Rätsel des Lebens"
eine Dringlichkeit, der kein Schatz der Erde entgegenwirkt. Dies ist die
Geistesauffassung von Millionen enttäuschten jungen Menschen in der Welt
von heute. Die moderne Psychologie ist nicht in der Lage, einen
leistungsfähigen Impuls für den psychischen Frieden der Menschen zu
liefern, der von Anbeginn der Zivilisation bis zum heutigen Tag von den
Menschen herbeigesehnt wird. Wenn man seine Mission vereitelt, kann der
Impuls zu sozialen und politischen Unruhen, Drogenkonsum, Promiskuität,
zur Gewalt oder zu anderen sozialen Übeln führen"..

Dann zitiert er den amerikanischen Arzt Dr. Treffert, den Direktor eines
medizinischen Centers in Wisconsin, der sagt: "Etwa 30 Amerikaner unter
21 Jahren begehen jeden Tag Selbstmord. Dies zeigt eine dreifache
Zunahme der Selbstmordrate der amerikanischen Jugend in den letzten 10
Jahren. Auch mehr als die Hälfte der Patienten der psychiatrischen
Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten sind junge Menschen. Der
Hauptgrund für die Zunahme der Zahl der Selbstmorde und psychischen
Erkrankungen unter den Jugendlichen ist die zunehmende Leere und
Sinnlosigkeit des Lebens in einer Gesellschaft, die sich nur noch am Profit
orientiert."

Der Druck, der durch die Veränderung der Gesellschaft entsteht, entwickelt
eine Nachfrage nach religiösen Führern und Bewusstseinsforschern, die für
eine zunehmende Zahl von Suchenden, eine Umgebung und Methoden
anbieten, die die rasche und sichere Entwicklung der inneren Potentiale
ermöglicht.

5. Das Problem der Objektivität Top

Bei persönlichen Erfahrungen mit dem Kundaliniaufstieg gibt es eine


endlose Abfolge von Gefühlen, seltsamen Gedanken und Visionen, aber
Beschreibungen der körperlichen Anzeichen oder tatsächlichen
Empfindungen sind selten. Anspielungen auf subjektiv wahrgenommene
Kraftfelder und Energiezustände sind heute in den Beschreibungen der
meditativen Erfahrungen üblich. Jung (1975) verwies auf die Einhaltung der
traditionellen Modelle, die als Dogmatismus in einer langen Tradition vom
Lehrer an den Schüler weitergegeben wurden. Wir sehen dies häufig in den
Beschreibungen der Kundalinierfahrung in den yogischen Schulen.

Während dies nach dem Studium der östlichen Schriften offensichtlich ist,
so ist auch wahr, dass wir im Westen die verschiedenen Zustände von
Psyche und Soma (Körper), in Bezug auf die transzendentale Erfahrung,
nicht geklärt haben. Zum Beispiel hielt der amerikanische Psychologe und
Philosoph William James (1842-1910) den großen deutschen
mittelalterlichen Mystiker und Dominikanermönch Heinrich Seuse (Suso),
für einen leidenden Asketen, der unfähig war, seine Qualen2 in religiöse
Ekstase zu verwandeln. James betonte das Ekstatische und Jung kümmerte
sich um die Beziehung zwischen der Individuation (unter der Individuation
versteht man die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, Anlagen und
Möglichkeiten) und der Kundalini.
2
Bekannt wurde Seuse auch durch die Beschreibung extremer Formen der
Selbstkasteiung, die er angeblich jahrelang praktizierte. Ein Zitat aus seiner
in der dritten Person verfassten Vita (Biografie): "Die Vielfalt religiöser
Erfahrung":

„Eine Zeit lang trug er ein Hemd aus Haaren und eine eiserne Kette,
bis das Blut von ihm niederrann, so daß er gezwungen war, sie
abzulegen. Er sorgte heimlich dafür, daß ein Untergewand für ihn
gemacht wurde, und an dem Untergewand hatte er Lederstreifen
befestigt, in die etwa 150 eiserne Nägel, scharf zugespitzt und
gefeilt, getrieben waren, und die Spitzen der Nägel waren stets auf
das Fleisch gerichtet. Darin pflegte er in der Nacht zu schlafen. Dann
ersann er etwas anderes: zwei Lederhandschuhe, und er veranlasste
einen Schmied, sie über und über mit scharf gespitzten Stiften
auszurüsten, und er pflegte, sie nachts anzulegen, damit, wenn er im
Schlafe versuchen sollte, das haarige Untergewand abzulegen oder
sich selbst von den Stichen der ekelhaften Insekten zu befreien, die
Stifte dann in seinen Körper eindringen sollten.“
Heinrich Seuses deutsche Schriften:
Band 1 (ca. 26 MB)
Band 2 (Ca. 26 MB)

Jedoch machen westliche Wissenschaften jetzt objektive Labormessungen


von den Änderungen, die spirituelle Phänomene begleiten und sie ermuntern
zu einer offeneren und direkten Berichterstattung der persönlichen
Erfahrungen. Vielleicht war dies der Anreiz für den Osten, dies ebenfalls zu
tun. Einige neuere Vorfälle sind reich an wertvollen Informationen und wir
können in der nahen Zukunft noch viel mehr davon erwarten.
Beschreibungen dieser Art überschreiten persönliche und kulturelle
Unterschiede. Sie zeigen im Wesentlichen die Gleichheit der Phänomene.

Die Anzeichen und Symptome, die normalerweise beschrieben werden, wie


die Veränderungen in den Gefühlen und Gedanken, die Visionen und
Stimmen, scheinen größtenteils persönlich bestimmt zu sein. Aber Gefühle
wie Juckreiz, Flattern (Augenlider), Kribbeln, Hitze und Kälte, die
Wahrnehmung inneren Lichts und Klangs, sowie das Auftreten von
Verrenkungen und Spasmen (Krämpfen) scheinen ziemlich universell zu
sein. Es ist diese Universalität, die uns veranlasst, zu postulieren, dass alle
spirituellen Praktiken den gleichen grundlegenden Prozess aktivieren, dass
dieser Prozess eine definitive physiologische Grundlage hat, die diese
spezifischen körperlichen Symptome verursachen.

Auf der anderen Seite sind die emotionalen Wechselbeziehungen dieses


Prozesses ebenfalls wichtig. Es sind die emotionalen Wechselbeziehungen
und das veränderte Denken, die diesen Prozess begleiten, die häufig zu der
falschen Annahme führen, dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Es
sind diese Aspekte, die letztlich die persönliche Bedeutung der
Transformation für die Menschen liefert, die sie erleben.

Wir sind uns bewusst, dass wir nicht all die reichen experimentellen Details
anbieten können, das breite Spektrum der persönlichen Erfahrungen, die
diese Menschen erlebt haben, die Komplikationen ihrer Gefühle und
Gedanken, ihre Ekstasen und ihre verzweifelten Verwirrungen. Die
fesselnden Qualitäten dieser Erfahrungen überschatten die physiologischen
Daten, so dass die Person dazu neigt, die subtilen Veränderungen ihres
physischen Zustandes zu ignorieren. Sie variieren so weit, dass es scheint,
als hätten sie nichts gemeinsam. Deshalb begrenzen wir uns auf einen Fokus
der physiologischen Parameter, die wir aus dem Modell Bentovs beziehen.

6. Das Kundalinimodell Top

Jede spirituelle Tradition, die sich mit der Wiedergeburt beschäftigt, hat ihr
eigenes Kundalinimodell. Die meisten von ihnen sind Beschreibungen, die
die subjektive Seite, die individuellen Wahrnehmungen, der Erfahrung
betonen. Entweder behandeln sie die objektiven Anzeichen, die frei von
Gefühlen, Vorurteilen und Wünschen sind, als nebensächlich oder sie
ignorieren sie. Daher sind diese Beschreibungen, so berechtigt sie auch sein
mögen, nicht hilfreich bei einem objektivem Vergleich der verschiedenen
Traditionen. Wenn es um die physiologische Interpretationen geht, haben
die meisten dieser Modelle nur wenig Bedeutung.

Eine Ausnahme ist das Kundalini-Modell des Yoga. Die Kundalini wird als
Energie betrachtet, die zumeist schlafend an der Unterseite der Wirbelsäule
ruht. Wenn diese Energie geweckt wird, so steigt sie langsam durch den
Spinalkanal der Wirbelsäule zur Spitze des Kopfes. Dies könnte der Beginn
der Erleuchtung sein.

Der Kundaliniaufstieg erzeugt Stress im zentralen Nervensystem. Diese


Stresspunkte (Blockaden) verursachen normalerweise Schmerzen während
der Meditation. Wenn die Kundalini diesen Stresspunkten oder
Blockierungen begegnet, beginnt sie nach eigenem Willen zu handeln, sich
in einem selbstbestimmten und selbstbegrenzten Prozess über das gesamte
physiologische und psychologischen System auszubreiten, um die
Blockierungen aufzulösen. Sobald eine Blockierung sich aufgelöst hat,
fliesst die Kundalini frei durch diesen Punkt und setzt seine Reise nach oben
fort, bis sie dem nächsten Stresspunkt, der nächsten Blockade, begegnet. Die
Kundalinienergie teilt sich auf diesem Weg auf, so dass sie auf mehreren
Ebenen wirken kann, wobei sie verschiedene Blockaden entfernt. Ist dieser
Prozess abgeschlossen, dann konzentriert sich die ganze Energie auf die
Oberseite des Kopfes. Der Unterschied zwischen dem Anfangszustand und
dem Endzustand ist nicht nur, dass die Kundalini sich an einem anderen
Platz konzentriert, sondern dass sie in der Zwischenzeit jeden Teil des
Organismus durchlaufen hat, um die Blockierungen zu beseitigen und das
Bewusstsein zu erwecken. Darum kann der gesamte Kundaliniprozess als
ein Reinigungsprozess oder als ein Prozess betrachtet werden, der das
natürliche Gleichgewicht wieder herstellt.

Genauso wie ein elektrischer Strom Licht erzeugt, wenn er durch einen
dünnen Wolframglühfaden läuft, aber nicht, wenn er durch einen
Kupferdraht läuft, weil der Wolframglühfaden einen spürbaren Wiederstand
bietet, der Kupderdraht aber nicht. Ebenso verursacht die Kundalini die
meisten Empfindungen, wenn sie einen Bereich des Körpers oder Geistes
betritt, der blockiert ist. Aber die Hitze, die durch die Reibung der Kundalini
gegen diesen Widerstand erzeugt wird, löst die Blockade auf, so dass die
quälenden Empfindungen enden. In ähnlicher Weise, wie ein intensiver
Fluss von Wasser durch einen kleinen Gummischlauch den Schlauch zu
heftigen Schwingungen animiert, während der gleiche Strom durch einen
Feuerwehrschlauch kaum festgestellt werden kann, ebenso kann der
Kundalinistrom durch versperrte Kanäle, innerhalb von Körper und Geist,
die Ursache von Bewegungen in jenen Bereichen sein, bis die Hindernisse
durch die Kundalini ausgewaschen und die Kanäle erweitert sind. (Die
Begriffe "Kanal", "erweitern", "Blockaden", und so weiter, sollten wir dabei
metaphorisch (in einer übertragenen Bedeutung) verstehen. Es müssen keine
tatsächlichen physikalischen Strukturen, Abmessungen oder Prozesse
vorhanden sein, aber sie sind sinnvolle Analogien, um das Kundalinimodell
zu verstehen. Der eigentliche Prozess ist zweifellos viel subtiler und
komplexer.)

Die spontanen Bewegungen, wechselnden Körperempfindungen und andere


Phänomene, über die in unserer interkulturellen Übersicht und in unseren
eigenen Fällen berichtet wird, können leicht als Manifestation der Kundalini
interpretiert werden. Darüber hinaus hat Bentov vor kurzem ein
physiologisches Modell für die Kundalini vorgeschlagen, das viel von dem
erklärt, was wir beobachtet und berichtet haben. Seine Studie wird später
mit unseren Resultaten ausgewertet. Wegen der objektiven Orientierung
seines Kundalinimodells, seiner universellen Einsetzbarkeit und seiner
Empfänglichkeit für physiologische Interpretation, werden wir es als
Grundlage für unsere Diskussion nehmen.

Es gibt jedoch Unterschiede zwischen unseren eigenen Beobachtungen und


dem klassischen Kundalini-Konzept. Insbesondere haben wir beobachtet
und verschiedene Traditionen haben davon berichtet, dass die Energien oder
Empfindungen (Gefühle) von den Füßen und Beinen über den Körper, den
Rücken und über die Wirbelsäule zum Kopf aufsteigen, dann aber über das
Gesicht und durch die Kehle schließlich in den Bauch abwärts fließen. Dies
ist vollkommen im Einklang mit den Prognosen von Bentov's Modell, aber
etwas im Widerspruch zu den Berichten der Yogis Muktananda und Gopi
Krishna und ebenso mit den klassischen Yogaschriften.

Übersetzer: Ist damit also Schluss mit dem "göttlichen" Kronenchakra


(Scheitelchakra)?

Daher schlagen wir den Begriff Physio-Kundalini vor, um auf die Aspekte
des Kundalini-Erwachens zu verweisen. Sie umfasst physiologische und
psychologische Aspekte, die durch einen rein physiologischen Mechanismus
erklärt werden können. Wir sollten uns auf einen Physio-Kundalini-Prozess,
auf einen Physio-Kundalini-Kreislauf, einen Physio-Kundalini-
Mechanismus und einen Physio-Kundalini-Komplex beziehen. Bentov's
Modell beschreibt solche physiologische Veränderungen, die keine
außergewöhnlichen Kräfte erfordern.

Das langsame Fortschreiten der Energieempfindungen durch den Körper,


dann die Kehle hinunter, das von einer Vielzahl von Bewegungen,
Empfindungen und psychischen Störungen begleitet wird, das schliesslich
seinen Höhepunkt erreicht, wenn die Kundalini den Bauch erreicht, ist so
charakteristisch, dass wir es den Physio-Kundalini-Zyklus nennen. Wenn
die Energie auf einen Widerstand trifft, dann überwindet und reinigt das
System die Blockade. Wir sagen dann, dass der Ort, an dem sich die
Blockade befand, sich geöffnet hat. Die Eröffnung der Kehle ist ein
typisches Beispiel. Dies gibt uns eine Terminologie im Zusammenhang mit
dem Kundalinikonzept, passend zur Ebene unserer Beobachtung, welches
uns eine physiologische Interpretationen ermöglicht. Gleichzeitig bewahrt es
die volle Übereinstimmung mit der klassischen Bedeutung der Kundalini,
ohne uns zu der Überzeugung zu verpflichten, dass dieses mystische
Konzept richtig ist oder irgendeiner objektiven Realität entspricht.
7. Interkulturelle Aspekte der Kundalini
7.1 In Afrika Top

Katz (1973) berichtet von den "!Kung San", Menschen in der Kalahari-
Wüste3 im Nordwesten Botswanas in Afrika, die viele Stunden tanzten um
sich "aufzuwärmen" und um den "!kia"-Zustand zu erreichen. Er stellte fest,
dass der !kia-Zustand identisch mit dem Kundalini-Zustand ist. !Kia ist ein
Zustand der Transzendenz. Die Ausbildung lehrt den Schüler, sich in einen
spirituellen Zustand zu versetzen, in dem die Schwelle der Angst
überwunden werden und der !kia-Zustand erreicht werden kann. Es wird
gesagt, dass sich die Quelle des !kia-Zustandes in der Magengrube befindet.
Wird sie aufgewärmt, dann steigt sie von der Basis der Wirbelsäule zum
Schädel, wo dann das !kia auftritt. Es ist eine Erfahrung, die weit über das
normale Selbst hinausgeht. !Kia ist wie ein Satori (ein Satori ist ein
vorübergehendes Erlebnis der Erleuchtung im Zen-Buddhismus), eine
Teilnahme an der Ewigkeit.
3
1652 bis 1830 führten die niederländischen (holländischen) Gouverneure
regelmäßig Vernichtungszüge gegen die ca. 200.000 San (!Kung San) der
Kap-Region. Die Überlebenden flohen in die Kalahari-Wüste oder wurden
auf den Farmen der Europäer versklavt. 1904, im Anschluss an den Krieg
gegen die Herero, ging die deutsche Schutztruppe auf dem Gebiet der
damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) ähnlich
gegen die San vor.

Ein Stammesangehöriger sagte folgendes dazu:

"Du tanzt, tanzt, tanzt, tanzt. Dann erwacht es in deinem Bauch, steigt den
Rücken hinauf und du beginnst zu erschauern. Das !kia lässt dich erzittern,
es ist heiß. Deine Augen sind geöffnet, aber du schaust dich nicht um. Sie
sind still und schauen nur geradeaus. Wenn du aber in den !kia-Zustand
gelangst, dann schaust du dich um, weil du alles siehst, denn du siehst auch
das, was andere beunruhigt. Es setzt eine schnelle, flache Atmung ein und
das !kia fließt in jeden Teil deines Körpers, von den Zehen bis zu den
Haaren."

Ein anderer sagt:

"In deinem Rückgrat glaubst du etwas Spitzes zu fühlen, dass sich aufwärts
bewegt. Dann beginnt an der Unterseite der Wirbelsäule ein Kribbeln,
Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln, Kribbeln... das die Gedanken in
deinem Kopf zur Ruhe kommen lässt."

Das !kia ist ein intensiver emotionaler Zustand. Meister, die das !kia
beherrschen, praktizieren außergewöhnliche Aktivitäten, wie die Heilung
der Kranken, die Handhabung und das Gehen auf Feuer. Ein Meister hat
einen Röntgenstrahlblick und kann über große Entfernungen sehen, aber er
bemüht sich nicht, solche Aktivitäten in sein normales Leben zu
praktizieren. Ein Meister sagte, wenn er sich im !kia-Zustand befindet, "ist
er wieder er selbst", was bedeutet, dass diese ungewöhnlichen Aktivitäten
das Grundrecht des Menschen sind.

Nur durch die Transzendenz, durch das Überschreiten der Grenzen des
Bewusstseins, ist der Meister in der Lage, Kontakt mit dem übersinnlichen
Bereich aufzunehmen und die Geister, die die Krankheiten verursachen, zu
bekämpfen. Der Kampf mit den Geistern ist eine Herzensangelegenheit des
Meisters, die er mit Kunstfertigkeit, Geschick und Energie verfolgt. Im
Moment der Transzendenz ist die Angst vor dem Sterben überwunden, so
dass eine Wiedergeburt geschehen kann. Im Moment der Heilung, ist dann
der Kampf gegen die Krankheit gewonnen.

Das einzige Kriterium, zu bestimmen, wer ein Meister wird, ist der Prozess
selber. Jede Person, die in der Lage ist, !kia zu erfahren, ist automatisch ein
Meister. Je emotionaler du bist und um so reicher deine Fantasie, um so
geeigneter bist du das !kia zu transzendieren. Mehr als die Hälfte der
Stammesmitglieder können diesen Zustand erreichen. Das !kia tritt in
manchen Familien besonders häufig auf.

Das !kia wird jedesmal, wenn es auftritt, als schmerzhaft, angstvoll und
unberechenbar erlebt. In manchen Guru-Traditionen besteht die Idee, dass
der Guru das !kia auf den Schüler überträgt. Der Guru behält also die
Kontrolle über den Prozess, so dass keine übermäßige Angst das Auftreten
des !kia verhindert. Obwohl das !kia ursprünglich von den Göttern
übermittelt wurde, wird es nun von Person zu Person weitergegeben.

Katz weist darauf hin, dass die !kung (Volksstamm) das !kia nicht nur für
ihre eigene persönliche Bereicherung suchten, sondern auch, um anderen zu
helfen. Aber es wird nicht als langfristiger Zustand betrachtet. Ein
Stammesmitglied muss schon bald wieder in den gewöhnlichen Zustand
zurückkehren und die üblichen Pflichten erfüllen. Ein längerer !kia-Zustand
wird nicht als Gnade, sondern als ein Fehler betrachtet. !Kia ist ein Eintreten
in religiöse Dimensionen, um religiöse Nahrung zu erhalten, die man
anschliessend zum Zwecke der Heilung verteilt. Danach kehrt man in das
normale Leben zurück und lebt diese Wahrheit mit seinen
Stammesangehörigen.

Katz sagt, es gibt nur wenige Lehrer im Westen, die anderen Menschen zur
Transzendenz verhelfen können, da sie selber noch relativ unvollständig
sind. Wir haben den weiteren Nachteil, dass wir kein kulturelles Konzept
haben, das die Idee der Transzendenz als Erziehungsziel anstrebt.

