Pragmatismus in den Internationalen
Beziehungen
Gunther Hellmann
Inhalt
1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2 Der Pragmatismus als Theorie menschlichen Denkens und Handelns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3 Die Fortschreibung des Pragmatismus im Zuge der sprachphilosophischen Wende . . . . . .
4 Pragmatismus in der Forschungspraxis der IB: Das Vorbild der „liberalen Ironikerin“ . . .
5 Pragmatismus und (IB-)Positivismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6 Pragmatismus als Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die grundlegenden Prämissen und Aussagen der sozialtheoretischen Tradition des Pragmatismus und
diskutiert sein Potenzial im Feld der Internationalen Beziehungen (IB). Unter
Rückgriff auf die Begründer Peirce, James, Mead und Dewey wie auch zeitgenössische Fortschreibungen durch Richard Rorty und Donald Davidson wird
argumentiert, dass es beim Pragmatismus – wie bei keiner vergleichbaren
Theorie der IB – um eine Theorie menschlichen Denkens und Handelns geht,
die den genauso grundlegenden wie irreführenden Dualismus von Erkenntnisund Handlungstheorie aufhebt. In einem zweiten Schritt werden einige der
Implikationen skizziert, die sich für die konkrete Forschungspraxis im Feld
der Internationalen Beziehungen ergeben, falls man diese Doktrin überzeugend
findet und zum Ausgangspunkt der eigenen Forschung macht. Dabei wird auf
konkrete Beispiele aus den IB zurückgegriffen.
G. Hellmann (*)
Institut für Politikwissenschaft, Goethe Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
E-Mail: g.hellmann@soz.uni-frankfurt.de
© Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH,
ein Teil von Springer Nature 2024
F. Sauer et al. (Hrsg.), Handbuch Internationale Beziehungen,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33953-1_9
421
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G. Hellmann
Schlüsselwörter
Pragmatismus · Sprachphilosophie · Internationale Beziehungen · Methoden ·
Theorie
Die Originalfassung dieses Kapitels wurde überarbeitet: Der Urheberrechtsinhaber wurde zu
„Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH“ geändert.
Für wertvolle Hinweise und Kritik bei der Erstellung der ursprünglichen Fassung dieses
Beitrags danke ich Ulrich Franke, Ulrich Roos, Christian Weber und Luisa Enke.
„An empiricism which is content with repeating facts already past has no place for possibility and liberty.“
Dewey 1981(1922): 50
1
Einleitung
Die internationale Politik und die Internationalen Beziehungen (IB) umspannen ein
weites Feld. Der Gegenstandsbereich und die Disziplin, die sich mit ihm beschäftigt,
sind seit langem fest etabliert. Allerdings tauchen zumeist unterschiedliche Begriffe auf,
wenn nach schnellen Assoziationen zu den üblichen Denk- und Handlungsmustern
gefragt wird. Bei der Disziplin erscheint an vorderer Stelle üblicherweise der „Realismus“ (vgl. hierzu den Beitrag von Carlo Masala „Realismus“ in diesem Band), beim
Gegenstandsbereich eher der Begriff des „Pragmatismus“ – allerdings mit seinen
umgangssprachlichen Assoziationen einer jeglichem „Idealismus“ abholden, „nichtideologischen“ Flexibilität, die an Opportunismus grenzt.1 Wie ein Blick in gängige
Handbücher zeigt, hatte der Pragmatismus, vor allem hinsichtlich der damit bezeichneten sozialtheoretischen Tradition, in der disziplinären Reflexion lange Zeit keinen
prominenten Platz. Das hat sich in den letzten zehn Jahren allerdings geändert. Erfreulich ist daher auch, dass die Herausgeber dieses Handbuchs dem Pragmatismus als einer
mit gängigen prominenten „-ismen“ der Disziplin durchaus vergleichbaren Theorie
einen eigenständigen Beitrag eingeräumt haben. Dies erscheint insofern gerechtfertigt,
als der Pragmatismus gerade in den beiden letzten Jahrzehnten nicht nur in der
Philosophie eine „Renaissance“ erlebt hat (vgl. Sandbothe 2000; Margolis 2004; Bernstein 2010; Brandom 2011), sondern auch in den IB zunehmend auf Interesse stößt.2
1
Vgl. die Auflistung sogenannter „signifikanter Kookkurrenzen“ sowie typischer Gebrauchsweisen
für die Wörter „Pragmatismus“ und „pragmatisch“ unter http://wortschatz.uni-leipzig.de.
2
Vgl. zu vereinzelten früheren Bezügen u. a. Puchala 1990; Smith 1996, S. 23–25; Deibert 1997;
Adler 1997, S. 328–330. In keinem dieser Beiträge ging es allerdings um eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Pragmatismus. Zu neueren (und ausführlicheren) Auseinandersetzungen
vgl. Bauer und Brighi 2008; Friedrichs und Kratochwil 2009; Hellmann 2009; Sil und Katzenstein
2010; Adler und Pouilot 2011; Franke und Weber 2012; Franke und Roos 2013; Franke und
Hellmann 2017; Kratochwil 2007 (einschl. der sich daran im „Journal of International Relations
and Development“ anknüpfenden Debatte) und Kratochwil 2018, 2019; Hellmann und Steffek
2022. Auch in neueren Beiträgen in der Folge des „practice turn“ finden sich zunehmend Verweise
auf Verbindungslinien mit der pragmatistischen Tradition, vgl. stellvertretend Bueger und
Gadinger 2015.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
423
Dass es sich beim Pragmatismus um eine amerikanische Erfindung handelt, ist dabei
ziemlich unstrittig.3 Die Beschreibungen dessen, was ihn im Kern ausmacht, divergieren allerdings mindestens genauso stark wie vergleichbare Beschreibungen anderer
philosophischer Traditionen. Da es in einem Handbuch „Internationale Beziehungen“
nicht darum gehen kann, einen Überblicksbeitrag zur philosophischen Denkschule zu
verfassen (Rorty 1998b; detailliert Festl 2018), werde ich mich im Folgenden auf eine
Zusammenfassung dessen konzentrieren, was in einer dieser konkurrierenden Lesarten
als Kernaussagen einer pragmatistischen Doktrin identifiziert werden kann. Unter
Rückgriff auf die pragmatistische Tradition (Peirce, James, Mead und Dewey), die
für wichtige Stränge der neueren Forschung auch Ludwig Wittgenstein einschließt
(Boncompagni 2016; Misak 2016), wie auch zeitgenössische Fortschreibungen durch
Richard Rorty, Donald Davidson und Robert Brandom werde ich argumentieren, dass
es sich hierbei – wie bei keiner vergleichbaren Theorie der IB – um eine Theorie
menschlichen Denkens und Handelns handelt, die den genauso grundlegenden wie
irreführenden Dualismus von Erkenntnis- und Handlungstheorie aufhebt. In einem
zweiten Schritt werde ich einige der Implikationen skizzieren, die sich für die konkrete
Forschungspraxis im Feld der Internationalen Beziehungen ergeben, falls man diese
Doktrin und ein damit verbundenes „anti-repräsentationalistisches“ Programm überzeugend findet und zum Ausgangspunkt der eigenen Forschung machen wollte. Dabei
werde ich auf konkrete Beispiele aus den IB zurückgreifen.
2
Der Pragmatismus als Theorie menschlichen Denkens und
Handelns
Im Kern ist der Pragmatismus eine Theorie menschlichen Denkens und Handelns:
wie wir zur „Festlegung einer Überzeugung“ gelangen (Peirce 1997b (1877)), wie
„die Psychologie menschlichen Meinens“ beschaffen sei (James 1948 (1896), S. 90),
3
Gute Überblicke zum Pragmatismus und seinen Varianten liefern (mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und Urteilen) Rorty 1998b; Joas 1992a, S. 7–15, 28–37; Rescher 1995; Bernstein 1995, 1997,
2010; Hacking 1996, S. 104–114; Menand 1997b; Shook und Margolis 2006; Price et al. 2013; Misak
2016. Detaillierte Diskussionen der Unterschiede und der Entwicklung pragmatistischen Denkens von
Peirce, James und Dewey über Quine bis zu Davidson, Rorty und Putnam liefern darüber hinaus West
1989; Murphy 1990; Diggins 1994; Brandom 2000a; Sandbothe 2000; Margolis 2004; Pape 2010;
Malachowski 2013; Festl 2018; Spencer 2020. Zur Debatte über einen angemessenen Umgang mit den
Klassikern des Pragmatismus vgl. ferner Rorty 1989, 1993a, 1995, 1996b, 1996c; Joas 1992a,
S. 171–204 und 305–308; Habermas 1996a, 1996b, 1999; Putnam 1995a, 1997, S. 90–96 sowie die
Beiträge zu den „major figures“ des Pragmatismus bei Shook und Margolis 2006. Zur Einschätzung der
Bedeutung des Pragmatismus für die Sozialwissenschaften ist nach wie vor Joas 1992b unabdingbar.
Eine knappe Darstellung seiner handlungstheoretischen Interpretation findet sich in Joas und Kilpinen
2006. Eine gelungene neuere Synthese pragmatistischer wie auch Wittgenstein’scher Philosophie in
handlungstheoretischer Hinsicht liefert Ogien 2018. Unterschiedliche Auswahlen wichtiger pragmatistischer Texte liefern Menand 1997a sowie in deutscher Sprache (einschließlich einer weiteren Einführung) Martens 1975. Die nach meiner Kenntnis einzige deutschsprachige Einführung in den Pragmatismus vor dem Hintergrund politikwissenschaftlicher Problemstellungen liefert Schubert 2003. IB-Bezüge
gibt es dort allerdings kaum. Zum charakteristischen US-amerikanischen Einschlag des Pragmatismus
und seiner ideengeschichtlichen Rezeption vgl. ferner ausführlich Joas 1992a, S. 7–15, 96–145.
424
G. Hellmann
„wie wir denken“ (Dewey 1991a (1910), 1991b (1938)) – das sind die Fragen, die
den Ausgangspunkt pragmatistischen Denkens an der Wende zum 20. Jahrhundert
bildeten. Die Antworten, die die Klassiker des Pragmatismus auf diese Fragen
gegeben haben und die – angestoßen vor allem durch die Arbeiten Richard Rortys
(1979, 1982a) – im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte unter dem Eindruck der
Sprachphilosophie wieder entdeckt wurden, machen einen Großteil der heutigen
Attraktivität des Pragmatismus aus.4 Diese Antworten kann man als eine „Theorie“
oder auch als „Überzeugung“ bezeichnen, die uns eine bestimmte Auffassung
darüber anbietet, wie wir als Menschen denken und handeln. Diese („erkenntnistheoretische“) Überzeugung hat sich aufgrund von (Selbst-)Beobachtungen in Konkurrenz mit anderen Theorien menschlichen Denkens und Handelns herausgebildet.
Am prägnantesten hat dies Louis Menand auf den Punkt gebracht:
„(P)ragmatists don’t believe there is a problem with the way people think. They believe there
is a problem with the way people think they think. They (. . .) believe that these mistaken
accounts are responsible for a large number of conceptual puzzles; and they believe that
these puzzles, when they are not simply wasting the energy of the people who spend their
time trying to ‘solve’ them, actually get in the way of our everyday efforts to cope with the
world“ (Menand 1997b, S. xi).
In diesem breiteren Verständnis ist „Theorie“ ein Synonym für eine etablierte Lehrmeinung, „Maxime“ (Putnam 1995b, S. 219) oder „Doktrin“ (Rorty 1982b, S. 165),
die zwar (wie jede andere Überzeugung auch) grundsätzlich revisionsfähig ist, die
wir aber aufgrund vielfältiger Erfahrung für so weitgehend bestätigt erachten können, dass wir uns (zumindest bis auf weiteres) nicht weiter mit ihrer Revisionsbedürftigkeit aufhalten müssen.
Ausgangspunkt allen pragmatistischen Denkens ist der Primat der Praxis, die
Verankerung allen menschlichen Handelns in konkreten Situationen. Für Hilary
Putnam (1995a, S. 52) ist dieser Vorrang der Praxis das „vielleicht wichtigste
Prinzip“ der pragmatistischen Tradition überhaupt. Begründet wurde es von Charles
Sanders Peirce in seiner Umkehrung der cartesianischen Doktrin des „cogito ergo
sum“: Wir denken, weil wir handeln müssen, nicht umgekehrt (wenn man denn
überhaupt eine starke Unterscheidung zwischen Denken und Handeln bzw. eine
prozessuale Abfolge zwischen beiden einführen will; dazu später mehr). Zweifel und
Überzeugung sind die beiden Kernbegriffe, um die herum Peirce wie auch seine
Nachfolger ihre Umschreibung jenes „Forschungsprozesses“(„inquiry“) anordnen,
4
Dass der Pragmatismus seit den 1990er-Jahren eine Renaissance erlebt, wird seiner „unerhörten
Modernität“ (Joas 1992b, S. 7, 7–11) zugeschrieben; vgl. auch Menand 1997b, S. xxv–xxxiv;
Bernstein 1997, 2010. Bernstein sieht den wichtigsten Grund für diese Renaissance darin, dass der
Pragmatismus aufgrund seiner „flexiblere(n) Vernünftigkeit“ gerade vor dem Hintergrund des
Zusammenbruchs totalitärer Ideologien besonders attraktiv erscheint, denn: „Die Pragmatisten
sind allen Spielarten des Dogmatismus und Fundamentalismus stets kritisch begegnet und haben
alle Formen totalitärer Ideologien abgelehnt. Sie haben das ‚Verlangen nach Absolutheiten‘, wie
Hilary Putnam sagt, schonungslos in Frage gestellt. Gleichzeitig sind die Pragmatisten jedoch gegen
Relativismus und Nihilismus angetreten“. Zur Würdigung der Arbeiten Rortys als Auslöser für die
Renaissance des Pragmatismus vgl. Putnam 1997, S. 200.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
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der zur Herausbildung einer neuen Überzeugung führt (und damit auch den Ausgangspunkt jeglichen Handelns markiert). Am Anfang steht der Zweifel als „einziges unmittelbares Motiv, sich auf die Anstrengung einzulassen, sich eine Überzeugung zu bilden“ (Peirce 1997b (1877), S. 13).5 Er ist notwendigerweise der
Ausgangspunkt unausweichlich wiederkehrender neuer Problemstellungen. Allerdings handelt es sich hier gerade nicht um jenen radikalen Zweifel im Sinne Descartes’. Vielmehr plädieren Peirce und seine pragmatistischen Nachfolger, wie Hans
Joas hervorhebt, „für den realen Zweifel“ im Sinne einer „Verankerung des Erkennens in realen Problemsituationen“ (Joas 1992a, S. 29, Hervorhebung im Original;
vgl. auch Rorty 2014, S. 199–226; Brandom 2021, S. xv–xvi). „We cannot begin
with complete doubt“, schreibt Peirce. „We must begin with all the prejudices which
we actually have“ (Peirce 1997a (1868), S. 4). Und:
It is certainly best for us that our beliefs should be such as may truly guide our actions so as
to satisfy our desires; and this reflection will make us reject any belief which does not seem
to have been so formed as to insure this result. But it will only do so by creating a doubt in
the place of that belief. With the doubt, therefore, the struggle begins, and with the cessation
of doubt it ends. Hence, the sole object of inquiry is the settlement of opinion. We may fancy
that this is not enough for us, and what we seek, not merely an opinion, but a true opinion.
