„Steinschloss“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit Feuerwaffentechnik. Siehe auch [[Ruine Steinschloss]], [[Burg Steinenschloss]].}}
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[[Datei:Steinschloss.jpg|mini|Steinschloss mit Feuerstein in Sicherheitsrast bzw. Laderast]]
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Das '''Steinschloss''', genannt auch '''Batterieschloss''' oder '''Batterie-Steinschloss''' und ''französisches Schloss'',<ref>Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911, S. 161.
[http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Batterieschlo%C3%9F]</ref><ref>Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]]: ''Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei.'' Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 und 169–178.</ref> ist ein Auslösemechanismus für [[Vorderlader]]feuerwaffen, der mit einem [[Feuerstein]] zündet. Es war der Nachfolger von [[Luntenschloss]] und [[Radschloss]] und wurde vom [[Perkussionsschloss]] abgelöst.

== Geschichte ==
[[Datei:Cannon lock 1820.JPG|mini|Steinschloss um 1820]]
{{Siehe auch|Technik in der Renaissance}}
Erste Vorformen gab es bereits im 16. Jahrhundert (''Schnappschloss'', Bezeichnung sowohl für das frühere Luntenschloss als auch für das Batterie-Steinschloss des 17. und 18. Jahrhunderts), die allerdings konstruktiv noch nicht ausgereift waren und noch nicht ausreichend zuverlässig funktionierten. Das Batterieschloss (genannt auch „Schnappschloss“) tauchte zwischen 1500 und 1520 als Neuerung auf. Beim spanischen Batterie-Steinschloss oder „Schnapphahnschloss“ befinden sich alle Teile außen, beim holländischen innen. Im frühen 17. Jahrhundert wurde das System verbessert und setzte sich als (französisches) Batterieschloss allmählich durch, da es nicht ganz so wetterabhängig war wie das ab dem 14. Jahrhundert entwickelte [[Luntenschloss]], und weil man immer feuerbereit sein konnte, ohne Lunte zu verbrauchen. Ab 1704 hatte es sich bei allen Armeen durchgesetzt und das Luntenschloss fast vollständig verdrängt. Lediglich die [[Kavallerie]] verwendete noch länger das später entwickelte<ref>Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]]: ''Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei.'' Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 (zur ''Entwicklung der Handbüchsen'': „Lunte – Luntenschloß – Batterie-Steinschloß – Radschloß“), 169, 171 f. und 176–178.</ref> [[Radschloss]]. Später wurde das Schnappschloß auch bei der Kavallerie eingeführt, da es billiger und pflegeleichter war.

== Zündmechanismus ==
[[Datei:Flintlock ignition animation.gif|mini|Animation zur Erzeugung des Zündfunkens]]
[[Datei:Flintlock ignition animation.gif|mini|Animation zur Erzeugung des Zündfunkens]]
[[Datei:Flintlock ignition movie.gif|mini|Funken eines Steinschlosses]]
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[[Datei:Flintlåsstudsare, Mathias Conrad Pistor, Kassel ca. 1720 - Livrustkammaren - 86126.tif|mini|Schlossgegenblech]]
[[Datei:Flintlåsstudsare, Mathias Conrad Pistor, Kassel ca. 1720 - Livrustkammaren - 86126.tif|mini|Schlossgegenblech]]
[[Datei:Mexican War era flintlocks action close-up.jpg|mini|zwei Steinschlosse mit Funkenschutzblechen]]
[[Datei:Mexican War era flintlocks action close-up.jpg|mini|Zwei Steinschlösser mit Funkenschutzblechen]]
Das '''Steinschloss''', auch '''Feuersteinschloss''' oder '''Batterieschloss''' oder '''Batterie-Steinschloss''' (von französisch ''battre'' „schlagen“),<ref>Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911, S. 161 ([http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Batterieschlo%C3%9F Zeno.org]).</ref><ref>Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]]: ''Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei.'' Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 und 169–178.</ref> ist ein Auslösemechanismus ([[Schloss (Waffe)|Schloss]]) für [[Feuerwaffe]]n des 17.–19. Jahrhunderts. Beim Steinschloss schlägt ein [[Feuerstein]] auf einen [[Feuerstahl]] und erzeugt so die zündenden Funken. Es war der Nachfolger von [[Luntenschloss]] und [[Radschloss]] und wurde vom [[Perkussionsschloss]] abgelöst.