7.2 In der christlichen Tradition Top

Von der Heiligen Therese von Lisieux (1873-1897), einer katholischen


Nonne aus dem Karmelitinnen-Orden, wird berichtet, dass sie Leiden hatte,
wie jene, die wir beobachtet haben (Rohrback, 1963). Sie entstammt einer
Familie der französischen Mittelklasse mit glücklich verheirateten Eltern
und vier Schwestern. Als sie zehn Jahre als war, wurde sie Schülerin eines
nahegelegenen Karmeliterklosters. Ein paar Monate, nachdem sie
eingeschrieben war, bekam sie ständige Kopfschmerzen. Drei Monate
später, nachdem sie sich eines Abends bettfertig gemacht hatte, begann sie
unkontrolliert zu zittern. Dieser Anfall dauerte eine Woche und war durch
keine Behandlung zu beeinflussen. Sie hatte kein Fieber und nachdem das
Zittern aufgehört hatte, kehrte es nicht mehr zurück.

Einige Wochen später wurde sie von einer seltsamen Mischung aus
Halluzinationen, Krämpfen und Komas ergriffen. Sie schien im Delirium
(Fieberwahn) zu sein und schrie gegen unsichtbare und schreckliche
Kreaturen. Sie warf sich heftig im Bett hin und her und schlug mit dem
Kopf gegen die Bettkante, als ob eine fremde Kraft sie angriff. Diese
Krämpfe, die manchmal wie die Übungen einer Turnerin anmuteten, waren
gelegentlich so heftig, dass sie dabei aus dem Bett fiel. Es gab drehende und
rotierende Bewegungen ihres ganzen Körpers, zu denen sie unfähig war,
wenn es ihr gut ging. Zum Beispiel sprang sie von den Knien und stand auf
dem Kopf, ohne die Hände zu benutzen.

Später hatte sie während der Messe eine heftige Attacke, der ihr Beten
beendete. Insgesamt dauerte diese Erkrankung weniger als zwei Monate.
Später traten noch zwei Fälle von Ohnmacht und Muskelstarre auf, die aber
nur einige Minuten dauerten. Therese sagte, dass sie bei all dem nie das
Bewusstsein verloren hat, auch während der Ohnmacht nicht, aber sie hatte
keine Kontrolle über diese Handlungen. Sie wurde regelmäßig von einem
kompetenten Arzt besucht, der aber nicht in der Lage war, ihr zu helfen und
der unumwunden zugab, durch die Symptome verwirrt zu sein. Er war sehr
fest in seiner Ansicht, dass es keine Hysterie war.

7.3 Im Orient Top

Nachdem jemand es in der chinesich-taoistischen Tradition gelernt hat,


Stille in seinem Geist einkehren zu lassen, stellen sich exellente, bisher
schlummernde Qualitäten, ein (Luk, 1972). Das lebenswichtige Prana,
welches sich ausreichend im unteren Bauch angesammelt hat, bricht
plötzlich aus, fließt in die wichtigsten psychischen Kanäle des Körpers und
verursacht unwillkürliche Bewegungen. Dabei stellen sich acht körperliche
Empfindungen ein: Schmerzen, Juckreiz, Kälte, Wärme, Schwerelosigkeit,
Schweregefühl, Rauheit und Sanftheit.

Das Prana ist heiß und breitet seine Wärme nicht nur in den Körperteilen
aus, sondern es wird auch hell und für den Meditierenden fühlbar. Bei
aussergewöhnlichen Meditierenden bewirkt es die Beleuchtung eines
dunklen Raumes, die für andere wahrnehmbar ist. Fließt das Prana in
versperrte psychische Zentren, dann wird es sehr unangenehm und
verursacht Gefühle der Rauheit, Krämpfe und Schmerzen.

Luk berichtete vom taoistischen Meister Yin Shih Tsu, der 1914 schrieb,
dass er Wärme verspürte, die von der Basis der Wirbelsäule bis zur Spitze
seines Kopfes aufsteige, dann aber über das Gesicht und den Hals bis zum
Magen abwärts fließt. Sein ganzer Körper drehte und verbog sich und er sah
eine Reihe von inneren Lichtern. Er hatte Kopfschmerzen und einmal fühlte
sich sein Kopf angeschwollen an. Der obere Teil seines Körpers schien sich
zu strecken, so dass er sich zehn Fuß groß fühlte. Dies wird in
buddhistischen Schriften als der "Große Körper" bezeichnet.

Yin Shih Tsu sagte, dass er nicht alle diese Dinge gleichzeitig fühlt, sondern
manche zu verschiedenen Zeiten. Manchmal fühlt sich die zirkulierende
Hitze mehr wie eine Vibration an, die dem beschriebenen Pfad folgt. Einmal
erlebte er in einem Zeitraum von sechs Monaten allabendlich unfreiwillige
yogische Haltungen, die er in einer regelmäßigen Reihenfolge ausführte.

Im koreanischen Zen wird ebenfalls von denselben Fortschreiten dieser


Empfindungen berichtet. Seo (1974) sagte, dass die Chi-Energie über den
Rücken zur Spitze des Kopfes aufsteigt und schließlich über das Gesicht und
die Kehle in den Bauch hinabfließt, um dort zu enden.

8. Hitzeerscheinungen in verschiedenen Traditionen Top

Hitze ist eine der am leichtesten zu beobachten und zu messenden


Erscheinungen, die einen aktiven Kundalinizustand begleiten. Zwei
Beispiele aus der Sufitradition sind es wert, erwähnt zu werden (Bhavan,
1971):

Dann kam der Heilige um eine Mahlzeit zu nehmen und das Mädchen goß
Wasser über seine Hände. Sie bemerkte, dass das Feuer der Trennung so
intensiv in ihm war, dass das Wasser, sobald es auf seine Hände fiel, sich in
Dampf verwandelte.

Bei meiner Ehre, als der Arzt versucht, meine Hände zu berühren, brannte
seine Hand, es zeigten sich unmittelbar Flecken und Schwellungen auf
seiner Hand. Dies ist die Hitze des Feuers der Trennung. Er allein, der
solche Schmerzen freudvoll ertrug, kannte meine Leiden.

Tony Agpaoa (1974), ein bekannter philippinischer Chirurg, sagt, dass er als
Teil seiner Ausbildung zum Heiler gelernt hat, Feuer durch geistige Mittel
zu entzünden. Der indische Yogi Swami Muktananda (1975) sagt, dass diese
Fähigkeit ein Teil der Ausbildung in bestimmten yogischen Disziplinen ist.
Die weitverbreitete Tradition von Hitzeerscheinungen, lässt unsere eigenen
Beobachtungen glaubwürdiger erscheinen.

In der letzten Zeit sind viele Fälle von paranormalen spontanen


Verbrennungen gut dokumentiert. Es gibt viele Fälle in der Literatur. Ich
möchte einen dieser Fälle erwähnen und von meinen eigenen Erfahrungen
berichten. H. Andrade (1975) berichtet, dass viele Brände spontan auftreten.
Einen solchen Fall hat er selber untersucht. Einige sind von Polizeibeamten
beglaubigt.

Ich habe zwei Jahre einen Poltergeistfall untersucht, bei dem häufig Feuer
ausgebrochen ist (Morris, 1974). Die Situation war emotional und religiös
kompliziert. Es handelt sich dabei um eine jüdische und eine katholische
Familie, die untereinander verheiratet waren. Als der junge jüdische Mann
und seine katholische Frau ein Kind bekamen, begann die
Poltergeistaktivität rund um das Baby. Bald entschloss sich der junge Mann,
zum Katholizismus zu konvertieren. Dies, zusammen mit der
Poltergeistaktivität, warf die Familien in große Turbulenzen. Alle Mitglieder
der Familie, die aus vier Generationen bestand, und viele andere Menschen,
erlebten die Bewegung von Objekten, ihr Verschwinden und spontane
Feuer. Das junge Paar hatte das Gefühl, geschlagen, geschüttelt, gekratzt
und gewürgt zu werden. Die Mutter wurde geschlagen und musste eines
Tages bewusstlos ins Krankenhaus gebracht werden.

Es gab eine Reihe von spontanen Bränden, die durch Familienmitglieder


und verschiedene Ermittlungsbeamte bezeugt wurden. Meine erste
Erfahrung hatte ich an einem Abend, als der Großvater in das Schlafzimmer
ging, um nach dem Baby zu sehen und die Vorhänge in Flammen standen.
Er und ich verbrannten leicht unsere Hände, als wir das Feuer löschten. Ich
war anwesend, als mehrere kleinere Feuer ausbrachen.

Dies ist ein mögliches Beispiel, wie aufgestaute Energie sich über eine
Entfernung ausdrücken kann. Als der junge Mann zum Katholizismus
konvertierte, seine Energie begierig in die Kirche investierte und sich durch
Exorxismus schützte, hörten die Phänomene auf.

Anmerkung: Ich weiß nicht so recht, was ich von den geschilderten
Beispielen halten soll. Ende Anmerkung.

9. Das Ouroboros - der Schwanzfresser Top

Das Ouroboros (Bild) ist ein in vielen Kulturen verbreitetes Motiv einer sich
in den Schwanz beißenden Schlange (manchmal auch ein oder zwei
Drachen). Im alten Ägypten stand dieses Symbol für das ewige Leben und
die Wiedergeburt. In den modernen esoterischen Schulen wird das
Verschlucken des Schwanzes durch die Schlange Arica, als eine Übung
betrachtet, in der durch die Atmung Energie im unteren Bauch erzeugt wird.
Beim Einatmen konzentriert man sich auf die perinale Ebene (auf den
Damm = Beckenboden), zuerst fühlend, um dann die Energie über die
Wirbelsäule zum Kopf hinauf zu leiten. Dann wölbt sie sich entlang des
Schädels und mit der Ausatmung beginnt der Abwärtspfad. Die Energie
wandert von der Mitte des Schädels zur Stirn, teilt sich über den Augen auf
und fliesst auf beiden Seiten an Nase und Mund hinunter, um sich wieder im
Kinn zu vereinigen. (Eine ähnliche Aufteilung erfolgt in der koreanischen
Zen-Lehre und im altägyptischen Symbol für das Auge des Osiris.) Vom
Kinn läuft es dann weiter abwärts über den Hals und das Brustbein, um im
Unterleib zu enden. Der Zweck der Übung ist es, ein Licht im Kopf zu
sehen.
10. Einige klassische Yoga-Ansichten Top

Swami Narayanananda (1960) berichtet über die Erfahrungen mit der


Kundalini:

Es gibt ein Brennen im Rücken und im ganzen Körper. Die Kundalini


tritt mit Schmerzen im Rücken in die Sushumna, den zentralen
Rückenmarkkanal, ein. Man fühlt ein schleichendes Gefühl von den
Zehen, welches manchmal den ganzen Körper schüttelt. Das
aufsteigende Gefühl fühlt sich wie eine Ameise an, die langsam den
Körper bis zum Kopf hinaufkriecht. Sein Aufstieg fühlt sich wie das
Schlängeln einer Schlange oder wie das Hüpfen eines Vogels an, der
von Ort zu Ort hüpft.

Der Übersetzer der Ramakrishna-Biografie, Nikkhilananda, berichtet über


die Kundalinierfahrungen in auffallend ähnlichen Worten. In Joseph
Campbell's4 Buch "A Mythic Image", lesen wir auf Seite 306:

Im letzten Jahrhundert (1836-1886) gab es in Indien den großen


Heiligen Ramakrishna, der in seiner Yogapraxis ein wahrer Virtuose
war. "Es gibt", sagte er einmal zu seinen Anhängern, "fünf Arten von
Samadhi (Erleuchtung)", fünf Arten, die als spirituelle Verzückung
betrachtet werden können. In diesen Samadhis hat man das Gefühl
eines spirituellen Stroms, der sich wie die Bewegung einer Ameise,
eines Fisches, eines Affen, eines Vogels oder einer Schlange anfühlt.

Manchmal kriecht dieser spirituelle Strom wie eine Ameise durch die
Wirbelsäule. Manchmal, im Samadhi, schwimmt die Seele wie ein
Fisch freudig in einem göttlichen Ozean der Ekstase. Manchmal,
wenn ich mich auf die Seite lege, fühle ich einen spirituellen Strom,
der mich wie ein Affe berauscht, der freudig mit mir spielt. Dieser
Strom erreicht plötzlich wie ein Affe, mit einem Sprung das Sahasrara
(Kronen- oder Scheitel-Chakra). Dies ist der Grund, warum du mich
mit einem Sprung aufspringen siehst. Manchmal aber, steigt der
spirituelle Strom wie ein Vogel, der von einem Ast zum nächsten
hüpft. Der Platz, an dem er ruht, fühlt sich wie Feuer an. Manchmal
bewegt sich der spirituelle Strom wie eine Schlange aufwärts. Sie
bewegt sich in einer Zick-Zack-Bewegung aufwärts und sobald sie
den Kopf erreicht, gehe ich in Samadhi. Das spirituelle Bewusstsein
ist nicht erwacht, wenn die Kundalini nicht aufsteigt.
4
Joseph Campbell war ein amerikanischer Professor und Autor, bekannt für
seine Arbeiten auf dem Gebiet der Mythologie. Ein Studium der
Philosophie, Biologie, aber auch Sanskrit und provenzalische
(südfranzösischen) Literatur, ermöglichte ihm, jenseits von Spezialistentum,
Zusammenhänge zu sehen, die anderen verborgen blieben.

Anmerkung zu Ramakrishna:

Um den Geist Ramakrishnas zu verstehen, hier einmal einige Auszüge


Ramakrishnas aus seinem Buch "Vermächtnis":

Über Familienväter (Seite 61): Für die Familienväter hatte


Ramakrishna den harten Weg der Entsagung nicht gedacht. Er wollte,
dass sie ihre Verpflichtung gegenüber der Familie erfüllten. Iher
Entsagung sollte geistiger Art sein. Ein spirituelles Leben wird nicht
dadurch erlangt, dass man vor der Verantwortung flieht. Das Ehepaar
sollte nach der Geburt von ein oder zwei Kindern wie Bruder und
Schwester zusammen leben und die Zeit mit spirituellen Gesprächen
und Kontemplation (Beten, Fasten, Exerzitien, Meditation, Zen)
ausfüllen. Er gab den Familienvätern Mut, indem er sagte, daß ihr
Leben in einer Weise leichter sei als das der Mönche, da es leichter
sei, den Feind aus einer Festung heraus zu bekämpfen als im offenen
Feld. Er bestand allerdings darauf, dass sie ab und zu in die
Einsamkeit gehen sollten, um durch Gebet, Japa (lautes, leises oder
gedankliches Wiederholen eines Mantras, Gebetes, Gottesnamens,
oder Rezitation heiliger Schriften) und Meditation ihre Hingabe und
ihren Glauben an Gott zu stärken und empfahl ihnen die Gesellschaft
von Sadhus (asketisch lebende Mönche). Er bat sie, mit einer Hand
die weltlichen Pflichten zu erfüllen und mit der anderen Gott
festzuhalten und ihn zu bitten, ihre Pflichten zu verringern, damit sie
sich am Ende mit beiden Händen an ihn klammern könnten. Er warnte
die Familienväter wie auch die Mönchsanwärter vor Halbherzigkeit
bei ihren spirituellen Bemühungen und wollte nicht, dass sie
unterschiedslos dem Ideal des Sich-nicht- Wehrens anhingen, das
einen Unbedachten leicht zum Feigling macht.

Über die zukünftigen Mönche (Seite 65): Die jungen Männer, die
als Mönche ausersehen waren, lehrte der Meister den steilen Weg der
Entsagung, innerlich, wie auch äußerlich. Sie mussten das Gelübte
unbedingter Enthaltsamkeit ablegen und alle Gedanken an Gier und
Lust vermeiden. Wenn der Strebsame Enthaltsamkeit übt, entwickelt
er Kräfte, durch die er das Tiefe Geheimnis Gottes zu verstehen
vermag. Selbstbeherrschung ist für ihn absolut unerlässlich. Die
Sannyasins (die Entsagenden) sind Lehrer der Menschen und ihr
Leben sollte ohne Makel sein. Sie sollten nicht einmal ein Bild
betrachten, das ihre niederen Leidenschaften wecken könnte. Der
Meister wählte seine zukünftigen Mönche aus einem Kreis junger
Männer, die von "Frauen und Gold" noch unberührt waren. Wenn er
ihnen den Weg von Entsagung und Unterscheidungsvermögen
aufzeigte, duldete er keine Familienväter in seiner Nähe.

Über die Enthaltsamkeit (Seite 243): "Die Welt besteht aus Frauen
und Gold. Sie schaffen diese Maya (Illusion). Sie verhindern, dass wir
Gott sehen oder an ihn Denken. Nach der Geburt von ein oder zwei
Kindern sollten Mann und Frau wie Bruder und Schwester leben und
nur über Gott reden. Dann fühlen sich beide zu Gott hingezogen und
die Frau wird dem Mann eine Hilfe auf dem spirituellem Weg sein.
Niemand kann göttliche Seligkeit genießen, ohne alle niederen
Empfindungen aufgegeben zu haben. Ein Suchender sollte Gott bitten,
ihm zu helfen, diese Empfindungen loszuwerden. Es muss ein
aufrichtiges Gebet sein. Gott ist unser innerer Herrscher. Er wird
unser Gebet erhören, wenn es aufrichtig ist."

Da Ramakrishna sehr religiös war, ich würde sogar sagen, schon fast
fanatisch religiös, was mich selber eher nachdenklich stimmt, betrachtete er
den spirituellen Weg natürlich aus religiöser Sicht. Ich denke aber, dies ist
keineswegs erforderlich, da der Weg zur "Erleuchtung" eigentlich ein
physiologischer Prozess ist. Ob irgendeine Gottheit daran beteiligt ist, kann
niemand sagen. Ich denke auch nicht, dass der Weg der Familienväter, so
wie Ramakrishna sagt, einfacher ist, als der Weg der Mönche. Schliesslich
verlangt er auch von den Familienvätern nach der Zeugung von ein oder
zwei Kindern, dass sie enthaltsam leben. Und sollte sich eines nachts die
Leidenschaft wecken und es liegt eine hübsche Frau neben einem im Bett,
dann ist Enthaltsamkeit bestimmt nicht einfach.

Ende Anmerkung Ramakrishna

Die großartige Arbeit von Swami Vishnu Tirtha (1962), einem indischen
Yogi der Shaktipat-Tradition (das Shaktipat ist eine yogische Initiation,
durch die der Guru spirituelle Energie auf seinen Schüler überträgt, um bei
ihm die Kundalini zu erwecken) baut eine hervorragende Brücke zwischen
der klassischen und modernen Yoga-Tradition. In einem kleinen Buch
beschreibt dieser heilige Mann die Anzeichen eines frühen Erwachens auf
eine sehr persönliche und anschauliche Weise. Die persönlich gehaltenen
Berichte von Gopi Krishna und Muktananda scheinen aber einem
erfrischenderen Ansatz zu entspringen.

In der Kundalini Yoga-Tradition hat Swami Muktananda (1974) kürzlich


eine Autobiografie veröffentlicht, die reich an Beschreibungen von
Gefühlen, unwillkürlichen Bewegungen, vom Fließen der Energie durch den
Körper, von ungewöhnlichen Atemmustern, innerem Licht und Klang,
übernatürlichen Stimmen und Visionen und von vielen anderen
außergewöhnlichen Erfahrungen, ist.

Er sagt: "Mein Körper war aufgeheizt und mein Kopf war schwer und die
Basis meiner Wirbelsäule wurde von Schmerzen gepeinigt." Er nahm
unfreiwillig yogische Positionen ein und sein Körper wurde steif wie ein
Brett. Er roch Parfüms während der Meditation und er schmeckte Nektar. Er
hörte die Meeresbrandung, Donner, das Gemurmel eines Baches, das
Knistern des Feuers, Trommeln, einen Muschelklang, Glocken und
Vogelzwitschern. In seiner Beschreibung nannte er einen wichtigen Prozess:
"Meine Augen rollten allmählich nach oben und zentrierten sich. Anstatt
getrennt zu sehen, sahen sie wie ein Auge". Die gesamte Entwicklung, die
mehrere Jahre dauerte, gipfelte schließlich, sagte er, als alle diese
Erfahrungen vorüber waren und er in der absoluten Gleichmut des
transzendentalen Zustand verweilte.

Aus klinischer Sicht ist es wichtig zu beachten, dass er in den frühen Phasen
seines Kundalinierwachens oft verwirrt und ängstlich war, keine Kontrolle
über seine wilden Körperbewegungen hatte, unbequeme Körperhaltungen
einnahm und schillerndes Licht in seinem Kopf sah. Zeitweise glaubte er,
verrückt zu werden. Man kann sich die Diagnose leicht vorstellen, die er
von einem Psychiater statt von einem Guru bekommen hätte. Und jetzt, wo
diese Erfahrungen ihn spontan zu einen Zustand verholfen haben, in dem es
ihm sehr gut geht, ist er in der Lage, anderen zu helfen, die zu ihm kommen.

