Die Beratung der Patienten und ihrer Angehörigen ist ein zentrales Aufgabenfeld des niedergelasse... more Die Beratung der Patienten und ihrer Angehörigen ist ein zentrales Aufgabenfeld des niedergelassenen Arztes. Dazu zählt die Information über die Erkrankung und ihre Prognose ebenso wie das Wecken von Verständnis für die Belange der Patienten, für die notwendigen Anpassungsschritte im täglichen Umfeld und für die Änderung eigenen Verhaltens. Gleichzeitig dürfen die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen nicht aus dem Blick geraten: Ohne ihr Mittun wäre eine verantwortliche Dementenbetreuung zum Scheitern verurteilt.
Die klinische Beurteilung eines Krankheitsbildes und seiner Modifikation unter einer therapeutisc... more Die klinische Beurteilung eines Krankheitsbildes und seiner Modifikation unter einer therapeutischen Intervention ist ein synthetischer Akt, der eine Vielzahl von Beobachtungsebenen einbezieht. Formal entsprechen ihm am ehesten Instrumente wie das globale Arzturteil (CGI, National Institute of Mental Health 1981).
Das Dokumentationssystem der Arbeitsgemeinschaft fur Gerontopsychiatrie (AGP-System) wurde entwic... more Das Dokumentationssystem der Arbeitsgemeinschaft fur Gerontopsychiatrie (AGP-System) wurde entwickelt zur merkmalsdifferenzierten, standardisierten Erfassung klinischer Befunde bei ambulanten, stationaren und teilstationaren Patienten von in der Regel 65 und mehr Jahren (Gutzmann et al. 1989). Das AGP-System eignet sich sowohl zur routinemasigen klinischen Dokumentation als auch als Basisdokumentation fur Forschungszwecke. In einigen Befundbereichen lehnt sich das AGP-System eng an das von der Arbeitsgemeinschaft fur Methoden und Dokumentation in der Psychiatrie entwickelte AMDP-System an (AMDP 1981, 1983). Modifikationen und Erganzungen betreffen schwerpunktmasig die in der Gerontopsychiatrie wichtige differenzierte Erfassung hirnorganisch bedingter kognitiver Leistungseinbusen.
„Organische Symptomenkomplexe nennen wir diejenigen, die wir auf einen greifbaren korperlichen Vo... more „Organische Symptomenkomplexe nennen wir diejenigen, die wir auf einen greifbaren korperlichen Vorgang im Gehirn als Ursache zuruckfuhren konnen“ (Jaspers, Allgemeine Psychopathologie, 5. Aufl. Springer, Berlin/Gottingen/Heidelberg, 1948, S. 495 f.). Organische Psychosyndrome konnen bei zahlreichen korperlichen Erkrankungen auftreten. Die Abgrenzung zu den funktionellen oder endogenen Psychosen scheitert an einem angesichts neurowissenschaftlicher Befunde nicht haltbaren Leib-Seele-Dualismus. Jaspers bemerkte bereits in seiner „Allgemeinen Psychopathologie“, dass der Gegensatz zwischen organisch und funktionell kein absoluter sei: „Was psychogen beginnt, funktionell sich auswirkt, kann organisch werden.“ (Jaspers, Allgemeine Psychopathologie, 5. Aufl. Springer, Berlin/Gottingen/Heidelberg, 1948, S. 383). Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff des organischen Psychosyndroms „organische Grundformen psychischen Krankseins“ (Bleuler, Lehrbuch der Psychiatrie, 15. Aufl. neu bearbeitet von M. Bleuler. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, 1983), „bei denen es sich eben nicht um krankhafte Anlage bestimmter Funktionssysteme handelt, sondern um die Reaktion ursprunglich gesunder Gehirne auf Schadigungen, die im Laufe des Lebens einsetzten“ (Bonhoeffer, Arch Psychiatr Nervenkr 58:58–70, 1917). Also handelt es sich bei organischen Psychosyndromen um oftmals oligosymptomatische Prasentationen von spezifischen psychopathologischen und neuropsychologischen Syndromen, denen ein pathogenetischer Mechanismus zugrunde liegt. Terminologisch behaupten sich neben den „korperlich begrundbaren“ psychischen Storungen besonders die synonym verwendeten Begriffe „organische“ und „symptomatische“ psychische Storung; auch der Begriff „somatogene Psychose“ findet noch gelegentlich Verwendung.
Berrios [2] kritisierte kurzlich den „ubermasigen“ Bezug auf das sog. kognitive Paradigma, das na... more Berrios [2] kritisierte kurzlich den „ubermasigen“ Bezug auf das sog. kognitive Paradigma, das namlich kognitive Einbusen (in praxi: Gedachtnisstorungen) vielfach als hinreichend angesehen wurden, eine Demenz zu definieren. Die globale Desintegration psychologischer Mechanismen, die in seiner Sicht eine Demenz charakterisiert, beruhrt aber neben anderen auch solche Systeme wie Wahrnehmung, Affektivitat, Willen und Personlichkeitskonstituanten.