== Geschichte ==
Ein Federmechanismus wird vor dem [[Schusswaffengebrauch|Schuss]] gespannt. Der [[Abzug (Waffe)|Abzug]] entriegelt den Mechanismus, so dass der Hahn mit dem eingespannten Feuerstein auf eine Metallklappe (Batterie) schlägt. Eine ''Batterie'' (von französisch ''battre'' „schlagen“) im Sinne der Waffentechnik bezeichnet eine gehärtete Metallklappe, die Teil des Steinschlosses ist und die [[Pfanne (Waffentechnik)|Pfanne]], worin das [[Zündkraut]] enthalten ist, verschließt. Dadurch wird die Pfanne geöffnet, und es werden durch Abrieb der Batterie (nicht des Feuersteins) Funken erzeugt, die in das in der Pfanne befindliche, besonders feinkörnige und leichtentzündliche Pulver (Zündkraut) fallen und dieses entzünden. Das Zündkraut entwickelt eine Stichflamme und zündet durch das [[Zündloch]] die eigentliche [[Treibladung]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=GUfOZzp1ih4 |titel=AMAZING SLOW MOTION - FLINTLOCK MUSKET FIRING |sprache=de-DE |abruf=2021-12-01}}</ref>
{{Siehe auch|Technik in der Renaissance}}
Das Steinschloss wurde entwickelt, da das ab dem 14. Jahrhundert verwendete [[Luntenschloss]] einige Nachteile hatte. Es war wetterabhängig, und um feuerbereit zu sein, benötigte man eine glimmende Lunte, die sich aber verbrauchte.


Erste Vorformen des Steinschlosses (''Schnappschloss'', Bezeichnung sowohl für das frühere Luntenschloss als auch für das Batterie-Steinschloss des 17. und 18. Jahrhunderts) tauchten zwischen 1500 und 1520 auf, die allerdings konstruktiv noch nicht ausgereift waren und noch nicht ausreichend zuverlässig funktionierten. Beim spanischen Batterie-Steinschloss oder „Schnapphahnschloss“ befinden sich alle Teile außen, beim holländischen innen. Im frühen 17. Jahrhundert wurde das System verbessert und es setzte sich das französische Schloss allmählich durch. Ab 1704 hatte es sich bei allen Armeen durchgesetzt und das Luntenschloss fast vollständig verdrängt. Lediglich die [[Kavallerie]] verwendete noch länger das später entwickelte<ref>Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]]: ''Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei.'' Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 (zur ''Entwicklung der Handbüchsen'': „Lunte – Luntenschloß – Batterie-Steinschloß – Radschloß“), 169, 171 f. und 176–178.</ref> [[Radschloss]]. Später wurde das Batterie-Steinschloss auch bei der Kavallerie eingeführt, da es billiger und pflegeleichter war.
Bei der Verwendung von [[Stecher]]abzügen ergab sich das Problem, dass der zeitlich kurze Impuls des Stechers zwar die Abzugsstange aus der Spannrast der Nuss herausdrückte, die Abzugsstange sich aber so schnell wieder gegen die Unterseite der Nuss legte, dass ihre Spitze sich in der [[Laderast|Lade-, Halb- oder Sicherheitsrast]] verfing und der Hahn somit stehenblieb, bevor er die Batterie erreichte. Abhilfe schuf hier ab dem ersten Viertel des [[18. Jahrhundert]]s die sogenannte Fliege, auch Schleuderkeil genannt. Dabei handelte es sich um ein kleines Bauteil von keilförmigem Querschnitt, das in einer etwa doppelt so breiten, dreieckigen Aussparung an der Seite oder im Inneren der Nuss hin und her schwingen konnte. Spannte man den Hahn, so legte sich die Fliege zuerst über die Vollrast, und die Abzugsstange konnte in die Laderast gleiten. Beim Weiterspannen sprang die Fliege vor die [[Halbrast]]. Wurde jetzt abgedrückt, so versperrte sie der Abzugsstange den Weg in diese Position, und der Hahn konnte ungehindert nach vorne schnellen.


Trotz der Verbesserung gegenüber dem Luntenschloss war das Steinschloss nicht optimal. Es war immer noch witterungsempfindlich; der Pfannendeckel half nur bedingt. Nach etwa 40 Schuss war der Feuerstein abgenutzt und schlug nicht mehr genügend Funken. Auch hielt die Feuerstahlfläche der Batterie etwa 2.000 Schuss. Danach musste die Batterie entweder komplett neu ersetzt oder durch Aufschweißen einer neuen Oberfläche renoviert werden.<ref name="M. R. Rosenberger, K. Hanné; S. 71–72">M. R. Rosenberger, K. Hanné: ''Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss.'' 1993, S. 68.</ref><ref name="Finze" /> In der Praxis ergab sich wegen den verschiedenen Einflussfaktoren durchschnittlich alle sieben Schüsse ein [[Zündversager]].<ref name="Ortenburg" />
Für den Hahn gab es zwei Varianten. Vielfach gebräuchlich war der gebogene Schwanenhalshahn. Diese Form erlaubte eine effektive Schlagwirkung, hatte aber den Nachteil, dass der gebogene Hahnhals ein Schwachpunkt war und der Hahn brechen konnte. Die andere Variante war ein wesentlich stabilerer Hahn mit einer Durchbrechung. Diese Variante war vor allem bei französischen Militärwaffen üblich. Das Schloss wurde mit Schrauben von einem Schlossgegenblech am Schaft festgehalten.<ref>[[Heinrich Müller (Waffenhistoriker)|Heinrich Müller]]: ''Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640 bis 1806. Band 1. Die Bewaffnung'', [[Brandenburgisches Verlagshaus]], 1991, ISBN 3-327-01072-2, S. 85–86</ref>


