Hellebrin

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Strukturformel
Strukturformel von Hellebrin
Allgemeines
Name Hellebrin
Summenformel C36H52O15
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 13289-18-4
EG-Nummer 236-303-1
ECHA-InfoCard 100.032.989
PubChem 441859
ChemSpider 390435
Wikidata Q3911725
Eigenschaften
Molare Masse 724,80 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

283–284 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300+310+330
P: 260​‐​262​‐​264​‐​270​‐​271​‐​280​‐​284​‐​301+310​‐​330​‐​302+352​‐​304+340​‐​320​‐​361+364​‐​403+233​‐​405​‐​501[3]
Toxikologische Daten

0,104 mg·kg−1 (LD50Katze, n. a.)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Hellebrin ist eine in verschiedenen Nieswurz-Arten vorkommende chemische Verbindung, die zu den Herzglykosiden vom Bufadienolid-Typ zählt.[5]

Im Hellebrin ist das steroidische Aglycon Hellebrigenin[S 1] glycosidisch mit Scillabiose,[S 2] einem Disaccharid aus D-Glucose und L-Rhamnose, verknüpft.[5]

Hellebrigenin unterscheidet sich in seiner Struktur nur geringfügig von k-Strophanthidin, in welchem statt des 6-gliedrigen Lacton-Rings ein 5-gliedriger Ring vorliegt.

Hellebrin kommt in der Natur als sekundärer Pflanzenstoff in verschiedenen Arten der Gattung Nieswurz (Helleborus) vor, insbesondere in den unterirdischen Pflanzenteilen. Es konnte beispielsweise in der Schneerose (Helleborus niger)[6] nachgewiesen werden; ferner in der Purpur-Nieswurz (Helleborus purpurascens), der Grünen Nieswurz (Helleborus viridis), der Orientalischen Nieswurz (Helleborus orientalis), in Helleborus odorus, Helleborus multifidus, Helleborus dumetorum, Helleborus cyclophyllus und Helleborus bocconei.[7]

Wie andere Bufadienolide und Cardenolide, die zusammen die Gruppe der Herzglykoside bilden, hat Hellebrin eine starke Wirkung auf die Funktion des Herzmuskels. Dabei wird die Schlagkraft gesteigert und die Herzfrequenz gesenkt, was bei ausreichend hoher Dosierung zum Tod führen kann. Die Giftwirkung beruht auf der Hemmung der Natrium-Kalium-ATPase.[8] Im Gegensatz zu anderen Verbindungen dieser Gruppe ist im Fall von Hellebrin die Wirkung des Aglycons stärker als die des Glycosids.[9] Aufgrund ihrer zytotoxischen Eigenschaften hemmen Hellebrin und Hellebrigenin in vitro das Wachstum von Krebszellen.[8]

Karl Damian von Schroff beschrieb 1859 eine kristalline Substanz aus Nieswurz-Extrakten, die er als Träger der „narcotischen“ Wirkung betrachtete.[10] 1865 gewannen August Husemann und Wilhelm Marmé zwei glycosidische Substanzen aus Helleborus niger und Helleborus viridis.[11] Eine davon identifizierten sie als das bereits von anderen Autoren beschriebene „Helleborin“, die andere nannten sie in Abgrenzung dazu „Helleborein“. Sie gingen davon aus, dass es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um die zuvor von Schroff beschriebene Substanz handelte. In ihren Versuchen an Katzen führte sie bereits in niedriger Dosierung zum Tod durch „Herzlähmung unter den Erscheinungen allmälig sich ausbildender Narcose“.[11]

1943 beschrieb Walter Karrer die Isolation eines reinen, herzwirksamen Glycosids aus der Pflanzendroge Radix Hellebori nigri, der getrockneten Wurzel der Schneerose.[6] Da er aus der Literatur über Helleborein schließen konnte, dass es sich dabei nicht um eine einheitliche, wohldefinierte Substanz handelte, wählte er, um „Verwechslungen und weiteren Verwirrungen vorzubeugen“[6], für die von ihm isolierte Verbindung die neue Bezeichnung „Hellebrin“.

Die Konstitution des Aglycons Hellebrigenin konnte 1949 ermittelt werden.[4] Die vollständige stereochemische Struktur wurde 1995 mittels NMR-spektroskopischer Untersuchungen aufgeklärt.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c Petra Muhr, Franz Kerek, Dieter Dreveny, Werner Likussar, Manfred Schubert-Zsilavecz: The Structure of Hellebrin. In: Liebigs Annalen der Chemie. Nr. 2, 1995, S. 443–444, doi:10.1002/jlac.199519950257 (englisch).
  2. C&L Inventory. Europäische Chemikalienagentur, abgerufen am 16. November 2024 (englisch).
  3. Safety Data Sheet. (PDF) Cayman Chemical, 19. April 2024, abgerufen am 16. November 2024 (englisch).
  4. a b J. Schmutz: Die Konstitution des Hellebrigenins. In: Helvetica Chimica Acta. 32. Jahrgang, Nr. 5, 1949, S. 1442–1452, doi:10.1002/hlca.19490320512.
  5. a b Thomas Kolter: Hellebrin. In: F. Böckler et al. (Hrsg.): Römpp (online), Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2018, RD-08-03484 (https://roempp.thieme.de/lexicon/RD-08-03484 [abgerufen am 16. November 2024])
  6. a b c Walter Karrer: Über Hellebrin, ein krystallisiertes Gykosid aus Radix Hellebori nigri. In: Helvetica Chimica Acta. 26. Jahrgang, Nr. 5, 1943, S. 1353–1367, doi:10.1002/hlca.19430260509.
  7. W. Wißner, H. Kating: Untersuchungen über die Hellebrinführung der Unterirdischen Organe von Helleborus-Arten. In: Planta Medica. 20. Jahrgang, Nr. 6, 1971, S. 344–349, doi:10.1055/s-0028-1099714.
  8. a b Laetitia Moreno y Banuls, Adriana Katz, Walter Miklos, Alessio Cimmino, Daniel M. Tal, Elena Ainbinder, Martin Zehl, Ernst Urban, Antonio Evidente, Brigitte Kopp, Walter Berger, Olivier Feron, Steven Karlish, Robert Kiss: Hellebrin and its aglycone form hellebrigenin display similar in vitro growth inhibitory effects in cancer cells and binding profiles to the alpha subunits of the Na+/K+-ATPase. In: Molecular Cancer. 12. Jahrgang, 2013, 33, doi:10.1186/1476-4598-12-33 (englisch).
  9. Eckehard Cuny: Bioactive Ingredients of Helleborus niger L. (Christmas Rose): The Renaissance of an Old Medicinal Herb—A Review. In: Natural Product Communications. 18. Jahrgang, Nr. 9, 2023, S. 1–23, doi:10.1055/s-0028-1099714 (englisch).
  10. Karl Damian von Schroff: Helleborus und Veratrum. In: Vierteljahresschrift für die praktische Heilkunde. Band 62, 1859, S. 49.
  11. a b August Husemann, Wilhelm Marmé: Ueber Helleborëin und Helleborin. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 135, 1865, S. 55–65, doi:10.1002/jlac.18651350108.
  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Hellebrigenin: CAS-Nr.: 465-90-7, EG-Nr.: 207-368-3, ECHA-InfoCard: 100.006.700, PubChem: 259577, Wikidata: Q76085451.
  2. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Scillabiose: CAS-Nr.: 40525-07-3, PubChem: 20056675, ChemSpider: 16739567, Wikidata: Q27276071.