But put this fancy to the test, and it proves groundless; for as soon as a firm belief is reached
we are entirely satisfied, whether the belief be true or false (Peirce 1997b (1877), S. 13–14).
Eine Überzeugung zu haben („thought at rest“, wie Peirce an anderer Stelle formuliert,
im Unterschied zu „thought in action“ während der Phase des Zweifels) bedeutet daher
dreierlei: erstens handelt es sich um etwas, dessen wir uns bewusst sind; zweitens,
„stillt“ sie „die Irritation des Zweifels“; und drittens wird durch die Herausbildung
einer Überzeugung eine „Handlungsregel oder, abgekürzt, eine Gewohnheit“ geschaffen. Dieser „ruhige Zustand“ einer Überzeugung ist allerdings nur ein „(Übergangs-)
Stadium mentaler Handlung“ („a stadium of mental action“) – und zwar insofern als
die Handlungen, die durch die (neue) Überzeugung ausgelöst werden, ihrerseits früher
oder später zu neuen Zweifeln führen und dadurch zu „einem neuen Ausgangspunkt
des Denkens“ werden (Peirce 1997c (1878), S. 32–33, Hervorh. im Original).
Diese doppelte und unauflösliche Koppelung von Zweifel und Überzeugung
einerseits sowie Denken und Handeln andererseits ist gemeint, wenn der Kern des
Pragmatismus von seinen Anhängern in drei Worten zusammengefasst wird: Überzeugungen sind Handlungsregeln („belief is a rule for action“).6 Zu handeln ist
schwierig, solange der Zweifel vorherrscht. Umgekehrt ergibt sich aus einer Überzeugung aber auch zwingend eine Handlungsregel. Unser Handeln ist dabei schon
deshalb zu einem großen Teil routinisiert bzw. „habitualisiert“, weil ein Leben im
ständigen Zweifel schwer vorstellbar wäre. Ob unsere Überzeugungen richtig oder
falsch sind, ist für unser Handeln weniger wichtig als die Tatsache, dass wir, wie
5
Diesen „struggle to attain belief“ nennt Peirce „inquiry“. „Inquiry“ wird nicht zuletzt deshalb
richtigerweise als „Forschungsprozess“ übersetzt, weil nach Meinung aller Pragmatisten die Mechanismen der Herausbildung einer Überzeugung dem Ideal des Forschungsprozesses in der
Wissenschaft entsprechen (vgl. auch Dewey 1991b (1938)).
6
Vgl. neben Peirce 1997c (1878), S. 33; James 1995 (1907), S. 18; Putnam 1995b, S. 231.
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G. Hellmann
Donald Davidson schreibt, um handeln und denken zu können, immer schon „eine
ganze Menge Überzeugungen“ haben müssen, die (unabhängig davon, ob sie nun
richtig oder falsch sind) auf jeden Fall wechselseitig konsistent sein müssen und
auch zu unseren „wertenden Einstellungen“ (Wünschen, Absichten oder moralischen Überzeugungen) nicht in Widerspruch stehen dürfen (Davidson 2001,
S. 124–125). Die meisten unserer Überzeugungen sind in diesem Sinne routinisiert.
Sie existieren „auf einem Kreditsystem“, d. h. sie werden solange einfach unhinterfragt hingenommen wie sie nicht durch unsere Interaktion mit unserer Umwelt,
durch „neue Erfahrungen“ „herausgefordert“ werden (James 1995 (1907), S. 80).
Mit Dewey lässt sich in diesem Sinne das Peirce´sche Begriffspaar von Überzeugung und Zweifel analog in zwei Typen von Handlungskontexten übersetzen:
Routinesituationen und problematische Situationen.7 Routinesituationen (oder „determinate situations“) sind dadurch gekennzeichnet, dass sie in unserer Wahrnehmung „a closed (. . .) ‚universe of experience‘“ (Dewey 1981e (1938a), S. 227)
darstellen und wir gleichsam instinktiv auf ein internalisiertes Handlungsrepertoire,
eine Handlungsgewohnheit zurückgreifen können, das auf vielfältigen Erfahrungen
mit ähnlichen vergangenen Handlungen aufgebaut wurde. Wenn wir uns beispielsweise mit dem PKW einer Kreuzung nähern und die Ampel auf „rot“ umschaltet,
halten wir in der Regel routinemäßig an. Diese Handlungssituation ist nicht in dem
Sinne neu oder problematisch, dass wir uns eigens eine Lösung ausdenken müssen.
Problematische Situationen sind demgegenüber gerade dadurch gekennzeichnet,
dass uns der instinktive Rückgriff auf ein routinisiertes Handlungsrepertoire verstellt
ist. Wir „geraten“ in eine neue („indeterminate“) Situation und nehmen sie insofern
als „problematisch“ wahr, als wir für ihre Lösung über keine vorgegebene oder
offensichtliche Handlungsweise verfügen. Wichtig ist dabei, dass die „neue“, unbestimmte Situation als gleichsam „präkognitives“ Phänomen zu denken ist, das erst
im Forschungsprozess selbst in eine problematische Situation transformiert wird.8
7
Eine solche Unterscheidung mag auf den ersten Blick aufhorchen lassen, weil sich konkrete
Situationen menschlichen Handelns nie in der Form stellen, dass wir grundsätzlich alles bezweifeln,
noch dass wir ausschließlich habitualisiert reagieren können. Vielmehr ist „Praxis“ – als kontingentes soziales Handeln im Hier und Jetzt – immer ein (genuin) kreatives und auf vergangenen
Problemlösungen beruhendes Handeln, bei dem schon die konkrete Erfassung der jeweiligen
Situation als „(un-)problematisch“ wie auch das sich anschließende neu Zurechtfinden („coping“)
als kreative, sinnstiftende Handlung verstanden werden sollte (vgl. Hellmann 2022). Damit ist
zugleich – trotz familienähnlicher Überschneidungen – eine wesentliche Differenz zwischen dem
Pragmatismus und gängigen Formen der „Praxistheorie“ und dem hier zumeist dominierenden
Fokus auf „habits“ oder „practices“ markiert; vgl. im Kontrast etwa der Beitrag von Frank Gadinger
2022 in diesem Band.
8
„The indeterminate situation comes into existence from existential causes, just as does, say, the
organic imbalance of hunger. There is nothing intellectual or cognitive in the existence of such
situations, although they are the necessary condition of cognitive operations or inquiry. In themselves they are precognitive. The first result of evocation of inquiry is that the situation is taken,
adjudged, 2 to be problematic“ (Dewey 1981e (1938a), S. 229, Hervorh. G.H.). In diesem Sinne ist
eine problematische Situation immer ein Zusammenspiel „objektiver“ und „interner“ Faktoren, wie
Dewey an anderer Stelle betont (Dewey 1981f (1938b), S. 518); vgl. hierzu auch Joas 1992b,
S. 193–196, 235–236.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
427
Der unreflektierte Glaube an „selbstverständliche Gegebenheiten und erfolgreiche
Gewohnheiten (. . .) und die mit ihm verknüpften Handlungsroutinen (brechen)
zusammen; der bisher gewohnte, automatisch wirkende Ablauf des Handelns“
(Joas 1992b, S. 190) – das, was Dewey „the continuity of experience“ nennt (Dewey
1981f (1938b), S. 512–513) – wird unterbrochen und wir sind gehalten, uns „forschend“ eine neue Überzeugung zu bilden, die eine uns angemessen erscheinende
neue Handlungsweise zur Lösung des jeweiligen Problems ermöglicht.
Einer Leserin, die mit diesem Vokabular nicht vertraut ist, mag es auf den ersten
Blick genauso altbacken wie von der Sache her unspektakulär erscheinen. Die
Konsequenzen sind allerdings weitreichend, wenn man die darin artikulierte pragmatistische Erkenntnis-/Handlungstheorie akzeptiert. Es beginnt bereits damit, dass
die vormals grundlegende philosophische Unterscheidung zwischen Erkenntnistheorie einerseits und Handlungstheorie andererseits bestenfalls in einem schwachen
Sinne (als die zwei Seiten ein und derselben Medaille von „inquiry“ als Forschungsprozess) aufrechterhalten werden kann. Denken bzw. Erkennen einerseits
und Handeln andererseits sind notwendig wechselseitig aufeinander bezogen. Die
Koppelung von Zweifel und Überzeugung in der Herausbildung einer Handlungsregel (Überzeugung) bei Peirce folgt derselben Logik wie die Transformation einer
problematischen Handlungssituation in eine „bestimmte“ (und damit letztlich routinisierbare) bei Dewey. Den klassischen Dualismus in der westlichen Philosophie
zwischen Denken (Theorie) und Handeln (Praxis) – und hier insbesondere „der
Höherbewertung des Wissens im Vergleich zum Machen und Tun („making and
doing“)“ – hatte Dewey bereits in den 1920er-Jahren als eine irreführende Unterscheidung heftig kritisiert (Dewey 1981d (1929), S. 355–371, hier 358). Von
Pragmatisten wird dieser aber schon deshalb zurückgewiesen, weil „on a pragmatist
view all so-called ‘theory’ which is not wordplay is always already practice“ (Rorty
1996b, S. 40). Bezogen auf die Unterscheidung zwischen Erkenntnis- und Handlungstheorie übersetzt sich daher der Vorrang der Praxis in Deweys Worten in eine
Beschreibung des Pragmatismus, der zufolge er dem Individuum als dem „entscheidenden Träger kreativen Denkens (. . .) anstelle einer epistemologischen eine praktische Funktion“ zuweise (Dewey 1981c (1922), S. 56).
Der Primat der Praxis und das damit einhergehende Postulat des „realen“ Zweifels als Beginn des Forschungsprozesses hat daher zur Folge, dass wir Handeln, wie
Hans Joas im Anschluss an Dewey herausgearbeitet hat, als situiertes, genuin
kreatives Handeln denken müssen. Die Überwindung der Phase des realen Zweifels
gelingt nur, so Joas, durch eine „Rekonstruktion des unterbrochenen Zusammenhangs“. Unsere Wahrnehmung müsse neue Aspekte der Wirklichkeit erfassen, an
anderen Punkten der Welt ansetzen, kurz: sich selbst umstrukturieren. „Diese Rekonstruktion ist eine kreative Leistung des Handelnden.“ Sollte sie gelingen, „dann ist
etwas Neues in die Welt gekommen: eine neue Handlungsweise, die sich stabilisieren und selbst wieder zur unreflektierten Routine werden kann. Jegliches Handeln
wird so im Blick der Pragmatisten in der Spannung zwischen unreflektierten Handlungsgewohnheiten und kreativen Leistungen gesehen. Das heißt zugleich auch,
dass Kreativität hier als Leistung innerhalb von Situationen, die eine Lösung erfordern, gesehen wird, und nicht als ungezwungene Hervorbringung von Neuem ohne
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konstitutiven „Hintergrund in unreflektierten Gewohnheiten“ (Joas 1992b, S. 190).9
Dieses Verständnis situativen und genuin kreativen Handelns impliziert, dass es
unangemessen wäre, eine Handlung als „Einzelhandlung“ aus ihrem Kontext,
jenem „geschlossenen“ oder „unterbrochenen“ Zusammenhang unserer Erfahrung,
herauszulösen und im Sinne einer (auf diese „Einzelhandlung“ reduzierten und ihr
vorgelagerten) Zweck-Mittel-Relation zu beschreiben. Vielmehr vollzieht sich die
Setzung von Zwecken aus einem pragmatistischen Blickwinkel „nicht in einem
geistigen Akt vor der eigentlichen Handlung, sondern ist Resultat einer Reflexion
auf die in unserem Handeln immer schon wirksamen, vor-reflexiven Strebungen und
Gerichtetheiten“ (Joas 1992b, S. 232, Hervorhebung im Original). Selbst wenn
Pläne im Sinne „vorgefasster Ablaufschemata“ des Handelns vorliegen, „ist der
konkrete Handlungsverlauf von Situation zu Situation konstruktiv zu erzeugen und
offen für kontinuierliche Revision“ (Joas 1992b, S. 237). Und dies wiederum bedeutet,
dass es angemessener ist, die Setzung von Handlungszielen und die Wahl entsprechender Mittel als Wechselspiel zu begreifen, statt anzunehmen, die Handlungsziele
seien feststehend und die Mittelwahl müsse sich nur noch daraufhin ausrichten.10
Handlungsziele sind zumeist „relativ unbestimmt und werden erst durch die Entscheidung über zu verwendende Mittel spezifiziert. Reziprozität von Zielen und Mitteln
bedeutet also ein Wechselspiel zwischen Mittelwahl und Zielklärung. Die Dimension
der Mittel ist damit nicht neutral gegenüber der Dimension der Ziele. Indem wir
erkennen, dass uns bestimmte Mittel zur Verfügung stehen, stoßen wir erst auf Ziele,
die uns vorher gar nicht zu Bewusstsein kamen. Mittel spezifizieren also nicht nur
Ziele, sie erweitern auch den Spielraum möglicher Zielstellung“ (Joas 1992b, S. 227).
Eine wichtige Rolle kommt dabei jener „kreativen Intelligenz“ zu, der Dewey u. a. die
Funktion zuschrieb, „neue und komplexere Ziele zu entwerfen“ (Dewey 1981b
(1917), S. 94). Die Struktur einer problematischen Situation ist also in dem Sinne
hoch komplex, als sie nicht nur als Bündel von Akteuren mit ihren je eigenen Überzeugungen und wertenden Einstellungen, sondern auch als Prozess gedacht werden
muss, in dem Ziele und Mittel kontinuierlich revidiert werden.
3
Die Fortschreibung des Pragmatismus im Zuge der
sprachphilosophischen Wende
Aus dieser Theorie menschlichen Denkens und Handelns ergeben sich zahlreiche
Implikationen. Insbesondere in der Fortschreibung der pragmatistischen Tradition
durch Autoren wie Richard Rorty, Donald Davidson und Robert Brandom sind sie,
stärker als bei den Begründern des Pragmatismus, in den Mittelpunkt gerückt
worden. Eine der wichtigsten Implikationen lässt sich unter dem Stichwort der
9
Vgl. auch Deweys Ausführungen zum Begriff der „kreativen Intelligenz“ als zentraler Kategorie
des Pragmatismus (Dewey 1981a (1908), S. 212, 1981b (1917), S. 94) sowie zur „kreativen
Funktion“ des Denkens überhaupt (Dewey 1981c (1922), S. 50).
10
Vgl. hierzu auch die Ausführungen Deweys (1981g (1938c), S. 406–407) über „ends-in-views“.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
429
Sprachabhängigkeit jeglicher Beobachtungen zusammenfassen. Eine weitere betrifft die Weltbild-Relativität von Überzeugungen. Im Folgenden sollen beide kurz
erläutert und ihre Bedeutung für wissenschaftliches Arbeiten im Allgemeinen sowie
die Forschung in der politikwissenschaftlichen Teildisziplin „Internationale Beziehungen“ im Besonderen diskutiert werden.