Auch wenn es zur Zündung kommt, kann die Zündzeit variieren. Bei einem gut abgestimmten Steinschloss mit geeignetem Zündkraut sind es etwa 50 Millisekunden (nur unwesentlich länger als beim späteren Perkussionsschloss), ansonsten können es bis zu mehreren Zehntelsekunden sein.<ref name="Finze" />
Im Jahre 1704 entwickelte Gottfried Hantzsch aus [[Nürnberg]] ein konisches Zündloch. Dabei rieselte das in den Lauf eingebrachte Pulver auf die Pfanne, was den Schritt des manuellen Beschütten der Pfanne überflüssig machte. Es gab aber auch Nachteile. Ein konisches Zündloch brannte schneller aus, d. h. es wurde mit der Zeit immer weiter. Auch ließ es mehr Treibgas entweichen, was zum einen die Treibkraft für das Projektil minderte, zum anderen den seitlich benachbarten Schützen in der Formation belästigte.<ref>Erich Haenel: ''Alte Waffen.'' Verlag R. C. Schmidt & Company, 1913, S. 102 [https://books.google.de/books?id=4dpJDwAAQBAJ&pg=PA102].</ref>


Im 19. Jahrhundert kam das zuverlässigere [[Perkussionsschloss]] mit [[Zündhütchen|Anzündhütchen]] auf und ersetzte schnell das Steinschloss.
Spätere Steinschlosse verfügten manchmal über ein Funkenschutzblech. Das Schutzblech umhüllte die Pfanne und sollte so das Gesicht und Augen des Schützen vor den Zündfunken schützen.<ref>Martin Biddle, Jonathan Hiller, Ian Scott: ''Henry VIII’s Coastal Artillery Fort at Camber Castle, Rye, East Sussex'', [[English Heritage|English Heritage Publishing]], 2014, ISBN 9781848021624 S. 198 [https://books.google.de/books?id=REvnBAAAQBAJ&pg=PA198]</ref>

== Aufbau und Funktionsweise ==
{{Doppeltes Bild|zentriert|FlintlockMechanismNum.png|300|Flintlock02 numbered.jpg|352|'''Außenseite'''<br />1 Hahn mit unterer Hahnlippe<br />2 Hahnschraube/Lippenschraube/Steinschraube<br />3 Obere Hahnlippe<br/>4 Feuerstein<br/>5 Batterie (Feuerstahl und Pfannendeckel)<br />6 Pfanne<br />7 Pfannendeckelfeder/Batteriefeder|'''Innenseite'''<br />1 Schlossblech Innenseite<br />2 Studel<br />3 Abzugsfeder/Stangenfeder<br />4 Abzugsstange<br />5 Nuss<br />6 Hauptfeder/Schlagfeder}}

Beim ausgereiften französischen Schloss wurden möglichst viele empfindliche Komponenten auf die Innenseite des Schlosses verlegt. Das Schlossblech dient dabei als Träger für alle Anbauteile. Auf der Außenseite ist der drehbare Hahn mit dem Feuerstein, die [[Pfanne (Waffentechnik)|Pfanne]], sowie die drehbare Batterie befestigt.<ref name="Ortenburg">Georg Ortenburg: ''Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Kabinettskriege''. Bernard & Graefe, 1986, ISBN 978-3-7637-5463-2, S. 60–61.</ref> Für den Hahn gab es zwei Varianten. Vielfach gebräuchlich war der gebogene Schwanenhalshahn. Diese Form erlaubte eine effektive Schlagwirkung, hatte aber den Nachteil, dass der gebogene Hahnhals ein Schwachpunkt war und der Hahn brechen konnte. Die andere Variante war ein wesentlich stabilerer Hahn mit einer Durchbrechung. Diese Variante war vor allem bei französischen Militärwaffen üblich.<ref name="Müller">[[Heinrich Müller (Waffenhistoriker)|Heinrich Müller]]: ''Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640 bis 1806.'' Band 1. ''Die Bewaffnung.'' [[Brandenburgisches Verlagshaus]], 1991, ISBN 3-327-01072-2, S. 85–86.</ref>