Die Beratung der Patienten und ihrer Angehörigen ist ein zentrales Aufgabenfeld des niedergelasse... more Die Beratung der Patienten und ihrer Angehörigen ist ein zentrales Aufgabenfeld des niedergelassenen Arztes. Dazu zählt die Information über die Erkrankung und ihre Prognose ebenso wie das Wecken von Verständnis für die Belange der Patienten, für die notwendigen Anpassungsschritte im täglichen Umfeld und für die Änderung eigenen Verhaltens. Gleichzeitig dürfen die Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen nicht aus dem Blick geraten: Ohne ihr Mittun wäre eine verantwortliche Dementenbetreuung zum Scheitern verurteilt.
Die klinische Beurteilung eines Krankheitsbildes und seiner Modifikation unter einer therapeutisc... more Die klinische Beurteilung eines Krankheitsbildes und seiner Modifikation unter einer therapeutischen Intervention ist ein synthetischer Akt, der eine Vielzahl von Beobachtungsebenen einbezieht. Formal entsprechen ihm am ehesten Instrumente wie das globale Arzturteil (CGI, National Institute of Mental Health 1981).
Das Dokumentationssystem der Arbeitsgemeinschaft fur Gerontopsychiatrie (AGP-System) wurde entwic... more Das Dokumentationssystem der Arbeitsgemeinschaft fur Gerontopsychiatrie (AGP-System) wurde entwickelt zur merkmalsdifferenzierten, standardisierten Erfassung klinischer Befunde bei ambulanten, stationaren und teilstationaren Patienten von in der Regel 65 und mehr Jahren (Gutzmann et al. 1989). Das AGP-System eignet sich sowohl zur routinemasigen klinischen Dokumentation als auch als Basisdokumentation fur Forschungszwecke. In einigen Befundbereichen lehnt sich das AGP-System eng an das von der Arbeitsgemeinschaft fur Methoden und Dokumentation in der Psychiatrie entwickelte AMDP-System an (AMDP 1981, 1983). Modifikationen und Erganzungen betreffen schwerpunktmasig die in der Gerontopsychiatrie wichtige differenzierte Erfassung hirnorganisch bedingter kognitiver Leistungseinbusen.
„Organische Symptomenkomplexe nennen wir diejenigen, die wir auf einen greifbaren korperlichen Vo... more „Organische Symptomenkomplexe nennen wir diejenigen, die wir auf einen greifbaren korperlichen Vorgang im Gehirn als Ursache zuruckfuhren konnen“ (Jaspers, Allgemeine Psychopathologie, 5. Aufl. Springer, Berlin/Gottingen/Heidelberg, 1948, S. 495 f.). Organische Psychosyndrome konnen bei zahlreichen korperlichen Erkrankungen auftreten. Die Abgrenzung zu den funktionellen oder endogenen Psychosen scheitert an einem angesichts neurowissenschaftlicher Befunde nicht haltbaren Leib-Seele-Dualismus. Jaspers bemerkte bereits in seiner „Allgemeinen Psychopathologie“, dass der Gegensatz zwischen organisch und funktionell kein absoluter sei: „Was psychogen beginnt, funktionell sich auswirkt, kann organisch werden.“ (Jaspers, Allgemeine Psychopathologie, 5. Aufl. Springer, Berlin/Gottingen/Heidelberg, 1948, S. 383). Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff des organischen Psychosyndroms „organische Grundformen psychischen Krankseins“ (Bleuler, Lehrbuch der Psychiatrie, 15. Aufl. neu bearbeitet von M. Bleuler. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, 1983), „bei denen es sich eben nicht um krankhafte Anlage bestimmter Funktionssysteme handelt, sondern um die Reaktion ursprunglich gesunder Gehirne auf Schadigungen, die im Laufe des Lebens einsetzten“ (Bonhoeffer, Arch Psychiatr Nervenkr 58:58–70, 1917). Also handelt es sich bei organischen Psychosyndromen um oftmals oligosymptomatische Prasentationen von spezifischen psychopathologischen und neuropsychologischen Syndromen, denen ein pathogenetischer Mechanismus zugrunde liegt. Terminologisch behaupten sich neben den „korperlich begrundbaren“ psychischen Storungen besonders die synonym verwendeten Begriffe „organische“ und „symptomatische“ psychische Storung; auch der Begriff „somatogene Psychose“ findet noch gelegentlich Verwendung.
Berrios [2] kritisierte kurzlich den „ubermasigen“ Bezug auf das sog. kognitive Paradigma, das na... more Berrios [2] kritisierte kurzlich den „ubermasigen“ Bezug auf das sog. kognitive Paradigma, das namlich kognitive Einbusen (in praxi: Gedachtnisstorungen) vielfach als hinreichend angesehen wurden, eine Demenz zu definieren. Die globale Desintegration psychologischer Mechanismen, die in seiner Sicht eine Demenz charakterisiert, beruhrt aber neben anderen auch solche Systeme wie Wahrnehmung, Affektivitat, Willen und Personlichkeitskonstituanten.
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