Ernst Jakob Henne

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Ernst Jakob Henne 1983
Henne (im Hintergrund) zusammen mit seinen Rennfahrer-Kollegen Paul Köppen, Toni Bauhofer und Ecker (v. l. n. r.) 1930
Motorradfahrer-Denkmal (1939) von Max Esser in Berlin. Ernst Henne auf BMW, im Hintergrund der Berliner Funkturm

Ernst Jakob Henne, genannt „Schneller Henne“ (* 22. Februar 1904 in Weiler im Allgäu; † 22. Mai 2005 auf Gran Canaria, Spanien) war ein deutscher Motorrad- und Automobilrennfahrer und Unternehmer.

Ernst Jakob Henne war viertes Kind des Sattlermeisters Jakob Henne. Mit fünf Jahren Vollwaise, wuchs er bei einer Bauernfamilie auf. Im Jahr 1919 begann Henne eine Lehre zum Kraftfahrzeugmechaniker und erwarb mit 15 Jahren in Ravensburg den Motorrad-Führerschein. Vier Jahre später machte er sich als Zweiradmechaniker in München selbstständig und baute zusammen mit seiner Frau die Motorrad- und Automobilwerkstatt mit der Zeit zu einem großen Unternehmen mit über 500 Beschäftigten aus.[1] Im selben Jahr (1923) entschloss er sich beim Besuch eines Sandbahnrennens in Mühldorf am Inn spontan zur Teilnahme und belegte auf einer geliehenen Megola-Maschine den dritten Platz. Sein erstes Rennen gewann er als Tagesschnellster am 28. Juni 1925 beim Burrenwald-Bergrennen auf einer 350er Astra. Nach weiteren Rennerfolgen wurde BMW auf Henne aufmerksam und verpflichtete ihn 1926 als Werksfahrer. In den folgenden Jahren war Henne einer der erfolgreichsten deutschen Motorradrennfahrer auf der Straße und im Gelände. Unter anderem wurde er 1926 Deutscher Meister in der 500-cm³-Klasse, 1927 Deutscher Meister in der 750-cm³-Klasse und 1928 Sieger der Targa Florio motociclistica auf Sizilien.

Von 1933 bis 1935 war Ernst Jakob Henne Mitglied der deutschen Mannschaft bei der Internationalen Sechstagefahrt. Mit den Teamkollegen Josef Stelzer, Wiggerl Kraus und Josef Mauermayer bzw. Sepp Müller gewann er dabei dreimal die Trophy-Wertung.

Ab 1934 fuhr Henne auch Automobilrennen, zunächst für Mercedes, ab 1935 für BMW. 1936 gewann er beim Eifelrennen auf dem Nürburgring mit dem Prototyp des BMW 328 die Klasse der Sportwagen bis 2 Liter Hubraum und 1937 in Chimay und Bukarest. Ab 1929 unternahm Ernst Jakob Henne für BMW zahlreiche Motorrad-Weltrekordversuche. Seinen ersten offiziellen Geschwindigkeits-Weltrekord stellte er auf einer BMW WR 750 am 19. September 1929 mit 216,75 km/h über die Meile mit fliegendem Start auf. In den Jahren 1929 bis 1937 folgten insgesamt 76 Geschwindigkeits-Weltrekorde, zuletzt am 28. November 1937 mit 279,5 km/h auf einer vollverkleideten BMW 500 Kompressor. Diese Bestleistung wurde erst 14 Jahre später, im April 1951, von Wilhelm Herz überboten. Nach diesem letzten Rekord zog sich Henne vom aktiven Motorsport zurück.

Henne war einer der erfolgreichsten Motorradsportler in der Motorsport-Geschichte und wurde in den 1930er Jahren mit Sportstars wie Max Schmeling, Gottfried von Cramm, Rudolf Harbig oder den Motorsportlern Rudolf Caracciola, Manfred von Brauchitsch und Bernd Rosemeyer in einem Atemzug genannt.

In Meckenbeuren verhalf Ernst Henne drei Bürgern der Gemeinde zur Entlassung aus der Gestapo-Haft.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Ernst Hennes Betrieb ab 1948 zum „Großvertreter der Daimler Benz AG“ in München und damit einer der größten Fahrzeug-Händler Deutschlands.[1] Im Jahr 1991 gründete er mit einem beträchtlichen Teil seines Vermögens die Ernst-Jakob-Henne-Stiftung zur Unterstützung schuldlos in Not geratener Menschen.