Ein anderer Praktizierender des Kundalini Yoga, Gopi Krishna (1971), hat
eine Autobiografie mit ähnlichen Beobachtungen veröffentlicht. Dieses
Buch enthält einen psychologischen Kommentar von James Hillman, der
Gopi Krishna's Kundalini-Erfahrungen mit dem Jung'schen Modell der
Psychose vergleicht. Gopi Krishna meditierte viele Jahre weitgehend ohne
Lehrer. Er hatte keinerlei religiöse Erfahrungen, bis er 1937 vierunddreißig
(34) Jahre alt wurde. Er schrieb über diese Erfahrungen:

"Ich spürte deutlich ein unvergleichlich glückseliges Gefühl in allen


meinen Nerven, welches von den Fingerspitzen, den Zehen und
anderen Teilen des Rumpfes und der Glieder in Richtung Wirbelsäule
strömte, wo es sich konzentrierte und intensivierte. Dann stieg es mit
einem stillen und höchst angenehmen Gefühl bis zur oberen Region
des Gehirns."5
5
Nach 18 Jahren der Meditation und einer ansonsten normale Existenz als
Familienvater und Angestellter erfuhr Gopi Krishna im Dezember 1937 das,
was er als das Erwachen des Kundalinifeuers bezeichnete. Fünfzehn Jahre
lang, unter unsäglichen Qualen, dauerte danach sein Reinigungsprozess.

Dieses Gefühl endete, wenn er ihm Aufmerksamkeit schenkte. Aber wenn er


es ignorierte, floß es weiter, mit zunehmender Intensität, aufwärts. Plötzlich
fühlte er mit einem lauten Getöse, wie ein Strom flüssigen Lichts durch die
Wirbelsäule in sein Gehirn eintrat. Sein Körper begann zu taumeln und er
war von einem hellen Lichtschleier umgeben. Er fühlte sich eins mit seiner
Umgebung und hatte das Gefühl der Glückseligkeit.

Anschliessend hatte er große Angst, fühlte sich schwach und war


gleichgültig gegenüber anderen Menschen. Sein Mund schmeckte bitter, er
fühlte Terror und ihm war oft sehr heiß. In der Dunkelheit bemerkte er um
sich ein rötliches Leuchten. Es war ein Gefühl von heißen Stecknadeln in
seinem ganzen Körper, seine Kehle fühlte sich verbrannt an und manchmal
hatte er schwere Rückenschmerzen. Er spürte, dass seine Kundalini in einer
falschen Art und Weise wirkte und hatte das Gefühl, dass er sterben würde.
Einmal hatte er eine große Körpererfahrung: "Ich hatte das Gefühl, als ob
ich aus einer größeren Höhe auf die Welt herabblickte, als ich es vorher tat".

Er hatte mystische Erfahrungen in seiner Kindheit6, war aber als junger


Mann Agnostiker. Nichtsdestotrotz praktizierte er Meditation, was letztlich
zu seiner Kundalinierfahrung führte. Nach dem Beginn seines Erwachens,
war er von der Gnade des Kundaliniprozesses abhängig. es dauerte viele
Jahre, bis er den Zustand der Gleichmut erreichte. Dem folgten
außerordentliche geistige Geschenke, emotionale Gelassenheit und eine
kreative Produktivität. (Er schrieb mehr als 15 Bücher.)
6
Im Alter von 8 Jahren hatte Gopi Krishna die erste mystische Erfahrung. Er
sagt, als er zu Fuß eine Straße entlang ging, wurde ich plötzlich von der
brennenden Frage erfasst "Wer bin ich?" Ein paar Tage später hatte er einen
Traum, von dem er denkt, dass es die Antwort auf seine altkluge Frage war.
Der Traum handelte von einem paradiesischen Ort, an dem himmlische
Wesen lebten, ein völlig göttlicher und schöner Platz. Danach aber schien
der Traum für viele Jahre keine Bedeutung für ihn zu haben.

11. Ein amerikanischer Fall Top

Das letzte Beispiel in dieser Reihe der veröffentlichten Berichte, ist eine
amerikanische Schriftstellerin und Zen-Meditierende, deren "Erleuchtung"
durch den berühmten Zen-Meister Yasutani Roshi bestätigt wurde. Ich
kenne diese Frau persönlich und füge ihren Fall an dieser Stelle ein, weil ihr
Buch sich im Druck befindet.

Flora Courtois (1970) ist eine 59jährige Schriftstellerin, die ihre Suche vor
vielen Jahren begann, als sie anfing ihren Lehrer zu fragen, weil sie Zweifel
hatte, ob ihr jemand helfen könne. Ihr erster Kontakt mit einer Erfahrung
"der tiefsten Wahrheit" kam während eines halbbewussten Zustandes nach
einer Vollnarkose. Nach dieser spontanen Erfahrung, in der sie mit der
Natur verschmolz, beschäftigte sie sich mit der Frage, wie visuelle
Wahrnehmungen auftreten. Als sie ihre komplexen Beobachtungen
aufschrieb, dachte ein Lehrer, sie sei psychisch gestört und schickte sie zu
einem Psychiater. Dies führte zu einem kurzen Krankenhausaufenthalt, der
sie sehr verärgerte. Sie war so deprimiert daüber, missverstanden zu werden,
dass sie an Selbstmord dachte. Allerdings endeten ihre Selbstmordgedanken
eines Tages, als der Fokus ihrer Sicht sich geändert zu haben schien. Er
hatte sich zu einem unendlich kleinem Punkt verschärft und bewegte sich
unaufhörlich auf Wegen, die vollkommen frei von den alten bisher
gewohnten Wegen waren, als ob er einer neuer Quelle entsprang.

Dann fiel sie für viele Tage in einen ekstatischen Zustand. Obwohl sie in
Ekstase versunken war, waren ihre täglichen Aktivitäten davon nicht
beeinträchtigt. Seitdem hat sie ein produktives und glückliches Leben.

Dieser Fall ist von besonderem Interesse, da das mangelnde Wissen der
medizinischen Autoritäten über religiöse Erfahrungen, vorübergehend zur
Einweisung in eine (psychiatrische?) Klinik führte. Es ist von weiterem
Interesse, weil Courtois viele Symptome, die wir in anderen Fällen finden,
nicht hatte. Ihre Lebenserfahrung führte vermutlich dazu, dass sie manche
Schwierigkeiten voraus ahnte und dadurch weniger Kundalini-Symptome
entwickelte. Als sie 1967 mit der Zen-Meditation anfing, die bei sensiblen
jungen Menschen einige Symptome erwarten lässt, hatte sie nur einige
bemerkenswerte Erfahrungen. So saß sie in der Meditationshalle, als sie ein
helles Licht sah, dass ihr so real erschien, dass sie glaubte, die elektrischen
Lichter seien bereits eingeschaltet. Obwohl sie realisierte, dass sie sich noch
in relativer Dunkelheit befand, sah sie weiterhin für einige Minuten diese
Helligkeit.
Es mag sein, dass es einige konstitutionelle Unterschiede zwischen
Menschen gibt, die eher zu visionären (optischen) Erfahrungen neigen und
denjenigen, die eher in Richtung Kundalini-Erfahrungen tendieren. Eine
dritte Kategorie umfasst Personen, die weder zu visionären noch zu
Kundalini-Erfahrungen neigt, sondern vorwiegend zu psychischen
Erfahrungen tendiert. Wir sind der Auffassung, dass Courtois' Erfahrung
und die Erfahrungen, die von Bucke (1970) und James (1929) berichtet
wurden, visionäre Erfahrungen sind. Kundalini-Erfahrungen dagegen
umfassen visionäre und psychische Erfahrungen, die eigene
charakteristische Merkmale des Physio-Kundalini-Komplexes haben.

Es kann auch sein, dass die Zen-Methode den Kundaliniaufstieg durch die
Meditation mit geöffneten Augen benachteiligt, aber den Meditierenden
dabei unterstützt, mit der äußeren und inneren Welt zu verschmelzen. Es
könnte auch möglich sein, dass psychische Erfahrungen und ungewöhnliche
Empfindungen durchaus auftreten, sich dann aber auf dem Weg zum Satori
wieder auflösen.

Der Zen scheint intellektuelle und körperlich orientierte Menschen


anzuziehen. Die tibetische und Hindu-Tradition, mit ihren reichen und
bunten Symbolen und Ritualen, scheint eher emotionale Menschen
anzusprechen. Darüber hinaus hat der Pfad der Hingabe, der beim Yoga so
verbreitet ist, ebenfalls für emotionale Menschen eine natürliche Anziehung.

Vielleicht spielen mehrere dieser Faktoren bei den Erfahrungen von Flora
Courtois eine Rolle.

12. Untersuchte Kundalini-Fälle Top

Dieser Abschnitt behandelt 13 Kundalini-Fälle. 11 davon habe ich


persönlich interviewt und 2 Fälle wurden durch einen Kollegen interviewt.
Einen der beiden Fälle, die von meinem Kollegen untersucht wurden, sah
ich vor kurzem. Einige dieser Fälle wurden wegen ihrer physischen und
psychischen Probleme oder wegen ihrer Schwierigkeiten bei der Meditation,
an mich verwiesen. Andere suchte ich auf, nachdem ich von ihren
ungewöhnlichen Erfahrungen gehört hatte. Mit den meisten verbindet mich
eine persönliche Freundschaft. Sie haben ihre Erfahrungen in den letzten
zwei Jahren in großer Tiefe mit mir geteilt.

Von den ersten vier Fällen, die wir darstellen, glauben wir, dass sie die
typischen Muster der Physio-Kundalini zeigen. Die nächsten drei Fälle
zeigen die auffallenden Hitzeerscheinungen, die manchmal auftreten. Die
beiden Fälle, die dann folgen, sind Heiler, bei denen zuerst die Physio-
Kundalini auftrat, was anschließend zu einer höheren Wirksamkeit bei ihrer
Arbeit führte. Die nächsten drei Fälle handeln von Menschen, die Probleme
haben, innere Widerstände oder neurotische Probleme, die ihre Physio-
Kundalini belastete. Der letzte Fall wurde aufgenommen, weil er den
plötzlichen Kundaliniaufstieg zeigt, der durch den Kontakt mit einem Guru
geschah (Shaktipat).
Künstlerin (48) Top

Eine 48 Jahre alte Künstlerin praktizierte Transzendentale Meditation. Nach


fünf Jahren stellte sich dann gelegentlich ein Kribbeln in den Armen und
Wärme in ihren Händen ein. Sie schlief einige Nächte nicht und hatte das
Gefühl, dass eine Energie durch ihren ganzen Körper strömte. In ihren
Träumen hatte sie das Gefühl, dass sich ihr Bewusstsein vom Körper
trennte. In ihrem Kopf hörte sie einen kontinuierlichen lauten Sound. Bald
hatte sie Krämpfe in ihren großen Zehen, welches von vibrierenden
Gefühlen in den Beinen gefolgt wurde. Über Nacht verdunkelten sich ihre
Zehnägel, als ob jemand mit dem Hammer darauf geschlagen hätte.
Teilweise waren sie vom Fleisch getrennt. Das Gewebe in den Beinen fühlte
sich durch die Vibrationen in den Beinen zerissen an. Die Vibrationen
breiteten sich dann auf den unteren Rücken aus und fegten vom unteren
Rücken über den Körper zum Kopf. Dort verbreiteten die Vibrationen das
Gefühl, als sei knapp über den Augenbrauen ein Band um den Kopf
gewickelt.

Dann begann ihr Kopf sich spontan zu bewegen. Später begann ihr Körper
sich zu winden und ihre Zunge drückte sich gegen den Oberkiefer. Dann
verspürte (hörte?) sie den starken Klang von "OM". Das Kribbeln breitete
sich vom Rücken über den Nacken zum Kopf aus und breitete sich dann
vom Kopf auf die Stirn und das Gesicht aus. Beide Nasenlöcher wurden
stimuliert, was das Gefühl einer Dehnung der Nase bewirkte. Das Kribbeln
wanderte dann das Gesicht hinab. Zeitweise schienen sich ihre Augen
getrennt zu bewegen und die Pupillen, die sich wie Löcher anfühlten, die in
den Kopf gebohrt waren, trafen sich in der Mitte des Kopfes. Dann spürte
sie einen enormen Druck im Kopf und ein brilliantes Licht, welches von
Glückseligkeit und Lachen gefolgt war. Das Kribbeln breitete sich dann auf
der Oberlippe, dem Mund und dem Kinn aus. In dieser Zeit gab es Träume
mit himmlischer Musik. Dann wanderte das Kribbeln über den Hals und die
Brust zum Bauch.

Schliesslich hatte sie das Gefühl, als sei der Kreislauf, der die Form eines
Eies hatte, an dieser Stelle geschlossen; aufwärts durch die Wirbelsäule,
abwärts durch die Vorderseite des Körpers. Wenn die Kundalini sich
entwickelt, aktiviert sie bestimmte Chakren auf ihrem Weg. Sie beginnt im
unteren Bauch (Basischakra), wandert dann zum Sakralchakra
(Sexualchakra), zum Nabelzentrum (Solarplexus), zum Herz (Herzchakra)
und dann zum Zentrum des Kopfes (Scheitelchakra). Als letztes wird das
Kehlkopfchakra aktiviert. Danach hat man ständig das Gefühl, als ströme
vom Nabelzentrum aus eine Energie durch den Körper. Dieses Gefühl hört
auf, sobald der Kreislauf geschlossen ist. Die ganze Erfahrung hatte starke
sexuelle Zwischentöne. Der größte Teil dieser Aktivität geschah in einem
Zeitraum von einigen Monaten. In den letzten zwei Jahren gab es bei ihr nur
gelegentlich Aktivitäten, meist während der Meditation oder wenn sie sich
im Bett entspannte.

Während der Kundalini-Erfahrung trat spontane Yoga-Atmung auf (leise


und kontrolliert). Schließlich entwickelte sich im Kopf ein Druck, der vom
Hinterkopf ausging, sich dann aber über die Schädeldecke in der Stirn
zentrierte. Dieser Druck machte sich besonders während des Lesens
bemerkbar, führte rund um die Augen zu Beschwerden und zu einem
pulsierenden Gefühl an der Schädeldecke. Der laute Klang im Inneren des
Kopfes verschwand schliesslich. Durch diese Erfahrungen verstand sie, dass
die Kundalini in ihr aufstieg, denn sie hatte bereits vorher davon gelesen.
Deshalb fühlte sie sich entpannt und ließ den Dingen ihren Lauf. Allerdings
wurde sie emotional gestört und hatte Schwierigkeiten, diese Erfahrungen in
ihr tägliches Leben zu integrieren.

Seitdem der Zustrom an Energie ihren Schlaf für Monate behinderte und
auch während des Tages anhielt, so dass er auch die Arbeit behinderte, hatte
sie das Gefühl, als würde sie neben sich stehen und sei Zeugin ihrer eigenen
Aktivitäten. Schliesslich brachte sie die Situation unter Kontrolle. Der
allgemeine Effekt war eine größere emotionale Stabilität und die
Beseitigung von Spannungen, neben einem stark verbesserten intuitiven
Verständnis.

12.2 Wissenschaftler (53) Top

Ein männlicher Wissenschaftler, der heute (1976) 53 Jahre alt ist, begann
1967 mit der Transzendentalen Meditation. Vor etwa 5 Jahren hatte er stark
zuckende Körperbewegungen während der Meditation und nachts im Bett.
Nach einigen Wochen aber ließen sie nach. Monate später, als er zu Bett
ging, fühlte er ein Kribbeln in seinen Unterschenkeln, welches von
Muskelkrämpfen in seinen großen Zehen gefolgt wurde. Die
Muskelkrämpfe breiteten sich auf andere Muskeln aus und verblassten
allmählich. Das Kribbeln stieg bis zum unteren Rücken an und dort "sah" er
ein rötliches Licht. Das Licht hatte die Form eines Stabes, der die
Wirbelsäule hinaufgeschoben wurde. Dann breitete sich das Licht mit einem
Kribbeln und mit vibrierenden Empfindungen vorwärts im Nabelbereich
aus.

Schritt für Schritt stieg es weiter die Wirbelsäule bis zum Herzen hinauf,
breitete sich dann nach vorne aus und stimulierte das Herzchakra. Als das
Licht seinen Kopf erreichte, sah er Fluten weißen Lichts, als ob sein Kopf
von innen beleuchtet war. Dann schien sich das Licht wie ein solider
Lichtstrahl aus der Schädeldecke heraus zu ergießen. Einige Zeit später
verspürte er eine Vibration in seinem rechten Handgelenk, in seinem rechten
Arm und in seinem linken Bein. Aber schon bald, nachdem sich diese
Empfindungen eingestellt hatten, verschwanden sie wieder. Dann hatte er
das Gefühl, als würden Ströme seine Schulter und Arme durchfließen. Diese
Stromwellen traten drei bis viermal pro Sekunde auf. Später steigerten sich
auf sieben Mal und mehr pro Sekunde. Einmal, als er sich auf das Zentrum
seines Kopfes konzentrierte, traten heftige und unkontrollierte Krämpfe auf.

Zu verschiedenen Zeiten vernahm er einen Klang in seinem Kopf, welches


einem schrillen Pfeifen und Zischen glich. Zu anderen Zeiten hörte er
musikalische Töne, die sich wie der Klang einer Flöte anhörten. Sehr häufig
gab es Gefühle von Frieden und Glückseligkeit.

Sein Schlaf wurde durch automatische Bewegung seines Körpers gestört.


Manchmal erwachte er und bemerkte, dass er yogische Atemübungen und
verschiedene Yogaübungen praktizierte. Mehrere Nächte, nachdem er dies
erlebt hatte, wanderte das Kribbeln zur Stirn, zur Nase, zu den Wangen, zum
Mund und schließlich zum Kinn. Während dieses Prozesses hatte er viele
ekstatische Gefühle und sexuelle Stimulationen, bis sich die Aktivität
schließlich auf den Beckenbereich konzentrierte. Dann hörten alle diese
Symptome auf und traten nur noch gelegentlich auf, wenn er sich nachts im
Bett entspannte. Er konnte sie abschalten, wenn er sich auf die Seite drehte.

Über ein Jahr später entwickelte sich in der Nacht ein Druck in seinem
Kopf, der sich abwärts bewegte. Gleichzeitig bewegte sich ein Kribbeln
vom Magen aus aufwärts. Er betrachtete dieses Geschehen aus einer
gewissen Distanz. Die beiden Stimuli trafen sich in seiner Kehle. Es fühlte
es wie ein Loch in seiner Kehle an, welches sich an der Stelle bildete, an
dem sich die beiden Energien trafen. Von diesem Loch wurden allerlei
spontane und reine Klänge ausgesandt. Er hatte ein wenig Kontrolle
darüber. Etwa 6 Monate später wanderte dieser Impuls aus der Kehle in den
Magen, wo er für ein paar Monate blieb. Dann wanderte er ins Becken.

Dieser Wissenschaftler hatte von Natur aus ein empfindliches


Nervensystem. Da er aber wusste, dass er einen Kundaliniaufstieg
durchmachte und sein Wissen davon, was ihn in etwa erwartete, zusammen
mit der stabilisierenden Wirkung der Meditation, machte ihn weniger für die
verwirrenden Symptome des Kundaliniaufstiegs anfällig. Er erkannte, dass
die Schwierigkeiten, die er hatte, das Ergebnis seiner eifrigen meditativen
Praxis waren und deshalb entwickelte er während des Prozesses keine
Angst.

12.3 Schauspielerin (29) Top

Eine 29 Jahre alte Schauspielerin hatte viele psychische Probleme in der


Kindheit. Als Jugendliche litt sie unter wiederkehrender Migräne,
psychischen Störungen und unter impulsivem, zerstörerischem Verhalten.
Viele Jahre ging sie wegen dieser Symptome in psychotherapeutische
Behandlung, aber obwohl bei ihr Schizophrenie dianostiziert wurde, kam sie
nicht in ein Krankenhaus. Als sie 24 Jahre alt war, begann sie zu meditieren
und benutzte dabei verschieden Techniken.

Mehr als ein Jahr später, wurden ihre Kopfschmerzen immer schlimmer.
Dann hörten innerhalb von ein paar Wochen ihre Kopfschmerzen, ihre
psychische Verwirrtheit und ihr zerstörerisches Verhalten plötzlich auf.
Innerhalb eines Jahres begann ein Kribbeln in den Beinen, welches sich
dann auch in den Armen und auf der Brust ausbreitete. Nach ein paar
Wochen breitete sich das Kribbeln vom Hals über den Hinterkopf bis zur
Stirn aus. Es trat verstärkt während der Meditation auf. In Abständen wurde
ihr gesamter Körper, vor allem aber ihre Hände, sehr heiß. Während der
Meditation war sie durch ein Schwanken und Ruckeln des Körpers und
durch die Angst, die sie spürte, besorgt.

Sie kam vor allen Dingen wegen der Angst und der Heftigkeit der spontanen
Körperbewegungen während der Meditation in unsere Behandlung. Wir
rieten ihr, die selbstentwickelten Meditationsformen einzustellen und
stattdessen die etablierten Meditationsformen zu praktizieren. Bis dies
möglich war, schlugen wir ihr vor, dass sie vorübergehend ihre
Empfindlichkeit gegenüber dem Kundaliniprozess reduzierte, indem sie das
periodische Fasten einstellte und sich an eine strikt vegetarische Diät hielt.
Als sie in der Lage war, die Transzendentale Meditation unter Aufsicht
auszuführen, hörten bald alle störenden Symptome auf.

