„Marmorpapier“ – Versionsunterschied
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Als '''Marmorpapier''' (auch: ''marmoriertes Papier'', ''Ebru'') bezeichnet man mit einem speziellen Verfahren verzierte [[Papier]]bögen, die besonders im [[19. Jahrhundert]], teils aber auch heute als Überzugsmaterial für [[Buchbinden|handgebundene]] Bücher, als [[Vorsatzpapier]] sowie neuerdings als [[Geschenkpapier]] verwendet werden. |
Als '''Marmorpapier''' (auch: ''marmoriertes Papier'', ''Ebru'') bezeichnet man mit einem speziellen Verfahren verzierte [[Papier]]bögen, die besonders im [[19. Jahrhundert]], teils aber auch heute als Überzugsmaterial für [[Buchbinden|handgebundene]] Bücher, als [[Vorsatz (Buchherstellung)|Vorsatzpapier]] sowie neuerdings als [[Geschenkpapier]] verwendet werden. |
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Die Herstellung von Marmorpapier gleicht der eines [[Marmorschnitt]]s. Ein flaches Becken wird mit einer Mischung aus [[Leim]] und verschiedenen dessen Konsistenz beeinflussenden Zutaten, besonders [[Ochsengalle]] gefüllt. Auf die flache Oberfläche des Leimbades werden nun verschiedene flüssige Farben aufgebracht, die sich wegen der Konsistenz des Leimbades nicht mit dem Leim oder den den anderen Farben vermischen. Daher können die Farben nun mit verschiedenen Techniken in ornamentale Schlierenmuster gebracht werden, die tlw. natürlichem [[Marmor]] ähneln – daher der Name ‚Marmorpapier‘. Nun wird ein starker Papierbogen vorsichtig auf das Leimbad gelegt und anschließend wieder abgehoben. Die Farbe bleibt am Papier haften und verbindet sich beim Trocknen dauerhaft mit ihm. |
Die Herstellung von Marmorpapier gleicht der eines [[Marmorschnitt]]s. Ein flaches Becken wird mit einer Mischung aus [[Leim]] und verschiedenen dessen Konsistenz beeinflussenden Zutaten, besonders [[Ochsengalle]] gefüllt. Auf die flache Oberfläche des Leimbades werden nun verschiedene flüssige Farben aufgebracht, die sich wegen der Konsistenz des Leimbades nicht mit dem Leim oder den den anderen Farben vermischen. Daher können die Farben nun mit verschiedenen Techniken in ornamentale Schlierenmuster gebracht werden, die tlw. natürlichem [[Marmor]] ähneln – daher der Name ‚Marmorpapier‘. Nun wird ein starker Papierbogen vorsichtig auf das Leimbad gelegt und anschließend wieder abgehoben. Die Farbe bleibt am Papier haften und verbindet sich beim Trocknen dauerhaft mit ihm. |
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Je nach der Art der Aufbringung der Farben (Spritzen, Tupfen, Sprühen usw.) und der anschließenden Behandlung entstehen verschiedene Ornamente. Besonders typisch sind getupfte Muster, die echtem Marmor am nächsten kommen, sowie wellenartige Muster, die entstehen, wenn man mit einem Kamm durch die Farbschicht fährt. Auch [[Strudel|strudelartig]] verquirlte u. ä. Varianten kommen vor; letztlich sind der [[Phantasie]] kaum Grenzen gesetzt. Aus der [[Türkei]] stammt etwa der Brauch, Blütenbilder auf den Leim zu zeichnen. |
Je nach der Art der Aufbringung der Farben (Spritzen, Tupfen, Sprühen usw.) und der anschließenden Behandlung entstehen verschiedene Ornamente. Besonders typisch sind getupfte Muster, die echtem Marmor am nächsten kommen, sowie wellenartige Muster, die entstehen, wenn man mit einem Kamm durch die Farbschicht fährt. Auch [[Strudel|strudelartig]] verquirlte u. ä. Varianten kommen vor; letztlich sind der [[Phantasie]] kaum Grenzen gesetzt. Aus der [[Türkei]] stammt etwa der Brauch, Blütenbilder auf den Leim zu zeichnen. |