Der Feuerstein wird mit Hilfe einer Steinschraube im Hahn festgeklemmt.<ref>''Technologisches Worterbuch in deutscher, franzosischer und englischer Sprache.'' 2. Auflage. Verlag C.W. Kreidel, 1869, S. 232 ([https://books.google.de/books?id=5E04AQAAIAAJ&pg=PA232 Google Books]).</ref> Eine Einlage, meist aus Leder, zwischen den Hahnlippen und dem Feuerstein verhindert das Zersplittern des Feuersteins beim Einklemmen.<ref>Jaroslav Lugs: ''Handfeuerwaffen'' Band&nbsp;I., 1956, S. 29.</ref> Die Batterie besteht aus der Schlagfläche aus kohlenstoffhaltigem Stahl sowie dem Pfannendeckel aus einem Stück. Der Pfannendeckel wird von der Pfannendeckelfeder entweder geschlossen oder geöffnet gehalten. Auf der Innenseite befindet sich die Haupt- bzw. Schlagfeder. Die Nuss, ein [[Führungselement]], ist mit einer [[Welle (Mechanik)|Vierkantwelle]] mit dem Hahn verbunden und zwischen Schlossblatt und der [[Studel]] drehbar gelagert.<ref name="Ortenburg" /> Die Studel dient mit dem Schlossblatt als [[Lager (Maschinenelement)|Lager]] für die Vierkantwelle.<ref>Moritz Thierbach: ''Die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen'', Band 1. Verlag Höckner, 1886, S. 67 ([https://books.google.de/books?id=hqQq1gzHwNQC&pg=PA67 Google Books]).</ref> Die Hauptfeder drückt auf einen Fortsatz der Nuss. Die Nuss hat zwei Rasten, in welche die Abzugsstange greift. Die Abzugsfeder hält die Abzugsstange in einer der Rasten. Alle drei Federn des Steinschlosses sind [[Blattfeder]]n.<ref name="Finze">Wolfgang Finze: ''Steinschloss: Technik und Handhabung.'' [[Books on Demand]], 2022, ISBN 978-3-7568-6656-4, S. 12–22 ([https://books.google.de/books?id=G_iUEAAAQBAJ Google Books]).</ref> Das Schloss wurde mit Schrauben von einem Schlossgegenblech am Schaft festgehalten.<ref name="Müller" />

Das Zurückziehen des Hahns durch den Schützen dreht die Nuss und spannt somit die Schlagfeder. Die Abzugsstange gleitet in die erste Raste, die Ruherast. Die Abzugsfeder hält die Abzugsstange in der Raste und blockiert so die Bewegung der Nuss. Zudem ist in der Ruherast der Abzug gesperrt und erlaubt somit ein sicheres Laden. Ein vollständiges Zurückziehen des Hahns dreht die Nuss weiter, spannt die Hauptfeder vollständig und befördert die Abzugsstange in die Feuerrast der Nuss. Die Waffe ist feuerbereit.<ref name="Ortenburg" />

Wird der [[Abzug (Waffe)|Abzug]] betätigt, dann gleitet die Abzugsstange entgegen der Kraft der Abzugsfeder aus der Raste und entriegelt die Nuss. Die gespannte Schlagfeder dreht die Nuss samt dem Hahn kräftig in Richtung der Batterie. Der in den Hahn eingespannte Feuerstein trifft auf den Feuerstahl der Batterie. Während der Hahn den Feuerstein weiter nach unten dreht, reibt sich dieser weiter am Feuerstahl, erzeugt Funken und drückt diesen gleichzeitig nach vorne, und so öffnete sich der an der Batterie befestigte Pulverpfannendeckel. Die erzeugten Funken entzünden das [[Zündkraut]] in der Pfanne. Das Zündkraut entwickelt eine Stichflamme und zündet durch das [[Zündloch]] die [[Treibladung]].<ref name="Ortenburg" />

Bei dem Schlossmechanismus ist ein ausgewogenes Verhältnis der Stärke der Pfannendeckel- und der Schlagfeder zueinander wichtig. Ist die Pfannendeckelfeder zu schwach bzw. die Schlagfeder zu stark, dann schnappt der Deckel mit nur wenig Reibung des Feuersteins, ohne genügend Funkenbildung, auf. Ist hingegen die Pfannendeckelfeder zu stark bzw. die Schlagfeder zu schwach wird der Pfannendeckel nicht weit genug aufgeschlagen und schnappt zurück. Außerdem nutzten sich Feuerstein und Schlagfläche bei zu starker Pfannendeckel- oder Schlagfeder unnötig schnell ab.<ref name="Finze" /><ref name="Ortenburg" />

Im Jahre 1704 entwickelte Gottfried Hantzsch aus [[Nürnberg]] ein konisches Zündloch. Dabei rieselte das in den Lauf eingebrachte Pulver auf die Pfanne, was den Schritt des manuellen Beschüttens der Pfanne überflüssig machte. Es gab aber auch Nachteile. Ein konisches Zündloch brannte schneller aus, d. h. es weitete sich mit der Zeit. Auch ließ es mehr Treibgas entweichen, was zum einen die Treibkraft für das Projektil minderte, zum anderen den seitlich benachbarten Schützen in der Formation belästigte.<ref>Erich Haenel: ''Alte Waffen.'' Verlag R. C. Schmidt & Company, 1913, S. 102 ([https://books.google.de/books?id=4dpJDwAAQBAJ&pg=PA102 Google Books]).</ref>

Spätere Steinschlösser verfügten manchmal über ein Funkenschutzblech. Das Schutzblech umhüllte die Pfanne und sollte so Gesicht und Augen des Schützen vor den Zündfunken schützen.<ref>Martin Biddle, Jonathan Hiller, Ian Scott: ''Henry VIII’s Coastal Artillery Fort at Camber Castle, Rye, East Sussex'', [[English Heritage|English Heritage Publishing]], 2014, ISBN 978-1-84802-162-4, S. 198 ([https://books.google.de/books?id=REvnBAAAQBAJ&pg=PA198 Google Books]).</ref>


