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Liebe Leserinnen und Leser,
gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten erscheint die letzte Ausgabe des AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv im Jahr 2017. Vor knapp einem Jahr haben wir die Schriftleitung von Ralf Münnich übernommen, der das AStA fünf Jahre erfolgreich geleitet hat. Das erste Jahr war geprägt durch ein Auf und Ab. Besonders im Sommer hatten wir eine nicht ausreichende Anzahl publikationsfähiger Einreichungen. In der Zwischenzeit hat sich die Situation deutlich gebessert. Nichtdestotrotz sind wir auf Sie, liebe Leserinnen und Leser angewiesen. Unterstützen Sie uns gerne mit Vorschlägen für Buchbesprechungen, herausragende Masterarbeiten zur Veröffentlichung in Kurzform, Vorstellungen von neubesetzten Lehrstühlen sowie bedeutende Neubesetzungen in den Statistischen Ämtern (siehe Schmid und Zwick 2017).
Dieses Heft beginnen wir mit einem politisch sehr aktuellen Thema. Rainer Schlittgen (2017) diskutiert in seinem Beitrag „Zur Qualifizierung von Mietspiegeln“ die wissenschaftliche Belastbarkeit von Mitspiegeln, die in Teilen der Bundesländer verwendet werden. Beispiel in seinem Beitrag ist der Mietspiegel in Berlin. Das Thema wird wohl bald auch das Bundesverfassungsgericht beschäftigen. Die Zivilkammer 67 des Landgerichts Berlin hält die Vorschrift im Bürgerlichen Gesetzbuch über die sogenannte Mietpreisbremse für verfassungswidrig und hat beschlossen, sie dem Bundesverfassungsgericht vorzulegen, wie dies der Präsident des Kammergerichts Anfang Dezember erklärte (Berliner Zeitung 2017). Nach der Klage der Bundesländer Berlin und Hamburg gegen die Verfassungsmäßigkeit der Methode zum Zensus wäre dies das zweite anhängige Verfahren zur Anwendung von Statistik, das am Bundesverfassungsgericht verhandelt würde. Wir werden beide Verfahren weiter beobachten und dazu berichten.
Der hier vorliegende Beitrag von Rainer Schlittgen (2017) analysiert den methodischen Rahmen des Mietspiegels in Berlin, der nach anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen erstellt werden soll und kommt zu dem Ergebnis, dass die wissenschaftliche Fundiertheit verbesserungsfähig sowie eine transparentere Dokumentation wünschenswert ist. Dieses Ergebnis gilt für den methodischen Rahmen des Berliner Mitspiegels 2009 und vermutlich in noch stärkerem Maße für kommende Mietspiegel da vorgesehen ist, die wissenschaftliche Bindung des Mitspiegels zu lockern.
Mit dem Aufsatz „Grundeinkommen und Verteilungsrechnung – eine Betrachtung aus makrostatistischer Perspektive“ betritt Reich (2017) methodisches Neuland. Die öffentliche wie wissenschaftliche Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen ist so breit wie kontrovers. Der vorliegende Beitrag nähert sich der Thematik mit methodischen Grundlagen der Input-Output-Rechnung. Dieses Verfahren, das gegenwärtig vorrangig für die Darstellung der Verflechtung der Wirtschaft im Wertschöpfungsprozess verwand wird, nutzt der Autor um die Frage zu beantworten, wie sich das im volkswirtschaftlichen Kreislauf entstehende Einkommen bei einem Grundeinkommen auf die Wirtschaftssubjekte verteilt. Thema wie Methode erlauben einen intensiveren wissenschaftlichen Diskurs. Das AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv möchte gerade auch für diesen wissenschaftlichen Prozess eine Plattform sein. Sollte Sie dieser Beitrag zur Zustimmung oder zum Wiederspruch anregen, würden wir uns über weitere Beiträge zu diesem Themenbereich sehr freuen.
Mit einem Datenbestand der aufgrund seiner Komplexität bisher nur wenig Verwendung in der empirischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaft findet, analysiert Wegener (2017) „Strukturelle Unterschiede zwischen positiven und negativen Einkünften“. Dabei verwendet sie die als Panel über sechs Wellen verbundenen Einzeldaten der Einkommensteuer. Mit dieser Arbeit liegt erstmals eine fundierte wissenschaftliche Analyse insbesondere zur Dauerhaftigkeit von negativen Einkünften mit ihrer Verrechnung mit weiteren positiven Einkünften über die Zeit vor. Das Thema der Verrechnung von positiven und negativen Einkünften bzw. Einkünftebestandteilen war in den letzten Steuerreformdiskussionen immer wieder ein Anstoß für Analysen. Es ist zu erwarten, dass die nun mit dieser Arbeit vorliegenden Ergebnisse Eingang in kommende Runden von Steuerreformdebatten finden werden.
Krug (2017) beschäftigt sich mit einer in der Anwendung immer bedeutender werdenden Thematik. Wie kann man mit statistischen Methoden bei der Schätzung kausaler Effekte eines Treatments auf Drittvariablen kontrollieren? Eine Methode stellt das Propensity Score Matching dar. Dieses Verfahren verwendet üblicherweise parametrische Modelle für binäre Variablen. Fehlspezifikationen der Propensity-Score-Gleichungen können jedoch zu verzerrten Schätzern führen. Krug (2017) stellt in dem Artikel zwei aus der Literatur bekannte Verfahren vor, die diese Verzerrungen vermeiden sollen. In einer realitätsnahen Monte-Carlo-Simulation basierend auf künstlich erzeugten Daten untersucht Krug (2017) die beiden Verfahren, diskutiert detailliert Vor- und Nachteile und präsentiert Erweiterungen.