Die Sprachabhängigkeit von Beobachtungen und die Weltbild-Relativität von
Überzeugungen hat Davidson (neben anderen Gegenständen erkenntnistheoretischer
Fachdebatten, die hier nicht interessieren) unter dem Begriff „Holismus des Mentalen“ subsumiert (Davidson 2001, S. 123–127, 2006, S. 23–48). Von zentraler
Bedeutung ist dabei ein Verständnis von Sprache, das in unseren (individuellen
wie kollektiven) sprachlichen Möglichkeiten die Grenzen unserer Welt sieht.11
Damit ist gemeint, dass Beobachtungen nicht nur theoriebeladen, sondern auch
fundamental sprachabhängig sind (Rorty 1989, S. 3–22). Dies schließt Beobachtungen bzw. Unterscheidungen mit ein, die beispielsweise im Kontext der „Erkenntnistheorie“ den Begriff der Kausalität und damit die Unterscheidung zwischen
„Ursache“ und „Wirkung“ begründen. Ursachen und Wirkungen (und damit „Kausalität“) „existieren“ nicht (im Sinne „ontologischer“ Gegebenheiten). Vielmehr ist
diese Unterscheidung und Begriffsprägung eine nützliche Erfindung, die sich in
einer vielfältigen menschlichen Praxis bewährt hat. Vor allem Davidson thematisiert
dieses Abhängigkeitsverhältnis explizit, da es von vielen Philosophen (und zwar
„ganz besonders von den amerikanischen Pragmatisten“) oftmals „schlicht vorausgesetzt“ worden sei (Davidson 2006, S. 46). Diese implizite Voraussetzung ist
allerdings deswegen problematisch, weil sie die weitreichenden Konsequenzen für
die Generierung wissenschaftlichen Wissens unterschätzt. Zu diesen Konsequenzen
zählt insbesondere die Auffassung, dass Wissen (Wahrheit) nicht gefunden, sondern
erfunden wird, wir mithin also, wie Richard Rorty formulierte, die irrige Vorstellung
aufgeben müssen, dass sich die Welt gleichsam „aus eigener Initiative in satzförmige
Teile aufsplittert, die man ‚Fakten‘ nennt“ (Rorty 1989, S. 5). „Die Welt“ tut nichts
dergleichen. Sie ist zwar „da draußen“, aber Beschreibungen der Welt sind es nicht:
„To say that the world is out there, that it is not our creation, is to say, with common sense,
that most things in space and time are the effects of causes which do not include human
mental states. To say that truth is not out there is simply to say that where there are no
sentences there is no truth, that sentences are elements of human languages, and that human
languages are human creations“ (Rorty 1989, S. 5).
Unsere Beschreibungen der Welt sind also unsere Erfindungen – und dies schließt
Weltbeschreibungen in Begriffen von „Ursachen“ und „Wirkungen“ mit ein. Die Welt
kann uns zwar, so Rorty, dazu bringen („cause us“), bestimmte Überzeugungen zu
haben „sobald wir uns selbst mit einer Sprache programmiert haben“ (Rorty 1989,
S. 6). Sie trägt uns jedoch keine Sprache an (oder zwingt sie uns gar auf). Nur andere
11
Vgl. Peirce 1972, Bd. 5, S. 314 „(M)y language is the sum total of myself“ und ähnlich
Wittgenstein 1922 (2021), 5.6. (S. 204): „The limits of my language mean the limits of my world“
(Hervorh. im Original).
430
G. Hellmann
Menschen tun dies – etwa indem sie uns das Denken und Sprechen über „UrsacheWirkungszusammenhänge“ beibringen und dabei mitschwingen lassen, dass die Dinge, die als Ursachen etwas bewirken „tatsächlich“, also unabhängig von uns und
unseren Beschreibungen, „existieren“. Andere mögen uns anstatt dessen davon zu
überzeugen versuchen, dass solche Zusammenhänge besser als „Narrative“ zu begreifen sind – als Geschichten also, die Menschen erfinden. In beiden Fällen ist der Erwerb
von Wissen aber nicht nur sprachabhängig, sondern auch „von Anfang an interpersonell“ (Davidson 2006, S. 48). Sprachliche Erfindungen sollte man sich zudem als
ganze Vokabulare („vocabularies as wholes“), d. h. als sinnhaft miteinander verknüpfte
Begrifflichkeiten und Wortkombinationen und nicht als einzelne Sätze oder gar
einzelne Wörter denken (Rorty 1989, S. 5–13). Ob es sich um das Vokabular des
Christentums oder des Marxismus, das Vokabular eines Ptolemäischen oder eines
Kopernikanischen Weltbildes bzw. eines Waltz’schen Realismus oder eines
Wendt’schen Konstruktivismus handelt – immer handelt es sich um Neubeschreibungen eines Ausschnitts von Welt, die erst angesichts einer je spezifischen Verknüpfung
bestimmter Wörter und Sätze die Bedeutung erlangen, die sie im jeweiligen Überzeugungssystem haben. Der entscheidende Punkt dabei ist nicht, ob ein bestimmtes
Vokabular die Welt (vermeintlich) „korrekter“ beschreibt als ein anderes. Die bei einer
solchen Vorstellung durchscheinende Korrespondenztheorie der Wahrheit lehnen alle
Pragmatisten ab. Vielmehr geht es um die Frage, ob uns ein bestimmtes Vokabular in
die Lage versetzt, mit und in der Welt (besser) zurecht zu kommen („We should think
of vocabularies as tools for coping rather than media for copying. (. . .) The interesting
question is not ‚Knowledge or opinion? Objective or subjective?‘ but rather ‚Useful
vocabulary or relatively useless vocabulary‘“ (Rorty 2000, S. 185–186)). Richard
Rorty’s Schüler Robert Brandom hat ein solches „anti-repräsentationalistisches“ Verständnis (im Kontrast zum cartesianischen Weltbild) wie folgt begründet: „If the
reality I know is known by being represented by my representings of it, then I must
know my representings themselves in some other way than just by representing them
in turn. For the alternative would launch a semantic regress, of representings of
representings of representings . . . in which no terminal knowledge is ever finally
achieved. If representational knowledge (or even awareness) is to be possible, at some
point, there must be representings of which I am aware simply by having them, rather
than by representing them“ (Brandom 2021, S. xv, Hervorh. im Original).
Die Weltbild-Relativität unserer Überzeugungen ist eine damit zusammenhängende zweite weitreichende Implikation einer pragmatistischen Theorie menschlichen Denkens und Handelns. Bei Davidson ist davon die Rede, dass unsere Überzeugungen, Wünsche und Absichten in ein „Netz evaluativer Einstellungen und
praktischen Wissens verstrickt“ sind (Davidson 2006, S. 45), die sich wechselseitig
stützen und miteinander ändern. Dass Überzeugungen, Wünsche und Absichten
ineinander „verstrickt“ sind, bedeutet zum einen, dass sie nicht isoliert voneinander
gedacht werden können, d. h. dass „das Haben einer Überzeugung oder eines
Wunsches automatisch heißt, dass man viele hat“.12 Zum anderen bedeutet es,
12
Rorty 1993b (1987), S. 66. Vgl. hierzu auch Putnam (1995a, S. 15, Hervorh. im Original): „we view
our system of knowledge as more than just a prediction machine; we aim at a Weltanschauung“.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
431
dass sie nur begrenzt intentional gesteuert werden können. Rorty hat hierfür das Bild
eines Netzes aus Überzeugungen und Wünschen vorgeschlagen, das „ständig bearbeitet und dabei umgewoben wird.“ Allerdings sollte man sich dieses Netz nicht
derart denken, dass es „von einer anderen Handlungsinstanz als dem Netz selbst –
also sozusagen von einem obersten Weber – umgewebt wird“. Vielmehr webe sich
das Netz dadurch „selbst“ neu, dass es auf Reize reagiert und neue Überzeugungen
annimmt (Rorty 1993b (1987), S. 65–66). Um einiges früher hatte Wittgenstein
diesen Holismus in erkenntnistheoretischer Hinsicht noch dahingehend radikalisiert,
dass er den vor allem in der positivistischen Tradition suggerierten Zusammenhang
zwischen Wissen einerseits und spezifischen Verfahren der Verifikation oder Falsifikation von Hypothesen andererseits grundsätzlich in Frage stellte. Dabei kommt
dem Begriff des „Weltbildes“ eine grundlegende Bedeutung zu. Wo Davidson und
Rorty die Metapher des Netzes benutzen, um die wechselseitige Stützung unserer
Überzeugungen zu beschreiben, verwendet Wittgenstein die Metaphorik von Fluss
und Flussbett, um seine Sicht des Verhältnisses zwischen „Weltbild“ und „Erfahrungswissenschaft“ zu umschreiben (Wittgenstein 1984 (1969), §§ 94–99). So wie
die Fäden des Netzes einander bedingen, so bedingen sich Flussbett (Weltbild) und
Fluss („Erfahrungssätze“). Unsere „Weltbilder“ wählen wir aber nicht, etwa weil wir
uns von ihrer vermeintlichen „Richtigkeit“ überzeugt haben. Vielmehr stellen sie
den „überkommenen Hintergrund“ unserer Überzeugungen dar, auf dessen Grundlage wir zwischen wahr und falsch unterscheiden (Wittgenstein 1984 (1969), § 94).
Kurzum: Unsere Weltbilder sind der Dreh- und Angelpunkt eines ganzen Systems
von Überzeugungen – und in diesem Sinne auch „die selbstverständliche Grundlage“ aller unserer Forschung (Wittgenstein 1984 (1969), § 167, ferner §§ 105,
140–142, 162). Weltbild-Änderungen sind in diesem fest gefügten System zwar
nicht unmöglich, aber wenn sie vorkommen, haben sie im Grunde den Charakter
einer Bekehrung (Wittgenstein 1984 (1969), §§ 92, 612).
4
Pragmatismus in der Forschungspraxis der IB: Das Vorbild
der „liberalen Ironikerin“
Diese Beschreibung der Kernelemente des klassischen Pragmatismus wie auch
seiner sprachphilosophisch inspirierten Fortschreibung wird auf den ersten Blick
recht abgehoben und in ihren praktischen Folgerungen für die Forschung allzu
abstrakt erscheinen. Diese praktischen Folgerungen sind allerdings sehr weitreichend. Im Folgenden soll etwas ausführlicher dargelegt werden, worin sie in den
internationalen Beziehungen liegen – und zwar sowohl was den Gegenstand des
Faches als auch die Forschungspraxis der Disziplin selbst anbetrifft.
Eine erste praktische Schlussfolgerung betrifft die Reflexion der eigenen Forschungshaltung. Richard Rorty hat dafür die Figur der „liberalen Ironikerin“ erfunden (Rorty 1989, S. 73–95). Eine Ironikerin, so Rorty, zeichnet sich dadurch aus,
dass sie radikale und anhaltende Zweifel gegenüber jenem „endgültigen Vokabular“
hegt, dass sie gegenwärtig gebraucht. „Endgültig“ ist dieses Vokabular im
ur-pragmatistischen Sinne der Dialektik von Zweifel und Überzeugung bzw. Denken
(Wissen) und Handeln. Um eine Überzeugung zu bilden (d. h. überhaupt handeln zu
432
G. Hellmann
können), muss ich Zweifel überwinden. Dies gelingt nur dadurch, dass ich eine
bestimmte Beschreibung (d. h. eine bestimmte Verknüpfung der in meinem Vokabular derzeit vorhandenen Wörter und Sätze) für triftig erachte. Da ich mir allerdings
aufgrund zurückliegender Erfahrungen im selben Moment auch der prinzipiellen
Vorläufigkeit und Vergänglichkeit meiner gegenwärtigen Überzeugungen bewusst
bin, sind die Zweifel gegenüber meinem derzeitigen „endgültigen“ Vokabular insofern radikal, als ich akzeptiere, dass man „alles durch Neubeschreibung gut oder
schlecht aussehen lassen kann“ (Rorty 1989, S. 73).
Wenn die Kontingenz der Sprache im Allgemeinen und meines je „endgültigen“
gegenwärtigen Vokabulars im Besonderen als Ausgangspunkt der Forschung akzeptiert und ernst genommen werden, lassen sich mindestens drei weitere Schlussfolgerungen für die Forschungspraxis ziehen: (1) Zum einen sind wir als Forscherinnen
und Forscher gefordert, uns stetig unseres (kontingenten) Standortes rückzuversichern
und die Weber´sche „Sinn“-Zuschreibung unseres Geschäfts, dass Wissenschaft
„überboten werden und veralten“ will, nicht nur in Sonntagsreden zu preisen.13 Daraus
ergibt sich ferner (2), dass wir nicht nur im Umgang mit unserem gegenwärtigen
Vokabular eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legen, sondern uns auch darum
bemühen sollten, möglichst viele andere Vokabulare zu erlernen. Aus beidem folgt
schließlich in Kombination mit dem vorangehenden Verweis auf die Sprachabhängigkeit von Beobachtungen und die Weltbild-Relativität von Überzeugungen (3), dass das
Fortschreiten der Wissenschaft nicht als Fortschritt (im Sinne der immer größeren
Annäherung an „Wahrheit“), sondern als erfolgreiches Meistern sich notgedrungen
ständig neu stellender Probleme zu denken ist.
(1) Dass wir uns die Weltbild-Relativität einiger, nicht selten unbewusster, theoretischer Vorentscheidungen vergegenwärtigen sollten, ist leichter gesagt als
getan. Die Annahme, dass wir als „Realisten“ oder „Konstruktivisten“ nicht
nur geboren werden, sondern zumeist auch sterben, mag zwar übertrieben erscheinen. Unübersehbar ist allerdings, wie fest gefügt die paradigmatischen Selbstverortungen vieler IB-Wissenschaftler/innen tatsächlich sind und wie selten Positionsveränderungen (geschweige denn „Bekehrungen“ im Wittgenstein’schen
Sinne) stattfinden. Ganz offensichtlich ist dies mit idealisierten wissenschaftsinternen Prozeduren nicht zu erklären. Denn wenn sich Wissenschaft tatsächlich
im Sinne eines Fortschrittsmodells entwickeln würde (sei es nun nach einem
einfachen Popper’schen oder einem „raffinierten“ Lakatos’schen Falsifikationismus),14 müssten wir eine deutlich größere Entwicklungsdynamik in individuellen
Wissenschaftlerbiografien beobachten können als dies tatsächlich der Fall ist.
13
„Jeder von uns (. . .) in der Wissenschaft weiß, dass das was er gearbeitet hat, in 10, 20, 50 Jahren
veraltet ist. Das ist das Schicksal, ja das ist der Sinn der Arbeit der Wissenschaft (. . .): jede
wissenschaftliche Erfüllung bedeutet neue ´Fragen´ und will überboten werden und veralten“
(Weber 1992 (1919), S. 85).
