Salino

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Salino
?
Salino (Polen)
Salino (Polen)
Salino
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowski
Gmina: Gniewino
Geographische Lage: 54° 41′ N, 17° 55′ OKoordinaten: 54° 41′ 0″ N, 17° 55′ 0″ O
Einwohner: 94 (2015[1])
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GWE



Salino (deutsch Saulin) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Gmina Gniewino (Landgemeinde Gnewin) und mit dieser zum Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).

Im Mittelalter war die Ortschaft ein Vorort des Landes Saulin, heute ist sie ein kleines Dorf mit etwa 100 Einwohnern.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 250 km östlich von Stettin und etwa 50 km nordwestlich von Danzig. Östlich des Dorfes liegt der Sauliner See.

Saulin, Kirchdorf, nordöstlich der Stadt Stolp (früher Stolpe geschrieben), nordnordöstlich der Stadt Lauenburg i. Pom. und ostsüdöstlich der Stadt Leba, auf einer Landkarte von 1794
Gutshaus aus dem 18. Jahrhundert (2010)

Aus der Frühgeschichte ist ein Slawischer Burgwall auf einer Insel im Sauliner See erhalten.

Im 13. Jahrhundert bildete Saulin den Vorort des Landes Saulin, das im Herzogtum Pommerellen bestand. Als der Deutsche Orden nach dem Vertrag von Soldin (1309) die Gegend in Besitz nahm, fasste er dieses Land Saulin und das östlich davon gelegene Land Belgard zur Vogtei Lauenburg, später Land Lauenburg, zusammen. Möglicherweise war Saulin im 13. Jahrhundert auch ein kirchlicher Mittelpunkt; jedenfalls wurde 1268 ein Propst von Saulin genannt.

Im Jahre 1344 wurde das Dorf Saulin mit der dort bestehenden Pfarrei durch den Hochmeister des Deutschen Ordens, Ludolf König von Wattzau, dem Heiliggeisthospital in Danzig verliehen. 1378 nahm der Orden Saulin gegen Entschädigung zurück, wies es aber 1384, zusammen mit dem benachbarten Dorf Groß Schwichow, erneut dem Heiliggeisthospital zu. Das Heiliggeisthospital hatte laufend Besitzstreitigkeiten, so um 1400 mit den Bauern von Saulin wegen der Fischerei auf dem Sauliner See.

Das Heiliggeisthospital verkaufte schließlich Saulin, ebenso wie Groß Schwichow, an die Adelsfamilien von Schwichow und von Enzow. Um 1500 kam Saulin auf ungeklärte Weise in den Besitz der Familie von Krockow, worüber es zu hundertjährigen Rechtsstreitigkeiten kam, in deren Verlauf sogar im Jahre 1513 die Krockows exkommuniziert wurden. Doch blieben die Krockows bis ins 17. Jahrhundert im Besitz von Saulin. 1658, anlässlich der Huldigung des Landes Lauenburg für den neuen brandenburgischen Landesherren, ist ein Christoph Bonin, alias Cunicki, als auf Saulin pfandgesessen genannt.[2]

Während der Reformationszeit wurde die Kirche von Saulin lutherisch. Zwar versuchte 1590 Bischof Hieronymus Rozdrazewski von Leslau, die Kirche zu rekatholisieren, doch konnte er sich damit nicht durchsetzen.

Um 1784 bestanden in Saulin 15 Haushalte („Feuerstellen“), der Ort war im Besitz eines Michael Ernst von Rexin. Später sind ein Oberstleutnant Ludwig von Rexin (1801) und ein Major Christoph von Rexin (1823) als Erbherren auf Saulin und Woedtke genannt.[3]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Saulin eine Flächengröße von 386 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 61 Einwohner.[4] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Saulin in die Landgemeinde Saulin eingegliedert.[5]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Saulin eine Flächengröße von 13,5 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 53 bewohnte Wohnhäuser an vier verschiedenen Wohnstätten:[6]

  1. Forsthaus Krausenwald
  2. Rexinhof
  3. Saulin
  4. Woedtke.

Um 1935 gab es am Wohnort Saulin unter anderem einen Gasthof, eine Sattlerei, eine Schmiede, eine Stellmacherei und eine Tischlerei.[7]

Saulin bildete bis 1945 eine Landgemeinde im Landkreis Lauenburg i. Pom. in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Saulin war Amtssitz des Amtsbezirks Saulin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde Hinterpommern zusammen mit Westpreußen und der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In Saulin begann danach die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Wohnungen gedrängt wurden. Saulin wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Salino‘ verwaltet. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Saulin vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 103 Kirchdorf, mit Wassermühle, adlige Besitzung[8][9]
1852 170 Dorf[10]
1925 381 darunter 373 Evangelische und sechs Katholiken[6]
1933 344 [11]
1939 325 [11]
Entwicklung der Einwohnerzahlen seit 1945
  • 2000: 080 Einwohner[1]
  • 2010: 098 Einwohner[1]
  • 2015: 094 Einwohner[1]
Kirche aus dem 19. Jahrhundert (2011), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Pfarrgemeinde Saulin

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das evangelische Gotteshaus von der polnischen Administration zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.

Kirchspiel bis 1945

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mit großer Mehrheit der evangelischen Konfession an. Das evangelische Kirchspiel war in Saulin. Der Bestand an Kirchenbüchern reichte bis 1738 zurück.[12]

Das katholische Kirchspiel war in Lauenburg i. Pom.

Polnisches Kirchspiel seit 1945

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist größtenteils katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem Pfarramt in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, das eine gottesdienstliche Außenstation in Lauenburg i. Pom. unterhält.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Kirchengebäude aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Darin Schnitzarbeiten von Paul Thiede um 1900.
  • Herrenhaus, Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert.
  • Saulin, Dorf und Rittergut, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Saulin (meyersgaz.org)
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 120–131 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 46–47 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann Ausfühhrliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1080, Absatz (78) (Google Books).
  • Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. 1912, S. 427–429 (ub.uni-greifswald.de).
  • Ernst Bahr, Klaus Conrad: Saulin. In: Helge Bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 12: Mecklenburg/Pommern (= Kröners Taschenausgabe. Band 315). Kröner, Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7, S. 267 f.
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 314.
  • Fritz Schulz: Chronik von Woedtke/Witków und Saulin/Salino. Hrsg.: MBR management Beratung, Dr. Hubertus Rechberg, Pforzheim 2012.
Commons: Salino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c d Website der Gmina Gniewino, Miejscowości i ich mieszkańcy (Memento des Originals vom 2. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gniewino.pl, abgerufen am 18. August 2019
  2. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Band 1. E. J. Dalkowski, Königsberg 1858, Beilage S. 68. (Online)
  3. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Band 1. E. J. Dalkowski, Königsberg 1858, S. 103. (Google Books)
  4. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 398 (Google Books).
  5. Amtsbezirk Saulin (Territorial.de)
  6. a b Die Gemeinde Saulin im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (Memento vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  7. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1107 (Google Books).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 215, Ziffer 719 (Google Books).
  9. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin/Stettin 1827, S. 289, Ziffer 78 (Google Books).
  10. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 538 (Google Books).
  11. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Lauenburg i. Pom. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Martin Wehrmann: Die Kirchenbücher in Pommern, in: Baltische Studien, Band 42, Stettin 1892, S. 201–280, insbesondere S. 258 (Google Books).