„Therme Vals“ – Versionsunterschied
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Peter Zumthor sagt, dass er an konkreter Architektur mit Räumen einer bestimmten Präsenz und Stimmung interessiert sei. Die Räume sind dann umgeben von bestimmten Materialien und das Gehäuse sei wie ein Instrument. So ist auch in der Therme jeder Block der Badeebene hohl und schafft mit seinem individuellen und sinnlich erfahrbaren Innern einen Kontrast zu seiner harten, massiven und geometrischen äusseren Form. Der Besucher erlebt in den Blöcken eine Begegnung mit dem Wasser (beispielsweise durch Duschen, Trinken, Wasserbäder in verschiedenen Temperaturen oder durch Dampfbäder) oder hat die Möglichkeit zur Entspannung und Erholung (Liegen, Klangbäder oder Massage).<ref name="arte"/> |
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Der Besucher gelangt durch einen bergseitig gelegenen Eingang in die Therme. Die Therapieebene kann durch eine Abzweigung |
Der Besucher gelangt durch einen bergseitig gelegenen Eingang in die Therme. Die Therapieebene kann durch eine Abzweigung rechter Hand und eine Treppe nach unten erreicht werden. Die gehbehinderten Besucher finden bei dieser Abzweigung zwei speziell eingerichtete [[Garderobe (Raum)|Garderoben]] und eine behindertengerechte Toilette. Zweigt der Besucher nicht ab, sondern geht durch die Drehkreuze, so geht er an einem [[Boudoir]] vorbei und findet sich in einem Gang (''Trinkhalle'') wieder. Fünf Brunnen (''Tropfsteine'') zieren die rechte Wand dieses Flurs. Aus ihnen fliesst eisenhaltiges Mineralwasser, das den grauen Gneis und den Fussboden kupfrig einfärbt. Linker Hand sind zwei Männergarderoben, zwei Frauengarderoben und eine für Familien untergebracht. Die Garderoben sind mit schwarzen, ledrigen Vorhängen von der Trinkhalle und vom Badebereich abgetrennt. Die Kästen haben rote, [[Mahagonigewächse|mahagonihölzerne]], glänzende Türen und bilden zusammen die Wandschalung<!-- vielleicht "Wandverkleidung"? -->. In der Mitte der Garderobe befindet sich eine mit schwarzem [[Leder]] bezogene Sitzcouch. Ebenso hat es zwei Umkleidekabinen.<ref name="hauser" /> |
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Nach den Garderoben und der Trinkhalle folgt der Toiletten- und Duschbereich. In gleicher Richtung folgt ein Gang zu den zwei ''Schwitzsteinen'' (Dampfbäder). Der Toilettenbereich befindet sich in der Mitte zwischen den zwei nach |
Nach den Garderoben und der Trinkhalle folgt der Toiletten- und Duschbereich. In gleicher Richtung folgt ein Gang zu den zwei ''Schwitzsteinen'' (Dampfbäder). Der Toilettenbereich befindet sich in der Mitte zwischen den zwei nach Geschlechtern getrennten Duschkammern. Die Duschkammern haben sechs Zellen mit fünf Duschen und einer Fussdesinfektionsanlage. Die Wand der Duschkammer ist schwarz und der Fussboden besteht aus einem ungeschliffenen [[Terrazzo]]-Boden aus Kieselsteinen. |
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Geht der Besucher nun weiter an der Längsseite des Gebäudes entlang, so findet er sich in einem Gang wieder, der demjenigen der Garderobe gleicht. An der rechten Wand hängen auch hier drei kupferfarbene Tropfsteine. Linker Hand befinden sich zwei Eingänge zu den Dampfbädern. Das hintere Dampfbad ist ein Nacktbereich. Jeder Schwitzstein hat einen Eingangsraum mit zwei Duschen. Nach dem Duschraum folgen drei gleich grosse schwarze Kammern, die nur von einem fahlen Oberlicht beleuchtet werden. Die Kammern sind hintereinander angeordnet und mit einem schwarzen Vorhang abgetrennt. Jede Kammer hat links und rechts einen schwarzen Sitz- oder Liegestein, der mit Kaltwasser aus einem schwarzen Schlauch gekühlt werden kann. Im letzten Raum steht der messingfarbene Dampfgenerator; die drei Kammern werden von hier in Richtung Duschraum abnehmend stark mit Dampf durchflutet.<ref name="hauser" /> |
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Um in den Bäderbereich zu gelangen, kann der Badegast eine Treppe unmittelbar nach den Umkleidekabinen und dem Duschbereich heruntersteigen. Am Ende dieser Treppe auf der linken Seite liegt der Eingang in das 35 °C warme ''Klangbad''. Das Bad wird auch ''Resonanzraum'', ''Quellgrotte'', ''Ruhegrotte'' oder einfach ''Grottenbad'' genannt. Um in den eigentlichen Resonanzraum zu kommen, muss der Besucher im Wasser zuerst zweimal um eine Ecke gehen und dann durch einen schmalen und niedrigen Gang waten. Der Resonanzraum hat eine quadratische Grundfläche mit einer Breite von 2,6 Meter. Aufgrund dieser relativ kleinen Grundfläche, kommt die Höhe des fünf Meter hohen Innenraum besonders zur Geltung. Die Wände im Raum bestehen im Gegensatz zu den Wänden der sonstigen Bereiche, nicht aus geschichteten gefrästen Gneisplatten mit einer glatten Seitenfläche, sondern aus geschichteten gebrochene Platten. Er wirkt deshalb sehr [[Grotte|grottenhaft]]. Die Wände wirken durch die ungeraden Bruchlinien einerseits natürlich, andererseits aufgrund ihren exakten horizontalen Aufschichtung wieder sehr künstlich. Das Licht kommt von unten innerhalb des Wassers und so wirft die bewegte Wasseroberfläche ein dynamisches Muster an die Wände. Die Wände haben zum Anlehnen oder Festhalten ein Messinggeländer knapp oberhalb der Wasserlinie. Der Raum hat eine eigene Akustik, die Klänge (beispielsweise das Summen der Besucher) verstärkt, verändert und delokalisiert und erinnern an [[Klangschale]]n oder [[Alphorn|Alphörner]].<ref name="hauser" /> |