Etwas später begann der Physio-Kundalini-Zyklus erneut. Während einer


langen Meditation wurde sie ihrer Kehle auf eine neue Art bewusst. Sie
hatte das Gefühl, als ob ihr Kopf sich von ihrem Körper getrennt hätte und
über ihrem Körper schwebte. Ihre Kehle fing an, eigenständige Töne zu
bilden. Sie hatte dabei das Gefühl, eine neutrale Beobachterin zu sein. Die
meisten Kundalini-Symptome verschwanden nach dieser Erfahrung. Dies
entspricht einer typischen Öffnung des Kehlkopfchakras.

Seitdem verläuft ihre Meditation, zum ersten Mal seit Jahren, ruhig und
friedlich. Sie findet, dass ihre Produktivität und Zufriedenheit stark
zugenommen hat. Sie dreht jetzt einen Dokumentalfilm, ein Projekt,
welches sie schon lange ausführen wollte. Wir gehen davon aus, dass viele
psychotische Aspekte ihrer Persönlichkeit durch ihr Unvermögen
entstanden, eine geeignete Ausdrucksmöglichkeit für ihre spirituelle Energie
zu finden, und zwar in einer Art und Weise, die ihrem Naturell entsprach.

Im Zusammenhang mit spirituellen Talenten und ihrer Nutzung, sind die


Erfahrungen von Matthew Manning (1975), einem hervorragenden 20 Jahre
alten britischen Heiler, der in frühen Jahren von Spukphänomenen geplagt
wurde, zu nennen. Die Phänomene bestanden so lange fort, bis er eines
Tages entdeckte, dass er automatisch Schreiben konnte. (Automatisches
Schreiben bezeichnet eine Methode des Schreibens, bei der Bilder, Gefühle
und Ausdrücke durch den Blick nach innen, unreflektiert wiedergegeben
werden.) Bald entdeckte er, dass er im Stil mehrerer großer Maler (u.a.
Pablo Picasso) malen konnte7. In etwa zwanzig Minuten hatte er ein Bild
fertig gemalt. Dabei stellte sich heraus, dass dies ein fruchtbarer Kanal für
seine spirituellen Fähigkeiten ist. Nachdem der größte Teil seiner Energie
damit zum Ausdruck gebracht werden konnte, verschwanden die Spuk-
Phänomene.
7
Drei Monate nach dem Tode von Pablo Picasso im April 1973 empfing
Manning durch seine angebliche übersinnliche Wahrnehmung von Picasso
Botschaften. Fortan spürte er, dass er bei seinen Malereien vom
verstorbenen Picasso gesteuert wird. Dabei fällt er aber nicht in Trance,
sondern ist sich während seiner Arbeit immer bewusst, wo er sich befindet.
Die Gemälde, die angeblich von Picasso eingegeben wurden, tragen
unverkennbar die Handschrift des Künstlers.
Besonders interessant ist es, dass beim automatischen Malen die Werke
ähnlich wie die Texte beim automatischen Schreiben, in enorm kurzer Zeit
entstehen. Manning konnte beispielsweise in ein oder zwei Stunden eine
Arbeit vollenden, wofür der lebende Künstler sicher Tage benötigt hätte.
Und das, obwohl Manning keine Skizzen anfertigte und auch ohne Fehler
arbeitete.

Etwas Sensationelles präsentierte der automatische Maler und Psychologe


Luiz Gasparetto aus Brasilien im März 1978 einem Millionenpublikum in
der Fernsehsendung Nationwide der BBC. Nachdem sich Gasparetto in
einen tranceähnlichen Zustand versetzt hatte, malte er in 75 Minuten 21
Gemälde im Stil von Malern wie Renoir, van Gogh und Picasso.

Nicht nur, dass die Bilder auf dem Kopf standen, sondern das Malmedium
arbeitete auch mit beiden Händen an zwei verschiedenen Bildern
gleichzeitig. Viele Zuschauer an den Bildschirmen in ihren Wohnzimmern
waren so erstaunt, dass sie meinten, die BBC habe diese Demonstration im
Zeitraffer ausgestrahlt. Dem war aber nicht so.

Gasparetto erklärte, dass er normalerweise im Dunkeln arbeiten würde und


ihm das helle Licht der Studioscheinwerfer arg mitgenommen habe. Doch
genau wie Manning gab auch er an, dass Picasso bei seinen jenseitigen
Übermittlungen zuweilen sehr heftig reagieren kann. Im Unterschied zu
Manning ist der Brasilianer jedoch nicht in der Lage, außerhalb seiner
Trancezustände zu malen. In diesem Zustand nehme er Kontakt zu allen
verstorbenen Künstlern auf, die "sich melden" und die ihn und seinen Pinsel
dann bei der Arbeit an den Bildern führen.

Quelle: Tote führen den Pinsel

12.4 Psychologin (41) Top

1973 bemerkte eine 41 Jahre alte Psychologin, die seit Jahren in


verschiedenen intensiven Gruppen und meditativen Disziplinen gearbeitet
hatte, während der Meditation, Hitze in ihrem Kopf und ihrer Brust, sowie
ein Kribbeln im ganzen Körper und im Kopf. Als sie diese Empfindungen
hatte, bewegte sich ihre Zunge aus eigenem Antrieb innerhalb und außerhalb
des Mundes. Immer wenn die Zunge den weichen Gaumen berührte, flossen
orgasmische Wellen durch ihren Körper.

Sie fror die meiste Zeit, obwohl die Kälte mit Wärme gemischt war. Sie
hatte das Gefühl, als hätte sie die Form eines Eies und ihr Wesen fühlte sich
vereint. Vibrationen bewegten sich von ihrem Becken über den Rücken zum
Nacken. Ihre Brust fühlte sich weich und offen an. Sie hörte im Kopf
brillante Vogellieder und fühlte ein Kribbeln in ihrer Kehle. Drei Jahre
zuvor hatte sie während der Meditation das Gefühl, wie ein riesiges Herz zu
sein. Sie spürte eine prickelnde und juckende Hitze im ganzen Körper. Aber
sie war nicht beunruhigt, denn sie glaubte, dass diese Empfindungen
Zeichen einer erfolgreichen und zentrierten Meditation sind und einen Fluss
zwischen ihr und anderen Menschen darstellen. Sie nahm an, dass sie einen
Kundaliniaufstieg hatte und sie annahm, dass es gefährlich sei, wenn der
"höhere Geist" nicht unter Kontrolle ist.

Ein paar Monate nach diesem Ausbruch, hatte sie während der Meditation
das Gefühl, als sei sie zwei Fuß (ein Fuß sind etwa 30 Zentimeter) größer als
normal und als ob ihre Augen von oberhalb des Kopfes auf sie herabsehen
konnten. In dieser Zeit hatte sie das Gefühl, als wüsste sie, was die Leute
denken. Dabei wurden viele ihrer Eindrücke bestätigt.

Bald danach begannen die Füße zu Schmerzen und sie bekam


Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen wurden schlimmer, wenn sie
versuchte, sie zu kontrollieren. Sie stellte fest, dass die Kopfschmerzen
kamen, wenn sie versuchte, den Ansturm der Energie, der durch ihren
Körper floß, zu kontrollieren. Massage half, den Schmerz in der Füßen zu
lindern, aber er war dennoch so stark, dass sie nicht imstande war, ohne
Schwierigkeiten Auto zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Es war schwer für sie
mit Menschen zu reden. Sie aß sehr wenig, schlief unruhig und litt unter
Übelkeit. Sie fühlte Hitze auf der einen Seite ihres Rückens und war davon
überzeugt, sie sei in Gefahr, wenn diese Hitze sich nicht auf beide Seiten
ausbreiten würde. Oftmals stellte sie sich die Frage, ob sie nicht verrückt
werden würde.

Dann bewegte sich das Kribbeln vom Becken über den Rücken zum Hals.
Sie begann Licht in ihrem Kopf zu sehen. Sie war erstaunt, dass sie das
Licht die ganze Wirbelsäule hinunter sehen konnte. Die Energie und das
Kribbeln wanderten dann zur Stirn und konzentrierten sich unter dem Kinn.
Sie hatte das Gefühl, als sei ein Loch in der oberen Schädeldecke. Der
Schlaf war sehr schwierig und für die nächsten sechs Wochen war
Meditation das einzige, was ihr half. Sie hatte das Gefühl, dass der
Hitzefluss, wenn sie nicht meditierte, so intensiv werden könnte, dass er ihr
Schaden zufügen könnte. Andere Menschen konnten eine übermäßige
Wärme spüren, wenn sie ihren unteren Rücken berührten.

Obwohl sie sich manchmal verrückt fühlte, konnte sie ihren Zustand, wegen
ihrer psychologischen Ausbildung, vom emotionalen und psychischen
Zusammenbruch der Schizophrenie unterscheiden. Sie war der Meinung,
dass es während der Störungen notwendig sei, psychiatrische Hilfe in
Anspruch zu nehmen, weil sie die Gefahr einer Geisteskrankheit
befürchtete. Waren die Symptome stärker, als sie es ertragen konnte, dann
arbeitete sie mit verschiedenen Meditationslehrern zusammen.

Einige Monate später begann ihr Körper sich zu Kräuseln und zu Schütteln
und es fühlte sich an, als würde er gereinigt und ausbalanziert. Ein wenig
später fühlte sie ein Prickeln in den Wangen und unter ihrem Kinn. Dann
verschwanden alle Unanehmlichkeiten und sie hatte keine Schweirigkeiten
mehr. Sie hat den Großteil des Physio-Kundalini-Zyklusses innerhalb eines
Jahres durchlaufen und ist nun in der Lage, ohne Schwierigkeiten zu
meditieren. Ihre körperlichen Probleme entstanden wahrscheinlich durch die
restlichen Blockierungen und ungelösten Konflikte, die in ihrem Körper
eingeschlossen waren. Heute arbeitet sie in einem erfolgreiches
Wachstumscenter, indem einer der Schwerpunkte darin besteht, anderen bei
den Schwierigkeiten des Kundaliniaufstiegs zu helfen.

13. Drei Fälle mit Hitzeempfindungen Top

13.1 Bibliothekarin (44) Top

Eine 44jährige Bibliothekarin meditierte viele Jahre in ihrem eigenen Stil.


Eines Tages, als sie mit den Händen auf dem Tisch meditierte, verlor sie das
Bewusstsein. Als sie erwachte, fand sie verkohlte Markierungen auf dem
Tisch, die ihrem Handabdruck entsprachen. Sie hatte den Tisch schon bald
überarbeiten lassen, so dass ich es nicht mehr überprüfen konnte.
Hitzeerscheinungen dieser Art sind bisher nicht aufgetreten. Da sich bei ihr
kein regelmäßiges Fortschreiten der Symptome zeigte, nahmen wir an, dass
es sich bei ihr um einen gebremsten Physio-Kundalini-Prozess handelte.

Ab 1969 hatte sie einen psychischen Ratgeber, den sie sehr nützlich für ihr
tägliches Leben fand. Ab 1972 studierte sie die Träume und Zeichnungen
von Kindern und erstellte ein beeindruckendes Manuskript über diese
Arbeit. Seit der Beschäftigung mit diesem Thema hatte sie den Kontakt zu
ihrem Lehrer abgebrochen.

In diesem Schreiben berichtete sie von der Entwicklung eines Stigmate8.


Dies war ein vertikales Oval, welches in Abständen von einigen Monaten
mitten auf ihrer Stirn erschien. Das Stigmata ist etwa ein Zoll hoch (ein Zoll
= 25,4 Millimeter), etwa einen halben Zoll breit und auffallend rot. Bisher
gab es zwei Stigmatisierungen. Jedesmal gab sie ihr bestes, um es mit
Kosmetik zu verdecken, ebenso wie sie unmittelbat den Tisch mit den
verkohlten Handabdrücken erneuern ließ.
8
Ein Stigmata bezeichnet normalerweise das Auftreten der Wundmale
Christus am Körper eines lebenden Menschen. Der erste geschichtlich
gesicherte Fall von Stigmatisation ist der italienische Mönch und Heilige
Franz von Assisi (1181/82 - 1226) der versuchte, streng nach dem Vorbild
von Jesus Christus zu leben. Die Anzahl der Träger mit den sichtbaren und
spontan blutenden Wundmalen Christi dürfte 100 nicht überschreiten; der
Arzt Franz L. Schleyer wies 1948 für eine medizinische Studie knapp 70
gesicherte Fälle nach.

Ihre Neigungen gingen dahin, einen psychischen Weg zu beschreiten. Durch


ihr langes Studium mit den Werken des Schweizer Psychologen Carl Gustav
Jung, dem Begründer der Psychoanalyse, entwickelte sie die Fähigkeit des
inneren Dialogs. Dies hatte sich bereits in den Gesprächen mit ihrem
psychischem Lehrer gezeigt.

13.2 Professor Top


Ein männlicher Professor in mittleren Jahren, der als Kind viele psychische
Probleme hatte, erwachte 1963 von einem Nickerchen und entdeckte eine 3
Zoll (etwa 7,5 Zentimeter) große Brandblase auf seinem Oberschenkel, auf
dem seine Hand geruht hatte. Diese außergewöhnliche Erfahrung erweckte
sein Interesse für die Kraft des Geistes. Innerhalb von 2 Jahren meditierte er
regelmäßig, aber ohne Lehrer. 1967 begann er mit der Zenmeditation. Ein
paar Monate später wurde er während einer Meditationssitzung von einem
hellen goldenen Licht verschlungen, das mehrere Minuten anhielt.

Während vieler Sitzungen bemerkte er eine prickelnde und juckende


Bewegung von den Innenseiten der Schenkel bis hinauf zur Leiste. Auch in
den Armen und der Brust hatte er diese Empfindungen. Über seinen Rücken
und seinen Kopf bewegten sie sich zu seinen Augenbrauen. Dann spürte er
es in seinen Wangen, außerhalb seiner Nasenlöcher, und manchmal in
seinem Kinn. Gegenwärtig ist seine Meditation von einem Kribbeln und
einem Juckreiz in der Kehle gekennzeichnet. Wir würden dies als einen
typischen Physio-Kundalini-Kreislauf beschreiben, der sich derzeit in der
Phase der Öffnung des Kehlkopfchakras befindet.

Der Ablauf dieses Mannes steht im Gegensatz zur Bibliothekarin. Die


Anfänge mit der Hitzeempfindung waren zwar ähnlich, aber der Professor
entschied sich für die regelmäßige Ausübung einer traditionellen Form der
Meditation, zusammen mit anderen aber auch allein. Wir haben den
Eindruck, dass solch eine regelmäßige meditative Praxis eine stetige
Weiterentwicklung des Physio-Kundalini-Prozesses ermöglicht, wie es in
diesem Fall geschah. Die weniger disziplinierten, psychisch orientierten
Formen der Zentrierung, scheinen in ihrer Entwicklung mit Stress in
Trancezuständen, psychischen und anderen Problemen, verbunden zu sein.

13.3 Schriftsteller (40) Top

Ein 40 Jahre alter Schriftsteller hatte 2 Jahre meditiert, bevor er viele


Hitzeempfindungen verspürte. Während einer solchen Episode betrug die
Temperatur in seinem Mund, die er mit einem elektronischem Thermometer
gemessen hatte, 101° Fahrenheit (38,3° Celsius), fiel dann aber innerhalb
von einer oder zwei Minuten auf 99° F (37,2° C). Kurze Zeit später betrug
die Temperatur seiner Hand 104° F (40° C). Er war aber nicht krank.

Seine Vorgeschichte ist von Interesse. Nachdem er zwei Jahre meditiert


hatte, erfuhr er spontane Trancezustände. Während der Trancezustände
erhielt er auf parapsychologischem Wege Informationen, die zum Teil
bestätigt wurden. Er kam aufgrund seiner ehelichen Schwierigkeiten, die er
durch die Trancezustände hatte, in unsere Behandlung. Wir ermutigten ihn,
willentlich einen leichteren Trancezustand zu erlernen. Dann hörten seine
Trancezustände auf. Er ist ein produktiver Schriftsteller und ein
erfolgreicher Holzbildhauer.

Die körperlichen Anzeichen oder Symptome dieses Mannes waren


vergleichbar mit denjenigen der beiden vorangegangenen Fälle. Seine
Persönlichkeit und Interessen stimmten allerdings stärker mit denen der
Bibliothekarin überein. Er interesseirte sich nicht für die traditionellen
östlichen Methoden der Meditation. Vor einigen Jahren lernte er flüchtig bei
einem schamanischen Heiler, der dem mexikanischen Yaqui-Indianer Don
Juan Matus glich, dem der amerikanische Schriftsteller Carlos Castaneda
sein Wissen verdankt. Er war stärker an äußeren psychischen
Erscheinungsformen (Parapsychologie) als an einem inneren Dialog
interessiert. Dies erklärt teilweise auch das Auftreten seiner Trancezustände.
Der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung hat wiederholt darauf hingewiesen,
dass dann, wenn die verborgenen inneren Wünsche nicht in Träumen oder in
einem inneren Dialog behandelt werden, sie in einer versteckten Weise, wie
in Trancezuständen, den Menschen beunruhigen können.

14. Zwei Heiler Top

14.1 Künstler (27) Top

Ein 27 Jahre alter Künstler erinnert sich daran, dass er seine ersten
spirituellen Erfahrungen in Form von luziden Träumen9 in der Kindheit
hatte. Während einer seiner luziden Träume sah er, wie sein Doppelgänger
die Bettwäsche aufhob, die heruntergefallen war und sie ihm übergab. Er
war erschrocken von der Lebendigkeit dieser Erfahrung.
9
Ein Klartraum oder luzider Traum ist ein Traum, in dem der Träumer sich
bewusst ist, dass er träumt. Der luzide Traum hat folgende sieben
Merkmale: 1. Der Träumer ist sich darüber im Klaren, dass er träumt. 2. Der
Träumer ist sich daüber im Klaren, dass er die Entscheidungsfreiheit im
Traum hat. 3. Es gibt keine traumtypische Verwirrung oder
Bewusstseinstrübungen. 4. Die Wahrnehmung der fünf Sinne ist wie im
Wachzustand. 5. Es besteht Klarheit über das Wachleben, also darüber, wer
man ist oder was man sich für den Klartraum vorgenommen hat. 6. Nach
dem Traum gibt es eine klare Erinnerung. 7. Der Träumer ist sich über den
Sinn des Traums im Klaren.

Als er 22 war, begann er mit der Transzendentalen Meditation und hatte


viele Einsichten und Spannungsauflösungen. Dann machte er, ohne die
entsprechenden Anweisungen, so schnelle Fortschritte in der Meditation,
dass er Angstattacken während der Meditation bekam. Einmal hatte er eine
Vision von weißem Licht und verlor das Bewusstsein. Er erfuhr einen Fluss
von Empfindungen, der dieser Vision voranging und in seinem Bauch
begann. Dann strömten diese Empfindungen zum Rücken, zum Nacken, zur
Hinterseite des Kopfes, wo sie in ein strahlendes Licht ausbrachen. Dann
spürte er Wärme in seinen Kopf und in seinem Bauch. Zischen und tosende
Klänge entwickelten sich während der Meditation. Als die Angst noch
schlimmer wurde, wechselte er zur Zen-Meditation, wo er etwas Hilfe fand.
Bald danach hatte er eine andere Vision weißes Lichts, ähnlich wie die erste.

Zwei Monate später ging er mit seiner Familie ins Ausland, wo er


verschiedene Heiler aufsuchte. Er ließ sich gegen seine lebenslangen
Migränekopfschmerzen behandeln. Dies war vor über zwei Jahren und
seitdem ist er beschwerdefrei. Seine Familienmitglieder wurden ebenfalls
von einer Reihe chronischer Krankheiten geheilt. Er war so beeindruckt, von
dem, was er sah, dass er beschloss, zurückzukehren und einen Film über
einen der Heiler zu drehen. Kurz vor der Abfahrt hatte er die Vision einer
Vorahnung. Während der Dreharbeiten war er so fasziniert, dass er
beschloss, bei einem der Heiler zu studieren. Er studierte zwei Jahre lang
und stellte fest, dass er immer erfolgreicher im Heilen, in der Beurteilung
des Energieflusses und in seinen hellseherischen Fähigkeiten leidenden
Menschen zu helfen, wurde.

Vor kurzem kehrte er nach Amerika zurück, wo er wachsenden Erfolg in


seiner künstlerischen Arbeit verzeichnete. Er heilte Freunde und Bekannte,
wann immer sich die Gelegenheit dazu bot.

