The knowledge and tradition manifested especially in objects salvaged by refugees fleeing Germany... more The knowledge and tradition manifested especially in objects salvaged by refugees fleeing Germany after 1933 are not only reminders of the former homeland in exile, they also reflect it one-to-one (this is particularly apparent in the living and eating culture). These objects therefore become bearers of the old world’s cultural traditions.
Eine Spurensuche in den Ursprungs-, Transit- und Emigrationsländern
Kulturelle Identität und die Metapher von den gepackten Koffern Ein Rückblick und eine Vorschau "... more Kulturelle Identität und die Metapher von den gepackten Koffern Ein Rückblick und eine Vorschau "Juden in Deutschland" und deren "gepackte Koffer", auf denen sie seit 1945 sitzen-ist diese Metapher noch immer aktuell? Halten die Juden, die nach 1945 in den DP-Camps auf ihre Ausreise warteten, dann aber doch in Deutschland blieben, ihre Koffer noch immer gepackt? Ebenso die wenigen deutschen Juden, die im Versteck überlebten oder aus der Emigration nach Deutschland zurückkehrten, wie steht es um deren Koffer? Und diejenigen, die nach 1989 die ehemalige Sowjetunion gen Westen verließen, haben sie ihre Koffer in Berlin, Frankfurt oder München schon ausgepackt? Und wenn wir bei der Metapher des Koffers bleiben wollen: was war bzw. ist drin in den Koffern? Als die deutschsprachigen Juden nach 1933 ihr Heimatland verließen, waren die Koffer mit Fotoalben und weißen bügelglatten Tischdecken, aber ebenso mit Werken von Goethe, Schiller oder Eichendorff gefüllt-all diese Dinge sollten ihnen in der Fremde ein Stück Heimat geben. Aber was hatten die ehemaligen osteuropäischen DPs, die Deutschland nur als Zwischenstopp auf dem Weg nach Amerika oder Israel ansahen und dann doch dort blieben, Kinder bekamen und sich irgendwann auch häuslich einrichteten-trotzdem aber den gepackten Koffer immer in Sichtweite, darin? Und was befand sich in den Koffern, die in Odessa, Wolgograd oder Moskau gepackt und auf die Reise nach Berlin, Frankfurt oder München mitgenommen wurden? Wenn es auch Bücher waren, um welche Autoren und welche Themen handelte es sich? Wo verorten sie alle sich, welche Identitäten sind ihnen eigen, welches Selbstverständnis zeichnet sie aus, was verbinden sie mit Heimat und in welcher Kultur fühlen sie sich zuhause? Und gibt es ein verbindendes Element zwischen den auf 200.000 bis 300.000 geschätzten, heute in Deutschland lebenden Juden, von denen etwa 110.000 Mitglieder in den Jüdischen Gemeinden sind? Es handelt sich dabei um die Nachfahren unterschiedlicher Gruppen, die das jüdische Leben nach 1945 repräsentierten: Da waren zunächst die, die in Deutschland im Versteck (ca. 3.000) oder als "Nicht-arischer" Ehepartner (ca. 12.000) sowie die Konzentrationslager überlebt hatten (ca. 8.000), oder die Remigranten die aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrten (schätzungsweise 5 % der aus Deutschland geflohenen Juden), sei es aus politischen Gründen oder des Heimwehs wegen. Diese beiden Gruppen stellten seit den 1950er Jahren die Minderheit der Juden
Wenn ein Mensch-und eine Gesellschaft-nur das zu erinnern im Stande ist, was als Vergangenheit in... more Wenn ein Mensch-und eine Gesellschaft-nur das zu erinnern im Stande ist, was als Vergangenheit innerhalb der Bezugsrahmen einer jeweiligen Gegenwart rekonstruierbar ist, dann wird genau das vergessen, was in einer solchen Gegenwart keine Bezugsrahmen mehr hat.
Heinrich Heine (born in Düsseldorf in 1797 – died in Paris in 1856) had not only many places of r... more Heinrich Heine (born in Düsseldorf in 1797 – died in Paris in 1856) had not only many places of residence during his years in Germany, but he also made numerous journeys throughout Europe. Thus, during his time in France, he got to know the country substantially better and furthermore he would have liked to undertake a detour to Spain. Since his student days, Spain was for him as a German Jew the epitome of a Jewish- Christian-Islamic symbiosis despite many differences and difficulties. He slipped into the role of the Moors to express his own outsider role within the German Christian majority society. Heine admired the great Jewish achievements and remained critical of Christian claims, although he had become a Protestant after being baptized at the end of his law studies. His tragedy Almansor (1823), poems from the Buch der Lieder (1827), texts in prose and epic poems from the Parisian years as well as in his literary bequest and above all the last collection of poems called Romanz...