Um in den Bäderbereich zu gelangen, kann der Badegast eine Treppe unmittelbar nach den Umkleidekabinen und dem Duschbereich heruntersteigen. Am Ende dieser Treppe auf der linken Seite liegt der Eingang in das 35 °C warme ''Klangbad''. Das Bad wird auch ''Resonanzraum'', ''Quellgrotte'', ''Ruhegrotte'' oder einfach ''Grottenbad'' genannt. Um in den eigentlichen Resonanzraum zu kommen, muss der Besucher im Wasser zuerst zweimal um eine Ecke gehen und dann durch einen schmalen und niedrigen Gang waten. Der Resonanzraum hat eine quadratische Grundfläche mit einer Breite von 2,6 Meter. Aufgrund dieser relativ kleinen Grundfläche, kommt die Höhe des fünf Meter hohen Innenraum besonders zur Geltung. Die Wände im Raum bestehen im Gegensatz zu den Wänden der sonstigen Bereiche, nicht aus geschichteten gefrästen Gneisplatten mit einer glatten Seitenfläche, sondern aus geschichteten gebrochene Platten. Er wirkt deshalb sehr [[Grotte|grottenhaft]]. Die Wände wirken durch die ungeraden Bruchlinien einerseits natürlich, andererseits aufgrund ihren exakten horizontalen Aufschichtung wieder sehr künstlich. Das Licht kommt von unten innerhalb des Wassers und so wirft die bewegte Wasseroberfläche ein dynamisches Muster an die Wände. Die Wände haben zum Anlehnen oder Festhalten ein Messinggeländer knapp oberhalb der Wasserlinie. Der Raum hat eine eigene Akustik, die Klänge (beispielsweise das Summen der Besucher) verstärkt, verändert und delokalisiert und erinnern an [[Klangschale]]n oder [[Alphorn|Alphörner]].<ref name="hauser" /> |
Version vom 15. Februar 2011, 12:48 Uhr
Die Therme Vals (früher Felsentherme) ist ein Thermalbad im bündnerischen Vals, das vom Architekten Peter Zumthor entworfen und 1996 eröffnet wurde. Seit 1998 steht die Therme unter kantonalem Denkmalschutz.
Die Geschichte der Kuranlage ist verbunden mit der Geschichte des Valserwassers. Die Bewohner der Gemeinde tranken das Wasser schon seit der Entdeckung der Quelle als Heilmittel gegen Blasenkrankheiten. Während der Zeit des ersten Kurhauses mit Bad und Hotel von 1893 bis 1958 wurde das Wasser ebenfalls getrunken. Erst 1960 trennte man die Aufbereitung des Wassers als Mineralwasser vom eigentlichen Kurbetrieb als eigenständiges Unternehmen ab.[1]
Die Therme befindet sich in einem Gebäudekomplex aus den 1960er Jahren bestehend aus Hotelgebäuden und Wohnhäusern. Das Bad erinnert an einen Steinbruch, aus dem Quader herausgeschnitten wurden. Die verbleibenden Blöcke und die dazwischenliegenden Hohlräume bilden das gesamte Gebäude. In der Anlage befinden sich diverse Bäder, wie beispielsweise ein Warmbad, ein Kaltbad, ein Blütenblad oder Dampfbäder. Der Architekt reduzierte das Badeerlebnis aufs Wesentliche und so finden sich in der Therme keine Erlebnisbadelemente wie Rutschen oder Sprudelbäder.
Die Therme Vals wird von der St. Petersquelle gespeist, deren Wasser mit etwa 30 °C dem Boden entspringt. Für das Bad werden 350 Liter pro Minute verwendet. Die gefassten Quellen werden jeweils zur Hälfte von der Valser Mineralquellen AG und vom Bad genutzt. Für die Therme wurden 60'000 Steinplatten aus Valser Gneis mit je einem Meter Länge verbaut. Sie stammen aus dem nahegelegenen Steinbruch.
Betrieb
Die Therme bietet Platz für 150 Badegäste. Die Gäste des dazugehörigen Hotels haben jederzeit freien Zutritt. Die Bewohner von Vals können mit vergünstigten Konditionen in die Therme. Zu diesen Besuchern addieren sich die Tagesgäste. Die neue Badeanstalt wird heutzutage auch von jüngeren und weniger wohlhabenden Gästen besucht, die nicht wegen der angeblich heilenden Wirkung des Mineralwassers kommen, sondern sich nur entspannen und erholen wollen.[2]
Der gesamte Gebäudekomplex der Therme gehört der Gemeinde Vals und wird mit der Hoteba-Kommission in der Betreibergesellschaft Hotel und Thermalbad Vals AG vertreten.[3][4] Der Besitzer des Steinbruchs Truffer, aus dem die Gneisplatten stammen, war von 1983 bis 2010 im Verwaltungsrat und 15 Jahre lang Präsident der Hoteba-Kommission.[5]
Geschichte
Die vorhergehenden Badehäuser
Beim Bau der Therme im Jahr 1893 kam eine prähistorische Zisterne zum Vorschein. Da durch Vals der Valser Rhein fliesst, ist nicht sehr plausibel, dass sie zur reinen Trinkwassergewinnung angelegt wurde. Ob in ihr gebadet wurde, konnte nicht festgestellt werden. In der Zisterne wurden Knochen von Rind, Schwein, Ziege, Schaf und Pferd sowie einige Topfscherben aus der Bronzezeit gefunden. Möglich ist deshalb auch, dass sie als Opferstätte diente.[6]
Die erste urkundliche Erwähnung der Valser Quelle stammt aus dem Jahr 1670. Weitere finden sich erst wieder 1851 und 1852, als das Nutzungsrecht an der Quelle den Besitzer wechselte. Schliesslich erhielt der frühere Valser Pfarrer von 1818 bis 1824 und spätere Bischof von Chur, Nicolaus Franciscus Florentini, die Nutzungsrechte der Quelle und liess 1854 einen «Badeturm» bauen.[7] Er wurde Malakoff-Turm genannt und hatte ein 6 bis 8 Fuss breites und 12 Fuss tiefes gemauertes Quellbassin.[8]
Im Jahr 1864 erstand der Hotelier Peter Jakob Berner aus Chur sämtliche Rechte an den Quellen, den bestehenden Gebäuden und dem Grundstück.[7] Zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg entdeckte die europäische Oberschicht die Bergregionen der Schweiz und machte den Bau einer Kuranlage mit Bad und Hotel ökonomisch attraktiv.[1]