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== Schlosstypen ==
== Schlosstypen ==
[[Datei:Steinschlosspistole Le Page beim Zünden.jpg|mini|Steinschlosspistole Le Page beim Zünden]]
Das Steinschloss wurde in verschiedenen Varianten und Entwicklungsstufen verwendet. Die erste Variante war das ''Schnappschloss'' oder auch ''Schnapphahnschloss''. Die Pfanne war mit einem Deckel verschlossen wie auch bei dem Luntenschloss, die Batterie war aber noch separat. Diese Schlosse besaßen meist auch keine Laderast, da die Sicherung durch Wegklappen der Batterie erfolgte und auch noch durch einen Pfannendeckel.
Das Steinschloss wurde in verschiedenen Varianten und Entwicklungsstufen verwendet. Die erste Variante war das ''Schnappschloss'' oder auch ''Schnapphahnschloss''. Die Pfanne war mit einem Deckel verschlossen wie auch bei dem Luntenschloss, die Batterie war aber noch separat. Diese Schlosse besaßen meist auch keine Laderast, da die Sicherung durch Wegklappen der Batterie erfolgte und auch noch durch einen Pfannendeckel.


Das ''Miquelet''-Schloss (oder auch ''a la catalana'') war eine Besonderheit aus [[Spanien]]. Die Hauptfeder zum Auslösen des Hahns lag außerhalb des Schlosses, und die Batterie hatte oben einen geraden Abschluss sowie auf der Reibefläche meist vertikale Vertiefungen. Zum leichteren Spannen war die Schraube für den Feuerstein mit einem Ring versehen.
Das ''Miquelet''-Schloss (oder auch ''a la catalana'') war eine Besonderheit aus [[Spanien]]. Die Hauptfeder zum Auslösen des Hahns lag außerhalb des Schlosses, und die Batterie hatte oben einen geraden Abschluss sowie auf der Reibefläche meist vertikale Vertiefungen. Zum leichteren Spannen war die Schraube für den Feuerstein mit einem Ring versehen.


Im [[19. Jahrhundert]] kam das zuverlässigere [[Perkussionsschloss]] mit [[Zündhütchen|Anzündhütchen]] auf und ersetzte schnell das Steinschloss.
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Schnapphahn.jpg|Schnappschloss
Schnapphahn.jpg|Schnappschloss
Snapplås, lägglås, infjäderslås, Bertrand Piraube ca 1670, Paris - Livrustkammaren - 8896.tif|Schwedisches Schloss
Flintlock02.jpg|Steinschloss
Type 2 English Lock (Doglock).jpg|Steinschloss<br />Hundetyp
Type 2 English Lock (Doglock).jpg|Englisches Schloss mit Hakensicherung
Flintlock02.jpg|Französisches Schloss (innen)
Miquelet1.jpg|Steinschloss<br />Miquelettyp
Miquelet1.jpg|Steinschloss<br />Miquelettyp
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== Andere Nutzungen ==
== Andere Nutzungen ==

Einige frühe Landminen, wie [[Fougasse (Waffe)|Fougassen]], wurden mit Steinschlossen gezündet. Steinschlosse wurden ebenfalls genutzt, um [[Congreve’sche Rakete]]n zu starten.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.nps.gov/history/history/online_books/hh/5/hh5l.htm | titel=British Rockets | archiv-url=https://web.archive.org/web/20140403151259/http://www.nps.gov/history/history/online_books/hh/5/hh5l.htm | archiv-datum=2014-04-03 | autor= | hrsg=Fort McHenry - National Monument and Historic Shrine | zugriff=2013-06-14 | sprache=en}}</ref>
Ab 1780 wurden [[Schiffsgeschütz]]e teilweise mit Steinschlössern ausgestattet. Der Abzug erfolgte über eine Abzugsleine. Die Verwendung eines Steinschlosses war gefahrloser als die einer immer glimmenden Lunte.<ref>John Christopher: ''The HMS Victory Story'', [[The History Press]], 2012, ISBN 978-0-7524-8510-2, S. 29 [https://books.google.de/books?id=u4o7AwAAQBAJ&pg=PT29]</ref> Einige frühe Landminen, wie [[Fougasse (Waffe)|Fougassen]], wurden mit Steinschlossen gezündet. Steinschlosse wurden ebenfalls genutzt, um [[Congreve’sche Rakete]]n zu starten.<ref>{{Internetquelle | url=http://www.nps.gov/history/history/online_books/hh/5/hh5l.htm | titel=British Rockets | archiv-url=https://web.archive.org/web/20140403151259/http://www.nps.gov/history/history/online_books/hh/5/hh5l.htm | archiv-datum=2014-04-03 | autor= | hrsg=Fort McHenry National Monument and Historic Shrine | abruf=2013-06-14 | sprache=en}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

* Thomas Enke: ''Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik.'' Walhalla Fachverlag, 4., aktualisierte Auflage, Regensburg, 2023, ISBN 978-3-8029-6198-4, S. 160 ff.