14
Popper 1987 (1965), 1989 (1934); Lakatos 1970. Zur Einordnung aus der Perspektive der
Sozialwissenschaften vgl. Ritsert 2003; Hollis 1995.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
433
An zwei Beispielen lässt sich dies illustrieren. Kenneth Waltz und Ernst Haas
sind nicht nur zwei hoch angesehene US-amerikanische IB-Wissenschaftler, die
unterschiedlichen Traditionslinien in den IB zuzuordnen sind. Sie haben auch
lange Zeit miteinander im selben Department an der University of Berkeley
gelehrt, standen also in intellektuellem Austausch miteinander. Wenn man dies
in Rechnung stellt, ist bemerkenswert, dass beide in den nahezu fünf Jahrzehnten
zwischen den 1950er-Jahren (vgl. etwa Haas 1958; Waltz 1959) und der Jahrtausendwende (z. B. Haas 2000; Waltz 2000) keine gravierenden Revisionen in
ihren grundlegenden theoretischen Selbstverortungen vorgenommen haben – so
unterschiedlich ihr Profil im Einzelnen auch war und so sehr sich die Rahmenparameter disziplinärer Debatten im Verlauf dieser fünf Jahrzehnte auch verändert
haben. Wissenschaftssoziologisch ist dies wohl weniger mit der internen Entwicklungsdynamik (bzw. dem „Fortschritt“) der Disziplin IB als mit der Handlungsleitung individueller Weltbilder und den Anreizen professioneller Sozialisierung
zu erklären. Ganz ohne Zweifel hat jeder der beiden genauso wichtige, teilweise
sogar bahnbrechende, wie unterschiedliche Beiträge geleistet. Vor allem bei Haas
sehen seine Schüler und Anhänger zu Recht ein höchst heterogenes und im
positiven Sinne eklektizistisches Werk.15 Beide haben allerdings nur geringfügige
Anpassungen an ihren jeweiligen theoretischen Grundpositionen vorgenommen.
Waltz hat das vergleichsweise klare, konsistent realistische und auf „Strukturen“
konzentrierte Profil unter Reputationsgesichtspunkten eindeutig zum Vorteil gereicht. Für Haas brachte es schon sein zeitlebendes Interesse am Phänomen des
Wandels und des Wissens mit sich, dass er sich für die „große Theorie“ nur
schwerlich begeistern konnte. Professionspolitisch war dies eher von Nachteil,
denn zum einen ist, wie selbst seine Anhänger und Schüler andeuten, die Lektüre
seiner Arbeiten manchmal recht mühsam. Zum anderen hatte Haas anscheinend
den Hang, sein eigenes theoretisches Profil dadurch zu schärfen, dass er „gegen
alle möglichen Strömungen in der Disziplin anschwamm“ (Ruggie u. a. 2005,
S. 272).
Dieses Beispiel zeigt wie schwer es ist, der Gefangenschaft unserer eigenen
Forschung und damit einhergehenden Weltbildern (in der Form unserer jeweiligen, vermeintlich „endgültigen“ Vokabulare) zu entgehen. Mit Rortys Ironikerin als Vorbild für den Forschungsalltag sollte es allerdings etwas einfacher
werden. Denn die Erinnerung an all die anderen Vokabulare, die uns in der
Vergangenheit „beeindruckt“ hatten, nur um später als veraltet wieder beiseitegelegt zu werden (vgl. Rorty 1989, S. 73), sollte uns zweierlei lehren: zum einen
eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit unseren gegenwärtigen Vokabularen,
zum anderen das ernsthafte Bemühen, andere Vokabulare zu erlernen oder neue
zu erfinden.
15
Vgl. Ruggie et al. 2005. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Haas seine Position
im hohen Alter auf den Begriff „pragmatic constructivism“ brachte und dabei explizit auf die
pragmatistische Tradition verwies (vgl. Haas und Haas 2002, S. 583, 586, 592).
434
G. Hellmann
(2) Zur Leichtigkeit im Umgang mit gegenwärtigen Vokabularen gehört erstens die
Einstellung, dass sich die Bedeutung von Begriffen zwar durch ihren Gebrauch
in einem bestimmten Kontext erschließt – dass mithin also „Struktur“ und
„Akteur“ für Waltz notwendigerweise etwas anderes bedeuten als für Wendt –,
dass es aber keinerlei abstrakte Kriterien dafür gibt, dass nur diese Begriffe für
die Beschreibung der damit bezeichneten Realitätsausschnitte benutzt werden
sollten bzw. wie man diese Begriffe vernünftigerweise benutzen sollte. Für
Rortys Ironikerin sind solche vermeintlichen Kriterien nichts anderes als „Gemeinplätze, die die Begriffe des gegenwärtig benutzten Vokabulars kontextualisieren“ sollen (Rorty 1989, S. 75). Es gibt also keinen zwingenden Gebrauch
bestimmter Begriffe – etwa in dem Sinne, dass uns „die Welt“ diesen Gebrauch
vorschreibt. Dass wir es uns beispielsweise angewöhnt haben, zwischen den
„Analyseebenen“ des internationalen Systems und der Staaten zu unterscheiden,
ist genauso wie die Rede von „Ursache-Wirkungszusammenhängen“ eine Konvention, von der wir uns angemessene Beschreibungen und triftige Erklärungen
versprechen. Es gibt allerdings nichts in der „Natur“ dessen, was wir „internationales System“ oder „Staat“ nennen, das uns diese Unterscheidungen nahe legt
oder das uns drängt, uns Strukturen des internationalen Systems besser als
„Materie“ denn als „Ideen“ zu denken (um eine weitere dichotomische Unterscheidung zwischen „materiellen“ und „ideellen“ Faktoren zu erwähnen, die in
der Folge der „konstruktivistischen Wende“ den IB Einzug gehalten hat). In
diesem Sinne ist die Geschichte der Wissenschaft voll von Beispielen, dass als
große Durchbrüche gerade jene Forschungsleistungen angesehen wurden, die
uns eine neue originelle Verknüpfung bekannter Begriffe nahe legten. Rorty
spricht hier von „Forschung als Rekontextualisierung“ (Rorty 1991, S. 93–110),
wobei er „zwei Arten von Kontext“ unterscheidet: im einen Fall findet man zu
einer neuen Einstellung gegenüber bestimmten Sätzen in seinem bisherigen
Vokabular. Im anderen Fall findet man zu einer neuen Einstellung gegenüber
„Sätzen als neuen Wahrheitskandidaten“, denen gegenüber man vorher keine
Einstellung hatte. Das Verhältnis zwischen beiden müsse man sich vorstellen
wie das Verhältnis zwischen logischem Schlussfolgern einerseits und Imagination andererseits, bzw. zwischen Übersetzung und Spracherwerb:
„We speak of inference when logical space remains fixed, when no new candidates for
belief are introduced. Paradigms of inference are adding up a column of figures, or
running through a sorites, or down a flow-chart. Paradigms of imagination are the new,
metaphorical use of old words (e.g., gravitas), the invention of neologisms (e.g.,
„gene“), and the colligation of hitherto unrelated texts (e.g., Hegel and Genet [Derrida],
Donne and Laforgue [Eliot], Aristotle and the Scriptures [the Schoolmen] . . .). Successful colligation of this sort is an example of rapid and unconscious reweaving: one lays
one set of beliefs on top of another and finds that, magically, they have interpenetrated
and become warp and woof of a new, vividly polychrome, fabric.“(Rorty 1991,
S. 94–95, Hervorh. im Original).
Leichtigkeit im Umgang mit wissenschaftlicher Sprache sollte aber nicht mit
Leichtfertigkeit verwechselt werden, denn das Erlernen fremder (Theorie-)
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
435
Sprachen gilt auch Rorty, bei aller Bereitschaft zur polemischen Zuspitzung, als
eine wichtige Voraussetzung für gelingende rekontextualisierende Neubeschreibungen. „Bücher lesen“ und sich dabei mit den Denk- und Sprechweisen
Fremder vertraut zu machen, sei das beste Mittel, um der „Furcht“ der Ironikerin
entgegenzuwirken, sich „im eigenen Vokabular festzufahren“ (Rorty 1989,
S. 80). Rorty belässt es allerdings nicht bei der staunenden Distanz, die die
Hermeneutik Gadamers nahe legt. Den Begriff des Wissens durch Gadamers
Begriff der Bildung („edification“) zu ersetzen, sagt ihm zwar zu. Das bloße
„Wiedererkennen im Anderen“, das Gadamer (1999b (1987), S. 329) als Kern
(des Erzählens) von Geschichte(n) ausmacht, geht ihm aber nicht weit genug.
Hermeneutik müsse auch mit ihrer „Umkehrung“ einhergehen, d. h. der Neubeschreibung einer vertrauten Umwelt in einer neuen Begrifflichkeit oder dem
entfremdenden Zusammendenken von bislang Unverbundenem (Rorty 1979,
S. 357–365). Weil Wissenschaft vor allem dann bilde, wenn sie irritiert, zieht
Rorty eine „Hermeneutik in polemischer Absicht“ (Rorty 1979, S. 364–365)
dem lediglich logischen Schlussfolgern vor.
Bezogen auf die vorangehende Diskussion zu Waltz und Haas bedeutet diese
Perspektive unter anderem, ihre die Disziplin irritierenden Neubeschreibungen
zu würdigen. Sich mit Waltz (1979) eine „nicht-reduktionistische“ strukturelle
Theorie internationaler Politik vorzustellen, erscheint auch im disziplingeschichtlichen Rückblick genauso originell und streitbar wie mit Haas (1958)
die Vereinigung („Integration“) jener Staaten zu denken, die gleichsam prototypisch für das kriegsträchtige System europäischer Nationalstaaten standen. In
diesem Sinne haben Pragmatisten, die mit Rorty (1989, S. 78) „ganze Vokabulare“ (statt einzelner „Propositionen“ bzw. theoretischer Aussagen) zur „Überzeugungseinheit“ wissenschaftlicher Auseinandersetzung machen wollen, gewiss auch eine Schwäche für die „große Theorie“. Nur so entstehen, wie Donald
Puchala (1990, S. 74–75) in bewusst anti-szientistischer Zuspitzung sekundiert,
„aufregende“ und „ganzheitliche Bilder“ des internationalen Systems. Eine
Wissenschaft von den internationalen Beziehungen, die sich diesem Verständnis
anschließt, wird daher, um ein weiteres Beispiel zu nennen, weit mehr die Frage
reizen, ob ein (neo)realistisches oder ein sprechakttheoretisches Vokabular die
besseren Werkzeuge bereitstellt, um „Sicherheitspolitik“ zu verstehen als beispielsweise vor dem Hintergrund eines (mehr oder weniger unhinterfragt hingenommenen) (neo)realistischen Vokabulars im Einzelnen zu fragen, ob Staaten
balancing oder bandwaggoning betreiben.
(3) Gewiss, die sozialwissenschaftlichen Äquivalente der Kuhn’schen „wissenschaftlichen Revolutionen“ (Kuhn 1970) – in Rortys Worten also: die Erfindung
„ganzer“ neuer theoretischer Vokabulare – ereignen sich eher selten. Insofern ist
aus einem pragmatistischen Blickwinkel auch die nach wie vor vorherrschende
Vorstellung revisionsbedürftig, was unter wissenschaftlichem Fortschritt eigentlich zu verstehen sei. Zwei Beispiele unterschiedlichen „revolutionären“ Grades
in den IB wären etwa die Herausforderung „rationalistischer“ Ansätze durch den
„Konstruktivismus“ von Alexander Wendt (1999) oder die Herausforderung
436
G. Hellmann
objektivistischer Sicherheitsforschung durch die Versicherheitlichungstheorie
der Kopenhagener Schule (Wæver 2003a). Was Wendt bezüglich der metatheoretischen Reflexion der IB-Forschung und Wæver bezüglich der Sicherheitsforschung erreicht haben, sind allerdings keine wissenschaftlichen „Fortschritte“ – etwa im Sinne von Lakatos.16 Erreicht haben sie lediglich einen
Gestaltwandel aufgrund der Bereitschaft einer hinreichend großen Zahl von
Wissenschaftlern, ihr neues Vokabular zu erlernen und nunmehr mit ihm Probleme der internationalen Politik zu beschreiben bzw. zu erklären – in Wendts
Fall gilt sogar, dass er zwei solche grundlegendere Umstellungen unserer Vokabulare vorgeschlagen hat, zuletzt mit seinem Plädoyer für einen Gestaltwandel
zugunsten eines „quantentheoretischen“ sozialwissenschaftlichen Vokabulars
(Wendt 2015), das bislang aber auf deutlich weniger Resonanz stößt. Mit diesen
Erfolgen unterscheiden sich Wæver und Wendt aber nicht prinzipiell von ihren
Vorgängern und ihren wahrscheinlichen Nachfolgern. Debatten wie jene zwischen Rationalisten und Konstruktivisten (Fearon und Wendt 2002) vergehen
genauso wie jene zwischen Neorealisten und Neoinstitutionalisten (Baldwin
1993) oder „Szientisten“ und „Traditionalisten“ (Bull 1966; Kaplan 1966) vergangen sind und auch die neuesten (wie etwa jene über Wendts „Quantum Social
Science“)17 vergehen werden. In einer bestimmten Phase disziplinärer Entwicklung werden sie mit großer Verve geführt, von Dauer sind sie allerdings selbst
dann nie, wenn sie (wie etwa im Falle von Waltz) vergleichsweise nachhaltig
wirken. Das, was bleibt, stellt aus pragmatistischer Sicht auch keinen Mehrwert
im positivistischen Sinne eines (wie auch immer „kumulierten“) Wissensfortschritts dar. Eher sind es Fäden im Netz unserer Überzeugungen, die sich als
tragfähig erwiesen haben, um in neuartigen Verknüpfungen auch für die Auseinandersetzung mit neuen Problemen zu taugen. Ob ein bestimmtes Vokabular
diesem Anspruch genügt und Wert ist, in veränderter Form beibehalten zu werden,
lässt sich aber nicht mit Hilfe eines „rationalistischen Modells der Wissenschaftsentwicklung“ (Elman und Elman 2003b, S. 67) entscheiden. Weit nützlicher ist
das pragmatische Kriterium, dass hinreichend viele andere Experten es für wert
erachten, es zu benutzen.18 Entscheidend ist dabei auch nicht, ob wir (vermeintlich) „rationale“ Kriterien anführen können oder nicht, wenn wir uns für die
Übernahme eines bestimmten Vokabulars entscheiden oder eine vorgeschlagene
neue Theorie für überzeugend erachten. Entscheidend ist vielmehr, ob es nützlich
16
Lakatos 1970. Vgl. hierzu die Diskussion bei Elman und Elman 2003a.
Vgl. hierzu das „Forum“ der Zeitschrift „Journal for the Theory of Social Behavior“, Heft.
2, 2018 sowie das „Special Issue“ „Quantizing International Relations“ der Zeitschrift „Security
Dialogue“, Heft 5, 2020.
18
Bemerkenswerterweise kommt Waltz dieser Sicht recht nahe, wenn er im Blick auf die Schwierigkeit, Lakatos’sche Forschungsprogramme in den Sozialwissenschaften zu identifizieren und seinen
raffinierten Falsifikationismus tatsächlich umzusetzen darauf verweist, dass das Entscheidende
nicht darin besteht, ob eine Theorie wahr ist, sondern ob sie „ernst genommen wird“ (Waltz
2003, S. xi).