Am 16. März 1891 wurde die Aktiengesellschaft Therme in Vals gegründet. Die erste Badeanlage mit Hotel entstand 1893.[1] Das neu gegründete Unternehmen warb nicht nur für die schöne Landschaft, den möglichen Wanderungen in der Gegend und für die hübschen Neubauten, sondern pries die heilsame Wirkung des Wassers bei Tuberkulose, Anämie, Skrofulose, Muskelschwund, Neuropathie, Atemwegserkrankungen, Gelenkschmerzen, Rheuma, Ischialgie und chronischen Exanthemen an.[9]
Das Holz für den Bau musste wegen des eidgenössischen Walderhaltungsgesetzes von der Nachbargemeinde St. Martin beschafft werden; die Steine stammten dagegen von Vals.[1] Das Hauptgebäude im Chaletstil stand auf einem Sockel aus Tuffsteinblöcken unterschiedlicher Farben. Der Tuffstein stammte aus den Ablagerungen der Thermalquelle selbst. Ebenso wurde Valser Gneis und weisser Marmor verbaut. 20 grössere und kleinere Holzbalkone und Logen ergänzten den Grundbau. Im Tiefparterre befanden sich die Küche und der Keller, im Erdgeschoss der arvenholzgetäfelte Speisesaal, ein Restaurant, ein Damensalon und die Büroräumlichkeiten. 22 Balkonzimmer und 18 dazwischen liegende Schlafzimmer verteilten sich auf die oberen drei Stockwerke und waren mit einer einfachen Möblierung ausgestattet.[9]
Das 12 Meter seitwärts gelegene Badehaus war mit dem Hotelgebäude durch eine gedeckte Galerie verbunden. Es umfasste eine Waschküche, ein «Lingeriezimmer» sowie mehrere Badezellen und Duschzimmer. Pumpen beförderten das Wasser aus der 20 Meter vom Kurhaus gelegenen Quelle über eine Hochdruckleitung in die Hydranten und Springbrunnen und versorgten das Kurhotel und die Bäder mit Thermalwasser. Eine zusätzliche Wasserversorgung war nicht notwendig, da das Wasser der Mineralquelle gleichzeitig für die Spülung der Toiletten benutzt wurde.[9] Die Bewohner von Vals konnten in einer für sie vorgesehenen Badestube das Badehaus besuchen. Angeblich wurde sie aber nicht sehr stark benutzt und war stark verunreinigt.[1] Ein offenes Schwimmbecken mit getrennten Ankleidezimmern für Männer, Frauen und Kinder war bei der Eröffnung erst in Planung.[9]
Die Kuranlage hatte wenig Erfolg, und so ging sie bereits 1910 in Konkurs.[1] 1913 kaufte der Valser Hotelier Philipp Anton Schnyder nach Auflösung der Aktiengesellschaft die Grundstücke und Nutzungsrechte. Er und sein Geschäftspartner Joseph Albin amteten als Direktoren und wollten dem Kurhaus wieder zum Aufschwung verhelfen. Sie bewarben das Wasser als Jungbrunnen mit heilender Wirkung, ausserdem betonten sie die gute Küche des Hauses. Der Erste Weltkrieg machte den beiden aber einen Strich durch die Rechnung, da der europäische Tourismus nachhaltig zusammenbrach. Schnyder kehrte bereits 1924 dem Unternehmen den Rücken; sein früherer Partner Albin verkaufte das Hotel 1934 an einen neuen Eigentümer, der es zwei Jahre lang betrieb.[1]
Der Operntenor Alfred Grüniger-Bodmer kaufte 1936 das Hotel Therme und liess das lange geplante Aussenschwimmbecken bauen. Er betrieb die Kuranlage bis 1952. Sein Nachfolger bewirtschaftete das Hotel und die Kuranlage zwei Jahre lang. Wegen dessen Zahlungsunfähigkeit fiel das Haus in den Besitz der Grundpfandgläuberin Marie Melanie Bodmer. Das Hotel Therme wurde sechs Jahre später geschlossen.[1]
1960 erstand der deutsche Unternehmer und Multimillionär Kurt Vorlop die Anlage. Er veranlasste, dass die alte Quellfassung neu gebohrt wurde und dass durch eine weitere Quellfassung neues Mineralwasser erschlossen werden konnte.[8] Vorlop errichtete eine vom Badebetrieb getrennte Mineralwasserabfüllanlage (das heutige Valser), die er kurz darauf an eine Bierbrauerei verkaufte. Für die Kuranlage liess er eine neue Hotelinfrastruktur (Hotel Therme) und Wohnungskomplexe mit 345 relativ kleinen Appartements bauen und verkaufte sämtliche Einheiten mehrheitlich an Deutsche. Vorlop warb stark in der Bundesrepublik Deutschland, um die Zahl der Hotelzimmerbuchungen mit ausländischen Kurgästen zu steigern.[1]
Kurt Vorlop verkaufte 1969 die Kuranlage an Ulrich B. Erpenbeck, einen Münchner Tourismusunternehmer. Einige Zeit nach der Übernahme musste er wegen unseriöser Geschäfte in Griechenland Konkurs anmelden und so fiel das Unternehmen in die Hände der Schweizerischen Bankgesellschaft.[1] Sie setzte einen Bankkaufmann ein, der das Unternehmen weiterführte und kam acht Jahre lang für die entstandenen Defizite auf. Sie wollte die Anlage daraufhin abstossen, da sie überaltert war und nicht mehr gegen moderne Wellness-Plätze konkurrieren konnte und machte deshalb Druck auf die Gemeinde, damit sie die Anlage kaufe und sich selber um die Zukunft der Therme und somit um den wichtigsten Wirtschaftszweig des Tourismus kümmere, der die Hälfte des Einkommens der Valser Einwohner ausmachte.[1]
Geschichte der Felsentherme
Die Gemeinde Vals erwarb die Anlage im Oktober 1983 von der Schweizerischen Bankgesellschaft nach schwierigen Verhandlungen für 2,8 Millionen Franken. Davon setzte sie 1,3 Millionen für die Deckung von Schulden ein. Den Rest verwendete sie für das Eigenkapital der gegründeten Aktiengesellschaft.[1]
