Selbst "Damen" aus Schweden können die Männerfreundschaften unter den Humboldt-Pinguinen im Bremerhavener Zoo am Meer nicht auseinander bringen. Auch in diesem Jahr sei der Versuch gescheitert, mit Hilfe von weiblichen Tieren aus Schweden die vom Aussterben bedrohten Pinguine nachzuzüchten, teilte der Zoo am Mittwoch mit. Der Tierpark hatte Anfang 2005 Schlagzeilen gemacht, weil sich die dortigen Pinguine mangels weiblicher Artgenossen zu homosexuellen Paaren zusammenfanden.
Schweden hatte Weibchen im Überfluss
Während die Weibchen aus dem Zoo im schwedischen Kolmarden im vergangenen Jahr zu spät zur Paarfindung in Bremerhaven kamen, scheiterte die Nachzucht in diesem Jahr offenbar an der Kontaktscheue der Tiere. "Die Schwedinnen halten sich zurück", sagte Zoodirektorin Heike Kück. So hätten sich bei der Bildung der Brutpaare wieder die männlichen Lebensgemeinschaften gebildet.
Allerdings kann Kück dennoch auf Nachwuchs in ihrem Pinguin-Gehege hoffen. Unter den insgesamt 22 Tieren bildeten sich nach ihren Angaben vier heterosexuelle Paare. Darunter ist ein "bewährtes" Paar, das im Jahr 2005 zwei männliche Pinguine ausbrütete.
Der Versuch, die Bremerhavener Männchen durch schwedische Weibchen zu verführen, hat laut Kück einen ernsten Hintergrund. Der Zoo nimmt am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm teil, um die vom Aussterben bedrohte Art der Humboldt-Pinguine zu retten. Während der Bremerhavener Zoo unter einem Männermangel litt, hatten die Schweden Weibchen im Überfluss, die sie auch an einen Tierpark in den Niederlanden abgaben.
Homosexuellen-Organisationen hatten protestiert
Weil das Geschlecht von Humboldt-Pinguinen auch für Biologen nur äußerst schwierig festzustellen ist, war der Weibchen-Mangel in Bremerhaven lange Zeit unentdeckt geblieben. Seit Jahren fanden sich die Pinguine dort während der Brutzeit zu gleichgeschlechtlichen Paaren zusammen. Mangels anderer Möglichkeiten versuchten sie, Steine auszubrüten.
Der Import der schwedischen Weibchen hatte zu heftigen Protesten von Homosexuellen-Organisationen sogar aus den USA geführt. Die Aktivisten warfen dem Zoo in E-Mails und Briefen vor, den Pinguinen mit Gewalt das Recht auf gleichgeschlechtliche Liebe nehmen zu wollen.
Laut Kück ist die Männer-Paarbildung unter den Pinguinen aber keine Form der Selbstverwirklichung, sondern eine Laune der Natur aufgrund des Mangels an Weibchen. Die Brutpaare formieren sich jedes Frühjahr neu. In diesem Jahr hätten allerdings nur zwei Weibchen aus den heterosexuellen Paaren ihren Partner gewechselt. Die "schwulen" Pinguine fanden sich dagegen wieder zusammen, nachdem ihnen die Schwedinnen die kalte Schulter gezeigt hatten.
DPA