„Innozenz VIII.“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Tod, Hinterlassenschaft, Grabmal: Details zum Tod wissenschaftlich belegt
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
Zeile 16: Zeile 16:
== Tod, Hinterlassenschaft, Grabmal ==
== Tod, Hinterlassenschaft, Grabmal ==
[[Datei:Davensberg Denkmal fuer Papst Innozenz VIII. (1432-1492).jpg|mini|hochkant|Denkmal für Papst Innozenz VIII. in [[Davensberg]] (1995)]]
[[Datei:Davensberg Denkmal fuer Papst Innozenz VIII. (1432-1492).jpg|mini|hochkant|Denkmal für Papst Innozenz VIII. in [[Davensberg]] (1995)]]
Innozenz VIII. starb in Rom am 25.&nbsp;Juli 1492. Die medizinischen Umstände wurden oft legendär verstellt und bis ins 20. Jh. tradiert. Der Chronist [[Stefano Infessura]] berichtete in seinem ''Römischen Tagebuch'', drei gesunde junge Männer seien von einem jüdischen Arzt ausgeblutet und ihr noch warmes Blut dem Papst zum Trank gereicht worden. Dieser sei trotzdem bald darauf verstorben, und die drei Jungen auch. Die Geschichte wurde häufige weiter erzählt und geschmückt, nicht zuletzt von antisemitischen und antikatholischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Aufsätze von 1954<ref>G.A. Lindeboom, The Story of blood transfusion to a pope. In: ''Journal of the History of Medicine'' 9 (1954), S. 455-459.</ref> und 1991<ref>A.M. Gottlieb, History of the first blood transfusion but a fable agreed upon: The transfusion of blood to a pope. In: ''Transfusion Medicine Reviews'' 5.3 (1991), S. 228-235.</ref> haben die Legende als Fiktion entpuppt.
Innozenz VIII. starb in Rom am 25.&nbsp;Juli 1492. Die medizinischen Umstände wurden oft legendär verstellt und bis ins 20. Jh. tradiert. Der Chronist [[Stefano Infessura]] berichtete in seinem ''Römischen Tagebuch'', drei gesunde junge Männer seien von einem jüdischen Arzt ausgeblutet und ihr noch warmes Blut dem Papst zum Trank gereicht worden. Dieser sei trotzdem bald darauf verstorben, und die drei Jungen auch. Die Geschichte wurde häufige weiter erzählt und geschmückt, nicht zuletzt von antisemitischen und antikatholischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Aufsätze von 1954<ref>G.A. Lindeboom, The Story of blood transfusion to a pope. In: ''Journal of the History of Medicine'' 9 (1954), S. 455–459.</ref> und 1991<ref>A.M. Gottlieb, History of the first blood transfusion but a fable agreed upon: The transfusion of blood to a pope. In: ''Transfusion Medicine Reviews'' 5.3 (1991), S. 228–235.</ref> haben die Legende als Fiktion entpuppt.


Die Tatsache, dass sein Sterbedatum von [[Girolamo Savonarola]] korrekt vorhergesagt wurde, führte dazu, dass dieser charismatische [[Bußprediger]], der die Missstände des [[Kirchenstaat]]es heftig geißelte, einen noch größeren Zulauf erhielt.
Die Tatsache, dass sein Sterbedatum von [[Girolamo Savonarola]] korrekt vorhergesagt wurde, führte dazu, dass dieser charismatische [[Bußprediger]], der die Missstände des [[Kirchenstaat]]es heftig geißelte, einen noch größeren Zulauf erhielt.

Version vom 28. April 2020, 18:58 Uhr

Innozenz VIII. (* 1432 in Genua; † 25. Juli 1492 in Rom), ursprünglich Giovanni Battista Cibo, war Papst vom 29. August 1484 bis zu seinem Tod. Der Papstname bezieht sich auf Innozenz IV., der auch aus Genua stammte.

Leben

Cibo arbeitete um 1460 für Kardinal Filippo Calandrini. 1467 wurde er Bischof von Savona und 1472 Bischof von Molfetta. Er wurde am 7. Mai 1473 von Papst Sixtus IV. zum Kardinal mit der Titelkirche Santa Balbina all’Aventino erhoben. 1474 wurde Santa Cecilia in Trastevere seine Titelkirche.

Seine Wahl zum Papst am 29. August 1484 war weitgehend von Simonie bestimmt. Die päpstliche Politik bestimmte wesentlich Giuliano della Rovere mit. Dieser Neffe des Papstvorgängers Sixtus IV. wurde später selbst Papst und nannte sich Julius II.

Bekannt wurde Innozenz VIII. vor allem durch die Förderung von Inquisition und Hexenverfolgung mit der Bulle Summis desiderantes affectibus aus dem Jahr 1484. Sie bewirkte, vor allem in Deutschland, eine starke Zunahme von Hexenprozessen, noch verstärkt durch den 1487 von Heinrich Institoris unter angeblicher Mitwirkung von Jakob Sprenger veröffentlichten Hexenhammer.