Da die Gemeinde Vals den Betrieb mit der bestehenden Anlage nicht weiterführen wollte, beauftragte sie eine etwa 20-köpfige Kommission für ein Neubauprojekt. Zu den Mitgliedern gehörten beispielsweise der Steinbruchbetreiber, der Revierförster, der Leiter des hiesigen Seilbahnunternehmens und ein Angestellter des Valserwasser-Abfüllunternehmens. Das Komitee hatte keine konkreten Vorstellungen über Form und Funktion des Gebäudes, sondern erteilte nur den Auftrag, dass die Therme genau auf den bisherigen Quellenfassungen zwischen den bestehenden Gebäuden aus den 1960er Jahren errichtet werden sollte und dass die Aussicht aus den bestehendem Hotelkomplex nicht durch den Neubau beeinträchtigt werden durfte.[2]
Die Kommission schrieb 1986 einen Projektwettbewerb für den Neubau aus, den schliesslich der Architekt Peter Zumthor gewann. Sein Vorschlag sah nicht nur ein neues Bad, sondern auch ein neues Viersternehotel vor.[10] Trotzdem musste er in den späten 1980er Jahren die Pläne komplett überarbeiten, da sehr viele Wünsche und Anforderungen an den Betrieb und die Organisation noch berücksichtigt werden mussten. Die geplanten Kosten stiegen so auf 44 Millionen Franken und überstiegen die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde.[6]
1990 erteilte Vals den Auftrag für ein eigenständiges Thermalbad (Solitär genannt) ohne zusätzliches Hotelgebäude.[6] Diese Lösung kostete die Hälfte der ursprünglichen Summe (22 Millionen Franken). Die Anpassungsarbeiten benötigten weitere 2,4 Millionen Franken. Die Gemeinde übernahm zwölf Millionen Franken und musste für zwei weitere bürgen. Für den Rest kam der Bund, der Kanton, die Graubündner Kantonalbank, die Schweizerische Kreditanstalt und die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit auf. Am 18. März 1994 stellte Peter Zumthor sein Projekt im Detail bei einer Gemeindeversammlung vor. Am 14. Dezember 1996 konnte die neue Therme mit einem grossen Volksfest und viel geladener Prominenz eingeweiht werden.[1]
Architektur der Therme
Der Architekt hatte den Auftrag, die Therme direkt am Ort der Quellfassungen zu bauen, und zwar innerhalb des Gebäudekomplexes aus den 1960er Jahren. Peter Zumthor entschied sich, nicht die bestehenden Häuser als Vorbild zu nehmen, sondern ein Gebäude zu entwerfen, das mit der Geologie und Topografie der Umgebung in Verbindung steht. So sollte der Neubau den Eindruck erwecken, als gehörte er schon viel länger in den Ort als die angrenzenden Gebäude. Peter Zumthor entwickelt für ein Bauprojekt stets ein «starkes Bild», das er als erste naive räumliche Vorstellung des Baues beschreibt und dann zu einer komplexen Architektur weiterentwickelt. Ausgehend von ersten Vorstellungen über römische, auch türkische Badekultur – Zumthor nennt das Rudas-Bad in Budapest von 1566 als Inspirationsquelle – entwickelte er für die Therme das Leitbild «Felsblöcke stehen im Wasser», die Vorstellung eines Steinbruchs, aus dem einzelne Blöcke herausgeschnitten wurden und so, zwischen den übereinander gestapelten und herausgeschnittenen Blöcken, Kavernen entstehen. Die Blöcke tragen tischplattenartige Dachpartien, die sich zu einem Dach fügen. Schliesslich vergingen drei Jahre, bis aus diesem Bild konkrete Architektur wurde. Das Gebäude erscheint heute wie ein poröser, ausgehöhlter Stein.[2][11] Als weitere Vorbilder für die endgültige Architektur der Therme dienten schliesslich Formen, die sich in den Alpenregionen und im speziellen rund um Vals finden lassen. Beispiele dafür sind die vielen Steinmäuerchen und Felsköpfe, aber auch zeitgenössische Ingenieurbauten der Alpen, Lawinenschutzgalerien und die begehbaren Hohlräume für die Wartung und die Kontrolle in der nahegelegenen Zervreila-Staumauer.[6]
Die Therme ist durch einen unterirdischen Gang mit dem Hotelkomplex verbunden und nur durch diesen erreichbar. Sie steht auf einem rechteckigen Areal und ist ein Stück weit in den Berg eingelassen. Das Gebäude teilt sich auf in eine Badeebene oberhalb und eine Therapie- und Betriebsebene unterhalb. Die Blöcke, die jeweils eine ebenfalls horizontale Dachplatte tragen und aneinander gestellt die gesamte Therme zusammensetzen, sind jeweils durch Fugen in Boden und Decke voneinander getrennt. Diese Fugen sind einerseits statisch notwendige Bewegungsfugen und ermöglichen anderseits durch den Einfall von Tageslicht das Lichtspiel in der Therme. Die mit Dachplatten erweiterten Blöcke bilden mittels ihrer Zwischenräume ein Raumkontinuum und gliedern sich um zwei unterschiedlich grosse Becken. Das Zentralbad befindet sich im Zentrum von Blöcken innerhalb der Gebäudehülle, deren Abschluss durch die zurückgesetzt in die Höhlungen gestellten Glasfassaden erreicht wird. Das grössere Aussenbad öffnet sich auf einer Terrasse dem Talschluss hin und auch zum Himmel. Der Besucher, nachdem er durch die Trinkhalle und den Umkleideräumen das eigentliche Bad betreten hat, nimmt von einer dortigen Steingalerie einen individuellen Rundgang, da er verschiedenartig und nach eigenen Vorlieben von Block zu Block wandern und so das Bad auf seine eigene Weise erleben kann.[2][6] Zumthor spricht von seinem Bad nicht von einem Erlebnisbad, denn er assoziiert dieses mit vielen Röhren, Düsen und Rutschen, sondern bezeichnet es selbst als «Erfahrungsbad». Ebenso wollte er nicht die Natur mit realistisch wirkenden Wasserfällen oder Grotten nachahmen, denn er glaubt, dass das Wesen der Natur nicht nachbildbar sei. Er wollte das Baden auf das Wesentliche reduzieren und so einfache Sinneseindrücke hinterlassen. So empfindet der Gast beispielsweise in je einem Block den Eindruck des heissen oder kalten Wassers auf der Haut, in einem anderen nimmt er das Geräusch von tropfendem Wasser wahr.[11][2]