Während dieser Zeit setzte er seine Meditation verstärkt fort. Dadurch stellte
sich ein Kribbeln in den Wangen und seitlich der Nase ein. Die Rückkehr
der alten Angst ließ bald nach, als verschiedene Personen, die er behandelte,
sich von ernsten Krankheiten erholten. Er war sehr unsicher, ob ihm seine
neu erworbenen Fähigkeiten, mit denen er erst am Ende seiner Ausbildung
im Ausland in Berührung kam, in dieser Umgebung, so weit entfernt von
seinem Lehrer, zur Verfügung stehen würden. Seine Erfolge aber beruhigten
ihn und erleichterten seine Angst.

14.2 Ingenieur (54) Top

Ein 54jähriger ehemaliger Luftfahrt-Ingenieur meditierte viele Jahre lang


und arbeitete als Heiler. 1973 hatte er plötzlich ungewöhnliche
Körperempfindungen. Er fühlte einen Druck in seinem Kopf, der von einer
Woche Schlaflosigkeit gefolgt wurde. Dann veränderte sich der Druck in
eine Vibration und er fühlte Hitze in seinem Körper. Als die Vibrationen
sich in seinen Schultern, seiner Brust und in seinen Beinen ausbreitete, hatte
er das Gefühl, als würde sein Körper explodieren. Wenn diese
Empfindungen besonders stark waren, bildeten sich auf der Unterseite der
Zunge Blasen. Wellen farbigen Lichts strömten durch seinen Körper und
seinen Kopf und sie wurden golden, wenn sie flossen. Nach drei Wochen
fühlte er sich sauber gewaschen und er hatte das Gefühl, die meisten dieser
Empfindungen durch die Meditation kontrollieren zu können. Er glaubt,
seine Fähigkeit als Heiler haben durch diese Erfahrungen zugenommen.
Meine Erkundigungen nach denen, denen er geholfen hatte, schienen seinen
Eindruck zu bestätigen.

Diese beiden Heiler stellen Extreme an Selbstdisziplin eines ganz


bestimmten Types dar. Der jüngere Mann, der 27jährige Künstler, ging zu
einem erfahrenen Heiler ins Ausland, um zwei Jahre von ihm zu lernen. Erst
danach arbeitete er als Heiler und erzielte die Heilerfolge, die er anstrebte.
Der ältere Mann, der 54jährige Ingenieur, entwickelte seine Fähigkeiten als
Heiler dagegen in einer zurückgezogenen Lebensweise, in der er über einen
Zeitraum von fünf Jahren nachts aufstand und täglich zwei Stunden
meditierte. Er trainierte sich, sofort nach der Meditation wieder
einzuschlafen. Nach dieser langen Praxis lernte er sein Bewusstsein zu
trennen, nachdem er sich niedergelegt hatte. Er praktizierte es einige Jahre,
bevor er es unter Kontrolle hatte.

Die Ausbildung der beiden war sehr verschieden. Der Künstler benutzte eine
intuitive Methode, die seine Fähigkeiten zur vollen Reife führte, während
der Ingenieur mit einer großen Willensanstrengung zum Ziel kam. Wir
sahen ein weiteres Beispiel für diese Art der Willensstärke, als wir vor
kurzem einen professioneller Heiler durch eine magnetische Stimulation
seines rechten Gehirn testeten. Wir benutzten die Methode, die Bentov in
Anhang A beschreibt. Nachdem man einige Zeit die Stimulation der rechten
Gehirnhälfte mit einem pulsierenden Magnetfeld beeinflusst hatte, stellte
man fest, dass er nur noch Farben aus dem grau-grünen Spektrum
visualisieren konnte und dass sein Wortfluss beeinträchtigt war. Das
Problem mit der Sprache löste sich nach einigen Tagen. Es dauerte eine
Woche länger, bis er wieder das gesamte Farbspektrum visualisieren konnte.
Eine Steifheit des Nackens, die ebenfalls durch das pulsierende Magnetfeld
einsetzte, löste sich etwa zur gleichen Zeit, als sich das gesamte
Farbenspektrum wieder einstellte.

Wir glauben, dass dieser Mann als erfolgreicher Heiler arbeitete, da er über
einen hervorragenden Willen verfügte. Dies wird wahrscheinlich durch die
Dominanz der linken Gehirnhälfte begünstigt. Seine angeborene Sensibilität
erlaubte ihm, wenn sie stimuliert wurde, auf eine neue Art zu antworten, die
durch den Test angeregt wurde. Die neue Aktivität der rechten Gehirnhälfte
kam mit der gut kontrollierten linken Gehirnhälfte in Konkurrenz. Dadurch
erfolgte der vorübergehende Zustand der Verwirrung der rechten
Gehirnhälfte, bis die Homöostase, die Selbstregulierung, den normalen
Zustand wieder herstellte.

15. Drei Fälle mit Komplikationen Top

15.1 Sekretärin (28) Top

Eine 28jährige Sekretärin praktizierte seit 2 Jahren Transzendentale


Meditation. 1975 begann ein Kribbeln und Taubheitsgefühl in den
Unterschenkeln. Bald fing eine Steifheit in einem Bein an, das Gehen zu
behindern. In dieser Zeit ging sie zu mehreren Ärzten, darunter auch zu
einem Neurologen. Als myelografische Untersuchungen10 gemacht werden
sollten, lehnte sie ab. Ihre Symptome wurden schlimmer an Tagen, an denen
sie länger meditierte. Deshalb entschied sie, sich Rat über die Auswirkungen
ihrer meditativen Praxis zu holen.
10
Die Myelografie ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem ein
Kontrastmittel in den Wirbelkanal gespritzt wird und anschließend eine
Röntgenaufnahme durchgeführt wird. Heute wird dies mittels der
Computertomographie (CT) und der Kernspintomographie (MRT)
durchgeführt.
Es sah so aus, als ob sie in der frühen Phase des Physio-Kundalini-Zyklus
war und dass der Stress und die Sorgen über mögliche körperliche
Krankheiten ihre Schwierigkeiten vergrößerte. Sie hatte die Klugheit, sich
zu erkunden, ob die Symptome die auftraten, im Zusammenhang mit der
Meditation standen. Wir versicherten ihr, dass ihre Symptome Teil eines
normalen Kundaliniprozesses waren, in der das Nervensystem sehr schnell
auf die übertriebene Meditation reagierte. Eine Verminderung und die
vorübergehende Einstellung der Meditation führte sie bald auf den Weg der
Genesung. Zuletzt begann sie wieder in Maßen zu meditieren. Ihr Physio-
Kundalini-Prozess verläuft seitdem ohne Zwischenfälle.

15.2 Hausfrau (28) Top

Eine 28jährige Hausfrau begann vor kurzem mit der Transzendentalen


Meditation. Bald begann sich in ihrem linken Fuß und Bein ein Kribbeln
und gelegentliches Taubheitsgefühl zu entwickeln. Als die Probleme größer
wurden, zog sie in das Haus ihrer Schwiegermutter und deren Ehemann.
Dort entwickelte sich ein steifes Bein und eine Spitzfußstellung11. Sie holte
sich medizinische Hilfe und wurde myelografisch untersucht. Im Anschluss
daran, verstärkten sich ihre Symptome. Dann wurde ihr Cortison
verschrieben und ihr Neurologe erzählte ihr, dass sie den vollen Gebrauch
ihres Beines vielleicht nie mehr ganz zurückgewinnen werde. Nachdem sie
das gehört hatte, wurde sie sehr depressiv und fast handlungsunfähig. In
dieser Zeit kam sie in unserere Behandlung.
11
Ein Spitzfuß ist eine Fehlstellung des Fußes, die durch einen Hochstand
der Ferse gekennzeichnet ist, da die Ferse beim Gehen nicht auf den Boden
aufgesetzt werden kann.

Sie hatte ein außerordentlich sensibles Nervensystem und befand sich in der
frühen Phase des Kundaliniprozesses. Ihre Sorge über die Prognose und die
Wirkung des Cortisons verstärkten ihre Symptome: Schmerzen und
Steifigkeit in den Beinen und im Rücken und eine Lähmung, die bereits
genannt wurde. Ihre Therapie war die gleiche, wie im vorherigen Fall und
führte zu einer erfogreichen Behandlung.

15.3 Hausfrau Top

Eine Hausfrau, Mitte fünfzig, erlebte vor vier Jahren den Beginn eines
tiefgreifenden und beunruhigenden Kundaliniprosesses und hatte das
Gefühl, dass etwas, was sich über ihrem Kopf befand, hinabstieg12, dem eine
Ohmacht folgte. Dieser Vorfall wiederholte sich mehrere Male. Aber sie
war niemals angeschlagen, nachdem sie das Bewusstsein wiedererlangt
hatte, wie man es bei einer krampfartigen Störung erwarten konnte. Die
Ärzte waren nicht in der Lage, ihr irgendeine Hilfe anzubieten.
12
Roy (1974). Seine Ko-Autorin Devi beschreibt mit fast identischen
Worten, dass sie dieselbe Erfahrung machte. Bald darauf machte sie eine
spontane und bemerkenswerte Kundalinierfahrung.

Einmal hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf, die fragte: "Bist du bereit?"
Später hörte sie eine innere Musik.

Eines Tages fühlte sie sich wohl, bis sie am späten Nachmittag einen
Schmerz spürte, der sich an der Unterseite der linken großen Zehe
entwickelte. Dieser Schmerz wanderte sehr schmerzhaft zum Schienbein
hinauf. Dabei konnte sie die innere Arbeitsweise des Kniegelenks spüren.
Der Schmerz kehrte in Abständen wieder. Sie verbrachte die nächsten Tage
im Bett, wo sie spontan yogische Positionen (Yogahaltungen) einnahm.
Einige Tage später hatte sie das Gefühl, als würde ihr Körper von den Zehen
bis hinauf zum Rücken in Segmenten bearbeitet. Dieser Prozess wanderte
den Körper hinauf und sie hatte auf beiden Seiten der Nase Schmerzen.
Wellen strömten ihr Gesicht und den Hals hinunter. Dies wurde von
intensiver Hitze im Rücken begleitet. Sie fühlte einen schraubstockartigen
Druck um ihren Kopf. Während einer dieser Gefühlsströme fühlte sie sich
gezwungen, in einer seufzenden Weise zu atmen und es gab gelegentlich
Drehbewegungen von Hals und Kopf. Sobald die Energie zum Kopf
herunter kam, wurde ihre Kopfhaut kalt, aber ihr Gesicht wurde heiß.

Über einen Zeitraum von drei Jahren war sie davon überzeugt, dass sie von
Gott als ein fortgeschrittenes menschliches Wesen auserwählt war. Sie
neigte zu einem Verhalten, vor dem der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung
einst warnte: "Wer beansprucht, diese Kraft als eigene Schöpfung zu
betrachten, bläht damit nur seinen Egoismus auf und fällt in falsche
Überlegenheit". Darüber hinaus war sie sehr misstrauisch gegenüber
denjenigen, die ihre Geschichte hörten, aber nicht mit ihrer Interpretation
einverstanden waren. Sie erwartete von anderen, dass sie glaubten, was sie
sagte und das alles, was sie sagte, richtig sei. Fortan meditierte sie nicht
mehr regelmäßig und sie hatte auch kein Interesse daran, es zu versuchen.
Sie hatte auch kein Interesse an einer weiteren Hilfe, die wir ihr anboten.

16. Plötzlicher Kundaliniaufstieg Top

Ein 33jähriger Psychiater, ein Kollege von mir, und ein Mitglied unseres
Kundalini Forschungsteams, meditiert regelmäßig seit drei Jahren und
diente uns im Rahmen unserer Forschung mit dem Magnetstimulator als
Testperson. Er wurde mit einem Rückenmarkdefekt geboren, weswegen er
eine Operation hatte. Diese Operation hinterließ jedoch seit seiner Jugend
chronische Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich.

Im Dezember 1975 nahm er an einem Wochenende im Muktananda13


Ashram in Oakland, Kalifornien, USA, teil. Nachdem er von Swami
Muktananda berührt wurde, ging er in tiefe Meditation. Innerhalb von zehn
Minuten stellte er fest, dass er nicht sprechen konnte. Sein Mund war weit
geöffnet und seine Zunge ragte heraus. Nach einigen Minuten, erlebte er
eine glückselige innere Ruhe und viele Visionen, in der Muktananda ihm
erschien und ihm half, mit dem Guru zu verschmelzen. Nach einigen
Minuten sah er das Innere seines Unterleibs und seiner Brust und der Hals
wurde von einer goldenen Energie durchströmt. Dann begann sein unterer
Rücken stark zu schmerzen. Als dies geschah, wurde ein weißes Licht in
seinem Kopf immer intensiver. Gegen Ende der Meditation verschwanden
die Rückenschmerzen und kehrten die nächsten vier Monate nicht mehr
zurück.
13
Swami Muktananda (1908 – 1982) entstammte einer gläubigen und
wohlhabenden Familie im Süden Indiens. Im Alter von 15 Jahren verließ er
sein Elternhaus, um auf die Suche nach einem spirituellen Lehrer zu gehen.
Nachdem er die Mönchsgelübde abgelegt hatte, wanderte er für 25 Jahre
quer durch Indien und studierte während dieser Zeit die Hauptströmungen
der indischen Philosophie und die Wissenschaft des Yoga. Erst als er den
großen Siddha Bhagawan Nityananda traf, wurde seine religiöse Sehnsucht
erfüllt. (Ein Siddha bezeichnet jemanden, der Siddhi, höhere
Verwirklichungsstufen, bis hin zur vollen Erleuchtung, erlangt hat.)
Nityananda gab ihm Shaktipat, die Erweckung der spirituellen Energie.
Unter Shaktipat (Kundalini Shakti) versteht man die Übertragung
spiritueller Energie (Shakti) vom Guru auf den Schüler; eine spirituelle
Erweckung durch die göttliche Gnade.

Nach neun weiteren Jahen intensiver spiritueller Übungen erlangte er


Erleuchtung. Bevor Bhagawan Nityananda 1961 starb, übertrug er die Kraft
der Siddha Linie auf Swami Muktananda. Auf Anweisung seines Gurus
brachte Swami Muktananda in den 70er Jahren während insgesamt drei
Weltreisen die kraftvolle und seltene Initiation, die als Shaktipat bekannt ist,
in den Westen. (Die Initiation entspricht einer Aufnahme in eine geistliche
Gemeinschaft.) Als Erbe dieser großen Linie spiritueller Meister lehrte er
den Pfad des Siddha Yoga in aller Welt und schuf so eine weltweite
Bewegung, die er als „Meditations-Revolution“ bezeichnete. Wie aus einem
offenen Brief ehemaliger Siddha-Yoga-Anhänger hervorgeht, kam Swami
Muktananda seinem Gelübde zum Zölibat oft nicht nach: "Jahrelang wurde
von Muktananda umfangreicher, sexueller Mißbrauch und Ausbeutung
junger Frauen, oft minderjährig, begangen..." Es scheint so, als ob er den
weltlichen Verlockungen des Westens nicht widerstehen konnte.

Im Anschluss an diese bemerkenswerte Erfahrung, wurde seine


Meditationen zu Hause sehr produktiv. Emotionale Probleme und
unerledigte Angelegenheiten schienen in der großen Tiefe der Meditation
eine schnelle Lösung zu finden. Mitte Januar entwickelte sich ein
Hautausschlag, der sich in einer gewundenen Linie vom unteren Rücken die
Wirbelsäule hinaufschlängelte, wobei er die Wirbelsäule zweimal kreuzte,
um schließlich zur linken Schulter auszuscheren. Er fragte sich, ob dies
vielleicht eine symbolische Bedeutung, wie ein Stigmata, haben könnte. Zu
dieser Zeit hörte er schrille Geräusche und kratzende Klänge während der
Meditation. Diese Gräusche und Klänge hatte er bereits früher zum ersten
Mal gehört, nachdem er viele Male, über eine Zeitdauer von mehreren
Monaten, mit unserer magnetischen Vorrichtung angeregt worden war.
Im Januar nahm er an einem zweiten Intensiv-Wochenende teil. Und wieder
wurde er von dem Guru berührt. Sofort fühlte er kribbelnde Schmerzen.
Heiße und kalte Empfindungen breiteten sich auf seinem oberen Rücken
und Nacken aus. Seine Kehle brannte und sein Kopf und sein Hals bewegten
sich spontan. Als nächstes fühlte er Glückseligkeit und inneren Frieden.
Später begann sein Kopf sich zu drehen und er fühlte Vibrationen in seinen
Händen. Dann brannten seine Knie und in der Wirbelsäule fühlte er ein
Schwirren? (buzzing), welches als Gefühl von Licht und Energie im Kopf
endete. Während dieser Zeit war sein Atem unregelmäßig: mal schnell und
flach, ein anderes mal langsam und tief. Alles schien in seinem Innern
auseinander zu brechen und er hatte das Gefühl, als ob er bearbeitet wurde.
Gegen Ende dieser Meditation, erlebte er große innere Schönheit, Frieden,
und ein tiefes Wissen seines Innersten selbst, dann ein Gefühl von Freiheit
und das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Am nächsten Tag hatte er
Schwierigkeiten, zu seinem üblichen Zustand zurückzukehren. Er war
unkoordiniert, konnte sich schlecht konzentrieren und war körperlich für
mehrere Tage erschöpft.

Nach dem intensiven Januar, vertieften sich seine Meditationen. Dann


schmerzten für ein paar Tage sein linker großer Zeh und sein linker Fuß.
Dieser Schmerz war sehr intensiv und durchdrang seinen Fuß und seinen
Unterschenkel. Ausserdem hatte er auf der linken Rückseite des Kopfes
einen Schmerz, der sich bis zum linken Auge ausdehnte. Das Auge schloss
sich gelegentlich spontan. Nach ein paar Tagen waren diese
ununterbrochenen Schmerzen wieder verschwunden. Die Schmerzen im
Bein, die allen Behandlungen widerstanden, lösten sich zur gleichen Zeit
auf.

In seinem täglichen Leben erlebten ihn seine Freunde und seine Familie
entspannter. Ein Physiotherapeut, den er gelegentlich sah, hatte das Gefühl,
dass er, nach all diesen Erfahrungen, lockerer und entspannter war und in
sich ruhte. Das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein, hatte sich zu einem
Gefühl des Einsseins mit der Welt verändert. Nun hat sich in der Meditation
ein Juckreiz auf der Stirn und gelegentlich auch auf den Wangen entwickelt,
was den weiteren Fortschritt des Physio-Kundalini-Kreislaufs anzeigt.

17. Diskussion Top

Der Physio-Kundalini-Komplex hat eine Reihe charakteristischer


Eigenschaften, die sowohl subjektiv als auch objektiv sind. Der typische
Physio-Kundalini-Fortschritt, der in der Praxis nur selten auftritt, zeigt oft
mehrere Symptome.

Wenn wir akzeptieren, dass der Physio-Kundalini-Fortschritt das Resultat


einer ausgleichenden Aktion ist, die Blockierungen im menschlichen Körper
auflöst, dann bedeuten individuelle Unterschiede bei den Symptomen, dass
unterschiedliche Bereiche blockiert sind. Dies können Unterschiede in der
genetischen Verfassung, aber auch Unterschiede in der Vergangenheit der
betreffenden Person sein. Der Kundalini-Prozess kann ein paar Monate, aber
auch mehrere Jahre dauern. Die Unterschiede in der Zeitspanne sind von der
unterschiedlichen Intensität der Meditation, aber auch vom Gesamtbetrag
der Blockierungen, abhängig..

Oft durchläuft der Zyklus nicht seinen normalen Ablauf, wie bereits
erwähnt. Das Anhalten des Physio-Kundalini-Prozesses, kann bei denen
eintreten, die von einigen besonderen psychischen Fähigkeiten fasziniert
sind. Solch eine ausschließliche Konzentration, kann die Weiterentwicklung
in diesem Stadium unterbrechen. Weitere Variationen gibt es in der
zeitlichen Periode. Die Anzeichen und Symptome sind nicht kontinuierlich
vorhanden, sondern sie treten oft in Intervallen, meist während der
Meditation, während der Ruhezeit oder im Schlaf auf.

18. Zusammenfassung der Zeichen und Symptome Top

Wir haben versucht, die Anzeichen (objektive Hinweise) und Symptome


(subjektive Hinweise) eines Kundaliniaufstiegs zu trennen und sie in vier
Kategorien einzuteilen: motorische, sensorische, interpretierende und nicht-
physiologische Anzeichen. Diese Kategorien sind in Tabelle 1 beschrieben
und etwas detaillierter auf den folgenden Seiten.