1996 zog er sich in den Ruhestand zurück. Sein Sohn Ernst Theodor Henne (seit 1987 fünfter Ehemann der Unternehmerin und Aga-Khan-Schwiegermutter Renate Thyssen-Henne) verkaufte die Firma Auto-Henne 1997 als eine der letzten selbstständigen Generalvertretungen in Deutschland an die DaimlerChrysler AG.

Henne wohnte zuletzt zurückgezogen auf Gran Canaria und verstarb am 22. Mai 2005 im Alter von 101 Jahren.

Erfolge
Rennsiege
Jahr Klasse Maschine Rennen Strecke
1926 500 cm³ BMW Eifelrundfahrt um Nideggen
500 cm³ BMW Rund um die Solitude Solitude
1927 750 cm³ BMW Kolberger Bäderrennen Kolberg
1928 500 cm³ BMW Targa Florio motociclistica Medio circuito delle Madonie
Vorkriegs-Grands-Prix-Ergebnisse
Saison Team Wagen 1 2 3 4 5 6
1934 NS-Staat Mercedes-Benz Mercedes-Benz W 25
DNS DNS DNF DNS
Legende
Farbe Bedeutung EM-Punkte
Gold Sieg 1
Silber 2. Platz 2
Bronze 3. Platz 3
Grün Klassifiziert, mehr als 75% der Renndistanz zurückgelegt 4
Blau nicht punkteberechtigt, zwischen 50% und 75% der Renndistanz zurückgelegt 5
Violett nicht punkteberechtigt, zwischen 25% und 50% der Renndistanz zurückgelegt 6
Rot nicht punkteberechtigt, weniger als 25% der Renndistanz zurückgelegt 7
Farbe Abkürzung Bedeutung EM-Punkte
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified) 8
Weiß DNS nicht gestartet (did not start)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
sonstige P/fett Pole-Position
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
DNF Rennen nicht beendet (did not finish)

Nach ihm wurde eine Straße in seinem Geburtsort Weiler im Allgäu und in Meckenbeuren benannt.

  • Steffen Ottinger: Rund um Zschopau. Die Geschichte einer Motorradgeländefahrt. 1. Auflage. Band 1. HB-Werbung und Verlag, Chemnitz 2004, ISBN 3-931770-49-4, S. 8, 13.
  • Steffen Ottinger: Rund um Zschopau. Die Geschichte einer Motorradgeländefahrt. 1. Auflage. Band 2. HB-Werbung und Verlag, Chemnitz 2011, ISBN 978-3-00-036705-2, S. 12 ff.
  • Steffen Ottinger: Internationale Sechstagefahrt 2012. Die Geschichte seit 1913. HB-Werbung und Verlag GmbH & Co. KG, Chemnitz 2012, ISBN 978-3-00-039566-6, S. 17–28.
  • Ernst Henne. Bilder aus dem Leben des Weltrekordfahrers. In: BMW (Hrsg.): BMW Blätter. Nr. 16. Klasing & Co. G.m.b.H., Berlin Februar 1933, S. 30 (PDF [abgerufen am 24. März 2018] Hausmitteilungen der Bayerischen Motoren-Werke A.G.).
  • Wolfgang Ebner: Mit siebzig hat man noch Träume – Ernst Henne zum 70. Geburtstag. In: Automobil und Motorrad Chronik. Schrader und Partner, November 1973, S. 28–29, 35.
Commons: Ernst Jakob Henne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ernst Henne Special. (PDF) In: Mobile Tradition. BMW AG, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2005; abgerufen am 24. März 2018 (Ausführliche biographische Würdigung zum 100. Geburtstag mit vielen Fotos).
  • „Schnellster Mann der Welt feiert seinen 100. Geburtstag“
  • Ernst Jakob Henne (D). www.motorsportmemorial.org, abgerufen am 14. Oktober 2020 (englisch).
  • Leif Snellman: Ernst Jakob Henne (D). www.goldenera.fi, 28. Juni 2023, abgerufen am 23. Mai 2024 (englisch).
  • „Hennes Weltrekordfahrten auf B.M.W“ in der Allgemeine Automobil-Zeitung vom 1. November 1929 (Österreichische Nationalbibliothek)
  • Ernst Jakob Henne. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 4. Dezember 2019 (Dossier zu Ernst Jakob Henne im BMW Group Archiv).
  • Website der Ernst Jakob Henne Stiftung

Einzelnachweise

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  1. a b Unsere Geschichte. In: Chronik. Daimler AG, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Februar 2014; abgerufen am 9. Februar 2014.
  2. Uli Wagner: Ernst Jakob Henne: Eine Legende wird 90. In: ACM-ECHO. Januar 1994.