Zweifellos stellt die Vernichtungspolitik der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und deren ... more Zweifellos stellt die Vernichtungspolitik der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und deren Schergen in vielen europaischen Landern den Hohepunkt der Menschenverachtung dar. Allerdings belegt die Geschichte der Juden seit ihrem Leben in der Diaspora (Exil), dass sie von ihrer Umwelt stets mit Aufmerksamkeit und meist mit Argwohn betrachtet wurde. Der folgende Beitrag will daran erinnern, dass die Diffamierung und Verachtung der Juden als Kollektivum nicht ein ausschliesliches Phanomen des fruhen 20. Jahrhunderts darstellt, sondern deren Wurzeln tief in der europaischen Geschichte verankert sind. Zentral in diesem Zusammenhang ist das Eigen- und Fremdbild der Juden sowie die Losungsversuche der „Judenfrage“, die sich seit der europaischen Aufklarung wie ein roter Faden durch die Beziehungsgeschichte zwischen nichtjudischer Mehrheitsgesellschaft und judischer Minderheit zog.
Das Zitat „Galizien grenzt an Berlin“ entstammt dem Schauspiel „Der Kaufmann von Berlin“, das Wal... more Das Zitat „Galizien grenzt an Berlin“ entstammt dem Schauspiel „Der Kaufmann von Berlin“, das Walter Mehring 1929, mit Blick auf die Inflationszeit Mitte der 1920er Jahre, verfasste. Der Satiriker und scharfe Beobachter zeichnete darin ein Kaleidoskop der Metropole Berlin als Sammelbecken unterschiedlichster kultureller und politischer Bewegungen. In jenen Jahren war Berlin wenn auch kein Sehnsuchtsort so doch ein Orientierungspunkt fur die vielen judischen Migranten aus Osteuropa. Die Hauptstadt der jungen Weimarer Republik diente als Zwischenstation auf dem Weg aus der Unterdruckung in die Freiheit und symbolisiert, als Metapher fur eine Kultur und Geisteshaltung, jenen Ubergang vom verklarten Schtetl-Dasein hin zu einer selbstbewussten, aufgeklarten „Jiddischkeit“, die in den osteuropaischen Metropolen ihren Ursprung nahm. Nicht erst zu Beginn der 1920er-Jahre, als Berlin einer der bedeutendsten Verlagsorte fur jiddischsprachige Publizistik war, ruckten deutschsprachige Klassiker...
The knowledge and tradition manifested especially in objects salvaged by refugees fleeing Germany... more The knowledge and tradition manifested especially in objects salvaged by refugees fleeing Germany after 1933 are not only reminders of the former homeland in exile, they also reflect it one-to-one (this is particularly apparent in the living and eating culture). These objects therefore become bearers of the old world’s cultural traditions.
Eine Spurensuche in den Ursprungs-, Transit- und Emigrationsländern
Kulturelle Identität und die Metapher von den gepackten Koffern Ein Rückblick und eine Vorschau "... more Kulturelle Identität und die Metapher von den gepackten Koffern Ein Rückblick und eine Vorschau "Juden in Deutschland" und deren "gepackte Koffer", auf denen sie seit 1945 sitzen-ist diese Metapher noch immer aktuell? Halten die Juden, die nach 1945 in den DP-Camps auf ihre Ausreise warteten, dann aber doch in Deutschland blieben, ihre Koffer noch immer gepackt? Ebenso die wenigen deutschen Juden, die im Versteck überlebten oder aus der Emigration nach Deutschland zurückkehrten, wie steht es um deren Koffer? Und diejenigen, die nach 1989 die ehemalige Sowjetunion gen Westen verließen, haben sie ihre Koffer in Berlin, Frankfurt oder München schon ausgepackt? Und wenn wir bei der Metapher des Koffers bleiben wollen: was war bzw. ist drin in den Koffern? Als die deutschsprachigen Juden nach 1933 ihr Heimatland verließen, waren die Koffer mit Fotoalben und weißen bügelglatten Tischdecken, aber ebenso mit Werken von Goethe, Schiller oder Eichendorff gefüllt-all diese Dinge sollten ihnen in der Fremde ein Stück Heimat geben. Aber was hatten die ehemaligen osteuropäischen DPs, die Deutschland nur als Zwischenstopp auf dem Weg nach Amerika oder Israel ansahen und dann doch dort blieben, Kinder bekamen und sich irgendwann auch häuslich einrichteten-trotzdem aber den gepackten Koffer immer in Sichtweite, darin? Und was befand sich in den Koffern, die in Odessa, Wolgograd oder Moskau gepackt und auf die Reise nach Berlin, Frankfurt oder München mitgenommen wurden? Wenn es auch Bücher waren, um welche Autoren und welche Themen handelte es sich? Wo verorten sie alle sich, welche Identitäten sind ihnen eigen, welches Selbstverständnis zeichnet sie aus, was verbinden sie mit Heimat und in welcher Kultur