L 16 17 Barock Prosa Simplicissimus
L 16 17 Barock Prosa Simplicissimus
L 16 17 Barock Prosa Simplicissimus
Hervorragender Meister dieser Gattung war MIGUEL CERVANTES mit seinel DON QUICHOTE.
Traditionell ist der Schelmenroman eine (fingierte) Autobiographie. Sie beginnt oft mit einer
Desillusionierung des Helden, der die Schlechtigkeit der Welt erst hier erkennt. Er begibt sich, sei es
freiwillig, sei es unfreiwillig, auf Reisen. Die dabei erlebten Abenteuer sind episodenhaft, d.h. sie
hängen nicht voneinander ab und können beliebig erweitert werden, was bei Übersetzungen oft der Fall
war. Das Ende ist meist eine „Bekehrung“ des Schelms, nach der er zu einem geregelten Leben
findet. Es besteht auch die Möglichkeit einer Flucht aus der Welt, also aus der Realität.
Grimmelshausen veröffentlichte
den Roman unter dem
Pseudonym German
Schleifheim von Sulsfort,
einem Anagramm seines
richtigen Namens Christoffel
von Grimmelshausen.
Denn lieber Leser, wer hätte mir gesagt, daß ein Gott im
Himmel wäre, wenn keine Krieger meines Knans Haus
zernichtet, und mich durch solche Fahung
[Gefangennahme] unter die Leut gezwungen hätten, von
denen ich genugsamen Bericht empfangen? Kurz zuvor
konnte ich nichts anders wissen noch mir einbilden, als daß
mein Knan, Meuder, ich und das übrige Hausgesind allein
auf Erden sei, weil mir sonst kein Mensch noch einzige
andere menschliche Wohnung bekannt war, als diejenige,
darin ich täglich aus- und einging: Aber bald hernach erfuhr
ich die Herkunft der Menschen in diese Welt, und daß sie
wieder daraus müßten; ich war nur mit der Gestalt ein
Mensch, und mit dem Namen ein Christenkind, im übrigen
aber nur eine Bestia! (cf. Mai, S. 33-34)