Mit dem Thema der Erzeugung von realitätsnahen Daten für die (Methoden‑)Forschung beschäftigen sich auch Burgard et al. (2017). In der empirischen Forschung stehen für vergleichbare Untersuchungen Forschungsdatenzentren und Scientific Use Files für Wissenschaftler und Anwender zur Verfügung. In der statistischen Methodenforschung im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind dagegen realistische Datenquellen kaum (öffentlich) zugänglich, so dass neuentwickelte Verfahren nur schwer unter fairen Bedingungen mit bekannter Methodik verglichen werden können. Burgard et al. (2017) stellen einen synthetischen, jedoch realistischen Datensatz auf Haushalts- und Individualebene der Forschungsgemeinde zur Verfügung, der für die Evaluierung und Validierung von (neuentwickelten) Verfahren genutzt werden kann. Dies stellt ein erster möglicher Schritt zu einer Plattform mit unterschiedlichen Datensätzen und -strukturen für eine langfristig vergleichbare und reproduzierbare (Methoden‑)Forschung dar.
Die von Walter Krämer durchgeführte Interview-Reihe mit prägenden deutschen Statistikerinnen und Statistikern setzen wir auch in dieser Ausgabe des AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv fort. Nach Hans Schneeweiß hat Walter Krämer nun in diesem Rahmen auch Frau Nanny Wermuth interviewt. Nach dem Studium an der LMU München zog es Frau Wermuth für ihre Promotion an die Havard Universität bevor sie anschließend in Mainz habilitierte. Danach war sie Professorin für Statistik am Psychologischen Institut der Universität Mainz und Professorin für Biostatistik an der Technischen Hochschule Chalmers in Göteburg. In ihrer Forschung beschäftige sich Frau Wermuth mit graphischen Markov-Modellen, formulierte diese und untersuchte deren Eigenschaften. Mitgliedschaften und Führungsposition etwa als Präsidentin des Instituts für Mathematische Statistik (IMS) oder als Vorsitzende der Life-Science-Kommission des International Statistical Institute (ISI) zeigen ihr Engagement und ihre Leidenschaft für das Fach Statistik. Neben zahlreichen Publikationen und Ehrungen hat Frau Wermuth vier Söhne. In Krämer (2017) gibt Frau Wermuth einen spannenden Einblick in ihren persönlichen Werdegang.
An dieser Stelle bedanken wir uns auch für die Einreichungen bei AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv. Ohne Sie, liebe Autorinnen und Autoren, würden wir keine so spannenden und unterhaltsamen Artikel lesen können. Weiterer Dank gehört auch den Mitgliedern des Beirats der Zeitschrift und den zahlreichen Reviewern, die durch ihre großartige und ehrenamtliche Arbeit konstruktiv zur Qualität des AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv beitragen.
Nun wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß beim Lesen der letzten Ausgabe von AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv im Jahr 2017. Zusätzlich wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest sowie alles Gute für das Jahr 2018.
Timo Schmid und Markus Zwick
Literatur
Berliner Zeitung (2017) Mietpreisbremse illegal? Verfassungsgericht soll entscheiden, Ausgabe vom 11. Dezember 2018
Burgard JP, Kolb JP, Merkle H, Münnich R (2017) Synthetic data for open and reproducible methodological research in social sciences and official statistics. Asta Wirtsch Sozialstat Arch. https://doi.org/10.1007/s11943-017-0214-8
Krämer W (2017) Interview mit Nanny Wermuth. Asta Wirtsch Sozialstat Arch. https://doi.org/10.1007/s11943-017-0211-y
Krug G (2017) Augmenting the propensity score equation to avoid misspecification bias—evidence from a Monte Carlo simulation. Asta Wirtsch Sozialstat Arch. https://doi.org/10.1007/s11943-017-0212-x
Reich UP (2017) Grundeinkommen und Verteilungsrechnung – eine Betrachtung aus makrostatistischer Perspektive. Asta Wirtsch Sozialstat Arch. https://doi.org/10.1007/s11943-017-0210-z
Schlittgen R (2017) Zur Qualifizierung von Mietspiegeln. Asta Wirtsch Sozialstat Arch. https://doi.org/10.1007/s11943-017-0213-9
Schmid T, Zwick M (2017) Vorwort der Herausgeber. Asta Wirtsch Sozialstat Arch 11(2):61–64
Wegener L (2017) Strukturelle Unterschiede zwischen positiven und negativen Einkünften – eine Untersuchung der einkommensteuerlichen Verlusteinkunftsarten Gewerbebetrieb sowie Vermietung und Verpachtung auf Basis des Taxpayer-Panels. Asta Wirtsch Sozialstat Arch. https://doi.org/10.1007/s11943-017-0216-6
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Schmid, T., Zwick, M. Vorwort der Herausgeber. AStA Wirtsch Sozialstat Arch 11, 143–146 (2017). https://doi.org/10.1007/s11943-017-0217-5
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