Konstruktion
Fünfzehn Quader (Blöcke) von fünf Metern Höhe, die je eine drei bis fünf Meter breite und sechs bis acht Meter lange Grundfläche aufweisen, bilden die Therme. Die Quader besteht zwiebelartig aus mehreren Schichten. Der Kern bildet ein «Betonhäuschen», das in einem einzigen Guss aus eingefärbten Beton gefertigt wurde. Dann folgt eine Ummantelung aus extrudierten Polystyrol-Hartschaum für die feuchtigkeitsresistente Wärmedämmung und schliesslich wurde der Block mit dem charakteristischen Verbundmauerwerk aus Valser Gneis abgeschlossen. Jeder Block trägt jeweils eine Dachpartie aus Beton, die manchmal bis zu sechs Meter auskragt. Da die darunterliegenden Blöcke kleiner sind als die Dachplatten, entstehen Zwischenräume und das Bad wird begehbar. Die Blöcke bilden gleichzeitig auch die Fassade des Gebäudes. Stahlkabel stabilisieren die überragenden Dachplatten aus Beton. Sie sind an Spannstangen innerhalb des Blockes befestigt, die die Spannung vertikal in den Boden ableiten. Die Kabel und Spannstangen auf dem Dach und in den Seitenwänden wurden schliesslich komplett in Beton eingegossen. Die Dachpartien bilden ein komplettes Dach, ohne sich gegenseitig zu berühren, sondern haben einen Abstand von ungefähr acht Zentimetern. Die dadurch entstandenen Lichtfugen sind mit Glas abgedeckt und werden im Winter beheizt, so dass selbst bei schneebedecktem Dach immer noch Licht ins Bad einfallen kann. Nur die Platte des Zentralbades mit den sechzehn Fenstern aus blauem spanischen Glas, das an Murano-Glas erinnert, muss von den anliegenden Dachplatten gehalten werden. Oberhalb eines jedes Fensters steht eine glockenblumenförmige Lampe, damit am Abend und in der Nacht ebenfalls blaues Licht ins Zentralbad einfällt. Die Dachplatten sind extensiv mit Gras bepflanzt und integrieren sich so in die Landschaft.[2][6]
Das Verbundmauerwerk der Blöcke wird durch 60.000 auf einen Meter Länge geschnittene Steinplatten aus Valser Gneis (metamorphes Gestein aus Feldspat, Quarz und Glimmer) gebildet. Der Gneis wird traditionellerweise für die Dachziegeln der Häuser in der Umgebung eingesetzt und ist auch heute noch die vorgeschriebene Bedachung der Valser Häuser. Er zeichnet sich durch hohe Bruchfestigkeit, Frostbeständigkeit, Abriebfestigkeit und seiner Toleranz für grosse Temperaturschwankungen aus. Der Gneis besteht aus sogenannten «Augen» aus einzelnen Mineralien, um die sich das Grundgewebe herumgelegt hat und schliesslich durch den Druck der Kontinentalverschiebung verformt wurden. Die unterschiedlich dicken Steinplatten wurden von Hand aufeinander geschichtet, wobei die Dicke einer Schicht sich auf gleicher Höhe durch das ganze Gebäude zieht. Für den Betrachter erscheint die Abfolge der Plattendicken zufällig. Da aber die einfache Bauweise ermöglicht werden musste, besteht die Aussenschicht aus einer Abfolge von je drei Platten, die zusammen 15 Zentimeter ergeben.[2][6][11]
Badeebene
Peter Zumthor sagt, dass er an konkreter Architektur mit Räumen einer bestimmten Präsenz und Stimmung interessiert sei. Die Räume sind dann umgeben von bestimmten Materialien und das Gehäuse sei wie ein Instrument. So ist auch in der Therme jeder Block der Badeebene hohl und schafft mit seinem individuellen und sinnlich erfahrbaren Innern einen Kontrast zu seiner harten, massiven und geometrischen äusseren Form. Der Besucher erlebt in den Blöcken eine Begegnung mit dem Wasser (beispielsweise durch Duschen, Trinken, Wasserbäder in verschiedenen Temperaturen oder durch Dampfbäder) oder hat die Möglichkeit zur Entspannung und Erholung (Liegen, Klangbäder oder Massage).[2]
Der Besucher gelangt durch einen bergseitig gelegenen Eingang in die Therme. Die Therapieebene kann durch eine Abzweigung rechter Hand und eine Treppe nach unten erreicht werden. Die gehbehinderten Besucher finden bei dieser Abzweigung zwei speziell eingerichtete Garderoben und eine behindertengerechte Toilette. Zweigt der Besucher nicht ab, sondern geht durch die Drehkreuze, so geht er an einem Boudoir vorbei und findet sich in einem Gang (Trinkhalle) wieder. Fünf Brunnen (Tropfsteine) zieren die rechte Wand dieses Flurs. Aus ihnen fliesst eisenhaltiges Mineralwasser, das den grauen Gneis und den Fussboden kupfrig einfärbt. Linker Hand sind zwei Männergarderoben, zwei Frauengarderoben und eine für Familien untergebracht. Die Garderoben sind mit schwarzen, ledrigen Vorhängen von der Trinkhalle und vom Badebereich abgetrennt. Die Kästen haben rote, mahagonihölzerne, glänzende Türen und bilden zusammen die Wandschalung. In der Mitte der Garderobe befindet sich eine mit schwarzem Leder bezogene Sitzcouch. Ebenso hat es zwei Umkleidekabinen.[6]
Nach den Garderoben und der Trinkhalle folgt der Toiletten- und Duschbereich. In gleicher Richtung folgt ein Gang zu den zwei Schwitzsteinen (Dampfbäder). Der Toilettenbereich befindet sich in der Mitte zwischen den zwei nach Geschlechtern getrennten Duschkammern. Die Duschkammern haben sechs Zellen mit fünf Duschen und einer Fussdesinfektionsanlage. Die Wand der Duschkammer ist schwarz und der Fussboden besteht aus einem ungeschliffenen Terrazzo-Boden aus Kieselsteinen.
