Ammon, Christoph Friedrich von
- Lebensdaten
- 1766 – 1850
- Geburtsort
- Bayreuth
- Sterbeort
- Dresden
- Beruf/Funktion
- lutherischer Theologe ; Oberhofprediger ; Evangelischer Theologe ; Hofprediger ; Hochschullehrer ; Konsistorialrat
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 116299290 | OGND | VIAF: 16849941
- Namensvarianten
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- Ammon, Christoph Friedrich von
- Ammon, C. F. von
- Ammon, C.F. von
- Ammon, Christoph F. von
- Ammon, Christoph Fridericus de
- Ammon, Christoph Friedrich
- Ammon, Christoph. Frider.
- Ammon, Christophorus Fridericus
- Ammon, Christophorus Fridericus ab
- Ammon, Christophorus Fridericus de
- Ammon, Friedrich von
- Von Ammon, Cph. Fr. v.
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Ammon, Christoph Friedrich
lutherischer Theologe, * 16.1.1766 Bayreuth, † 21.5.1850 Dresden.
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Genealogie
Erneuerung eines von dem Geschlecht im 17. Jahrhundert abgelegten Adels 1824;
V Philipp Michael Paul Ammon, preußischer Kammerrat;
M Eleonore Marie Eusebia Grieshammer;
⚭ 1) Erlangen 31.7.1790 Elisabetha, T des Erlanger Professors Johann Friedrich Breyer, Cousine Hegels, 2) Dresden 19.6.1823 Marianne, T des Hofrates und ehemaligen Inspektors des Antikenkabinetts Dr. Becker;
6 K aus 1), u. a. Friedrich von Ammon, Professor der Theologie, Dekan und Stadtpfarrer in Erlangen, →Friedrich August von Ammon (s. 2). -
Biographie
A. studierte in Erlangen, wurde dort 1789 außerordentlicher Professor in der philosophischen Fakultät, 1790 außerordentlicher, 1792 ordentlicher Professor der Theologie, 1794 ordentlicher Professor und Universitätsprediger, später Konsistorialrat in Göttingen, 1804 wieder ordentlicher Professor der Theologie in Erlangen, 1808 dort auch Pfarrer und Inspektor der Ephorie, und amtierte 1813-49 als Oberhofprediger in Dresden. Er ist da auch zum Geheimen Rat im Kultusministerium, Staatsrat, Mitglied der I. Kammer und Vizepräsidenten des Landeskonsistoriums ernannt worden. – Wegen seiner ungewöhnlichen und umfassenden Gelehrsamkeit (Klassische Philologie, Orientalistik, neutestamentliche Wissenschaft, Philosophie) und wegen seiner großartigen Kanzelberedsamkeit gehörte A. zu den meistgerühmten Persönlichkeiten seiner Zeit. Er stand im Ruf eines Polyhistors, und man ist soweit gegangen, ihn Lessing an die Seite zu stellen. Er ist wohl anzusprechen als fränkischer Aufklärungstheologe, also als Rationalist, der doch versuchte, die Offenbarung nicht einfach fallen zu lassen, sondern Vernunft und Offenbarung miteinander zu versöhnen. Die Bezeichnung „Offenbarungsrationalismus“ versucht A.s vermittelnden Standpunkt auszudrücken. Zeitweise hat A. versucht, die Dogmatik und Ethik von Kants „praktischer Vernunft“ her zu entwerfen. A. ist jedoch bereits zu seinen Lebzeiten sehr umstritten gewesen, insbesondere deshalb, weil er in der Zeit des Ministeriums Einsiedel in Sachsen, dessen restaurativem Kurs entsprechend, der überlieferten sächsischen Kirchlichkeit starke Konzessionen gemacht hat und dann 1830 doch wieder mit seinen kritischen Ansichten herausgekommen ist. Als A. gar →Claus Harms' 95 Thesen 1817 verteidigte und gegen die Union auftrat, zog er sich einen scharfen Angriff Schleiermachers zu. („So laviert das Schiffchen, so gleitet der Aal“).
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Werke
u. a. Entwurf einer rein bibl. Theol., 1792; Summa theologiae christianae, 1803, ⁴1830;
Fortbildung d. Christentums z. Weltreligion. 4 Bde., 1833 ff. -
Literatur
ADB I;
J. Pabst, Lebens- u. Charakterumrisse Ch. F.s v. A., 1850;
Ch. F. v. A. nach Leben, Ansichten u. Wirken, 1850;
F. Blanckmeister. Pastorenbilder aus d. alten Dresden, 1917, S. 154 bis 158 (P);
Dresdner Neue Presse 12, 1936, Nr. 25;
PRE;
RGG; s. a.
G. Wolff, Bücherkde. d. frank. Gesch., H. 1, 1937. -
Porträts
Kupf. v. J. G. Schmidt, 1794, nach Zeichnung v. C. W. Bock, 1792, Abb. in: Slg. v. Bildnissen gel. Männer u. Künstler, 1.T., hg. v. J. Ph. Moser, 1794 ; nach eigener Zeichnung v. C. W. Bock; v. H. Lips;
v. F. W. Bollinger nach Zeichnung v. H. Lips;
Lithogr. v. J. M. Hamann; v. F. Zimmermann;
v. L. Zoellner nach Zeichnung v. H. Vogel;
Holzschnitt in: LIZ 8, 1847, S. 133. -
Autor/in
Franz Lau -
Zitierweise
Lau, Franz, "Ammon, Christoph Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 253-254 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116299290.html#ndbcontent
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Ammon, Christoph Friedrich von
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Biographie
Ammon: Christoph Friedrich v. A., geb. 16. Jan. 1766 in Baireuth, † 21. Mai 1850; bezog nach Vollendung seiner Schulstudien die Universität Erlangen, wo er, im Kreise seiner Commilitonen schon oft als künftige Größe bewundert, die umfassendsten theologischen, philosophischen, historischen und linguistischen Studien machte, auch schon im Jahre 1789 eine außerordentliche Professur in der philosophischen und 1790 eine solche in der theologischen Facultät erhielt und zwei Jahre später auf die Stelle eines Mitgliedes der theologischen Facultät und zweiten Universitätspredigers befördert wurde. Eben damals veröffentlichte A. diejenige seiner Schriften, welche vielleicht als seine verdienstlichste und bedeutendste Arbeit anzusehen ist, nämlich seinen „Entwurf einer rein biblischen Theologie“, welche Tholuck mit Recht als „ein für den historisch-kritischen Rationalismus grundlegendes Werk“ bezeichnet hat. — Auch als Kanzelredner hatte sich A. bereits einen ganz ungewöhnlichen Ruf erworben. Seine umfassende Belesenheit in der griechischen und lateinischen, in der rabbinischen und orientalischen, auch in der neueren Litteratur verschaffte ihm dabei den Ruf eines wahren Polyhistors, an welchem man das mit solchen Vorzügen selten verbundene Interesse an den Fragen des praktischen, kirchlichen Lebens umsomehr bewunderte. Das Jahr 1794 führte ihn daher nach Göttingen, wo er als Professor der Theologie, erster Universitätsprediger und Dirigent des theologischen Seminars, seit 1803 auch als Consistorialrath, bis zum Jahre 1804 wirkte, dann aber nach Erlangen zurückkehrte, wo er ordentlicher Professor der Theologie und zugleich Consistorialrath und Superintendent zu Ansbach ward. Diese Zeit kann als diejenige Periode seines Lebens angesehen werden, in welcher A. sich auf der Höhe seines Geisteslebens bewegte. Die beste Frucht desselben ist seine auf Kantischer Grundlage ausgeführte Sittenlehre, welche im Jahre 1795 erschien. Auch sein Compendium „Summa theologiae christianae“ von 1803 verdient erwähnt zu werden.
Als 1812 der Oberhofprediger Reinhard gestorben war, glaubte man in Dresden für das hiermit erledigte hervorragende Kirchenamt kaum einen anderen Nachfolger von gleich glanzvollem Namen gewinnen zu können als A. Derselbe folgte auch dem an ihn ergangenen Rufe und wurde 1813 Oberhofprediger und Consistorialrath zu Dresden, später auch Vicepräsident des Landesconsistoriums. In der Wirksamkeit, welche A. von nun an in seiner hohen Stellung entfaltete, findet man Schwankungen. Von einer Seite wird gegen ihn der Vorwurf erhoben, daß er in der ersten Periode seines Dresdner Lebens die Bahnen verlassen habe, die ihn bis dahin in seinem wissenschaftlichen und religiösen Streben geleitet hatten; von anderer Seite wird getadelt, daß die politische und kirchliche Umwälzung des Jahres 1830 wiederum die Richtung veränderte, welche er zu den Zeiten des Ministeriums Einsiedel verfolgt hatte. Mag er den kirchenpolitischen Aufgaben, welche ihm zufielen, nicht gewachsen gewesen, mag er durch das praktische Leben der freien Forschung entfremdet worden sein: ein entscheidendes Urtheil über ihn muß einer Zeit vorbehalten werden, die über ein reicheres biographisches Material verfügt und der kirchlichen Bewegung seiner Tage fremder gegenübersteht, als die unsere. Denkwürdig tritt der Streit hervor, in den er mit Schleiermacher gerieth, als er 1817 in seiner Schrift: „Bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit“ die Reformationsthesen des Claus Harms verfocht. Durch die Errichtung eines Cultusministeriums in Folge der Revolution von 1830 verlor die kirchliche Stellung Ammon's an Macht und Verantwortlichkeit; doch wurde er 1831 Mitglied des k. sächsischen Staatsraths. In seiner Schrift: „Fortbildung des Christenthums zur Weltreligion“ stellte er das Christenthum als ein in fortwährender Wandelung begriffenes Product der allgemeinen Culturentwicklung hin.
Seine letzten litterärischen Arbeiten waren sein „Leben Jesu“ (1842, 2 Thle.) und „Die wahre und falsche Orthodoxie“ (1849) — beide für den Entwickelungsgang der Theologie gleich werthlos.
Im Jahre 1849 legte der hochbetagte Greis seine Aemter und Würden nieder, um sich nach einer langen Zeit der rastlosesten Arbeit endlich Ruhe zu gönnen. Er starb aber schon in demselben Jahre, am 21. Mai, 84 Jahre alt.
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Literatur
Ch. F. von Ammon, nach Leben, Ansichten und Wirken. 1850.
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Autor/in
Heppe. -
Zitierweise
Heppe, Heinrich, "Ammon, Christoph Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 405-406 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116299290.html#adbcontent