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Marmorpapier ist ein besonders hochwertiges veredeltes Papier: jeder Bogen ist ein Unikat, da sich die Muster auch bei gleichem Vorgehen nicht genau wiederholen; zudem tritt auch innerhalb eines Bogens keine exakte Wiederholung des Musters auf, wie das bei anderen Verzierungstechniken der Fall ist. Marmorpapier wurde als Überzugsmaterial sowie [[Vorsatzpapier]] für Bücher früher in ganz Europa hergestellt und verwendet, besonders in [[England]]. Heute werden Marmorpapiere insbesondere in [[Venedig]] manuell produziert und verkauft. Neben dem echten Marmorpapier gibt es auch billige Imitate, die das Muster in gewöhnlichem [[Farbdruck]] reproduzieren. |
Marmorpapier ist ein besonders hochwertiges veredeltes Papier: jeder Bogen ist ein Unikat, da sich die Muster auch bei gleichem Vorgehen nicht genau wiederholen; zudem tritt auch innerhalb eines Bogens keine exakte Wiederholung des Musters auf, wie das bei anderen Verzierungstechniken der Fall ist. Marmorpapier wurde als Überzugsmaterial sowie [[Vorsatz (Buchherstellung)|Vorsatzpapier]] für Bücher früher in ganz Europa hergestellt und verwendet, besonders in [[England]]. Heute werden Marmorpapiere insbesondere in [[Venedig]] manuell produziert und verkauft. Neben dem echten Marmorpapier gibt es auch billige Imitate, die das Muster in gewöhnlichem [[Farbdruck]] reproduzieren. |
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== Beispiele == |
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Version vom 17. Juli 2006, 08:59 Uhr
Als Marmorpapier (auch: marmoriertes Papier, Ebru) bezeichnet man mit einem speziellen Verfahren verzierte Papierbögen, die besonders im 19. Jahrhundert, teils aber auch heute als Überzugsmaterial für handgebundene Bücher, als Vorsatzpapier sowie neuerdings als Geschenkpapier verwendet werden.
Die Herstellung von Marmorpapier gleicht der eines Marmorschnitts. Ein flaches Becken wird mit einer Mischung aus Leim und verschiedenen dessen Konsistenz beeinflussenden Zutaten, besonders Ochsengalle gefüllt. Auf die flache Oberfläche des Leimbades werden nun verschiedene flüssige Farben aufgebracht, die sich wegen der Konsistenz des Leimbades nicht mit dem Leim oder den den anderen Farben vermischen. Daher können die Farben nun mit verschiedenen Techniken in ornamentale Schlierenmuster gebracht werden, die tlw. natürlichem Marmor ähneln – daher der Name ‚Marmorpapier‘. Nun wird ein starker Papierbogen vorsichtig auf das Leimbad gelegt und anschließend wieder abgehoben. Die Farbe bleibt am Papier haften und verbindet sich beim Trocknen dauerhaft mit ihm.
Je nach der Art der Aufbringung der Farben (Spritzen, Tupfen, Sprühen usw.) und der anschließenden Behandlung entstehen verschiedene Ornamente. Besonders typisch sind getupfte Muster, die echtem Marmor am nächsten kommen, sowie wellenartige Muster, die entstehen, wenn man mit einem Kamm durch die Farbschicht fährt. Auch strudelartig verquirlte u. ä. Varianten kommen vor; letztlich sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Aus der Türkei stammt etwa der Brauch, Blütenbilder auf den Leim zu zeichnen.
Marmorpapier ist ein besonders hochwertiges veredeltes Papier: jeder Bogen ist ein Unikat, da sich die Muster auch bei gleichem Vorgehen nicht genau wiederholen; zudem tritt auch innerhalb eines Bogens keine exakte Wiederholung des Musters auf, wie das bei anderen Verzierungstechniken der Fall ist. Marmorpapier wurde als Überzugsmaterial sowie Vorsatzpapier für Bücher früher in ganz Europa hergestellt und verwendet, besonders in England. Heute werden Marmorpapiere insbesondere in Venedig manuell produziert und verkauft. Neben dem echten Marmorpapier gibt es auch billige Imitate, die das Muster in gewöhnlichem Farbdruck reproduzieren.
Beispiele
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Marmorpapier vom Einband und Vorsatz eines Buches, England um 1830 (Detail)
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Marmorpapier vom Vorsatz eines Buches, Frankreich um 1880 (Detail)