17
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
437
erscheint. Denn ob wir, als wir uns für die Übernahme eines neuen Vokabulars
entschieden haben, (lediglich) überredet oder (in einem irgendwie anspruchsvolleren Sinne) überzeugt wurden, macht für Pragmatisten keinen Unterschied.19
Das Nützlichkeitskriterium taugt dabei sowohl im Hinblick auf die Erklärung
von Phänomenen der internationalen Politik wie auch (in wissenschaftssoziologischer Hinsicht) für die Erklärung disziplinärer Forschungspraktiken. Der
Pragmatismus als Theorie menschlichen Denkens und Handelns liefert also
nicht nur ein Instrumentarium zur gegenstandsbezogenen Reflexion internationaler Politik, sondern auch zur Reflexion der eigenen Forschungspraxis in den
IB selbst (Büger und Gadinger 2006). Aufgrund der Struktur der IB (Wæver
2003b) legt eine pragmatistische Perspektive beispielsweise im Blick auf etablierte Karrieremuster die Prognose nahe, dass die derzeit nachwachsende
Generation von IB-Forscherinnen weit stärker jenen Typus „theorieorientierter“
Forschung nachahmen wird, wie er sich in Zeitschriften wie „International
Organization“, „European Journal of International Relations“ oder der „Zeitschrift für Internationale Beziehungen“ spiegelt, als dies bei früheren Generationen der Fall war. Hinsichtlich der gegenstandsbezogenen Reflexion lässt sich
das Nützlichkeitskriterium am Beispiel des Anspruches der realistischen Tradition illustrieren, unter Verweis auf anthropologische und/oder „systemische“
Konstanten, die ständige Wiederkehr kriegerischer Eskalationen erklären zu
können. Dass solche Erklärungsangebote nach wie vor auf beträchtliche Resonanz stoßen, zeigt zwar, dass der Realismus zumindest einen Minimalstandard
an Nützlichkeit erfüllt. Allerdings könnte dies auch darauf zurückzuführen sein,
dass die realistische Tradition lediglich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung
19
In einer Auseinandersetzung mit Rorty meint Habermas, dass man u. a. deshalb an einem Begriff
von „kontextunabhängiger Wahrheit“ festhalten müsse, weil man sich sonst „der begrifflichen
Mittel beraubt, um den intuitiven Unterscheidungen zwischen Überzeugen und Überreden,
zwischen der Motivierung durch Gründe und kausaler Einflussnahme, zwischen Lernen und
Indoktrination gerecht zu werden“ – kurz, weil wir dadurch „kritische Maßstäbe (. . .) verlieren“
(Habermas 1996b, S. 740–741; vgl. ferner Habermas 1996a, S. 18–19). Mit Wittgenstein – Wittgenstein 1984 (1969), § 612: „Am Ende der Gründe steht die Überredung. (Denke daran, was
geschieht, wenn Missionare die Eingeborenen bekehren.)“ – hält es Rorty demgegenüber für
unangebracht, zwischen Überreden und Überzeugen in einem starken Sinne zu unterscheiden,
weil damit implizit nach wie vor eine Unterscheidung zwischen Anschein („appearance“) und
Wirklichkeit („reality“) unterstellt wird, die zu überwinden er sich gerade anstellt. Für Rorty kann
auch Habermas´ „besseres Argument“ die Differenz zwischen Überzeugen und Überreden nicht
aufrechterhalten, denn „alle Gründe sind Gründe für bestimmte Personen“. „To think otherwise is to
presuppose the existence of a natural order of reasons to which our arguments will, with luck, better
and better approximate. The idea of such an order is one more relic of the idea that truth consists in
correspondence to the intrinsic nature of things, a nature which somehow precedes and underlies all
descriptive vocabularies. The natural order of reasons is for arguments what the intrinsic nature of
reality is for sentences. But if beliefs are habits of action the one regulative ideal is as unnecessary as
the other.“ Aus Rortys Perspektive hält Habermas an dieser „unplausiblen Idee“ fest: „For that
would be the only way to make plausible the claim that there is a non-context-dependent distinction
between real and apparent justification, or that the überzeugen-überreden distinction is not just in
the ear of the audience“ (Rorty 2000, S. 60, Hervorh. im Original; vgl. ferner Rorty 1996a, S. 74;
Rorty 1996b, S. 31–34).
438
G. Hellmann
darstellt – dergestalt nämlich, dass sich ihre vermeintlich große „Erklärungskraft“ auch einfach damit erklären lässt, dass weit mehr Realisten als NichtRealisten an den Schalthebeln der Macht sitzen und dabei jene Welt erst (re-)
produzieren, die zu erklären die Realisten vorgeben.20 In dem Maße, in dem eine
solche wissen(schaft)ssoziologische Erklärung plausibel erscheint – d. h. in dem
Maße, in dem wir annehmen können (bzw. als Pragmatisten sogar müssen), dass
die „Welt“ der internationalen Politik nicht notwendigerweise so ist, wie sie ist –
werden wir uns als Wissenschaftlerinnen unserer Verantwortung für die Reproduktion und/oder Transformation dieser „Welt“ stellen müssen. Die für einen
großen Teil der IB-Forschung nach wie vor vorhandene starke Unterscheidung
zwischen empirischer und normativer Theorie (vgl. King et al. 1994, S. 14–19
sowie, im Vergleich, Lebow 2020; Hellmann 2020a) wird sich in diesem Lichte
nicht halten lassen. Das heißt nicht, dass es zwischen den vier gängigen Modi
sozialwissenschaftlichen Arbeitens – dem Beschreiben, Erklären, Vorhersagen
und Bewerten sozialen Handelns – keinen Unterschied gäbe. Schon der Blick
auf alltägliches Problemlösungsverhalten zeigt, worin sie sich unterscheiden.
Das entscheidende holistische Argument ist allerdings, dass die Trennlinien
zwischen diesen vier Modi nicht stark ausfallen können, weil es sich zum
einen um pragmatische Unterscheidungen von genuin rechtfertigenden sprachlichen Praktiken handelt (Brandom 2000a, b) und zum anderen alle wechselseitig voneinander abhängig sind (vgl. auch Putnam 1995a, S. 13–19).
5
Pragmatismus und (IB-)Positivismus
Der Kontrast zwischen Pragmatismus und einem Wissenschaftsverständnis, wie es
gängiger Weise in den Internationalen Beziehungen aufscheint (vgl. King et al. 1994;
Elman et al. 2020), könnte größer nicht sein.21 Um die Unterschiede zwischen beiden
greifbarer zu machen, sollen im Folgenden etwas ausführlicher darauf eingegangen und
der Kontrast zu einer pragmatistischen Erkenntnis-/Handlungstheorie erläutert werden.
In unmissverständlich positivistischer Tradition wird bei King et al. (1994) einer
„einheitlichen Logik des Schlussfolgerns“ das Wort geredet. Wissenschaft müsse
„über einzelne Beobachtungen hinausreichen“ und „falsifizierbare Theorien“ konstruieren, um den Bestand sozialwissenschaftlicher Erklärungen zu bereichern
(S. 100–105). Zwar müsse sozialwissenschaftliche Forschung Probleme aufgreifen,
die „in der realen Welt wichtig“ sind (S. 15–16). Die konkreten Fragestellungen
müssten allerdings „mit modernen wissenschaftlichen Methoden“ so zugeschnitten
(„refined“) werden, dass sie „valide deskriptive oder kausale Schlussfolgerungen
zulassen“. Wenn eine Problemstellung diesen Anforderungen nicht genügen kann,
20
Vgl. zu dieser auch als „doppelte Hermeneutik“ bezeichneten Problematik u. a. Giddens 1987,
S. 19–21; Guzzini 2013.
21
Alle nachfolgend angegebenen Seitenangaben beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf
dieses Buch, das im Folgenden abgekürzt wird als KKV.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
439
sollte sie „entweder verändert oder aufgegeben werden“ (S. 18). Theoriebildung in
diesem Sinne ist allerdings voraussetzungsreich. Zum einen muss es verlässliche Wege
geben, wie man Einzelphänomene durch Abstrahierung von bestimmten Elementen zu
„Klassen“ zusammenfassen kann, über die allgemeine Kausalaussagen (Theorien)
formuliert werden können. Und dies wiederum bedeutet, dass mit dem Schritt zur
Bildung von Klassen (und der damit einhergehenden Formulierung von allgemeinen
„Wenn-dann“-Aussagen über „Fälle“, die diesen Klassen zuzuordnen sind) behauptet
wird, dass eine sinnvolle und nachvollziehbare Trennung zwischen sogenannten
„systematischen“ und „nicht-systematischen“ Faktoren vorgenommen werden kann
– oder, anders formuliert: dass es für jede Theorie unbedeutende Kontextfaktoren gibt,
die sowohl eindeutig identifizierbar wie auch kontrollierbar sind.22 Dies muss allerdings dann als schwerlich einlösbar gelten, wenn dabei auch an der Anforderung
festgehalten wird, dass jede wissenschaftliche Arbeit eine Frage behandeln soll, die „in
der realen Welt wichtig“ ist. Denn diese Forderung dürfte im Bereich politischen
Handelns implizieren, dass diejenigen, die mit der Lösung solcher Probleme konfrontiert sind, auf Standardverfahren gerade nicht zurückgreifen können. Könnten sie
es, würde sich die Frage nicht als „wichtig“ für die Wissenschaft erweisen, weil wir
über die Antwort (Rückgriff auf Standardverfahren) ja bereits verfügen. Wenn sie aber
auf Standardverfahren nicht zurückgreifen können, wie können wir dann wissen,
welche Faktoren zu den „systematischen“ (berücksichtigungsbedürftigen) und welche
zu den „nicht-systematischen“ (vernachlässigenswerten) gehören?
Die Beschäftigung mit Kriegsursachen, die wohl zu den Forschungsfeldern im
Bereich der IB zu rechnen ist, mit denen sich die Disziplin am längsten und am
intensivsten beschäftigt hat, bietet hier ein einschlägiges Beispiel. Es zeigt, dass eine
Vielzahl von (teils konkurrierenden) Faktoren identifiziert wurden (dass also beträchtlicher Dissens darüber besteht, wie zwischen „systematischen“ und „nichtsystematischen“ Faktoren verlässlich unterschieden werden soll), und dass insofern
auch kein Konsensüber die Ursachen für die Entstehung von Kriegen vorhanden
ist.23 Darüber hinaus verdeutlicht die nahezu unüberschaubare Vielfalt an Variablen,
22
Vgl. zur Unterscheidung zwischen „systematischen“ und „nicht-systematischen“ Faktoren im
Prozess der Theoriebildung KKV 1994, S. 42–43, 55–63, 79–82, 84, vgl. ferner S. 168–182, 196–207
zum Problem der „Kontrolle“. King, Keohane und Verba bestreiten nicht, dass, streng genommen,
natürlich jedes Ereignis „einzigartig“ („unique“) ist. Allerdings: „The point is not whether events are
inherently unique, but whether the key features of social reality that we want to understand can be
abstracted from a mass of facts“ (S. 42). Der ganze Tenor des Buches legt den Schluss nahe, dass sie
dies nicht nur für möglich, sondern für unausweichlich halten. Wie sich dies jedoch mit einer anderen
Feststellung in demselben Buch vereinbaren lässt („Human beings are very good at recognizing
patterns but not very good at recognizing nonpatterns. (Most of us see patterns in random ink blots!)“,
S. 21) bleibt ungeklärt. Wenn sie, wie dieses Zitat nahezulegen scheint, „nonpatterns“ irgendeine
Bedeutung zusprechen, und wenn ihre (sehr pragmatistische!) Aussage zutrifft, dass die menschlichen
kognitiven Fähigkeiten „nonpatterns“ zu erkennen, in der Tat sehr schwach ausgebildet sind, dann
entziehen sie damit ihrer gesamten Argumentation den Boden.
23
Vgl. den offen positivistischen Überblick von Levy 2013, der jenseits der Schwierigkeiten einer
genaueren Benennung „kumulativer“ Fortschritte vor allem auf die Heterogenität konkurrierender
Zugänge abhebt (Levy 2013 insbesondere S. 596–598).
440
G. Hellmann
konkretisierten Fragestellungen und Forschungsdesigns, welchen Stellenwert Kategorien wie Falsifikationismus, Kumulation, Validität der Messverfahren oder Replikabilität in der konkreten Forschungspraxis tatsächlich haben. Wörter wie „wissenschaftlich“ oder „objektiv“ erscheinen vor diesem Hintergrund in der Tat „derart
abgenutzt, dass sich die meisten damit zufrieden geben, sie so aufzufassen, dass sie
nicht mehr bedeuten als ‚die Art und Weise, nach der wir hierzulande vorgehen‘“
(Rorty 1993d (1991), S. 136). Keiner der zahlreichen „Demonstrationsversuche“(King et al. 1994, S. 15) einer über die vergangenen Jahrzehnte ständig
anschwellenden Schar von Kriegsursachenforschern hat es vermocht, eine Konvergenz der Überzeugungen zu bewirken, die mit den weit gespannten Hoffnungen auf
eine stetige „Wissenskumulation“ (Gellner und Vasquez 2004, S. 3–4) verbunden
waren.
Im Umgang mit Geschichte, dem wohl wichtigsten „empirischen“ Terrain, auf
dem sich IB-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewegen, zeigt sich besonders deutlich, wie ein im Kern plausibler Gedanke pervertiert werden kann. Die dem
pragmatistischen Handlungsmodell durchaus vertraute Annahme, dass wir insofern
„aus der Geschichte lernen“ (können), als wir immer auch im Rückgriff auf unseren
Erfahrungsschatz handeln, wird im positivistischen Wissenschaftsverständnis von
KKV radikalisiert und die Geschichte gleichsam zur Asservatenkammer der Theoriebildung degradiert. „Beschreibung“ ist in diesem Verständnis nichts anderes als
„das Sammeln von Tatsachen“ (34), eine Aufgabe, die von „guten Historikern“
problemlos bewältigt wird: „Good historians understand which events were crucial,
and therefore construct accounts that emphasize essentials rather than digressions.
(. . .) Good historical writing includes, although it may not be limited to, a compressed verbal summary of a welter of historical detail“ (53).24 Bemerkenswerterweise fügen King, Keohane und Verba unmittelbar daran „eine Statistik“ als ein
„model of the process of summarizing historical detail“ an.
Nicht nur Historikerinnen haben wiederholt moniert, dass Politikwissenschaftler
entgegen dieser optimistischen Erwartung allzu häufig auf „schlechte Geschichtsschreibung“ zurückgreifen. Dies erscheint wohl schon alleine deshalb unvermeidlich, weil die „guten Historiker“ zum einen nicht ganz einfach zu lokalisieren sind
und es zum anderen für die überwiegende Mehrheit interessanter „Geschichte(n)“
nahezu unvermeidlich historische Kontroversen geben wird, die sich alles andere als
eindeutig zu jenen „komprimierten Tatsachensammlungen“ verdichten lassen, wie
KKV dies fordern. Entsprechend haben selbst IB-Wissenschaftler, die, wie etwa
Robert Jervis, sozialwissenschaftlicher Theoriebildung keineswegs ablehnend gegenüberstehen, wiederholt kritisiert, dass Politikwissenschaftler sich häufig auf
„stilisierte Tatsachen“ in der Form von „‚potted‘ history convenient to their argu24
Dieses Verständnis des Verhältnisses von Geschichtsschreibung und sozialwissenschaftlicher
Theoriebildung hat Arthur Stinchcombe in folgenden Worten unterschrieben: „(T)he question of
how to apply social theory to historical materials, as it is usually posed, is ridiculous. One does not
apply theory to history; rather one uses history to develop theory“ (Stinchcombe 1978, S. 1); vgl.
ferner Stinchcombe 1968, ein Band, der in der US-amerikanischen IB in den 1970er- und frühen
1980er-Jahren deutliche Spuren hinterlassen hat.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
441
ments“ stützten (Jervis 1990, S. 84). Mehr noch, sie rekurrierten auch allzu häufig
auf historische Analysen anderer Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler – eine Praxis, die der Historiker Paul Schroeder in einem Symposium
zum Thema „History and Theory“ als „das Aufbrühen von Tee mit gebrauchten
Teebeuteln“ charakterisierte (Schroeder 1997, S. 71).