Kategorie der Zeichen und Beschreibung


Symptome

Alle Erscheinungsformen, die


motorisch unabhängig beobachtet und physikalisch
gemessen werden können

Innere Empfindungen wie Licht, Ton und


sensorisch Erfahrungen, die in der Regel als Gefühle
eingestuft werden

Mentale Prozesse, die Erfahrungen


interpretierend
interpretieren

Phänomene, die als authentisch


nicht-physiologisch erscheinen, für die physiologische
Erklärungen aber nicht ausreichend sind
Tabelle 1. Beschreibungen der Zeichen und Symptome

Obwohl wir die Einteilung in vier Gruppen aus Gründen der Bequemlichkeit
vornehmen, können die Symptome in den verschiedenen Kategorien, z.B.
Körperbewegungen, Kribbeln und inneres Licht oft nur verschiedene
Aspekte einer einzigen integrierten Erfahrung sein. Eine weitere
Schwierigkeit besteht darin, dass einige Phänomene in zwei oder drei
Kategorien gleichzeitig gehören: objektive Hitzeerscheinungen gehören zu
den motorischen und sensorischen Anzeichen, das Sehen des inneren Lichts
zu den sensorischen und interpretierenden Anzeichen und so weiter. In
diesen Fällen haben wir die Erfahrungen in jeder der zutreffenden Rubrik
eingeordnet, um eine bessere Zuordnung zu ermöglichen, aber wir haben sie
nur einmal diskutiert.

18.1 Motorische Erfahrungen Top

18.1.1 Körperbewegungen und ungewohnte Körperhaltungen Top

Die Bewegungen sind spontan, obwohl die Person in der Lage sein kann, sie
zu verhindern. Sie können alle Teile des Körpers, einschließlich der Augen,
betreffen. Die Bewegungen können sanft und geschmeidig, krampfartig und
ruckartig oder vibrierend (zitternd) sein. Der Körper kann klassische Hatha-
Yogahaltungen einnehmen und sie für längere Zeit aufrecht erhalten. Das
Auftreten, das Muster und die Intensität dieser Bewegungen und Haltungen
variieren stark von Person zu Person.

18.1.2 Abnormale Atemmuster Top

Entsprechend der yogischen Theorie betritt und verlässt die vitale Energie,
die auch als Prana bezeichnet wird, den Körper und fließt mit dem Atem
durch den Körper. Einige Yogis verbringen jahrelang täglich viele Stunden,
um den Fluss des Prana durch die Atemübungen, die auch als Pranayama
(wörtlich Energiekontrolle) bezeichnet werden, zu kontrollieren. Was wir
klinisch in den meisten unserer Fälle beobachten, ist das spontane Auftreten
von klassischen Pranayamamustern: schnelles Atmen, flaches Atmen, tiefes
Atmen oder ein längeres Atemanhalten. Fortgeschrittene Yogis sagen, dass
dieses spontane Auftreten normal ist und fast jedesmal bei der Erweckung
der Kundalini geschieht. Sie sagen, dass die bewusste Praxis des Pranayama
gefährlich sein kann, wenn man damit einen beschleunigten
Kundaliniaufstieg erreichen möchte. Dies sei auch nicht erforderlich, da die
Kundalini ganz von selbst aufsteigen würde.

18.1.3 Lähmungen Top

Während tiefer Meditationen erstarrt (verkrampft) der Körper manchmal


zeitweise in bestimmten Körperhaltungen. Diese Lähmungen aber lösen sich
wieder auf, sobald die Meditation beendet ist. Bei zwei jungen Frauen aus
unseren Fallstudien entwickelten sich allmählich Teillähmungen, die über
lange Perioden blieben, die auch ihre normalen Aktivitäten beeinflussten. In
beiden Fällen ließen die Lähmungen nach, als wir in der Lage waren, ihre
intensive Furcht vor dem Prozess durch Erklärungen, emotionale
Unterstützung und Ermutigung, zu lindern. Daher scheint es wahrscheinlich,
dass ihre Lähmung eher ein sekundäres Symptom, eine hysterieähnliche
Reaktion war, als ein Primäreffekt des Physio-Kundalini-Prozesses.
18.2 Sensorische Erfahrungen Top

18.2.1 Körperempfindungen Top

Die Haut oder das Körperinnere kann prickeln, vibrieren, jucken oder
kitzeln. Die passende Beschreibung ist ein ekstatisches Kitzeln und das
Gefühl des Orgasmus. Diese Empfindungen beginnen oft in den Füßen
(meist im linken großen Zeh), den Beinen, oder im Becken und bewegen
sich über den Rücken und Hals bis an die Spitze des Kopfes. Dann wandern
sie die Stirn hinunter, über das Gesicht zum Hals (Kehlkopf) und schließlich
zum Bauch. (Die Energie wandert von der Spitze des Kopfes zur Stirn, teilt
sich über den Augen auf und fliesst auf beiden Seiten an Nase und Mund
hinunter, um sich wieder im Kinn zu vereinigen.) Es ist interessant, dass in
diesem Modell die Kehle und der Bauch als letzte Chakren dargestellt
werden. Das Fortschreiten verläuft selten geordnet, aber wenn dies der Fall
ist, betrachten wir es als einen typischen Kundalini-Zyklus.

18.2.1.1 Das Nabelzentrum ist das Hauptenergiezentrum Top

Anmerkung Übersetzer:

Das klassische (yogische) Kundalinimodell sieht wie folgt aus:

1. Wurzelchakra
2. Sexualchakra
3. Nabelchakra
4. Herzchakra
5. Halschakra
6. Stirnchakra
7. Scheitelchakra

Das Physio-Kundalini-Modell müsste demnach folgendermaßen aussehen:

1. Beginn der Kundaliniaufstiegs in den Füßen (Zehen), Beinen oder im


Becken
2. Sexualchakra
3. Herzchakra
4. Scheitelchakra
5. Stirnchakra
6. Kehlkopfchakra
7. Nabelchakra

Durch das klinische Kundalini-Modell, das sogenannte Physio-Kundalini-


Modell wird mir immer deutlicher, dass nicht das Scheitelchakra, sondern
das Nabelzentrum (Nabelchakra) das wichtigste Chakra ist. Vor allem, wenn
man diese Energie aus dem Nabelzentrum erfährt, weiß man, dass es so ist.
Darum erscheint mir das klinische Kundalini-Modell durchaus richtig zu
sein. Das Nabelzentrum ist im japanischen Zen als Hara und im
chinesischen Qi Gong als Dan Tien (Tan Tien) bekannt. Sie werden als
Hauptenergiezentrum betrachtet.

Der Bauch ist das Zentrum der Kraft: das "Dan Tien" in China oder das
„Hara“ in Japan. Doch außerhalb des asiatischen Raums wird kaum eine
andere Körperregion so lieblos betrachtet wie der Bauch. Quelle: Bauch-
Yoga

Hara im Zen: (Unterleib, Bauch, Eingeweide) Im Zen hat der Begriff meist
eine geistig-seelische Bedeutung im Sinne von »die (geistige) Mitte des
Menschen«. Ausgehend von der Erfahrung, dass Leib und Seele eins sind,
sagt der jap. Zen-Meister Daiun Sogaku Harada: »Ihr müsst erkennen, dass
der Mittelpunkt des Weltalls eure Bauchhöhle ist!« Dabei ist die
Bauchhöhle eben »Hara«. Quelle: Hara

Die westliche Medizin hat festgestellt, dass jedes Kleinkind in den Bauch
atmet. Es ist unser Umfeld, unsere Umwelt, welche uns durch Streß,
Geschwindigkeit und Hast zu Brustatmern macht. Dadurch wird aber das,
nach asiatischer Sicht, Hauptenergiezentrum, das HARA (japanisch) nicht
mehr mit der Lebensnotwendigen Energie versorgt. Das Hara liegt in etwas
zwei Fingerbreit unter ihrem Nabel. Dort ist aber auch ihr Schwerpunkt des
Skeletts, ihres Körpers. Wenn dieser Punkt nun durch Atmung nicht mehr
gestärkt ist, wenn keine Kraft in ihrem Hara ist, beginnen Sie instabil zu
werden. Alles das, "nur" wegen falscher Atmung. Quelle: Die Atmung

Das untere Dan Tien ist das Hauptenergiezentrum, eine Handbreit unter dem
Nabel etwas im Körperinneren, das Zentrum oder auch Hara genannt.
Quelle: Qi Gong

Ein wirklich wichtiger Aspekt ist die Atmung. Durch die Aufrechte Atmung
vermag der Atem frei zu fließen. Es wird in den Bauch, ins
Hauptenergiezentrum, dem sogenannten Tan-Tien (japanisch: Hara)
geatmet. Quelle: Zazen

Ende Anmerkung.

18.2.2 Hitze und Kälte Top

Der Körper ist mitunter extremen Temperaturen ausgesetzt. Dies geschieht


allerdings nicht nach einem bestimmten Muster. Diese Veränderungen
reichen von rein subjektiven Empfindungen, bis hin zu objektiven
Anzeichen scheinbar übernatürlicher extremer Hitzeempfindung. Wenn
diese Fälle überprüft werden können, ist es durchaus eine Herausforderung,
sie zu erklären.

18.2.3 Inneres Licht und Visionen Top

Eine Vielzahl von Lichtern können innerlich erscheinen. Für Swami


Muktananda reicht dies von der roten Farbe, die den ganzen Körper
einnehmen kann, über weißes und schwarzes Licht, bis hin zur linsengroßen
blauen Perle14. (Das weiße Licht entsprach einer daumengroßen weißen
Flamme, das schwarze Licht hatte die Größe einer Fingerspitze.) Diese oder
andere Lichter werden manchmal "gesehen", wenn sie bestimmte
Körperbereiche, wie die Wielsäule oder den Kopf erstrahlen lassen. Ebenso
entstehen Visionen.
14
In seinem Buch "Spiel des Bewusstseins" schreibt Swami Muktananda auf
Seite 182 dazu: "Im nächsten Moment erblickte ich ein Licht, das anders als
das rote, das weiße, das schwarze und das blaue Licht war. Und wenn es
sichtbar wurde, sah ich in ihm viele, viele Welten. Es war von warmer
safrangelber Farbe und in seiner Mitte waren Tausende sanfter blauer
Funken und ein sanfter goldener Glanz. Es war sehr betörend und lieblich.
Es trat in der Reihe der vier Lichter auf, die ich bereits erfahren hatte. In
diesem neuen Licht hatte ich viele hellseherische Visionen, daher
beobachtete ich es mit großer Aufmerksamkeit. So, wie ich in der
Meditation immer im Tandraloka eingetreten war, so betrat ich jetzt den Ort
im Innern des strahlenden Lichts. (Das Tandraloka ist ein tiefer meditativer
Zustand, indem ein weitaus größeres Glücksgefühl eintritt, als dies im
Wachzustand oder Schlafzustand möglich ist. Ausserdem treten Visionen
auf, die hinterher eintreten sollen.) Ich werde ihn Sarvajnaloka nennen, die
Welt der Allwissenheit. Die großen indischen Seher und Weisen, die diesen
Ort durch den Yoga der Meditation erreichten, wurden allwissend."

Licht trat in den meisten Fällen auf, die in der Literatur genannt werden. Es
trat auch bei den meisten der von uns untersuchten Fälle auf. Bucke (1970),
Psychiater und Autor von "Cosmic Consciousness" (Kosmisches
Bewusstsein), ist der Ansicht, dass dies das wichtigste Kriterium einer
sogenannten kosmischen Erfahrung ist. Er fand eine Abstufung dieser
Phänomene, von den subjektiven Symptomen bis zu den objektiven
Anzeichen, die denen ähnlich sind, die wir bei der Hitze beobachteten. Die
subtilste Erfahrung bestand darin, dass die Illumination (Erleuchtung) ein
neuer Weg war, etwas zu verstehen, eine Art Aha-Effekt. Andere "sahen"
inneres Licht. Die bemerkenswerteren Fälle waren die, die inneres Licht
sahen und außerdem in der Lage waren, einen dunklen Raum als beleuchtet
zu sehen. In den extremeren Fällen berichteten Zeugen, dass sie um sich
herum einen Heiligenschein aus Licht sehen. Es scheint, dass die
Bezeichnung Erleuchtung oder andere Hinweise auf Licht, eher objektiven
Beschreibungen entspricht, anstatt einer Metapher.

18.2.4 Klänge Top

Klänge, die innerlich gehört werden, sind nicht nur Stimmen, sondern
schließen eine Vielzahl chrakteristischer Geräusche ein, wie Pfeifen,
Zischen, Zwitschern, flötenähnliche Klänge sowie tosende, brüllende,
dröhnende oder brausende Klänge. Bei den meisten unserer eigenen Fälle
wird von Klängen berichtet. Abhängig von einer bestimmten Tradition der
Meditation, die der Einzelne folgt, variieren sie ein wenig.
18.2.5 Schmerzen Top

Oft wird von Schmerzen im Kopf, in den Augen, der Wirbelsäule und in
anderen Teilen des Körpers berichtet. Sie können abrupt beginnen, ohne
ersichtlichen Grund, und können ebenso, nach einem variablen Zeitraum,
abrupt und dauerhaft wieder verschwinden. Die Erfahrungen der
Psychologin, die unter Kopfschmerzen litt, die dadurch verursacht wurden,
dass sie versuchte, den Physio-Kundalini-Prozess zu kontrollieren, zeigen,
dass der Schmerz im allgemeinen, durch bewussten oder unbewussten
Widerstand gegen den Prozess verursacht werden kann, anstatt durch die
Wirkung der Kundalini selbst. Die Schmerzen können auch dann auftreten,
wenn der Fluss der Kundalini besonders intensiv durch ein Gebiet verläuft,
das noch nicht ausreichend geöffnet ist. Dies dürfte bei der Schauspielerin
der Fall gewesen sein.

18.3 Interpretative Erfahrungen Top

18.3.1 Ungewöhnliche oder extreme Gefühle Top

Ekstase, Glückseligkeit, Frieden, Liebe, Hingabe, Freude und kosmische


Harmonie können auftreten, aber ebenso intensive Angst, Unruhe,
Beklemmung, Depression, Hass und Verwirrung. Im Allgemeinen können
besonders in den frühen Stadien des Prozesses, einige der normalen
Emotionen mit einer viel größeren Intensität als normal empfunden werden.
Später setzen sich Gefühle der Liebe, des Friedens und der Zufriedenheit
durch.

18.3.2 Störungen des Denkvermögens Top

Gedanken können sich beschleunigen, verlangsamen oder ganz aufhören.


Sie können aus dem Gleichgewicht geraten, fremd oder irrational anmuten.
Die Person kann das Gefühl haben, nah an einer Geisteskrankheit zu sein.
Sie kann komplett in einen Trancezustand eintreten, kann impulsiv werden
oder sich entfremdet und verwirrt fühlen. Die meisten unserer Fälle
berichten davon, dass diese Gedankenveränderungen in irgendeiner Phase
des Prozesses aufgetreten sind.

18.3.3 Bindungslosigkeit (Getrenntsein) Top

Das Individuum kann das Gefühl haben, dass er oder sie alles sieht, was
geschieht, einschließlich seiner oder ihrer eigenen Gedanken und dabei doch
das Gefühl der Distanz haben, das Gefühl, davon getrennt zu sein. Die
Yogis nennen diesen Zustand "Zeugen-Bewusstsein". Manchmal, wenn das
Gefühl des Getrenntseins nicht direkt erwähnt wird, kann es aus den
Phrasen, wie "das Feuer der Trennung", wie die Sufis es nennen, gefolgt
werden oder bei Gefühlen großer Glückseligkeit. Es unterscheidet sich von
der Zurückhaltung oder vom ängstlichen Rückzug dadurch, dass es eine
Abspaltung der eigenen Person von der Geistestätigkeit darstellt, die die
Situation beobachtet. Die Aktivitäten im Alltag aber finden weiterhin wie
gewohnt statt. Daher muss das Gefühl des Getrenntseins, nicht das
Funktionieren im normalen Alltag behindern.

18.3.4 Abspaltung Top

Ist der Rückzug des Selbst aus der aktiven Beteiligung oder Identifikation
mit dem, was es wahrnimmt, erreicht, tritt der Zustand des Getrenntseins
oder das Zeugen-Bewusstsein ein. Aber wenn es durch tiefe psychologische
Widerstände, wie Angst, Verwirrung oder durch soziale Belastungen, nicht
im Gleichgewicht ist, dann können sich negative Aspekte dieser Erfahrung
durchsetzen. Hysterie oder ein Zustand der ähnlich der Schizophrenie ist,
können das Resultat sein. Auch kann die Person sich mit dem Physio-
Kundalini-Prozess in einer negativen, egoistischen Weise identifizieren,
indem die Person glaubt, sie sei göttlich und als Retter für eine große
Mission auserwählt. Durch die richtige ärztliche Unterstützung kann das
Ungleichgewicht überwunden werden, so dass der Patient einen
geeigneteren Fokus für seine Energien findet und die negativen Symptome
verschwinden.

18.3.5 Sehen mit einem Auge (Single Seeing) Top

Rollt der Yogi die Augen nach innen, dann kann er die innere und äußere
Welt gleichzeitig sehen. Viele direkte und indirekte Hinweise wurden auf
das "Single Seeing" oder auf das "Mit einem Auge sehen", wie es auch
genannt wird, gemacht. Das "Single Seeing" deutet auf einen
fortgeschrittenen spirituellen Zustand hin. Dieser interessante Zustand der
visuellen Funktion, ist eine Erfahrung, die in den Evangelien beschrieben
wird: "Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge einfältig ist, so
ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib
finster." (Lukas 11,34)

Das Sehen mit einem Auge kann leicht als ein eigenständiger und
individueller Zustand beschrieben werden. Swami Muktananda sagte dazu:
"Meine Augen rollten allmählich nach oben und zentrierten sich. Anstatt
getrennt zu sehen, sahen sie wie ein Auge". Später, im Februar 1976,
beschrieb er einen Zustand, in dem seine Augen gleichzeitig nach innen und
nach außen gedreht waren, um sowohl die innere als auch die äußere
Landschaft zu sehen.

Die Künstlerin sagte: "Meine Augen schienen sich getrennt zu bewegen und
die Pupillen fühlten sich wie Löcher an, die in meinen Kopf gebohrt waren
und sich in der Mitte trafen".

Flora Courtis schreib 1970: "Mein Blick hatte sich verändert. Er hatte sich
in einem unendlich kleinen Punkt konzentriert, der sich unaufhörlich und
frei von den gewohnten Wegen bewegte und einer neuen Quelle zu
entstammen schien. Es war, als ob ein inneres Auge, das ohne Grenzen
erweitert war, sich auf die Unendlichkeit konzentrierte. Dabei schien es vom
unmittelbaren Blick lösgelöst zu sein und hatte dennoch tiefgreifende
Auswirkungen auf den Blick. Meine Aufmerksamkeit wurzelte in einer
tieferen Mitte, so dass meine Augen von der Notwendigkeit befreit wurden,
die äußere Welt zu betrachten."

Das oben Gesagte ist so nah am psychologischen Prozess, dass die Worte
des Psychoanalytikers Carl Gustav Jung, die er 1932 auf einem
Kundaliniseminar sprach, hier benutzt werden, um das Gesagte zu
verstärken und zu erklären. Er wurde gefragt, ob es nicht Wotan ist, der ein
Auge verliert. (Wotan ist der höchste Gott in der germanischen Mythologie.)
Er stimmte zu und fügte hinzu, dass Osiris es ebenso tat. (Osiris, übersetzt
etwa: „Sitz des Auges”, ist der ägyptische Gott des Jenseits, der
Wiedergeburt und der Toten.) Dann fuhr er fort: "Wotan opferte ein Auge
der Quelle des Mimir, der Quelle der Weisheit, die das Unbewusste ist. Sie
sehen, ein Auge bleibt in der Tiefe oder wendet sich ihr zu." (Mimir ist eine
alte Naturgottheit der Germanen, die mit Wissen, Weisheit und Wasser, die
Quelle der Flüsse ist Mimirs Haupt, in Zusammenhang steht.)

Der bekannte deutsche Mystiker, Philosoph und christliche Theosoph Jacob


Böhme (1575-1624) schrieb in seinem Buch über das "verdrehte Auge":
"Eines seiner Augen war nach innen gedreht. Es schaute in die Unterwelt.
Dies führte zum Verlust eines Auges. Er hatte keine zwei Augen mehr für
diese Welt."

Jesus benutzt ein Gleichnis, um seine innere Wahrheit zu erzählen. Der


Psychoanalytiker Jung verwendet den Mythos Wotans als Metapher für eine
ähnliche Erfahrung der Wahrheit in einer tiefen psychologischen Ebene. In
ihrer Forschingsarbeit berichtete die amerikanische Biofeedback-Forscherin
Alyce Green (1975), dass einige ihrer Biofeedbackteilnehmer die Vision
eines einzelnen Auges hatten, wenn sie tief entspannt waren.

18.3.6 Großer Körper Top

Von der Erfahrung, einen größeren Körper als normal zu haben, wird
gelegentlich berichtet.