* {{Literatur |Autor=Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]] |Titel=Das Feuerwerkbuch von 1420 |TitelErg=600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. |Auflage= |Verlag=Verlag der Deutschen Technik |Ort=München |Datum=1941 |DNB=579273407 |Seiten=161 und 169–178}}
* {{Literatur |Autor=Wilhelm Hassenstein, [[Hermann Virl]] |Titel=Das Feuerwerkbuch von 1420 |TitelErg=600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. |Auflage= |Verlag=Verlag der Deutschen Technik |Ort=München |Datum=1941 |DNB=579273407 |Seiten=161 und 169–178}}


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* [https://www.youtube.com/watch?v=pMR5-NRWJMs Steinschloss] auf [[Youtube]]
* [https://www.youtube.com/watch?v=GUfOZzp1ih4 Amazing slow motion – flintlock musket firing] auf [[Youtube]]
* [http://www.howstuffworks.com/flintlock.htm Steinschloss-Mechanismus mit Bildern (in Englisch)]
* [http://www.howstuffworks.com/flintlock.htm Steinschloss-Mechanismus mit Bildern (in Englisch)]
* {{Webarchiv | url=http://www.feuerwaffen.ch/HTML/HTML%20Flintschloss%20Theorie%20mini/sld001.html | wayback=20080924065553 | text=Technische Funktion des Steinschloss mit theoretischen Ansätzen}}
* {{Webarchiv | url=http://www.feuerwaffen.ch/HTML/HTML%20Flintschloss%20Theorie%20mini/sld001.html | wayback=20080924065553 | text=Technische Funktion des Steinschloss mit theoretischen Ansätzen}}

Aktuelle Version vom 10. August 2024, 10:26 Uhr

Steinschloss mit Feuerstein in Sicherheitsrast bzw. Laderast
Steinschloss eines Geschützes um 1820
Animation zur Erzeugung des Zündfunkens
Funken eines Steinschlosses
Feuerstein aus dem 17. Jahrhundert
Hahn mit Durchbruch
Schlossgegenblech
Zwei Steinschlösser mit Funkenschutzblechen

Das Steinschloss, auch Feuersteinschloss oder Batterieschloss oder Batterie-Steinschloss (von französisch battre „schlagen“),[1][2] ist ein Auslösemechanismus (Schloss) für Feuerwaffen des 17.–19. Jahrhunderts. Beim Steinschloss schlägt ein Feuerstein auf einen Feuerstahl und erzeugt so die zündenden Funken. Es war der Nachfolger von Luntenschloss und Radschloss und wurde vom Perkussionsschloss abgelöst.

Das Steinschloss wurde entwickelt, da das ab dem 14. Jahrhundert verwendete Luntenschloss einige Nachteile hatte. Es war wetterabhängig, und um feuerbereit zu sein, benötigte man eine glimmende Lunte, die sich aber verbrauchte.

Erste Vorformen des Steinschlosses (Schnappschloss, Bezeichnung sowohl für das frühere Luntenschloss als auch für das Batterie-Steinschloss des 17. und 18. Jahrhunderts) tauchten zwischen 1500 und 1520 auf, die allerdings konstruktiv noch nicht ausgereift waren und noch nicht ausreichend zuverlässig funktionierten. Beim spanischen Batterie-Steinschloss oder „Schnapphahnschloss“ befinden sich alle Teile außen, beim holländischen innen. Im frühen 17. Jahrhundert wurde das System verbessert und es setzte sich das französische Schloss allmählich durch. Ab 1704 hatte es sich bei allen Armeen durchgesetzt und das Luntenschloss fast vollständig verdrängt. Lediglich die Kavallerie verwendete noch länger das später entwickelte[3] Radschloss. Später wurde das Batterie-Steinschloss auch bei der Kavallerie eingeführt, da es billiger und pflegeleichter war.

Trotz der Verbesserung gegenüber dem Luntenschloss war das Steinschloss nicht optimal. Es war immer noch witterungsempfindlich; der Pfannendeckel half nur bedingt. Nach etwa 40 Schuss war der Feuerstein abgenutzt und schlug nicht mehr genügend Funken. Auch hielt die Feuerstahlfläche der Batterie etwa 2.000 Schuss. Danach musste die Batterie entweder komplett neu ersetzt oder durch Aufschweißen einer neuen Oberfläche renoviert werden.[4][5] In der Praxis ergab sich wegen den verschiedenen Einflussfaktoren durchschnittlich alle sieben Schüsse ein Zündversager.[6]

Auch wenn es zur Zündung kommt, kann die Zündzeit variieren. Bei einem gut abgestimmten Steinschloss mit geeignetem Zündkraut sind es etwa 50 Millisekunden (nur unwesentlich länger als beim späteren Perkussionsschloss), ansonsten können es bis zu mehreren Zehntelsekunden sein.[5]

Im 19. Jahrhundert kam das zuverlässigere Perkussionsschloss mit Anzündhütchen auf und ersetzte schnell das Steinschloss.