Selbst wenn man mit Geschichte nicht gar so schematisch verfährt, wie es diese
Zitate nahelegen, bleiben doch bestimmte Fragen, ob (und wenn ja: wie) sich
Geschichtsschreibung und Theoriebildung verknüpfen lassen. Als gemäßigter Positivist hat sich in diesem Feld seit den 1970er-Jahren Alexander George etabliert.
Seine Arbeiten zur Methodologie der „comparative case studies“25 haben in den
letzten Jahrzehnten die Internationalen Beziehungen im Allgemeinen und die Friedens- bzw. sicherheitspolitische Forschung im Besonderen geprägt wie keine anderen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war dabei die Frage, worin genau der
„wissenschaftliche“ Beitrag einer praxisorientierten Politikwissenschaft im Bereich
der Internationalen Beziehungen bestehen könnte, wenn man von der Annahme
ausgeht, dass politische Systeme prinzipiell als offene Systeme gefasst und die
Komplexität sozialen Handelns in Rechnung gestellt werden müssen und daher
auch Gesetzmäßigkeiten kaum formuliert werden können. Das Ergebnis dieser
Überlegungen bestand in dem Versuch, nicht eine (oder mehrere) allgemeine Theorie(n) zum Ziel politikwissenschaftlicher Forschung zu erklären, sondern mit Hilfe
einer Methode des „strukturierten und fokussierenden Vergleichs“ differenzierende
Theorien mit bedingten verallgemeinerungsfähigen Aussagen anzustreben. Ziel war
also gerade eine Synthese von sozialwissenschaftlichen und historischen Methoden
herbeizuführen und gewissermaßen von beiden zu lernen. Im Unterschied zu rein
„ideographisch“ arbeitenden Historikerinnen und Historikern hielt er daran fest, dass
Theoriebildung notwendig ist und dass jeglicher Versuch der Theoriebildung mit der
Reduktion von Komplexität einhergehen muss. In Abgrenzung insbesondere von
quantitativ arbeitenden Politikwissenschaftlern wird hier allerdings der Nutzen der
Methode der historischen Erklärung (bzw. des „process-tracing“, vgl. George und
Bennett 2004, S. 205–232; Bennet und Checkel 2015) betont. Trotzdem wird an dem
Anspruch festgehalten, anhand eines strukturierten, auf spezifische Variablen reduzierten Vergleichs ähnlich gelagerter Fälle eine besondere Art von „Theorie“ zu
bilden: „differenzierende Theorie“ („differentiated theory“), die sich von „allgemeiner Theorie“ vor allem durch die situative Bedingtheit der theoretischen Aussagen
unterscheidet. Theoretische Aussagen sollten als „contingent generalizations“ formuliert werden – als „conclusions that identify how relevant situational variables
change and vary according to circumstances“ (George 1979, S. 59–60; George und
Bennett 2004, S. 112–114).
Aus einer pragmatistischen Perspektive scheinen hier auf den ersten Blick sehr
weitgehende Zugeständnisse gemacht zu werden. Und in der Tat: wenn die Variabilität unterschiedlicher situativer Kontexte eingeräumt wird (und damit konsequenterweise auch der Begriff der Kontingenz in den Mittelpunkt rückt), und
25
Vgl. hierzu insbesondere George 1979, 1993; George und Bennett 2004.
442
G. Hellmann
wenn das primäre Ziel wissenschaftlicher Forschung nicht mehr darin gesehen
wird, „allgemeines“ Wissen zu produzieren, sondern vielmehr den Gebrauchswert
ihrer Ergebnisse zu erhöhen, dann scheinen diese Auffassung und ein pragmatistisches Verständnis vordergründig nur noch dadurch getrennt, dass die eine Seite
am positivistischen Vokabular festhält, während die andere weitergehende Konsequenzen einer pragmatistischen Theorie menschlichen Denkens und Handelns
zieht.
Was pragmatische Positivisten wie George von Pragmatisten unterscheidet, ist
allerdings doch etwas grundlegender. Erstens gehen Pragmatisten im Unterschied zu
Positivisten davon aus, dass Geschichtsschreibung notgedrungen von den „herausragenden Problemen und kulturellen Vorstellungen jener Zeit beherrscht wird, in der
sie stattfindet“ (Dewey 1991b (1938), S. 236).26 Es sind also stets konkrete und
normativ aufgeladene zeitgenössische Problemstellungen, die Geschichtsschreibung
antreiben und keineswegs (wie dies von Positivisten zumeist implizit suggeriert
wird) eher technische Probleme, für die es unter Rationalitätsgesichtspunkten eindeutig vorzuziehende Lösungen gibt. Zweitens unterscheiden sich Pragmatisten von
Positivisten dadurch, dass sie Kontingenz als grundlegendes Merkmal sozialen
Handelns ernst nehmen, während Positivisten Kontingenz zwar prinzipiell einräumen, erkenntnistheoretisch aber klein reden. Dass das „Zufällige“ (lat. contingentia)
als solches (d. h. ins Vokabular von KKV übersetzt: als „nicht-systematisches“)
identifizierbar und vom „nicht Zufälligen“ („systematischen“) unterscheidbar ist, ist
als Voraussetzung erfolgreicher Theoriebildung eine zwingende Annahme des Positivismus selbst in seiner pragmatisierten Version. Die Pragmatisten hingegen
assoziieren Kontingenz mit der prinzipiellen Ergebnisoffenheit problematischer
Situationen, die gerade deshalb die genuine Kreativität menschlichen Handelns
herausfordert. Sie sehen im Einsatz menschlicher Intelligenz auch die einzige Möglichkeit, der „Widerständigkeit der Welt“ (Joas 1992b, S. 190) erfolgreich zu begegnen. Der verallgemeinernde Charakter positivistischer „Wenn-dann“-Aussagen
wird dadurch insofern grundlegend verändert, als Kreativität gleichsam als ständig
mitzudenkende, in ihren substanziellen Konsequenzen prinzipiell nicht vorhersagbare „intervenierende Variable“ zwischen den „Wenn“- und „Dann“-Teilen positivistischer Allsätze betrachtet wird und es daher auch keine allgemein gültigen
Kriterien dafür geben kann, welches die „key features“ einer bestimmten Situation
sind, die für die Zwecke der Bildung solcher Allsätze abstrahiert werden können
(vgl. KKV, S. 42).
Damit ist allerdings nicht gesagt, dass jene differenzierenden Verallgemeinerungen, die George und Bennett anstreben, nutzlos seien. Wenn man nämlich die
Qualität theoretischen Wissens weniger an „spezifischen Vorhersagen“ (KKV,
26
Zum Verständnis von historischer Forschung vgl. ferner Mead 1964 (1938), insbes. S. 97: „(T)he
only reason for research into the past is the present problem of understanding a problematic world,
and the only test of truth of what we have discovered is our ability to so state the past that we can
continue the conduct whose inhibition has set the problem to us“.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
443
S. 20 und 101) als an erfahrungsgesättigten Deutungsangeboten27 festmacht, ändert
dies zwar in grundlegender Weise die erkenntnis-/handlungstheoretische Ausgangsposition. Die praktischen Konsequenzen einer solchen Wissenschaft sind allerdings
weit weniger tangiert – und zwar sowohl was die Forschungspraxis wie auch den
Gegenstandsbereich des Untersuchungsobjekts anbelangt. Der bedeutsame Unterschied zwischen beiden Verständnissen besteht dann lediglich noch darin, dass im
ersten Fall die Identität der Situationen postuliert und entsprechende „Wenn-dann“Aussagen abgeleitet werden, während in letzterem Falle die Ähnlichkeit bestimmter
Situationen und insofern auch die potenzielle Relevanz bestimmter früherer Erfahrungen hervorgehoben wird, die als eine wichtige Anleitung unseres Handelns
dienen können. Die Geschichte (vergangenes Handeln) stellt in diesem Verständnis
Erfahrungsmaterial bereit, aus dem wir als Handelnde individuell und kollektiv
schöpfen: „past experiences (. . .) are the basis for organizing future observations
and experiences“ (Dewey 1981c (1922), S. 50).28
Der Unterschied zwischen den Praktikerinnen, die ihre Erfahrung nutzen, um ein
gegenwärtiges Problem zu lösen, und den Theoretikern, die geschichtliche Erfahrung sammeln, um sie zu sättigen, ist dabei kein grundsätzlicher, sondern ein
gradueller: letztere können, da sie nicht unter Handlungsdruck stehen, systematischer forschen und den zu untersuchenden Erfahrungskontext in jeder für relevant
erachteten Hinsicht ausloten, bevor sie ein Deutungsangebot unterbreiten. Den
Praktikern ist dieser Luxus der „Theorie“ (des bloßen „Sehen(s) dessen, was ist“
(Gadamer 1999a (1980), S. 47)) verstellt. Da aber die pragmatistische Annahme
genuin kreativen Handelns nicht nur für gegenwärtiges, sondern prinzipiell für
jegliches menschliches Handeln gilt und da jede problematische Situation „einen
Horizont von Möglichkeiten“ enthält, der „in der Krise des Handelns (jeweils) neu
erschlossen werden muss“ (Joas 1992b, S. 196), wird der Sättigungsgrad unserer
Erfahrung wohl nie jenes Maß erreichen, den die Positivisten mit dem Begriff des
(vorläufig gesicherten) Wissens verbinden. Dem widerspricht auch (vor allem bei
Pragmatisten wie Mead) eine Vorstellung von Wirklichkeit, die ganz auf die Gegenwart („the present“) als eines prinzipiell emergenten und stets neuen, dabei aber
keineswegs auf einen Zeitpunkt oder eine kurze Zeitspanne fixierten Phänomens
27
Der Begriff des erfahrungsgesättigten Deutungsangebots ist im pragmatistischen Sinne ein
Synonym von „Theorie“. Er soll den Kontrast zu jener positivistischen Theorie-Begrifflichkeit
stark machen, in der „Wissenschaftlichkeit“ zumeist mit Rigidität und (gleichsam mechanischer)
Methodizität assoziiert wird. Wie wenig ein solches Wissenschaftlichkeitsverständnis selbst in den
(für die Sozialwissenschaften vermeintlich Standards setzenden) Naturwissenschaften praktiziert
wird, haben im letzten Jahrzehnt zahlreiche wissenssoziologische Arbeiten gezeigt. Am Beispiel
der Forschungspraxis der Naturwissenschaften haben Harry Collins und Trevor Pinch nachgewiesen, dass gerade die Naturwissenschaften eher als handwerkliches denn als logisches Unternehmen
zu verstehen seien – d. h. dass die „Logik der wissenschaftlichen Entdeckung“ nichts anderes sei als
die „Logik des Alltags“ und dass gute Wissenschaft erfahrungsgesättigte „Expertise“ und nicht
„sicheres Wissen“ bereitstelle (Collins und Pinch 1994, S. 142, 146).
28
Vgl. hierzu auch Koselleck 2003, S. 203–208, 331–332.
444
G. Hellmann
ausgerichtet ist.29 Im Kontrast zu Positivisten, die schon alleine aufgrund ihres
„Theorie“-Verständnisses Wiederholbarkeit und Musterhaftigkeit sozialen Handelns
betonen müssen, liegt der Akzent hier also auf der Möglichkeitsdimension menschlichen Handelns, die sich einem theoretisierenden Zugriff, wie er von Positivisten
zumindest als regulative Idee propagiert wird, entzieht (vgl. hierzu auch vertiefend
Hellmann 2020b, 2022).
Dass diese Möglichkeitsdimension die „Humanwissenschaften“ seit jeher „verfolgt“ hat und dass sich dieser Verfolgung nicht dadurch entkommen lässt, dass wir
in Allsätzen Zuflucht suchen, hat der Philosoph und Historiker Geoffrey Hawthorn
(1995 (1991), S. xi) eindrucksvoll dargelegt. Wie KKV geht auch Hawthorn von der
Annahme aus, dass alle Phänomene der Welt „einzigartig“ sind.30 Im Unterschied zu
Hawthorn erklären KKV die „systematische Vereinfachung“ jedoch zu einem notwendigen und vielversprechenden Schritt auf dem Weg der Theorie- oder Wissensbildung, auch wenn sie zugestehen, dass jede Sozialwissenschaftler in diese systematische Vereinfachung („soweit möglich“) erst betreiben sollte, wenn sie sich „an
understanding of the richness of history and culture“ angeeignet habe („Social
scientists may use only a few parts of the history of some set of events in making
inferences. Nevertheless, rich, unstructured knowledge of the historical and cultural
context of the phenomena with which they want to deal in a simplified and scientific
way is usually a requisite for avoiding simplifications that are simply wrong“, KKV
S. 43).
Genau darin aber sieht Hawthorn einen grundlegenden Fehler, denn abgesehen
von der Frage, wodurch sich „strukturiertes“ (bzw. „wissenschaftliches“) von „unstrukturiertem“ (bzw. „historischem“) Wissen unterscheidet, ist systematische Vereinfachung aus einem pragmatistischen Blickwinkel nicht nur nicht vielversprechend und auch nicht notwendig, sondern schlichtweg irreführend, weil sie auf
einem falschen Verständnis dessen fußt, was gute Geschichtsschreibung ausmacht
bzw. zu leisten vermag: historische (Einzel-)Erklärungen („compressed verbal summary of a welter of historical detail“) sind nämlich selbst dann problematische
Bausteine der Theoriebildung, wenn wir kontrafaktische Analyse zu einem integralen Bestandteil des Unternehmens erklären und ein „fundamental problem of causal
inference“ dahingehend einräumen, dass wir nie sicher sein können, dass wir den
29
Zwei Aspekte sind dabei wichtig: zum einen ist für Mead die temporale Ausdehnung der
Gegenwart nicht zeitlich fixierbar. Zum anderen entstehen ständig neue Vergangenheiten in dem
Sinne, dass kein Aspekt des Vergangenen in unserer Rekonstruktion unabänderlich ist: „Durations
are a continual sliding of presents into each other. The present is a passage constituted by processes
whose earlier phases determine in certain respects their later phases. Reality then is always in a
present. When the present has passed it no longer is. The question arises whether the past arising in
memory and in the projection of this still further backwards, refers to events which existed as such
continuous presents passing into each other, or to that conditioning phase of the passing present
which enables us to determine conduct with reference to the future which is also arising in the
present. It is this latter thesis which I am maintaining“ (Mead 1932, S. 28–29; vgl. ferner Miller
1973, S. 40–42, 172–187; Hellmann und Herborth 2005).