Geht der Besucher nun weiter an der Längsseite des Gebäudes entlang, so findet er sich in einem Gang wieder, der demjenigen der Garderobe gleicht. An der rechten Wand hängen auch hier drei kupferfarbene Tropfsteine. Linker Hand befinden sich zwei Eingänge zu den Dampfbädern. Das hintere Dampfbad ist ein Nacktbereich. Jeder Schwitzstein hat einen Eingangsraum mit zwei Duschen. Nach dem Duschraum folgen drei gleich grosse schwarze Kammern, die nur von einem fahlen Oberlicht beleuchtet werden. Die Kammern sind hintereinander angeordnet und mit einem schwarzen Vorhang abgetrennt. Jede Kammer hat links und rechts einen schwarzen Sitz- oder Liegestein, der mit Kaltwasser aus einem schwarzen Schlauch gekühlt werden kann. Im letzten Raum steht der messingfarbene Dampfgenerator; die drei Kammern werden von hier in Richtung Duschraum abnehmend stark mit Dampf durchflutet.[6]
Um in den Bäderbereich zu gelangen, kann der Badegast eine Treppe unmittelbar nach den Umkleidekabinen und dem Duschbereich heruntersteigen. Am Ende dieser Treppe auf der linken Seite liegt der Eingang in das 35 °C warme Klangbad. Das Bad wird auch Resonanzraum, Quellgrotte, Ruhegrotte oder einfach Grottenbad genannt. Um in den eigentlichen Resonanzraum zu kommen, muss der Besucher im Wasser zuerst zweimal um eine Ecke gehen und dann durch einen schmalen und niedrigen Gang waten. Der Resonanzraum hat eine quadratische Grundfläche mit einer Breite von 2,6 Meter. Aufgrund dieser relativ kleinen Grundfläche, kommt die Höhe des fünf Meter hohen Innenraum besonders zur Geltung. Die Wände im Raum bestehen im Gegensatz zu den Wänden der sonstigen Bereiche, nicht aus geschichteten gefrästen Gneisplatten mit einer glatten Seitenfläche, sondern aus geschichteten gebrochene Platten. Er wirkt deshalb sehr grottenhaft. Die Wände wirken durch die ungeraden Bruchlinien einerseits natürlich, andererseits aufgrund ihren exakten horizontalen Aufschichtung wieder sehr künstlich. Das Licht kommt von unten innerhalb des Wassers und so wirft die bewegte Wasseroberfläche ein dynamisches Muster an die Wände. Die Wände haben zum Anlehnen oder Festhalten ein Messinggeländer knapp oberhalb der Wasserlinie. Der Raum hat eine eigene Akustik, die Klänge (beispielsweise das Summen der Besucher) verstärkt, verändert und delokalisiert und erinnern an Klangschalen oder Alphörner.[6]
In der Mitte des Innenbereichs der Therme befindet sich das auf jeder Seite durch Treppen zugängliche, 32 °C warme Zentralbad mit den sechzehn blauen Prismen in der Decke. Das Becken besteht wie die Wände aus Gneisplatten und hat wie sämtliche Bäder der Therme eine Beleuchtung innerhalb des Wasserbeckens, so dass der Besucher sich stets Richtung Licht bewegt, wenn er ins Wasser einsteigt. In den Blöcken um das Zentralbad herum sind in einer Windrad-Anordnung das Kaltbad (14 °C), das Blütenbad (33 °C), der Duschstein mit drei unterschiedlichen Duschen und der Klangstein angeordnet. Das Kaltbad befindet sich in einem relativ kleinen Block und hat eine blaue Wand, die so den Temperatureindruck des Wassers farblich widerspiegelt. Der Boden des Beckens ist ein glatter Terrazzoboden. Im Blütenbad schwimmen die Kronenblätter von gelben Ringelblumenblüten. Es braucht täglich zwei bis drei Handvoll. Die Wände oberhalb des Wasserspiegels sind schwarz gefärbt und im Wasserbecken weiss. Die Farbkombination gibt den Blütenblättern noch zusätzliche Geltung. Im Eingangsbereich befindet sich eine Dusche, so dass sich Besucher von allfälligen Blütenblättern auf der Haut befreien können.[6]
Auf der Grenze des Aussen- und Innenbereich befinden sich das 42 °C warme Feuerbad und der Trinkstein. Im Innenraum zur Front hin befinden sich zwei Ruheräume sowie ein Massageraum. Das Feuerbad erinnert aufgrund seiner hohen Wassertemperatur an ein japanisches Onsen. Die Wände sind passend rot gefärbt. Wie das Kaltbad hat es einen glatten Terrazzo-Boden. Um die Strecke zum Abkühlen der Besucher nach dem Feuerbad gering zu halten, befindet sich der Eingang des Kaltbades unmittelbar gegenüber. Im Trinkstein ist ein Raum verborgen, der mit einer Treppe erreicht werden kann. Die Wände bestehen aus etwa ein Kubikmeter grossen Steinquadern, die auf der in den Innenraum zugewandten Seite poliert, aber an den Rändern gebrochen wurden. Die Quaderflächen zeigen die verschiedenen Muster, Schimmerungen und Grautöne des Gneises. Die Blöcke werden voneinander mit etwa zehn Zentimeter grossen Messingblöcken auf Distanz gehalten. Auf der Wand, die dem Aussenbecken zugewandt ist, ist zwischen den Blöcken eine Messingröhre angebracht und aus ihr fliesst das Wasser der Neubohrung der St. Petersquelle in einem kontinuierlichen Strahl nach unten in ein kleines Abflussbecken im Boden. Um dieses Becken herum befindet sich ein Geländer mit angehängten und angeketteten Messingbechern. Diese können verwendet werden, um das Wasser aufzufangen und zu trinken. Das Wasser ist ungefiltert und hat im Gegensatz zum Wasser aus der Flasche einen eisenhaltigen Geschmack.[6]
Zum Aussenbereich gelangt der Badegast auf zwei Arten: Entweder steigt er rechts neben dem Feuerbad über einen Einstieg direkt in das Aussenbecken oder er geht durch eine Türe zuerst auf das Aussenplateau. Dort ist in einem Block ein Duschraum mit zwei Duschen untergebracht und in einem weiteren Block ein Ruheraum. Eine Treppe führt auf den Liegestein mit mehreren Holzliegen. In der Mitte des Aussenbereichs zwischen hohen Wänden findet der Gast das Aussenbad. Es scheint in das Gebirge eingelassen worden zu sein. Mit der Steininsel in der Mitte wirkt es wie ein Naturbecken.[2] Zwei Einstiege säumen die Steininsel, die im Sommer als zusätzliche Liegefläche dient. Wasser wird durch drei grosse Messinghähne (Massageduschen) ins Becken eingelassen. Die Temperatur des Wassers im Aussenbecken wird abhängig von der Jahreszeit geregelt. Im Sommer ist es leicht kühler (30 °C und 33 °C) als im Winter (36 °C).[6]
Zu Beginn fehlte der Therme eine öffentliche Uhr, weil Peter Zumthor die alltägliche Dominanz der Zeit nicht in seiner Therme haben wollte. Der Auftraggeber wollte aber unbedingt eine Uhr und so gab der Architekt nach und liess zwei Uhren fertigen, die je am Ende einer etwa ein Meter langen, vertikal in den Boden eingelassenen Messingstange montiert wurden. Sie haben einen Durchmesser von einer Taschenuhr. Die eine Stange steht beim Duschbereich beim Eingang zur Trinkhalle und die andere neben der Türe zum Aussenbecken.[2] So sollen sie unaufdringlich wirken und ähneln den Messinggeländer innerhalb des Bades.