Aufbau und Funktionsweise

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Außenseite 1 Hahn mit unterer Hahnlippe 2 Hahnschraube/Lippenschraube/Steinschraube 3 Obere Hahnlippe 4 Feuerstein 5 Batterie (Feuerstahl und Pfannendeckel) 6 Pfanne 7 Pfannendeckelfeder/Batteriefeder
Außenseite
1 Hahn mit unterer Hahnlippe
2 Hahnschraube/Lippenschraube/Steinschraube
3 Obere Hahnlippe
4 Feuerstein
5 Batterie (Feuerstahl und Pfannendeckel)
6 Pfanne
7 Pfannendeckelfeder/Batteriefeder
Innenseite 1 Schlossblech Innenseite 2 Studel 3 Abzugsfeder/Stangenfeder 4 Abzugsstange 5 Nuss 6 Hauptfeder/Schlagfeder
Innenseite
1 Schlossblech Innenseite
2 Studel
3 Abzugsfeder/Stangenfeder
4 Abzugsstange
5 Nuss
6 Hauptfeder/Schlagfeder

Beim ausgereiften französischen Schloss wurden möglichst viele empfindliche Komponenten auf die Innenseite des Schlosses verlegt. Das Schlossblech dient dabei als Träger für alle Anbauteile. Auf der Außenseite ist der drehbare Hahn mit dem Feuerstein, die Pfanne, sowie die drehbare Batterie befestigt.[6] Für den Hahn gab es zwei Varianten. Vielfach gebräuchlich war der gebogene Schwanenhalshahn. Diese Form erlaubte eine effektive Schlagwirkung, hatte aber den Nachteil, dass der gebogene Hahnhals ein Schwachpunkt war und der Hahn brechen konnte. Die andere Variante war ein wesentlich stabilerer Hahn mit einer Durchbrechung. Diese Variante war vor allem bei französischen Militärwaffen üblich.[7]

Der Feuerstein wird mit Hilfe einer Steinschraube im Hahn festgeklemmt.[8] Eine Einlage, meist aus Leder, zwischen den Hahnlippen und dem Feuerstein verhindert das Zersplittern des Feuersteins beim Einklemmen.[9] Die Batterie besteht aus der Schlagfläche aus kohlenstoffhaltigem Stahl sowie dem Pfannendeckel aus einem Stück. Der Pfannendeckel wird von der Pfannendeckelfeder entweder geschlossen oder geöffnet gehalten. Auf der Innenseite befindet sich die Haupt- bzw. Schlagfeder. Die Nuss, ein Führungselement, ist mit einer Vierkantwelle mit dem Hahn verbunden und zwischen Schlossblatt und der Studel drehbar gelagert.[6] Die Studel dient mit dem Schlossblatt als Lager für die Vierkantwelle.[10] Die Hauptfeder drückt auf einen Fortsatz der Nuss. Die Nuss hat zwei Rasten, in welche die Abzugsstange greift. Die Abzugsfeder hält die Abzugsstange in einer der Rasten. Alle drei Federn des Steinschlosses sind Blattfedern.[5] Das Schloss wurde mit Schrauben von einem Schlossgegenblech am Schaft festgehalten.[7]

Das Zurückziehen des Hahns durch den Schützen dreht die Nuss und spannt somit die Schlagfeder. Die Abzugsstange gleitet in die erste Raste, die Ruherast. Die Abzugsfeder hält die Abzugsstange in der Raste und blockiert so die Bewegung der Nuss. Zudem ist in der Ruherast der Abzug gesperrt und erlaubt somit ein sicheres Laden. Ein vollständiges Zurückziehen des Hahns dreht die Nuss weiter, spannt die Hauptfeder vollständig und befördert die Abzugsstange in die Feuerrast der Nuss. Die Waffe ist feuerbereit.[6]

Wird der Abzug betätigt, dann gleitet die Abzugsstange entgegen der Kraft der Abzugsfeder aus der Raste und entriegelt die Nuss. Die gespannte Schlagfeder dreht die Nuss samt dem Hahn kräftig in Richtung der Batterie. Der in den Hahn eingespannte Feuerstein trifft auf den Feuerstahl der Batterie. Während der Hahn den Feuerstein weiter nach unten dreht, reibt sich dieser weiter am Feuerstahl, erzeugt Funken und drückt diesen gleichzeitig nach vorne, und so öffnete sich der an der Batterie befestigte Pulverpfannendeckel. Die erzeugten Funken entzünden das Zündkraut in der Pfanne. Das Zündkraut entwickelt eine Stichflamme und zündet durch das Zündloch die Treibladung.[6]