Innozenz war ein schwacher und unselbstständiger Papst, was nicht nur auf seine angeschlagene Gesundheit zurückgeführt wurde. Aufgrund anhaltender finanzieller Probleme war er teilweise sogar gezwungen, Mitra und Tiara sowie Teile des päpstlichen Kronschatzes zu verpfänden.

Er unterhielt gute Beziehungen zur Hohen Pforte, die jedoch hauptsächlich auf eine Verbesserung der Finanzlage hinzielten. In Gegenleistung für jährliche Tributzahlungen und Geschenke, darunter auch eine heilige Lanze, wurde für Sultan Bayezid II. dessen Bruder Cem gefangen gehalten.

Politisch war Innozenz’ Amtszeit auch durch den Streit mit König Ferrante von Neapel geprägt, der ihm den Lehnszins verweigert hatte, militärisch aber übermächtig war. Zudem kam der französische König Karl VIII. nicht wie vereinbart dem Papst zu Hilfe. So musste Innozenz im August 1486 mit Ferrante Frieden schließen, den dieser aber wieder brach. Erst durch die festliche Doppelhochzeit seines 35-jährigen Sohnes Franceschetto Cibo (den er im Alter von 16 Jahren mit einem einfachen Mädchen gezeugt hatte) mit einer Medici, der 14-jährigen Maddalena, Tochter von Lorenzo il Magnifico (1449–1492), sowie gleichzeitig seiner Enkelin mit einem Onkel Ferrantes konnte der neuerlich ausgebrochene Krieg 1492 schließlich beigelegt werden.

Tod, Hinterlassenschaft, Grabmal

Denkmal für Papst Innozenz VIII. in Davensberg (1995)

Innozenz VIII. starb in Rom am 25. Juli 1492. Die medizinischen Umstände wurden oft legendär verstellt und bis ins 20. Jh. tradiert. Der Chronist Stefano Infessura berichtete in seinem Römischen Tagebuch, drei gesunde junge Männer seien von einem jüdischen Arzt ausgeblutet und ihr noch warmes Blut dem Papst zum Trank gereicht worden. Dieser sei trotzdem bald darauf verstorben, und die drei Jungen auch. Die Geschichte wurde häufige weiter erzählt und geschmückt, nicht zuletzt von antisemitischen und antikatholischen Autoren des 19. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Aufsätze von 1954[1] und 1991[2] haben die Legende als Fiktion entpuppt.

Die Tatsache, dass sein Sterbedatum von Girolamo Savonarola korrekt vorhergesagt wurde, führte dazu, dass dieser charismatische Bußprediger, der die Missstände des Kirchenstaates heftig geißelte, einen noch größeren Zulauf erhielt.

Innozenz hinterließ viele Kinder (Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem – „Acht Buben zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; ihn wird Rom mit Recht Vater nennen können“) und sein Nepotismus zu ihren Gunsten war so verschwenderisch wie schamlos. Seine Nachfahren wurden Herzöge von Massa und Carrara.

Innozenz VIII. wurde in einem monumentalen Bronzegrabmal in Alt-St. Peter bestattet, das Antonio Pollaiuolo 1498 fertiggestellt hatte. Es besteht aus einem Sarkophag mit dem darauf liegenden Toten und einer darüber befindlichen thronenden Figur. Im 17. Jahrhundert transferierte man das Wandgrabmal in den neuen Petersdom. Es ist das einzige Grabmal, das aus dem Bestand von Alt-St. Peter in die neue Kirche überführt wurde.

Denkmal

Am 24. Februar 1995 wurde auf Anregung des Heimatvereins Davensberg neben der Kirche ein Denkmal für Papst Innozenz VIII. eingeweiht, wohl das einzige Denkmal für seine Person in Deutschland. Die Skulptur zeigt, wie er in seinen Händen eine Urkunde für die Genehmigung der Errichtung der St.-Anna-Kirche in Davensberg hält.

Literatur

  • Marco Pellegrini: Innocenzo VIII. In: Massimo Bray (Hrsg.): Enciclopedia dei Papi. Band 3: Innocenzo VIII, Giovanni Paolo II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2000 (treccani.it).
  • Marco Pellegrini: Innocenzo VIII, papa. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 62: Iacobiti–Labriola. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2004, Text überarbeitet, umfangreichere Quellen- und Literaturangaben.
Commons: Innozenz VIII. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. G.A. Lindeboom, The Story of blood transfusion to a pope. In: Journal of the History of Medicine 9 (1954), S. 455–459.
  2. A.M. Gottlieb, History of the first blood transfusion but a fable agreed upon: The transfusion of blood to a pope. In: Transfusion Medicine Reviews 5.3 (1991), S. 228–235.
VorgängerAmtNachfolger
Sixtus IV.Papst
1484–1492
Alexander VI.