Therapie- und Betriebsebene
Die Therapieebene weist Warte- und Ruhezonen auf. Zur Ausstattung an Räumlichkeiten an der vorderen Fassade mit Blick nach aussen gehört ein Raum für die Heilgymnastik und ein Raum für Unterwassermassage. Fünf Räume sind für klassische Massage eingerichtet. Es gibt einen Raum für das Streckbrett, sowie vier Räume für eine Fangobehandlung und eine Fangoküche. Zwei Räume sind mit Medizinalbädern (Sprudelbäder) ausgestattet. Die restlichen Räumlichkeiten sind im Gebäudeinnern und haben keine Fenster. In einem separaten Raum wird Inhalationstherapie angeboten und in einem weiteren Raum befindet sich ein 36 °C warmes Bewegungsbad.[6]
Die ganzen restlichen Räume dieser Ebene gehören zur Organisation und zum Betrieb der Therme. Es gibt Toiletten, eine Teeküche, ein Wäschelager, einen Putzraum, Aufbewahrungsräume für Chemikalien, die Technik für das Blütenbad und das Feuerbad, die Elektrozentrale, die Sanitärverteilung, die Lüftungszentrale, Ozonaufbereitung und Lagerung der Kohlensäure sowie ein Frischwasser- und ein Abwasserreservoir.[6]
Vergleich mit einem römischen Bad
Die deutsche Kunsthistorikerin Katja Marek vergleicht die Therme Vals mit einem römischen Bad. Die Therme Vals hat viele Analogien, aber auch Unterschiede zur römischen Badekultur, wie sie in der Gegend der heutigen Schweiz, beispielsweise beim Bad auf der Berner Engehalbinsel, vorzufinden war. Die römischen Bäder bestanden aus einem Warmbad (Caldarium), einem Schwimmbecken (Piscina), einem Durchgangsraum (Tepidarium) und einem Kaltbad (Frigidarium). Ebenso waren verschiedene Räume für die Garderobe, Aufenthalts-, Ruhe- und Massageräume vorhanden. Die Räumlichkeiten und das Badewasser wurden durch einen Hypokausten (einer Bodenheizung) erwärmt. Die Thermen hatten meist nach Süden oder Südosten ausgerichtete Fenster. Die flankierenden Ruhe- und Massageräume, sowie die Fensterfront sind mit der heutigen Therme Vals vergleichbar. Ebenso die gegenüberliegenden Kalt- und Warmwasserbecken, die durch einen kurzen Gang getrennt sind, entsprechen der römischen Badekultur. Auch dort waren die beiden Becken durch einen kurzen beheizten Wendelgang verbunden. Unterschiede zeigen sich aber in architektonischer Hinsicht, dass keine Bäderfolge vorgeschrieben ist. Die römischen Thermen hatten meist einen axialsymmetrischen Aufbau und dadurch eine gegebene Abfolge der Spezialbäder.[12]
Hotelkomplex
Der Hotelkomplex besteht aus einem Haupthaus mit 40 Zimmern, sowie das mit dem Haupthaus verbundene Haus Selva und den Aussenhäusern Tomül und Zerfreila mit zusammen 100 Zimmern.[13]
Das halbrunde Haupthaus aus den 1960er Jahren besitzt 40 von Peter Zumthor individuell ausgestattete Zimmer mit Blick auf die Therme und ins Tal. Die Zimmer werden Provisorien genannt und zu ihrer Grundeinrichtung gehören von Peter Zumthor entworfene schwarze Schleiflackmöbel. Die weitere Möblierung ist bei den einzelnen Zimmern unterschiedlich. Es hat Möbel beispielsweise von Eileen Gray, Mies van der Rohe, Le Corbusier oder Jasper Morrison. In jedem Zimmer hängen Vorhänge aus Seide, die farblich auf den Teppich abgestimmt sind und sich in der Farbe von den anderen Zimmereinrichtungen unterscheiden. Die Bettanzüge sind aus Leinen. Im Haupthaus befindet sich der nach Peter Zumthors Entwurf renovierte und möblierte Rote Saal für das Morgen-, Mittag- und Abendessen. Es gibt täglich Sechsgangmenüs von Küchenchef Urs Dietrich, der mit 15 Punkten des französischen Gastroführer Gault-Millau und mit AA vom schweizerischen Gastroführer Guide Bleu ausgezeichnet wurde. Entlang des Roten Saal befindet sich die Terrasse. Neben dem Roten Saal befindet sich die Lobby Blaue Halle, die eine Bar beinhaltet und für musikalische Darbietungen genutzt wird. Das Haupthaus ist mit der Therme über eine Treppe und einen Lift verbunden.[13][14]
Das siebenstöckige 1960er Jahre Haus Selva ist mit einer doppelstöckigen Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden. Im siebten Stock erreicht man den Blauen Saal des Hauptgebäudes und im sechsten Stock die Therme. Zwanzig Zimmer wurden von Peter Zumthor neu gestaltet. Sie werden Selva Stucco genannt und es gibt sie in einer blauen, gelben, grünen, roten und schwarzen Ausführung. Zu den Charakteristiken gehört ein dunkler Parkettboden und eine offene Dusche mit einem Travertin-Boden, die Richtung Schlafraum geöffnet ist. Die Bettanzüge sind aus Satin. Die Zimmer sind ebenfalls mit Gegenständen bekannter Designer (beispielsweise Verner Panton) ausstaffiert.[13][14]
Das Haus Zerfreila befindet sich südlich des Thermalbads und ist mit einem Weg mit der Therme verbunden. Im Erdgeschoss im Hof befinden sich der Souvenirladen der Therme, ein Coiffeurladen und der Eingang zum Restaurant Chessi.[13][15] Im Hof steht ein Brunnen mit einer Stele aus Gneis.