30
KKV (S. 42) sprechen von „uniqueness“ bzw. „unique“ oder „particular events“, Hawthorn (1995
(1991), S. 10) von „contingent particulars“.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
445
richtigen kausalen Schluss gezogen haben.31 Dies ist deshalb so, weil jede historische Erklärung, so Hawthorn, mit dem Paradox konfrontiert ist, dass ihre Güte in
dem Maße steigt wie die Möglichkeiten alternativer Handlungsweisen oder historischer Entwicklungen (zugleich) zu- und abnehmen.32 Dass letzteres ein essenzieller
Bestandteil historischer Erklärungen ist, ist unmittelbar einleuchtend: eine Handlung
zu erklären heißt, Ursachen und Gründe dafür zu benennen, wie es dazu kam, dass
ausgerechnet diese Handlung gewählt wurde; es geht darum, den Horizont des
Möglichen einzugrenzen und die gewählte Handlung als etwas nahezu Unvermeidliches darzustellen. Je besser allerdings unsere Erklärung ist, desto mehr wird sie auf
kontrafaktische Aussagen angewiesen sein, die ihrerseits nichts anderes sind als
plausible alternative Handlungsweisen oder Entwicklungen in einer bestimmten
Abfolge von Handlungssituationen: würde man bestimmte Ausgangsbedingungen
mit Hilfe eines Gedankenexperiments verändern, so spräche viel dafür, dass eine
andere Handlungsweise gewählt worden wäre oder sich die Ereignisse anders entwickelt hätten als dies tatsächlich der Fall war. In diesem Sinne wird der Horizont
des Möglichen in jeder guten historischen Erklärung also systematisch ausgeweitet,
denn kontrafaktische Argumente gewinnen gerade dadurch ihre Überzeugungskraft,
dass die Alternativen, die sie skizzieren, plausibel erscheinen. Das Ergebnis dieser
gegenläufigen Überlegungen scheint insofern darin zu bestehen, dass wir am Ende
genauso schlau sind wie am Anfang:
„An explanation, in short, locates something in actuality, showing its actual connections with
other actual things. Its success as an answer to the question ´why´ will turn on the plausibility
of the reasoning (. . .) that we invoke to make the connection. The plausibility of this
reasoning will turn on the counterfactual it suggests. And if the counterfactual is itself not
plausible, we should not give the explanation the credence we otherwise might. (. . .) Yet
causal possibilities, if they remain merely possible, are not actualized. Practical possibilities
are before the event at most actualized in someone’s thoughts, as something that an agent or
set of agents might have done or might yet do; after the event, in celebration or regret.
Possibilities are not items at any world or in any head on which we can suppose that we or
actual agents will cognitively converge, or about which, even if we do, they could be said to
be certain, and thus to know“ (Hawthorn 1995 (1991), S. 17).
Mit anderen Worten: wir können über diese Möglichkeiten selbst dann nichts
„wissen“, wenn wir überzeugende Erklärungen vorlegen, denn eine kausale Zuordnung von (bestimmten) Ursachen zu (bestimmten) Wirkungen, wie sie in der
positivistischen Tradition gefordert wird, kann sich nur an „aktualisierten“ Handlungen orientieren. Kontrafaktische Argumente aber thematisieren qua definitionem
„kausale Möglichkeiten“ post hoc; sie definieren in gewisser Weise den „Horizont
der Möglichkeiten“ in der Rückschau, obwohl wir eine intersubjektive Überein-
31
Zum „fundamentalen Problem des kausalen Schlussfolgerns“ vgl. KKV, S. 79–82; zu ihrem
Verständnis kontrafaktischer Analyse vgl. S. 10–11, 77–78, 88–89.
32
Vgl. hierzu und zum folgenden Hawthorn 1995 (1991), S. 10–18 sowie mit entsprechenden
historischen Illustrationen die Kapitel 2–4.
446
G. Hellmann
stimmung über den Horizont der praktischen Möglichkeiten vor der Handlung kaum
herzustellen in der Lage sind.33
Was folgt daraus für die Geschichts- und Sozialwissenschaften? Aus Hawthorns
Sicht dürfte diese skeptische Einstellung gegenüber der Möglichkeit, „Wissen“ zu
erwerben, nur für jene problematisch sein, die sich trotz ihrer vermeintlichen Berücksichtigung kontrafaktischen Denkens (und damit einer – wenn auch eingeschränkten – „Möglichkeitsdimension“) vor allem für die Erklärung „aktualisierter“
Handlungen oder tatsächlicher historischer Entwicklungen interessieren. Wer sich
demgegenüber der Forderung entzieht, Regelmäßigkeiten feststellen zu sollen, der
wird damit zufrieden sein, „partikulare“ Ereignisse oder Handlungen dadurch besser
verstehen zu lernen, dass er sie in den jeweils partikularen „Möglichkeitsräumen“
lokalisiert (Hawthorn 1995 (1991), S. 26, 187). Auf Theorien im Sinne verallgemeinernder Aussagen über Ursache-Wirkungszusammenhänge können und sollten wir
also verzichten. Was bleibt, ist auch hier der pragmatistische Ausweg des „coping“
statt „knowing“: Auch wenn wir über die Welt nichts „wissen“ können, sind wir in
ihr doch in dem Sinne heimisch, als wir sie „so akzeptieren müssen, wie sie uns
erscheint“ und dies wird „in vielen und wichtigen Belangen so sein, wie sie uns allen
erscheint“. Wenn wir diese Position akzeptierten – eine Position, in der wir die
Fundamente unserer Überzeugungen skeptisch betrachteten, ja sogar jegliche Vor-
33
Vgl. hierzu etwa KKV, S. 89: Nach ihrer Auffassung ist die Güte einer kausalen Erklärung vor
allem daran zu messen, wie ‚präzise‘ sie die kontrafaktischen Bedingungen bestimmt: „the issues
addressed under the label ,multiple causation‘ do not confound our definition of causality (. . .). The
fact that dependent variables, and perhaps all interesting social science-dependent variables, are
influenced by many causal factors does not make our definition of causality problematic. The key to
understanding these very common situations is to define the counterfactual conditions making up
each causal effect very precisely“ (Hervorh. G.H). Genau dies aber ist weit problematischer als hier
suggeriert, selbst wenn man – wie KKV an anderer Stelle betonen (78) – eine „‚minimal-rewrite-ofhistory‘ rule“ beherzigt (diese „Regel“ stammt von Tetlock und Belkin 1996, S. 7). Turner 1996;
Olson et al. 1996, beispielsweise, argumentieren unter Verweis auf die Ergebnisse psychologischer
Forschungen, dass der Prozess kontrafaktischen Schlussfolgerns zahlreiche „Störfaktoren“ („biases“) aufweist. Motivationale und kognitive Prozesse, so zeigten Experimente aus der Psychologie,
würden u. a. dadurch die vermeintlich rationale Rekonstruktion eines Ereignisses beeinträchtigen,
dass intuitive Überzeugungen die Veränderung gewisser Ausgangsbedingungen in einem kontrafaktischen Gedankenexperiment beeinflussten oder wir aufgrund unserer Wahrnehmung dazu
neigten, außergewöhnliche Ausgangsbedingungen zu „normalisieren“ und dann zu fragen, ob das
Ergebnis anders gewesen wäre, wenn die Dinge etwas „normaler“ gewesen wären (Olson et al.
1996, S. 297–298). Ganz generell lässt sich daher sagen, dass wir sowohl in dem ständig wiederkehrenden, häufig „automatisch“ ablaufenden kontrafaktischen Denken des Alltags wie auch bei
bewusst konstruierten Gedankenexperimenten etwa in den Sozialwissenschaften dazu neigen, sehr
selektiv unter unseren „most favored patterns of knowing and thinking“ auszuwählen (Turner 1996,
S. 293). Hinzu kommt, wie Robert Jervis argumentiert, dass kontrafaktische Gedankenexperimente
häufig darauf basieren, dass die Veränderung eines ursächlichen Faktors eine genau bestimmbare
andersartige Wirkung zeitige, dabei aber nicht bedacht wird, dass in komplexen Systemen schon
geringfügige Veränderungen in den Ausgangsbedingungen weitreichende und unabsehbare Folgen
in vielerlei Hinsicht erzeugen könnten (Jervis 1996; vgl. auch Jervis 1997, wo Jervis anhand
zahlreicher Beispiele aus den internationalen Beziehungen die Problematik „systemischer Effekte“
detaillierter analysiert).
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
447
stellung von „Fundamenten“ in Frage stellten, bei allem aber trotzdem der Tatsache
vertrauten, dass dieses Wechselspiel an Überzeugungen und Zweifeln unsere eigenen sind – wenn wir dies akzeptierten, hätten wir „eine hinreichend klare Position
und vielleicht die einzig kohärente, die uns überhaupt offen steht“ (Hawthorn 1995
(1991), S. 177). Die Möglichkeit, dass verschiedene Beobachter desselben Gegenstands zu ähnlichen Aussagen gelangten, wird also keineswegs ausgeschlossen. Hier
weiß sich Hawthorn vielmehr mit Rorty einig (Hawthorn 1995 (1991), S. 178; Rorty
1979, S. 349). Ganz im Gegenteil sei es erstaunlich, wie übereinstimmend und
wechselseitig nachvollziehbar diese Beschreibungen und Erklärungen von „Welt“
häufig sind. Der entscheidende Punkt ist, dass eine rationalistische Erkenntnis- und
Handlungstheorie nicht nur von der Sache her unausgegoren ist, sondern auch
praktisch in die Irre führt. Eine pragmatistische Theorie menschlichen Denkens
und Handelns schafft dagegen Räume für praktisches Handeln und zwingt zur
Debatte, weil sie Horizonte zukünftiger wie auch vergangener Möglichkeiten
(im Plural) zu einem zentralen Gegenstand der Forschung erklärt und Erklärungen
vergangenen Handelns genauso wie zukunftsgewandte Prognosen oder Rorty’sche
Imaginationen diese Pluralität von Möglichkeiten ausloten müssen (vgl. auch Hellmann 2020b).
6
Pragmatismus als Methode
Die Frage der Methodenwahl ist dabei grundsätzlich eine nachgeordnete und pragmatisch (d. h. kreativ) zu handhabende. James spricht zwar vom Pragmatismus in
erster Linie als einer „Methode“ (James 1995 (1907), S. 20, 26; Putnam 1995b,
S. 219). Gemeint ist damit aber nicht ein bestimmtes Verfahren, mit dessen Hilfe wir
zu einem „aus Bewusstseinsstoff gefertigten Bild“ (Rorty 1993b (1987), S. 60)
gelangen. Vielmehr bezeichnet seine „pragmatische Methode“ jegliches Verfahren,
das uns hilft zwischen unterschiedlichen Ideen jene auszuwählen, die uns in die Lage
versetzen, angemessen (d. h. erfolgreich) zu handeln: „The pragmatic method (. . .) is
to try to interpret each notion by tracing its respective practical consequences. What
difference would it practically make to any one if this notion rather than that were
true“ (James 1995 (1907), S. 18). Dabei macht es grundsätzlich keinen Unterschied,
ob wir es mit „common sense“-Problemen oder „wissenschaftlichen“ Problemen zu
tun haben (Dewey 1991b (1938), S. 118–120).
Wissenschaftlerinnen benutzen insofern „the same banal and obvious methods all
of us use in every human activity. They check off examples against criteria; they
fudge the counter-examples enough to avoid the need for new models; they try out
various guesses, formulated within the current jargon, in the hope of coming up with
something which will cover the unfudgeable cases“ (Rorty 1982c, S. 193; vgl. auch
Rorty 1983, S. 272).
Kurzum, im Unterschied zu jenen, die einer Korrespondenztheorie der Wahrheit
anhängen und postulieren, dass wir mit Hilfe „der wissenschaftlichen Methode“ eine
Übereinstimmung unserer Überzeugungen „mit der Wirklichkeit“ nachweisen können, argumentieren Pragmatisten, dass Erkenntnisfortschritte sich letztlich nur in
448
G. Hellmann
einem „Zuwachs unserer Prognose- und Steuerungsfähigkeit“ messen lassen (Rorty
1993c (1988), S. 15). Der einzige Maßstab zur Prüfung der Qualität unserer Methoden erweist sich darin, ob wir ein passendes Vokabular zur Formulierung unserer
Theorien (als Überzeugungen) (er)finden, das uns hilft in der Welt zurechtzukommen. Indem wir uns diese Auffassung zu eigen machen, entledigen wir uns auch des
„Mythos des 17. Jahrhunderts“, „das der Natur eigene Vokabular entdecken und
zudem auch noch irgendwie wissen zu können, dass wir es entdeckt haben“ (Rorty
1982c, S. 198, 193–194, Hervorh. im Original).34 Die Naturwissenschaften könnten
nur insofern als Vorbild dienen, als sich Naturwissenschaftlerinnen „oft als hervorstechende Musterbeispiele für bestimmte moralische Tugenden“ wie z. B. „Offenheit, Neugier, Anpassungsfähigkeit und eine experimentelle Einstellung zu allem“
erwiesen hätten. Wenn „wissenschaftliche Methode“ daher lediglich bedeute, ein
bestimmtes Forschungsproblem im Sinne „baconianischer Tugenden“ kreativ anzugehen, habe es eine völlig vernünftige „Kuhniansche“ Bedeutung: „it means obeying
the normal conventions of your discipline, not fudging the data too much, not letting
your hopes and fears influence your conclusions unless those hopes and fears are
shared by all those who are in the same line of work, being open to refutation by
experience, not blocking the road of inquiry.“35 Ein Opfergang zum Altar der
Wissenschaft, an dem Probleme, die „in der realen Welt wichtig“ sind, erst in einer
spezifischen Weise zu wissenschaftlich bearbeitbaren Forschungsfragen „verfeinert“ werden müssen (KKV), ist dabei weder notwendig noch förderlich. Diese
Form eines zumeist als „method-driven research“ verschrienen Forschungsverständnisses verspricht wenig Erfolg. Sie wird zudem, wie die Geschichte der Wissenschaft
zeigt, eher selten mit wissenschaftlichen Fortschritten assoziiert. „Anything goes“ ist
daher, wie Paul Feyerabend formulierte, solange nicht nur eine treffende Beschreibung realer Wissenschaftspraxis, sondern auch eine handlungsleitende Empfehlung
34
Zu diesem „baconianischen“ Wissenschaftsverständnis vgl. Rorty 1993c (1988), S. 44–45 und
13–16. Unsere Überzeugungen sind im Sinne dieses Wissenschaftsverständnisses nicht mehr „als
Abbilder der Realität, sondern als Werkzeuge zum Umgang mit der Wirklichkeit“ zu deuten. „Nach
dieser Auffassung brauchen wir uns zum Beispiel nicht mehr um die Frage zu kümmern, ob die
Physik mit der Struktur der Welt in ihrem Ansichsein oder nur mit der Struktur der Welt als
Erscheinung übereinstimmt, denn wir haben den Gedanken fallen gelassen, wonach die Physik
mit etwas übereinstimmt. Die Frage, ob das Firmament eine Gestalt hat, bei der sich die Sonne in der
Mitte befindet, wird gleichbedeutend mit der Frage, ob Ptolemäus oder Kopernikus derjenige ist,
der uns besseres Werkzeug zur Meisterung der Welt an die Hand gibt“ (Rorty 1993a (1987), S. 60;
Hervorhebung im Original).