18.4 Nicht-Physiologische Erfahrungen Top

18.4.1 Außerkörperliche Erfahrungen (Out-of-Body) Top


Menschen, die diesen Zustand erfahren, fühlen sich außerhalb ihres
physischen Körpers. Derzeit müssen wir diese Wahrnehmungen als
subjektiv betrachten, die sich kaum von der blühenden Fantasie
unterscheiden. Wenn es allerdings unabhängig und objektiv bestätigt werden
kann, dass die Menschen wirklich dort waren, wo sie sagen, wenn sie also
wirklich in der Lage sind, den Ort zu wechseln oder Informationen von
einem anderen Ort zu erhalten, dann würde man dieses Phänomen unter den
sensorischen oder vielleicht sogar unter den motorischen Erfahrungen
einordnen. Es wäre auch unmöglich, diese Erfahrungen dann mit dem
aktuellen westlichen Modell der Gehirnfunktion und der Körper-Geist-
Beziehung zu erklären. Wie das "Sehen mit einem Auge" ist die Sprache,
die benutzt wird, um diesen Zustand zu beschreiben, so typisch, dass wir
glauben, es mit einem separaten Zustand des geteilten Bewusstseins zu tun
zu haben.

18.4.2 Psychische Wahrnehmungen Top

Über psychische Fähigkeiten und Erfahrungen, vor allem die Gewinnung


von Informationen durch andere Mittel, als die bekannten physikalischen
Sinne, wird häufig von Menschen berichtet, bei denen das
Kundalinierwachen eingetreten ist. Solche Erfahrungen kann man, wenn sie
bestätigt sind, auch unter den sensorischen Wahrnehmungen einordnen. Bei
außerkörperlichen Erfahrungen bedarf es Erklärungen, die über die
Möglichkeiten der heutigen neurophysiologische Modelle hinausgehen.

Manchmal sind die Wahrnehmungen eindeutig eine Folge der Kundalini-


Aktivität. Manchmal aber gehen sie dem Kundalinierwachen voraus, was
darauf hindeutet, dass eher Menschen einen Physio-Kundalini-Mechanismus
auslösen, wenn sie psychische Probleme haben. In der Tat sind diese
Menschen oft besonders stark von der Physio-Kundalini-Kraft
beeinträchtigt, so dass ihre Meditationen oft sehr gestört sind. Deshalb
versuchen sie, sich dem Einfluss der Kundalini zu entziehen. Diese Haltung
verändert sich jedoch normalerweise, wenn sie mehr über die Ereignisse
erfahren und wenn sie in eine regelmäßige, sanfte und zuverlässige
meditative Praxis eingeweiht werden.

19. Korrelation mit Bentov's Modell Top

In diesem Abschnitt werden wir sehen, in welchem Umfang Bentov's


physiologisches Modell für den Kundalini-Prozess (ausführlich beschrieben
in Anhang A) im Einklang mit unseren Beobachtungen steht. Dabei werden
die gleichen Namen wie im vorhergehenden Abschnitt verwendet, um sich
auf die verschiedenen Zeichen und Symptome beziehen zu können.

19.1 Motorische Zeichen und Symptome Top


Der Gehirnstrom kann die motorische Großhirnrinde (Kortex) und den
Thalamus stimulieren, die im Zusammenhang mit den Muskelbewegungen,
wie der Körperhaltung, stehen. Die scheinbare Nichtspezifität einiger dieser
Bewegungen, deuten darauf hin, dass der Schwerpunkt der Störungen tief
im Gehirn sitzt, anstatt in der Gehirnrinde. Atemmuster können angeregt
werden und Lähmungen sind, wie bereits erwähnt, vermutlich ein
Nebeneffekt.

19.2 Körperempfindungen Top

Körperempfindungen können dem sensorischen Kortex, der Großhirnrinde,


zugeordnet werden, die durch den Strom in der zelebralen Hemisphäre
erzeugt werden. Die charakteristische Reihenfolge der betroffenen
Körperteile entspricht der Reihenfolge der Darstellung in der sensorischen
Großhirnrinde, wie in Anhang, Bild 11, gezeigt wird: zuerst die Zehen, dann
die Glieder, Rücken, Kopf, Augen und Gesicht, dann der Hals und
schließlich der Bauchbereich, die knapp über dem Schläfenlappen
repräsentiert sind. Nach Bentov's Modell erscheinen die frühesten
Körperempfindungen im Fuß, vor allem in der linken großen Zehe, die im
zentralen Sulkus (Furche zwischen Schläfenlappen und Stirn- bzw.
Scheitellappen) des Gehirns dargestellt wird. (Es wird gesagt, der heilige
Fluss Ganges entspringt dem großen Zeh Gottes. Im Siddha-Yoga werden
die Füße des Guru besonders verehrt, vor allem der große Zeh.) Die genaue
Entsprechung zwischen der Abfolge der Stimulation im typischen Physio-
Kundalini-Zyklus und die Reihenfolge der Darstellung im sensorischen
Kortex (in der Großhirnrinde) unterstützt zumindest diesen Aspekt von
Bentov's Modell.

Es ist interessant, dass in diesem Modell die Kehle und der Bauch als letzte
Öffnungen (Chakren) dargestellt werden. Sie zeigen die Vollendung des
Zyklus an. Die Bedeutung der Kehle wird durch die Hinduskripte über die
Kundalini bestätigt. Sie nennen die Kehle Vagshwari, die Göttin der
Sprache. Angeblich geschieht nach der Öffnung des Kehlkopfchakras eine
Zunahme all der legendären (übersinnlichen) Energien (Siddhis).

19.3 Hitze und Kälte Top

Diese könnten durch die Hypothalamusstimulation verursacht sein. Die


Darstellung unseres Körpers in diesem Bereich des Gehirns ist weniger
spezifisch als in der Großhirnrinde, was den Mangel an Regelmäßigkeit
dieser Emfindungen erklären könnte. Die objektive Äusserung extremer
Hitze ist mit Bentov's Modell alleine schwer zu erklären. Es steht nicht im
Widerspruch, sondern deutet darauf hin, dass auch andere Faktoren in das
Kundalini-Phänomen verwickelt sind.
19.4 Licht und Klang Top

Diese könnten durch die Stimulation der seitlichen und mittleren


Kniehöcker verursacht sein (Der Metathalamus besteht aus den beiden,
jeweils paarigen Kniehöckern.), aber ebenso auch von stehenden Wellen,
die in den Ventrikeln erzeugt werden. Der übliche Mangel an Licht und
Klang könnte auf die große Entfernung des Kundalinikreislaufs von der
kortikordalen Repräsentation für Licht und Ton zurückzuführen sein. Wenn
sie psychisch verursacht sind, dann haben sie einen ganz anderen oder
unbekannten Ursprung. Allerdings würden objektive Äusserungen von
Licht, wenn sie bestätigt sind, Erklärungen erfordern, die über unser
heutiges Wissen hinaus gehen.

19.5 Schmerzen Top

Diese können auftreten, wenn der Strom, der im Gehirn erzeugt wird, auf
einen Widerstand trifft, der nicht leicht überwunden werden kann, auf eine
Blockade, die nicht leicht gereinigt werden kann. Die Wahrnehmung der
Schmerzen erscheint aus den verschiedenen Teilen des Körpers zu erfolgen.
Motorische Stimulationen können Verspannungen oder Schmerzen in der
Peripherie erzeugen. In der Praxis macht es kaum einen Unterschied, ob
diese Verunreinigungen oder Blockierungen tatsächlich in den Chakren
(psychischen Energiezentren), in der Wirbelsäule, wie die Yogis sagen, in
den peripheren Körperteilen, in einer spezifischen Gehirnregion oder in
einer subtilen Ebene des Geistes, auftreten. Diese verschiedenen
Möglichkeiten schließen sich nicht gegenseitig aus, aber das Ergebnis ist
dasselbe.

19.6 Ungewöhnliche Gefühle und gestörte Denkprozesse Top

Sie sind nicht unvereinbar mit Bentov Modell, aber sie sind zu kompliziert,
um sie hier zu erklären.

19.7 Bindungslosigkeit und Abspaltung Top

Wilderer Penfield (1958) berichtet von ähnlichen Erfahrungen, durch direkte


Stimulation von Bereich 39 des Kortex (der Großhirnrinde). Daher könnte
sie eine einfache Folge des zirkulierenden Stroms sein oder sie könnte einen
subtilen psychologischen Ursprung haben.

19.8 Single Seeing und großer Körper Top


Diese sind nicht unvereinbar mit Bentov Modell, aber sie lassen sich zur
Zeit auch nicht dadurch erklären.

19.9 Out-of-Body und psychische Erfahrungen Top

Bentovs Modell bietet keine Erklärung für diese als objektiv bestätigten
Phänomene, gibt aber Empfehlungen für die Richtung, in der die Forschung
sich gewinnbringend bewegen könnte (siehe Nachtrag).

20. Abschliessende Bemerkung Top

Bentov's Modell ist in der Lage, viele der Anzeichen und Symptome, die wir
beobachtet haben, im Detail zu erklären. Auch wenn es sich letztlich nur als
teilweise richtig erweist oder nur einen Teil der gesamten Kundalini-
Phänomene erklären kann, hat es einen enormen heuristischen Wert. (Als
Heuristik bezeichnet man eine Methode, komplexe Probleme, die sich nicht
vollständig lösen lassen, mit Hilfe einfacher Regeln und unter Zuhilfenahme
weniger Informationen zu entwirren.) Was Bentovs Modell von allen
vorherigen Versuchen unterscheidet, die Kundalini zu erklären, ist, dass es
weitere Hypothesen erzeugt und eine Reihe von Experimenten vorschlägt,
sie zu testen. Zum Beispiel:

1. Messen Sie die sehr schwachen magnetischen Felder rund um den Kopf
eines meditativ erfahrenen Menschen. Folgen sie dabei den Methoden, wie
sie von Brenner, Williamson, and Kaufman (1975) beschrieben wurden.

2. Bestimmen Sie, in welchem Stadium der Meditation das unregelmäßige


Mikrobeben (Zittern, Zucken) zu einer Resonanzschwingung überwechselt.

3. Entwickeln Sie ein Biofeedback-System, mit dem Meditierende diese


Resonanz erreichen.

4. Studieren sie die Auswirkungen der magnetischen Stimulation auf einer


Seite und dann auf beiden Seiten des Kopfes.

5. Studieren sie Licht-, Wärme- und Klang-Empfindungen von


Meditierenden und stellen sie fest, welche davon mit physikalisch
messbaren Bedingungen korrelieren.

21. Kundalini: Klassisch und Klinisch Top

Wir haben nun zwei Kundalini-Modelle: die klassische yogische


Beschreibung und Bentov's physiologisches Modell, sowie unsere eigenen
klinischen Beobachtungen. Jene Aspekte des Prozesses, die eine lediglich
physiologische Grundlage haben, die entweder von Bentov oder
irgendeinem anderen vorgeschlagen wurden, haben wir als Physio-
Kundalini bezeichnet. Die Mehrheit unserer klinischen Beobachtungen,
fallen in die Physio-Kundalini-Kategorie und wir haben überprüft, in
welchem Ausmass sie durch Bentovs Modell erklärt werden können. Aber
der Physio-Kundalini-Prozess, unterscheidet sich, wie wir beobachtet haben,
von der klassischen Yoga Beschreibung in einigen wichtigen Punkten.

Am bemerkenswertesten ist dabei der Weg, den die Kundalinienergie oder


die Körperempfindung einschlägt, wenn sie durch den Körper reist.
Klassisch erwacht die Kundalini an der Basis der Wirbelsäule und hat ihre
Reise beendet, wenn sie die Spitze des Kopfes erreicht hat. Entlang dieser
Strecke gibt es jedoch einige Chakren oder psychische Energiezentren, die
die Kundalini auf ihrem Weg zum Ziel passiert. Diese Chakren enthalten
Verunreinigungen, die entfernt werden müssen, bevor sie weiter aufsteigen
kann. Andererseits reist die Energieempfindung in der klinischen
Beobachtung von den Beinen über den Rücken zur Spitze des Kopfes, dann
das Gesicht hinunter, durch die Kehle zum Endpunkt im Bauch. Was für
eine Beziehung gibt es zwischen diesen beiden Beschreibungen?

Wir müssen uns bewusst sein, dass yogische Beschreibungen oft dogmatisch
sind. Westliche Wissenschaftler sagen, dass die tatsächliche
Sinnesempfindung im sensorischen Kortex (in der Großhirnrinde)
stattfindet, obwohl sie so empfunden wird, als ob sie in der Peripherie
stattfindet. Ähnlich könnten die Yogis meinen, dass die Empfindungen, die
Blockierungen und Öffnungen (z.B. die Öffnung des Kehlkopfchakras), von
denen geglaubt wird, dass sie in den verschiedenen Körperteilen stattfinden,
in subtiler (gewissermaßen in feinstofflicher) Art und Weise in den
Wirbelsäulenchakras (Sexualchakra, Nabelchakra, Herzchakra,
Kehlkopfchakra) stattfindet.

Noch eine andere Möglichkeit wurde von einem Schüler Swami


Muktananda's vorgeschlagen, der sagte, dass sich die Energie im ganzen
Körper ausbreitet, dann aber von der Stirn über das Gesicht zur Kehle und
über die Brust zum Bauch hinabsteigt, dann bewegt sie sich zur Unterseite
der Wirbelsäule, um dann wieder in der Mitte der Wirbelsäule aufzusteigen.
Er sagt, das Gefühl in der Wirbelsäule ist sehr subtil und möglicherweise
deshalb schwerer zu erkennen, als in den peripheren Gebieten, weil die
meiste Energie noch nicht in die Wirbelsäule eingetreten ist.

Der Zeitfaktor ist im klassischen (yogischen) und klinischen Modell


ebenfalls unterschiedlich. Alle charakteristischen Elemente des klinischen
Physio-Kundalini-Modells sind in der klassischen Beschreibung enthalten.
Und doch finden wir ganz "gewöhnliche" Menschen, die den Physio-
Kundalini-Zyklus in einem Zeitraum von einigen Monaten durchlaufen,
während die yogischen Schriften auf ein Minimum von 3 Jahren für das
vollkommene Kundalinierwachen hinweisen. Hier haben wir den Vorschlag,
dass das volle Erwachen der Kundalini einen größeren Komplex beinhaltet,
von dem der Physio-Kundalini-Prozess möglicherweise nur ein Teil ist.

Anmerkung Übersetzer: Könnte man nicht auch sagen, dass das klassische
(das yogische) Kundalinimodell nur einen Teil des vollen
Kundaliniaufstiegs darstellt? Ende Anmerkung.

Es ist zu früh, um genau zu sagen, welches der beiden Modelle die Realität
besser wiedergibt. Der Physio-Kundalini-Mechanismus ist möglicherweise
eine eigenständige Einheit, die als Teil eines vollständigen
Kundalinierwachens aktiviert wird. Ein Großteil der Probleme ergibt sich
durch den Vergleich verschiedener Stufen, wenn viele Prozesse gleichzeitig
geschehen. Individuelle Unterschiede komplizieren das Bild. Aber es wäre
möglich, die Sache zu klären, indem man an die theoretische Definition des
Kundaliniaufstiegs erinnert, die ihn als einen Reinigungsprozess beschreibt.
Wenn die Verunreinigungen oder Blockierungen eine objektive Realität
haben, sollte es möglich sein, sie mit physiologischen und psychologischen
Tests nachzuweisen und ihre Auflösung spezifischen Zeichen und
Symptomen zuordnen, die klinisch beobachtet werden können. Da wir jetzt
wissen, dass der Prozess ausgelöst werden kann (siehe Anhang A) und wie
er in seinen Anfanggsstadien erkannt werden kann, sind Langzeitstudien, die
den gesamten Prozess umfassen, der logische nächste Schritt dieser
Untersuchungen. Sie wären von unschätzbarem Wert, wenn sie die
spezifischen objektiven Wege dokumentierten, auf welche Weise der
Kundaliniprozeß Heilung bewirken kann.

22. Diagnostische Betrachtungen Top

Unsere Ergebnisse zeigen eine klare Unterscheidung zwischen dem Physio-


Kundalini-Komplex und der Psychose und stellen eine Anzahl von Kriterien
für das Unterscheiden zwischen diesen zwei Zuständen zur Verfügung. Wir
haben in einigen unserer Fälle gesehen, dass ein schizophrenähnlicher
Zustand entstehen kann, wenn die Person, die die Kundalinierfahrung
macht, entweder aus ihrem sozialen Umfeld negative Reaktionen erfährt
oder durch eigene innere Widerstände (von früheren Konditionierungen).

Der Nachweis, dass diese Zustande sich eindeutig von der Psychose
unterscheiden, zeigen zwei unserer Fälle. Die weibliche Künstlerin und eine
andere Frau, über die wir nicht diskutierten, wurden "psychotisch", nachdem
sie für ihr unangemessenes Verhalten in eine psychiatrische Klinik
eingesperrt wurden. Jede von ihnen berichtete, dass sie sich während ihres
Aufenthaltes ganz sicher waren, dass sie und verschiedene andere Patienten
sagen könnten, welche Patienten "verrückt" und welche von ihnen nur
"abgedreht" waren. Vielleicht ist dies eine Situation, in der eine Person,
deren Kundalini erwacht ist, den Kundalinizustand eines anderen intuitiv
erspüren kann. Dies ist von besonderem Interesse, denn es deutet auf die
Hilfe solcher Menschen bei der Entscheidung hin, welchen Weg ein
bestimmter Patient zwischen diesen beiden Prozessen gehen soll, um das
Gleichgewicht wiederzufinden (siehe Anhang B).

Klinikärzte haben in der Regel einen fein abgestimmten Sinn dafür, was
psychotisch ist. Es ist hauptsächlich dieses Gefühl für den "Geruch" von
Psychosen, der uns erklärt, ob ein Patienten aus dem Gleichgewicht
gebracht wurde oder mit positiven psychischen Kräften überflutet wird. Es
gibt auch ein Gefühl dafür, ob sie für sich oder andere gefährlich sind.
Menschen, die in den frühen Phasen des Kundalinierwachens feindselig
oder wütend sind, neigen selten dazu, zu handeln.

Auch diejenigen, bei denen die Kundalini-Elemente vorherrschen, sind in


der Regel sehr viel objektiver über sich selbst und haben ein Interesse daran,
zu erfahren, was in ihnen vorgeht. Psychotische Menschen dagegen neigen
dazu, sehr schräg, verschlossen und geistesabwesend zu sein. Sie Grübeln
über einen vagen aber bedeutenden Aspekt ihrer subjektiven Wahrnehmung,
mit dem sie nie ganz mit anderen kommunizieren können.

Mit unseren eigenen Ergebnissen und Bentov's Modell haben wir mehrere
Unterscheidungsmerkmale. Hitzeempfindungen sind bei Menschen mit
Kundalinierwachen sehr oft anzutreffen, aber selten bei Psychosen. Sehr
typisch sind auch Gefühle der Vibration (Zittern) oder Zuckungen, Kribbeln
(Prickeln) und Jucken, die in bestimmten Mustern über den Körper laufen.
Dies geschieht normalerweise in einer Reihenfolge, wie sie bereits zuvor
beschrieben wurde. Aber diese Energiemuster können in atypischen Fällen,
bei denen, die sehr vorgefasste Meinungen haben, sehr ungleichmäßig
verlaufen. Mit all diesen Vorstellungen, können innerlich helle Lichter
gesehen werden. Es kann zu Schmerzen, vor allem im Kopf kommen, die
plötzlich, während der kritischen Phasen des Prozesses, auftreten und wieder
aufhören. Ungewöhnliche Atemmuster sind üblich, wie auch spontane
Bewegungen des Körpers. Zwitschernde und pfeifende Töne werden gehört,
aber selten stören Stimmen in negativer Weise, wie das bei Psychosen der
Fall ist. Wenn Stimmen gehört werden, dann werden sie wahrgenommen,
als ob sie von Innen kommen und nicht als Irrtum einer äußeren Realität.

23. Empfehlungen und weitere Diskussion Top

Unsere Ergebnisse unterstützen die Ansicht, dass die Kundalini positiv und
kreativ ist. Jeder unserer eigenen Fälle ist auf seine eigene Art und Weise
erfolgreich. Alle berichten, dass sie Stress nun leichter handhaben und dass
die Beziehungen zu anderen Menschen erfüllter sind als jemals zuvor. Die
klassischen Fälle zeigen, daß spezielle Kräfte, sowie ein tiefer innerer Friede
der Höhepunkt des vollen Kundalinierwachens sind. Aber in den
Anfangsstadien des Kundalinierwachens kann der Stress, der entweder
durch die eigene negative Haltung oder durch andere entsteht, überwältigen
und ein schweres Ungleichgewicht verursachen.

