Arlon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Arlon
Arlon (Luxemburg)
Arlon (Luxemburg)
Arlon
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Luxemburg
Bezirk: Arlon
Koordinaten: 49° 41′ N, 5° 49′ OKoordinaten: 49° 41′ N, 5° 49′ O
Fläche: 118,64 km²
Einwohner: 30.818 (1. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte: 260 Einwohner je km²
Postleitzahl: 6700, 6704, 6706
Vorwahl: 063
Bürgermeister: Vincent Magnus (cdH)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Collège des Bourgmestre et Echevins
Rue Paul Reuter, 8
6700 Arlon
Website: www.arlon.be

Arlon (deutsch und luxemburgisch Arel, niederländisch Aarlen, im Deutschen wird heute meist der französische Name verwendet) ist eine Stadt im Südosten von Belgien in der Region Wallonien mit 30.818 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022). Sie ist die Hauptstadt der belgischen Provinz Luxemburg.

In und um Arlon (Areler Land) wird neben dem Französischen auch ein mit dem Luxemburgischen eng verwandter, vom Aussterben bedrohter moselfränkischer Dialekt gesprochen (Areler Platt).

Stadtansicht von Arlon

Die Stadt liegt auf einer Anhöhe, 404 m ü. M. am Ufer der Semois (deutsch Setzbach oder Sesbach), nahe der Grenze zum Großherzogtum Luxemburg, etwa 190 km südöstlich von Brüssel.

Kirche Saint-Donat

Arlon entstand aus der römischen Siedlung Orolaunum, die um 52 v. Chr. angelegt wurde, und beansprucht im Wettstreit mit Tongern und Tournai, die älteste Stadt Belgiens zu sein. Um 54 n. Chr. befand sich der Ort am Schnittpunkt der Römerstraßen von Reims nach Trier und von Tongern nach Metz.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Arlon 870 im Teilungsvertrag von Meerssen, als es dem neuen Reich Karls des Kahlen zugeteilt wurde.[1] Schon damals hieß es – eine geschichtliche Seltenheit – so wie heute. Auch Adlige der Jahre 1052, 1055, 1095 und 1136 nannten sich „de Arlon“.[2] Im 10. Jahrhundert bildete Arlon mit seinem Umland zuerst eine Grafschaft, später eine Markgrafschaft. Seit 1119 wurde die Grafschaft in Personalunion mit Limburg regiert, bis sie 1214 an die Grafschaft Luxemburg überging.

Durch die 1839 infolge der Belgischen Revolution vorgenommene Teilung Luxemburgs in einen belgischen und einen großherzoglichen Teil wurden Arlon und sein Umland – obwohl die Bevölkerung Moselfränkisch und nicht Französisch sprach – der neuen, französischsprachigen Provinz Luxemburg zugeschlagen. Der Grund lag im Fehlen einer größeren Stadt auf belgischer Seite, die die Funktion eines Verwaltungszentrums hätte ausüben können, sowie im hohen strategischen und wirtschaftspolitischen Wert der Nord-Süd-Straße – der heutigen N 4 – über Bastogne, Attert und Arlon als Bindeglied und kürzeste Verbindung zwischen den sich entwickelnden Industriezentren Liège/Lüttich in Belgien und Longwy im französischen Lothringen im 19. Jahrhundert. In den folgenden Jahren wurde Arlon mit Regierungsgebäuden, Gerichten, Museen und einem Bahnanschluss ausgestattet. 1976 wurden die Gemeinden Autelbas/Niederelter, Bonnert/Bunnert, Fouches/Offen, Guirsch/Girsch, Heinsch/Heischlingen und Toernich/Törnich eingemeindet.

Die Stadt gelangte im Frühjahr 2004 als Gerichtsort des Mordprozesses um Marc Dutroux in die internationalen Medien.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
St.-Martins-Kirche mit Statue für König Albert I.

Arlon besitzt viele Sehenswürdigkeiten, wie in der Altstadt die Grand Place (Großer Platz, der historische „Botermahrt“ = Buttermarkt) oder die Place Léopold (Leopoldsplatz, der historische „Fruchtmahrt“ = Getreide- bzw. Kornmarkt) mit der Esplanade auf der ehemaligen Schanze.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind

  • die St.-Donatus-Kirche (Eglise Saint-Donat) aus dem 17. Jahrhundert als Teil eines ehemaligen Kapuzinerklosters auf einer Anhöhe in der Altstadt (Areler Knippchen)
  • die St.-Martins-Kirche (neugotisch, errichtet im Jahr 1914; große Orgel mit 52 Registern, 1932 von Orgelbau Haupt eingebaut)
  • das Luxemburgische Museum mit einer wichtigen gallo-römischen Antikenabteilung
  • die Synagoge (1865) sowie der älteste jüdische Friedhof Belgiens
  • der Bahnhof (1885)
  • L’Entrepôt, die Konzerthalle mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik, wird mit einem Kostenaufwand von 962.000 Euro renoviert.[3]
  • Kopie der Jupitersäule in der Fußgängerzone[4]

In einem Kirchengrab fand sich eine Amulettkapsel mit Runen und eine christliche Kreuzdarstellung.

In Arlon befindet sich seit 1989 die einzige belgische Produktionsstätte des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero, die FERRERO ARDENNES.[5] In Spitzenzeiten sind dort heutzutage bis zu 1100 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Unternehmensangaben stammen 7 % der gesamten Jahresproduktion von Ferreros „Kinder“-Produkten aus diesem Werk. Es geriet 2022 aufgrund einer Salmonellen-Verunreinigung in die Schlagzeilen, die zu Dutzenden Infektionen, einem weltweiten Produktrückruf und der behördlichen Anordnung der einstweiligen Schließung des Werks führte.[6]

Arlon ist Standort des Fachbereichs Wirtschaft der Haute École Catholique du Luxembourg Blaise Pascal (Kath. Hochschule Luxemburg)[7] sowie der technischen Fachbereiche der Haute École Robert Schuman.[8] Außerdem befinden sich ein Campus der Universität Lüttich sowie mehrere höhere Berufsbildungseinrichtungen in Arlon.

Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Arlon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Regesta Imperii I., 1480
  2. Georges François Prat: Histoire d'Arlon, 1873
  3. wort.lu (Memento vom 19. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  4. Gertraud und Heinz-Egon Rösch: Romerstrassen zwischen Mosel und Rhein – Unterwegs zu sehenswerten Römerfunden. ISBN 978-3-00-029335-1, S. 80.
  5. grenzecho.net
  6. vrt.be
  7. hebp.be (Memento des Originals vom 12. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hebp.be Website der Hochschule
  8. hers.be Website der Hochschule