In Deutschland scheint es derzeit noch so, als sei Health Literacy ein relativ neues und in seinen Konturen noch sehr offenes Diskussionsthema, das viele Assoziationen auslöst. International sieht die Situation anders aus. Dort lässt sich bereits auf eine sehr lange Themenkarriere zurückschauen, die etliche Unterströmungen aufzuweisen hat. Auch das Thema chronische Krankheit und Health Literacy, das hierzulande noch kaum eine Rolle spielt, wird international seit Längerem diskutiert. Doch zugleich ist beobachtbar, dass die bisherige, überwiegend internationale Diskussion über chronische Krankheit und Health Literacy stellenweise perspektivisch verengt geführt wird und durch vorliegende gesundheits-und auch sozialwissenschaftliche Erkenntnisse profitieren könnte; ähnlich wie sie auch von der Diskussion über Gesundheitsförderung in den vergangenen Jahren inspiriert und bereichert wurde.

Absicht der nachfolgenden Ausführungen ist daher einerseits, die Relevanz chronischer Krankheiten für die deutschsprachige Health-Literacy-Debatte aufzuzeigen und sie damit zu stimulieren, sich diesem Thema intensiver zu widmen. Andererseits wird intendiert, die Health-Literacy-Diskussion über chronische Krankheiten auf eine breitere wissenschaftliche Basis zu stellen und um vorliegende gesundheits-und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse zu arrondieren. Der Aufbau des Beitrags sieht daher folgendermaßen aus: Zunächst werden die Entwicklung und die gesellschaftliche Relevanz chro-