Unterjesingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Unterjesingen
Universitätsstadt Tübingen
Ehemaliges Gemeindewappen von Unterjesingen
Koordinaten: 48° 32′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 48° 31′ 36″ N, 8° 58′ 40″ O
Höhe: 353 m
Fläche: 8,73 km²
Einwohner: 2543 (30. Juni 2016)
Bevölkerungsdichte: 291 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 72070
Vorwahl: 07073
Karte
Lage von Unterjesingen in Tübingen
Blick auf Unterjesingen, mit Barbarakirche, rechts davor ehemaliges Schulhaus, links im Hintergrund Schloss Roseck
Blick auf Unterjesingen, mit Barbarakirche, rechts davor ehemaliges Schulhaus, links im Hintergrund Schloss Roseck
Haltepunkt Unterjesingen Mitte der Ammertalbahn
Getreidemühle Kienzlen in Unterjesingen
Leiterwagen im Isinger Dorfmuseum in Unterjesingen

Unterjesingen ist ein Stadtteil der Universitätsstadt Tübingen im Bundesland Baden-Württemberg. Er liegt westlich der Innenstadt.

Unterjesingen liegt sechs Kilometer westlich der Kernstadt im Ammertal auf 361 m ü. NN. Der obere Teil liegt am Südhang des Schönbuchs.

Durch den Ort führen die Ammertalbahn, die zwischen Herrenberg und Tübingen verkehrt, und die Bundesstraße 296 (bis Januar 2018 Bundesstraße 28) in Richtung Herrenberg, die das Dorf in zwei Teile teilt.

Unterjesingen ist einer der Orte mit der höchsten Feinstaub- und Schadstoffbelastung in ganz Deutschland. Die Anzahl der Tage, an denen der EU-Grenzwert für Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2) überschritten wurde, betrug 2006 84 und damit war der Ortsteil Unterjesingen auf dem sechsten Platz in der Liste der Orte mit den häufigsten Überschreitungen.[1]

Die überhöhten Werte beruhen auf dem hohen Verkehrsaufkommen im Ort. 2006 passierten täglich 22.000 Fahrzeuge den Ort.[2] Durch diese hohe Anzahl kommt/kam es im Ortsinneren häufig zu stockendem Verkehr, was die erhöhten Feinstaub- und Schadstoffwerte weiter in die Höhe treibt. Das Regierungspräsidium Tübingen reagierte, indem es am westlichen Ortseingang am 30. Juli 2007 eine sogenannte Pförtnerampel in Betrieb nahm. Diese Ampel bewirkt, dass der schleppende Verkehr vor den Ort verlagert wird.[3] Dadurch konnte eine geringfügige Verringerung der Schadstoffmenge erreicht werden.[4]

Ortsvorsteher ist seit 2024 Alexander Muders. Er folgt damit auf Michael Rak, das Amt seit 2004 innehatte. Dessen langjähriger Vorgänger war Fritz Maichle.

Der im 13. Jahrhundert mehrfach urkundlich erwähnte Ort Lachen, der wohl auf der heutigen Gemarkung von Unterjesingen lag, ist inzwischen abgegangen.

Am 1. Juli 1971 wurde im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform die Gemeinde Unterjesingen in die Universitätsstadt Tübingen eingegliedert.[5]

Wirtschaft und Kultur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort hat seit seiner Eingemeindung seinen dörflichen Charakter erhalten. Es gibt ein ausgeprägtes Vereinsleben. Mit Sportverein, Tennisverein, Freiwilliger Feuerwehr Unterjesingen, Gesangs- und Musikvereinen sowie der Narrenzunft und dem Flugsportverein Unterjesingen e. V. sind hier nur die wichtigsten genannt.

Von Nebenerwerbs- und Hobby-Winzern wird am Südhang des Schönbuchs in nennenswertem Umfang Weinbau betrieben, der noch bis vor hundert Jahren ein bedeutender Wirtschaftsfaktor war. In den letzten Jahren erfuhr der Weinbau, auch aufgrund des immer wärmeren Klimas wieder einen Aufschwung. Die Lage heißt Unterjesingen Sonnenhalde und gehört zum Bereich Oberer Neckar.

Die meisten Nebenerwerbswengerter (schwäbisch für „Winzer“) schenken ihren Wein zumeist in privaten Besenwirtschaften aus, die nur wenige Tage im Jahr geöffnet haben, es gibt aber auch regionalen Handel mit Flaschenweinen. Es gibt einen Whiskybrenner, der einen schwäbischen Whisky und Obstbrände produziert.

Jedes Jahr Anfang November findet die Kirbe auf dem Festplatz beim Sportgelände statt.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrkirche Barbara wurde von 1475 bis 1484 unter Eberhard V. im Bart und der Uracher Bauschule erbaut.

Isinger Dorfmuseum

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Isinger Dorfmuseum befindet sich in den Gebäuden der ehemaligen Rosecker Kelter und des Zeeb-Hauses in Unterjesingen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen der Weinbau im Ammertal, das württembergische Dorf im Verwaltungsbezirk der Klöster Blaubeuren und Bebenhausen, die Bedeutung des Hopfenanbaus um 1900, ländliche Arbeitsgeräte und Haushaltsgegenstände sowie vorindustrielles Handwerk mit Objekten unter anderem von Schmied, Wagner, Küfer und Sattler.[6] Zum Beispiel gibt es neue und gebrauchte Hufeisen von Zug-Ochsen und Kühen, die bis in die 1970er Jahre noch vor die Leiterwagen gespannt wurden.

Die Rosecker Kelter wurde 1784 vom Klosteramt Bebenhausen gebaut, wie auf dem Schluss-Stein des Torbogens zu entziffern ist: CBPR (Closter Bebenhausen Pflege Roseck).

Neben der Kelter steht das historische Bauernhaus mit einem großen Gewölbekeller. Es wird Zeeb-Haus genannt, weil dort bis 1986 die Familie Zeeb gewohnt hat. Inzwischen wurde es zeitaufwendig mit alten Betten im Schlafzimmer und sogar einem Plumpsklo in den alten Bau- und Einrichtungszustand zurückversetzt.

Das Museum in der Kirchhalde 9–10 von Tübingen-Unterjesingen ist jeden 1. Sonntag im Monat von Mai bis November von 14–18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.[7]

Der Sportverein Unterjesingen 1923 bietet Leichtathletik, Turnen und Fußball an. Die 1. Herrenmannschaft des SV Unterjesingen spielt 2016 in der Kreisliga B5.

Der DRK-Ortsverein Ammerbuch ist seit Ende 2016 für Unterjesingen mitverantwortlich. 2019 hat er eine Helfer-vor-Ort-Gruppe gegründet und das erste Elektrofahrzeug als Einsatzfahrzeug in Süddeutschland im Rahmen des Projektes „elektrisch-leben-retten.de“ in Dienst gestellt.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Commons: Unterjesingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die dreckigsten Ecken Deutschlands. In: Spiegel Online. 27. September 2007, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  2. www.klaus-tappeser.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.klaus-tappeser.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. www.rp.baden-wuerttemberg.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.rp.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. tagblatt.de@1@2Vorlage:Toter Link/tagblatt.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 534 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Isinger Dorfmuseum auf Netmuseum (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.netmuseum.de
  7. Isinger Dorfmuseum in Unterjesingen auf TÜpedia.