35
Rorty 1982c, S. 194–195, Hervorhebung im Original. An anderer Stelle definiert Rorty „Methoden“ als jene Forschungspraktiken, die von den „enthusiastischen Nachahmern des einen oder
anderen originellen Kopfes übernommen“ werden (Rorty 1998a, S. 10). Die zentrale Bedeutung
einer „experimentellen Einstellung“ betont auch Putnam (1995a, S. 68–73). Er geht allerdings
insofern über Rorty hinaus, als er unter Rückgriff auf (seine Interpretation von) Peirce, James und
Dewey die „Demokratisierung des Forschungsprozesses“ zur „vollen Entwicklung von Wissenschaft“ hinzurechnet (S. 73). Für Rorty ist eine „demokratische“ Organisation des Forschungsprozesses zweifelsohne genauso wünschenswert. Für sich genommen bietet sie allerdings keine
Gewähr dafür, dass wir dadurch auch zu „besseren“ Einsichten gelangen oder gar verlässlich
zwischen Wissenschaft und Nichtwissenschaft unterscheiden können.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
449
„wider den Methodenzwang“, wie der erhoffte praktische Erkenntnismehrwert primäres Auswahlkriterium ist.36
In der Forschungspraxis der IB ist dieses pragmatische Methodenverständnis viel
weiter verbreitet als gemeinhin zugestanden (vgl. Sil und Katzenstein 2010). „Methoddriven research“ schneidet im Kontrast zu „problem-driven research“ fast immer
deutlich schlechter ab – wenn man denn diese Unterscheidung überhaupt so akzeptieren
würde.37 Nicht nur ist mittlerweile weithin unstrittig, dass praktische Probleme am
Beginn des Forschungsprozesses stehen sollten. Weitgehend eingeräumt scheint zwischenzeitlich auch, dass eine frühere Lesart der Kuhn’schen InkommensurabilitätsThese, der zufolge die Vokabulare unterschiedlicher Paradigmen nicht ineinander übersetzbar seien (z. B. Bueno de Mesquita 1985, S. 122–123; Krasner 1985, S. 138–140),
irreführend ist und „Unübersetzbarkeit“ nicht mit „Unerlernbarkeit“ verwechselt werden darf. Denn mehr, als ein anderes Vokabular prinzipiell für erlernbar zu halten, ist
nicht notwendig, wenn das Ziel darin besteht, sich inhaltlich mit konkurrierenden
Paradigmen auseinanderzusetzen.38 Diesen Punkt machen sich (mit dem Segen Standards setzender Handbuch-Herausgeber) auch Peter Katzenstein und Rudra Sil zunutze,
indem sie die Vorzüge eines anti-paradigmatistischen „analytischen Eklektizismus“
hervorheben, der meta-theoretische Debatten bewusst umgeht statt sie kontrovers zu
führen. Anstelle einer Fixierung auf solche Debatten empfehlen sie die Kombination
einer Vielzahl unterschiedlicher Methoden aus unterschiedlichen Traditionslinien, „um
substantielle Probleme in origineller und kreativer Weise zu bearbeiten“.39 Katzenstein
und Sil wählen mit ihrer erkenntnistheoretischen Verortung des „analytischen Eklektizismus“ in den Arbeiten von Larry Laudan (1996) zwar eine andere Interpretation der
pragmatistischen Tradition als dieser Beitrag. Trotzdem ist ihre methodologische Regieanweisung insofern durch und durch pragmatistisch, als sie (im Unterschied etwa zu
George und Bennett 2004) die erkenntnis- und handlungstheoretische Begründung
ihrer Vorgehensweise ernster nimmt. Für Pragmatisten ist diese Offenheit, paradigmatistische Fixierungen beiseitezulegen, eine rundum erfreuliche Entwicklung.40
36
Feyerabends populärer Ausspruch wurde immer wieder als eine Aufforderung missverstanden,
Wissenschaft als beliebiges und willkürliches Unternehmen zu praktizieren. Er selbst hat diese
Vorstellung im Vorwort zur zweiten Auflage von „Against Method“ als irreführend zurückgewiesen
und festgestellt, dass es sich bei seinem Ausspruch „anything goes“ nicht um eine Empfehlung,
sondern um eine „terrified exclamation of a rationalist who takes a closer look at history“ handle
(Feyerabend 1988 (1975), S. vii).
37
Vgl. Fearon und Wendt 2002, S. 52; Kratochwil 2003, 2006, 2007; Shapiro 2005; Symposium
2005; Katzenstein und Sil 2008.
38
Vgl. Rorty 1993c (1988), S. 17; im Blick auf die IB Katzenstein und Sil 2008; Hellmann 2017,
S. 297–299.
39
Katzenstein und Sil (2008, S. 110–11, Hervorh. im Original): „What we refer to as analytic
eclecticism is distinguished by the fact that features of analyses in theories initially embedded in
separate research traditions can be separated from their respective foundations, translated meaningfully, and recombined as part of an original permutation of concepts, methods, analytics and
empirics.“ Vgl. auch die Buchfassung Sil und Katzenstein 2010.
40
Vgl. die zentrale Bedeutung der Arbeiten von Peter Katzenstein und Rudra Sil (Katzenstein und
Sil 2008; Sil und Katzenstein 2010) für die gegenwärtige IB-Debatte, u. a. bei Wight et al. (2013).
450
G. Hellmann
Für jene, die in Anlehnung an Rorty einer noch weitergehenden Loslösung von den
Fesseln „rigider“ positivistischer Standards das Wort reden wollen, ist der Möglichkeitshorizont innovativer bzw. „methodisierter“ Forschung (Dewey 1980, S. 172), die
vom Problem und nicht den Methoden her denkt, allerdings bei weitem noch nicht
ausgeschöpft. Abschließend können an dieser Stelle aus Platzgründen nur einige
dieser Möglichkeiten benannt und mit Beispielen illustriert werden. Aufgrund ihrer
Fokussierung auf Sprache drängt sich hier natürlich als erstes das breite Feld sogenannter „Diskursanalyse“ auf. Da dieses Feld sowohl für die IB im Allgemeinen wie
auch für die Außenpolitikanalyse recht gut beackert ist, will ich im Einzelnen nicht
weiter darauf eingehen. Im weiteren Umfeld haben in den letzten Jahren aber auch
zahlreiche andere (mehr oder weniger explizierte) Methoden Anwendung auf Gegenstandsbereiche der Internationalen Beziehungen gefunden. Das beginnt bei unterschiedlichen Arten von Begriffsarbeit– sei es nun in der Form der Rekonstruktion
zentraler theoretischer Begriffe (unterschiedliche Beispiele liefern Wæver 2002; Herborth 2007; Kratochwil 2018; vgl. im Überblick auch Berenskoetter 2016; Ish-Shalom
2021), in der Form der gegenstandsbezogenen Untersuchung des Gebrauchs von
Sprache (vgl. als Überblicke Wæver 2003c; Baumann 2006, S. 64–84; vgl. ferner
Hellmann et al. 2007; Franke und Hofferberth 2021) oder in der Form der Einführung
neuer begrifflicher Unterscheidungen. Die Erfindung des Konzepts des „soft balancing“ (in Abgrenzung zu einer im Realismus zumeist aggressiv vorgestellten Form der
Gegenmachtbildung) ist genauso ein Beispiel für letzteres wie ganz allgemein die
Ausweitung und Ausdifferenzierung der Konzeptualisierung idealtypischer außenpolitischer Strategien.41 Theoriearbeit läuft in diesem Sinne eben gerade nicht auf
die „Produktion von Kochbüchern“, sondern auf die Fortschreibung niemals zu Ende
kommender „Wörterbücher“ hinaus, wie Stefano Guzzini und Anna Leander in bester
Rorty’scher Manier argumentieren (Guzzini 2013, S. 523).
Der systematische Einsatz von Analogien ist ein weiteres Beispiel für die Ausweitung unserer Erkenntnismöglichkeiten. Dabei geht es darum, zwischen einem
Quell- und einem Zielbereich dergestalt eine Verbindung herzustellen, dass unser
Wissen über den Zielbereich erweitert wird. Wenn beispielsweise die Entscheidungssituation des amerikanischen Präsidenten im Spätsommer 1990 mit „München“ (Khong 1992, Kap. 7) oder die weltpolitische Rolle der USA nach 9/11 mit
dem Römischen Imperium (Kornprobst 2007) verglichen wird, dann ist die Unterstellung analogischer Argumentation, dass wir ein breiteres Verständnis einer gegenwärtigen Entscheidungssituation bzw. Konstellation dadurch erlangen, dass wir sie
mit der ausgewählten Situation oder Konstellation im Quellbereich gleichsetzen
41
Vgl. hierzu Pape (2005), der vor dem Hintergrund der ungewöhnlichen Konstellation eines
machtpolitischen Aufstiegs europäischer Staaten wie auch der USA bei gleichzeitiger enger
strategischer Zusammenarbeit das Konzept des „soft balancing“ erfunden hat; vgl. ferner Mearsheimer (2001, Kap. 5). Idealtypische außenpolitische Strategien reichen allerdings weit über das
hinaus, was Realisten prinzipiell Staaten zutrauen. Der Historiker Paul Schroeder (2003, S. 119) hat
mit „transcending“ und „grouping“ zwei alternative Strategien auf den Begriff gebracht, die ganz
offensichtlich außerhalb des realistisch-theoretisch Vorstellbaren, nicht aber jenseits der Vorstellungskraft realer Staatslenker liegen.
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen
451
(vgl. weitere Beispiele bei Kratochwil 2018, S. 134–148, 183–185). Drittens können
metaphorische Neubeschreibungen dabei helfen, vermeintlich Bekanntes in neuem
Licht zu betrachten (Davidson 1990 (1978); Hesse 1980, S. 111–124; Blumenberg
1998; zur Einführung auch Kovecses 2010, mit Illustrationen aus dem politischen
Bereich S. 24–25, 68–69; ferner Kopper 2017 zu den IB). Dabei werden Begriffe
von einem vertrauten Sprachspiel (Quellbereich) in einen gänzlich anderen Kontext
(Zielbereich) übertragen und dadurch zumindest anfänglich Verfremdungseffekte
erzeugt, die neue Betrachtungs- und Handlungsweisen nach sich ziehen können.
Machiavelli, beispielsweise, konnte wahrscheinlich weder mit dem italienischen
Äquivalent des Begriffes „containment“ noch mit dessen (freier) deutscher Übersetzung „Eindämmung“ etwas anfangen, obgleich ihm als „Realisten“ die nach dem
2. Weltkrieg mit dieser Metaphorik verknüpfte außenpolitische Strategie der USA
gegenüber der Sowjetunion zumindest im Grundsatz durchaus vertraut gewesen
sein dürfte. Ähnliches ließe sich über die „Verbuchstäblichung“ der Metapher der
„balance of power“ (Ruggie 1993, S. 146), die Metaphorik des „new medievalism“
als einer Form Rorty´scher „therapeutischer Neubeschreibung“ (Deibert 1997), der
Analyse von Karikaturen und anderen bildlichen Darstellungen von „feindlichen“
Staaten (vgl. hierzu die Analyse der Darstellung Russlands im finnischen außenpolitischen Diskurs bei Apunen 2008; Kangas 2008) oder den Einsatz bestimmter,
aus dem sozialen Umfeld der Familie stammender Metaphern im Kontext der EUErweiterungsdiskurses (Hülsse 2003) sagen.
Ganz allgemein wäre auch die enorm wichtige heuristische Funktion von Beispielen im breiten Sinne zu beachten. Gerade aus einem pragmatistischen, die
unausweichliche Kontingenz und Komplexität sozialen Handelns betonenden Perspektive, kommt es dabei – wie etwa bei vergleichenden Fallstudienmethoden –
weniger darauf an, dass im Sinne gewisser ceteris-paribus-Konditionierungen Identität (im Blick auf „Variablen“) oder Konstanz (im Blick auf Prozesse) postuliert
werden kann. Vielmehr wird etwas dann zu einem heuristisch potenziell fruchtbaren
„Beispiel“, wenn sich mit intuitiv einleuchtenden und auch nicht weiter erläuterungsbedürftigen Ähnlichkeitsannahmen neue Erkenntnishorizonte erschließen lassen d. h. wenn ein solches Beispiel, wie Wittgenstein sagt, über sich selbst „hinausweist“ (Wittgenstein 2009 (1953), § 208; zur Illustration aus dem Feld der IB vgl.
Kratochwil 2018, u. a. S. 24–32).
Jenseits dieser in den IB bereits in der einen oder anderen Form angewandten
„Methoden“ gibt es noch eine Vielzahl spezifischer, zumeist interpretativer Methoden, die zunehmend auch in den IB angewandt werden (vgl. Franke und Roos 2013,
2022 in diesem Buch). Zum einen handelt es sich hier um sinnrekonstruktive
Methoden aus der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik, die (wie etwa im Falle
der Anwendung von Ulrich Oevermanns (1991) primär auf Chomsky, Lévi-Strauss,
Mead und Peirce aufbauender „objektiver Hermeneutik“) ein „rekonstruktionslogisches“ (im Kontrast zu einem „subsumtionslogischen“) Verfahren anwenden,42 um
42
Zur Unterscheidung zwischen Subsumtionslogik und Rekonstruktionslogik vgl. Herborth 2022 in
diesem Band.
452
G. Hellmann
beispielsweise den Fortbestand der NATO nach dem Ende des Ost-West-Konflikts
zu erklären (Franke 2010) oder unterbelichtete, aber wirkmächtige Begriffe wie den
„internationalen Gemeinschaft“ zu erschließen (Lindhof 2019). Zum anderen kommen auch zunehmend rekonstruktionslogische Methoden in der Nachfolge von
„Grounded Theory“ (Strauss und Corbin 1998) zum Einsatz, die in einem kontinuierlichen Wechselspiel zwischen theoretischer und methodischer Reflexion einerseits und gegenstandsbezogener Arbeit andererseits nicht nur die jeweiligen
(Zwischen-)Ergebnisse der eigenen Forschung, sondern auch die sie produzierenden
Vorannahmen auf den Prüfstand stellen und in diesem Sinne Begriffs- bzw. Theoriebildung als offenes Forschungsproblem betrachten (Roos 2010; Panetta 2013;
weitere Beispiele in Franke und Roos 2013). Was „objektive Hermeneutik“ und
„Grounded Theory“ (bei allen gewichtigen Unterschieden untereinander) von Rorty’scher Leichtigkeit unterscheidet (hier durchaus in einer großen Übereinstimmung
mit der positivistischen Tradition) ist die strenge methodische Disziplinierung des
Forschungsprozesses. Was sie demgegenüber in Übereinstimmung mit der pragmatistischen Tradition grundlegend von positivistisch inspirierten Methoden absetzt, ist
die Ergebnisoffenheit des Forschungsprozesses und ein Begriff von Theorie, der
Kontingenz einen systematischen Platz einräumt (vgl. Franke und Roos 2013;
Franke und Roos 2022 in diesem Band). Diese beiden Aspekte sind es auch, die
einer pragmatistischen Erkenntnis-/Handlungstheorie jenseits umgangssprachlicher
Redeweisen von „pragmatischer Politik“ einen eigenständigen Platz in den Internationalen Beziehungen eröffnet haben – auch und gerade weil der Pragmatismus die
scharfe Trennung zwischen empirischer und normativer Theoriebildung systematisch unterminiert und jene Freiräume schafft, auf die Deweys Eingangszitat verweist. In den letzten Jahren sind bemerkenswerte Beiträge entstanden, die helfen
könnten, dem Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen auch in den kommenden Jahren ein klar konturiertes Gesicht zu verleihen (vgl. Hellmann 2021) –
und dies hoffentlich ohne den gängigen Anspruch damit eine neue paradigmatistische Orthodoxie etablieren zu wollen.
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