Bei dem Schlossmechanismus ist ein ausgewogenes Verhältnis der Stärke der Pfannendeckel- und der Schlagfeder zueinander wichtig. Ist die Pfannendeckelfeder zu schwach bzw. die Schlagfeder zu stark, dann schnappt der Deckel mit nur wenig Reibung des Feuersteins, ohne genügend Funkenbildung, auf. Ist hingegen die Pfannendeckelfeder zu stark bzw. die Schlagfeder zu schwach wird der Pfannendeckel nicht weit genug aufgeschlagen und schnappt zurück. Außerdem nutzten sich Feuerstein und Schlagfläche bei zu starker Pfannendeckel- oder Schlagfeder unnötig schnell ab.[5][6]

Im Jahre 1704 entwickelte Gottfried Hantzsch aus Nürnberg ein konisches Zündloch. Dabei rieselte das in den Lauf eingebrachte Pulver auf die Pfanne, was den Schritt des manuellen Beschüttens der Pfanne überflüssig machte. Es gab aber auch Nachteile. Ein konisches Zündloch brannte schneller aus, d. h. es weitete sich mit der Zeit. Auch ließ es mehr Treibgas entweichen, was zum einen die Treibkraft für das Projektil minderte, zum anderen den seitlich benachbarten Schützen in der Formation belästigte.[11]

Spätere Steinschlösser verfügten manchmal über ein Funkenschutzblech. Das Schutzblech umhüllte die Pfanne und sollte so Gesicht und Augen des Schützen vor den Zündfunken schützen.[12]

Das Steinschloss wurde in verschiedenen Varianten und Entwicklungsstufen verwendet. Die erste Variante war das Schnappschloss oder auch Schnapphahnschloss. Die Pfanne war mit einem Deckel verschlossen wie auch bei dem Luntenschloss, die Batterie war aber noch separat. Diese Schlosse besaßen meist auch keine Laderast, da die Sicherung durch Wegklappen der Batterie erfolgte und auch noch durch einen Pfannendeckel.

Das Miquelet-Schloss (oder auch a la catalana) war eine Besonderheit aus Spanien. Die Hauptfeder zum Auslösen des Hahns lag außerhalb des Schlosses, und die Batterie hatte oben einen geraden Abschluss sowie auf der Reibefläche meist vertikale Vertiefungen. Zum leichteren Spannen war die Schraube für den Feuerstein mit einem Ring versehen.

Andere Nutzungen

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Ab 1780 wurden Schiffsgeschütze teilweise mit Steinschlössern ausgestattet. Der Abzug erfolgte über eine Abzugsleine. Die Verwendung eines Steinschlosses war gefahrloser als die einer immer glimmenden Lunte.[13] Einige frühe Landminen, wie Fougassen, wurden mit Steinschlossen gezündet. Steinschlosse wurden ebenfalls genutzt, um Congreve’sche Raketen zu starten.[14]

  • Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik. Walhalla Fachverlag, 4., aktualisierte Auflage, Regensburg, 2023, ISBN 978-3-8029-6198-4, S. 160 ff.
  • Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, DNB 579273407, S. 161 und 169–178.

Einzelnachweise

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  1. Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911, S. 161 (Zeno.org).
  2. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 und 169–178.
  3. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 161 (zur Entwicklung der Handbüchsen: „Lunte – Luntenschloß – Batterie-Steinschloß – Radschloß“), 169, 171 f. und 176–178.
  4. M. R. Rosenberger, K. Hanné: Vom Pulverhorn zum Raketengeschoss. 1993, S. 68.
  5. a b c d Wolfgang Finze: Steinschloss: Technik und Handhabung. Books on Demand, 2022, ISBN 978-3-7568-6656-4, S. 12–22 (Google Books).
  6. a b c d e f Georg Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Kabinettskriege. Bernard & Graefe, 1986, ISBN 978-3-7637-5463-2, S. 60–61.
  7. a b Heinrich Müller: Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640 bis 1806. Band 1. Die Bewaffnung. Brandenburgisches Verlagshaus, 1991, ISBN 3-327-01072-2, S. 85–86.
  8. Technologisches Worterbuch in deutscher, franzosischer und englischer Sprache. 2. Auflage. Verlag C.W. Kreidel, 1869, S. 232 (Google Books).
  9. Jaroslav Lugs: Handfeuerwaffen Band I., 1956, S. 29.
  10. Moritz Thierbach: Die geschichtliche Entwickelung der Handfeuerwaffen, Band 1. Verlag Höckner, 1886, S. 67 (Google Books).
  11. Erich Haenel: Alte Waffen. Verlag R. C. Schmidt & Company, 1913, S. 102 (Google Books).
  12. Martin Biddle, Jonathan Hiller, Ian Scott: Henry VIII’s Coastal Artillery Fort at Camber Castle, Rye, East Sussex, English Heritage Publishing, 2014, ISBN 978-1-84802-162-4, S. 198 (Google Books).
  13. John Christopher: The HMS Victory Story, The History Press, 2012, ISBN 978-0-7524-8510-2, S. 29 [1]
  14. British Rockets. Fort McHenry – National Monument and Historic Shrine, archiviert vom Original am 3. April 2014; abgerufen am 14. Juni 2013 (englisch).
Commons: Steinschloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Steinschloss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen