Zwirn

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Zwirn aus zwei schwarzen Garnen und einem weißen Garn

Ein Zwirn (von mittelhochdeutsch zwirn: zweidrähtiger Faden, Zwirn, Zwirnfaden, Doppelfaden)[1] ist ein Sammelbegriff für alle linienförmigen textilen Gebilde, die durch Zusammendrehen (Zwirnen) von mindestens zwei Garnen hergestellt sind.[2] Entsprechend der DIN 60900 wird der Aufbau von Zwirnen nach folgendem Schema beschrieben:

  • einstufiger Zwirn, der in einem Zwirnvorgang aus mindestens zwei einfachen Garnen hergestellt wird, wobei weiter in zweifachen Zwirn und mehrfachen Zwirn unterschieden wird.
  • mehrstufiger Zwirn, der in wenigsten zwei Zwirnvorgängen aus ein- und/oder mehrstufigen Zwirnen hergestellt ist, wobei auch einfache Garne mitverwendet werden können; dabei unterteilt man weiter in Vorzwirn und Auszwirn (endgültiger, mehrstufiger Zwirn aus Vorzwirnen).

Ein Zwirn hat eine wesentlich höhere Reißfestigkeit als die nicht verzwirnten Einfach-Garne zusammen.

Zwei oder mehrere Einzelfäden oder mehrere Zwirne werden zusammengedreht.

(Quelle: [3])

Popelinezwirn (normaler Zwirn)

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Der Popelinezwirn besteht aus zwei zusammengedrehten Einfachgarnen. Die Anzahl Spinn- und Zwirndrehungen können variieren und beeinflussen die Eigenschaften des Zwirns. Um den sogenannten Schräglauf oder Schrägverzug (Drall) des Garnes bei der Verarbeitung zu verhindern, müssen Spinn- und Zwirntouren in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Der Nähfaden kann aus zwei, meist aber drei zusammengedrehten Einfachgarnen bestehen. Es sind jedoch auch Umwindegarne, geflochtene Garne und Multifilamente im Einsatz. Der eingesetzte Nähfadentyp und sein Material richten sich sehr nach den gewünschten Optiken und technischen Anforderungen.

Das Spezielle am Voile ist, dass das Gespinst und der Zwirn in die gleiche Richtung gedreht werden. Das Resultat ist sehr hart und das daraus erstellte Gewebe ist kernig. Voile wurden früher oft für Vorhänge gebraucht.

Crêpezwirne sind sehr hoch gedrehte Zwirne (ursprünglich Seidenzwirne).

Umwindezwirne sind mit Hilfe von Hohlspindeln mehrfach umwundene Zwirne, wobei die Umwindungen in verschiedenen Stufen meist entgegengesetzt gerichtet erfolgen.

Zwirne für technische Anwendungen wie Reifencord, die mit dem Kabelierverfahren hergestellt werden.

Effektzwirne (Fantasiezwirne)

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Verschiedene Effektgarne

Effektzwirne werden auf speziellen Maschinen hergestellt und können verschiedene Farben-, Material- oder Struktureffekte haben (z. B. Raupen- oder Schlingeneffekt).

Spezialkonstruktionen

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3×3-Zwirn

Als Spezialkonstruktionen bezeichnet man Mehrfach- und Mehrstufenzwirne. Die Herstellung ist sehr teuer, weshalb diese Zwirne selten zur Anwendung kommen. Ein Beispiel für einen Mehrfachzwirn ist das Eisengarn.

Strohhutzwirn ist ein dreifacher, sehr feiner und geglätteter Faden, der sich gut zum Maschinennähen eignet.[4] Zu diesem Zweck dürfte er inzwischen weitgehend durch Synthetik- und Polyestergarne abgelöst worden sein.

Bindfaden/Verpackungskordel

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Bindfaden

Bindfäden oder Verpackungskordeln – auch (Paket-)Schnur genannt – sind Einfach- oder Mehrfachzwirne meist aus Flachs oder Hanf, manchmal auch aus Baumwolle oder Chemiefasern.[5] Im süddeutschen Sprachraum ist auch die Bezeichnung „Spagat“ geläufig, in der österreichischen Standardvarietät der deutschen Sprache ist Spagat die standardsprachliche Bezeichnung für den bundesdeutschen Bindfaden bzw. das Küchengarn.[6] Historische Bezeichnungen in Österreich und Böhmen lauteten auch Spaget, Spacht, Spachter, Spoget usw., welche vom italienischen Spago, Spaghetto (dünner Faden) oder vom Böhmischen spogiti (zusammenheften) abstammen.[7] Siehe auch Wurstgarn und Pressengarn.

Umgangssprachlich

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Mit „Zwirn“ wird auch ein (mehr oder weniger) eleganter Anzug bezeichnet (nach dem Schema: pars pro toto); etwas veraltet ist die Redewendung „ein feiner Zwirn“ auch auf hochwertigen Anzugstoff bezogen. Weit verbreitet, besonders in Süddeutschland, ist der Fluch „Himmel, Arsch und Zwirn“.

Gezwirnte Fäden sind bereits aus dem Magdalénien belegt (Lascaux)[8], aber vermutlich schon viel länger in Gebrauch[9].

Einzelnachweise

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  1. Franz Maria Feldhaus: Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker. Reprint der 1914er Ausgabe, 2. Aufl. München 1965 (unter Hinzufügung von späteren Originalbeiträgen des Verfassers), Neudruck München 1970, S. 1384.
  2. DIN 60 900, Teil 1: Garne - Technologische Einteilung, Begriffe. Juli 1988, S. 3.
  3. Anton Schenek: Lexikon Garne und Zwirne: Eigenschaften und Herstellung textiler Fäden., Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-87150-810-1, S. 512/513.
  4. Ohne Autorenangabe: Zutaten für die Pelzverarbeitung. In: Die Kürschnerfibel Nr. 2, Beilage zur Kürschner-Zeitung Nr. 6, Verlag Alexander Duncker, Leipzig, 21. Februar 1938, S. 15.
  5. Alois Kießling u. Max Matthes: Textil-Fachwörterbuch. Schiele & Schön Fachbuchverlag, Berlin 1992, ISBN 3-7949-0546-6, S. 42–43 (Stichwort Bindfäden).
  6. Österreichisches Wörterbuch, Österreichischer Bundesverlag, Schulbuch-Nummer: 155469, ISBN 978-3-209-06884-2.
  7. Krünitz’ Oeconomische Encyclopädie, Stichwort Spagat.
  8. A. Glory, Débris de corde paléolithique à Grotte de Lascaux (Dordogne). Memoire des la Societé Préhistorique Française 5, 1958, 135-169
  9. Karin Hardy, Where would we be without string? Ethnographic evidence for the use, manufacture and role of string in the upper Palaeolithic and Mesolithic of Northern Europe. In: Beugnier, V., Crombé, Ph. (Hrsg.), Plant processing form a prehistoric and ethnographic perspective/Préhistoire et ethnographie du travail des plantes: proceedings of a workshop at Ghent University (Belgium) November 28, 2006. British Archaeological Reports, International Series 1718. Oxford, John & Erica Hedges 2007, 9-22
Wiktionary: Zwirn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen