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Commons
Der Begrif der Commons – Gemeinschafts- oder
Gemeingüter – schärft ein analytisches Verständnis für soziale Prozesse der Selbstorganisation.
Viele Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen
verwenden in Auseinandersetzungen den Begrif,
um zu unterstreichen, dass städtische Ressourcen vor allem über die Selbstorganisierung der
Nutzer_innen verfügbar gemacht werden sollen,
nicht über Marktmechanismen oder staatliche
Steuerung.
Jenseits von Markt und Staat
Commons basieren auf kollektiven Prozessen,
in denen Bedürfnisse durch Güter oder Dienste
befriedigt werden, die nicht marktförmig
oder staatlich bereitgestellt wurden. Zu den
Commons werden gemeinhin traditionelle
Gemeingüter wie die Allmendweide, Wälder, Fischgründe und Bewässerungssysteme
gezählt. Zudem wurden in den letzten Jahrzehnten darunter auch weitere, höchst unterschiedliche Dinge erfasst, vom genetischen
Erbgut zu kulturellen Wissensbeständen und
Praktiken; von urbanen Gemeinschatsgärten
zum Weltklima und den Meeren, vom elektromagnetischen Spektrum bis hin zum Internet (Helfrich/Heinrich-Böll-Stitung 2012).
2009 erhielt eine Pionierin der CommonsForschung, Elinor Ostrom, für ihre Arbeiten
den Nobelpreis in Wirtschatswissenschaten.
Seit einigen Jahren wird unter dem Begrif der
„Urban Commons“ der städtische Raum als
Nährboden und zugleich umkämptes Terrain
der Gemeingüter-Produktion und -Nutzung
beforscht (Harvey 2013).
In Zeiten von Post-Demokratie (→ Post-politische Stadt) und Finanzkrisen (→ Austerität),
in denen Staat und Markt zunehmend Skepsis
entgegengebracht werden, hat das Interesse an
heorie und Praxis der Commons zugenommen. Während Privatisierungsbestrebungen
oder staatliche Einmischung bei Gemeingütern
wie gemeinschatlich bewirtschateten Ländereien, Wasserversorgung oder dem Internet
weltweit mit z.T. hetigen Protesten begegnet
wird, gelten Commons für Verfechter_innen
als gerechtere, demokratischere und teilweise
auch eizientere Alternative der Produktion
und Verteilung von Gütern. An der staatlichen
Organisierung von öfentlichen Gütern wird
eine übermäßige Bürokratisierung kritisiert,
die mit zu großer Ferne, Unkenntnis und der
Unfähigkeit einhergeht, auf die diferenzierten Bedürfnisse der Nutzer_innen einzugehen.
Commons
Zudem wird dem Staat häuig eine Eliteorientierung zugesprochen, die einer gerechten Gestaltung von Zugang und Verteilung entgegensteht. Das Ende des Staatssozialismus Anfang
der 1990er sowie die Krise der Sozialdemokratie in Zeiten von Austeritätspolitik unterstreichen diese Skepsis. Dem Markt wiederum
wird ebenfalls eine gerechte Bereitstellung und
Verteilung von Gütern abgesprochen, da hier
allein das Geld, nicht aber die Bedürfnisse der
Betroffenen entscheidend sind. Auch wenn
das Phänomen der Commons so alt ist wie die
Menschheit selber, haben sich in den letzten
zwei Jahrzehnten verstärkt Aktivist_innen
unter dem Begrif versammelt, um alternatives
Wirtschaten und Zusammenleben – jenseits
von Markt und Staat – zu reflektieren und
weiterzuentwickeln.
Begrifflich stellen Commons ein analytisches Instrument zur Verfügung, um Phänomene der Selbstorganisierung jenseits von
Markt und Staat zu begreifen und einer Verengung unseres Verständnisses von sozialem
Handeln auf isoliert und eigennützig agierende
Individuen entgegenzutreten. Der Commonsbegriff wird derzeit in einem fruchtbaren
Austausch zwischen Wissenschat und Praxis
entwickelt. Auch wenn er für sich genommen
zu abstrakt ist, um ein politisches Programm
zu liefern, gibt er doch eine Orientierung für
die kritische Stadtgeographie.
Begriffliche Grundlagen
Unter den verschiedenen Autor_innen und
Aktivist_innen gibt es bei aller Differenz
bedeutsame Gemeinsamkeiten in der Verwendungsweise des Begrifs. Mit „Commons“
wird generell auf Gemeingüter verwiesen, eine
Form des gemeinschatlichen Eigentums. Was
der Begrif dabei hervorhebt, sind die sozialen
Prozesse, die bei der Herstellung, Erhaltung
und Verteilung des Gemeinguts von Bedeutung
sind. Commons-Forscher Peter Linebaugh
213
(2008) etwa geht sogar so weit zu behaupten,
dass im Fall der Commons deutlich wird, dass
soziale Beziehungen nicht von denen zur „Natur“ abgetrennt werden können. „Natürliche
Ressourcen“ werden nicht schlichtweg vorgefunden, sondern von den sozialen Verhältnissen deiniert, in denen sie als Ressourcen
Bedeutung erlangen und angeeignet werden.
Grundsätzlich besteht Einigkeit darüber, dass
bei Commons drei Elemente unterschieden
werden müssen: die Common-Pool-Ressource,
die Commoners und das Commoning (Exner/
Kratzwald 2012, Kip et al. 2015).
Obwohl die Ursprünge des Begrifs bereits
im mittelalterlichen England liegen, geriet er
mit der Privatisierung von Gemeingütern im
Zuge der industriellen Revolution in Vergessenheit. In die wissenschatliche Diskussion
kam der Begrif verstärkt erst wieder 1968 mit
Garrett Hardins Beitrag „Die Tragödie der Allmende“ (1968). Hardin argumentierte darin,
dass das eigennützige Handeln des Menschen
den Bestand von Gemeingütern verhindere.
Eine rational agierende Hirtin würde demnach
ihren Vorteil darin suchen, die Allmendweide
maximal für ihr Vieh auszubeuten. Wenn nun
aber jede Hirtin entsprechend handelt, ist die
Allmende schnell überweidet.
Dieser ökonomistische Ansatz, der auch
schnell als Aufweis für die Notwendigkeit
der Privatisierung von öffentlichen Gütern
gehandelt wurde, hat eine Reihe von Forschungsprojekten provoziert, in denen nachgewiesen wurde, dass weltweit Commons sozial
nachhaltig verwaltet werden. Dazu zählt ganz
wesentlich die Forschung von Elinor Ostrom
zu traditionellen Gemeingütern in verschiedenen Regionen der Welt. Aufgrund ihrer
ethnologischen Studien kommt sie zu acht
Gestaltungsprinzipien für Common-PoolRessourcen (Ostrom 1990).
Bei der Common-Pool-Ressource handelt
es sich um ein Gut, das zur Befriedigung von
Bedürfnissen – und nicht zur Verwertung auf
Teil III: Begrife kritischer Stadtgeographie
214
dem Markt – hergestellt wird. Die Ressource
kann ganz unterschiedlich beschafen sein: Es
kann sich um stoliche Ressourcen handeln,
bei denen die physische Gestalt einen Zweck
erfüllt, oder um nicht-stoliche Ressourcen,
v.a. Dienstleistungen oder wissensbasierte
Commons. David Bollier (2009) unterscheidet bei der Nutzbarkeit von Common-PoolRessourcen die folgenden Aspekte:
– Verbrauchbarkeit: Verschwindet die Ressource durch Gebrauch (wie z.B. Lebensmittel) oder nicht (wie z.B. Radiowellen)?
– Ausschließbarkeit: Kann der Zugang beschränkt werden (für bestimmte Personen,
zu bestimmten Zeiten, in bestimmten Mengen etc.)? Bei einem Kindergarten wäre dies
der Fall, wohingegen es beim Zugang zur
Atemlut nicht möglich ist.
– Konkurrenz: Schränkt der Gebrauch der
Ressource durch eine Person den Gebrauch
durch eine andere ein? Eine Geburtstagsfeier
in einem Saal schränkt die Nutzungsmöglichkeiten für andere ein. Im Unterschied
dazu können kulturelle und wissensbasierte
Commons (z.B. Gesänge oder mathematische Formeln) beliebig ot und zeitgleich
umgesetzt werden.
– Regulationsbedarf: In welchem Maße müssen Regeln für die Herstellung und Verwendung vereinbart werden? Im Unterschied
zum Tanz auf einem Nachbarschaftsfest
sind für einen kollektiven Landwirtschatsbetrieb umfangreiche und explizite Regelungen notwendig.
Die „Commoners” bezeichnen die Gruppe, die
sich die Commons aneignen, für deren Bestand
und Gebrauch sie verantwortlich sind. Die
Notwendigkeit, zwischen den Insidern und
Outsidern der Commons zu unterscheiden,
hängt auch von der Beschafenheit der Ressource ab. In ihrem ersten Gestaltungsprinzip
für Common-Pool-Ressourcen hebt Elinor
Ostrom die Bedeutung der Grenzziehung
Markus Kip
zwischen Commoners und Nicht-Commoners,
d.h. denjenigen mit und ohne Nutzungsberechtigung, hervor. Zugrunde liegt dem ihre Untersuchung von traditionellen Commons wie z.B.
Allmendweiden oder Fischgründen, die verbraucht werden und bei deren Gebrauch es sich
um eine konkurrierende Nutzung handelt. Bei
anderen, den sogenannten „New Commons“
mit anderen Ressourcen-Eigenschaten (nicht
verbräuchlich und nicht-konkurrierend), wie
z.B. dem Internet, ist die Grenzziehung unmöglich. Zumindest prinzipiell kann sich jede
Person spontan und ohne Einschränkung Zugang zu dem Gemeingut verschafen und es daher als Commoner nutzen und reproduzieren.
Unter „Commoning“ sind grundsätzlich
die sozialen Prozesse sowie die Institutionalisierungen zu verstehen, die bei Herstellung,
Gebrauch, Verteilung und Erhalt von Gemeingütern bedeutsam sind. Der Aspekt des
Commoning wird aktuell besonders betont,
um deutlich zu machen, dass Commons nicht
schlichtweg gefunden werden, sondern immer auch „gemacht“ werden müssen (Helfrich
2012). Die Formen des Commonings werden
auch von den Eigenschaten der Ressource geprägt, die unterschiedlichen Regelungsbedarf
und unterschiedliche Regulierungsmöglichkeiten mit sich bringen.
Unter den Commons-Konzepten lassen
sich zwei Zugänge unterscheiden: die der
Neo-Institutionalist_innen um Ostrom und
die der „Autonomen Marxist_innen“. Was bei
der Auseinandersetzung auf dem Spiel steht, ist
die Frage, in welchem Verhältnis die Commons
zu Markt und Staat stehen. Während im ersteren Fall ein Ergänzungsverhältnis konstatiert
wird, betonen letztere den Antagonismus bzw.
die parasitäre Ausnutzung der Commons durch
Kapital und Staat. Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich auch das Forschungsinteresse
dieser Zugänge, so dass es im neo-institutionalistischen Ansatz zumeist um die Analyse
und die nachhaltige Gestaltung von Commons
215
Commons
unter gegebenen Bedingungen geht. Im autonom-marxistischen Ansatz dagegen handelt es
sich um eine Form der Gesellschatskritik, die
die sozialen Widersprüche zwischen Kapital
und Arbeit (→ Marx und Engels) ausweitet.
Demnach verschärt sich der Widerspruch zwischen „konstituierender Macht“, die Commons
stetig neu herstellt, und „konstituierter Macht“,
der herrschenden Ordnung, die versucht, die
Commoning-Prozesse der Wissensgenerierung
und Kreativität zu kontrollieren und für sich
nutzbar zu machen.
Politische Fragen des Commoning:
Beispiele
Die Dynamik der Einverleibung von Commons
für privatwirtschatliche und staatliche Zwecke
– und der Widerstand dagegen – lässt sich am
Beispiel der „Sharing Economy” illustrieren:
Formen des Teilens und der Zusammenarbeit, die ursprünglich eine Abhängigkeit von
Markt und Staat verringern sollten, wie z.B.
Wohn- und Bürogemeinschaften, Nachbarschatshilfen oder „couchsuring“, sind inzwischen zu wichtigen Elementen der städtischen
Wirtschat geworden. Der Gedanke des gemeinsamen Teilens und Arrangierens wird im
Rahmen einer unternehmerischen Steuerung
und Verfügbarmachung kommerzialisiert,
z.B. durch Vermietungsportale, Coworking
Spaces, Carsharing-Modelle, Plattformen für
Nachbarschatshilfen und nicht zuletzt auch
internetbasierte Partnerschatsbörsen.
Gleichzeitig können Commons-Projekte
auch den staatlichen Interessen entgegenkommen, vor allem wenn es darum geht,
soziale Probleme im Zuge von → Austerität
kostengünstig zu bearbeiten. Dann kann ein
Nachbarschaftsgarten zur Revitalisierung
einer Nachbarschat beitragen. Aus Sicht des
Staates senken von Elterninitiativen renovierte
Schulen die Instandhaltungskosten und selbstorganisierte Kliniken füllen die Lücken
einer unzureichenden Gesundheitsversorgung. Baugruppen und genossenschaftlich
orientierte Wohnungsbauprojekte entbinden
den Staat teilweise von der Verantwortung,
für (kostengünstigen) Wohnraum zu sorgen.
Das heißt natürlich nicht, dass derartige Commons-Initiativen immer unkritisch diese Rolle
übernehmen. Viele suchen vielmehr die Formen der Selbstorganisierung auszuweiten, um
politischen Druck auszuüben oder um Güter
zu dekommodiizieren (Balmer/Bernet 2017).
Viele Commons-Initiativen sehen ihre Aufgabe darin, sich an Entscheidungsprozessen zu
beteiligen und somit die staatliche Verwaltung
von öfentlichen Gütern in eine Selbstorganisierung der Nutzer_innen zu überführen
(Terkessidis 2015). In vielen Städten kam es in
den letzten Jahren immer wieder zu Protesten,
wenn es um die Privatisierung von öfentlichen
Gütern ging, wie z.B. in Berlin im Fall der geplanten Bebauung der Uferbereiche der Spree
(„Mediaspree“) oder des Tempelhofer Feldes
(→ Kritische Kartographie).
Die besonderen Herausforderungen
der Urban Commons
Während Commons und die damit zusammenhängenden Vorstellungen von Selbstorganisierung und Solidarität sowie die Orientierung an
den Perspektiven von Produzent_innen und
Konsument_innen weitestgehend positiv besetzt sind, liefern sie nur bedingt normative und
politische Maßstäbe einer Gesellschatskritik.
Dies hängt mit dem Problem zusammen, dass
vor allem in der städtischen Praxis Ressourcen,
Commoners und Commoning nur schwer eindeutig bestimmt werden können (Kip 2015).
Was den Aspekt der Ressource betrit, so
kann es in einem städtischen Kontext schwer
sein, Einigkeit über Beschafenheit und Nutzen zu erreichen. Während bei traditionellen
Gemeingütern wie Wäldern und Weiden der
Nutzungsaspekt selbstverständlich gewesen
Teil III: Begrife kritischer Stadtgeographie
216
sein mag, bedeuten soziale Diferenzierungen
und Spaltungen mit Blick auf städtische Räume
und Objekte auch unterschiedliche Interessen
und Nutzungen (Borch/Kornberger 2015).
Mit anderen Worten: Je nach Person können
unterschiedliche Aspekte wertgeschätzt und
gebraucht werden. Ein Nachbarschatsgarten
mag für einige Personen eine kollektive Freizeitbeschätigung darstellen, für andere ist es
eine potentielle Aufwertung der umliegenden
Immobilien und für Wohnungslose schließlich
mag es sich um eine begehrte Schlafstätte handeln. Das Beispiel legt auch nahe, dass aufgrund
dieser unterschiedlichen Interessenslagen Nutzungskonlikte wahrscheinlich sind (Parker/
Johansson 2012).
Mit Blick auf die Commoners stellt sich die
Frage, wie über den Zugang zu den Commons
entschieden wird – und wer Befugnis hat darüber mitzuentscheiden. Dagegen führen Michael Hardt und Antonio Negri (2010: 262 f.)
ins Feld, dass Commons nur dann sozial befreiend wirken, wenn sie darauf ausgerichtet
sind, das gesamte Gemeinwesen („Commonwealth“) der Gesellschat kollektiv anzueignen.
Die Frage, wie Commons grundsätzlich ofen
für neue Mitglieder bleiben können, ohne jedoch inhaltlich ausgehöhlt zu werden oder der
„Tragödie der Allmende“ anheim zu fallen, ist
ofen (Stavrides 2016: 52). Dies ist gerade in
einer Stadt eine Herausforderung, die geprägt
ist von weitgehend anonymen sozialen Beziehungen und einer zunehmend hohen Mobilität
der Bewohner_innen, die immer seltener über
mehrere Jahre in einer Nachbarschat leben.
Betrachten wir ein besetztes Haus als Commons, so muss das Kollektiv bei aller Ofenheit immer wieder dafür sorgen, dass weder
die Polizei Zugang hat, noch dass die neuen
Mitbewohner_innen lediglich auf kostenlosen
Wohnraum aus sind, ohne einen Beitrag zum
Erhalt der → Hausbesetzung zu leisten.
Bei allen Problemen, die CommonsVorhaben politisch mit sich bringen, wird
Markus Kip
Commoning in der Literatur häufig als ein
wichtiger Lernprozess beschrieben. Durch
Formen der Selbstorganisierung werden Personen ermächtigt, sich miteinander und mit
konkreten Problemen auseinanderzusetzen
und selber Entscheidungen in Bezug auf öfentliche Güter zu trefen. Diesen Prozess gilt es in
einer Situation der scheinbaren Übermacht von
Staat und Markt nicht zu unterschätzen. Die
angestrebte Ofenheit und die Tatsache, dass
gewisse Probleme der kollektiven Versorgung
(wie z.B. Wasser- und Stromversorgung oder
öfentliche Verkehrsnetze) eine große Anzahl
von Menschen betrefen, werfen jedoch Fragen zum Commoning auf. Wie kann in einem
großen und komplexen Gemeinschatsprozess
die Beteiligung möglichst vieler gewährleistet
bleiben? Wie kann verhindert werden, dass
sich ein solches Vorhaben nicht bürokratisiert
und interne Hierarchien entstehen? Noch
komplizierter mutet die Aufgabe an, wenn bedacht wird, welche → Scales in der Produktion
städtischen Raums und konkreter städtischer
Infrastruktur verlochten sind. Die utopisch
anmutende Idee, einen Flughafen als Commons zu organisieren, betrit einen potentiell
weiten Personenkreis in höchst unterschiedlicher Weise (Nutzungsansprüche, Lärm- und
andere Umweltbelastungen) und wirft die
Frage auf, wie eine entsprechende Selbstorganisation aussehen könnte. David Harvey (2013)
schlägt ein föderatives System von Basisorganisationen vor. Ofen bleibt dabei allerdings,
wie die Herausforderung bewältigt werden soll,
einen organisatorischen Rahmen zu schafen,
in dem eine aktive Auseinandersetzung unter
Einschluss aller Betrofenen willkommen ist.
Zugute halten muss man der aktuellen Debatte
um die Commons, dass die theoretischen und
praktischen Schwierigkeiten nicht geleugnet,
sondern ofen thematisiert werden. Eine fruchtbare Diskussion und inspiriertes Experimentieren ist im Gange.
Markus Kip
217
Alternatives Wirtschaften
Leseempfehlungen
Exner, Andreas/Kratzwald, Brigitte (2012): Solidarische Ökonomie & Commons. Eine Einführung.
Wien.
Eine gut lesbare Einführung zu dem Begrif der
Commons auf Deutsch. Bietet einen guten Überblick zur Debatte über heorie und Praxis der
Commons.
Hardt, Michael/Negri, Antonio (2010): Common
Wealth. Das Ende des Eigentums. Frankfurt am
Main/New York.
Die Idee der Commons wird in Beziehung gesetzt
zu einer gesellschatlichen Entwicklungsperspektive und den zugrundeliegenden sozialen Auseinandersetzungen. Eine wichtige Referenz für aktuelle
marxistisch geprägte Ansätze der Commons.
Helfrich, Silke/Heinrich Böll Stiftung (Hrsg.)
(2012): Commons: Für eine Politik jenseits von
Markt und Staat. Bielefeld. URL: https://www.
boell.de/de/content/commons-fuer-eine-neuepolitik-jenseits-von-markt-und-staat [09.07.2017].
Ein umfangreicher und aktueller Sammelband
mit vielen, kurzen Beiträgen, die das Spektrum
der Commons-Ansätze und deren Anwendungsbereiche gut darstellt.
Ostrom, Elinor (1990): Governing the Commons.
he Evolution of Institutions for Collective Action.
Cambridge, UK.
Das Standardwerk der neo-institutionalistischen
Commons-Literatur untersucht deren Herstellung, ihren Erhalt und die Verteilung anhand von
Beispielen verschiedener traditioneller Commons
weltweit.
Weitere zitierte Literatur
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bezahlbar wohnen? Potentiale und Herausforderungen genossenschaftlicher Wohnprojekte. In:
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Linebaugh, Peter (2008): he Magna Carta Manifesto. Liberties and Commons for All. London.
Parker, Peter/Johansson, Magnus (2012): Challenges and Potentials in Collaborative Management
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Terkessidis, Mark (2015): Kollaboration. Frankfurt
am Main
Alternatives Wirtschaften
Unter „alternativem Wirtschaften“ lassen sich
vielfältige Versuche subsumieren, jenseits von
Wachstumszwang und einseitiger monetärer
Gewinnorientierung zu wirtschaften. Da jüngere
urbane Subsistenzbewegungen auf grundlegende Fragen der Produktion und Allokation
fokussieren, lenken sie einen neuen Blick auf
die Stadt als Schauplatz dezentraler Produktion von Gebrauchsgütern und ökonomischen
Netzwerken.
Teil III: Begrife kritischer Stadtgeographie