fühlen sie sich zuhause? Und gibt es ein verbindendes Element zwischen den auf 200.000 bis 300.000 geschätzten, heute in Deutschland lebenden Juden, von denen etwa 110.000 Mitglieder in den Jüdischen Gemeinden sind? Es handelt sich dabei um die Nachfahren unterschiedlicher Gruppen, die das jüdische Leben nach 1945 repräsentierten: Da waren zunächst die, die in Deutschland im Versteck (ca. 3.000) oder als "Nicht-arischer" Ehepartner (ca. 12.000) sowie die Konzentrationslager überlebt hatten (ca. 8.000), oder die Remigranten die aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrten (schätzungsweise 5 % der aus Deutschland geflohenen Juden), sei es aus politischen Gründen oder des Heimwehs wegen. Diese beiden Gruppen stellten seit den 1950er Jahren die Minderheit der Juden
Wenn ein Mensch-und eine Gesellschaft-nur das zu erinnern im Stande ist, was als Vergangenheit in... more Wenn ein Mensch-und eine Gesellschaft-nur das zu erinnern im Stande ist, was als Vergangenheit innerhalb der Bezugsrahmen einer jeweiligen Gegenwart rekonstruierbar ist, dann wird genau das vergessen, was in einer solchen Gegenwart keine Bezugsrahmen mehr hat.
Heinrich Heine (born in Düsseldorf in 1797 – died in Paris in 1856) had not only many places of r... more Heinrich Heine (born in Düsseldorf in 1797 – died in Paris in 1856) had not only many places of residence during his years in Germany, but he also made numerous journeys throughout Europe. Thus, during his time in France, he got to know the country substantially better and furthermore he would have liked to undertake a detour to Spain. Since his student days, Spain was for him as a German Jew the epitome of a Jewish- Christian-Islamic symbiosis despite many differences and difficulties. He slipped into the role of the Moors to express his own outsider role within the German Christian majority society. Heine admired the great Jewish achievements and remained critical of Christian claims, although he had become a Protestant after being baptized at the end of his law studies. His tragedy Almansor (1823), poems from the Buch der Lieder (1827), texts in prose and epic poems from the Parisian years as well as in his literary bequest and above all the last collection of poems called Romanz...
Zweifellos stellt die Vernichtungspolitik der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und deren ... more Zweifellos stellt die Vernichtungspolitik der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und deren Schergen in vielen europaischen Landern den Hohepunkt der Menschenverachtung dar. Allerdings belegt die Geschichte der Juden seit ihrem Leben in der Diaspora (Exil), dass sie von ihrer Umwelt stets mit Aufmerksamkeit und meist mit Argwohn betrachtet wurde. Der folgende Beitrag will daran erinnern, dass die Diffamierung und Verachtung der Juden als Kollektivum nicht ein ausschliesliches Phanomen des fruhen 20. Jahrhunderts darstellt, sondern deren Wurzeln tief in der europaischen Geschichte verankert sind. Zentral in diesem Zusammenhang ist das Eigen- und Fremdbild der Juden sowie die Losungsversuche der „Judenfrage“, die sich seit der europaischen Aufklarung wie ein roter Faden durch die Beziehungsgeschichte zwischen nichtjudischer Mehrheitsgesellschaft und judischer Minderheit zog.
Das Zitat „Galizien grenzt an Berlin“ entstammt dem Schauspiel „Der Kaufmann von Berlin“, das Wal... more Das Zitat „Galizien grenzt an Berlin“ entstammt dem Schauspiel „Der Kaufmann von Berlin“, das Walter Mehring 1929, mit Blick auf die Inflationszeit Mitte der 1920er Jahre, verfasste. Der Satiriker und scharfe Beobachter zeichnete darin ein Kaleidoskop der Metropole Berlin als Sammelbecken unterschiedlichster kultureller und politischer Bewegungen. In jenen Jahren war Berlin wenn auch kein Sehnsuchtsort so doch ein Orientierungspunkt fur die vielen judischen Migranten aus Osteuropa. Die Hauptstadt der jungen Weimarer Republik diente als Zwischenstation auf dem Weg aus der Unterdruckung in die Freiheit und symbolisiert, als Metapher fur eine Kultur und Geisteshaltung, jenen Ubergang vom verklarten Schtetl-Dasein hin zu einer selbstbewussten, aufgeklarten „Jiddischkeit“, die in den osteuropaischen Metropolen ihren Ursprung nahm. Nicht erst zu Beginn der 1920er-Jahre, als Berlin einer der bedeutendsten Verlagsorte fur jiddischsprachige Publizistik war, ruckten deutschsprachige Klassiker...
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Papers by Elke Kotowski