Das neunstöckige Haus Tomül aus den 1970er Jahren hat kleine Appartements mit einer schiffskojenartigen Einrichtung und jeweils einer kleinen Küche.[16]
Zu den Aussenbetrieben der Hotel Therme gehört das Bergrestaurant Gadastatt mit einer Sonnenterrasse. Es kann mit der Gondelbahn erreicht werden und befindet sich 1805 Meter über Meer in einem Wandergebiet am Dachberg. Die Flee Bar in der Talstation der Gondelbahn ist nur im Winter geöffnet und bietet Abendunterhaltung.[14]
Rezeption
Über die neue Therme in Vals wurde schon während des Bauens ausführlich berichtet und so strömten bereits kurz nach der Eröffnung etliche Bade- und Architekturtouristen aus dem In- und Ausland in das Bad. Strichen die meisten Zeitungsberichte nach der Eröffnung die positiven Seiten der Therme heraus, wie beispielsweise das aufs Wesentliche reduzierte Baden oder die besonderen Sinneserlebnisse, so wurde manchmal auch die durch den massiven Besucherstrom oft überfüllte und teilweise sehr lärmige Therme kritisiert und die Ruhe und Besinnlichkeit vermisst.[17][18]
Peter Zumthor erhielt 1998, zwei Jahre nach der Eröffnung der Therme Vals, den Kulturpreis des Kantons Graubünden mit einem Wert von 15'000 Schweizer Franken. Dabei würdigte die Kulturförderung Graubünden sein architektonisches Schaffen, «das sich durch seinen hohen, kompromisslosen Qualitätsanspruch in formaler, gestalterischer und ideeller Hinsicht auszeichnet, sowie seiner Lehrtätigkeit, die zum internationalen Ruf der gegenwärtigen Bündner Architektur beigetragen hat».[19] Im gleichen Jahr stellte die Regierung des Kantons die Therme unter Denkmalschutz, was die Gemeinde Vals als Auszeichnung betrachtete.[20] Ebenso wurde die Therme 1998 als Kulisse für das Musikvideo zum Lied Every Time von Janet Jackson aus ihren Album The Velvet Rope verwendet.
Literatur
- Sigrid Hauser, Helene Binet, Peter Zumthor: Therme Vals. Scheidegger & Spiess, 2007. ISBN 978-3-85881-181-3
- Katja Marek: Nationale Identität und Schweizer Heimeligkeit made by Peter Zumthor. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, S. 76-77
- Üse Meyer, Ulrike Schettler, Reto Westermann: Architektur erwandern. Werd Verlag, Zürich, 2007. ISBN 978-3-85932-605-7
- Duri Blumenthal, Armin Caduff, Curdin Casualta, Peter Schmid: Kulturführer – Val Lumnezia und Vals. Fundaziun da cultura Val Lumnezia, Domat-Ems, 2000.
Weblinks
- Commons: Therme Vals – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Homepage der Therme Vals
- Thermalbad in Vals
- Kulturplatz vom 14. April 2009, Zeitgenössisches alpines Bauen
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Peter Rieder, Vals – Enges Tal, Weite Welt, Terra Gruschuna AG, Chur, 2009, ISBN 978-3-7298-1160-7
- ↑ a b c d e f g h i j Richard Copans, Dokumentarfilm: Les thermes de pierre, ARTE France, Centre Pompidou, 2001
- ↑ Website der Therme Vals, Fakten. Abgerufen 31. August 2010
- ↑ Gemeindewebsite Vals, Hoteba-Kommission. Abgerufen 31. August 2010
- ↑ Jörg Krummenacher, Valser Wirren. Neue Zürcher Zeitung, 16. Februar 2010, Nr. 38, Schweiz, S. 8
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Sigrid Hauser, Helene Binet, Peter Zumthor: Therme Vals. Scheidegger & Spiess, 2007, ISBN 978-3-85881-181-3
- ↑ a b Peter Schmid, in: Stein und Wasser, Hauszeitung Hotel Therme, 2006
- ↑ a b Peter Hartmann, Mineralwasservorkommen im nördlichen Bündnerschiefergebiet mit Schwerpunkt Valsertal, Dissertation, 1998
- ↑ a b c d Kur- & Badanstalt, Therme in Vals, Direction: Philipp Schnyder, Werbeprospekt aus dem Jahr 1893
- ↑ H. Adam, Die Felsentherme in Vals von Peter Zumthor. Neue Zürcher Zeitung, 14. Dezember 1996, Feuilleton, S. 45
- ↑ a b c Kulturplatz vom 14. April 2009, Zeitgenössisches alpines Bauen
- ↑ Katja Marek: Nationale Identität und Schweizer Heimiligkeit made by Peter Zumthor, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, S. 76-77
- ↑ a b c d Hotel Therme Vals, Offizieller Webauftritt, abgerufen 10. August 2009
- ↑ a b c Hotel Therme Vals, Informationsflyer Informationen und Preise 2009|2010.
- ↑ Homepage der Interessensgemeinschaft der Häuser Selva, Zerfreila und Tomül, Informationen Haus Zerfreila, abgerufen 10. August 2009
- ↑ Homepage der Interessensgemeinschaft der Häuser Selva, Zerfreila und Tomül, Informationen Haus Tomül, abgerufen 10. August 2009
- ↑ Karin Huber Therme Vals oder die Leichtigkeit des S(t)eins, Neue Zürcher Zeitung, 3. Januar 1997, Tourismus, S. 18
- ↑ Karin Huber, Sinneserlebnisse ertrinken im Menschenstrom. Neue Zürcher Zeitung, 28. August 1997, Tourismus, S. 69
- ↑ Website der Kulturförderung Graubünden. Liste der Preisträger des Bündner Kulturpreis seit 1969. (PDF-Datei; 180 KB)
- ↑ Neue Zürcher Zeitung, Felsen-Therme bereits unter Denkmalschutz. 17. November 1998, Inland, S. 14
Koordinaten: 46° 37′ 19,2″ N, 9° 10′ 51,6″ O; CH1903: 733441 / 164898