Die Erfahrungen schlagen eine Hilfe durch Verständnis, Stärke und eine
sanfte Unterstützung vor. Die spontanen Trancezustände, die im Falle des
Schriftstellers störten, hörten auf, als wir ihn anregten, freiwillig einen
Trancezustand zu erlernen. Nachdem wir erkannt hatten, dass es sich bei
ihm um ein Kundalinierwachen und nicht um einen psychotischem Zustand
handelte, hatten wir ihm die Einstellung vermittelt, dass die Trancezustände
berechtigt und sinnvoll sind. Durch unsere eigene Akzeptanz der
Bedingungen, war auch der Patient in der Lage, sie anzunehmen. Die
Trancezustände hörten auf, ihn zu kontrollieren, nachdem er seinen
Widerstand dagegen aufgegeben hatte. Ähnlich hatte der Psychologe starke
Kopfschmerzen, die endeten, als er aufhörte, den Prozess kontrollieren zu
wollen und mit ihm ging. Mit anderen Worten, der Schmerz resultiert nicht
aus dem Prozess selbst, sondern vom Wiederstand gegen diesen Prozess.
Wir vermuten, dass dieses auf alle negativen Effekte des Physio-Kundalini-
Prozesses zutrifft.

Symptome, die durch den Prozeß verursacht werden, verschwinden spontan


mit der Zeit, denn das Kundalinierwachen ist im wesentlichen ein
Reinigungs- oder Ausgleichs-Prozess. Da jeder Mensch nur eine endliche
Anzahl an Verunreinigungen hat, die durch die Kundalini beseitigt werden,
ist der Prozess begrenzt. Störungen sollten daher nicht als krankhaft,
sondern als therapeutisch betrachtet werden, als Abbau eines
möglicherweise pathologischen Elements. Die Kundalinikraft steigt spontan
aus der Tiefe des Geistes und führt offenbar Selbstregie. Spannungen und
Ungleichgewicht resultieren folglich nicht aus dem Prozeß selbst, sondern
aus den bewussten oder unbewussten Beeinträchtigungen mit ihm. Wir
können der Person am besten helfen, wenn wir versuchen, sie zu verstehen
und wenn wir akzeptieren, was ihr oder ihm geschieht.

Wenn man den Prozess sich selbst überlässt, findet er normalerweise seinen
eigenen Rhytmus und sein Gleichgewicht. Läuft er aber zu schnell und zu
gewaltsam ab, dann kann es, das zeigt unsere Erfahrung, ratsam sein, sich
vegetarisch zu ernähren, die Meditation auszusetzen und eine dynamische
körperliche Aktivität zu praktizieren, um den Ablauf gemäßigter zu
gestalten.

Die Menschen, bei denen der Physio-Kundalini-Prozess sehr leicht aktiviert


wird und bei denen er am häufigsten heftig und störend abläuft, sind
Menschen, mit einem besonders sensiblen Nervensystem, spirituell
veranlagte Menschen. Viele, der von uns untersuchten Menschen, hatten
bereits spirituelle Erfahrungen vor dem Kundalinierwachen. Menschen mit
einer natürlichen spirituellen Begabung erleben die Physio-Kundalini-
Erfahrung oft so intensiv, dass sie sich nicht mit den regulären klassischen
Methoden der Meditation beschäftigen, sondern sie unterlassen die
Meditation oder eignen sich milde Formen, die sie sich selber ausgedacht
haben, an. Viel von ihrer Angst ist aber möglicherweise auf
Missverständnisse und auf die Unwissenheit des Physio-Kundalini-
Prozesses zurückzuführen. Anstatt ihre Angst zu verstärken, sollten wir
ihnen das Wissen und das Vertrauen geben, damit der Prozess die
Fortschritte in einer angehmen und natürlichen Weise zu Ende führen kann.

Vieles konnte geleistet werden, nachdem man die Einstellung veränderte.


Zuerst bei den Menschen, die die Kundalinierfahrung gemacht hatten und
schliesslich in der Gesellschaft als Ganzes. Dies ist nicht nur zum Nutzen
der einzelnen Person, sondern es wird allen gerecht, die ein Modell für die
eigene spirituelle Suche benötigen. Einige andere Kulturen sind in Bezug
auf die Anerkennung der positiven Werte der Spiritualität und der spirituell
entwickelten Menschen, fortgeschrittener als unsere eigene Kultur.

Der Trancezustand ist in Bali eine wichtige Adaptionserfahrung für Kinder.


In Teilen Afrikas ist Trance eine soziale und religiöse Notwendigkeit, die
der Kundalinierweckung dient (Katz 1973). In Südafrika ist der
Trancezustand eine Voraussetzung zur Einweihung in den Priesterstand
durch den Kalahari-Stamm (Skutch 1974).

Jetzt müssen wir von den vielen kreativen Menschen sprechen, die wegen
der Fehler leiden, die wir in den heilenden Berufen in der Vergangenheit
gemacht haben. Wir haben eine besondere Verpflichtung, alles zu tun, diese
Fehler zu korrigieren. Heutzutage könnte es in unserer Gesellschaft sein,
dass sich solche charismatischen und eigentümlich handelnden Menschen,
wie Schamanen, Trancemedien und Gottberauschte in pflegerischer
Betreuung befinden. Möglicherweise könnten einige, zum positiven Nutzer
aller, gefunden und aus ihrer Situation befreit werden. Das Problem besteht
darin, sie unter den anderen Insassen unserer Institutionen zu erkennen.
Hierbei könnte Meher Baba's Arbeit mit Gottberauschten ein nützlicher
Präzedenzfall sein, den wir studieren sollten (siehe Anhang B). Wenn es
wahr ist, dass man einen anderen erst dann richtig verstehen kann, wenn
man genau so ist wie er, dann wäre es von unschätzbarem Wert, wenn
Menschen, die bereits eine Physio-Kundalini-Erfahrung gemacht haben, uns
in unserem Projekt assistieren würden.

Es gibt viele, die diesen Prozeß durchmachen, die sich manchmal ziemlich
geistesgestört fühlen. Wenn sie sich gut benehmen und ruhig verhalten,
dann können sie es vermeiden, schizophren genannt, in ein (psychiatrisches)
Krankenhaus eingewiesen oder ruhig gestellt zu werden. Ihre Isolation und
die Trennung von anderen Menschen kann ihnen viel Leid bereiten. Wir
müssen solche Menschen, ihre Familien und die Gesellschaft erreichen und
sie darüber informieren, dass ihr Zustand ein Segen und kein Fluch ist.

Zweifellos sollten wir Menschen, die sich vielleicht mitten in einem


Wiedergeburtsprozess befinden, nicht mehr mit Drogen (Medikamenten,
Psychopharmaka) und Schocktherapien behandeln, die als entgegengesetzte
Pole der kreativen Selbstentwicklung betrachtet werden können. Diese
Menschen machen, obwohl sie verwirrt, ängstlich und orientierungslos sind,
bereits eine Therapie von innen durch, die allen, bis jetzt bekannten, von
außen verabreichten Therapien, weit überlegen ist.

24. Kundalini als Therapie Top

Ich bin in Kontakt mit einigen Leuten, die ein spezielles Interesse daran
haben, die Kundalini als innere Therapie zu betrachten.

Ein 54 Jahre alter Psychologe und Schriftsteller wurde vor zwanzig Jahren
mit einem psychotischen Durchbruch für drei Monate in ein Krankenhaus
eingeliefert, der sich durch eine Störung des Urteilsvermögens, einen Flug
von Ideen und Überaktivität auszeichnete. Nach dieser Episode litt er an
einer chronisch milden Depressionen und war etwas instabil. Dennoch
bestritt er seinen Lebensunterhalt als Therapeut, gelegentlich sogar sehr
erfolgreich, aber stets fühlte er sich zu sehr in die Probleme seiner Patienten
miteinbezogen. Zu anderen Zeiten war er nicht in der Lage, für sich selbst
ausreichend zu sorgen.

Vor etwa zwei Jahren wurde er Schüler von Swami Muktananda, einem
Yogameister. Er empfand seinen Aufenthalt im Ashram, den Kontakt mit
anderen Schülern und dem Guru, als eine sehr leistungsfähige Therapie.
Zeichen des Kundalinierwachens begannen schon bald nach den ersten
Aufenthalten im Ashram und führten zu, oder waren begleitet von, einer
außerordentlichen Zunahme seiner schriftstellerischen Tätigkeit, neuen
Tiefen zwischenmenschlicher Zufriedenheit und einem sicheren Gespür für
sein Leben. Ich sah ihn häufig, vor und während dieser wichtigen Periode
und kann die dramatische Stärkung seiner Persönlichkeit, seines Charakters
und seines Umgangs mit seiner inneren und äußeren Welt, bezeugen.

Eine 44-jährige Psychologin war seit vielen Jahren schwer depressiv und in
den letzten elf Jahren unternahm sie zwei ernsthafte Suizidversuche durch
eine Überdosis Schlaftabletten. Nach diesen beiden Vorfällen lag sie
mehrere Tage im Koma. Ihr einziger ausgedehnter Krankenhausaufenthalt
folgte nach der Geburt ihres ersten Kindes 1956, vor den Suizidversuchen.
Seit Jahren hatte sie eine verantwortliche Position als Geschäftsführerin und
war eine erfolgreiche Psychotherapeutin. Während dieser Zeit machte sie
selbst eine Psychotherapie, einschließlich einer klassischen Psychoanalyse,
durch.

Es gibt einen Suizidhintergrund in der Familie, einschließlich des Suizids


ihres Großvaters. 1972 tötete sich ihre älteste Tochter im Alter von 16
Jahren selber. Einige Monate später besuchte die Frau einen
Meditationskurs und sie verbrachte täglich viele Stunden in der Meditation.
Innerhalb kurzer Zeit hatte sie spontane Kundalinierfahrungen. Jetzt ist sie
eine Schülerin Swami Muktanandas und plant einen längeren Aufenthalt in
seinem Ashram in Indien. Ich kenne sie seit 1973. Während des ersten
Jahres unserer Bekanntschaft war sie ein wenig verschlossen und
zurückhaltend. In den letzten Jahren ist sie zu einer sicheren, intakten und
spaßliebenden Person erblüht. Sie erzählte mir, dass sie in den vergangenen
zwei Jahren nicht einen depressiven Tag hatte. Meine Beobachtungen
bestätigten ihre Selbsteinschätzung.

Ich erinnere mich an vier weitere Patinten, die unter krampfartigen


Störungen litten und von kompetenten Ärzten behandelt wurden. Bei jeder
dieser Personen gab es deutliche Linderung der Symptome und der
Notwendigkeit nach entkrampfenden Medikamenten, nachdem sie ihre
psychischen (spirituellen) Fähigkeiten und Möglichkeiten erkannt hatten.
Manche andere kreative Fähigkeit konnten sich ebenfalls entwickeln. Diese
vier wählten professionelle Therapeuten und obwohl kein Anspruch auf den
Nachweis für einen ursächlichen Zusammenhang ihrer neuen
Kundalinienergie und der Verbesserung ihrer Symptome besteht, lässt sich
doch ein Zusammenhang vermuten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die
Menschen, die sich auf der Kundaliniebene einschiffen, auf einer höheren
Ebene viele Früchte, wie eine bessere Gesundheit und emotionales
Gleichgewicht, ernten.
Auf der anderen Seite, ist der Kundaliniprozess störend und die Person, die
ihn durchmacht, fühlt seine weitreichenden physischen und psychischen
Auswirkungen. Wenn die Person alleine ist, dann wird sie Zweifel und
Ängste erleiden, die in einer unterstützenden Ashramatmosphäre, wo diese
störenden Fälle akzeptiert und begrüßt werden, aufgefangen werden.

Ohne solch eine Einstellung können die, die diese Kraft erfahren, in einer
Reihe von Möglichkeiten reagieren. Wenn sie naiv sind, können sie es als
einen inneren Wandel interpretieren, der so tiefgreifend und erschütternd ist,
dass sie davon überzeugt sind, dass sie ihren Verstand verlieren. Das ist in
unserem ersten und dritten Fall geschehen, bei der Künstlerin und bei der
Schauspielerin. Auch unser zwölfter Fall, die Hausfrau in mittleren Jahren,
erlitt diese Zweifel. Aber sie beseitigte sie, indem sie sich grandios und
aufgeblasen gab.

Die Psychologin behandelt ihre inneren Zerrüttung, indem sie an


verschiedenen Gruppen teilnahm, und durch unterstützende Lehrer oder
Therapeuten. Sie nahm diese Hilfe ein Jahr oder länger in Anspruch, bevor
sie ihre eigenen Wege ging. Der Wissenschaftler, dessen Verständnis
angemessen und dessen Situation etwas entspannter war, war in der Lage zu
funktionieren, indem er die Intensität seiner Meditation begrenzte.

Es sollte nun klar sein, dass Ärzte gut beraten sind, aufmerksam für die
Symptome des Kundalinierwachens zu sein. Der Arzt sollte sich nach der
Meditationspraxis erkundigen, aber erkennen, dass sie keine notwendige
Voraussetzung für das Kundalinierwachen ist. Zusätzlich zur
Psychotherapie, wenn sie angebracht erscheint, empfehlen wir, daß
Personen, bei denen Kundaliniprobleme vermutet werden, gedrängt werden,
jemand mit Kundalinierfahrung zu treffen. Die Auswahl dieser helfenden
Person kann sehr schwierig sein. Es sei denn, der Arzt ist erfahren und hat
die verfügbaren Möglichkeiten erforscht. Sonst kann der Arzt nicht mehr
tun, als dem Patienten zu empfehlen, solch eine Person zu suchen. Die
endgültige Entscheidung sollte der Patient selber treffen.

Zen oder Transzendentale Meditation unter der Aufsicht eines kompetenten


Lehrers oder spontanes Erwachen durch den direkten Einfluss einer
erleuchteten Guru, wie Muktananda, sind Methoden, mit denen wir vertraut
sind. Möglicherweise gibt es aber noch andere Quellen, die gleich gut oder
sogar noch besser sind als diese, die wir aber noch nicht kennen.

Wir möchten besonders davor warnen, Methoden anzuwenden, die speziell


entworfen sind, um das Kundalinierwachen zu beschleunigen, wie die
yogische Atemkontrolle, die als Pranayama bekannt ist. Sie sollte als
gefährlich betrachtet werden, es sei denn, man praktiziert sie direkt unter der
Anleitung eines Lehrers oder Gurus, der sie vollkommen beherrscht.
Fortgeschrittene Yogis sagen, dass diese Atemtechniken hauptsächlich von
jenen Menschen praktiziert werden, die von dieser speziellen Yogaatmung
gehört haben, ohne zu erkennen, dass diese Atemmuster spontan, durch das
natürliche Kundalinierwachen, auftreten, wie wir sie bei unseren eigenen
Fällen gesehen haben. Die bedachte Anwendung dieser Methoden, kann
eine vorzeitige und unausgewogene Freisetzung der gigantischen inneren
Kräfte bewirken. Andererseits können diese tiefgreifenden Veränderungen
ebenso an einem Selbstheilungsprozess beteiligt sein, wie wir es an den
letzten drei Fällen gesehen haben.

Neurologen mit Diagnoseproblemen, die pathalogische Bedingungen


nachahmen, können wertvolle Diagnosehinweise erhalten, indem sie die
Meditationsentwicklung des Patienten überprüfen. So vermeiden sie
verzögerte und rauhe Diagnoseverfahren. Psychotherapeuten, die das
Kundalinierwachen als hysterische Überlagerung oder psychotische
Reaktion behandeln, werden darauf hingewiesen, dass unter der Neurose
oder Psychose ein Prozess geschieht, der weit über unser gewöhnliches
Verständnis der Psychopathologie und des ekstatischen religiösen Zustandes
hinausgeht, den William James (1929) und andere beschrieben.

25. Zusammenfassung Top

Eine neue klinische Entität (Einheit), die Wiedergeburt, ist definiert und
dokumentiert. Es ist ein dynamischer, selbstgerichteter und selbstbegrenzter
Prozess, der psychischen und physiologischen Reinigung, der zu einem
gesünderen und entwickelteren Zustand führt, als den, den wir für normal
halten. Er hat viele charkteristische Merkmale, die objektiv nachgewiesen
werden können. Ein interkultureller Überblick zeigt, dass dieser Prozess in
einer Vielzahl spiritueller Traditionen ähnlich abläuft. Obwohl er in den
letzten Jahrzehnten selten im Westen anzutreffen war, erscheint er nun mit
zunehmender Häufigkeit.

Menschen, die diese Transformation erfahren und die nicht verstehen, was
geschieht, haben das Gefühl, verrückt zu werden. Dies liegt daran, dass die
frühen Stadien oft von großem Stress, von Verwirrtheit, Desorientierung
und schizophrenieähnlichen Symtomen, geprägt werden. Tragischerweise
haben viele Ärzte den Wiedergeburtsprozess mit einer akuten Schizophrenie
verwechselt. Einige dieser Patienten sind dadurch in Situationen gebracht
worden, die zerstörerisch für ihre Enrwicklung war. Sie resultierte in einem
großen Verlust, nicht nur für die betroffene Person selbst, sondern auch für
die Gesellschaft, die von ihrem großen kreativen Potential hätte profitieren
können.

Ein Physio-Kundalini-Modell für den Wiedergeburtsprozeß wurde vor


kurzem von Itzhak Bentov (Anhang A) vorgeschlagen, welches durch
unsere klinischen Untersuchungen ausgewertet wurde. Sein Modell beruht
auf dem Nachweis, dass Meditation zu einer positiven Anregung von fünf
harmonischen Energiezentren im Körper des Menschen führt, welches mit
der Aorta, der Hauptschlagader des Herzens, beginnt, und mit einem
kreisförmigen elektrischem Strom endet, der ein Magnetfeld im Gehirn
erzeugt. Er sagte, dass die sogenannten Kundalinieffekte, das Resultat der
direkten Tätigkeit dieser verschiedenen Oszillatoren auf das Gehirn sind.
Seine Arbeit ist deshalb wichtig, weil es das erste physiologische
Kundalinimodell vorschlägt, welches auf Labormessungen beruht und einer
experimentellen Überprüfung unterliegt.
Ein zweiter Anhang beschreibt die Gottberauschten Indiens und sagt, dass
das Kundalinierwachen schon bald ähnlich große "Erleuchtete" im Westen
hervorbringen könnte. Ein dritter Anhang bespricht die Natur der intuitiven
Empfindlichkeit des menschlichen Organismus. Wir zeigen, dass der
schmerzhafte und schwierige Wiedergeburtsprozess notwendig ist, weil das
natürliche Wachstum unserer angeborenen Fähigkeiten, die
unnatürlicherweise durch den emotionalen Druck unserer materialistisch
orientierten Kultur zerstört werden, verloren gegangen ist. Bereits im
Kindesalter verlieren wir dieses wertvolle und genetisch bedingte
Geburtsrecht auf Glückseligkeit.

Zwei weitere Anhänge sind Leitfäden für die Forscher und Therapeuten.

In diesem Buch, bieten wir, auf der Grundlage unserer klinischen


Erfahrungen, viele Kriterien, um den Wiedergeburtsprozsß zu erkennen und
ihn von der Psychose zu unterscheiden, auch wenn diese beiden Umstände
vorübergehend gemeinsam auftreten können.

Den Kundaliniaufstieg, den wir als Physio-Kundalini-Komplex bezeichnen,


beginnt in der Regel mit einer Energieempfindung, die von den Beinen zum
Rumpf und Rücken ansteigt. Dann fließt sie über den Kopf die Kehle hinab
und endet im Bauch. Begleitet wird diese Entwicklung, die zwei Wochen
oder viele Jahre dauern kann, von einer Vielzahl von Anzeichen und
Symptomen. Sie variieren bei jedem Individuum, sind aber oft von Hitze,
Schmerzen, spontanen Körperbewegungen, ungewöhnlichen Atemmustern
und von inneren Lichtern und Klängen begleitet. Diese Symptome sind nicht
ständig präsent, aber in der Regel während der Meditationen oder in Zeiten
der Ruhe. Sie enden, wenn der jeweilige Prozess abgeschlossen ist.

Der Verlauf dieser Entwicklung wird durch eine regelmäßige Meditationen


unter kompetenter Anleitung gefördert, aber er kann auch stark verzerrt
werden, wenn er durch leistungsfähige Methoden (Yogaatmung) erzwungen
wird. (Pranayama, yogische Atemübungen, sollten als gefährlich betrachtet
werden, es sei denn, man praktiziert sie unter der Anleitung eines erfahrenen
Lehrers.) Angst und Widerstand gegen den Prozess sind ebenfalls wichtige
Ursachen für negative Reaktionen. In Fällen, in denen der Prozess bereits
Störungen aufweist, kann eine Rückkehr zum Gleichgewicht durch eine
rationale Erklärung, eine positive Einstellung und durch emotionale
Unterstützung erreicht werden.

Der Komplex ähnelt dem Kundalinierwachen, wie er vom Yoga beschrieben


wird. Weil der yogische Kundalinizustand sich mit spezifischen
Körperteilen und Prozessen beschäftigt, eignet er sich zur physiologischen
Interpretation, die die objektiven Muster erklären, die klinisch beobachtet
werden. Abweichungen vom traditionellen (yogischen) Kundalini-Konzept
veranlassen uns jedoch dazu, den Begriff Physio-Kundalini einzuführen, um
unsere klinischen Ergebnisse zu beschreiben.
Fortsetzung folgt!

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